Erich Riewe (1889-1972) und Erich Riewe (1897-1929) – zwei Schaupieler im Berlin der 1920er Jahre

Im Zuge der Quellenarbeit für das Projekt “Jüdisches Sachsen-Anhalt” stieß ich während der Auswertung der Militärstammrolle der Stadt Aschersleben für 1910 auf den Eintrag eines jüdischen Schauspielers, Erich Riewe, der nur von Januar bis März 1910 in der Stadt lebte, weshalb der Aktenvorgang nach Berlin-Charlottenburg weitergegeben wurde.

Erich Riewe, 1889 in Märkisch-Friedland geboren, war vermutlich für ein Theater-Engagement zu Beginn des Jahres 1910 für einige Monate nach Aschersleben gekommen, kurz vor Antritt seines Militärdienstes, im Alter von 21 Jahren – der Beginn einer Karriere?

Beim Versuch der Rekonstruktion seiner folgenden Lebensstationen sollte sich schnell herausstellen, dass dies ein weniger einfaches Unterfangen werden sollte: Finden sich auf gängigen Plattformen wie Wikidata, der GND oder der Datenbank des Deutschen Literaturarchivs in Marbach bereits Einträge zu einem Schauspieler Erich Riewe, die nur sehr spärlich mit Informationen bestückt sind, wird aufgrund der unterschiedlichen Lebensdaten schnell klar: Im Berlin der 1920er Jahre muss es zwei Schauspieler selbigen Namens gegeben haben, die sich zur gleichen Zeit in ähnlichen Milieus bewegt haben müssen.

Weitere Recherchen in den Berliner Personenstandsregistern führten zu ersten Ergebnissen zu beiden hier untersuchten Personen: Erich Riewe, der 1910 in der Militärstammrolle gelistet war, hatte dreimal geheiratet: zunächst 1916 die Korrespondentin Martha Elisabeth Kornetzke (die Ehe wurde 1927 geschieden); fünf Monate später heiratete er bereits seine zweite Frau Klara Hermine Hedwig Fernow (verstorben 1954 an einer chronischen Lungenentzündung), und im selben Jahr seine dritte Frau Ella, geb. Dumke, mit der Riewe bis zu ihrem Tod 1970 zusammenlebte. Erich Riewe selbst starb zwei Jahre später 1972 in Berlin-Schöneberg. Sein Namensvetter Erich Max Richard Riewe wurde am 06.

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Quelle: https://blog.factgrid.de/archives/3811

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Deutschlands erstes Schuhimperium – das Filialnetzwerk der Schuhwarenfabrik Conrad Tack & Cie. in FactGrid

Nachdem 1883 die Brüder Conrad und Jean Tack sowie Wilhelm Dedermann in Burg eine Schuhwarenfabrik gegründet hatten, die ab 1888 unter dem Namen “Conrad Tack & Cie” firmierte, begann die Geschäftsleitung schon früh mit neuen Verkaufsmethoden zu experimentieren.

Eine dieser Innovationen war ab etwa 1890 der Aufbau eines eigenen Verkaufsnetzes mit Geschäften, die exklusiv die Produkte von Tack führten. So existierten 1890 zunächst sechs eigene Filialen, die bis 1895 bereits auf ein Netz von 25 Geschäften ausgebaut werden konnten.  Folgende Karte des Vertriebsnetzes um 1895 zeigt, dass der Fokus zunächst auf Mitteldeutschland und einige Großstädte im Reich, wie Hamburg, Berlin oder Frankfurt am Main, lag.


Zweigniederlassungen von Conrad Tack (1895).

Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges sollte dieses Netzwerk auf über 140 Geschäfte wachsen. Der Krieg führte zu einigen kurzzeitigen Wachstumseinbrüchen und Verlusten, wie der Aufgabe der Geschäfte in Straßburg und Metz, aber mit dem Eintritt des Berliner Unternehmers Hermann Krojanker in den Vorstand des Unternehmens, konnte das Netzwerk der Verkaufsstellen in den 1920er Jahren noch einmal signifikant ausgebaut werden.

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Quelle: https://blog.factgrid.de/archives/3795

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Von Sozialisten, Shoah-Überlebenden und dem American Dream. Das Potential von Social Philately für die Geschichtswissenschaft

Social Philately ist eine philatelistische Bewegung, die in den 1980er Jahren in Australien und Neuseeland entstand und Anfang der 2000er Jahre Europa erreichte. Diese Bewegung zielt darauf ab, traditionelle philatelistische Fragestellungen zur Analyse postalischer Belege mit einer breiteren kulturellen und sozialgeschichtlichen Kontextualisierung zu verbinden. Dabei werden nicht nur die reinen Postbelege untersucht, sondern auch die Absender und Empfänger der Briefe, der Text der Briefe oder Postkarten sowie der historische Kontext, in dem diese entstanden sind, berücksichtigt.

Für die Philatelie ist dieser Blick über den eigenen Tellerrand äußerst bereichernd. Aber auch umgekehrt bietet der Blick auf scheinbar einfache und oft irrelevant erscheinende Quellen wie Briefumschläge oder Postkarten ein enormes Potenzial für die Geschichtswissenschaft. Diese Quellen bieten einen leichten Zugang zu einer riesigen und unerschöpflichen Menge an Daten zur Alltagsgeschichte von Menschen aller Gesellschaftsschichten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, die im privaten Raum entstanden sind. Das Potenzial für Fragestellungen in diesem Bereich ist nahezu unbegrenzt. Es bieten sich Ansätze für die post- und kommunikationsgeschichtliche Forschung, Forschung zu Propaganda und Werbung (bspw.

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Quelle: https://blog.factgrid.de/archives/3764

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Thomas Manns Korrespondenzpartner 1899-1921

Thomas Mann gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Neben seinen literarischen Werken hinterließ er nicht nur eine dichte Überlieferung an Tagebüchern, sondern auch Tausende Briefe, die zu einem großen Teil in verschiedenen Editionen gedruckt vorliegen, seien es Briefbände, die mehrere Jahrzehnte seines Schreibens abdecken, oder Korrespondenzen mit einzelnen Personen wie Hermann Hesse, seinem Bruder Heinrich Mann oder seinem Verleger Samuel Fischer.

Für den Zeitraum 1899 bis 1955 gibt es 2970 Briefe Thomas Manns, die gedruckt vorliegen. Eine Übersicht zu dieser reichhaltigen Schreibtätigkeit bietet die 1969 erschienene Bibliographie “Thomas Manns Briefwerk. Bibliographie gedruckter Briefe aus den Jahren 1889-1955” von Georg Wenzel. Hierin sind alle Briefe Manns nach laufender Nummer mit Empfänger, Datum, Ort und einem Verweis auf die entsprechende Edition aufgelistet und mit Anmerkungen versehen.

Um einen Anfang zu machen, dieses umfassende Netzwerk und seine Korrespondenztätigkeit in FactGrid abzubilden, wurden nun zunächst alle 121 Korrespondenzpartner der Jahre 1899 bis 1921 aufgenommen, seien es Personen, Verlage oder Zeitungen, und ins FactGrid eingepflegt.

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Quelle: https://blog.factgrid.de/archives/3688

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Die Schopenhauer Gesellschaft 1912-1913 – Ein Forschungsprojekt mit Hilfe des FactGrid

Im Rahmen eines größeren Forschungsprojekts zu deutsch-indischen Kulturbeziehungen in der Zeit des Nationalsozialismus stellte sich mir wiederholt die Frage, weshalb immer wieder eine bestimmte Gruppe von Künstlern und Schopenhauerenthusiasten eine besondere Neigung zu einer Art „spiritueller Indienverehrung“ zeigten. Alle waren verbunden mit Paul Deussen (1845-1919), dem zentralen Initiator der Schopenhauer-Gesellschaft, gegründet 1911 in Kiel. Die Gesellschaft besteht bis heute. Um diese Fälle zu kontextualisieren und um festzustellen, ob diese Nähe zu Schopenhauers Philosophie in einem ursächlichen Zusammenhang mit einer Begeisterung für Indien stand oder doch nicht eher ein Zufall war, habe ich mich, mit der tatkräftigen Unterstützung von Olaf Simons und Martin Gollasch daran gemacht, die Mitgliederlisten der Jahre 1912 und 1913 in FactGrid aufzunehmen und die Personen zu identifizieren. Das Ergebnis überraschte uns in gewisser Weise alle. Im Folgenden sollen die gesammelten Daten anhand einiger Fragen visualisiert und damit „zum Sprechen“ gebracht werden.

Dass die Mitglieder der Schopenhauer Gesellschaft eine bestimmte Schicht bürgerlicher Intellektueller widerspiegeln würde, kann als gesetzt gelten. Indes waren die Fans von Schopenhauer doch etwas speziell in ihrer Zusammensetzung. Es überrascht nicht, dass überdurchschnittlich viele Universitätsprofessoren unter den Mitgliedern waren; eines der Ziele war es doch, den zu Lebzeiten von den deutschen Universitäten stets frustrierten Philosophen postum zu Ansehen zu verhelfen.

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Quelle: https://blog.factgrid.de/archives/2116

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[Video] Das 20. Jahrhundert & der Erste Weltkrieg: Harold James – Cosmos, Chaos: Finance, Power and Conflict

Harold James is Professor of History and International Affairs at Princeton and holds a joint appointment as Professor of International Affairs in the Woodrow Wilson School.

Das 20. Jahrhundert & der Erste Weltkrieg: Harold James – Cosmos and Chaos from maxweberstiftung on Vimeo.

Abstract

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1587

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