Nemo

The Blinding of Polyphemus, cast reconstruction of the group, Sperlonga (14969444410)

Bei nemo denkt man schnell an einem Namen: In Finding Nemo geht es um einen Fisch mit diesem Namen, Jules Verne kennt Kapitän Nemo. So erwartete ich auch beim lateinischen Lemma nemo ‚niemand‘, diesem Wort als Namen zu begegnen, aber nein, niemand heißt nemo. Als ernsthafter Name wäre Niemand auch nicht so geeignet, aber es gibt die berühmte Geschichte von Odysseus, der auf die Frage des Kyklopen Polyphemos nach seinem Namen antwortet (9, 364 ff. in der Übersetzung von Schadewaldt):

Kyklop! Du fragst nach meinem berühmten Namen. Nun denn, so will ich ihn dir sagen! Du aber gib mir das Gastgeschenk, so wie du es versprochen hast! Niemand ist mein Name, und Niemand rufen mich Vater und Mutter und all die Gefährten.

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Quelle: https://parerga.hypotheses.org/39

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Material sammeln: Zum Verhältnis von Handhabung, Beobachtung und Experiment in Rumphius’ Forschung

Esther Helena Arens

Am 5. August 1753 bedankte sich Carl Linnaeus beim Mäzen Carl Gustaf Tessin für den Erhalt der sechs Bände des Herbarium Amboinense. Linneaus hatte die Bücher bereits gelesen und betonte, dass Rumphius Orte, Attribute und die Natur besser beschrieben habe als irgendjemand anders.[1] „Orte und Attribute“, diese Kombination zeigt das Interesse des Taxonomen. Linnaeus griff auf Bilder und Berichte anderer Naturforscher zurück, hier auf diejenigen von Rumphius über die Flora der Molukken, um Familien und Gattungen zu bilden und Arten voneinander zu unterscheiden. Material sammeln bedeutete in Linnaues’ akademischem Raum in Uppsala also, Gedrucktes zu handhaben und zu vergleichen und dann eine Reihe von Beobachtungen für die binäre Nomenklatur zusammenzufassen.[2]

Diese Verfahrensweise findet sich auch in den prä-linnaeischen Texten von Rumphius, die teils auf naturkundliche, teils auf agrarkundliche Kriterien bezogen sind. Im Amboinsche Kruid-boek (übersetzt Ambonese Herbal) findet sich zum Beispiel bei vielen Arten die Unterscheidung der untersuchten pflanzlichen Objekte in kultiviert–wild (im ersten Buch zum Beispiel Palmen oder der Mango-Baum), die auf der wiederholten Beobachtung und Handhabung von Blättern, Blüten und Früchten beruhten.

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Quelle: http://rumphius.hypotheses.org/366

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Interview mit Prof. Dr. Thomas Scheffer – Für eine multiparadigmatische Soziologie in Forschung und Lehre

In der deutschsprachigen Soziologie tut sich gerade so einiges. Auf dem Blog der DGS schreibt Prof. Dr. Jörg Strübing von der Universität Tübingen über „Einheit und Uneinigkeit der Soziologie“ und hebt hervor, dass „es dringend einer gründlichen Debatte über einige inhaltliche Grundfragen, aber auch über professionspolitische Strategien“ bedarf. Und wir fragen uns: Warum denn das? Was ist passiert?

Kurz zum Hintergrund: Mit der Gründung der sogenannten „Akademie für Soziologie“ wird dem Treiben der Soziologie, wie sie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) bislang fast lautlos hingenommen wurde, eine schwierige Aufgabe gestellt. Der Gründungsaufruf ist eine klare Absage an breite Strömungen des Faches, welche im Akademie-Aufruf als unwissenschaftlich hingestellt werden. In einem Offenen Brief vom Juli 2016 hat Prof.

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Quelle: https://soziologieblog.hypotheses.org/10920

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Texte des RECS #15: Prinz Albert, Babelsberg und die deutsche Frage

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Stefan Gehlen (SPSG)

Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha war im Sommer 1858 gleich zweimal zu Gast auf Schloss Babelsberg. Nach einer kurzen Stippvisite im Juni kam er im August in Begleitung seiner Gemahlin Königin Victoria von Großbritannien erneut nach Potsdam. Beide Besuche galten ihrer Tochter Vicky, die zu Jahresbeginn Friedrich Wilhelm (Kaiser Friedrich III.), den Sohn Prinz Wilhelms von Preußen und Prinzessin Augustas von Sachsen-Weimar-Eisenach, geheiratet hatte und ihren ersten Sommer in Preußen auf Schloss Babelsberg verbrachte.[1]

Abb. 1 John Lucas, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha mit seiner ältesten Tochter Victoria (Vicky), 1841, English Heritage, Osborne House, Isle of Wight, Copyright: Wikimedia Commons



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Quelle: http://recs.hypotheses.org/2165

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Unter falscher Flagge. Rechte “Identitäre” setzen auf Antiken-Pop. Die Geschichte ihrer Symbole dürfte ihnen kaum gefallen

Arg ramponiert nach missbräuchlicher Verwendung: Relikt der “Metapolitik” .

In der derzeit vieldiskutierten rechtsextremen  Szene fällt eine Gruppe als besonders aggressiv auf. Die übernational organisierte „Identitäre Bewegung“ (IB) agiert als eine Art Agit-Pop-Gruppe der völkischen Szene. Aus einer Nachfolgeorganisation der rechtsterroristischen französischen Unité radicale hervorgegangen, ist sie heute europaweit aktiv, besonders in Österreich. Vielerorts beobachtet sie der Verfassungsschutz. Ihre vergleichsweise schwache Mitgliederzahl versuchen die völkischen Aktivisten durch mediale Inszenierungen auszugleichen: Mit spektakulären “metapolitischen” Symbolhandlungen wie Besetzungen und Blockaden, dem demonstrativen Errichten von Grenzzäunen oder jüngst einem “Mahnmal” vor dem Brandenburger Tor plädieren die rechtsextremen Flash-Mobster für ein eingemauertes Europa und hetzen gegen Schwache, Geflüchtete und politisch Verfolgte. Unter dem Begriff des „Ethnopluralismus“ konstruieren sie unterschiedliche homogene Kulturen, die gegen Einflüsse von außen „verteidigt“ werden müssten, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten.[1]



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Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/2561

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Memo: Geschichte ist (k)eine Wissenschaft? — Popper revisited [BETA]

„Es ist nun wichtig, sich darüber klar zu werden, dass viele ‚historische Theorien‘ (man sollte sie vielleicht besser ‚Quasitheorien‘ nennen) sich von wissenschaftlichen Theorien beträchtlich unterscheiden.“ – Karl R. Popper (1957)[1]

‚Pour la petite histoire‘ erinnerte sich Jürgen Finger in den Kommentaren zu meinem letzten Blog-Post – mit dem zugegebenermassen etwas prätentiösen  Titel ‚Make the humanities scientific again‘ – an eine Diskussion in einer Vorlesung zur Wissenschaftsphilosophie: „Der Dozent hat nach längerer Diskussion mit den Hörenden den Wissenschaftscharakter unseres Faches in Frage gestellt, wenn wir nicht zumindest den Anspruch hätten, Regularitäten zu postulieren.“  An diese Anekdote musste ich wieder denken, als ich in meiner gegenwärtigen Nachttisch- und Pendellektüre, Poppers Die offene Gesellschaft und ihre Feinde schmökerte (seine eingestreuten Rants gegen Hegel, Platon oder Fichte amüsieren mich gar prächtig).

 

Denn hier findet sich tatsächlich eine Passage, in der der grosse Wissenschaftstheoretiker Die Geschichtsforschung von der Wissenschaft im von ihm meist gebrauchten Sinne abgrenzt, da  diese nicht generalisiere.  Sie untersuche vielmehr partikulare und setze dabei  keine deduktiven Gesetzmässigkeiten ein, die als verallgemeinerbare Theorien zur Erklärung der Vorgänge dienen könne. Jedenfalls nicht in einem so strengen  und präzisen Sinne, wie dies in anderen Forschungsfeldern geschehe.

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Quelle: https://shocknawe.hypotheses.org/565

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WIENER UND BERLINER FORSCHUNGSPRAXIS IN DER AKADEMISCHEN KARTOGRAPHIE

Abstract zum Vortrag von Petra Svatek am 21. November 2017

An den Geographischen Instituten der Universitäten Wien und Berlin nahm ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die Anfertigung von Karten, die Mitteleuropa oder einen Teil davon zeigten, enorm zu. So entstanden zum Beispiel durch die Wiener Geographen Friedrich Simony, Hugo Hassinger, Abrecht Penck und Erwin Hanslik Gletscherkarten, Tiefenkarten österreichischer Alpenseen, Baualterpläne und Kulturkarten, während ihre Berliner Kollegen Ferdinand von Richthofen, Heinrich Kiepert und Albrecht Penck (ab 1906 Professor in Berlin!) den Fokus auf ethnographische, politische und Geschichtskarten legten.

In den letzten 20 Jahren haben die Untersuchungen der tatsächlichen Forschungspraktiken zugenommen, was in der Literatur auch als „Practical Turn“ bezeichnet wird. Dabei geriet die Wissenschaft als ein Ensemble von Praktiken und als eine Geschichte der Dinge in den Fokus. In der Kartographiegeschichte sind beim „Practical Turn“ zwei Ebenen unterscheidbar. Zum einen geht es um die Praktiken der Kartenherstellung, zum anderen aber auch um die Frage, wie bereits bestehende Karten selbst ein Teil der Forschungspraxis für andere Forschungen diverser Wissenschaftsdisziplinen geworden sind.

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Quelle: http://dighist.hypotheses.org/1287

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Cicero, In Verrem (70 v. Chr.)

Caius Verres, der korrupte Statthalter der Provinz Sizilien, hat in seiner zweijährigen Amtszeit im großen Stil Kunstgegenstände in seinen Besitz gebracht. Er rechtfertigt sich durch die Behauptung, er habe sie ordnungsgemäß erworben. Bereits 70 v. Chr. fordert Marcus Tullius Cicero eine genaue Untersuchung der Umstände, unter denen die Verkäufe zustande gekommen sind.

ausgewählt und kommentiert von Luca Frepoli

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Quelle: http://translanth.hypotheses.org/150

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Der Korporal Georg Wunderer

Beinahe wäre die Abdankung des Regiments Winterscheid in einer Meuterei geendet – mit unabsehbaren Folgen für die Söldner und auch die Stadt Memmingen selbst. Letztlich ging, wie schon gezeigt wurde (siehe „Abdankungen in Memmingen, I“, in: dk-blog, 4. Dezember 2017, https://dkblog.hypotheses.org/?p=1232), alles ganz glimpflich aus. Doch für Kurfürst Maximilian war die Geschichte damit noch lange nicht zuende. Er ließ Nachforschungen anstellen um herauszubekommen, wie sich die an der Abdankung Beteiligten jeweils verhalten hatten. Dabei sah er die Vorgänge völlig anders als die Memminger: Diese waren heilfroh, daß sich die Söldner hatten beruhigen und friedlich abdanken lassen. Der Kurfürst hingegen konnte nicht übersehen, daß seine Vorstellungen bezüglich der Abdankungssolds ignoriert, dementsprechend deutlich mehr Gelder ausbezahlt worden waren und zudem das Regiment sich ungebührlich verhalten hatte.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1237

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Bob Dylan und die imitatio christi. Zur Veröffentlichung von Archivaufnahmen aus Dylans evangelikaler Phase.

In dem wunderbaren Film I’M NOT THERE wird Bob Dylan, der ewig sich Wandelnde, von gleich sechs Schauspielern verkörpert. Unter anderem spielt Richard Gere den mexikanischen Cowboy-Outlaw-Dylan der mittleren Siebziger, Cate Blanchett den androgynen Hipster der mittleren Sechziger. Nur einer, Christian Bale, spielt gleich zwei Dylans: Den friedensbewegten Folkie der Frühsechziger und den Born-Again-Christian der späten Siebziger und frühen Achtziger Jahre. Ein genialer Einfall des Regisseurs Todd Haynes, waren es doch genau diese beiden Phasen, Folkie und Überchrist, in denen Dylan aus dem Uneindeutigen, Ironischen, Abgeklärten heraustrat und plötzlich Position bezog.

Dylans christliche Alben: Slow Train Coming (1979), Saved (1980), Shot of Love (1981) (c/o tk)

 

Beim ersten Mal, in der Folk-Phase, befand er sich damit im gesellschaftskritischen Mainstream und zugleich an der Speerspitze einer aufstrebenden Jugendbewegung. Bevor Martin Luther King seine Rede „I have a dream“ vor dem Lincoln Memorial gehalten hat, gab Dylan die Vorgruppe mit einem Song aus THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’.

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Quelle: http://marginalie.hypotheses.org/611

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