Frauenliteratur – ein Lemma mit positiven Nebenwirkungen und Spätfolgen

Nach einem für mich überaus interessanten Abstecher in die Gefilde der Männerliteratur (ja, es gibt sie doch!), den ich Anna Katharina Knaups Dissertation über den Männerroman zu verdanken habe, rudere ich wieder zu meinem hassgeliebten Steckenpferd, der ‚Frauenliteratur’, zurück. Da ich mich in meiner Dissertation mit Chick lit, der sogenannten neuen oder auch postfeministischen ‚Frauenliteratur’, beschäftige, ist es unumgänglich, nach der ‚alten’ zu fragen: Was wurde wann unter ‚Frauenliteratur’ verstanden und wovon möchte sich eine ’neue Frauenliteratur’ abgrenzen? Auch das ’neu’ kam mir nicht gar so ’neu’ vor. Ich war mir sicher, ’neue Frauenliteratur’ nicht das erste Mal in Zusammenhang mit Chick lit gelesen zu haben…

Eine glückliche Koinzidenz

Die einschlägigen ‚Frauenliteratur’-Artikel in Lexika und Nachschlagewerken1 haben mich aus zweierlei Gründen nicht ganz zufrieden gestellt; zum einen fokussieren sie meist die jeweilige Nationalphilologie – im Falle des Lemmas ‚Frauenliteratur’ die Germanistik, also die Entwicklung im deutschsprachigen Raum2 –, zum anderen sind sie meist nicht besonders aktuell. Diese beiden Punkte hängen womöglich zusammen. Dass die ’neue Frauenliteratur’ der 1970er Jahre in der Regel das ’neueste’ ist, was präsentiert wird, hängt mitunter damit zusammen, dass jüngere Resignifikationsversuche der ‚Frauenliteratur‘ wie Chick lit eher, oder jedenfalls prominenter, im angloamerikanischen Raum anzutreffen sind. Während ich mir allmählich – noch mehr im Kopf als auf Papier – meine eigene, stärker komparatistisch/transdisziplinär ausgerichtete Definition zusammenbastelte, stieß ich auf den Call for Papers des Gender Glossars. Dass das Lemma ‚Frauenliteratur’ ausgeschrieben war, kam für mich wie gerufen: ein Ansporn, um die angedachten, teils noch diffusen Definitionen und Zusammenhänge der vielen rezipierten Stimmen zu ordnen und niederzuschreiben.

[...]

Quelle: https://chicklit.hypotheses.org/333

Weiterlesen