Die lange Geschichte der Verfolgung kurdischer Medien – in Europa

Wenn in der Türkei ein weiterer Fernsehsender dicht gemacht, eine andere Zeitung geschlossen oder gar Journalisten festgenommen werden, ist Europa (zurecht) in heller Empörung. Mehr als 149 Medien sind seit dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 bereits geschlossen worden, Tendenz steigend. Nicht ein Tag vergeht ohne Nachricht über weitere Verhaftungen. Zuletzt war es die deutsche Journalistin Mesale Tolu, die für das mittlerweile ebenfalls verbotene Özgür Radyo gearbeitet hatte. Sie sitzt seit mehr als zwei Wochen im Gefängnis.

Wenn es um die Verfolgung kurdischer Medien innerhalb Europas geht, schweigt man sich hingegen aus. So hat der europäische Satellitenbetreiber Eutelsat innerhalb weniger Monate mehrmals die Ausstrahlung kurdischer Fernsehsender unterbunden. Zuletzt veröffentlichte das Unternehmen Anfang Mai eine Anordnung, die Aussendung der drei kurdischen TV-Kanäle Ronahi TV, NewsChannel und Sterk TV einzustellen.

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Quelle: https://medienblog.hypotheses.org/234

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Die protestantische ‚Still-Legung‘ der Musik: Ein (längst überfälliger) Beitrag zum Luther-Jahr

Eine Beobachtung, die jeder kennt, der schon einmal in einem ‚klassischen‘ Konzert, im Ballet oder einer Oper war: Gutbürgerlicher, gesitteter Musikgenuss ist eine äußerst passive, man möchte sagen einseitige Geschichte: Viele sitzen stumm und weitestgehend still – hier und da kann man wippende Knie entdecken oder ein wohlwollendes Auf und Nieder des Kopfes –, während die wenigen auf der Bühne sich ins Zeug legen, mit ganzem Körpereinsatz, und manchmal sogar ins Schwitzen kommen.
Ist das nicht zutiefst kontraintuitiv? Geht Musik ohne Bewegung? Und überhaupt: Einen ganzen Saal mit Stühlen zu blockieren, die jegliche Bewegung unterbinden, erscheint bei Lichte besehen ziemlich widersinnig. Nicht umsonst räumt man zu anderen Anlässen Stühle und Tische beiseite, wenn die Band aufspielt. Sich nicht zu bewegen bei Musik, das scheint in etwa so paradox, wie einem Kind zu sagen, es solle auf der Schaukel nicht schwingen.

Bundesarchiv, Bild 183-1987-1023-051 / Link, Hubert / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 183-1987-1023-051, Berlin, 750-Jahr-Feier, Staatsakt, Konzert, CC BY-SA 3.0 DE

Gesitteter Musikgenuss: Am 23. Oktober 1987 fand in Ost-Berlin ein Konzert anlässlich des 750jährigen Jubiläum Berlins statt, bei dem Ludwig van Beethovens 9.

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Quelle: http://marginalie.hypotheses.org/538

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Eine kurze Geschichte der Geschlechtergeschichte, Teil III

Themen der Geschlechtergeschichte (Grafik: Levke Harders, 2015-2017) CC BY-NC-SA 3.0 DE

von Levke Harders

Nach Teil I und Teil II dieser doch nicht mehr ganz so kurzen Geschichte der Geschlechtergschichte geht es nun weiter. Zu Beginn der 1990er Jahre sorgte Judith Butlers „Gender Trouble“ für ein deutliches Unbehagen vor allem in der deutschsprachigen Geschlechterforschung.1 Nach jahrelangen Kämpfen um die Anerkennung von Geschlechterverhältnissen als Untersuchungsgegenstand stieß Butler Debatten um die Kritik an der Kategorie Geschlecht an. Die Unterscheidung zwischen sex und gender sei, so Butler, selbst diskursiv hergestellt, denn auch das vermeintlich biologische Geschlecht sei kulturell konstruiert. Ebenso müssten Körper und Sexualität als kulturelle Konstruktionen in Machtverhältnissen gedacht und (Geschlechts‑) Identität als regulierendes, normatives Prinzip begriffen werden.



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Quelle: https://belonging.hypotheses.org/328

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Ein neuer Mythos. Zu Élisabeth Badinters Bild von der „modernen Frau“ Maria Theresia

Elisabeth Badinter hat schon im letzten Jahr ein kleines Buch vorgelegt, in dem sie ihre Sicht auf Maria Theresia darstellt; ein Buch, das in Frankreich den Blick auf die Königin und Kaiserin lenkte, die dort (wenn überhaupt) im Wesentlichen als Mutter von Marie Antoinette ein Begriff ist1. Vor wenigen Wochen ist der Text nun auch in deutscher Übersetzung erschienen und hat erneut für Aufmerksamkeit gesorgt2.

 

Das handliche Buch ist eine sichtlich individuelle Annäherung an Maria Theresia, in der Badinter versucht, sich in psychologisierender Manier der Herrscherin zu nähern. Basis dafür sind ihr vor allem Briefe3 – Briefe Maria Theresias und ihrer Kinder, Schreiben auswärtiger, in erste Linie französischer und preußischer Diplomaten und einiger hoher Amtsträger des Wiener Hofes. In der Einleitung des Buches betont Badinter das Potential dieser Quellen für die „dichte Beschreibung“ einer historischen Person; in Interviews wird hervorgehoben, dass sie sich über Jahre mit Archivquellen befasst habe, um eben diese individuellen Statements zu Maria Theresia als Person zu sammeln.

Anhand dieses – zweifellos interessanten – Ausschnittes aus der riesigen schriftlichen Überlieferung zu Person und Herrschaft Maria Theresias formuliert Badinter ihr Bild, das in der auch in mehreren Interviews formulierten Auffassung gipfelt, dass die Königin-Kaiserin einen „kostbaren Meilenstein für die Geschichte der Frauen“4 darstelle und als erste werktätige Frau der Geschichte gelten müsse, weil sie Beruf, Ehe und Kinder zu vereinen gehabt habe.



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Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/257

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frauen*lesen #2 | Chris Kraus: I Love Dick

Klappentext | Chris Kraus, eine gescheiterte Künstlerin, die unaufhaltsam auf die 40 zugeht, lernt durch ihren Ehemann den akademischen Cowboy Dick kennen. Dick wird zu ihrer Obsession. Völlig überwältigt von ihren Gefühlen schreibt sie zunächst eine Erzählung über ihr erstes Treffen, dann verfasst sie Briefe, die sie nicht abschickt, und auch Sylvère, ihr Mann, wird Teil dieses Konzept-Dreiers. Mal schreiben beide Dick gemeinsam, mal einzeln, doch während Sylvère irgendwann sein Interesse wieder verliert, verstrickt sich Chris immer mehr in die Abgründe ihrer eigenen Begierde. Chris Kraus hebt in ihrem mittlerweile auch als Amazon-Serie verfilmten Roman die Grenzen zwischen Fiktion, Essay und Tagebuch auf und schuf damit gegen Ende des 20. Jahrhunderts ein völlig neues Genre.1


Because most ’serious‘ fiction, still, involves the fullest possible expression of a single person’s subjectivity, it’s considered crass and amateurish not to ‚fictionalize‘ the supporting cast of characters, changing names and insignificant features of their identities. The ’serious‘ contemporary hetero-male novel is a thinly veiled Story of Me, as voraciously consumptive as all of patriarchy.

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Quelle: http://chicklit.hypotheses.org/781

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Kriegsverbrechen in Roselies. Ein Streit um das rechte Gedenken?

Auf der Mitgliederversammlung des Geschichtsvereins am 27.04.2017 wurde auch der Beitrag von Helmut Kramer und Peter Rosenbaum im Braunschweig Spiegel (13.01.2017) diskutiert. Der vehementen Kritik der beiden Autoren an Ausrichtung und Tätigkeit des Vereins begegnet der Vorstand mit einer Analyse des Artikels und der darin geführten Argumentation. Der folgende Text wurde in der Mitgliederversammlung vorgetragen und ist hier mit Zustimmung des Vorstands im Wortlaut wiedergegeben. Am Freitag, dem 13. Januar 2017, veröffentlichten Peter Rosenbaum, Lokalpolitiker der BiBS in Braunschweig, und Dr. Helmut Kramer, pensionierter … Kriegsverbrechen in Roselies.

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Quelle: https://histbrun.hypotheses.org/693

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Hinter der Fassade: Der 9. Mai in Russland

Am 23. April 2017 wurde der deutsche Reichstag gestürmt. Im Moskauer Park Patriot „rekonstruierten“ etwa 1.400 Jungarmisten die Schlüsselszene des russischen Kriegsgedenkens: Die Erstürmung des Reichstagsgebäudes und das Hissen der roten Fahne am 30. April 1945.

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Quelle: http://erinnerung.hypotheses.org/1279

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Politisches Nudging – Interview mit Rainer Rilke

Phi: Lieber Herr Rilke, als Experte auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik kennen Sie sich mit dem hochaktuellen Thema „Nudging“ aus. Ich zumindest glaube, explizite Parallelen zu dieser „Neuheit“ in Aristoteles‘ Rhetorik zu finden und bin gespannt, ob meine Vermutung möglicherweise stimmt. Doch zuerst möchte ich Sie fragen: Was versteht man eigentlich genau unter Nudging? Rilke: Hinter dem Begriff Nudging (zu deutsch: Stupsen) verbirgt sich mittlerweile ein großer Reigen von meist ökonomischen Studien. Forscher stellen sich die Frage, wie man Menschen zu sozial erwünschten Entscheidungen … Politisches Nudging – Interview mit Rainer Rilke weiterlesen →

Quelle: http://philophiso.hypotheses.org/1246

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Vegetarische Volksküchen

Vegetarische Mahlzeiten als leistbares Essen für alle – dieses Ziel verfolgten Mitglieder des Vereins für naturgemäße Lebensweise in den 1880er Jahren mit dem Projekt der vegetarischen Volksküchen. Das Vorhaben wurde aus finanziellen Gründen nie realisiert. Trotzdem soll es näher betrachtet werden, da das Konzept für die Volksküchen Einblick in die Vorstellungen und Arbeitsweise der Wiener Vegetarier/innen gibt. Außerdem soll Geschichtsschreibung ja nicht nur von Erfolgen erzählen.

Die Verpflegungssituation der Industriearbeiter/innen
Als Mitglieder des Wiener Vereins für naturgemäße Lebensweise Mitte der 1880er Jahre das Projekt einer vegetarischen Volksküche ins Leben riefen, verköstigten in Wien mehrere nicht-vegetarische Volksküchen die zunehmende Zahl von Lohnarbeiter/innen.
Die Errichtung von Volksküchen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts war eine Reaktion auf die Entstehung der Großteils unterbezahlten städtischen Arbeiter/innenschaft und die aufgrund der Industrialisierung veränderten Lebensverhältnisse[1]. Während zu Beginn des Jahrhunderts bei Handwerkern, anderen Gewerbetreibenden und Heimarbeiter/innen Wohn- und Arbeitsort meist ident waren, erfolgte die Arbeit in Fabriken getrennt vom Wohnort bzw. Schlafplatz.

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Quelle: https://veggie.hypotheses.org/188

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