CfP: After Post-Photography 6: Photography‘s Future Perfect

CfP: After Post-Photography 6: Photography‘s Future Perfect

 

From the beginnings, photography changed the relation of humans to time. In its pictures, the present was translated into a future past. On closer looks however, and with some attention to the practices photography is part of, it turns out that the connections between photography and time are more complex than the common understanding of photographs being an image from the past: When granny for instance shows her album to her grand-children they have a hard time understanding that the old lady besides them should be identical to that young girl on the pictures. And it doesn’t stop there: Product photography for instance often shows us our happy future if only we buy this car, this trip or that outfit. Re-viewing old photographs uncovers details that during the time they were taken the contemporaries were oblivious to. If a photograph of a far away galaxy gets taken today, it shows us what has happened there ages ago. Using the appropriate filters, digital photographs appear as if they were albumen prints or Polaroids.



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Quelle: https://www.visual-history.de/2019/12/09/cfp-after-post-photography-6-photographys-future-perfect/

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John Morris

John Morris

John Godfrey Morris war das lebende Bildgedächtnis des 20. Jahrhunderts. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Bildredakteur für „Life“, später für die renommierte Frauenzeitschrift „Ladies’ Home Journal“, für die Bildagentur Magnum, die „Washington Post“, die „New York Times“ und für „National Geographic“. Über seinen Tisch gingen die Bilder vom D-Day in der Normandie, die Robert Capa aufgenommen hatte, das Bild von der Exekution eines Vietcong auf offener Straße in Saigon und das sogenannte Napalm Girl. Immer war er es, der den Abdruck allen Regeln zum Trotz  – schlechte Bildqualität, Gewalt, Nacktheit – befürwortete und die Bilder auf die Titelseiten der Zeitungen brachte.

Auf die Frage, was einen guten Fotografen ausmache, hat Morris einmal gesagt: „Great photographers have to have three things. They have to have heart if they’re going to photograph people. They have to have an eye, obviously, to be able to compose. And they have to have a brain to think about what they’re shooting.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2017/08/03/john-morris/

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Aktfotografie in der DDR

Aktfotografie in der DDR

Klaus Ender wurde 1939 in Berlin geboren. Aus politischen Gründen flieht er 1957 aus der DDR und schließt in Friedrichshafen am Bodensee eine Ausbildung als Bäcker ab. Nach eineinhalb Jahren kehrt er in die DDR zurück. Auf Rügen gründet er den Fotoclub Saßnitz. 1963 entstehen erste Aktaufnahmen. Zwei Jahre später werden Fotos von ihm in der Zeitschrift „Das Magazin“ veröffentlicht. Nach seiner Zulassung als Bildreporter ist er als Volkskorrespondent tätig und veröffentlicht im Fotokinoverlag Leipzig das Lehrbuch „Mein Modell“. 1975 wird in Potsdam seine Fotoausstellung „Akt & Landschaft“ eröffnet, in der Bilder von ihm und dem Fotografen Gerd Rattei zu sehen sind. Sie ist ein großer Erfolg und tourt durch sechs Städte in der DDR. Im Jahr 1981 reist Ender aus der DDR nach Österreich aus.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2017/03/13/aktfotografie-in-der-ddr/

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Julius Groß – Ein „Tagebuch in Bildern“

Julius Groß (Fotograf), Kreistanz auf dem Bundestag des Jungdeutschen Bundes in Ludwigslust im August 1920,  Quelle: Archiv der deutschen Jugendbewegung © (AdJb) F1/60/33
Julius Groß (Fotograf), Kreistanz auf dem Bundestag des Jungdeutschen Bundes in Ludwigslust im August 1920, Quelle: Archiv der deutschen Jugendbewegung © (AdJb) F1/60/33

Julius Groß (Fotograf), Kreistanz auf dem Bundestag des Jungdeutschen Bundes in Ludwigslust im August 1920, Quelle: Archiv der deutschen Jugendbewegung © (AdJb) F1/60/33

Die Nachfrage nach visuellen Quellen in Archiven ist in den vergangenen Jahr(zehnt)en deutlich angestiegen – nicht nur von Seiten der Massenmedien, sondern auch und zunehmend von ForscherInnen verschiedenster Disziplinen. Annäherungen an kulturelle oder politische Entwicklungen des 20. und 21. Jahrhunderts verbleiben ohne ihre bildlichen Repräsentationen unvollständig, prägen sie doch ganz wesentlich den Blick auf gesellschaftliche Gegenwarten und Vergangenheiten mit. Bilder vermögen es, Emotionen auszulösen, sie speichern, stimulieren und formieren Erinnerungen, Wertvorstellungen oder Denkmuster und sind somit keineswegs bloße Abbildungen gesellschaftlicher Prozesse, sondern kreieren diese wesentlich mit.

Julius Groß (Fotograf), Selbstporträt mit Leica im Riesengebirge, um 1930, Quelle: Archiv der deutschen Jugendbewegung © (AdJb) F1/Privat/077

Julius Groß (Fotograf), Selbstporträt mit Leica im Riesengebirge, um 1930, Quelle: Archiv der deutschen Jugendbewegung © (AdJb) F1/Privat/077

Ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt widmete sich der Aufgabe, den ersten Teil des quantitativ wie qualitativ einmaligen Fotografennachlasses von Julius Groß (*14. April 1892, +23.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2015/10/30/julius-gross-ein-tagebuch-in-bildern/

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Themendossier: Bildredakteure

 

In dem Themenschwerpunkt „Bildredakteure“ werden sukzessive einzelne europäische und US-amerikanische Bildredakteure und eine Bildredakteurin auf Visual History vorgestellt, die professionelle Standards gesetzt und den Bildjournalismus des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt haben, nämlich Willy Stiewe, Maria Eisner, Stefan Lorant, John G. Morris, Horst Faas und Rolf Gillhausen. Dass hier fast ausschließlich Männer vorgestellt werden, liegt daran, dass Frauen in der Branche – wie in vielen anderen Öffentlichkeit konstituierenden Sparten – stark unterrepräsentiert waren.

Zudem fällt auf, dass die meisten der hier genannten Namen allenfalls Insidern oder guten Kennern der Geschichte des Fotojournalismus bekannt sind. Da sie stets „im Hintergrund“ agierten, erlangten Bildredakteure nur in Ausnahmefällen die Prominenz, die Fotojournalisten wie Robert Capa oder James Nachtwey zuteil wurde und noch wird. Ziel des Themenschwerpunkts ist es deshalb, die Aufmerksamkeit auf diejenigen Bildredakteurinnen und -redakteure zu lenken, die durch die Auswahl von Bildern und die Gestaltung von Reportagen ebenso viel zur Konstitution moderner Bildgedächtnisse beigetragen haben wie die Fotografen, die ihnen – mal mehr, mal weniger vertrauensvoll – ihre Bilder auf den Schreibtisch legten.



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Quelle: https://www.visual-history.de/2015/10/08/themendossier-bildredakteure/

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Andere Akteure suchen

Die Suche nach Akteuren in der Geschichte ist an sich bereits ein Unterfangen, das kritisiert werden kann. Dennoch denke ich, dass gerade im Bereich der Geschichtsschreibung zu humanitären Einsätzen wenig darauf geachtet wird, inwiefern nicht-menschliche Akteure eine Rolle in Diskursen und konkreten Praktiken spielen können. Dies scheint umso problematischer mit einem Blick über die Art und Weise, wie in der zeitgenössischen Berichterstattung über humanitäre Katastrophen berichtet wird: oft fehlt es in Krisengebieten an ausreichender Versorgung, die bürokratisch ver- oder behindert wird (siehe Artikel im Tagesspiegel zu Äthiopien).

In meinen Augen geht es dabei nicht darum, in eine reine Technikgeschichte zu verfallen – ein Ansatz, der auch wohl nicht der komplexen Natur humnaitären Denkens und Handelns gerecht werden würde. Und doch: Handeln ohne Mittel erscheint fragwürdig. Und wenn die bisherige Forschung zum Stellenwert humanitärer Bildproduktion etwas vereint, dann ist dies die Überzeugung, dass Bilder von Leid und Elend dazu bewegen können, Hilfe zu leisten. Meistens geschieht dies durch offene oder subtile Konfrontation: die fortschrittlichen und westlichen Gesellschaften sollen Hilfe leisten, da sie über ausreichend Mittel verfügen, die wiederum zu einem humnaitären EIngreifen verpflichten.

Falls dieser Problemaufriss seine Berechtigung finden kann, was wären methodische und quellenkritische Implikationen für eine historische Perspektive?

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Quelle: http://herzinfin.hypotheses.org/61

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Alberto Henschel und die frühe Porträtfotografie in Brasilien

Henschel: Porträt mit Fächer

 

Brasilien weist eine lange und vielfältige fotografische Geschichte auf. Bereits in den 1840er-Jahren wurden die ersten Fotostudios in den großen Küstenstädten eröffnet. Die Fotografen waren häufig europäische Immigranten, die vorzugsweise in Recife, Salvador und Rio de Janeiro erfolgreiche Studios führten.[1] In der besonderen gesellschaftlichen und politischen Situation im Brasilien des 19. Jahrhunderts, die durch eine rasante Technisierung und Modernisierung nach europäischem Vorbild geprägt war, erfüllte die Fotografie spezifische Aufgaben. Sie diente der Strukturierung von Wahrnehmung und der Repräsentation einer gesellschaftlichen Realität, die von tiefgreifenden sozialen Umbrüchen gezeichnet war. Eine besondere Rolle spielte dabei die Porträtfotografie, die eines der wichtigsten Betätigungsfelder der frühen Fotografen war. Zu ihrer Klientel gehörten die ökonomischen Eliten sowie die neu aufstrebende Mittelschicht, der ebenfalls viele europäische Immigranten angehörten. Sie teilten demnach weitgehend den Habitus der Fotografen, die mit der fotografischen Technik auch die europäischen fotografischen Bildtraditionen mit nach Brasilien brachten.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2015/06/23/alberto-henschel-und-die-fruehe-portraetfotografie-in-brasilien/

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Kolloquium „West-Berlin im Bild“

West-Berlin im Bild

West-Berlin im Bild

Mit dem Werk des kulturbegeisterten Pressefotografen Harry Croner (1903-1992) und des privat und in Farbe fotografierenden RIAS-Mitarbeiters Rolf Goetze (1921-1988) besitzt das Stadtmuseum Berlin zwei Fotografen-Nachlässe, die in besonderer Weise die Geschichte West-Berlins über vier Jahrzehnte dokumentieren. Welches sind die Bilder, die unser Bildgedächtnis von West-Berlin prägen? Die sehr verschiedenen Arbeitsbedingungen und Interessen beider Fotografen sind Anlass über die Rolle der Fotografie bei der Entstehung und Verbreitung von Geschichtsbildern der ehemaligen Inselstadt zu diskutieren.

 

Programm Kolloquium „West-Berlin im Bild“

15 Uhr
„Bühne West-Berlin – Fotografien von Harry Croner aus vier Jahrzehnten“
Kuratorenführung | Peter Schwirkmann
„West-Berlin, privat“ – Ein partizipatives Foto-Album
Slideshow | Hoffmann-Saal

16 Uhr | Beginn des Kolloquiums
Begrüssung | Christian Mothes | Kommissarischer Direktor Stadtmuseum Berlin
Zwischen Amateur und Agentur – Herausforderungen fotografischer Sammlungen
Ines Hahn | Stadtmuseum Berlin, Leiterin der Fotografischen Sammlung
Geschichte und Bilder – Harry Croners West-Berlin
Peter Schwirkmann | Stadtmuseum Berlin, Kurator
der Harry-Croner-Ausstellung

17.10 – 17.30 Uhr
Kaffeepause

17.30 Uhr
Pressefotografie im West-Berlin der frühen Nachkriegszeit
Bernd Weise | Publizist M.A. / Dipl. Designer, Publikationen zur Pressefotografie und Pressegeschichte
West-Berlin-Fotos
Sehnsuchtsbilder und zeithistorische Quellen
Hanno Hochmuth | Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

18.30 Uhr
Podiumsdiskussion mit den Referenten
Wie hat Bildjournalismus in West-Berlin praktisch funktioniert?
Kann die Erschließung von Fotobeständen ein neues Geschichtsbild vermitteln?
Welche Erkenntnisse können wir aus den Archiven über den Umgang mit Pressefotos ziehen?
Moderation Sigrid Schulze | Mitte-Museum, Sprecherin der Fachgruppe
Fotografie im Landesverband der Museen zu Berlin

19 Uhr
Ende der Veranstaltung

Eintritt 5,– Euro

Stiftung Stadtmuseum Berlin

Quelle: https://www.visual-history.de/2015/04/16/kolloquium-west-berlin-im-bild/

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Deutsche Kriegsfotografie im Zweiten Weltkrieg. Zwischen privater und professioneller Praxis

Workshop Deutsche_Kriegsfotografie

Workshop Deutsche_Kriegsfotografie

 

Der Zweite Weltkrieg ist trotz der zeitlichen Distanz von fast 75 Jahren wie kein anderer Krieg in der deutschen Erinnerungskultur präsent. Es handelt sich um ein historisches Ereignis, das bis in die heutige Zeit auf individueller wie kollektiver Ebene von allen Generationen mit ganz bestimmten Bildern assoziiert wird. Diese ausgeprägte visuelle Dimension der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg hängt unmittelbar mit dessen historischer Situierung im beginnenden „Visuellen Zeitalter“ zusammen.

Einerseits lieferten professionelle Fotografen im staatlichen Auftrag Aufnahmen, durch die ein einheitlich konstruiertes Bild des Krieges für die Öffentlichkeit entstehen konnte. Die eigens dafür in den „Propagandakompanien“ (PK) zusammengefassten Berufsfotografen begleiteten die Einheiten der Wehrmacht und der Waffen-SS und erstellten Material für die Kriegsberichterstattung in den deutschen und neutralen Medien. Ihre vorrangige Prämisse war dabei die gezielte Modellierung einer virtuellen Kriegsrealität, eines gewollten Bild des Krieges, das den Zielen und Zwecken der Staats- und Wehrmachtführung entsprach und der deutschen Öffentlichkeit vermittelt werden sollte.

Andererseits wurden durch die zahlreichen privat fotografierenden Soldaten sehr viele individuelle Bilder des Krieges konstruiert. Durch diverse technische Neuerungen begünstigt, erreichte das Fotografieren auch im privaten Gebrauch einen Höhepunkt und entwickelte sich in den 1920er-Jahren zu einem alle Gesellschaftsschichten durchdringenden Phänomen. Es zeigte sich, dass Amateure und Knipser gerade auch in der Ausnahmesituation Krieg weiter fotografierten und in ihren Aufnahmen zwischen soldatischer Alltagsfotografie, touristischem Blick und bellizistischer Sensationsfotografie oszillierten. Dabei gestalteten die Soldaten, bewusst wie unbewusst, ihren ganz privaten Bilderkosmos.

Die fotografische Dokumentation der beteiligten deutschen Soldaten soll in der Veranstaltung aus verschiedenen Blickwinkeln (Produktion, Distribution, Rezeption usw.) betrachtet werden, um anschließend einen Vergleich zwischen professioneller und privater Praxis zu versuchen. Der konzipierte Workshop hat damit das Ziel, Dependenzen, Ähnlichkeiten und Differenzen der privaten und professionellen deutschen Kriegsfotografie im Zweiten Weltkrieg aufzuzeigen.

Armin Kille, Tristan Schäfer, Thomas Lienkamp

 

Programm

Freitag, 13.03.2015, 13:00 – 17:30
13:00 Begrüßung
13:15 Einführung – PD Dr. Jens Jäger (Köln)
13:30 Dr. Bernd Boll (Freiburg): Dokument oder Propaganda? Quellenkritische Anmerkungen zum Foto- und Filmmaterial der deutschen Propagandatruppen 1938-1945
14:05 Diskussion
14:35 Pause (15 Min.)
14:50 Dr. Petra Bopp (Hamburg): Das „Millionenheer der Amateurphotographen“ im Zweiten Weltkrieg. Produktion, Distribution und Rezeption von Fotokonvoluten der Wehrmachtsoldaten 1939-1948
15:25 Diskussion
15:55 Pause (35 Min.)
16:30 Prof. Dr. Rolf Sachsse (Saarbrücken): Von „wertvoller Blockadebrecherarbeit“ zum Wunsch, „mit Gewehr und Kamera dienen zu dürfen“. Notizen zur Verschränkung von professioneller und amateurhafter Fotografie im Zweiten Weltkrieg
17:05 Diskussion
17:35 Ende

Samstag, 14.03.2015, 10:00 – 16:30
10:00 Begrüßung / Vorstellungsrunde
10:25 Tristan Schäfer (Köln): Amateurfotografische Fotoalben deutscher Wehrmachtsoldaten zwischen Weltanschauung, Selbstmitteilung und Erinnerung | 10:45 Diskussion
11:10 Pause (10 Min.)
11:20 Armin Kille (Köln): Der Krieg erzählt in Bildern. Fotografien deutscher Soldaten in Feldpostbriefen und Kriegstagebüchern. Ein Fallbeispiel | 11:40 Diskussion
12:05 Olli Kleemola (Turku, Finnland): Sich wiederholende Bilder des Krieges? |12:25 Diskussion
12:50 Pause (60 Min.)
13:50 Thomas Lienkamp (Köln): Die Fotoproduktion der „Heeres-Propagandakompanie 689“. Ein Werkstattbericht | 14:10 Diskussion
14:35 João Franzolin (Flensburg): Die Geschichte der Zeitschrift „Die Wehrmacht” (1936-1944): Publikationsaspekte, Personal, Berichterstattung und Propaganda | 14:55 Diskussion
15:20 Pause (20 Min.)
15:40 Sebastian Kindler (Berlin): Der Einsatz von PK-Fotografen im Krieg gegen die UdSSR. Das Beispiel Benno Wundshammer | 16:00 Diskussion
16:25 Verabschiedung
16:30 Ende

Der Workshop findet statt im Anna-Maria von Schürmann-Raum (3.229), Historisches Institut, im Gebäude Philosophikum (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln) auf dem Campus der Universität zu Köln.

Quelle: http://www.visual-history.de/2015/03/07/deutsche-kriegsfotografie-im-zweiten-weltkrieg-zwischen-privater-und-professioneller-praxis/

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Walker Evans. Ein Lebenswerk

Walker Evans: Pabst Blue Ribbon Sign, Chicago, Illinois, 1946. Das Foto erschien 1947 im Wirtschaftsmagazin Fortune in dem Artikel „Chicago. A Camera Exploration”
Ausstellung "Walker Evans. Ein Lebenswerk" im Martin-Gropius-Bau

Ausstellung „Walker Evans. Ein Lebenswerk“ im Martin-Gropius-Bau

„Du beginnst mit deiner Kamera Menschen auszuwählen. Das ist zwanghaft, und man kann es nicht stoppen. Ich denke, alle Künstler sind Sammler von Bildern.“ (Art in America, März-April 1971: Interview with Walker Evans by Leslie Katz)

Der US-Amerikaner Walker Evans (1903-1975) kam über Umwege nach einem abgebrochenen Literaturstudium Ende der 1920er-Jahre in New York zur Fotografie. Das Wirtschaftsmagazin „Fortune“ publizierte ab 1934 über 400 Bilder von Evans in 45 Artikeln und beschäftigte ihn von 1945 bis 1965 als Bildredakteur und Fotografen. Seine frühen Fotoserien zur Viktorianischen Architektur und Bilder von Auftragsreisen nach Tahiti und Kuba fanden große Beachtung, sodass 1938 die erste monografische Ausstellung des Museum of Modern Arts zu „Walker Evans: American Photographs“ in New York stattfand.

Walker Evans: Pabst Blue Ribbon Sign, Chicago, Illinois, 1946.

Walker Evans: Pabst Blue Ribbon Sign, Chicago, Illinois, 1946.

 

Walker Evans nahm eine Vorreiterrolle in der Fotografie des „dokumentarischen Stils“ ein, die sich durch Zurückhaltung und ein Gespür für nicht inszenierte Posen auszeichnet. Insbesondere viele Fotografen der 1960er- und 70er-Jahre wie Helen Levitt, Robert Frank, Diane Arbus und Lee Friedlander wurden durch ihn stark beeinflusst.

Die Ausstellung „Walker Evans. Ein Lebenswerk“ zeigt 200 Originalabzüge des Fotografen von 1928 bis 1974 und ist vom 25. Juli bis zum 9. November 2014 im Martin-Gropius Bau in Berlin zu besuchen. Sie wird im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie von den Berliner Festspielen gezeigt und wurde von der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur, Köln, bereitgestellt.

Der amerikanische Kunsthistoriker und ehemalige Kurator am Cincinnati Art Museum James Crump präsentiert in der Ausstellung die Anfänge und Entwicklungen in Evans Karriere und zeigt neben den Höhepunkten auch unveröffentlichte Arbeiten. Diese erste große Retrospektive von Walker Evans in Deutschland war 2013 schon in Köln, Linz und Amsterdam und ist nun in Berlin zu sehen. Der Direktor des Martin-Gropius-Baus Gereon Sievernich sprach bei der Eröffnung von einem „Traumprojekt“ und erwähnte in diesem Zusammenhang besonders die Förderung durch den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV).

Nach Walker Evans Tod 1975 übernahmen das Metropolitan Museum of Art und das Getty Museum die Nachlassverwaltung, wozu u.a. Korrespondenzen und Sammlungen von Postkartenansichten, Werbung und Reklameschilder gehören. Die Fotos der Ausstellung stammen aus der Privatsammlung von Clark und Joan Worswick, der Sammlung Ulla und Kurt Bartenbach aus Köln sowie aus der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln und dem Ibero-Amerikanischen Institut Preußischer Kulturbesitz aus Berlin. Um sein Werk aus insgesamt 46 Arbeitsjahren zu erhalten, hat die Familie Worswick seit 1976 Evans Originalabzüge gesammelt, die bereits seit 1974 von ihm an Kunsthändler verkauft worden sind.

Walker Evans: Façade of House with Large Numbers, Denver, Colorado, August 1967

Walker Evans: Façade of House with Large Numbers, Denver, Colorado, August 1967

Die Ausstellung zeigt neben den fotografischen Anfängen in New York Ende der 1920er-Jahre auch die Fotoserie, die den Verfall der Viktorianischen Architektur dokumentiert und so einen langsam verschwindenden amerikanischen Lebensstil zeigt.

Evans sachliche Aufnahmetechnik kommt insbesondere in den Schwarz-Weiß-Aufnahmen seiner botanischen Studien, der Serie „Beauties of the Common Tool“ (1955, Fortune) und den Fotos zur „African Negro Art“ im MoMA von 1935 zur Geltung. Weitere Fotoaufträge realisierte er in den 1930ern auf einer Kreuzfahrt nach Tahiti, bei der auch sein einziger Film „Travel Notes“ entstand. Während seiner dreiwöchigen Kubareise im Auftrag des Verlegers J.B. Lippincott machte er 31 Fotos, die im Buch „The Crime of Cuba“ von Carleton Beals 1933 erschienen. Er fotografierte die Alltagskultur und Atmosphäre Havannas mit unverfälschtem Blick auf das echte Straßenleben.

Walker Evans: Girl In French Quarter, New Orleans, Februar - März 1935

Walker Evans: Girl In French Quarter, New Orleans, Februar – März 1935

Im Auftrag der Resettlement Administration, später Farm Security Administration, entstand sein umfangreichstes Werk mit über 200.000 Bildern, die zum Thema Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre den Status von Ikonen erlangten. Von 1935 bis 1937 reiste Evans in den Süden der USA und fotografierte neben neuklassizistischer Architektur auch lebensnahe Porträts. Anlässlich Roosevelts „New Deal“ sollte eine fotografische Dokumentation der sozialen und wirtschaftlichen Lebensumstände gerade auf dem Land nach der „Großen Depression“ entstehen.

Walker Evans: Barn, Nova Scotia, 1969 – 1971

Walker Evans: Barn, Nova Scotia, 1969 – 1971

Zu den Motiven gehörten Wohngebiete, Fabriken, Scheunen, Friedhöfe, einfache Behausungen der Handwerker und Bergleute, Straßenfeste, Interieurs, Siedlungen und Straßenszenen in den Bundesstaaten Louisiana, Georgia, Massachusetts, Mississippi, Alabama, West Virginia und Florida. Die Fotos vermitteln nicht nur die Not und Armut der Bevölkerung, sondern dokumentieren vorwiegend ihr Alltagsleben, die ländlichen Traditionen und die Atmosphäre, die bis heute das amerikanische Bildgedächtnis an die „Große Depression“ prägen. In diesem Zusammenhang entstanden die Buchpublikationen „Let Us Now Praise Famous Men“ (mit dem Schriftsteller James Agee) von 1941 und „Many Are Called“ von 1966.

Zu Evans weiteren Arbeiten zählen die Subway-Porträts von 1938. Walker Evans fotografierte mithilfe einer 35mm-Contax Knopflochkamera und einem Drahtauslöser am Ärmel die Passanten in der New Yorker U-Bahn. Die Motive und Fahrgäste wirken nachdenklich, introvertiert und träumerisch. Seine Polaroids aus den 1970er-Jahren sind leider nicht im Martin-Gropius-Bau ausgestellt. Sie zeigen vor allem Evans Leidenschaft für Werbe- und Reklameschilder. Walker Evans Karriere spiegelt somit neben der ständigen Präsenz bestimmter Themen, wie Arbeitslosigkeit, Architektur und Amerikas Süden, auch eine Interessenerweiterung wider, die im Martin-Gropius-Bau in drei Ausstellungsräumen neu entdeckt werden kann.

 

Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung "Walker Evans. Ein Lebenswerk" im Martin-Gropius-Bau

Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung “Walker Evans. Ein Lebenswerk” im Martin-Gropius-Bau

Ausstellung "Walker Evans. Ein Lebenswerk" im Martin-Gropius-Bau

Ausstellung “Walker Evans. Ein Lebenswerk” im Martin-Gropius-Bau

 

Kurzbiografie

1903 Geboren in St. Louis, Missouri, USA

1922-1924 Phillips Academy, Andover, und Williams College, Williamstown, Arbeit in der NY Public Library

1926 Paris-Aufenthalt, erste Fotografien

1928-1930 New York, erste Veröffentlichungen in „The Bridge“ von Hart Crane

1931 Serie über Viktorianische Häuser

1932 Schiffsreise nach Tahiti

1933/34  Reise nach Kuba und Fotos für das Buch „The Crime of Cuba“ (1933) von Carleton Beals. Erster Auftrag für das Wirtschaftsmagazin „Fortune“. Das MoMA zeigt die Ausstellung „Photographs of the 19th-Century Houses” mit 39 Evans-Fotografien

1935-1937 Kooperation mit der Resettlement Administration/Farm Security Administration (FSA)

1939 Retrospektive „Walker Evans. American Photographs“ im MoMA (nochmal 1962). Porträts von Fahrgästen in der New Yorker Subway

1940/41 Buch-Publikation „Let Us Now Praise Famous Men“ über drei Pächterfamilien in Alabama mit Texten von James Agee und Evans Fotos von 1936 aus Hale County

1945-1965 Anstellung bei dem Wirtschaftsmagazin „Fortune“

1947 Retrospektive im Art Institute of Chicago

1964/65-1972 Professur für Graphic Design, Yale University, New Haven

1966 Buch „Many Are Called“ und Portfolio „Message from the Interior“. MoMA-Ausstellung „Walker Evans. Subway Photographs“

1969 Fotografiert bei Robert Frank in Nova Scotia, Kanada

1971-1973 Retrospektive im MoMA und Wanderausstellung. Fotos mit Polaroid SX-70

1975 Verkauf der Abzüge. Tod in New Haven, Connecticut

 

 

Walker Evans. Ein Lebenswerk

Ausstellung im Martin-Gropius-Bau

25. Juli-9. November 2014

 

Veranstalter: Berliner Festspiele. Eine Ausstellung der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, aus der Sammlung von Joan und Clark Worswick. Gefördert durch den Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, die Berliner Sparkasse und die Sparkasse Köln-Bonn. Im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie Berlin.
Kurator: James Crump

 

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/09/30/walker-evans-ein-lebenswerk/

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