#achpub Misz.: 5 Jahre offener Bücherschrank, in: Informationen für Oberschleißheim Nr. 53 (Dez. 2019)

Urheber: Andreas C. Hofmann Titel: 5 Jahre offener Bücherschrank Geistige Schöpfung: Artikel Fundstelle: Informationen für Oberschleißheim Nr. 53 (Dez. 2019), [S. 8] Anmerkungen: gekürzte Zweitpublikation von sliusica biblia Nr. 6 [06.08.2019] Ort, Zeit: Oberschleißheim : 2019-12 Abstract: Am 26. Juli 2014 wurde neben dem Flötenbrunnen am Bahnhofsvorplatz der offene Bücherschrank eröffnet. Zurück ging die Initiative […]

Quelle: https://www.einsichten-online.de/2019/12/10773/

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#infosociety Die Datenschutz-Grundverordnung ist a-sozial! Sie schädigt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und erschwert den Dienst an der Gemeinschaft

Der Duden bezeichnet als ‘asozial’ etwas “die Gemeinschaft, Gesellschaft schädigend[es]” (www.duden.de/rechtschreibung/asozial). Ich behaupte: Die DSGVO ist a-sozial! Für diese zugegeben provokante These sehe ich folgende Gründe: 1. Die DSGVO benachteiligt kleine Akteure auf strukturelle Weise “One size fits all!” Alle Datenverarbeiter werden grundsätzlich gleich behandelt. Klingt gut, ist es aber nicht. Denn während sich die […]

Quelle: https://www.einsichten-online.de/2019/11/10683/

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Alter Mariendom: Zwischen Fummelei und Dom-Altar

Weihnachtsmärkte sind keine Erfindung der modernen Zeit. Einer der ersten fand bereits im alten Hamburger Mariendom statt und verwandelte das alte Gemäuer in eine Attraktion, die nicht immer ganz jugendfrei war. – Von Antonia Ivankovic

Alle Jahre wieder lockt der Weihnachtsmarkt, doch was wurde nur aus ihm und dem Weihnachtsfest? Eigentlich sollten die Menschen in dieser Zeit zu sich selbst und ihren Nächsten finden, doch stattdessen schwärmen sie hinaus auf grell erleuchtete Straßen und in überfüllte Geschäfte um noch rechtzeitig alle Geschenke zusammenzukriegen. Ein Weihnachtsmarkt ist nur die Zwischenstation, an der schnell eine Bratwurst gekaut oder sich die meiste Zeit am Glühweinstand rumgedrückt wird, um die verdiente Belohnung für den anstrengenden Geschenkekauf sehnsüchtig die Kehle runterzukippen. Die einen im schicken Becher, die anderen aus dem Tetrapack, denn an Weihnachten schmeckt Glühwein immer gleich.

Die Wenigsten denken aber an einen Kirchgang.

[...]

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=2746

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Rückmeldungen von Nachkriegskindern

Infolge der jüngsten Berichterstattung in Fernsehen, Radio und Zeitung haben sich viele Menschen wegen der “Suche nach den Nachkriegskindern” gemeldet. Teilweise kamen die Reaktionen per Email, per Telefon oder über die sozialen Medien. Klassische und soziale Medien ergänzen sich dabei.

Zwischen dem 1. und dem 15. Mai 2014 gab es insgesamt 17 Reaktionen, darunter 6 von ehemaligen Teilnehmern (im folgenden als “positive” Ergebnisse bezeichnet). Von den 6 positiven Ergebnissen kamen 4 per Email, 1  per Kommentar und 1 über die Facebook-Seite.  Die 11 anderen Rückmeldungen entstanden aus Interesse am Thema, sei es durch die Arbeit als Psychotherapeut (3) oder als Kind der Kriegs- bzw. Nachkriegszeit mit dem Wunsch über die eigenen Erfahrungen zu erzählen.

Die Rückmeldungen entstanden durch die Berichterstattung von WDR Lokalzeit Bonn (2 positive), WDR5 “Neugier genügt” (2 positive), die Neuss-Grevenbroicher Zeitung (1 positive) und durch die Verbreitung auf der Facebook-Seite des Projekts “Gesichter Bonns” (1 positive Rückmeldung).

Schon vorher gab es mehrere Rückmeldungen infolge des Artikels des General-Anzeigers Bonn, der noch vor Ende des Crowdfundings berichtet hat. Dadurch meldeten sich ebenfalls 2 Teilnehmerinnen der Studie, darunter Frau. K. Später besuchten wir sie mit Kamerateam (für 3sat nano, wird bald gesendet) und mit der WDR Lokalzeit. So wurden weitere Journalisten und Redakteure aus anderen Medien auf das Thema aufmerksam, die ihrerseits wieder berichteten.

6 ehemalige Teilnehmer der Nachkriegskinder-Studie

Von den 17 Rückmeldungen kamen 6 von ehemaligen Studienteilnehmern. Bei 2 hatten wir bereits die aktuelle Adresse durch die Einwohnermeldeamtsrecherche gefunden, 4 weitere konnten wir nur durch ihre eigene Rückmeldung finden.

Manche haben die Kommentarfelder des Blogs als Kontaktformular (miss-)verstanden, daher habe ich die entsprechenden Kommentare nur dann veröffentlicht, wenn mir deutlich schien, dass es auch zur Veröffentlichung gedacht war. Trotzdem habe ich alle persönlichen Angaben in den Kommentaren und den nachfolgenden Einzelfällen weitestgehend anonymisiert.

Renate aus Bonn, geb. 1951

Sie hat uns per Email geschrieben, dass sie den Bericht in der Lokalzeit Bonn gesehen hatte. Sie erinnerte sich, dass sie mehrmals in der Kindheit untersucht worden sei. Aufgrund des späten Geburtsjahrs konnte sie jedoch nicht selbst Teilnehmerin der Studie sein (Teilnehmer waren nur 1938/39 und 1944/45 Geborene). Zufälligerweise fand ich aber den Namen ihres Bruders in der Datenbank, bei dem sie selbst nachfragte. Er schrieb uns per Email an, nachdem ihn die Schwester informiert hatte: “Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass ich sehr gerne an Ihrer Studie teilnehmen würde.” So haben wir einen weiteren Studienteilnehmer gefunden, der bisher noch nicht in der Datenbank aktualisiert war.

Christa aus Bonn, geb. 1945

Ihr Sohn hat sich über die Facebook-Seite bei uns gemeldet, da das Projekt bei Gesichter Bonns vorgestellt wurde und er sich an die Erzählungen der Mutter erinnerte. Die Adresse hatten wir jedoch bereits über die Einwohnermeldeämter gefunden.

Horst-Werner aus Bonn, geb. 1946

Er hat sich aufgrund des Beitrags in der WDR Lokalzeit per Email an die Redaktion gewandt. Wir hatten  seine Adresse jedoch bereits gefunden. Er war tatsächlich ein Studienteilnehmer.

Heidi aus Frankfurt, geb. 1946

Sie meldete sich per Email bei uns, da sie den Radiobericht in WDR5 gehört hatte. Tatsächlich hatten wir ihre aktuelle Adresse noch nicht gefunden, obschon sie an der Studie teilgenommen hatte. Das hat uns besonders gefreut.

Alfred aus Frankfurt am Main

Er hat einen Kommentar im Blog geschrieben, nachdem er den Beitrag bei WDR5 gehört hatte. Tatsächlich gehörte er zu den untersuchten Nachkriegskindern und konnte bisher nicht über die Einwohnermeldeamtsrecherche gefunden werden. Ich habe ihm per Email weitere Informationen zugesandt.

Heinrich aus Grevenbroich, geb. 1946

Er hat den Artikel in der Neuss-Grevenbroicher Zeitung am 15.05.2014 gelesen und sich daraufhin per Email bei uns gemeldet. Seine Adresse hatten wir bisher noch nicht gefunden und er konnte sich gut daran erinnern, dass er und seine Mitschüler teilgenommen haben. Möglicherweise kennt er noch weitere Teilnehmer.

Andere Interessenten und Rückmeldungen

Abgesehen von den “positiven” Ergebnissen, also Rückmeldungen von ehemaligen Teilnehmern, ist das Thema “Nachkriegskindheit” auch für Therapeuten interessant.

Simone Willig aus Herborn, Musiktherapeutin

Supervisorin für das Kriegs- und Nachkriegskinder-Projekt von Mario Wallner „Menschen die ich kannte“: http://vimeo.com/88132007

„Ich habe in meinem Beruf tagtäglich mit Kriegskindern zu tun und der Wunsch, sich mitzuteilen sowie die Ahnung, dass Erlebnisse von damals in ihrem Leben eine größere Bedeutung hatten, als sie bisher angenommen haben, wächst. Vor allem Männer, die als jugendliche Soldaten in den letzten Kriegstagen verheizt wurden oder als Kinder auf der Flucht und danach den Vater ‘ersetzen’ sollten,  mehren sich in meinen Therapien und kommen mit dem Wunsch, darüber sprechen zu dürfen. Im Kontext der Arbeit mit Menschen mit Demenz schule ich Pflegefachkräfte im sensiblen Umgang mit dem Thema, sind doch oft unüberlegte oder ‘gut gemeinte’ Handlungen im Alltag Auslöser für Re-Traumatisierungen, deren Reaktionen dann der Demenz zugeschrieben werden, mit der Erkrankung jedoch nichts zu tun haben.“

Claudia, geb. 1955, Psychotherapeutin

Sie hat bis 1983 Psychologie studiert, hat zuerst in einer Klinik, danach in eigener Praxis als Psychotherapeutin gearbeitet und freut sich, „dass eine solche Langzeitstudie ‚aus der Versenkung’ geholt wird und zu Forschungszwecken dient.“

Herr B., geb. 1951

Er arbeitet als Psychotherapeut und hat sich auf den Traumabereich spezialisiert. In seiner Praxis hat er manchmal mit traumatisierten Kriegskindern, Nachkriegskindern und Kriegsenkeln zu tun. Das Thema wird unter Traumatherapeuten häufig besprochen. Einen Therapieplatz für Betroffene kann er aufgrund langer Wartelisten nur selten anbieten.

Weitere Interessenten

Auch in unseren Rückmeldungen zeigt sich, dass viele Menschen dieser Generation Redebedarf haben, ob Sie Teilnehmer der damaligen Studie waren oder nicht.

Susanne aus Bonn, geb. 1953

Sie schickte uns aufgrund des Lokalzeit-Berichts Zeitungsausschnitte der Studie zu, die mit unserer Studie übereinstimmen (siehe Bildergalerie). Leider konnte ich Sie noch nicht als Studienteilnehmerin identifizieren, da Sie erst später geboren wurde. Vermutlich diente sie als Fotomodell zur Illustration der Untersuchungen. Die Zeitschrift erhielt sie später von ihren Eltern, schrieb sie mir.

Zeitungsausschnitt, zugesendet von Susanne W.<br />
Quelle: Scope Weekly (hrsg. von der Upjohn Company), Vol. 5 No. 39, erschienen am 28.9.1960.
Zeitungsausschnitt, zugesendet von Susanne W.<br />
Quelle: Scope Weekly (hrsg. von der Upjohn Company), Vol. 5 No. 39, erschienen am 28.9.1960.

Quelle: Scope Weekly (hrsg. von der Upjohn Company), Vol. 5 No. 39, erschienen am 28.9.1960.

Jürgen aus Bonn, geb. 1945

Tatsächlich gehört er zum richtigen Jahrgang und ist auch in Bonn zur Schule gegangen, jedoch konnte ich ihn nicht als Teilnehmer der damaligen Studie identifizieren.

Heinz aus Krefeld, geb. 1933

Er meldete sich bei WDR5 und wurde von uns zurückgerufen. Er habe nicht an der Studie teilgenommen, würde allerdings gerne etwas über seine Erfahrungen erzählen.

Gerda aus Aachen, geb. 1946

Auch sie hat sich beim WDR5 zugehört und würde gerne mitteilen, was sie erlebt hat.

Anita aus Düsseldorf, geb. 1933

Sie meldete sich nach der WDR5 Sendung per Telefon. Sie sei durch die vom Krieg geprägte Kindheit belastet und habe viele Erinnerungen aufgeschrieben, die sie uns gerne anbieten würde. Leider suchen wir nur die Teilnehmer der damaligen Studie, mussten wir ihr, wie auch den anderen Anrufern  leider mitteilen.

Frau L.,  geb. 1943

Nach der WDR5-Sendung rief sie dort an. Sie sei durch die vom Krieg geprägte Kindheit belastet und vermute, dass die 9-jährige Gefangenschaft ihres Vaters nachhaltig Auswirkungen auf ihre Psyche und ihren Lebensweg habe. Wir dankten Ihr für den Anruf und ihr Interesse.

Uwe L.

Er hat die Radiosendung bei WDR5 gehört und fragte sich, ob es im Internet eine Liste der Gesuchten gibt. Per Email antwortete ich ihm, dass wir diese nicht veröffentlichen dürfen, ich aber seinen Namen in der Datenbank suchen würde. Er war leider kein Teilnehmer der Nachkriegskinder-Studie.

Wally B.

Er hat einen Kommentar im Blog geschrieben. Er wurde nach der Flucht in Dänemark geboren, hat aber nicht an der Untersuchung teilgenommen. Ich habe ihm per Email geantwortet und für seine Interesse gedankt.

Was tun, wenn Redebedarf besteht?

Bei den positiven Rückmeldungen fällt es mir leicht zu antworten. Wir können schreiben oder sagen, dass wir uns möglichst noch dieses oder nächstes Jahr postalisch melden, sobald eine umfangreiche Nachfolgestudie finanziert und vorbereitet ist. Auch wenn es im Vergleich zu den über 4000 ehemaligen Teilnehmern nur kleine Zahlen sind, freue ich mich sehr über jeden weiteren, den wir so finden können. Ich vermute, dass viele sich auch nicht selbst melden, aber Bescheid wissen, dass wir weiter an der Nachfolgestudie arbeiten.

Doch auch hier ist deutlich zu spüren, dass viele Menschen Redebedarf haben. Sie würden gerne über die Zeit und ihre Erfahrungen sprechen und melden sich deswegen bei uns, ohne selbst Teilnehmer gewesen zu sein. Doch für eine Nachfolgestudie brauchen wir nur die damaligen Teilnehmer. Was macht man in den anderen Fällen?

Natürlich hören wir am Telefon etwas zu. Auch diese Auflistung ist eine Form, den Geschichten Platz zu geben. In extremen Fällen könnten wir auf Psychotherapeuten verweisen, doch auch diese haben lange Wartelisten, die Hemmschwelle ist hoch. Deswegen gibt es vielerorts Gesprächskreise, wie beispielsweise in Bonn. Für die meisten geht es ja nur darum jemanden zu haben, der zuhören möchte. Wo gibt es diese Orte, die Zeit und den Raum für die Geschichten?  Ist es Aufgabe des Forschers, auch dafür zu sorgen? Irgendwie schon, denn unser Forschungsgegenstand “menschelt” eben.

Es wäre schön eine Übersicht für diese Gesprächskreise anzulegen, so dass wir darauf verweisen könnten. Doch meine eigene Zeit ist begrenzt und ich möchte mich auf die Suche fokussieren.  Vielleicht gibt es jemanden, der sich für diese Geschichten interessiert, die Orte aufschreiben möchte, eine Liste kennt oder einfach nur selbst anbieten möchte zuzuhören.

Quelle: http://zakunibonn.hypotheses.org/1058

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Eine Archäologie historischer Persönlichkeiten – Trend und Sensations-Hascherei?

Die Archäologie ist ein Fach, das von der Presse gemocht wird. Meistens…Zumindest wenn ein Museumsneubau nicht Millionen von Euro verschlingt oder durch Ausgrabungen Parkplätze in der Innenstadt wegfallen. Der Begriff „Sensation“ ist bei den Schlagzeilen obligatorisch und wird nicht selten von den Archäologen gleich selbst benutzt, um die Bedeutung des Fundes oder Befundes zu unterstreichen.  Presseleute scheinen aber regelrecht auszuflippen, wenn man einen Fund mit einer historischen Persönlichkeit in Verbindung bringen kann.

Kürzlich wurde heftig darüber spekuliert, ob denn das Grab Alexanders des Großen gefunden worden sei. Die zuständigen griechischen Archäologen hatten alle Mühe, diese Behauptungen zu dementieren. Um die Welt ging die Meldung trotzdem.

Begleitet von einer faszinierten Weltöffentlichkeit wurde vor ein paar Wochen das Grab der angeblichen Mona Lisa, Lisa Gherardini, in Florenz geöffnet.

Die Feuilletons waren entzückt von der Exhumierung Richards III in Leicester Anfang dieses Jahres und die beschauliche Schweiz schien Kopf zu stehen, als die angebliche Leiche Jürg Jenatschs, dem Graubündner Volkshelden des Dreißigjährigen Krieges, ausgegraben wurde.

Im letzten Jahr legte man in Duisburg im Rahmen einer Bauvoruntersuchung das Wohnhaus Gerhard Mercators frei, ausgerechnet zum 500. Jubiläum des Kartographen. Die Duisburger waren beglückt.

Zwei große Mittelalter-Ausstellungen in Mannheim und Magdeburg wurden mit Persönlichkeiten überschrieben, Benedikt von Nursia und Kaiser Otto dem Großen. In Erinnerung dürften noch die Ausgrabungen im Elternhaus Martin Luthers sein und nicht zuletzt befasst sich dieses Blog ja mit der Archäologie rund um das Hospital der Heiligen Elisabeth von Thüringen.

Dem geneigten Leser wird eine gewisse Häufung von archäologischen Pressemeldungen bezüglich berühmter Persönlichkeiten in den letzten zwei Jahren auffallen. Es sind Schlagzeilen, aber nicht hinter jeder Schlagzeile steckt eine Sensation und nicht hinter jeder Schlagzeile verbirgt sich Sensations-Hascherei. Das Bedürfnis nach öffentlicher Aufmerksamkeit haben alle diese Meldungen gemeinsam, aber ist das zu begrüßen oder zu verurteilen?

Die Aufmerksamkeit, die das angebliche Grab Alexanders des Großen erfuhr, bekam es wohl gänzlich gegen den Willen der vor Ort tätigen griechischen Ausgräber. Die Gerüchte wurden von Hobby-Experten über das Internet gestreut. Die Fragen, die sich mir stellen, sind: Warum meldet das die Deutsche Presse Agentur und warum stürzen sich unsere sogenannten Qualitätsmedien darauf?

Die Relevanz der Öffnung des Grabes der vermeintlichen Mona Lisa erschließt sich mir nicht. Auch die Aufmerksamkeit, die dieses kleine Gemälde genießt, verstehe ich nicht, aber da ich mit dieser Ansicht wohl eher in der Minderheit bin, erkläre ich mir diesen Rummel mit der mystischen Legendenbildung um die dargestellte junge Frau. Wenn man ihr Gesicht rekonstruiert, könnte man zum Beispiel herausfinden, ob Leonardo wirklich so gut malen konnte, wie man allgemein annimmt. Auch könnte eine DNA-Analyse feststellen, dass dieses seltsame Lächeln auf eine Krankheit zurückgeht.

Der Wirbel um die Ausgrabungen der sterblichen Überreste von Richard III und Jürg Jenatschs sind für mich hingegen etwas nachvollziehbarer. Es sind Personen der nationalen Geschichte, der DNA-Abgleich kann den ultimativen Beweis bringen, dass das der Mensch auch tatsächlich ist. Im Falle von Richard III konnte man den Nachweis führen, bei Jürg Jenatsch gab es widersprüchliche Resultate. Richard III bekam ein Gesicht rekonstruiert und die Engländer konnten einem Teil ihrer Geschichte wahrhaftig in die Augen blicken. Man könnte das als Sensations-Hascherei bezeichnen und anmerken, dass es aber für die Forschung an sich nichts bringt. Aber das ist zu kurz gedacht, denn der faszinierte Schauer, der mir bei diesem „In die Augen blicken“ den Rücken runter lief, ergriff bestimmt auch den ein oder anderen Schüler, Zeitungsleser oder Passanten an der Bushaltestelle. Ein „Blick in die Augen der Geschichte“ kann Interesse an Geschichte und Archäologie wecken und das ist an sich doch zu begrüßen.

2006 zeigte das Historische Museum der Pfalz in Speyer eine kleine aber feine Ausstellung zu Heinrich IV, in der die Ergebnisse dreier verschiedener Gesichtsrekonstruktions-Methoden zu sehen waren. Anlässlich des 900 Todestages des Salierkaisers verband man Archäologie mit kriminaltechnischen Methoden, um diesen für die Besucher zu vergegenwärtigen. Allerdings beschränkte sich diese Ausstellung nicht darauf, sondern versuchte ein rundes Bild der Zeit und der Lebensumstände zu geben.[1]

Eher zufällig legte man im vergangenen Jahr in Duisburg das Wohnhaus Gerhard Mercators frei. Die archäologischen Grabungen waren im Zuge einer Bauvoruntersuchung nötig geworden. In der Stadt wurden sehr schnell Stimmen laut, die eine Rekonstruktion des erst 1924 abgebrochenen Hauses forderten und es begann eine öffentliche Debatte über die Art des Wiederaufbaus der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Fund des Wohnhauses dieser historischen Persönlichkeit war in Duisburg Anlass über Stadtentwicklung, städtische Identitäten und den Verlust der eigenen Altstadt nachzudenken. MinusEinsEbene berichtete darüber. Hier, hier und hier.

Die beiden großen Mittelalter-Ausstellungen in Mannheim und Magdeburg 2012 wurden mit Benedikt von Nursia und Kaiser Otto I betitelt. Aber die Ausstellungen gingen beide stark über die Darstellung von Biographien hinaus. Benedikt, der als Gründungsvater des abendländischen Klosterwesens gilt, war nicht Objekt und Inhalt der Ausstellung, sondern die Geschichte des mittelalterlichen Klosterwesens in seinen Facetten.[2] Die Ausstellung in Magdeburg 2012 wurde anlässlich des 1100. Geburtstages Kaiser Otto des Großen veranstaltet, mit dem Magdeburg insbesondere verbunden ist. Aber auch hier beschäftigte sich die Ausstellung weniger mit der Person, sondern mit dem Kaisertum in Europa und seine Entwicklung von der Antike bis in die frühe Neuzeit.[3] Die historischen Persönlichkeiten stehen hier pars pro toto. Sie sind Anlass oder Stichwortgeber.

Ebenfalls Schlagzeilen machten die archäologischen Untersuchen im Elternhaus Martin Luthers. Ein Beitrag auf der Webseite des Projektes ist sogar mit „Lutherarchäologie“ überschrieben.

Das besondere bei diesem Projekt ist, dass um die Ausgrabungen im Lutherhaus in Mansfeld ein umfassendes und langjähriges Forschungsprojekt mit vielen Beteiligten und Kooperationen gestrickt wurde, dass das Leben und Arbeiten Luthers, seiner Angehörigen und der Menschen im Mitteldeutschland im Übergang von Spätmittelalter zur frühen Neuzeit untersucht.[4] Viele Ergebnisse sind bereits in die Ausstellung „Fundsache Luther“[5] eingebracht worden und weitere werden zum Lutherjahr 2017 präsentiert werden.

Alles in allem sehen wir, dass Archäologie historischer Persönlichkeiten Sensations-Hascherei sein kann, aber nicht sein muss.

Warum auch immer wecken die Namen historischer Persönlichkeiten das Interesse. Die gewonnene Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit kann man nutzen, um damit echte wissenschaftliche Inhalte zu präsentieren, wie im Falle der „Lutherarchäologie“, welche die Forschung ernsthaft voranbringt. Auch kann ein archäologischer Grabungsbefund eine gesellschaftliche Debatte auslösen, über eine städtische Entwicklung, wie in Duisburg. Man kann die Archäologie historischer Persönlichkeiten also nicht an sich verdammen oder begrüßen. Es kommt darauf an, was die Wissenschaftler und Kulturverantwortlichen daraus machen.

[1] Historisches Museum der Pfalz Speyer, Heinrich IV. Kaiser, Kämpfer, Gebannter. Herrschergestalt zwischen Kaiserkrone und Büßergewand (Speyer 2006)

[2] A. Wieczorek- G. Sitar (Hrsg.) Benedikt und die Welt der frühen Klöster (Regensburg 2012)

[3] M. Puhle- G. Köster (Hrsg.) Otto der Große und das Römische Reich. Kaisertum von der Antike zum Mittelalter. Ausstellungskatalog (Regensburg 2012)

[4] H. Meller (Hrsg.), Luther in Mansfeld. Forschungen am Elternhaus des Reformators. Archäologie in Sachsen-Anhalt Sonderband 6 (Halle 2007)

[5] H. Meller (Hrsg.), Fundsache Luther. Archäologen auf den Spuren des Reformators (Stuttgart 2007)

 

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/764

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Das Leistungsschutzrecht und der Weltuntergang – ein Kommentar von Florian Freistetter

http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/03/04/das-leistungsschutzrecht-und-der-weltuntergang Nachdem der Unterzeichnete sich im Beitrag zum durch das neue Leistungsschutzrecht verursachten vorläufigen Ende des Nachrichtendienstes für Historiker (http://www.einsichten-online.de/2013/03/3909/) jeglicher Polemik enthalten wollte, soll dem geneigten Leser der durchaus polemische Beitrag des Astronomen und Wissenschaftsbloggers Florian Freistetter nicht vorenthalten werden. Es sei vorausgeschickt, dass das Wort “absurd” in dem seiner Größe nach überschaubaren Beitrag […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/03/3967/

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durchsichten: Jürgen Kocka: 1989 – Nationale Erinnerung und transnationale Geschichte. Ein Kommentar, in: WSI-Mitteilungen 11/2009, S. 578

http://www.boeckler.de/578_Kommentar_Kocka.pdf In seinem Kommentar in den Mitteilungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung reflektiert Jürgen Kocka über die transnationalen Zusammenhänge der Revolutionen der Jahre 1989 und zeigt auf, dass der Berliner Mauerfall zwar als ein ikonographischer Mittelpunkt, allerdings weder als Ausgang noch Ende der Revolutionen zu sehen ist.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/10/3448/

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