Abmarsch vom Niederrhein

Ende Oktober war auch das Ende der Feldzugssaison nahe. Die Kampfhandlungen wurden weniger, die Truppen machten sich so langsam auf den Weg in die Winterquartiere. So war es das übliche Verfahren, und so ähnlich war es auch im Herbst 1642 am Niederrhein. In den vergangenen Monaten hatten sich französisch-hessische Truppen mit den kaiserlichen und bayerischen Einheiten immer wieder heftige Kämpfe geliefert, auch wenn es zu keiner großen Schlacht gekommen war. Bereits im Oktober 1642 begannen jedoch die bayerischen Kontingente in Richtung Franken abzurücken – zum großen Verdruß Kurfürst Ferdinands von Köln, der sich von seinem eigenen Bruder im Stich gelassen fühlte: Aber der schwedische Vormarsch ließ Kurfürst Maximilian Schlimmes für die eigenen Territorien befürchten; Bayern benötigte die Truppen selbst.

In dieser Situation ist ein Schreiben einzuordnen, daß auf den 30. Oktober datiert ist, allerdings nach altem Kalender (Hessisches Staatsarchiv Darmstadt E8 A Nr. 182/1). Es ist anonym gehalten, gibt aber Köln als Ausstellungsort an: Was sehr plausibel ist, denn die Metropole am Rhein war schon damals eine Medienzentrale.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1292

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Teller als Erinnerungsstücke

Ein Teller ist zunächst einmal ein Gebrauchsgegenstand. Seine Fläche eignet sich aber auch vorzüglich für Abbildungen. Wir kennen dies heutzutage von zahllosen Beispielen, die von Urlaubssouvenirs über Kinderteller bis hin zu Fanartikeln von Fußballclubs, Popstars oder royalen Persönlichkeiten reichen. Nun gab es auch in der Vormoderne Beispiele für derartig verzierte Teller: Im vorliegenden Fall stellte das Motiv ein Kriegsheld aus dem Dreißigjährigen Krieg dar: Jan von Werth. Genaugenommen handelte es sich um zwei verschiedene Teller, die beide den General zeigen. Kurz präsentiert werden sie in einem Beitrag von Heinz-Peter Mielke, Jan von Werth auf zwei Genneper Prunktellern, in: Epitaph für Stefan Frankewitz. Ein Gedenkbuch für den Freund und Kollegen, hrsg. von Rien van den Brand, Frans Hermans, Wolfgang Löhr, Udo Oerding und Bert Thissen (Geldrisches Archiv, 16), Geldern 2015, S. 245-248. Gerade weil der Text eher entlegen publiziert ist, lohnt es sich, in diesem Umfeld auf ihn aufmerksam zu machen.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1289

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Der Preis des Erfolgs

In Zeiten des Kriegs schien alles möglich zu sein: Als einfacher Kriegsknecht anfangen und am Ende General werden – dieses Karrieremuster war Traum vieler Söldner, die sich auf das Abenteuer Krieg einließen und hofften, hier ihr Glück zu machen. Ein prominentes Beispiel für einen derart erfolgreichen Werdegang ist Jan von Werth. Wir wissen nicht einmal, wann genau er seinen Kriegsdienst begann, nur daß er sich bei den spanischen Truppen verdingte, die im frühen 17. Jahrhundert am Niederrhein, wo Werth seine Heimat hatte, stark präsent waren. Um 1630 wechselte er zur Armee der Katholischen Liga, damals schon als Offizier, nutzte dann aber, als die Krise der kaiserlich-katholischen Truppen im Schwedenkrieg manifest war, seine Chance. Bereits 1634 war er Feldmarschall-Leutnant, im Jahr 1635 erhob Kaiser Ferdinand II. ihn in den erblichen Reichsfreiherrenstand. Später wurde er noch General der Kavallerie. Auch wenn seine Karriere in den letzten Kriegsjahren etwas stockte und er kein großes Kommando erhielt, blieb sein Werdegang beispiellos.



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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1286

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Zu Sprachkenntnissen und Bildungsstand der Offiziere

Einen Krieg zu führen bedeutete mehr als nur hoch zu Roß die Soldaten ins Schlachtgetümmel zu führen. Gerade auch im 17. Jahrhundert war mit Händen zu greifen, was man eine Bürokratisierung des Kriegs nennen kann. Die Armee und die überhaupt die Kriegführung mußte verwaltet werden. Schreibarbeit gehörte zum Alltag eines jeden Offiziers, erst recht eines Kommandeurs. Allein weil die Kosten für den Unterhalt der Kriegsmaschinerie so exorbitant waren, kamen die Kriegsherren um Verwaltungsstrukturen im Militär nicht herum. Und auch im operativen Geschäft eines Feldzugs war Kommunikation alles. Kurzum, ein Feldherr führte den Krieg zu allererst aus seiner Feldkanzlei heraus.

Was also mußte er dafür mitbringen?

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1020

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Ein Silberbecher und eine Ausstellungsdokumentation

Pokale werden vielfach als glorreiche Erinnerungen an große Erfolge gefertigt. Das war schon in Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs so, als ein Silberpokal eine ausgesprochen riskante, aber geglückte Aktion des Kölner Schiffers Dirck Schey feierte. Dieser hatte 1626 den spanischen Pfennigmeister (Zahlmeister) aus Köln entführt – und mit ihm das Geld, mit dem die am nördlichen Niederrhein garnisonierten spanischen Truppen bezahlt werden sollten: es handelte sich dabei um die stattliche Summe von 52.000 Reichstalern. Die Geschichte selbst wird auf einem in den Niederlanden gefertigten Silberbecher dargestellt, Zeichen für diesen gelungenen Coup über die spanische Macht.

Wiedergegeben ist sie im Begleitband zur Ausstellung „Köln in unheiligen Zeiten“: Stefan Lewejohann, Eine gefährliche Rheinfahrt, S. 80-83. Es handelt sich also um einen sehr knappen Beitrag, der geradezu wie ein Blogpost erscheint. In diesem Band gibt es eine ganze Reihe derartiger Skizzen, die schlaglichtartig ein Thema anreißen: nicht nur eine Episode wie die von den geraubten spanischen Soldgeldern, sondern auch zu Wenzel Hollars Stadtansicht von Köln, einem Ziborium aus dem Kölner Domschatz, einer Jan von Werth zugeschriebenen Rüstung und anderen mehr. Diese Kurzbeiträge im Umfang von ungefähr zwei Seiten leiten einzelne Sektionen in diesem Band ein; auf sie folgen dann einige längere Artikel, die aber meist auch nicht mehr als 10 S. umfassen.

In gewisser Weise sind diese kurzen Skizzen wie Blog-Beiträge in diesem Sammelband, und ich möchte festhalten, daß diese Konzeption sehr gut funktioniert. Denn hier bietet sich eine Möglichkeit, viele verschiedene Themen aufzugreifen und sie konturiert darzustellen, ohne gleich allzu tief in die Materie einzutauchen. Da die Ausstellung selbst von keinem Katalog begleitet wird, übernehmen die Kurzbeiträge auch diese Funktion, indem sie bestimmte Exponate aus dem Stadtmuseum vorstellen – hier aber eben nicht nur mit einem Karteikartentext, sondern vielfach mit einer knapp skizzierten Geschichte dazu.

Nun bin ich wahrlich kein Fachmann für Museumskunde und kann auch nicht behaupten, daß ich mich in der aktuellen Debatte darüber auskenne, wie man heutzutage eine Ausstellung und die dazu passende Publikation konzipiert. Sicher fehlt – das kann auch ich nicht leugnen – mit dem klassischen Katalogteil auch das veröffentlichte Register, das den Reichtum einer Ausstellung dokumentiert. Aber die numerisch gereihte Liste aller Exponate, vielleicht noch mit briefmarkengroßen s/w-Repros geschmückt, hat mir oft genug nur vor Augen gehalten, was ich alles nicht gesehen habe. Mit den Kurzbeiträgen hingegen erhält man immerhin schlaglichtartige Einführungen, die das Thema einer Ausstellung sicher nicht völlig fundiert, aber gerade in ihrer Beispielhaftigkeit sehr konkret vorstellen.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/497

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Wo ist Jan von Werth?

Im Jahr 1645 waren die Schlachten bei Mergentheim (5.5.1645) und bei Alerheim (3.8.1645) die entscheidenden Waffengänge der kurbayerischen Truppen. Bei Mergentheim gelang Feldmarschall Mercy ein wichtiger Sieg über die Franzosen, doch die Kämpfe drei Monate später endeten unglücklich. Die Niederlage bei Alerheim wog zudem durch den Schlachtentod Mercys besonders schwer, denn er hatte sich in den Jahren zuvor als der eigentliche militärische Lenker und strategische Kopf des bayerischen Heeres erwiesen. Gerade bei Mercys letzter Schlacht war auch ein anderer Kommandeur beteiligt, der sich hier besonders hervortat: Jan von Werth. Seine Kavallerieattacke auf dem linken Flügel überwältigte die dort stehenden französischen Kräfte, so daß der Sieg in greifbarer Nähe schien. Doch Werths Erfolg reichte nicht, da sich andernorts die feindlichen Truppen durchsetzen konnten; Alerheim wurde ein Sieg der französischen Waffen, wenn auch ein mit hohen Verlusten erkaufter.

Wer nun den aktuellen Band der Korrespondenzen Maximilians von Bayern mit seinen Gesandten Haslang und Krebs in Münster in die Hand nimmt und zu diesen Ereignissen weitere Informationen erwartet (Die diplomatische Korrespondenz Kurbayerns zum Westfälischen Friedenskongreß, Bd. 2: Die diplomatische Korrespondenz Kurfürst Maximilians I. von Bayern mit seinen Gesandten in Münster und Osnabrück, Teilband 2: August – November 1645, bearb. v. Gabriele Greindl und Gerhard Immler (Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns, 2/2), München 2013), muß feststellen, daß diese militärischen Ereignisse in den Briefen des Kurfürsten und seiner Gesandten nicht wirklich ausführlich zur Sprache kommen. Vor allem fällt aber auf, daß die Kommandeure der bayerischen Truppen in den Berichten kaum eine Rolle spielen. Selbst Mercy, den der Kurfürst wohl wirklich schätzte und dessen Tod er sehr bedauerte, findet kaum Erwähnung; nicht anders ergeht es Geleen, der Mercy im Amt des Feldmarschalls folgte. Und Jan von Werth, der bei Alerheim die französische Armee fast doch noch besiegt hätte? Er taucht in der gesamten Edition nicht auf.

Die Prominenz, die Werth in der heutigen Historiographie genießt, hat offenbar in damaliger Zeit keine Entsprechung gehabt. Man wird auch anerkennen müssen, daß er als General der Kavallerie zwar weit oben, aber eben nicht an der Spitze der kurbayerischen Militärhierarchie stand. Wenn schon nicht einmal der Feldmarschall thematisiert wurde, warum sollte der Kurfürst dann über Werth berichten? Vor allem aber wird deutlich, daß diese Korrespondenzen so stark von den Verhandlungsmaterien in Münster geprägt sind, daß die Militaria tatsächlich in den Hintergrund treten bzw.hier in die Anlagen verbannt sind: Der Bericht über die Schlacht bei Alerheim ist Beilage Nr. 5 (von insgesamt 11) zum Brief Maximilians vom 9. August.

Man muß in diesem Befund keineswegs ein Indiz für die (tatsächliche) Geringschätzung sehen, die Maximilian davon abgehalten hatte, Jan von Werth das Kommando über die bayerischen Truppen zu übertragen. Vielmehr zeigte sich Maximilian ganz auf das diplomatische Geschäft des Friedens fixiert; er wollte den Krieg beenden, das wird in diesen Korrespondenzen nur allzu deutlich. Deutlich wird aus historiographischer Perspektive aber auch, wie allzu leicht man geneigt ist, die Wertigkeit oder auch nur die Aufmerksamkeit, die die derzeitige Geschichtswissenschaft einzelnen Phänomenen und Persönlichkeiten entgegenbringt, auf die historischen Verhältnisse zu reprojizieren.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/458

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Der Söldner Michael Burchardt

Der Werdegang von einfachen Söldnern hat von je her besondere Aufmerksamkeit erregt. Erhofft man sich hier doch konkreten Aufschluß darüber, wie die sog. kleinen Leute den Krieg erlebten. Der prominenteste einfache Söldner ist ohne Zweifel Peter Hagendorf, dessen Schicksal durch sein Tagebuch bekannt geworden ist. Von Michael Burchardt ist zwar kein Selbstzeugnis überliefert, doch aus Aufzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert läßt sich sein Schicksal in Umrissen rekonstruieren.

Geboren im Jahr 1599 zog es ihn offenbar schon in den ersten Kriegsjahren zum Militär. Über seine Konfession erfahren wir explizit nichts, doch als Sohn des Stadtrichters von Jena hing er sicherlich der lutherischen Konfession an. Gleichwohl entschied er sich offenbar bewußt für den Kriegsdienst in der Armee der Katholischen Liga. Hier diente er im Leibregiment Tillys, wurde in einer der Kompagnien Quartiermeister. Er nahm an der Belagerung Magdeburgs teil, kurz darauf quittierte er den Dienst. Dies angeblich aus persönlichen Gründen, doch bald schon nahm er Kriegsdienste beim Herzog von Weimar für Gustav Adolf von Schweden an. Unter Banér kämpfte er dann bei Wittstock mit so großem Einsatz, daß man ihm anbot, Oberstleutnant zu werden. Aus nicht bekannten Gründen lehnte er ab, und im Jahr 1638 schied er endgültig aus dem Kriegsdienst aus.

Wir wissen zu wenig über ihn, um die Beweggründe für bestimmte Entscheidungen zu erkennen. Warum er überhaupt in den Krieg zog, ist nicht klar. Der Hinweis auf „in ihm steckendes Soldatenblut“ ist wohl eher dem Zeitgeist von 1939 geschuldet, als eine knappe biographische Skizze über Michael Burchardt erschien. Immerhin nahmen auch Michaels ältere Brüder Kriegsdienste an. Daß sein Bruder Samuel ihn zunächst in seiner Kompagnie unterbrachte, ist ein gutes Beispiel für die verwandtschaftlichen Verflechtungen im Militär – beileibe kein Einzelfall, wie es sich auch bei Jan von Werth nachvollziehen läßt, in dessen Windschatten und unter dessen Protektion einige seiner Brüder Kriegsdienste leisteten.

Ob Burchardt wirklich die Armee des Kaisers nur verließ, weil sein Vater auf den Tod erkrankt war, möchte ich mit einem Fragezeichen versehen. Denn er taucht doch sehr schnell wieder als Soldat auf, nur eben auf der Seite Gustav Adolfs: Ob er nicht doch der Faszination des „Löwen aus Mitternacht“ erlegen war und nun lieber für die protestantische Sache streiten wollte? Wenn ja, verflog diese Begeisterung in den Folgejahren. Denn einer militärischen Karriere verweigerte er sich, wurde eben nicht Oberstleutnant, sondern Bürger in Salzwedel, wo er eine Familie gründete und noch bis 1671 lebte. So besehen stellt Burchardt eine Instanz für die Söldner dar, die durch den Kriegsdienst keineswegs entwurzelt wurden; vielmehr stellten die Jahre im Militär nur eine Episode in seinem Leben dar und mündeten sehr bewußt in eine zivile Existenz.

Eine knappe Skizze zu Burchardt wurde von Ernst Otto Wentz in den Jahresberichten des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel, Bd. 53 (1939), S. 24-27, veröffentlicht. Die Jahresberichte übrigens hat der Verein dankenswerterweise komplett auf seiner Homepage als PDF frei zugänglich gemacht.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/430

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