Gleich in doppelter Weise ist dieser Beitrag ein Nebenprodukt. Er geht einerseits auf die Erarbeitung eines Aufsatzes zurück, den ich vor ein paar Wochen an die Herausgeber gesandt habe. Zum anderen auf eine paar sehr schöne Tage im letzten Herbst in Südtirol. Bei dem Aufsatz, der im Zusammenhang mit der Tagung „Images de soi dans l’univers domestique XIIIe – XVIe siècles“ entstand, geht es vor allem um die Frage,…
Die Nummern der Ludditen – 1
Nur wenig ist bekannt über die Ludditen der Jahre 1811-1813, die, folgt man E. P. Thompson, keineswegs so rückwärtsgewandte Technikfeinde waren, wie lange dargestellt; auf jeden Fall schreckten sie nicht zurück, die Kulturtechnik der Nummerierung einzusetzen, wenn es darum ging, ihre Namen (vielleicht auch voreinander?) zu verbergen; klandestiner Kampf kann Nummern auf jeden Fall gut gebrauchen, wie aus einer Episode aus dem Yorkshire des Jahres 1812 hervorgeht:
Nach einem erfolgreichen Angriff ‘zog der Führer, sobald das Werk der Zerstörung vollbracht war, seine Männer zurück, hielt Appell, wobei jeder Mann auf eine bestimmte Nummer anstelle eines Namens antwortete; dann feuerten sie ihre Pistolen ab, […] stießen einen Ruf aus und marschierten in regulärer militärischer Aufstellung ab.’1
- Thompson, Edward P.: Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse. Frankfurt am Main: Suhrkamp es 1170, 1987, Bd. 2, S.
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Quelle: http://nummer.hypotheses.org/153
Die Welt von RT
Der gute, alte Journalismus ist lange tot, sagt Alexej Nikolov. Seit 2008, mindestens. Web 2.0. Heute schreibe doch niemand mehr einfach Nachrichten, nicht mal über unseren Besuch hier bei ihm. „Geben Sie das in Google ein und Sie bekommen sogar Bilder!“
Nikolov ist Chef-Manager von RT in Moskau und hat alles erlebt, was sein Beruf zu bieten hat: in der Sowjetunion Sportreporter, in den Perestroika-Jahren politisiert, ab 1990 am Mikrofon der ersten unabhängigen russischen Radiostation, seit 1994 im Fernsehen und 2005 dabei, als Russia Today aus der Taufe gehoben wurde. Objektivität und Ausgewogenheit hält Alexej Nikolov für Ideen von gestern. „Wer sagt, dass er alle Seiten eines Themas abdeckt, der ist entweder naiv oder nicht ehrlich.
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Jenseits des Gags – Ein Abend mit @NeinQuarterly
Am Ende ließ ich Eric* mit seinem Kölsch und der Kulturindustrie** allein. Und hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen dabei. Aber was soll man machen, wenn man sich dabei erwischt, wie man versucht, einem Celebrity Ratschläge zu geben, die letztlich darauf hinauslaufen, die Dinge einfach zynischer zu betrachten? Wo sollte das alles enden, wenn ich noch versuchen würde, einen der 12 reservierten Plätze im Brauhaus zu ergattern? Nein, erst musste ich das Gespräch sacken lassen und die Flucht ergreifen.
Im Grunde hätte ich noch ewig den Selbstzweifeln lauschen können, die Eric hinsichtlich dem hat, was er so treibt. Wie traurig es ihn macht, dass er mit den Leuten auf Twitter nicht mehr so umgehen kann, wie das noch in seinem ersten Jahr als #FailedIntellectual hinbekam. Wie peinlich ihm die Werbung der Kulturindustrie für sein Buch und seine Lesereise sind. Wie tief es ihn trifft, wenn er auf Twitter für beides angefeindet wird.
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Die Blogs können wieder zwitschern: das Twitter-Widget “Kebo Twitter”
Ab sofort können Hypotheses-Blogs wieder zwitschern, so kann man hier am Rand auch den Twitterfeed von @dehypotheses lesen. Mit dem Widget “Kebo Twitter Feed”, das Sie ab sofort im Backend unter Design > Widgets finden, lassen sich die 140-Zeichen-Neuigkeiten aus Ihrem Twitter-Account auch im Blog einbinden.
Dafür müssen Sie zunächste unter Einstellungen > Kebo Twitter die Option “Mit Twitter verbinden” auswählen. In dem Fenster, das sich dann öffent, müssen Sie sich bei Twitter einloggen, wenn Sie dieses in einem anderen Tab nicht bereits getan haben. Nachdem Sie sich einloggt haben, sollte bei den Einstellungen zu Kebo Twitter unter dem Verbindungsbutton Folgendes stehen:
Verbunden als @IhrTwittername
Speichern Sie die Einstellungen.
Anschließend können Sie unter Design > Widgets das Widget in Ihrer Seitenleiste positionieren und einige Einstellungen vornehmen.
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Flüchtlinge in Lemgo und Brake – ein historischer Rückblick (3)
Bereits während des Zweiten Weltkriegs mussten sog. Evakuierte, häufig Frauen und Kinder, in Lemgo und Brake untergebracht werden. Dies geschah, wie später bei den Flüchtlingen und Vertriebenen auch, in Privathäusern und Privatwohnungen. Zur Einschätzung der Wohnraumsituation wurden Kommissionen gebildet, die systematisch den vorhandenen Wohnraum unter die Lupe nahmen und mögliche Kapazitäten festhielten. So auch in Brake 1943:
Die ankommenden Flüchtlinge und Vertriebenen wurden in einem Flüchtlingslager in der Grevenmarsch untergebracht. Dort existierten noch Baracken, die während des Krieges für Zwangsarbeiter (“Fremdarbeiter”) und Kriegsgefangene genutzt wurden. Lemgoer Firmen wie Hahn oder Wrenger hatten diese Baracken aufgestellt und dann nach dem Krieg anscheinend an die Stadt vermietet.
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Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus?
Ich habe vor längerer Zeit das Buch von Karen Holtmann über die Saefkow-Jaacob-Bästlein-Gruppe gelesen. Ihren Ansatz, mehr über die Widerstandsaktivitäten von Frauen herauszufinden, wollte ich in meine Arbeit auch einbringen. – Vor allem in Kombination mit den Überlegungen von Isabell Richter über das Aussageverhalten bei der Gestapo. Im Fall der “Winzengruppe” ist fast ein Drittel aller von mir aus den Quellen erfassten Personen weiblich, dazu kommt, dass mit Hildegard Schimschok (geb. Luke) eine Überlebende das Bild der Gruppe nachhaltig geprägt hat.
Als allgemeine Tendenz in den Verhören konnte ich ausmachen, dass die Frauen der Gruppe meistens als unpolitische Beziehungen dargestellt wurden. – So gab Josef Kasel im Verhör an, Hildegard Schimschok und Lotte Gützloe seien nur durch ein Liebesverhältnis mit Paul Winzen verbunden gewesen.
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Quelle: http://winzen.hypotheses.org/491
Treue Liebe.
Die emotionale Unterstützung durch die Frau
Katja Flemming
Um die Moral der Soldaten an der Front aufrecht zu erhalten, war auch den Frauen im Ersten Weltkrieg eine bestimmte Rolle zugedacht. Die in zahlreichen Medien kommunizierte Anweisung an sie lautete, die Soldaten an der Front selbstlos, fürsorgend und tapfer zu unterstützen. Insbesondere der Feldpost kam dabei große Bedeutung zu. Zahlreiche Soldaten zogen aus ihr Kraft und Mut. Doch nicht selten führte die andauernde räumliche Trennung auch zu Ängsten, fürchteten doch nicht wenige Soldaten, ihre Frauen könnten ihnen in der Heimat untreu werden.[1] Auch August Jasper beschäftigten die Themen Treue und Untreue über die vier Kriegsjahre hinweg wieder und wieder.
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Ways of Hands’ Writing
Mit der Hand schreiben. Mit den Händen schreiben. Nein, hier soll es nicht um Handschrift gehen, sondern um’s Tippen. Ich weiß nicht, ob die Schreibforschung oder die Schreibgeräteforschung sich damit schon auseinander gesetzt hat aber auf dem Heimweg reifte langsam der Gedanke in mir, dass es eine Sprachlichkeit von (einigen) Medienskills geben muss.
Wieder wach gerufen wurde der Gedanke vor einigen Wochen, als ich auf dem IVG in Shanghai den Vortrag von Ruth Ayaß zu “Schreibapparaten” gehört habe. Sie zeigte darin ein paar nette Aufnahmen, die unter Experimentalbedingungen dokumentierten, wie Schreiber oder besser Tipper mit unterschiedlichen Tastaturen umgingen, unterschiedliche Tipp- und Wisch-Techniken anwandten und ausprobierten und auch ihre jeweiligen Probleme hatten, sich dem jeweiligen Gerät mit seinen je eigenen Tastaturen und Tipp-Features anzupassen. Leute, die mit 10 Fingern hatten tippen gelernt, konnte diese Technik nicht einfach aufs Tablet übertragen, sondern saßen wie Neulinge vor den digitalen Tastaturen und kehrten zum Einfingersuchsystem ‘zurück’. Oder Daniel Perrin: Er äußerte eine ungläubige Skepsis darüber, wie man es sich antun könne, mit Wischbewegungen auf einem Touchscreen zu ehm… ‘tippen’.
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Anton Wilhelm Amo- der erste schwarze Philosoph an einer deutschen Universität
von Peter Arthurs
1739 hing am schwarzen Brett der Universität Jena eine Vorlesungsankündigung für die Studenten aller Fakultäten. Der Titel lautete: „Partes philosophiae et curiosae Physiognomiam, Chiromatiam, Geomantiam, vulgo Punctir-Kunst, Astrologiam mere naturalem, et quae opponitur Cryptographiae, artem Dechifratoriam, quam Dechifrier-Kunst vocant (…)“ Das Ungewöhnliche daran war, dass der Verfasser ein Afrikaner war: Doktor der Philosophie Anton Wilhelm Amo. Unter seinen Zeitgenossen war er eine bekannte und geschätzte Persönlichkeit. Ein afrikanischer Gelehrter an einer deutschen Universität, das war eine Sensation im Europa des 18. Jahrhunderts.[i]
Die meisten der gebildeten Europäer kannten Afrika nur aus Reiseberichten, die die Bewohner des Kontinents überwiegend als fremdartige, unbegreifbare „Wilde” beschrieben. Zehntausende von ihnen wurden in dieser Zeit Jahr für Jahr von Sklavenhändlern nach Amerika und teilweise nach Europa verschleppt.
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