EHRI Newsletters Mai 2013

Der EHRI Newsletter Mai 2013 ist online mit folgenden Themen:

  1. Nationale Reports von Archiven mit Holocaust-relevanter Dokumentation.
  2. EHRI Konsortiumstreffen in Amsterdam.
  3. Workshop: Griechische Archive mit Holocaust-relevanter Dokumentation.
  4. Besuch von Präsident Obama bei Yad Vashem (Jerusalem).
  5. Call for Papers: Simon Wiesenthal Conference 2013.

EHRI Newsletters (English)

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1669

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Mitarbeiter für Projekt „Lyrik des hohen Mittelalters. Eine exemplarische elektronische Edition“ gesucht

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Lyrik des hohen Mittelalters. Eine exemplarische elektronische Edition“ (FAU Erlangen-Nürnberg/Univ. Stuttgart) besetzt zum 1. Juli 2013 (oder nach Vereinbarung) befristet für zwei Jahre die Position einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin / eines wissenschaftlichen Mitarbeiters mit 65% der tariflichen Regelarbeitszeit.

Das Projekt steht unter der Leitung von Prof. Dr. Manuel Braun (Univ. Stuttgart), PD Dr. Sonja Glauch und Prof. Dr. Florian Kragl (beide Univ. Erlangen). Es verfolgt das Ziel, mehrere deutschsprachige Minnesang- und Sangspruch-Korpora des 12. und 13. Jahrhunderts neu aus den handschriftlichen Quellen herauszugeben, und zwar in Form einer frei verfügbaren Online-Ausgabe. Deren technische Umsetzung wird ebenfalls im Rahmen des Projekts entwickelt.

Wir suchen daher für die Konzeption und Programmierung der Strukturen der digitalen Edition (Eingabeoberfläche, Datenbankabfragen, Weboberfläche, Datenstrukturen und -transformationen) eine/n in den Digital Humanities versierte/n Mitarbeiter/in.

Voraussetzungen:

  • ein abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium der Informatik, Informationstechnologie, Computerlinguistik, Digital Humanities oder Editionswissenschaft, oder ein abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium der germanistischen Mediävistik bzw. einer mediävistischen Nachbardisziplin,
  • sehr gute Kenntnisse im Umgang mit XML, TEI, Metadaten, XSLT und entsprechenden Entwicklungsumgebungen,
  • sichere Programmierkenntnisse in MySQL, PHP, Javascript,
  • Erfahrung in der Webentwicklung,
  • interdisziplinäre Kooperationsfähigkeit,
  • Engagement, Flexibilität und Selbstständigkeit.
  • Von Vorteil sind Erfahrungen im texttechnologischen Umgang mit vormoderner Sprache und Überlieferung.

Erwünscht (aber nicht Voraussetzung) ist die Anfertigung einer Dissertation im thematischen Umfeld des Projekts.

Der Dienstort ist entweder Erlangen oder Stuttgart (bitte geben Sie in Ihrer Bewerbung an, an welchem Ort Sie arbeiten möchten). Weitere Auskünfte können bei den Projektleitern eingeholt werden.

Schwerbehinderte Bewerberinnen oder Bewerber werden bei ansonsten im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.
Die Universitäten Erlangen und Stuttgart fördern die berufliche Gleichstellung der Frauen. Qualifizierte Wissenschaftlerinnen sind darum ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben.
Beabsichtigte Eingruppierung je nach Qualifikation und persönlichen
Voraussetzungen:
Entgelt-/Bes.Gr.: E 13 TV-L (65%)
Bewerbungen mit Lebenslauf, Zeugniskopien, Nachweisen bzw. Referenzen bisheriger IT-/Programmier-Projekte und einer Skizze zum Profil der geplanten wissenschaftlichen Weiterqualifikation bzw. zum
Dissertationsvorhaben (max. 2 Seiten) sind – nur elektronisch – bis
zum 24.05.2013 zu richten an: stelle@lhm-online.de

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Manuel Braun
Universität Stuttgart
Abteilung für Germanistische Mediävistik
Keplerstraße 17
70174 Stuttgart
Tel.: 0711 / 685-83080
Fax: 0711 / 685-83078
E-Mail: manuel.braun@ilw.uni-stuttgart.de

PD Dr. Sonja Glauch und Prof. Dr. Florian Kragl
Universität Erlangen-Nürnberg
Department Germanistik und Komparatistik
Bismarckstr. 1
91054 Erlangen
Tel.: 09131 / 85-22423 (Glauch)
Tel.: 09131 / 85-29354 (Kragl)
Fax: 09131 / 85-26997
E-Mail: sonja.glauch@ger.phil.uni-erlangen.de
E-Mail: florian.kragl@ger.phil.uni-erlangen.de

Homepages:
http://www.mediaevistik.germanistik.phil.uni-erlangen.de
http://www.uni-stuttgart.de/germed/

PDF-Version der Ausschreibung:
http://www.mediaevum.de/ausschreibungen/LHM_stellenausschreibung2.pdf

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1666

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Berichte der Enquete-Kommission “Internet und digitale Gesellschaft”

Der Deutsche Bundestag hat die Berichte der Enquete-Kommission “Internet und digitale Gesellschaft” veröffentlicht:

http://www.bundestag.de/internetenquete/Ergebnisse/index.jsp

Der Bericht Bildung und Forschung (BT-Drucksache 17/12029) behandelt schwerpunktmäßig u.a. die Themen “Digitale Medien in Forschung und Wissenschaft. Open Access und Open Data” (S. 39ff.) und “Digitale Informations- und Kommunikationsstechnologien als Gegenstand von Forschung und Innovation” (S. 70ff.) mit dem Unterkapitel “Internet und digitale Technologien in den Geistes- und Sozialwissenschaften” (S. 77ff.)

Die Empfehlung der Kommission hinsichtlich Virtueller Forschungsumgebungen ist eindeutig: “[...] Förderung, Entwicklung und langfristige Etablierung [...] für alle wissenschaftlichen Disziplinen” (S. 100).

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/120/1712029.pdf

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1645

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BMBF veröffentlicht Roadmap für Forschungsinfrastrukturen

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die Roadmap für Forschungsinfrastrukturen veröffentlicht:

http://www.bmbf.de/pub/Roadmap.pdf

Im ersten Teil der Roadmap sind drei Forschungsinfrastrukturen beschrieben, die im Roadmap-Prozess priorisiert wurden. 2011 wurde dieser Prozess als Pilotprozess durch das BMBF angestoßen, um eine Begutachtung nach wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekten zu etablieren. Die wissenschaftliche Begutachtung wurde durch den Wissenschaftsrat durchgeführt, die wirtschaftliche Begutachtung durch VDI/VDE Innovation + Technik GmbH. Beides wird im Dokument etwas näher erläutert.

Im zweiten Teil der Roadmap werden die derzeit im Aufbau befindlichen Forschungsinfrastrukturen kurz vorgestellt, inklusive einer Übersicht über die zugehörigen Aufbaukosten.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1638

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Praxen wissenschaftlichen Bloggens – ein Metabericht zum Workshop „Wissenschaftliches Bloggen in Deutschland: Geschichte, Perspektiven, praktische Umsetzung“ am 11.04.2013 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Gefördert vom Universitätsbund der Universität Würzburg richteten Katrin Betz und Dr. Christof Schöch vom Würzburger Lehrstuhl für Computerphilologie einen betont praxisorientierten Workshop zum kulturwissenschaftlichen Bloggen in Deutschland aus (Twitter: #dehypo). Der Workshop gliederte sich in drei Teile: (A) konzeptionelle Überlegungen, (B) Erfahrungsberichte aus der Praxis und (C) eine praktische Einführung in die deutsche Hypotheses-Plattform (de.hypotheses.org), die nach französischem Vorbild seit März 2012 mittlerweile schon über 80 Weblogs deutscher Wissenschaftler einen Raum bietet: Tendenz steigend.

A

Nach einer Begrüßung der ca. 25 TeilnehmerInnen aus ganz Deutschland, die zu einer großen Zahl Nachwuchswissenschaftlerinnen waren (was der Weblogdemografie korrespondiert; vgl. Schmidt 2009), machte der Literaturwissenschaftler Dr. Christof Schöch (Würzburg, http://dragonfly.hypotheses.org, Mitglied der de.hypotheses.org-Redaktion) den Auftakt, mit Wissenschaftliches Bloggen im Kontext digitaler Publikationsmedien im Dreischritt einige konzeptionelle Überlegungen zur Einführung in den Workshop vorzulegen: Dabei verortete er Weblogs (1) im Rahmen aktueller „web-basierter Medien der Publikation und Kommunikation“, (2) im Rahmen der „Entwicklung digitaler Medien“ und (3) im Hinblick auf die „Interaktion mit anderen Medien“ im Internet.

(1) Im Versuch einer systematischen Perspektive stellte Schöch vor allem Unterschiede zwischen Internetkommunikationsformen und klassischen Kommunikationsformen (der Wissenschaft) aus dem Printbereich anhand sieben Punkten gegenüber: Im Internet (i) sei naturgemäß freie Zugänglichkeit gewährleistet, also eine nicht ökonomisch motivierte Kommunikationspraxis zu finden (Stichwort: Open Access). Ebenso (ii) sei eine schnelle Publikations- und Aktualisierungsmöglichkeit gegeben, die nicht nur eine beständige Veränderbarkeit sondern auch eine beständige Entwicklungsmöglichkeit böte. Hinzu kommt, dass (iii) klassische institutionelle Intermediäre wie Verlage und Universitäten entfielen, diese Unabhängigkeit sich aber gerade aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche wissenschaftsinterner Kommunikation an institutionelle Intermediatoren nicht vollständig realisieren könne und daher andere an deren Stelle treten (Stichwort: Aufmerksamkeit, Archivierung, Zitierbarkeit). Ein (iv) kollaboratives, ortsungebundenes (Zusammen-)Arbeiten werde ermöglicht und mache im wissenschaftlichen Diskurs neue Kommunikations- und Wissensqualitäten sichtbar. Das (v) Verhältnis zu Vorgängermedien stelle sich als komplex dar, da es keine eindeutigen Vorläufer zu wissenschaftlichen Weblogs gebe: Ein komplexes Remediationsgefüge (vgl. Bolter/Grusin 2000) im Anlehnungs- und Ablösungsverhalten kennzeichne daher die Gattungen wissenschaftlichen Schreibens in Weblogs (noch). Bei den klassischen Publikationswegen sind feste Ökonomien der Qualitätskontrolle und der sog. Impact-Erhebung vorhanden: Weblogs haben hier ihre eigenen Ordnungs- und Kontrollmechanismen entwickelt, die anstatt auf eine vorgängige Selektion der Inhalte, auf eine der Publikation nachgeordnete Selektion durch den ‚Schwarm‘ setze. Damit werde auch eine veränderte Aufmerksamkeitsökonomie des Lesers nötig, die wiederum softwareseitig sehr präzise quantifizierbar ist. Schließlich entwarf Schöch im Punkt (vii) eine Typologie entlang der zwei Kontinua monologisch—dialogisch und objektzentriert—subjektzentriert: In diesem Koordinatensystem stellt er Weblogs im Vergleich zu anderen Internetkommunikationsformen als Hybride heraus, die eine Qualität herausgebildet haben, die im Spektrum webbasierter Medien noch nicht besetzt gewesen sei und auch offline keine Vorläufer habe.

(2) In der historischen Perspektive stellt er heraus, dass die frühen digital-vernetzten Kommunikationsformen dialogische Formen waren (E-Mail, Mailingliste, Diskussionsforen), die seit 1989 mit dem http- und html-gestützten World Wide Web erst einmal durch statisch-monologische Kommunikationsformen ergänzt wurden (Website, Homepage, Online-Journal), bevor im Rahmen dessen, was heute als Internetmedialität gefasst werden könnte, dialogische Kommunikation möglich wurde. Als Wegsteine dieser Kommunikationsformengeschichte können für die Wissenschaft genannt werden: 1987 wissenschaftliche Mailingliste, 1990 wissenschaftliches Online-Journal, 2003 wissenschaftlicher Weblog Hosting Service, 2008 wissenschaftliche Social Network Site.

(3) Mit Blick auf die Vernetzung der webbasierten Medien der Wissenschaft folgert Schöch gerade aufgrund der oben diagnostizierten Hybridität von Weblogs eine hohe Anschlussfähigkeit zu anderen wissenschaftlich genutzten Kommunikationsformen wie Twitter, Diskussionsforen, Social Network Sites, Homepages und Online Journals. Sie alle treten – außer vielleicht die wissenschaftlichen Zeitschriften – in ein (verlinkendes und thematisierendes) Wechselverhältnis zu Weblogs, das ihre und die Sichtbarkeit der gesamten wissenschaftlichen Blogosphäre gewährleistet. Sein Fazit: „Erst diese Einbindung macht den Blog lebendig!“ In der noch zurückhaltenden Beziehung zu Online Journals wiederum wird die noch problematische Stellung von Weblogs im Feld der internen Wissenschaftskommunikation deutlich.

Weblogs – könnte man mit Schöch abschließend resümieren – fügen sich aber zunehmend in die Publikations- und Kommunikationspraxis der wissenschaftlichen Diskursordnung ein (vgl. Foucault 1977) und haben so – folgt man den aktuellen Entwicklungen in der Wissenschaftskommunikation – ganz automatisch auch einen eminenten Anteil an der Bildung der akademischen Identität der bloggenden Wissenschaftler.

Die anschließende Diskussion verglich wissenschaftliche Homepages mit wissenschaftlichen Weblogs und wog ihre Vor-/Nachteile und Zukunftsträchtigkeit ab. Sebastian Gießmann stellte dabei heraus, wie die statische ‚Raumordnung‘ von Homepages und die dynamische ‚Zeitordnung‘ von Weblogs wahrscheinlicher zur einer ergänzenden Konvergenz führen würden als zu einer vollkommenen Verdrängung von Homepages. Mit dem Verweis auf die Zeitordnung ist m.E. auch die wesentliche Bestimmungsstruktur periodischer Aktualisierung erkannt (vgl. Meiler i.V.), die Weblogs allgemein mit einer ganzen Reihe sowohl Online- wie auch Offline-Kommunikationsformen verwandt erscheinen lässt: nicht zuletzt auch zu wissenschaftlichen Zeitschriften, denen übrigens anfangs von der wissenschaftlichen Community eine vergleichbare Skepsis entgegengebracht wurde (vgl. Csiszar 2012).

B

Die Literatur- und Editionswissenschaftlerin Dr. Anne Baillot (Berlin, http://digitalintellectuals.hypotheses.org) stellte in ihrem Vortrag Projektbegleitendes Bloggen – eine neue Art der Mäeutik? die Veränderungen in ihrer Bloggingpraxis anhand des Blogs vor, der die Arbeit an einem Projekt zur Erstellung digitaler Editionen begleitete und reflektierte dabei Motivation, Form und Funktion der Beiträge. Dabei zeichnete sie nach, wie sich der primäre Gattungszuschnitt ihres Blogs wandelte von einer Visitenkarte über ein Archiv der eigenen Arbeit und eine Projektpräsentation zur begleitenden Berichterstattung zum akademischen und universitären Betrieb samt seiner Highlights und Tücken. Thematisch wurden dabei vor allem auch die Leserschaft und deren erwartbare Erwartungen, die ihren Schreibprozess bzw. das Redigieren vor dem Posten nicht unerheblich steuerten: In dieser antizipierten Vorwegnahme von Kritik und dem kommunikativen Umgang damit wird die Typik wissenschaftlichen Schreibens produktionsseitig deutlich, die das wissenschaftliche Streitgeschäft – von Ehlich (1993) „Eristik“ getauft – wesentlich prägt. Ebenso in die Figuration der Leserschaft ging die Entscheidung für das Englische als hauptsächliche Blog-Sprache ein, um damit eine möglichst große Community zu adressieren. Gleichzeitig sprach Baillot die Schranken und Probleme einer fremdsprachlichen Wissenschaftskommunikation an und ihr nur folgerichtiges Switchen in eine ihrer beiden primären Sprachen ist ein ideales Beispiel für eine notwendig zu praktizierende Mehrsprachigkeit in den europäischen Wissenschaften (vgl. Ehlich 2010, 30).

Stilistisch empfiehlt sie ‚lieber viel und kurz als wenig und lang‘ zu bloggen und dabei persönliche und sachliche Darstellungen abzuwechseln. Ebenso schätze sie ein ergebnisoffenes, essayistisches Schreiben, das den Blog zu einem Versuchsraum und damit zum titelgebenden mäeutischen Reflexionswerkzeug mache. Mit ihrem Konzept von der in den Alltag integrierten Bloggingpraxis, die als das beschriebene Reflexionsmittel alle Prozesse universitären Handelns flexibel begleiten könne, spricht sie sich resümierend für das Plädoyer „Bloggen im Jetzt für ein unbekanntes Später“ aus.

Die Kunstwissenschaftlerin Sabine Scherz (München, http://games.hypotheses.org) widmete sich in ihrem Erfahrungsbericht Das Blog[1] als ständiger Begleiter – wie schaffe ich Qualität und Kontinuität? den Fragen: Warum, worüber, wie, mit wem und was bloggen? Dabei betonte sie, wie produktiv ihre Blogbeiträge wie eine „Kladde“ ihr Dissertationsprojekt begleiten, indem sie darin Gedanken sammelt und Einarbeitungen in Themen quasi als Arbeitsnachweise einerseits für sich dokumentiert und andererseits als Experte in einem lockeren, ungezwungenen Stil für andere aufarbeiten kann. Dabei stellte sie vor allem praktische Hinweise wie Themenfindungs- und Strukturierungstechniken und auch Hinweise zur sukzessiven Stilfindung vor, die das Bloggen zur regelmäßigen Schreibübung machen können. Die Bedürfnisse der (adressierten) Leserschaft nicht aus den Augen zu verlieren, erachtet sie dabei als Schlüssel zu einem funktionierenden Weblog: Informativität und Zeitersparnis seien die wesentlichen Argumente, die einen Blogleser am Ball halten können. So wendet sie die weblogkritische Frage „Muss ich das lesen?“ (Groebner 2013) gerade gegen den „Buch-Fetischisten“ Valentin Groebner (Graf 2013, 12).

Auch Scherz betont den Gemeinschaftsaspekt des Bloggings, der nicht nur in medialer Vernetzung sondern ebenso in wechselseitigem Bloglesen und Blogkommentieren, also kommunikativer Vernetzung besteht und darüber die Aufmerksamkeit von Lesern bindet und so über den Erfolg des Weblogs entscheidet. Gerade auch damit weist sie auf die karriereförderliche Möglichkeit hin, eine digitale wissenschaftliche Identität aufzubauen, das aber umsichtig d.h. ‚authentisch‘.

Die abschließende titelgebende Frage nach der Qualität und Kontinuität des Bloggens beantwortete sie mit dem Schlüsselwort Motivation, die durch die Anerkennung der Community und durch die Bloggingpraxis selbst als ständiger Begleiter im Hinterkopf von ganz allein geschürt würde. In der Diskussion wurde auf diese Praxis wissenschaftlicher Tätigkeit als eine Möglichkeit hingewiesen, die noch vor den klassischen Kommunikationsformen (Vortrag, Zeitschrift) dem wissenschaftlichen Nachwuchs zu (inter-)disziplinärer Sichtbarkeiten verhelfen könne, die zudem eingeschränkt quantifiziert werden kann. Ebenso wurden die Ästhetiken des Bloggens angesprochen, die maßgeblich durch z.B. WordPress’ Möglichkeiten und Einschränkungen für Varietät und damit auch Identität im Design bestimmt sind. Eine veränderte forschende Wissens- und Welt-Aisthetisierung scheine zudem im wissenschaftlichen Weblog auf: Im Vergleich zu Printpublikationen können Daten z.B. in Form von vollständigen Digitalisaten direkt im Weblog sichtbar gemacht werden.

Der Sprachwissenschaftler Prof. Martin Haase (Bamberg, http://neusprech.org) plauderte in seinem Vortrag Zwischen Wissenschaft und Politik: Populärwissenschaftliches Bloggen auf neusprech.org ein wenig aus dem Nähkästchen der Erfolgsgeschichte des Grimme-prämierten Bloggens mit seinem Ko-Autor Kai Biermann (Journalist), und stellte die Mittel heraus, mit denen einem Weblog besonders viel Aufmerksamkeit zukommen wird. Dabei betonte er besonders den Wert der sog. Social-Media-Dienste (Facebook, Google+, Perlentaucher, Rivva, Twitter) und von diversen Vermarktungsmöglichkeiten (Bücher, E-Books, Shirts, Flattr). Ebenso plädierte er für individualisierte Designs, die mit den verfügbaren Weblogsoftwares wie z.B. WordPress nur bedingt möglich sind und andere Alleinstellungsmerkmale wie bspw. das von ihm und Biermann unregelmäßig angebotene Podcast „neusprechfunk“ oder live gestreamte Radio-Sendungen mit xenim.de. Neusprech.org zeigt sich abgesehen davon besonders bibliophil: Gattungsanleihen für die einzelnen Beiträge kommen von Wörterbüchern her, das neu vorgestellte Design ist in seiner Dreispaltigkeit zeitungsorientiert: Gattungs- und Kommunikationsformenmerkmale die – weblogtypisch – freilich reichhaltig um internetmedialitätstypische Aspekte wie u.a. Verlinkungen/Vernetzung, dynamische Verschlagwortung und flexible Strukturierbarkeit und Überarbeitbarkeit ergänzt sind (vgl. Meiler i.V.). In der Diskussion wurde vor allem noch einmal auf den Unterschied zwischen einem Weblog und einem daraus generierten E-Book hingewiesen, der in der Art der chronologischen Ordnung, der Seitenstruktur, Statik/Dynamik und Orientierungsmöglichkeit im Text/in den Texten begründet ist und damit zwei unterschiedliche Rezeptionsqualitäten bedingt, die dem Blogleser einerseits immer das Aktuelle zeigt, den E-Book-Leser aber andererseits i.d.R. vom frühesten Eintrag bis zum letztaufgenommenen Eintrag führt.

C

Der Kultur- und Medienwissenschaftler Dr. Sebastian Gießmann (Darmstadt, http://www.netzeundnetzwerke.de/; Mitglied der de.hypotheses.org-Redaktion) gab schließlich mit Jeder kann Bloggen! eine praktische Einführung in die deutsche Plattform von Hypotheses. In einem eigens angelegten Schulungsblog wurden für alle Teilnehmer des Workshops die ersten Schritte im Umgang mit WordPress vom Gestalten eines Blogeintrags samt Einbindung multikodaler Webinhalte bis zur Strukturierung und Hierarchisierung des Weblogs als Ganzem erfahrbar. Daneben wurden auch die nötigen Schritte erläutert, welche auf de.hypotheses.org zum eigenen wissenschaftlichen Weblog führen. Ganz so einfach, wie mit Anbietern wie blogger.com ist es nämlich nicht. Hypotheses stellt im Anmeldeformular u.a. mit einer geforderten Projektskizze zum Blogvorhaben z.B. sicher, dass nicht eine Unmenge unüberlegter und bald wieder aufgegebener Blogs die Plattform überschwemmen. An Weblogs, die sich über einen entsprechenden Zeitraum als regelmäßig aktualisiert bewährt haben, werden zudem ISSNs vergeben und die entsprechenden Blogs von der Französischen Nationalbibliothek archiviert.

Ausblick

Somit sind die ersten Schritte geebnet, die Ängste abzubauen, die (in Deutschland) weithin mit Open-Access-Publikationen verbunden sind (vgl. Kuhlen/Brüning 2006, 22f.) und das wissenschaftliche Bloggen im Spektrum der (internen) Wissenschaftskommunikation einerseits institutionell zu stabilisieren und zu verankern und andererseits – darüber herrschte einhelliger Tenor im Workshop – sind die ersten Schritte getan, wissenschaftliche Weblogs (mit den unterschiedlichen Gattungsausprägungen) als produktiv und sinnvoll anzuerkennen und somit im „kommunikativen Haushalt“ (Luckmann 1988) der wissenschaftlichen Gemeinschaft als akzeptabel und funktional zu etablieren. Dass dies aber noch am Anfang steht, zeigen auch die (noch regelmäßigen) Blogeinträge, die sich auf der Metaebene mit dem wissenschaftlichen Bloggen selbst befassen (nicht nur auf hypotheses.org sondern z.B. auch auf dem SOZBLOG (http://soziologie.de/blog/) der DGS). Die (Selbst-)Reflexion und (Selbst-)Verortung einer „community of practice“ (Wenger 1998) ist also augenblicklich (in Selbstbeobachtung) beobachtbar, was für die Würzburger auch das Hauptargument für einen praxisorientierten Workshop war.

Nicht relevant gesetzt wurde das Bloggen im Kontext der rezenten Publikations- bzw. „Zeitschriftenkrise“ (Hagendoff et al. 2007, 10) und den Veränderungen, die mit dem Open-Access-Paradigma auf die Wissenschaft zukommen und welche Rolle Weblogs in einem veränderten Publikations- bzw. Kommunikationsgefüge universitärer Wissenschaft einnehmen können oder gar sollten. Denn wenngleich Weblogs und auch die anderen Internetkommunikationsformen der Wissenschaft eigene Reputationssysteme (Klickzahlen, Kommentarquoten) hervorgebracht haben, stehen sie doch noch außerhalb der umfangreichen Rankingsysteme, die danach trachten, Forschungsleistung quantifizierend zu erfassen und vergleichbar zu machen und die damit die Forschung zunehmend rückkoppelnd beeinflussen (vgl. Kieser 2010, 355ff.). Vor diesem Hintergrund ist es nicht unbedeutend, die Frage zu stellen, wie erstrebenswert es wirklich ist, Weblogs ‚vollkommen‘ in die wissenschaftliche Publikationspraxis zu integrieren und ob Weblogs nicht gerade aufgrund ihrer spezifischen Außenseiterrolle in der Lage sein werden, produktive Impulse für die Forschung zu geben, die von Zeitschriftenartikeln – folgt man Kieser (ebd., 357f.) – bald nicht mehr zu erwarten sind.

Literatur

Bolter, Jay David/Gruisin, Richard (2000): Remediation. Understanding New Media. Cambridge, London: MIT Press.

Csiszar, Alex (2012): Serialität und die Suche nach Ordnung. Der wissenschaftliche Druck und seine Probleme während des späten 19. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft 2/7. S. 19–46.

Ehlich, Konrad (1993): Deutsch als fremde Wissenschaftssprache. In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 19. S. 13–42.

Ehlich, Konrad (2010): Desiderate der Wissenschaftssprachkomparatistik. In: Heller, Dorothee (Hg.): Deutsch, Italienisch und andere Wissenschaftssprachen – Schnittstellen ihrer Analyse. Frankfurt a.M. et al.: Lang. S. 15–32.

Foucault, Michel (1977): Die Ordnung des Diskurses. Inauguralvorlesung am Collège de France – 2. Dezember 1970. Frankfurt a. M., Berlin, Wien: Ullstein.

Graf, Klaus (2013): Vermitteln Blogs das Gefühl rastloser Masturbation? Eine Antwort auf Valentin Groebner. In: Redaktionsblog der deutschen Hypotheses.org vom 07.02.2013 (http://redaktionsblog.hypotheses.org/951). Abs. 1–12.

Groebner, Valentin (2013): Muss ich das lesen? Ja, das hier schon. Wissenschaftliches Publizieren im Netz und in der Überproduktionskrise. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (31) 06.02.2013. S. N5.

Hagendoff, Svenja/Seidenfaden, Lutz/Ortelbach, Björn/Schumann, Matthias (2009): Neue Formen der Wissenschaftskommunikation. Eine Fallstudienuntersuchung. Göttingen: Universitätsverlag.

Kieser, Alfred (2010): Unternehmen Wissenschaft? In: Leviathan 38. S. 347–367.

Luckmann, Thomas (1988): Kommunikative Gattungen im kommunikativen „Haushalt“ einer Gesellschaft. In: Smolka-Koerdt, Gisela/Spangenberg, Peter M./Tillmann-Bartylla, Dagmar (Hg.): Der Ursprung von Literatur. Medien, Rollen, Kommunikationssituationen zwischen 1450 und 1650. München: Fink. S. 279–288.

Meiler, Matthias (i.V.): Kommunikationsformenadressen oder: Prozeduren des Situationsvollzugs am Beispiel von Weblogs. In: Zeitschrift für Angewandte Linguistik (angenommen).

Kuhlen, Rainer/Brüning, Jochen (2006): Potenziale von Creative Commons-Lizenzen für Open Innovation. In: Stempfhuber, Maximilian (Hg.): In die Zukunft publizieren. Herausforderungen an das Publizieren und die Informationsversorgung in den Wissenschaften. 11. Kongress der IuK-Initiative der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft in Deutschland. Bonn: Informationszentrum Sozialwissenschaften. S. 21–28.

Schmidt, Jan (2009): Weblogs: Formen und Konsequenzen ihrer Nutzung. In: Moraldo, Sandro (Hg.): Internet.kom. Neue Sprach- und Kommunikationsformen im World Wide Web. Band 1: Kommunikationsplattformen. Rom: Aracne. S. 157–180.

Stefanowitsch, Anatol (2011): Das Blog ist tot, es lebe der Blog. In: Sprachlog. Alle Sprachgewalt geht vom Volke aus. 25. August 2011 (http://www.scilogs.de/wblogs/blog/sprachlog/sprachgebrauch/2011-08-25/das-blog-ist-tot-es-lebe-der-blog). Abs. 1–17.

Wenger, Etienne (1998): Communities of Practice: Learning, Meaning, and Identity. Cambridge: Cambridge University Press.


[1] Zum Genus von Weblog/Blog siehe Stefanowitsch (2011).

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1565

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2013 DARIAH-DE International DH Summer School

Vom 19. bis zum 25. August 2013 findet die erste internationale DARIAH-DE DH Summer School in Göttingen, Deutschland, statt. Die einwöchige Veranstaltung wird vom Göttingen Centre for Digital Humanities angeboten; Hauptthema wird die digitale Textanalyse mit der Programmiersprache Python sein. Der Hauptseminarleiter wird Mike Kestemont von der Universität Antwerpen sein. Eine kurze englische Zusammenfassung der Veranstaltungsinhalte befindet sich hier: Mike Kestemont – Plan for 2013 Summer School.
Die Sommerschule richtet sich primär an Doktoranden und Post-Doktoranden. Aber auch andere Interessierte mit fortgeschrittenen Kenntnissen der geisteswissenschaftlichen Forschung sind herzlich willkommen. Die Veranstaltungssprache ist Englisch.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1543

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Vorstellung “DH Forschungsverbund” / Working Papers

Der „Digital Humanities Forschungsverbund“ (DHFV)  ist ein Forschungsprojekt, das für zunächst drei Jahre vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) im Rahmen des Programms „Niedersächsisches Vorab der VolkswagenStiftung“ gefördert wird (Förderzeitraum 01.01.2012–31.12.2014). Zudem ist der DHFV das erste Projekt, das vom noch jungen Göttingen Centre for Digital Humanities (GCDH) koordiniert wird. Inhaltlich begleitet wird das Verbundprojekt vom international hochkarätig besetzten wissenschaftlichen Beirat des GCDH.

Als Verbundprojekt führt der DHFV verschiedene international angesehene Infrastruktur-, Forschungs- und Lehreinrichtungen in Niedersachsen zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: innerhalb von drei Jahren das neue und sich rasch entwickelnde Forschungsgebiet der „Digital Humanities“ exemplarisch so weit zu entwickeln, dass der Mehrwert einer solchen Digital-Humanities-Forschung für die Geistes- und Sozialwissenschaften sichtbar wird.

Dabei profitiert der DH Forschungsverbund von einer bundesweit einmaligen Ausgangslage am Wissenschaftsstandort Göttingen, nämlich der sowohl räumlich als fachlich engen Vernetzung der Institutionen innerhalb und außerhalb der Universität am sog. Göttingen Research Campus. So gehören als Partner zum DH Forschungsverbund nicht nur universitäre Einrichtungen (wie das Archäologische Institut, das Institut für Politikwissenschaft, das Institut für Soziologie, das Zentrum für angewandte Informatik, die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek und das Göttingen Centre for Digital Humanities), sondern auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen (wie die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, das Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften und die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen).

Ziel des Forschungsverbunds ist die Implementierung der Digital Humanities in Forschung und Lehre der einzelnen Teildisziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften am Wissenschaftsstandort Göttingen. Den Anstoß dazu sollen die Pilotprojekte im Forschungsverbund geben. Zu diesem Zweck werden digitale Infra­strukturen mit ausgewählten Fächern und ihren Fragestellungen in der Absicht zusammengeführt, aufzuzeigen, was in den Geistes- und Sozialwissenschaften möglich ist, wenn computerbasierte Forschungsmethoden und Infrastrukturen ein selbstverständlicher Teil auch dieser Fächergruppen werden würde. Angestrebt wird eine um computergestützte Methoden erweiterte Forschung, die international sichtbar sein soll.

Die Erweiterung der Geistes- und Sozialwissenschaften um digitale, computerbasierte Verfahren und Methoden hat dann ihrerseits in logischer Konsequenz auch Auswirkungen auf die Lehre. Daher wird, die Bestrebungen der Fächer zusammenführend, innerhalb des Förderzeitraums der neue Studiengang „Digital Humanities“ (M. A.) eingerichtet, der voraussichtlich zum WS 2015/16 beginnen wird. Im weiteren Verlauf ist auch eine Doktorandenausbildung in Planung.

Schließlich liegt die Zielsetzung in der Annäherung der „zwei Kulturen“ (vgl. Charles Percy Snow, The Two Cultures and A Second Look, 1963) sowie der letztlichen Überwindung der Kluft zwischen beiden, nämlich der Geisteswissenschaft und Literatur auf der einen und der Naturwissenschaft und Technik auf der anderen Seite.

Ab sofort finden Sie die ersten beiden Working Papers, die aus Forschungsaktivitäten des DH Forschungsverbundes entstanden sind, online unter http://www.gcdh.de/en/publications/

Es handelt sich um die Arbeiten von Dr. Marco Schmitt (Soziologie/SOFI): „Wissenschaftliche Diversität Online. Zur Verknüpfung von Wissenschafts- und Netzwerkforschung im Themenfeld der E-Sciences und Dr. Yana Breindl (Politikwissenschaft): “Internet content regulation in liberal democracies. A literature review.” Beide Autoren planen eine anschließende Veröffentlichung ihrer Artikel in einschlägigen Fachzeitschriften.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1528

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Online-Volltexte zu Johann Friedrich Blumenbach

Seit Juli 2012 stehen die Digitalisate fast aller Publikationen Blumenbachs über die online-Fassung der Blumenbach-Bibliographie (http://www.blumenbach-online.de/fileadmin/wikiuser/Daten_Digitalisierung/Bibliographie/Bibliographie.html) zur Verfügung, die im Rahmen des Projekts “Johann Friedrich Blumenbach – online” der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen entstanden sind. Die Digitalisate sind als pdf-Dateien verfügbar und können direkt von der Bibliographie aus herunter geladen werden.

Außerdem können inzwischen über die Bibliographie 60 Volltexte (im html-Format) wichtiger Werke Blumenbachs genutzt werden. Diese Texte sind z. B. mithilfe der Suchfunktion eines Browsers durchsuchbar und können per „copy & paste“ für Zitate genutzt werden.

Seiten- und Zeilenumbrüche entsprechen den originalen Druckseiten. In dieser Form liegen vor: alle lateinischen Ausgaben von De generis humani varietate nativa und diverse Übersetzungen dieses Werks, alle 12 Originalausgaben des Handbuchs der Naturgeschichte und einzelne Übersetzungen, die Schädeldekaden und die dazu gehörigen Erstabdrucke der lateinischen Texte in den Commentationes der Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie deren deutsche Zusammenfassungen in den Göttingischen gelehrten Anzeigen, die Beiträge zur Naturgeschichte und die Hefte 1 und 6 der Abbildungen naturhistorischer Gegenstände.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1506

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Online-Volltexte zu Johann Friedrich Blumenbach

Seit Juli 2012 stehen die Digitalisate fast aller Publikationen Blumenbachs über die online-Fassung der Blumenbach-Bibliographie (http://www.blumenbach-online.de/fileadmin/wikiuser/Daten_Digitalisierung/Bibliographie/Bibliographie.html) zur Verfügung, die im Rahmen des Projekts “Johann Friedrich Blumenbach – online” der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen entstanden sind. Die Digitalisate sind als pdf-Dateien verfügbar und können direkt von der Bibliographie aus herunter geladen werden.

Außerdem können inzwischen über die Bibliographie 60 Volltexte (im html-Format) wichtiger Werke Blumenbachs genutzt werden. Diese Texte sind z. B. mithilfe der Suchfunktion eines Browsers durchsuchbar und können per „copy & paste“ für Zitate genutzt werden.

Seiten- und Zeilenumbrüche entsprechen den originalen Druckseiten. In dieser Form liegen vor: alle lateinischen Ausgaben von De generis humani varietate nativa und diverse Übersetzungen dieses Werks, alle 12 Originalausgaben des Handbuchs der Naturgeschichte und einzelne Übersetzungen, die Schädeldekaden und die dazu gehörigen Erstabdrucke der lateinischen Texte in den Commentationes der Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie deren deutsche Zusammenfassungen in den Göttingischen gelehrten Anzeigen, die Beiträge zur Naturgeschichte und die Hefte 1 und 6 der Abbildungen naturhistorischer Gegenstände.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1506

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Kaiser Barbarossas Freibrief an Hamburg

Wir befinden uns im Hamburg des Jahres 1265 und begleiten einen Händler auf seinem Weg zu einem Treffen mit den Ratsherren. Wieder einmal gilt es, eine schlechte Nachricht zu überbringen. Doch noch bevor er ihnen sein Leid klagen kann, ahnen die Ratsherren bereits, um was es geht.Schon wieder einmal, wie so häufig in den letzten fünf Jahren, haben Elbanwohner ein gestrandetes hamburgisches Handelsschiff mit wertvollen Gütern geplündert. Jedoch auf die Unterstützung oder gar eine Entschädigung von deren Herrn, dem in Bremen residierenden Erzbischof Hildebold, können die Hamburger nicht hoffen.

Überhaupt ist ihm die florierende, immer mächtiger werdende Stadt ein Dorn im Auge. Denn die Stadt befindet sich seit siebzig Jahren in einem Wirtschaftsboom und hat allmählich den Platz Stades, Hildeboldts bedeutendste Handelsstadt, als wichtigster Warenumschlagplatz an der Unterelbe übernommen. Um dem entgegenzuwirken, verfügte Hildebold am 29. September 1259, dass alle Händler auf der Elbe in Stade Zoll bezahlen und 36 Stunden Halt machen sollen. Dies soll die Händler veranlassen, ihre Ware in Stade und nicht in Hamburg zu verkaufen. Die Hamburger, für die der Elbhandel der wesentliche Wachstumsmotor ist, konnten das nicht akzeptieren. Sie versuchten 1260 zwar, Stades Zugang zur Elbe mit ihrer Flotte zu blockieren, aber dies endete mit einer katastrophalen Niederlage.

Die Ratsherren wissen also, dass eine militärische Lösung des Konflikts zugunsten Hamburgs wenig Erfolg verspricht Daher müssen sie andere Mittel und Wege finden, um ihren Anspruch auf freie Elbschifffahrt und zollfreien Handel durchzusetzen. Da gibt es jedoch ein Problem: Hamburg besitzt zwar seit der Gründung der Neustadt diese Privilegien, aber es existiert keine Urkunde, um das beweisen zu können.

1188: Gründung der Hamburger Neustadt

Das Jahr 1188 markierte einen Wendepunkt in der hamburgischen Geschichte. In diesem Jahr nämlich gründete Graf Adolf III. von Holstein aus dem Geschlecht der Schaumburger die Hamburger Neustadt.  Mit der neuen Siedlung wollte er den Verlust Lübecks ausgleichen, das sein Vater Adolf II. an den sächsischen Herzog Heinrich den Löwen verloren hatte. Zwar konnte Adolf III.  ihn mithilfe des Kaisers Friedrich Barbarossa, der ebenfalls mit Heinrich in Konflikt stand, aus Lübeck vertreiben, jedoch stellte Friedrich Lübeck daraufhin unter kaiserlichen Schutz. Lübeck war eine freie Stadt geworden und Adolf hatte daher keine Chance, es zurück unter seine Herrschaft zu bekommen. Lübeck wurde die wichtigste Handelsstadt im Ostseeraum, aber an der Nordsee fehlte noch ein ebenso bedeutender Hafen. Hamburg stellte wegen der kürzesten Landverbindung nach Lübeck die ideale Lösung dafür dar.

Aus diesem Grunde beauftragte Adolf III. Händler unter der Leitung von Wirad von Boizenburg mit dem Bau einer neuen Siedlung neben der erzbischöflichen hamburgischen Altstadt. Er verlieh ihnen folgende Privilegien:

-          Marktrecht

-          Das Grundstück war ihr Eigentum und sie durften es weiter vererben

-          Sie mussten keinen Grundzins an den Adolf entrichten

-          Sie durften das Marschland um Hamburg herum als Weideland nutzen

-          Zollfreiheit in der Grafschaft Holstein

-          Sie durften in Hamburg Wochenmärkte und zwei Jahrmärkte abhalten

-          Bei Strafen galt das lübische Recht

Die Händler errichteten ihre Siedlung auf dem Gelände der zerstörten Neuen Burg an der Alster. Dazu teilten sie es in drei Teile. Im Osten errichteten sie auf dem ehemaligen Wall der Burg ihre Häuser, um sie gegen Hochwasser zu schützen. Im Westen entstanden ein Rathaus, eine Kapelle und ein Markplatz. Der dritte Teil blieb unbebaut. Zusätzlich bauten die Kaufleute am Alsterufer noch befestigte Anlegestellen und legten einen Alsterstausee an, mit dessen Wasser sie eine Mühle betrieben. Der Stausee entspricht jedoch nicht der heutigen Alster und befand sich weiter südlich.

Die Wachstumsbedingungen der Stadt waren ideal. Im Gegensatz zu den Jahrhunderten zuvor war Hamburg keine Grenzstadt mehr, die Überfälle durch Wikinger oder Slawen zu fürchten hatte. Seit dem Beginn der Herrschaft der Schaumburger über die Grafschaft Holstein und der Vertreibung slawischer Stämme hatte es immer mehr deutsche Siedler nach Holstein gezogen, wodurch die Bevölkerung und die Wirtschaft wuchsen.

1189: Kaiser Friedrich Barbarossa verleiht der neugegründeten Hamburger Neustadt Privilegien

Im Jahr 1189 sollte es sich für Adolf III. auszahlen, dass er zusammen mit Kaiser Friedrich Barbarossa gegen Heinrich den Löwen gekämpft hatte. Zu dieser Zeit befand sich Friedrich in Neuburg an der Donau und bereitete sein Heer auf den Dritten Kreuzzug vor. Adolf III. begleitete ihn; zudem hatte er auch ein Anliegen. Er wollte nämlich für seine neugegründete Siedlung weitreichende Privilegien erwirken, die Friedrich ihr am 7. Mai 1189 auch gewährte. Darunter befanden sich:

-          Das freie Befahren der Unterelbe

-          Das Recht, Fische auf der Elbe und der Bille innerhalb von zwei Meilen um Hamburg herum zu fangen

-          Weide-, Holzschlag- und Waldmastrechte in Hamburgs Umgebung

-          Befreiung von Zoll und freier Warenverkehr in der Grafschaft Holstein

-          Befreiung von Heerdienst

-          In einem Radius von zwei Meilen durfte niemand eine weitere Burg bauen.

Friedrich und seine Begleiter brachen jedoch bereits vier Tage danach zum Kreuzzug auf, weshalb die Privilegien nicht schriftlich in einer rechtsgültigen Urkunde festgehalten wurden. Es besteht die Möglichkeit, dass es zumindest eine Vorlage für eine solche gab, auf die Adolf III. sich berief, nachdem er aus Palästina zurückgekehrt war.

Hamburger lassen sich ihre Rechte im Nachhinein beglaubigen

Doch nur eine mündliche Zusage nützt den hamburgischen Ratsherren 1265 auch nicht bei der Lösung ihres Problems. Schließlich kommt ihnen eine Idee: um ihren Anspruch auf ihre Rechte durchzusetzen, lassen sie die Urkunde fälschen. Wie wichtig die Rechtssicherheit für die Stadt ist, sieht man an den Kosten von rund 10400 Mark, die die Hamburger dafür auf sich nehmen. Dies entspräche heute ungefähr 1 bis 1,5 Millionen Euro.

Allerdings geben die Kaufleute den größten Teil dieser Summe für ihr leibliches Wohlergehen aus. Nur ein Teil davon geht an den Kalligrafen, der die Urkunde schreibt. Möglicherweise kaufen die Ratsherren einem Schreiber des amtierenden Kaisers Friedrich II. (der 1189 aber noch nicht mal geboren war) noch dessen Siegel ab, um es an die Urkunde zu hängen und den Freibrief für gültig zu erklären.

Wie uns heute bekannt ist, lassen die Ratsherren die Urkunde nicht einfach nur fälschen, sondern sie erweitern sie noch um zusätzliche Privilegien, die Hamburg im Elbhandel bevorteilen. Unter anderem schreiben sie, dass hamburgische Schiffe fremde Ladung in Stade verzollen, aber nicht 36  Stunden dort vor Anker liegen  müssen. Und für die eigenen Waren soll Zollfreiheit auf der gesamten Unterelbe gelten.

Am 4. Januar 1266 überbringen Boten des hamburgischen Rates diese Urkunde dem Kardinallegaten Guido. Er bestätigt die Urkunde und leitet sie an den Erzbischof von Magdeburg weiter, der sie beglaubigt. Damit besitzen die Hamburger nun endlich ein Mittel, mit dem sie sich gegen den Bremer Erzbischof Hildebold zur Wehr setzen können. Beide Seiten treffen sich im September desselben Jahres zu einem Schiedsgericht. Die Abgesandten aus Hamburg präsentieren dort die Urkunde und das Gericht entscheidet zu ihren Gunsten. Hildeboldt akzeptiert schließlich die Bedingungen und muss die Hamburger auf der Elbe gewähren lassen.

Obwohl auch die folgenden Jahrhunderte nicht frei von Konflikten blieben, hatte Hamburg damit einen wichtigen Sieg eingefahren und die Grundlage für seinen späteren Aufstieg zu einer der mächtigsten Hansestädte geschaffen.

Literatur:
  • Gerrit Aust (u.a.): Hamburg – Hafen – Hanse. Ein Streifzug durch die Geschichte der Hansestadt mit Hamburger Gästeführern. Hamburg 1989.
  • Eckhart Kleßmann: Geschichte der Stadt Hamburg. Hamburg 1981.
  • Ernst Christian Schütt (Hg.): Die Chronik Hamburgs. Dortmund 1991.

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=788

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