Grundfragen des Wissenschaftsbloggens – Interview mit Klaus Graf

8016200072_36046a718f_bIm Dezember 2015 hat de.hypotheses.org mit der Migration des Blog-Flaggschiffs “Archivalia” prominenten Zuwachs bekommen. Seit 2003 ist Archivalia als Gemeinschaftsblog aktiv und gilt damit als “Mutter aller deutschsprachigen geisteswissenschaftlichen Blogs”((1)). Archivalia zeichnet sich durch eine bunte Themenvielfalt aus, wie ein Blick auf die rund 50 Kategorien im Blog zeigt: Es geht um Geschichte allgemein, digitale Geschichte, Archiv- und Bibliothekswesen, Digitalisierung, Schutz von Kulturgütern, Urheber- und Archivrecht, Datenschutz und vor allem und immer wieder um Open Access. Gerade als “Sturmgeschütz für Open Access”((2)) hat sich Archivalia auch international einen Namen gemacht.

Technisch war die Migration des Blogs von twoday.net eine Herausforderung, nicht zuletzt, weil es galt, rund 30.000 Beiträge vollständig mit Bildern und Kommentaren sowie mit funktionierenden internen und externen Verlinkungen in die neue WordPress-Umgebung zu bekommen.

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Quelle: https://redaktionsblog.hypotheses.org/3005

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And the winner is … Aufruf zur Blogauslese 2015

2863220058_d6f4c20717_z“Die Welt der wissenschaftlichen Blogs ist in den letzten Jahren noch größer und bunter geworden”, schreibt Marc Scheloske im Wissenschafts-Café und ruft zur allgemeinen “Blogauslese” auf. Wie in vergangenen Jahren sollen wieder Blogs und Blogbeiträge ins Rennen geschickt und einer Jury vorgestellt werden. Scheloske stellt sich die Frage: “Was also waren die besten Blogpostings des Jahres 2015?”

Bis zum 31.12.2015 können komplette Blogs, aber auch bestimmte Blogbeiträge nominiert werden. Unter den deutschsprachigen Blogs und Blogbeiträgen werden von einer Jury die Sieger gekrönt. Doch es gibt auch einen Publikumspreis für das “beliebteste” Blog.



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Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2991

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Perspektiven auf das wissenschaftliche Bloggen – Zusammenfassung zur Blogparade #wbhyp

5410491109_8c3ef64836_oDa wurde so einiges geschrieben! Sei es auf Blogs von de.hypotheses oder auf Blogs außerhalb der Plattform. In jedem Fall gab es unter dem Hashtag #wbhyp in den letzten Wochen viel zu lesen.

Am 19. Januar 2015 riefen die Redaktion und das Community Management zur Blogparade über das wissenschaftliche Bloggen auf, um “sich über einige Entwicklungen auszutauschen und verschiedene Beobachtungen zu diskutieren“. In den darauffolgenden Wochen wurde aus vielen Perspektiven über das wissenschaftliche Bloggen gebloggt, vom Erfahrungsbericht über kreative Texte bis hin zu Hinwisen oder einer spektakulären Veröffentlichung.

 

Hier sind die 35 Artikel in chronologischer Reihenfolge:

Mareike König, Wissenschaftsbloggen – quo vadis? Vier Aufrufe und zwei Lösungen #wbhyp, in: Redaktionsblog, 19.01.2015. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2674

Mit vier Aufrufen (gegen zu starre Definitionen, Relativierung der Anerkennung von Wissenschaftsblogs, Ausnutzung des freien Genres, Wissenschaftsbloggen lohnt sich trotzdem) und zwei Lösungen (Einsatz von Open-Peer-Review-Verfahren und Bloggen um des Bloggens willen) macht die Redaktionsleiterin pointiert den Anfang.

Christof Schöch, Anerkennung fürs Bloggen? Eine Geschichte über die Eigendynamik des Digitalen, in: DhdBlog, 19.01.2015. http://dhd-blog.org/?p=4611

In diesem Artikel beschreibt der Autor, Mitglied des Redaktionsteams von de.hypotheses.org, eine Erfolgsgeschichte des Bloggen, wie aus einem Vortrag erst ein Blogartikel und dann ein Zeitschriftenartikel wurde.

Anne Baillot, Auf einer Skala von 1 bis 10, so naja (#wbhyp), in: Digital Intellectuals, 19.01.2014. http://digitalintellectuals.hypotheses.org/2448

Eine gewisse Skepsis am wissenschaftlichen Bloggen und ein Hauch Resignation scheinen durch, Anne Baillot rät ihren Doktoranden beispielsweise vom regelmäßigen Bloggen ab. Ihre Freude am Bloggen ist jedoch nach wie vor ungebrochen: “Ich mag das nämlich.”

Ioana Herbert, Beitrag zur Blogparade 2015 #wbhyp, in: Mit trockenen Farben, 20.01.2015. http://vivien.hypotheses.org/486

Ioana Herbert sieht ihr Blog als wissenschaftliches Tagebuch, wobei sie vorzugsweise einen Mittelweg einschlagen möchte, zwischen größeren Beiträgen mit Ergebnisse und kleinen Artikeln, die kleine Schritte dokumentieren. Ihre Vision ist es, “konsequent aus der Werkstatt” zu berichten.

Sabine Scherz, Mein Beitrag zur Blogparade #wbhyp, in: Computerspiel und Ästhetik, 20.01.2015. http://games.hypotheses.org/1883

Mit ihrem Text, bestehend aus lauter Verben, trägt Sabine Scherz auf eine andere, kreative, Art zur Blogparade bei.

Felicitas Noeske, „Quo vadis?“ Eine fremdgestellte Frage, zwei Aufrufe und keine Lösungen #wbhyp, in: bibliotheca.gym, 20.01.2015. http://histgymbib.hypotheses.org/638

Felicitas Noeske unterstreicht die Bedeutung von gymnasialen Bibliotheken und möchte diesem Themenbereich mit Bloggen mehr Gehör verschaffen: “Ich bin indes der festen Überzeugung, dass Bloggen zum Thema Gymnasialbibliothek und -archiv sich dennoch lohnt, und zwar wissenschaftlich und publizistisch für ein noch zu interessierendes Publikum.”

Michael Piotrowski, Books vs. Blogs, in: NLP for Historical Texts, 21.01.2015. http://nlphist.hypotheses.org/153

Die Aussage, Bücherinhalt sei gut, aber er sei besser in einer Serie von Blogposts aufgehoben, hat Michael Piotrowski erstaunt. Die direkte Publikation hat ihre Reize, doch der Autor beschreibt auch die (noch) fehlende akademische Anerkennung von Blogs im (vor allem deutschen) Wissenschaftssystem. Gerade der Mangel unbefristeter Stellen im deutschen Wissenschaftssystem erfordert die Konzentration auf anerkannte Publikationen. Bücher und Blogs haben jeweils ihre Stärken und Schwächen, sodass sie sich gegenseitig ergänzen, zumindest momentan noch.

Monika Lehner, Ein Schritt vor und zwei (oder drei) Schritte zurück | #wbhyp, in: mind the gap(s), 22.01.2015. http://mindthegaps.hypotheses.org/2006

Monika Lehner fragt, ob das freie Genre des Bloggens wirklich so frei ist oder ob es sich durch das Streben nach Anerkennung nicht doch starren Kriterien unterwirft. Für sie ist bleibt das “bloggen eine Randaktivität […], die man sich leisten wollen (und können) muss”. Dialog, Austausch und Sichtbarkeit sind Gründe, weshalb sie das Bloggen nicht aufgegeben hat, wobei ihr Fazit ist, dass ihre Blogaktivitäten weniger mit ihrer aktuellen Forschung zu tun haben.

Michael Kaiser, Der strategische Wert des Blogportals de.hypotheses.org #wbhyp, in: dk-blog, 22.01.2015. http://dkblog.hypotheses.org/600

Michael Kaiser hebt die Existenz des Blogportals positiv hervor und ist überzeugt, dass dieses nicht nur die Community stärkt, sondern auch dabei hilft, die „nötige Akzeptanz in der Fachwelt“ zu schaffen.

Michael Hölscher, “Vorwärts! Und Mut!” | Beitrag zur Blogparade 2015 #wbhyp, in: Grammata, 23.01.2015. http://grammata.hypotheses.org/1171

Über den Mut zum Bloggen und die Unsicherheiten, die diese Kommunikationspraktik mit sich bringt. Vor allem dann, wenn die eigene Fachcommunity kaum oder nur wenig auf Blogs präsent ist.

Georg Lehner, “Der Sinn, der sich aussprechen läßt, ist nicht der ewige Sinn …” | #wbhyp, in: de rebus sinicis, 23.01.2015. http://wenhua.hypotheses.org/1531

Warum bloggen? Das Blog als Schaufenster (ein “Schaufenster mit ISSN”) ermöglicht das selbstständige Entscheiden über dessen Inhalt. Als anregend werden die Regelmäßigkeit sowie das Bemühen, ein im deutschen Sprachraum wenig bekanntes Thema für eine breite Leserschaft aufzubereiten, genannt.

Angelika Schoder, Wissenschaftliches Bloggen mit Monty Python / #wbhyp, in: MusErMeKu, 24.01.2013. http://musermeku.hypotheses.org/2609

Die Autorin stellt fest, dass vor allem Blogartikel mit populärwissenschaftlichen Inhalten auf großes Interesse stoßen. Das Wissenschaftsblog adressiert sich sowohl an eine interessierte Öffentlichkeit als auch an eine Fachcommunity, wobei erstere nicht neben den Fachkollegen geduldet wird, sondern auch die Hauptleserschaft darstellen können, sodass das Blog dadurch eine große (auch berufliche) Chance darstellen kann.

Charlotte Jahnz, Wissenschaftlich bloggende Studierende #wbhyp, in: OpenBlog, 24.01.2015. http://openblog.hypotheses.org/135

Das Bloggen hilft den eigenen Schreibstil zu verbessern, (universitäres) Hierarchiedenken zu mindern und ist der am einfachsten zugängliche Publikationsort für Studierende. Zudem lohnt sich wissenschaftliches Bloggen auch für diejenigen, die nicht in der Wissenschaft bleiben wollen, da die Digital Humanities einen “Lerneffekt” bieten, der (auch) für außeruniversitäre Berufe wichtig ist.

Martin Bauch, Karoline Döring, Björn Gebert, Wissenschaftsblogs in der Mediävistik: Anerkennungsprobleme? Kaum noch. (Beitrag zu #wbhyp), in: Mittelalter, 25.01.2015. http://mittelalter.hypotheses.org/5181

Durchweg positiv bewertet die Redaktion des Mittelalterblogs das wissenschaftliche Bloggen. “Nicht schlecht, wahrlich nicht schlecht”, sieht sie die Anerkennung von Wissenschaftsblogs in der Mediävisitik. Ihrer Erfahrung nach bloggen Fachvertreter mit unterschiedlichen akademischen Hintergründen und Positionen und tragen so zur Anerkennung bei. Zudem geht sie davon aus, dass Anerkennung erst nach erbrachter Leistung stattfindet und dass Leserinnen und Leser die Qualität der Texte selbst einschätzen können. Ihre Arbeit als Redaktion sehen sie als spannende und fruchtbare “Arbeit MIT den Autorinnen und Autoren an ihrem Text”.

Alexan­dra Pfef­fer, Der Frosch im Brunnen – Beitrag zur Blogparade #wbhyp, in: Akteure des Kunstexpertentums, 25.01.2015. http://artlaw.hypotheses.org/13

Die Freude am Schreiben und die Hoffnung nach einem fachlichen Austausch sind Grund für das Blog. Zudem stellt das eigene Blog eine Art Publikationszwang dar und erlaubt weniger Müßiggang. Alexandra Pfeffers Vision: die wissenschaftliche Zunft von morgen schon heute für das wissenschaftliche Bloggen zu begeistern.

Kristin Oswald, Mit Wissenschaftsblogs durch verschiedene Welten reisen, in: Krosworldia, 26.01.2015. http://kristinoswald.hypotheses.org/1545

Die Erwartungen an wissenschaftliches Bloggen sollten nicht zu hoch sein, aber “es kann Lücken füllen”. Kristin Oswald bedauert den fehlenden fachübergreifenden Austausch und möchte mit ihrem Blog solche Grenzen überwinden, um die “thematischen Überschneidungen und strukturellen Gemeinsamkeiten von Kultur, Geisteswissenschaften und Fachmarketing” herauszustellen.

Lisa Bolz, Bloggende Doktoranden. Eine Bilanz zu Fragen und Antworten #wbhyp, in: Digital Humanities am DHI Paris, 26.01.2015. http://dhdhi.hypotheses.org/2343

Vorbehalte wissenschaftlichem Bloggen gegenüber bestehen vor allem unter Doktorandinnen und Doktoranden, da die Dissertation eine eigeneständige Arbeit darstellen soll. Dennoch sprechen einige Gründe für das Bloggen: das Strukturieren eigener Gedanken, Üben des Schreibens, öffentliche Präsentation von Ideen und Sichtbarkeit sind nur einige Beispiele. Erfahrungsberichte und Ratschläge sollen das Thema weniger suspekt erscheinen lassen.

Holger Berwinkel, Forschungsgeschichte der Aktenkunde I: Wegbereiter im frühen 20. Jh. #wbhyp, in: Aktenkunde, 27.01.2015. http://aktenkunde.hypotheses.org/306

In seinem Blog kann Holger Berwinkel Material aus einem Buchprojekt verwerten und Darstellungsgrenzen im Buch überwinden. Drei Aspekte sind für ihn wichtig: Im Blog kann 1. “eine Wissenschaftsgeschichte einer Spezialdisziplin überhaupt erscheinen”, 2. “kann sie das angestrebte Publikum am besten erreichen”, 3. “kann die fortgeführt und ergänzt werden”. Er ist von den Vorteilen, die das Medium Blog mit sich bringt, überzeugt: “Wo Blogs weiße Flecken füllen, die das Papier auf seinem Rückzug hinterlässt, werden sie rezipiert werden.”

K. Schneider, Historyblogging, in: Zeit.Räume, 27.01.2015. http://zeitraeume.hypotheses.org/86

Das Gemeinschaftsblog von Studierenden wird von einer Vision geprägt: Bloggen zu etablieren. Nicht, um bereits etablierte Publikationsformen zu ersetzen, sondern um sie zu ergänzen. Der Autor hoffe auf eine Historikergeneration, “für die das digitale Publizieren etwas ganz Normales wird”.

Damián Morán Dauchez, C’est le sens de la vie! / #wbhyp, in: MusErMeKu, 28.01.2015. http://musermeku.hypotheses.org/2623

Die “konservative Einstellung und elitäre Haltung, die in akademischen Kreisen herrscht”, steht dem wissenschaftlichen Bloggen (noch) entgegen, so Damián Morán Dauchez. Kritisiert wird damit die Tatsache, dass Forschung auf bestimmte Themenbereiche und bestimmte Wissenschaftsorte (Seminare, Tagungen, etc.) beschränkt bleibt, wobei Kulturvermittlung gerade für die Geistes- und Kulturwissenschaften wichtig sei.

Ioana Herbert, Zum Thema “Zeit”. Einblick ins Atelier und zweiter Beitrag zu #wbhyp, in: Mit trockenen Farben, 30.01.2013. http://vivien.hypotheses.org/491

Ein Blick in die Praxis: Die Autorin beschreibt ihre Unsicherheit, die Menge Material zu sichten und Aufgaben für die Dissertation abzuarbeiten. Damit einher geht die Erfahrung, dass das Bloggen hinten ansteht, sodass zeitweilige Überforderung eine verzögerte Publikation weiterer Blogbeiträge zur Folge hat. Sie ist aber zuversichtlich: “Es gibt Themen oder Zeiten während der Arbeit an der Dissertation, wo man zusätzliche, selbst auferlegte Aufgaben einfach nicht mehr erfüllen kann. Wer sie aber hinter sich bringt, blickt zuversichtlicher in die Zukunft des Bloggens.”

Christian Günther, Intellektuellen Stau durch bloggen umfahren? #wbhyp, in: Die ‘Winzengruppe’, 02.02.2015. http://winzen.hypotheses.org/161

Die Sozialen Medien nutzt der Autor, um nach Ratschlägen für seine wissenschaftliche Arbeit zu fragen, außerhalb des Seminarkontextes seiner Universität. Sein Blog dient ihm dabei als Experiment, bei dem er seinen Schreib- und Präsentationsstil ausbauen kann. Die Dynamik und der Vernetzungsgedanken des Bloggens sieht er als besondere Vorteile, weil er diese im universitären Alltag nicht sieht.

Michael Schmalenstroer, Wissenschaftsblogs – keine Arme, trotzdem Kekse, in: Schmalenstroer.net, 04.02.2015. http://schmalenstroer.net/blog/2015/02/wissenschaftsblogs-keine-arme-trotzdem-kekse/

Da die Aussichten auf eine feste Anstellung im deutschen Universitätsbetrieb sehr schlecht sind, verlassen viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler früher oder später die Universität. Ein Wissenschaftsblog ermöglicht in einem solchen Fall die weitere Beschäftigung mit dem eigenen Forschungsthema.

Mareike König, Eine Brücke zwischen Journal und Blog: Interview mit Marko Demantowsky über “Public History Weekly” #wbhyp, in: Digital Humanities am DHI Paris, 05.02.2015. http://dhdhi.hypotheses.org/2358

Anlässlich der Blogparade hat Mareike König Marko Demantowsky zu “Public History Weekly” interviewt, einem Hybrid zwischen Blog und Journal, einer Initiative mit zunehmendem Erfolg. Auch bei diesem Format ist das Kommentieren möglich, eine Tätigkeit, die das “Elixier des digitalen und sozialen Publizierens” darstellt, aber leider noch nicht in gewünschtem Maße genutzt wird.

Martin Otto Braun, Vom Glück der Fragmente #wbhyp, in: EsoHist, 08.02.2015. http://esohist.hypotheses.org/34

Bloggen bedeutet auch “Mut zur Lücke”, weil die Blogartikel Fragmente darstellen, die um weitere Fragmente ergänzt werden. Beschworene Allwissenheit kann nicht den Weg aus dem Elfenbeinturm bedeuten, vielmehr beschreibt der der Autor den offenen Austausch als das eigentlich Wichtige des Bloggens.

Jürgen Hermes, Bloggen gegen Dunning-Kruger #wbhyp, in: TEXperimenTales, 08.02.2015. http://texperimentales.hypotheses.org/1267

Jürgen Hermes bloggt, wenn er sich aufregt oder wenn er mit seinen Posts etwas zur aktuellen Diskussion beitragen kann. Mitreden zu können, bedeutet womöglich manchmal sich zu überschätzen. Beim Bloggen werden die Gedanken jedoch noch einmal reflektiert, sodass diese Kommunikationsform dem Dunning-Kruger-Effekt entgegenwirkt.

Jan Heinemann, Aus der Sicht eines Skeptikers | #WBHYP, in: Zeit.Räume, 09.02.2015. http://zeitraeume.hypotheses.org/134

Ein trauriger Blick auf die Entwicklungen im universitären Wissenschaftsbetrieb und die Veränderungen in den Arbeitsweisen prägt dieser Blogbeitrag. Die Flucht in die Blogosphäre sollte nicht davon abhalten, an der eigenen Institution die Wunschvorstellungen laut auszusprechen. Der oder die Bloggenden müsse sich zudem ins Bewusstsein rufen, welche Reichweite seine Beiträge hätten, da eine nachträgliche Filterung durch die Leserin und den Leser nicht immer erfolgen könne. Dieser Artikel hat im Übrigen für reichlich Diskussion gesorgt.

Klaus Graf, Fiktion und Geschichte: Die angebliche Chronik Wenzel Grubers, Greisenklage, Johann Hollands Turnierreime und eine Zweitüberlieferung von Jakob Püterichs Ehrenbrief in der Trenbach-Chronik (1590), in: Frühneuzeit-Blog der RWTH, 10.02.2015. http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1847

Klaus Graf hat auf eine etwas andere Art an der Blogparade teilgenommen. Anstatt über das wissenschaftliche Bloggen zu schreiben, hat er einen bedeutenden Handschriftenfund veröffentlicht und damit gezeigt, dass Wissenschaftsblogs ein legitimes Publikationsformat für wichtiges Material bietet, das locker einen Zeitschriftenaufsatz bedeutet hätte. Hier im Redaktionsblog hat er Folgendes kommentiert: “Es ist das erste Mal in der Geschichte der Geisteswissenschaften, dass eine so wichtige Entdeckung nicht in einer Fachzeitschrift, sondern in einem Blog wissenschaftlich dokumentiert wurde.”

Sascha Foerster, Der Wissenschaftsblog ist tot. Es lebe der Wissenschaftsblog. #wbhyp, in: [gab_log] Geisteswissenschaft als Beruf, 11.02.2015. http://gab.hypotheses.org/1679

Irgendwer muss mit dem Wissenschaftsbloggen beginnen. Dass diese Vorreiterposition nicht immer einfach ist und einige Frustrationstoleranz erfordert, beschreibt Sascha Foerster in seinem Beitrag. Ein etwas anderer Aufruf an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.

Torsten Hiltmann, Wissenschaftsblogs – die schöne neue Welt? Beitrag von Heraldica Nova zur Blogparade #wbhyp, in: Heraldica Nova, 11.02.2015. http://heraldica.hypotheses.org/2765

Wie es hinter den Kulissen eines erfolgreichen Gemeinschaftsblog aussieht, beschreibt Torsten Hiltmann in seinem Beitrag. Zwar macht ein Blog Arbeit, “und zwar mehr als man denkt”, doch der Aufwand lohnt sich: Argumente wie die flachen Kommunikationsstrukturen, die Vernetzung, die Entsakralisierung des geschriebenen Wortes, die unlimitierte Kapazität, die potentielle Echtzeitkommunikation und der Aufbau einer spezialisierten Teilöffentlichkeit sprechen für sich.

Daniel Meßner, Dissertationsprokrastinationsprojekt, #wbhyp, in: Coding History, 12.02.2015. http://codinghistory.com/blogparade-wbhyp/

Vernetzung, Visitenkarte, Selbstausbeutung, Veröffentlichen, Dissertationsprokrastinationsprojekt, Podcasting und Diskussion verbindet der Autor mit wissenschaftlichem Bloggen. Wer jedoch einen direkten “return of investment” erwartet, wird wohl wahrscheinlich enttäuscht werden.

Owena Reinke, Wissenschaftsblogs – Echte Alternative oder bloße Zeitverschwendung?, in: spubbles, 19.02.2015. https://spubbles.wordpress.com/2015/02/19/wissenschaftsblogs-echte-alternative-oder-blose-zeitverschwendung/

Verschiedene Beiträge der Blogparade werden in Beziehung zueinander gesetzt und bewertet. Was kann Bloggen alles leisten? “Alles kann, nichts muss. Textlänge und Tonalität sind keinen Regeln unterworfen, Querverweise, Videos und Abbildungen – das ganze Semantic Web kann nahezu unbegrenzt zum Einsatz kommen. ”

Alexander Weiss, Quo vadis digital History? #wbhyp, in: Zeit.Räume, 16.02.2015. http://zeitraeume.hypotheses.org/189

Der Beitrag ist ein Aufruf an die Historiker, sich der neuen Methoden, die die Digital Humanities bereithalten, zu bedienen. Eine Chance ist das Bearbeiten quantitativer Fragestellung in der Geschichtswissenschaft. Aber vor allem ist Internet nicht mit Qualitätsverlust gleichzusetzen.

Helen Knauf, Wissenschaftliche Blogs: 3x Analyse und 1x Gefühl, in: Kinder, 20.02.2015. http://kinder.hypotheses.org/553

Die Adressaten (Fachcommunity und interessierte Öffentlichkeit), Austausch, die Klärung eigener Gedanken und vor allem die Freude am Schreiben machen für Helen Knauf den Kern des wissenschaftlichen Bloggens aus.

Lucas Garske, Am Ende investieren wir Freude, in: Erbloggtes, 25.02.2015. https://erbloggtes.wordpress.com/2015/02/25/am-ende-investieren-wir-freude/

Leidenschaft an der Forschung ist das Schlagwort, weswegen Forschende die mitunter schlechten Bedingungen des Wissenschaftsbetriebs akzeptieren. Lucas Garske fordert ein Umdenken,wobei das Bloggen zwar Vorteile bietet, aber auch eine Herausforderung darstellt: “Mit der Zunahme der Popularität wissenschaftlichen Bloggens geht auch ein gesteigerter Wettbewerb um Aufmerksamkeit einher, der Wissenschaftler*innen vor neue, zusätzliche Herausforderungen stellt – und ihnen – sollten sie es nicht bloß als Hobby, sondern auch als Teil ihrer professionellen Tätigkeit betreiben wollen – zusätzliche, unbezahlte Arbeit abverlangt.”

 

#wbhyp visualisiert

Einmal eine etwas andere Perspektive auf die Blogparade, anhand der unter dem hashtag #wbhyp gesendeten Tweets.

 

#wbhyp - Visualisierung

 

Über die Blogparade hinausgehend

Im Zeitraum der Blogparade wurden weitere Texte verfasst, die zwar nicht explizit für die Blogparade geschrieben wurden, inhaltlich jedoch sehr gut passen. Auch wurde beispielsweise bei Twitter viel diskutiert. Eine Auswahl gibt es hier:

Ceskaplacka, On-line publikování v jakýchsi zákrutech, in: Česká placka, 25.01.2015. https://ceskaplacka.wordpress.com/2015/01/21/on-line-publikovani-v-jakychsi-zakrutech/

Wir würden gerne eine kurze Zusammenfassung geben, aber so gut ist unser Tschechisch dann doch nicht …

Tanja Praske, Warum ist Content-Marketing für die Kultur wichtig? #cmcb15, in: KULTUR – MUSEO – TALK, 26.01.2013. http://www.tanjapraske.de/2015/01/26/warum-ist-content-marketing-fuer-die-kultur-wichtig-cmcb15/

Eigentlich geht es in dem Blogartikel gar nicht primär um das wissenschaftliche Bloggen, aber in den Kommentaren wurden zu #wbhyp diskutiert. In ihrem Kommentar im Redaktionsblog schreibt Tanja Praske: “Auch im Unternehmensbereich stellt sich die Frage, wie ein Blog zu positionieren ist. Von mir angesprochene Punkte können abstrahiert auf #wbhyp übertragen werden: Reputationsaufbau, Autonomie von Systemen, Branding, das Blog als Arbeitsmappe.”

Markus Trapp, Digitales Publizieren in wissenschaftlichen Blogs, in: ciberaBlog, 26.01.2015. http://blog.cibera.de/2015/01/26/digitales-publizieren-in-wissenschaftlichen-blogs/

Auch außerhalb der Blogplattform wurde auf die Blogparade hingewiesen.

Herbert Hertramph, Bloggen für die Wissenschaft, in: Herbert Hertramph, 03.02.2015. http://ifpp-01.ifp.uni-ulm.de/herbert-hertramph/2015/02/bloggen-fuer-die-wissenschaft/

Twitter und Facebook machen das Bloggen nicht überflüssig.

Richard Gutjahr, Der will doch nur bloggen, in: Gutjahr, 05.02.2015. http://www.gutjahr.biz/2015/02/der-will-nur-bloggen/

Bloggende haben mir Vorurteilen und womöglich auch mit Spötteleien und abschätzenden Blicken zu kämpfen. Hier beschreibt ein Journalist seine Erfahrungen – vielleicht trifft das ein oder andere auch auf bloggende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu?

Torsten Hiltmann, Wissenschaftsblogs – die schöne neue Welt? Beitrag von Heraldica Nova zur Blogparade #wbhyp, in: Heraldica Nova, 11.02.2015. http://heraldica.hypotheses.org/2765

Dieser Beitrag war nicht nur explizit ein Beitrag für die Blogparade, sondern ein eigener Aufruf an sich. Unter dem Hashtag #citedblogpost fragte Torsten Hiltmann nach in wissenschaftlicher Literatur zitierten Blogbeiträgen. Einige Rückmeldungen gab es bereits, doch der Hashtag ist nach wie vor gültig, falls jemand eine Referenz kennt.

Florian Freistetter, Blogger vs. Journalisten: Ein völlig sinnloser Streit!, in: ScienceBlogs, 17.02.2015. http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2015/02/17/blogger-vs-journalisten-ein-voellig-sinnloser-streit/

Ob Wissenschaftsblogs journalistische Blogs ersetzen, ist eine völlig überflüssige Debatte. Das Medium ist nicht an eine bestimmte Schreibart geknüpft, sondern stellt die Technik zur Verfügung. Ob dann wissenschaftlich oder journalistisch gebloggt wird, hängt von den Autoren ab.

René Schulz, Dr. Helmut Rönz: LVR-Blog und Bloggen in der Wissenschaft, in: 1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg, 20.02.2015. http://1914lvr.hypotheses.org/1643

Vernetzung und Verknüpfung sind für den Erfolg eines Blogs maßgeblich, “damit Wissen und wissenschaftliche Arbeit verbreitet und popularisiert würden”. Mit ihrer offenen Struktur tragen Blogs zu einer “demokratischen Wissenschaft” bei.

Alexander Liebrecht, Blogparade zum Thema Wissenschaftsbloggen, in: Events und Aktionen für Blogger, 25.02.2015. http://internetblogger.biz/blogparade-zum-thema-wissenschaftsbloggen/

Kurz vor Schluss wurde noch einmal auf unsere Blogparade hingewiesen.

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Abbildung: 20110202-DSC_5358 von Annie, Lizenz CC BY-NC-SA 2.0

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2758

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Inhalt: Sensation – Publikationsort: Provokation. Handschriftenfund in Wissenschaftsblog veröffentlicht

382px-PueterichEin besonderes Geburtstagsgeschenk hat Klaus Graf, Mitglied der Redaktion von de.hypotheses, der Blogplattform zum dritten Geburtstag gemacht: Einen bedeutenden Handschriftenfund publizierte er nicht etwa in einer Fachzeitschrift, sondern in einem Wissenschaftsblog, dem Frühneuzeit-Blog der RWTH((1)). Damit besitzt die geisteswissenschaftliche Blogosphäre fortan ihren eigenen Beleg dafür, dass Blogs das Potential haben, wissenschaftliche Diskurse zu prägen und dass sie Zeitschriften als Publikationsort durchaus Konkurrenz machen können.

Die ersten Rückmeldungen und Glückwünsche von Germanisten und Mediävisten sind eingegangen, weitere Publikationsangebote liegen vor, der Beitrag ist in zwei Bibliothekskatalogen nachgewiesen((2)), und früher oder später wird auch die Qualitätspresse auf diesen Fund aufmerksam. Weitgehend unbeachtet blieb in der wissenschaftlichen und bibliothekarischen Welt bisher jedoch die Form dieser Publikation, der Publikationsort selbst: einen “Fehdehandschuh (den) Klaus Graf da hingeworfen hat”((3)). Das ist erstaunlich, denn die Publikation des Sensationsfundes in einem Blog ist in dieser Form eine “Bombe”, so Eric Steinhauer, und weiter: “Hier wird ein Text im einem Blog publiziert, an dem NIEMAND, der sorgfältig wissenschaftlich arbeitet, vorbeigehen darf, will er sich nicht den Vorwurf unsauberer Arbeit gefallen lassen. Damit zwingt Klaus Graf die Zunft quasi ins Internet und in die Blogosphäre.((4)).

Wissenschaftsblogs, so hatte ich es für die Blogparade #wbhyp formuliert, geben Auskunft darüber, welches Verständnis von Wissenschaft die Bloggenden haben und wie sie sich im Wissenschaftsbetrieb verorten((5)). Auch an dieser Publikation ist neben den Inhalten das Medium die Botschaft: Das Blog ermöglichte die schnelle Publikation, die frei zugänglich ist und keine Beschränkungen (Inhalt, Textlänge, Verlinkungen, Abbildungen) aufweist. Eine Zweitpublikation in einer Fachzeitschrift oder das Einstellen in einem Repositorium (Vorschlag Eric Steinhauer) kann auch später noch erfolgen, sofern überhaupt gewünscht. Denn das Frühneuzeit-Blog der RWTH ist bibliothekarisch gesehen eine vollwertige fortlaufende Publikation, sie besitzt eine eigene ISSN, die Inhalte werden von OpenEdition archiviert.

Als Geschenk erscheint die Publikation deshalb, weil sie eine hervorragende Antwort auf die häufig gestellte Frage bietet, ob Blogs den wissenschaftlichen Diskurs beeinflussen können. Bisher war deutlich, dass Blogs Metadiskurse über den Einsatz von sozialen Medien allgemein und das Wissenschaftsbloggen im Besonderen prägen. Beispiele, in denen Blogs wissenschaftliche Diskurse prägen, sind schwieriger beizubringen, nicht zuletzt deshalb, weil das Entstehen eines Diskurses einige Zeit benötigt und weil es keine klaren Maßstäbe für die Messung seiner Entstehung gibt. In den Naturwissenschaften gibt es die Beispiele aus der Zeitschrift “Science”, bei denen kontroverse und kritische Berichte in Wissenschaftsblogs dazu geführt haben, dass dem ursprünglichen Beitrag in der Zeitschrift ein erweiterter Kommentar zur Seite gestellt wurde((6)). In den Geisteswissenschaften ist das wissenschaftliche Bloggen momentan noch weniger anerkannt als in den Naturwissenschaften, aber Beiträge wie der von Klaus Graf stellen Meilensteine in der Geschichte des wissenschaftlichen Bloggens dar. Und das nicht nur, was die Anerkennung anbelangt, sondern auch, was die Nutzung anbelangt: Allgemein gelten Blogs als Orte, die “Forschung im Entstehen” zeigen. Sie dokumentieren den Forschungsprozess, die Phase vor der Publikation der Forschungsergebnisse. Das ist hier anders und sollte beachtet und diskutiert werden.

Der Handschriftenfund selbst kann als kleine Sensation bezeichnet werden, die von Mediävisten und Germanisten auch so eingeschätzt wird: Dazu Klaus Graf: “Seit dem Jahr 1725 war von dem gereimten “Ehrenbrief” (1462) des bayerischen Adeligen Jakob Püterich von Reichertshausen, der wichtigsten Quelle für das literarische Leben des Adels im 15. Jahrhundert, nur eine einzige Handschrift (um 1600) bekannt, die 1997 in einem finanziellen Kraftakt mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder und der Bayerischen Landesstiftung mutmaßlich für einen Millionenbetrag von der Bayerischen Staatsbibliothek angekauft wurde. Im Februar 2015 konnte ich mit der sogenannten Trenbach-Chronik des Niederösterreichischen Landesarchivs St. Pölten (1590) eine zweite Handschrift publizieren, vermutlich die unmittelbare Vorlage der Münchner.”((7)).

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Abbildung: Autorenbild Püterichs in der bisher einzig bekannten Handschrift Cgm 9220.

  1. Klaus Graf: Fiktion und Geschichte: Die angebliche Chronik Wenzel Grubers, Greisenklage, Johann Hollands Turnierreime und eine Zweitüberlieferung von Jakob Püterichs Ehrenbrief in der Trenbach-Chronik (1590). In: Frühneuzeit-Blog der RWTH vom 10. Februar 2015
    http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1847.
  2. Vlg. Klaus Graf, Nicht weniger wichtig als ein Parzival-Schnipsel, in: Archivalia, 2.3.2015, http://archiv.twoday.net/stories/1022403078/.
  3. Eric Steinhauer, Der Fehdehandschuh, in: BiblioViel:), 12.2.2015, http://esteinhauer.tumblr.com/post/110815859485/der-fehdehandschuh.
  4. Ibid.
  5. Mareike König, Wissenschaftsbloggen – quo vadis? Vier Aufrufe und zwei Lösungen, in: Redaktionsblog, 19.1.2015, http://redaktionsblog.hypotheses.org/2674.
  6. Beispiele bei Merja Mahrt, Cornelius Puschmann, Science blogging: an exploratory study of motives, styles, and audience reactions, in: Journal of Science Communication 13/2014 3, S. 1. Als PDF online unter: http://jcom.sissa.it/archive/13/03/JCOM_1303_2014_A05/JCOM_1303_2014_A05.pdf.
  7. Graf, Nicht weniger wichtig als ein Parzival-Schnipsel, http://archiv.twoday.net/stories/1022403078/.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2727

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Wissenschaftsbloggen – quo vadis? Vier Aufrufe und zwei Lösungen #wbhyp

697690232_416f368319_mWissenschaftsblogs geben Auskunft darüber, welches Verständnis von Wissenschaft die Bloggenden haben und wie sie sich im Wissenschaftsbetrieb verorten((1)). Denn durch Blogs entstehen neue wissenschaftliche Publikations- und Kommunikationspraktiken, die bisherige Formate und Standards von Wissenschaftlichkeit und damit unsere Forschungskultur insgesamt in Frage stellen. Wenn das Medium die Botschaft ist, wie es der Medientheoretiker Marshall McLuhan formulierte, dann zeigen bloggende Forscherinnen und Forscher, wie sie sich Wissenschaft vorstellen oder wünschen: offen, vernetzt, horizontal, direkt, schnell, vielseitig… und mit der akzeptierten Möglichkeit, sich zu irren.

Zentral für die Bloggenden ist die Frage des return of investment bei dieser selbstbestimmten Aneignung eines Publikationsorts, denn Bloggen, Blogs lesen und in Blogs kommentieren kostet Zeit((2)). Und die ist bei allen knapp. Vieles steht und fällt dabei mit der Anerkennung dieser (neuen) Praktik als “wissenschaftlich”. Wie weit sollen bestehende Konzepte von Wissenschaftlichkeit ausgedehnt werden? Können Blogposts oder Tweets Teil der anerkannten Wissenschaftsproduktion sein? Brauchen wir dafür eine Qualitätssicherung?((3)) Wenn ja: Wie könnte sie aussehen? Und tut sich die Wissenschaftsblogosphäre überhaupt einen Gefallen, wenn sie auf diese Fragen Antworten gibt und das Schreiben in Blogs Regeln auferlegt, wo es doch in vielerlei Hinsicht gerade eine Befreiung von normierten Textformaten und deren langsamen und bisweilen arbiträren Publikationsverfahren darstellt?

Meine eigene Vision vom Wissenschaftsbloggen wird hier in Form von Aufrufen an die geisteswissenschaftliche Blogcommunity verdeutlicht, die gleichzeitig mögliche Themenfelder für die Blogparade #wbhyp abstecken. Sie beruht auf den Beobachtungen und Thesen, dass:

1) Blogbeiträge – zumindest in naher Zukunft - nicht allgemein als wissenschaftliche Leistung anerkannt werden,
2) sich ein Kampf um diese Anerkennung nicht lohnt, wenn damit einher geht, dass man die Besonderheiten des Genres abschleifen muss,
3) folglich eine Besinnung darauf notwendig ist, was Bloggen eigentlich ausmacht, auf das Neue und Besondere daran, was andere Formate nicht hergeben, und
4) es (immer wieder neu) herauszufinden gilt, warum sich Bloggen trotzdem lohnt.

Aufruf 1: Gegen Definitionen: die Vielfalt ist eine Stärke der Blogs

Ein Blick auf bestehende Wissenschaftsblogs - nicht nur auf unserer Plattform - zeigt die große Vielfalt und Uneindeutigkeit der Blogpraktiken, die ich für eine Stärke halte, die aber in unserer Wissenschaftskultur als Schwäche ausgelegt wird: Stichwort “Basar” (=Blog) gegen “Kathedrale” (=Zeitschrift)((4)).  Denn Blogs sind in den allermeisten Fällen Selbstpublikationen ohne vorgeschaltete Qualitätskontrolle. Ihre Vielfalt spiegelt daher die Unterschiedlichkeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und deren jeweilige Vorstellung von „Wissenschaft“ wider. Sie zeigt, dass sich die wissenschaftliche Schreibpraxis nicht auf genormte Peer-Review-Artikel reduzieren lässt.

Die Wissenschaftscommunity tut sich mit einengenden Definitionen und Versuchen, das Wissenschaftsbloggen zu normieren und anderen Publikationsformaten anzupassen, keinen Gefallen, wenn die Besonderheiten des Bloggens, deren Schwerpunkte jeder für sich selbst legen mag, abgeschliffen werden. Statt zu betonen, was Blogs alles „auch“ können, sollten wir uns darauf konzentrieren, was (bisher) ausschließlich Blogs können bzw. in Blogs gemacht wird.

Aufruf 2: Vergesst die wissenschaftliche Anerkennung von Blogs!

de.hypotheses ist als Blogportal angetreten, Antworten auf die gängigen Vorurteile und Bedenken gegenüber dem Wissenschaftsbloggen zu liefern, nämlich Fragen der Sichtbarkeit/Auffindbarkeit, Qualität, Archivierung und Zitierbarkeit von Blogs: Das Portal ist ein zentraler Einstieg, nur themenzentrierte Blogs von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden aufgenommen, die Blogs werden archiviert. Mit der Plattform und den damit verbundenen Services wie Schulungen, technischer Support sowie Beratung und Aufklärung über Open Access, Creative-Commons-Lizenzen, das Ausfüllen eines Impressums, den Anforderungen für eine ISSN sowie erklärenden Beiträgen im Bloghaus und im Redaktionsblog - wie z.B. die Serie “Blog&Recht” von Klaus Graf in Archivalia - haben Redaktion und Community Management viel dafür getan, um eine anerkannte Umgebung für das Wissenschaftsbloggen zu bilden und Bloggen in der wissenschaftlichen  Praxis zu etablieren und zu professionalisieren.

Das soll aber nicht heißen, dass auch die Inhalte der Blogs, das also, was jede oder jeder Einzelne aus ihrem oder seinem Blog macht, vereinheitlicht oder professionalisiert werden sollen (was auch immer das heißen mag). Denn selbst wenn man vereinheitlichen würde: Solange Blogs ein Ort der Selbstpublikation bleiben, wird sich an der fehlenden Anerkennung als wissenschaftliche Publikation, gleichgestellt mit Beiträgen in Zeitschriften mit Herausgebergremien oder Peer-Review-Verfahren, nichts ändern, so ungerecht das im Einzelnen sein mag.

Aufruf 3: Wissenschaftsblogs sind andere Formate: nutzt sie aus!

Blogs, so wie sie hier verstanden werden, sind keine Zeitschriften, keine Sammelbände und keine Monographien und sie sollen es aus meiner Sicht auch nicht sein. Sie stellen ein eigenes Format dar, das seine Berechtigung im Wissenschaftsprozess hat, als Praktik des Austauschs und der wissenschaftlichen Kommunikation, angesiedelt zwischen einem lockeren mündlichen Gespräch und der rigideren Form eines wissenschaftlichen Aufsatzes für ein Journal. Ein "missing link"((5)) .

Einblicke in die laufende Forschung geben zu können, sowie die Möglichkeit, einzelne kleinere Aspekte zu zeigen, ungewöhnliche Themen aufzugreifen, die man in Zeitschriften nicht unterbringen kann oder will((6)), andere Medienformate einzusetzen (Bilder, Hyperlinks, Podcasts, Videos etc. so viele man möchte ohne die Beschränkung, die man in Print-Medien erfährt), geistreiche, übermütige Essays in Ich-Form zu schreiben, vielleicht mit Smileys und Strikes ;-), lange Beiträge neben kurzen, in einem Monat viel, im nächsten wenig zu publizieren, schnell publizieren zu können, in Kommentaren in einen Dialog zu treten…, machen das Besondere, die Freiheit, den Spaß am Wissenschaftsbloggen aus.

In der Praxis lässt sich aber eine Annäherung der Formate beobachten: Mailinglisten posten ihre Ankündigungen in Blogs, BlogJournals wie Public History Weekly entstehen etc. Sicherlich haben ankündigungslastige Themen-, Instituts- und Tagungsblogs als Service-Dienstleistung und thematische Sammlungen ihre Berechtigung. Viele Forschende dürften über sie mit dem Wort und Phänomen “Blog” überhaupt das erste Mal in Berührung kommen. Doch mit Bloggen im ursprünglichen Sinn hat das wenig zu tun. Ich wünsche mir daher mehr forschungszentrierte Themenblogs, in denen das Forschungsthema und das eigene wissenschaftliche Tun reflektiert werden. Das muss nicht immer in regelrechten Forschungsbeiträgen geschehen. Aber weniger Ankündigungen, mehr Reflexion, mehr Kreativität, mehr Witz, mehr Zweifel, mehr Sackgassen wären schön. Mehr Kommentare außerdem. Fromme Wünsche?

Aufruf 4: Herausfinden, warum es sich trotzdem lohnt

Es gibt gute Gründe, jenseits der formalen Anerkennung von Blogposts als wissenschaftlicher Output, zu bloggen. Denn ein Blog erfüllt nicht nur dann einen return of investment, wenn die Publikationen für Berufungs- und andere Verfahren anerkannt werden und Einladungen zu Tagungen, Beiträgen oder Stellenangebote folgen. Leider werden die „weichen“ Gründe für das Bloggen, wie das Klären von Gedanken, das Schreiben üben, das Vorwärtskommen im dialogischen Wissenschaftsprozess, das Sich-Vernetzen etc. erst durch eigene Erfahrung einsichtig. Das Erfahrungswissen anderer ist in Diskussionen oftmals wenig überzeugend, da das Totschlagargument „Zeitmangel“ übermächtig ist. Ich würde mir wünschen, dass Beiträge der Blogparade die guten Gründe für das Wissenschaftsbloggen, die es ja sehr zahlreich gibt, aus unterschiedlichen Perspektiven zusammenfassen.

Kuratierverfahren, wie sie de.hypotheses und andere über die Auswahl von Beiträgen für die Startseite oder den Slider vollziehen, sind wichtig. Sie sorgen für Sichtbarkeit und helfen dem Einzelnen beim Filtern, machen aber aus einem Blogbeitrag keine Peer-Review-Veröffentlichung und damit zu einer jener wissenschaftlichen Leistungen, die etwa bei Einstellungsverfahren zählen. Eine Möglichkeit um diese Anerkennung zu schaffen ist der Einsatz von Open-Peer-Review-Verfahren. Damit können einzelne Blogbeiträge ausgewählt, zu Artikeln ausgearbeitet und „veredelt“ werden. Die überarbeiteten Fassungen werden online sowie in Print veröffentlicht. OpenEdition möchte ein solches Verfahren gemeinsam mit Perspectivia.net ausprobieren. Voraussetzung ist die Bereitschaft der Community, bei solchen Verfahren mitzumachen.

Gleichwohl bliebe das gros der Blogposts ohne Anerkennung durch den Wissenschaftsbetrieb. Doch wäre das so schlimm? Ich meine nein, aus den genannten Gründen, und weil es uns mit de.hypotheses gelungen ist, eine “Community of practice((7)) aufzubauen, die neben der Erkenntnis, dass man nicht alleine ist, als Beleg dafür stehen kann, dass der wissenschaftliche Austausch in Blogs seine Berechtigung hat.

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Beitrag zur Blogparade: Wissenschaftsbloggen: zurück in die Zukunft - ein Aufruf zur Blogparade #wbhyp

Abbildung: Kite by Mario, CC BY-NC 2.0.

  1. Die ersten beiden Absätze sind in Teilen ein Eigenplagiat meines sich im Druck befindlichen Aufsatzes: Herausforderung für unsere Wissenschaftskultur: Weblogs in den Geisteswissenschaften, in: Wolfgang Schmale, Digital Humanities - Zukunftsperspektiven, Beiheft zu den HMRG, 2015.
  2. Vgl. z.B. Monika Lehner, 走為上策 *, in: mind the gap(s), 17.12.2014, http://mindthegaps.hypotheses.org/1945.
  3. Vgl. Klaus Graf, Qualität wird überschätzt, in: Digitale Geschichtswissenschaft, 30.9.2014, http://digigw.hypotheses.org/1063.
  4. Vgl. Eric S. Raymond, The Cathedral and the Bazaar: musings on Linux and open source by an accidental revolutionary, Cambridge 2001; siehe dazu den Eintrag in Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kathedrale_und_der_Basar
  5. Vgl. Arthur Charpentier, Blogging in Academia, A Personal Experience, in: Social Science Research Network, 18.2.2014, http://ssrn.com/abstract=2398377 oder http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.2398377.
  6. Vgl. Maxi Maria Platz, in: 1 Jahr MinusEinsEbene auf de.hypotheses, in: MinusEinsEbene, 10.10.2013, http://minuseinsebene.hypotheses.org/849; Monika Lehner, Wissenschaftliches Bloggen im SWOT-Check, in: Mind the gap(s), 13.11.2014, http://mindthegaps.hypotheses.org/1869.
  7. Vgl. Etienne Wenger, Communities of Practice, Cambridge 1998.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2674

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Wissenschaftsbloggen: zurück in die Zukunft – ein Aufruf zur Blogparade #wbhyp

4650891118_e75067fbff_zSchon wieder eine Nabelschau rund ums Wissenschaftsbloggen, mag manche/r denken, ein Insistieren auf wissenschaftliche Anerkennung einer Praktik, für die die meisten geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschenden und Einrichtungen - zumindest im deutschsprachigen Raum - nach wie vor ein nur langsam wachsendes Verständnis aufbringen. Nein, es soll hier kein selbstreferentielles gegenseitiges Schulterklopfen erfolgen und auch nicht eine Serie an ultimativen Ratschlägen gepostet werden mit dem Untertitel “So geht Wissenschaftsbloggen”. Aber es ist Zeit, so meint die Redaktion von de.hypotheses, sich über einige Entwicklungen auszutauschen und verschiedene Beobachtungen zu diskutieren, allein schon deshalb, weil de.hypotheses demnächst drei (!) Jahre alt wird.

Wir starten mit einer Serie von Blogposts aus der Redaktion und dem Community Management von de.hypotheses sowie von Gastbeiträgen zum Wissenschaftsbloggen. Dabei soll der Blick auf unterschiedliche Disziplinen sowie sprachliche und kulturelle Praktiken gerichtet werden. Gleichzeitig wollen wir die Community einladen, sich an der Blogparade zu beteiligen und Meinungen zu Gegenwart und Zukunft des Wissenschaftsbloggens zu posten. Mögliche Themen sind:

  • Persönliche Bilanzen zum Wissenschaftsbloggen
  • Meinungen rund um die Frage der Anerkennung von Wissenschaftsblogs
  • Qualitätssicherung bei Wissenschaftsblogs: ja, nein und wenn ja - wie?
  • Beiträge über den Kern des wissenschaftlichen Bloggens - gibt es den?
  • Freiheit versus Anpassung beim Bloggen, Selbstzensur
  • Das Phantasma “Wissenschaftsblog”: was erwarte ich vom Bloggen, was ist realistisch?
  • Was sollte anders werden, besser werden, was fehlt beim Wissenschaftsbloggen?
  • ...

Wir würden uns freuen, wenn die verschiedenen Beiträge zur Blogparade sich aufeinander beziehen und Gedanken anderer im eigenen Blog aufgreifen und diskutieren, um auf diese Weise die Vernetzung der Bloggenden zu stärken.

Informationen zur Blogparade

Jede und jeder kann mitmachen, ob mit oder ohne Blog bei de.hypotheses. Gastbeiträge können im Openblog von de.hypotheses gepostet werden: http://openblog.hypotheses.org/

Beiträge bitte bis zum 1. März 2015 unter dem Hashtag #wbhyp und hier als Kommentar posten.

Weitere generelle Hinweise und Tipps zur Teilnahme im Beitrag “Was ist eine Blogparade?”

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Abbildung: Speakers! von Friedemann Wulff-Woesten, Lizenz CC BY-NC-SA 2.0

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2693

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Weblogs in der universitären Lehre | #wbgavie

Überarbeitete Version meines Inputs zum Workshop „Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwesen“, Wien 10.11.2014

An der Universität Wien begannen in der Studienrichtung Geschichte Lehrveranstaltungen mit Weblogeinsatz im Sommersemester 2006, im Rahmen der von Wolfgang Schmale abgehaltenen Lehrveranstaltung Informatik und Medien in den Geschichtswissenschaften; das entsprechende Blog zur Vorlesung wurde von Martin Gasteiner auf der Weblogplattform Twoday eingerichtet und ist bis heute unter der Adresse elet.twoday.net zugänglich; von dort aus sind des weiteren Weblogs verlinkt, die einige Studierende dazu einrichteten und in denen sie sich mit den Möglichkeiten beschäftigten, die das Medium Internet für die Geschichtswissenschaften bietet. Im darauffolgenden Semester leitete Wolfgang Schmale wieder eine solche Lehrveranstaltung, begleitet durch die zwei TutorInnen Martin Gasteiner und Marion Romberg; zu den Aufgaben, die die Studierenden zu erfüllen hatten, zählte u. a. die Führung eines lehrveranstaltungsbegleitenden Weblogs.((1)) Neben dieser einschlägigen Lehrveranstaltung zum Einsatz des Internets in den Geschichtswissenschaften((2)) leitete Wolfgang Schmale im selben Semester eine weitere zur „Wissenschaftlichen Text- und Wissensproduktion“ mit dem Thema Europäische Einheit.((3)) Auch hier hatten die TeilnehmerInnen Weblogs einzurichten; deren abgeforderte Postings ermöglichten es, den Arbeits- und Denkprozess der einzelnen BlogerInnen mitzuverfolgen, ihnen gleichsam beim forschenden Schreiben über die Schultern zu blicken.

In meiner eigenen Lehrtätigkeit begann ich 2004 damit, Teile meiner Lehrveranstaltung Digitale Medien in der Geschichtswissenschaft in Form von E-Learning abzuhalten; dies war schlicht durch eine Erhöhung der TeilnehmerInnenzahl der Lehrveranstaltung bedingt, die regelmäßige Präsenztermine im EDV-Raum unmöglich machte, weswegen ich Hinweise auf Lerninhalte in Form von E-Mails verschickte und die StudentInnen ihrerseits zu erbringende Übungsaufgaben wiederum per E-Mail an mich zu senden hatten. Weblogs verwendete ich ab dem Sommersemester 2008: Zentrales Medium war ein Lehrveranstaltungsweblog – tantner.twoday.net –, in dem ich im wöchentlichen Rhythmus Hinweise auf durch die Studierenden zu konsultierende Lehreinheiten auf der E-Learningplattform „Geschichte Online“ postete, ergänzt um jeweils dazu durchzuführende Übungsaufgaben.

Diese Übungsaufgaben wurden von den Studierenden in eigens einzurichtenden persönlichen Weblogs erledigt, dazu zählten neben der bereits erwähnten Aufforderung, eine eigene Position zum Einsatz der Wikipedia zu entwickeln unter anderem die Vornahme und Protokollierung einer Recherche zu einem selbstgewählten Thema in nur auf Papier vorhandenen Referenzwerken sowie der Vergleich des Ergebnisses einer jeweils einstündigen Recherche nach Literatur zum einen mittels Google, zum anderen mittels fachspezifischer Datenbanken.

Insgesamt hielt ich zwischen 2008 und 2012 fünf Lehrveranstaltungen mit Weblogeinsatz ab, die TeilnehmerInnenzahlen schwankten zwischen 20 und 115 Studierenden, wobei mich Marian Wimmer als Tutor dabei unterstützte, indem er unter anderem die zeitaufwändige Arbeit des Einspeisens der RSS-Feeds der zuweilen doch recht große Anzahl von Blogs in einen Feedreader übernahm. Nur die wenigsten Weblogs wurden nach Ende der Lehrveranstaltungen weitergeführt, wobei es durchaus sein mag, dass manche Studierende ihre neu erworbenen Blogkenntnisse zum Anlass nahmen, ein neues Weblog einzurichten. Ohne auf genaue Untersuchungen zurückgreifen zu können, scheint es, dass in diesen Jahren eher die mobilen und höhersemestrigen StudentInnen Weblogs führten, um entweder über ihre Erasmus-Auslandsaufenthalte oder ihre Diplomarbeits-/Dissertationsthemen zu berichten; diese als erstes genannte Verwendungsweise von Weblogs als Reisetagebücher für die zu Hause gebliebenen FreundInnen wurde seither wohl vor allem durch Facebook abgelöst.

Eine digitale Zelle in der Kontrollgesellschaft?

Mit dem Instrument des Weblogs ist es möglich, die Ergebnisse von Lernprozessen nicht mit teils sinnentleerten Prüfungen festzustellen, sondern diese in regelmäßig von den Studierenden geposteten Weblog-Einträgen dokumentieren zu lassen, wobei das Spektrum von klar umrissenen und in kurzen Postings zu erfüllenden Übungsaufgaben über eigenständige Reflexionen zu Lehrveranstaltungsinhalten bis hin zu offenen, zum Beispiel Seminararbeiten begleitende Forschungstagebüchern reichen kann.

Wichtig erscheint mir jedenfalls, dass Lehre, die Weblogs einsetzt nicht von vornherein als den StudentInnen gegenüber freundlicher oder unschuldiger imaginiert werden sollte, als zum Beispiel Lehre, die sich des Instruments der Prüfung bedient; wer der von Gilles Deleuze postulierten Annahme eines spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg feststellbaren Übergangs von den Disziplinar- zu den Kontrollgesellschaften folgt,((4)) wird eine solche Verschiebung in der Beurteilung studentischer Leistung eher machttheoretisch einordnen: Die Prüfung – analysiert in Foucaults Überwachen und Strafen((5)) – ist demnach charakteristisch für die Disziplinargesellschaften, während in den Kontrollgesellschaften die kontinuierliche Begleitung und Beurteilung der Leistungen auf der Agenda steht; der Einsatz von Weblogs ist ein Beispiel für eine den Kontrollgesellschaften adäquate Machttechnik und bringt seinerseits wieder Problemlagen und auch Widerstände mit sich.

So war meiner Erfahrung nach das für die Studierenden wichtigste Problem, das bei Lehrveranstaltungs-Weblogs auftauchte, das nach dem Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit. Ich hatte es von vornherein den Studierenden überlassen, ob sie ihr Weblog anonym – so dass nur ich ihren Namen wusste – oder unter Angabe ihres eigenen Namens führen wollten, und es zeigte sich dabei, dass vor allem die politisch wacheren TeilnehmerInnen der Lehrveranstaltung es bevorzugten, anonym zu posten. Aus den verschiedenen Weblogs stach dabei insbesondere eines wie ein monologischer Block hervor: Unter panopticontra.blogspot.co.at verglich der/die anonyme UserIn seine/ihre Position im Weblog mit der Position eines Zelleninsassen/einer Zelleninsassin des Foucaultschen Panoptikums und kam immer wieder zu überraschenden Einsichten, wie folgende Ausschnitte aus den ersten zwei Postings dieses Blogs zeigen:

Das Internet ist das Gefängnis, die Menagerie unserer virtuellen Subjektivitäten. Die Weblogs sind unsere Zellen und Gehege, in denen wir uns ausstellen und wir beobachtet werden, in denen wir uns in Entsprechung und Besserung üben und um Gunst und (An)Erkennung buhlen. In diesen unseren Räumen und Providerparzellen begegnen wir uns als Aufseher und Gefangene, als Beobachter und Beobachtete.
Ich schreibe in das Dunkel der Anonymität des Internet, werde geblendet vom Licht des Aufsichtsturms, weiß nur, dass ich ständig beobachtet werden kann. Das Internet gibt Milliarden Aufsehern die Möglichkeit dazu. So werde ich hier immer wieder jene Notiz verfassen, die du von mir nimmst. Für die Interessierten werde ich versuchen, interessant zu sein, für die Aufseher brav und diszipliniert.((6))

Dieser Blog ist ein Experiment.
Der Autor, der hierfür mit seinem Namen beim Provider seinen Kopf hinhält, aber hier aus gutem Grund nicht mit seinem Namen auftritt, unterscheidet sich innerhalb R:/ nur in seiner Funktion von mir. Ich gestalte diesen Blog, denke mir seine noch sporadischen Inhalte aus und bewohne diese Zelle.
Der Autor, meine traurige physische Entsprechung, ist hier nur in soweit involviert, als dass er und seine praktischen Beweggründe Ausgangspunkt der Ingangsetzung unseres bloggenden Handelns ist. Er hat über dieses Medium das ein oder andere mal Rechenschaft über seine erbrachten Leistungen abzulegen; er hat den Blog angelegt. Ich bin lediglich das Wie, eine Modalität; ich bin der Geist, der hier Leben (?) hereinzaubern soll, und ich habe eine Idee, um nicht zu sagen, ich bin eine Idee. Ich bin Text, der sich formiert, um zu sehen, ob er funktionieren kann, und ich teile diesen Raum aus pragmatischen Gründen.((7))

Derlei Positionen sollten unbedingt für eine Diskussion über den Einsatz von „Social Software“ in der Lehre herangezogen werden; zu bedenken wären dabei unter anderem folgende Fragen: Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine/n Studierende/n, die Anonymität zu verlassen und mit einem Fachweblog an die Öffentlichkeit zu gehen? Soll ein die Diplomarbeit begleitendes Weblog anonym geführt werden, wie dies längere Zeit Cathleen Sarti mit ihrem Weblog Zwergenblick((8)) betrieb, bevor sie ihren Namen preisgab? Oder soll das Bloggen unter dem eigenen Namen möglichst früh erfolgen, und zwar am besten im Rahmen eines Gruppenweblogs, wie es Peter Haber vorschlug?((9))

Mittlerweile ist der Einsatz von Weblogs in der Lehre zwar nicht überholt, kann aber durch die Möglichkeiten der verschiedenen immer mehr Verbreitung findenden E-Learning-Plattformen zumindest ergänzt, wenn nicht sogar ersetzt werden: Derlei E-Learning-Plattformen bieten einen etwas geschützteren Raum, da die mitlesende „Öffentlichkeit“ zum Beispiel auf die jeweiligen LehrveranstaltungsteilnehmerInnen beschränkt werden kann. So ließ ich in einigen meiner Lehrveranstaltungen, die ich im Sommersemester 2014 an der Universität Wien im Rahmen einer Gastprofessur abhielt, Studierende ihre Postings in der E-Learningsplattform Moodle verfertigen: Da keine Weblogsoftware zur Verfügung stand – diese zunächst vorhanden gewesene Möglichkeit war eingestellt worden – dienten als Ersatz Foren, die nur für die TeilnehmerInnen der Lehrveranstaltung zugänglich waren. Vielleicht wird dies ein in Zukunft häufiger beschrittener Weg sein, zunächst studentische Texte im Verborgenen bzw. geschützt zu posten, bevor dann in einem weiteren Schritt diese Texte einer potentiell größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zu bedenken ist auf jeden Fall, dass das öffentliche Posten von Texten unter eigenem Namen nicht als etwas Selbstverständliches angesehen werden sollte, sondern eine Praxis, die viele Studierende erst erlernen und einüben müssen.

Eine Forderung

Abschließend soll eine bereits an anderer Stelle erhobene dringliche Forderung((10)) wiederholt werden, die sich insbesondere an für das Prüfungswesen und Promotionsordnungen Verantwortliche richtet: Studierende, die an einer Masterarbeit oder an einer Dissertation arbeiten, sind oft sehr verunsichert, was die Vorab-Veröffentlichung von Teilen ihrer Arbeit in einem Weblog anbelangt, aus der zuweilen berechtigten Furcht, dass eine solche Vorgangsweise bei der Plagiatsprüfung der eingereichten Abschlussarbeit inkriminiert wird. Hier ist es nötig, Klarheit zu schaffen und solche Publikationsformen explizit zu erlauben, wäre der ideale Ablauf in einem wissenschaftlichen Produktionszyklus unter derzeitigen Bedingungen doch der, dass Studierende von ihnen verfasste Textfragmente zuerst in einem Weblog zur Diskussion stellen, worauf etwaige Kommentare und Reaktionen in einer endgültigen Version berücksichtigt werden können. Bei einer solchen Vorgangsweise wird es oft vorkommen, dass in einem solchen – zum Beispiel dissertationsbegleitendem – Weblog veröffentlichte Texte unverändert in die Abschlussarbeit übernommen werden, was als selbstverständlicher Bestandteil des Entstehungsprozesses einer wissenschaftlichen Qualifikationsarbeit betrachtet werden sollte. Der Handlungsbedarf ist hier umso dringender, als spätestens in der Master- oder Dissertationsphase Studierende nicht davon abgehalten, sondern ermuntert wenn nicht sogar aufgefordert werden sollten, Weblogs zu führen, da dies den Einstieg in den Schreibprozess fördert und sich nur positiv auf die Qualität der Abschlussarbeit auswirken kann.

  1. Eine Liste der eingerichteten Weblogs findet sich unter: <http://www.univie.ac.at/geschichte-M4/wordpress/?page_id=4>.
  2. Dazu: Wolfgang Schmale u. a., E-Learning Geschichte, Wien/Köln/Weimar 2007, 161–166; siehe auch: Jakob Krameritsch/Martin Gasteiner, Schreiben für das WWW: Bloggen und Hypertexten, in: Wolfgang Schmale (Hg.): Schreib-Guide Geschichte. Schritt für Schritt wissenschaftliches Schreiben lernen. Wien/Köln/Weimar 2006, S. 231–271.
  3. <http://www.univie.ac.at/igl.geschichte/ws2007-2008/ku_ws2007_index.htm>.
  4. Gilles Deleuze, Postskriptum über die Kontrollgesellschaften, in: Ders.: Unterhandlungen. 1972-1990. Frankfurt am Main 1993, 254–262, hier 254f.
  5. Michel Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt am Main 91991, 238–250.
  6. R:/, Willkommen, in: PANOPTICÖNTRA. Weblog und Zelle von R:/ in der digitalen Disziplinaranstalt, 8.3.2008, <http://panopticontra.blogspot.co.at/2008/03/willkommen.html>.
  7. R:/, Wer spricht hier?, in: Ebenda, 9.3.2008, <http://panopticontra.blogspot.co.at/2008/03/willkommen.html>.
  8. <http://zwergenblick.wordpress.com/>.
  9. Peter Haber, Ein Weblog ist ein Weblog ist ein Weblog, in: weblog.hist.net, 28.3.2008, <http://weblog.histnet.ch/archives/890> (Kommentar).
  10. Anton Tantner, Publikation, in: Historische Mitteilungen 26/2013, 112–114.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2637

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Wie bekomme ich einen Sammelband Open Access ins Netz?

Auf dem Hypotheses-Bloggendentreffen am Rande des Göttinger Historikertags wurde auch die Frage angesprochen, was man tun kann, wenn eine Druckförderung nicht möglich ist, sondern die Förderorganisation erwartet, dass der Tagungsband Open Access erscheint. Ich knüpfe im Folgenden an meinen Beitrag “Rechtsfragen von Open Access (2012)” an.((1)) Ausgeklammert wird die Frage, ob Tagungsbände überhaupt sinnvoll sind.((2))

Wenn ich mich recht entsinne, wurde die Option, die Beiträge als PDFs((3)) in einem Hypotheses-Blog an Zusammenfassungen anzuhängen, gar nicht erst erwogen. Zu wenig prestigeträchtig! Aber die Beiträge würden verbreiteten Maßstäben von Zitierfähigkeit genügen, sie wären in Suchmaschinen (einschließlich Google Scholar) gut sichtbar.((4))

Mein Vorschlag, bei universitärer Anbindung den jeweiligen Hochschulschriftenserver zu nutzen, stieß auf keine Gegenliebe. Dabei haben die einzelnen Beiträge dauerhafte Adressen (meistens vom Typ URN), dürften dauerhaft zugänglich sein und sind über Bielefelds BASE und vergleichbare Services findbar (siehe auch hier). Rufen wir uns kurz die Berliner Erklärung für Open Access aus dem Jahr 2003 in Erinnerung: ”

A complete version of the work and all supplemental materials, including a copy of the permission as stated above, in an appropriate standard electronic format is deposited (and thus published) in at least one online repository using suitable technical standards (such as the Open Archive definitions) that is supported and maintained by an academic institution, scholarly society, government agency, or other well-established organization that seeks to enable open access, unrestricted distribution, inter operability, and long-term archiving.

Harnadianer schwören darauf, dass beim grünen Weg von Open Access die mandatgestützte Einstellung in den lokalen IRs (institutionellen Respositorien) erfolgt und zentrale disziplinäre Repositorien lediglich die Aufgabe haben, die lokalen Inhalte zu harvesten (also die Metadaten einzusammeln).

Es wurde der Wunsch geäußert, ein zentrales Portal für die deutschsprachige Geschichtswissenschaft zu haben, das mit hohem Ansehen und hoher Akzeptanz behaftet ist, in dem man einen solchen Tagungsband unterbringen könne. Ich kann dazu nur sagen: Dieser Ball liegt – wenn man von den Kompetenzen der verteilten nationalen Forschungsbibliothek ausgeht – seit Jahren im Feld der Bayerischen Staatsbibliothek – ungespielt. Historicum.net wird (ebenso wie CLIO online) als virtuelle Fachbibliothek ausgegeben, doch wird man angesichts der Tatsache, dass keine neuen Themenportale vorgesehen sind, meine Diagnose, Historicum sei gescheitert, nicht ganz von der Hand weisen können. Während die Kunstgeschichte mit ART-Dok (UB Heidelberg) ein ausgezeichnet funktionierendes, auch durch Retrodigitalisate erfreulich angereichertes Repositorium verfügt, ist ein geschichtswissenschaftliches Repositorium nicht vorhanden und auch nicht in Sicht. Wer es vermisst, ist aufgerufen, sich an die Bayerische Staatsbibliothek zu wenden.

In den Sozialwissenschaft recht renommiert ist das bei HistorikerInnen wenig bekannte Social Science Open Access Repository. Eine Suche nach dem Wort Mittelalter zeigt, dass hier nicht nur hardcore-sozialhistorische Arbeiten zu finden sind. Kulturgeschichte ist ja bekanntlich immer auch Sozialgeschichte und umgekehrt …

Mein Hinweis auf Qucosa wurde eher mit Skepsis aufgenommen. Das in Sachsen beheimatete Portal ist zwar nachweislich für alle deutschsprachigen Wissenschaftler, also auch für die nicht an ein universitäres Repositorium angebundenen, offen, verfehlt aber durch seinen regionalen Zuschnitt das dringende Bedürfnis nach einem möglichst qualitätvollen und reputationsträchtigen Portal (aber Qualität wird ja bekanntlich überschätzt …).

Wenig Prestige verheißt auch die für englischsprachige Studien vorgesehene Notlösung OpenDepot der Universität Edinburgh, falls ein geeignetes Open-Access-Repositorium nicht existiert. 2013 gab es nur 54 Eprints, die dort abgelegt wurden. Mareike König weist mich zusätzlich auf HAL-SHS hin, das aber nur für frankophone Beiträger relevant sein dürfte.

Deutlicher attraktiver als solche Schriftenserver (schon das Wort Hochschulschriftenserver signalisiert ja schlechte Laune), ja geradezu “sexy” ist anscheinend Academia.edu (Einführung von Maria Rottler), das, wenn ich E-Prints aus meinem fachlichen Umfeld recht deute, an Beliebtheit andere Angebote wie ResearchGate oder Mendeley in den Geisteswissenschaften weit übertrifft. Das Hochladen ist wesentlich einfacher und bequemer als bei den Repositorien, die Funktion als soziales wissenschaftliches Netzwerk (mit Timeline) wird gern genutzt. Aber es gibt keine Permalinks und auch keine garantierte dauerhafte Verfügbarkeit – solche kommerziellen Angebote können ja auch wieder verschwinden, wenn sie sich als erfolglos erweisen.

Keine Begeisterung löste mein Gedanke aus, es sei doch egal, wo überall der Sammelband als Datei abgelegt sei. Man könne doch auf dem eigenen Webspace eine schicke Präsentation basteln und für die Dateien/PDFs auf andere Server verweisen. Klar, schick heißt nicht unbedingt: Reputation.

Großer Konsens bestand dagegen in Sachen hybrides Publizieren: Open Access und Druckausgabe. Gedruckte Bücher sind in Bibliothekskatalogen findbar und werden rezensiert. Immerhin habe ich ja im Lauf der Jahre über 100 Links gesammelt, die fast alle besagen, dass entgegen landläufigem Vorurteil eine Open-Access-Buchpublikation den Verkaufszahlen der gedruckten Version nicht schadet. Aber welche Verlage akzeptieren Open Access? Eine bequeme Liste gibt es nicht. Man muss einzeln verhandeln, und in vielen Fällen wird wohl ein satter Druckkostenzuschuss erwartet (der ja im Ausgangsfall eben nicht in Aussicht gestellt werden kann).

Gern einigte man sich also auf das Prinzip #Ziegenleder. Bewährt und bekannt: das gute Buch.

  1. Dort gehe ich auch auf die Frage ein, wie man als Rechteinhaber sein eigenes Buch Open Access zur Verfügung stellen kann z.B. wenn es schon in HathiTrust gescannt ist.
  2. Tod den Tagungsbänden! Das forderte der Jurist Thomas Hoeren. “Sammelbände, das wissen wir, liest wirklich niemand”, sagt Valentin Groebner. Anne Baillot und Mareike König schreiben in ihrem in Kürze auf http://ifha.revues.org/7959 einsehbaren Beitrag “Wissenschaftliches Publizieren in Frankreich: erste Schritte für Nachwuchshistorikerinnen und -historiker”: “Die Herausgabe eines Sammelbandes muss einen massiven, evidenten Vorteil mit sich bringen, denn es ist eine Veröffentlichungsform, die weder große institutionelle Anerkennung einbringt (im Vergleich zu im Peer Review begutachteten Aufsätzen) noch eine größere Verbreitung der Arbeitsergebnisse gewährleistet – und dies bei beträchtlichem Zeitaufwand”.
  3. Obwohl Schriftenserver (anders als Open-Access-Zeitschriften) fast nur auf PDFs setzen, sind die Nachteile dieses Formats nicht zu übersehen, angefangen von eingeschränkter Sichtbarkeit im Web bis hin zur unbequemen Nutzung von Hyperlinks.
  4. Noch ungelöst ist die Frage der Langzeitarchivierung von Blogs. Hypotheses archiviert nach Auskunft von Mareike König, der ich ebenso wie Maria Rottler für die Durchsicht dieses Beitrags danke,  die Beiträge (aber nicht die angehängten PDFs), sieht aber keine Langzeitarchivierung vor. Die Deutsche Nationalbibliothek archiviert zwar Blogs, macht diese aber nicht öffentlich im Netz zugänglich.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2581

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Treffen der Bloggenden von de.hypotheses beim ThatCamp und beim Historikertag 2014 #dehypo14

3407354561_582b1f00f1_bVom Digitalen zurück ins Analoge – wir drehen den Trend! Wer schon immer mal Lust hatte, Bloggerin und Blogger XY kennen zu lernen, mit Mitgliedern der Redaktion von de.hypotheses einen Kaffee zu trinken oder das Community Management zu befragen, wie man das mit dem verdammten Einbinden des Autorenbilds hinkriegt: Bald ist dazu DIE Gelegenheit!

Denn wie hier im Blog bereits angekündigt, findet am 22./23.9.2014 in Göttingen ein ThatCamp und vom 23.-26.9.2014 der 50. Deutsche Historikertag statt. Im Rahmen des ThatCamps werden wir von de.hypotheses eine Sektion zum Wissenschaftsbloggen anbieten und freuen uns über Mitstreiter/innen aus der Community. Mit dabei sind von unserer Seite Klaus Graf, Tobias Wulf, Charlotte Jahnz, Lisa Bolz und Sascha Foerster. Bei Interesse einfach hier im Blog, per Twitter oder vor Ort melden.

Außerdem planen wir eine Sektion zu „Open History“ im ThatCamp, im Rahmen des FOSTER Programms. Der Call zur Teilnahme findet sich im Blog Digital Humanities am DHIP.

Sowohl ThatCamp als auch Historikertag sind eine gute Gelegenheit, die immer größer werdende de.hypotheses-Community kennenzulernen, sich zu vernetzen, Gastautoren zu gewinnen sowie Fragen und Anregungen an das Community Management loszuwerden.

Wir schlagen ein erstes Treffen vor, am Dienstagnachmittag, den 23.9.2014, gegen 16h00 im Anschluss an das ThatCamp und vor der Eröffnungsveranstaltung des Historikertags. Außerdem können wir vor Ort weitere, auch individuelle Treffen vereinbaren. Die Max Weber Stiftung ist mit einem Stand auf dem Historikertag vertreten, wo immer jemand ansprechbar ist. Als Hashtag für die Treffen während des Historikertags bitte #dehypo14 verwenden.

Abbildung: Empty chairs 5‘ von Bjørn Giesenbauer, CC-BY-SA 2.0.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2530

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Guck mal, wer da bloggt 15! (Internationale) Blogs bei de.hypotheses.org

dirks LEGO globe - 01Globe Blogging statt Globe Trotting! Der Wunsch nach internationalem Austausch über Forschung ist seit der Erfindung des World Wide Web leicht zu erfüllen. Auch bei hypotheses.org entscheiden sich deshalb immer mehr Mitglieder dazu, auf Englisch zu schreiben. Die Beta-Version der englischen Startseite ist seit kurzem online. Grund genug, hier einige (hauptsächlich von international ausgerichteten Forschungsgruppen geführte) Blogs vorzustellen, bei denen die wissenschaftlichen Fühler gen weite Welt ausgestreckt sind.

Eine Liste vergangener Artikel der “Guck mal, wer da bloggt!”-Serie ist am Ende dieses Textes zu finden. Sämtliche bereits katalogisierte deutschsprachige Blogs sind im hier einsehbaren Katalog von OpenEdition verzeichnet.

 

 

Ready…steady…BLOG!

 

Heidelberg Media Network

Die Universität Heidelberg bietet mit diesem englischsprachigen Blog seinen Studentinnen und Studenten, die Forschung zu Medien und Kultur betreiben, eine Plattform zum Austausch. Da eine Abteilung zur instensiveren transdisziplinären Auseinandersetzung mit Medienkulturen, -produkten und -inhalten in Heidelberg noch nicht existiert, wurde ein virtueller Ort geschaffen, um schon jetzt Raum für diesen Bereich zu bieten. Über die universitären Grenzen hinaus werden auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anderer Institutionen aufgefordert, am Dialog teilzunehmen und dabei zu helfen, das Netzwerk auszubauen.

Digital Intellectuals

Auch die Humboldt-Universität in Berlin nutzt hypotheses.org, um ihre Nachwuchsgruppe “Berliner Intellektuelle 1800-1830“, deren Projektarbeit noch bis Juni 2015 dauern wird, online zu begleiten. Die schriftlichen Hinterlassenschaften der Intellektuellen werden im Rahmen dieser Arbeit editiert und digitalisiert, wobei das Blog als Tagebuch der Gruppe dient. Geführt wird es von ihrer Leiterin Anne Baillot, die die Artikel mit unverkennbarem Spaß an der Sache verfasst und sich regelmäßig die Zeit nimmt, nicht nur die neuesten Erkenntnisse und Abenteuer der Gruppe zu dokumentieren, sondern auch ihre Liebe zur Deutschen Bahn und zu Schokolade mit der Leserschaft zu teilen und mal ein ernstes Wort an Wikipedia zu richten.

The Dragonfly’s Gaze

Hinter dem poetischen Titel steckt die Idee, die Welt im Allgemeinen und computergestützte Textanalyse im Speziellen wie durch die zahlreichen Augen einer Libelle, also aus verschiedensten Blickwinkeln, zu betrachten und die daraus entstehenden Erkenntnisse zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Der Blickende ist Christof Schöch, der an der Universität Würzburg am Lehrstuhl für Computerphilologie im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes DARIAH-DE (Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities) forscht. Er ist übrigens von Anbeginn an Mitglied unserer Redaktion!

Humanitarianism & Human Rights

Fabian Klose, der momentan am Leibniz Institut für Europäische Geschichte (IEG) an seinem Habilitationsprojekt “In the Cause of Humanity. Humanitäre Intervention, internationale Öffentlichkeit und die Internationalisierung von humanitären Normen im 19. Jahrhundert” arbeitet, bloggt hier über die Geschichte der Humanität und der Menschenrechte. Sein Ziel ist es, die Vernetzung internationaler Forschender dieses Gebiets zu fördern und gemeinsam über forschungsrelevante Fragestellungen zu diskutieren.

Early modern revolts as communicative events

Auch die Forschungsgruppe um das von der Exzellenzinitiative geförderte Projekt zu “Revolten als Kommunikationsereignisse der Frühen Neuzeit” an der Universität Konstanz bloggt auf Englisch bei hypotheses.org über aktuelle Forschungsergebnisse und relevante Fragestellungen. Die geschichtliche Signifikanz von Revolten soll interdisziplinär und mit besonderem Fokus auf kommunikative Aspekte wie Drohungen oder die Vermittlung politischer Ansichten und Forderungen untersucht werden.

Newspaper history – The Birth of the Newspaper in 17th Century

Sein Dissertationsprojekt “Printed newspaper in seventeenth century England, Germany, France and the Netherlands. The Impact of new media functionality on the reader”, das er an der University of St. Andrews in Schottland seit 2013 durchführt, begleitet Jan Hillgaertner mit diesem Blog. Da die ersten Zeitungen im heutigen Sinne im 17. Jahrhundert entstanden, konzentriert sich der Doktorand auf Dokumente aus diesem Jahrhundert und vergleicht dabei vor allem Schriften aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden miteinander. Die Integration des Mediums in den Alltag des gemeinen lesenden Volkes und typographische Besonderheiten sind dabei von besonderem Interesse.

Diversitas Religionum

Gemeinsam mit zwei (zugegebenermaßen noch nicht gefundenen) Doktoranden möchte Sita Steckel, die eine Juniorprofessur für die Geschichte des Hoch- und Spätmittelalters am Historischen Seminar der Universität Münster innehat, an ihrem aktuellen Forschungsprojekt “Diversitas religionum. Zur Grundlegung eines europäischen Diskurses religiöser Diversität im 13. Jahrhundert” arbeiten. Da das Blog noch im Aufbau ist, werden momentan hauptsächlich Konferenzen in dem Forschungsbereich angekündigt.

History of Heralds

Frau Steckels Kollege Torsten Hiltmann, der ebenfalls Juniorprofessor für mittelalterliche Geschichte in Münster ist, führt ein Workshop- und Buchprojekt zum Thema Herolde in Eurpoa durch. Auch wenn das dazugehörige Blog erst seit Januar existiert, hat Hiltmann (der übrigens ein ehemaliger Mitarbeiter des DHIP und ehemaliger Stipendiat der Max Weber Stiftung ist) bereits ausgesprochen fleißig gepostet – sowohl auf Englisch und Deutsch als auch auf Französisch. Im März fand der erste Workshop zum Thema statt.

MusMig-Blog

“MusMig” steht für Music Migrations und widmet sich der Geschichte migrierender Musikanten in der Frühen Neuzeit, hauptsächlich innerhalb Europas. Die Forschungsgruppe um das Projekt besteht aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Kroatien, Slowenien, Polen und Deutschland und spiegelt somit das Thema des heutigen “Guck mal wer da bloggt!”-Artikels wahrscheinlich am besten wider. Gefördert wird das Projekt, an dem von Deutschland aus die musikwissenschaftliche Abteilung der Universität Mainz und Forschergruppen aus Berlin teilnehmen, als eines von 15 durch HERA – Humanities in the European Research Area.

 

Siehe auch

Mareike König, Guck mal wer da bloggt! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 24.4.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/485

Mareike König, Guck mal wer da bloggt 2! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.6.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/527

Mareike König, Guck mal wer da bloggt 3! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 27.8.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/622

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 4! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in Redaktionsblog, 22.10.2012. http://redaktionsblog.hypotheses.org/732

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 5! Neue Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 11.01.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/875

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 6! Blogs bei de.hypotheses.org, in Redaktionsblog, 09.07.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1452

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 7! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 01.08.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1528

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 8! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 29.08.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1566

Sascha Foerster, Look Who‘s Blogging! Special edition – Blogs at de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 09.09.2013. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1628

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 10! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 09.01.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/1861

Inger Brandt, Guck mal wer da bloggt 11! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 21.03.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2207

Aline Possél, Guck mal wer da bloggt 12! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 14.05.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2293

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 13! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 04.07.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2294

Aline Possél, Guck mal, wer da bloggt 14! Blogs bei de.hypotheses.org, in: Redaktionsblog, 28.07.2014. http://redaktionsblog.hypotheses.org/2295

 

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Foto: [dirks LEGO globe - 01  by dirkb86, Lizenz CC BY 2.0]

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2296

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