Kulturgeschichte Chinas im Netz (II)

In loser Folge werden Webseiten präsentiert und rezensiert, die sich mit der Kulturgeschichte Chinas im weitesten Sinne beschäftigen. Vgl.  “Kulturgeschichte Chinas im Netz (I)”

Die Seiten von Bridging Eurasia, auf denen das Deutsche Archäologische Institut und die Chinesische Akademie für Kulturerbe (Zhongguo wenhua yichan yanjiuyuan 中國文化遺產研究院) “gemeinsam über aktuelle Entwicklungen, Konservierungsarbeiten, Museumseröffnungen und Neuerscheinungen” informieren, bieten – in Deutsch, Englisch und Chinesisch – neben einer sehr nützlichen Zusammenstellung von Fachzeitschriften zur Chinesischen Kulturgeschichte auch eine Rezension des auf 32 Bände angelegten Zhongguo wenwu ditu ji 中國文物地圖集 (“Atlas of Cultural Relics”/Atlas der historischen Denkmäler Chinas). Neben den Hinweisen auf Publikationen zum Kulturgüterschutz werden in der Rubrik “Neuigkeiten” Hinweise auf archäologische Endeckungen, auf Museen und Ausstellungen sowie zum Thema “Kulturerhalt” gegeben. Die Rubrik “Übersichtsartikel” enthält bislang als einzigen Beitrag “Die ältesten menschlichen Fossilien in China”  (von Richard Ehrich).

Von den archäologischen Funden in China haben die Terrakottakrieger des Ersten Kaisers (Qin Shihuangdi, r. 221-210 v. Chr.) weltweit sicherlich die größte Aufmerksamkeit erhalten. Einige diesem Fund gewidmete Ausstellungen (die sich in der Regel als Besuchermagnet erweisen[1] ) werden mit Online-Präsentationen beworben – derzeit etwa “China’s Terracotta Warriors. The First Emperor’s Legacy” im Asian Art Museum, San Francisco (22 Februar – 27. Mai 2013)[2] oder “Qin – Der unsterbliche Kaiser und seine Terrakottakrieger” am Bernischen Historischen Museum (15. März – 27. November 2013)[3]

Informationen zum kulturellen Erbe Chinas bieten auch die in den Jahren 1998 bis 2012 von Richard R. Wertz in sehr ‘chinoisem’ Design erstellten Seiten “Exploring Chinese History”, die Rubrik “Culture” enthält durchaus nützliche Informationen zu den Gebieten Sprache, Literatur, Archäologie, Philosophie, Religion und Bevölkerung.

 

  1. So zählte man bei “The First Emperor: China’s Terracotta Army” (British Museum, 13. September 2007 – 6. April 2008) 850.000 Besucher. Vgl. http://www.britishmuseum.org/about_us/museum_activity/china.aspx
  2. Vgl. dazu auch die Presseaussendung des Museums vom 2. Januar 2013
  3. Vgl. dazu auch “Qin-Ausstellung in Bern eröffnet”, http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/qin-ausstellung-in-bern-eroeffnet-25087/

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/448

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Kulturgeschichte Chinas im Netz (I)

Angeregt durch den Überblick von Mind the gap(s) über die China-Blogosphäre (Teil 1, Teil 2) erscheint es sinnvoll, mit einem kommentierten Überblick über Webseiten zu beginnen, die sich der Kulturgeschichte Chinas im weitesten Sinne widmen.

Unter der Leitung von Patricia Buckley Ebrey (University of Washington) entstand “A Visual Sourcebook of Chinese Civilization”. Eine Zeittafel liefert nicht nur einen Überblick über die wichtigsten Dynastien des kaiserlichen China sondern bietet auch dreizehn Karten, die die territoriale Entwicklung Chinas vom Neolithikum bis in die Gegenwart veranschaulichen. Das Themenspektrum reicht von Gräbern aus der chinesischen Antike, über Buddhismus, Kalligraphie und Malerei bis hin zu Gartenkunst, Wohnkultur, Kleidung und der Entwicklung der graphischen Künste in der chinesischen Moderne.

An eine breite Leserschaft – vom Wissenschaftler bis zum interessierten Laien – wendet sich Ulrich Theobald (Tübingen) mit Chinaknowledge – a universal guide for China studies – laut Kurzpräsentation auf der Startseite geht es ihm darum, für jene Bereiche der Geschichte und Kultur Chinas Informationen anzubieten, die anderswo nur ungenügend behandelt werden. Bei der Aufbereitung der einzelnen Themen stützt er sich beinahe ausschließlich auf wissenschaftliche Publikationen in chinesischer Sprache. Die Schwerpunkte liegen auf Kunst, Literatur, Geschichte, Religionen, Musik, Sprache und Schrift.

Eine wahre Fundgrube für Fragen rund um Geschichte, Gesellschaft und das kulturelle Erbe Chinas ist das 2005 gegründete und bis 2007 unter dem Titel China Heritage Newsletter publizierte E-Journal China Heritage Quarterly, das von Geremie R. Barmé (Australian National University) herausgegeben wird[1]. Der Bogen der Beiträge spannt sich vom 80. Jahrestag der Gründung des Palastmuseums in Beijing (Nr. 4, Dezember 2005) oder dem islamischen Erbe Chinas (Nr. 5, März 2006) und den Bemühungen um die Instandhaltung der Chinesischen Mauer (Nr. 6, Juni 2006) bis hin zur kulturgeschichtlichen Bedeutung des West-Sees (Xihu 西湖) bei Hangzhou (Nr. 28, Dezember 2011).

Eine sehr nützliche Linkliste zu chinesischer Kunst und Kultur ist in den “Museums and Exhibitions” sowie “Research + Reference” gewidmeten Abschnitten des Arts of China Consortium (früher: Chinese and Japanese Art History WWW Virtual Library) zu finden.

Der ebenfalls unter dem Dach der WWW Virtual Library 1995 online gegangene Internet Guide for Chinese Studies wurde zuletzt im Juni 2009 (!) aktualisiert. Für eine weitere Beschäftigung mit Aspekten der Kulturgeschichte Chinas interessant erscheinen die in Abschnitten B (“Philosophy/Religion”), C/D (“History”), L (“Education”, vor allem “History of Education”), M (Music), N (“Fine Arts”, von Architektur über Malerei und Kalligraphie bis hin zu Jade und Einrichtungsgegenständen) gesammtelten Links.

  1. Vgl. “Behind the Scenes” http://www.chinaheritagequarterly.org/behind.php?issue=030

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/426

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Klassiker und Zeichentrick (I): Sun Wukong 孫悟空, der ‘Affenkönig’

Der Affe gilt in Asien als klug, liebenswürdig und respektlos, er spielt vor allem  im Süden Chinas und in Tibet eine bedeutende Rolle in der Mythologie. Vielfach erscheinen Götter und/oder übernatürliche Wesen in der Gestalt von Affen, so in Indien der Affenkönig Hanuman, in China ist es Sun Wukong (japanisch: Son Gokū), der den Pilger Xuanzang auf der Reise nach Indien begleitet [1]. Diese Reise wird im 西遊記 Xīyóujì [Die Reise in den Westen], das Wú Chéng’ēn 吳承恩 (um 1500-1582) zugeschrieben und einer der vier klassischen Romane [2] der chinesischen Literatur ist, dargestellt. Der phantastisch-komische Roman erzählt von den 81 Bewährungen des ‘Affenkönigs’ Sun Wukong und des Mönchs auf der Reise zum ‘westlichen Himmel’ [3].

Im  Xīyóujì wird diese Geschichte in eine zweite eingebettet: Der Mönch Xuánzàng 玄奘 (603-664) war im 7. Jahrhundert von China nach Indien gereist, um heilige Schriften Buddhas nach China zu holen. Über diese sechzehn Jahre dauernde Reise verfasste Xuanzang einen ausfürhlichen Reisebericht [4], um den sich im Lauf der Jahrhunderte zahlreiche Legenden entwickelten – eine davon eben die über den Affenkönig.

Sūn Wùkōng 孫悟空, der ‘Affenkönig’, ist ein übernatürliches Wesen, das aus einem Felsen geboren wurde und durch daoistische Praktiken immense Kräfte erworben hat: Er kann schwere Lasten stemmen, ist pfeilschnell – und kennt 72 Verwandlugen (in Tiere und Objekte), jedes seiner Haare hat magische Eigenschaften, er kann Wind und Wasser beschwören und sich mit Beschwörungen vor Dämonen schützen, und er kann Menschen, Dämonen und Götter erstarren lassen. Er missbraucht seine Fähigkeiten und wird bestraft und für 500 Jahre unter einem Felsen gefangen. Um geläutert zu werden, darf er den Mönch Xuanzang nach Indien begleiten. Auf der Reise errettet er den Mönch aus zahlreichen Gefahren, spielt ihm aber auch zahlreiche Streiche.

Princess Iron Fan (1941)

Princess Iron Fan | Video

Eine Episode rund um den Affenkönig wird in Tiě shàn gōngzhǔ 鐵扇公主 [Princess Iron Fan/Prinzessin Eisenfächer] thematisiert, im ersten chinesischen Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge, der 1941 uraufgeführt wurde: Auf der Reise nach dem Westen kommen der Mönch und seine Begleiter – Sun, Shā Wùjìng 沙悟凈 und Zhū Bājiè 豬八戒 – in das Land des Feuerdämons, wo feuerspeinde Berge alles verbrennen. Sie erfahren, dass es einen magischen eisernen Fächer gibt, der die Macht des Feuerdämons bricht und das feuer löscht.

Die Prinzessin, die diesen Fächer hat, ist allerdings ein böser Geist, der nicht helfen will – im Gegenteil: Sie kämpft mit Sun Wukong und gibt ihm einen falschen Fächer, der die Feuer noch mehr anfacht. Im Kampf um den Fächer nehmen alle Beteiligten – die Prinzessin, ihr Mann, der Stier-Dämon und seine Geliebte, ein Fuchsgeist, ebenso wie Sun Wukong, der Sha Wujing und Zhu Bajie – unterschiedlichste (Tier-)Gestalten an, um durch List eine Entscheidung herbeizuführen. Der Affenkönig nimmt die Gestalt eines Käfers an, und lässt sich von der Prinzessin verschlucken. Er zwickt dann solange ihre Eingeweise, bis sie den Fächer abgibt. Mit dem Fächer kann Sun Wukong das Feuer löschen. Auch der Stierdämon wird gefangen und angekettet und kann so nicht weiter Schaden anrichten.

Produzenten und Regisseure des Films waren die Brüder Wan, Wàn Làimíng 萬籟鳴 (1900-1997) und Wan Guchan  萬古蟾 (1900-1995). die Pioniere des chinesischen Animationsfilms. Die beiden hatten in den 1920ern begonnen, mit Animation zu experimentieren und schließlich 1938-1940 an dem ersten Film in Spielfilmlänge gearbeitet, der am 1.1.1941 herauskam. Der Film wurde bald nach Japan gebracht, wo er nicht nur Manga-Künstler beeinflusste, sondern auch japanische Animationsfilme anregte, u.a. den Propagnadafilm Momotarō: Umi no Shinpei 桃太郎 海の神兵 (lit. Momotaro’s Gods-Blessed Sea Warriors, Regio: Seo Mitsuyo 瀬尾 光世, 1945).

Die Brüder Wan wandten sich dem Stoff noch einmal zu: Anfang der 1960er Jahre entstand Dànào tiāngōng 大鬧天宮 ['Uproar in Heaven'/'Havoc in Heaven'/'Aufruhr im Himmel].

[1] Wolfram Eberhard, Lexikon chinesischer Symbole. Die  Bildsprache der Chinesen (München: Diederichs 1996) 17 f.

[2 ]Die anderen drei: 三國演義 Sānguó Yǎnyì Die Geschichte der Drei Reiche (spätes 14. Jahrhundert);  水滸傳 Shuǐhǔ Zhuàn Die Räuber vom Liang-Shan-Moor (2. Hälfte des 16. Jahrhunderts) und 紅樓夢  Hónglóumèng Der Traum der roten Kammer  (2. Hälfte des 18. Jahrhunderts).

[3] Helwig Schmidt-Glintzer, Geschichte der chinesischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (München: C.H. Beck, 2. Aufl. 1999) 433-435 gibt eine kurze Inhaltsübersicht und die wichtigsten Übersetzungen.

[4] Das Dà Táng Xīyù Jì 大唐西域記 ist eine der wichtigsten Quellen für das mittelalterliche Zentralasien, die erste franzöische Übersetzung von Stanislas Julien erschien 1857.

 

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/391

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China in Comics, Manga, Graphic Novels | Bibliographie (I)

Comics_Regal

China in Comics, Graphic Novels & Co.

Comics, Graphic Novels, Manga, manhua etc. zeichnen sehr spezielle Bilder von China – zwischen Exotik und Dämonisierung, zwischen Geschichtsdarstellung und Fantasy-Abenteuern mit Drachen und Dämonen.   Die graphischen Erzählungen spiegeln das Chinabild ihrer Entstehungszeit und master narratives der Wahrnehmung Chinas von außen und sind Indikatoren für veränderte Wahrnehmungen. Gleichzeitig zeigen die Darstellungen, wie nachhaltig einzelne Elemente sind und wie fest deren Verbindung mit China ist.

Fast jede länger laufende Comic-Serie hat eine China-Folge oder ein China-Abenteuer. Dazu kommen zahlreiche ‘one shot’-Alben, die in China (im weitesten Sinn) spielen oder ‘Chinesisches’ (im weitesten Sinn) thematisieren. Viele der Einzelalben erscheinen mit relativ kleinen Auflagen und sind schwer zu finden – was die Auseinandersetzung mit dieser Quelle zu einer Herausforderung macht.

Diese erste Sammlung fasst vorwiegend franko-belgische Comics zusammen.

  • 1934/35 | 1946: Hergé: Le Lotus Bleu
  • 1957 Melliès: Dynamic (2e série) 59. Mission en chine
  • 1960 Francquin: Spirou + Fantasio: Le Prisonnier du Bouddha
  • 1968 Pif Poche 181. En chine
  • 1973 Morris/Goscinny: Lucky Luke: L’héritage de Ran-Tan-Plan
  • 1974 Boka/Chénier: Patof 2. Patof en Chine.
  • 1975 Gino D’Antonio: Pirates 60. Les pirates de la mer de Chine
  • [1975] Sleen: Les aventures de Néron et Cie. 44. La disparition du vase de Chine
  • 1977 Charlier/Hubinon: Buck Denny 39. Requins en mer de chine
  • 1978 Gillon/Lécureux: Fils de Chine [repr. 2007]
  • 1982 Franc: Histoires immobiles et récits inachevés 4. Nuits de Chine
  • 1983 Hugo Pratt: La Jeunesse de Corto
  • 1983 Jacques Martin: Alix. t. 17. L’empereur de Chine
  • 1986 Caniff/Smolderen: Images de Chine
  • 1989 Schetter: Cargo 6. Le judas de Shanghaï
  • 1990 Jack Staller: The Black Hawk Line. La route de Chine
  • ca. 1990: Petzi in China (DK: Rasmus Klump i Kina)
  • 1991 Mosaik 1/91, 2/91, 3/91, 4/93 [Nachdruck: Mosaik Sammelband 46: Im Reich der Mitte]
    • Sturz in neue Abenteuer
    • Das Orakel
    • Im Glanz der Hauptstadt
    • Rauhe Sitten
  • 1991-1996 Thierry Robin: Rouge de Chine
    • Ville Dragon
    • Masques
    • Zhan Zheng
    • Chute
  • 1995 Bardet/Stalner: Le Boche. 6. Nuit de Chine…
  • 1997 Durieux/Dellisse: Foudre 3. Hong Kong machine
  • 2000 Guy Delisle: Shenzhen
  • 2000 Pierre-Antoine Donnet: Cabu en Chine
  • 2002 Loustal/Coatalem: Jolie mer de Chine
  • 2004 Wong/Moench: Batman -  Hong Kong
  • 2005-2010  La Tigresse Blanche
    • Yann/Conrad: Au service secret du Grand Timonier
    • Yann/Conrad: Peau de pêche et cravate de soie
    • Conrad/Wilbur: L’Art du cinquième bonheur
    • Conrad/Wilbur: Une espionne sur le toit
    • Conrad/Wilbur: L’Année du phénix
    • Conrad/Wilbur: La Théorie du Mikado
    • Conrad/Wilbur: Voir Paris et mourir
  • 2006 Cardona/Mariolle: Foot 2 rue. 3. Les dragons de Shanghaï
  • 2007 Gene Luen Yang: American Born Chinese
  • 2007/2008
    • t. 15 Les trois yeux des gardiens du Tao
    • t. 16 La voie et la vertu
  • 2008 Jean und Philippe Graton: Michel Vaillant: China Moon
  • 2008 Jacques Martin/Erwin Drèze: Les voyages d’Alix 27. La Chine
  • 2008 Leloup: Yoko Tsuno 5. Sous le ciel de Chine
  • 2009 Chaiko/Cheng: La fille de Shanghai
  • 2010- Tisseron/Mariolle: Shanghaï
    • Shanghaï 1.  L’enfant de la pluie
    • Shanghaï 2. Les Promesses de l’aube
  • 2011 Zong/Meylaender: Nankin
  • 2012 Brrémaud/Renieri: Aya Tsu. L’Invasion de la Chine

Fortsetzung folgt …

 

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/223

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