Der tote König

Der Tod ist nicht das Ende. Das gilt und galt erst recht für bedeutende Persönlichkeiten, deren Ableben ihrer Bedeutung keinen Abbruch tat. Sie lebten weiter in ihren politischen Ideen und Konzeptionen – oder zumindest in dem, was man ihnen unterschob; vielfach sorgte eine lebhafte Propaganda dafür, dass das Andenken weiterhin lebendig gehalten wurde. Dies war besonders bei gekrönten Häuptern der Fall, und Gustav Adolf war sicher das prominenteste Beispiel dafür. Sein Schlachtentod bei Lützen war ein Schock für die schwedische Sache und eine ganze Reihe von lutherischen Reichsfürsten, die auf den schwedischen König als Helfer, ja als Heilsbringer gesetzt hatten. Umgehend setzte damals eine Kampagne ein, die das Kunststück zu vollbringen trachtete, den Tod des Königs zwischen angemessener Trauer und der als notwendig erachteten Verherrlichung darzustellen.

Der tote König_1632Es gibt dazu verschiedene Darstellungen und auch unterschiedliche Medien. Vorherrschend für die massenhafte Verbreitung entsprechender Botschaften war das (illustrierte) Flugblatt, und auch im Fall des gefallenen Schwedenkönigs gab es eine ganze Reihe dazu. Hier möchte ich aber vor allem eine Medaille vorstellen, die ich vor einiger Zeit im British Museum gesehen habe.

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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/898

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Schlachtfeldarchäologie des Dreißigjährigen Kriegs

Die Schlachtfeldarchäologie ist eine sehr junge Disziplin, und der Begriff ist sicher gut geeignet, bestenfalls vage Vorstellungen, wenn nicht Irritationen auszulösen. Ohnehin assoziiert man die Archäologie eher mit antiken Themen, sieht eine große Nähe zur Vor- und Frühgeschichte und vielleicht noch zum Mittelalter. In der neuzeitlichen Geschichte erkennt man auf den ersten Blick kaum einen Arbeitsplatz für Archäologen, und wenn es um Schlachtfelder geht, ist die Befangenheit erst recht groß. Militärgeschichte war lange Zeit und aus verständlichen Gründen vernachlässigt worden, doch seit gut zwanzig Jahren sind militärhistorische Themen, zumal unter kulturalistischer Perspektive, verstärkt in den Fokus historischer Forschung getreten. In diesem Zusammenhang wird man auch die Schlachtfeldarchäologie ansiedeln können, die seit einiger Zeit mit durchaus aufsehenerregenden Projekten auf sich aufmerksam macht – zuerst denkt man natürlich an Kalkriese als den Ort, an dem mit großer Wahrscheinlichkeit die Legionen des Varus untergegangen sind. Doch hier geht es um Schlachten im Dreißigjährigen Krieg.

Aktuell ist derzeit die Schlacht von Wittstock im Jahr 1636. Zum 375. Jubiläum im Jahr 2011 gab es eine große Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg; seit dem Herbst 2012 ist sie in München und dort in der Archäologischen Staatssammlung aufgrund des großen Zuspruchs bis zum 14. April 2013 zu sehen. Um was geht es hierbei eigentlich? Gefunden wurde ein Massengrab mit 125 Soldaten, die in dieser Schlacht gefallen waren, und in seinem Umkreis wurden auf dem Schlachtfeld weitere Funde gemacht – natürlich gibt es hier nicht die Schätze zu bestaunen, die aus ägyptischen und mesopotamischen Gräbern ans Tageslicht kommen. Vielmehr sind es neben Waffen und Rüstungsteilen vor allem Alltagsgegenstände, die das Leben im Militär des 17. Jahrhunderts veranschaulichen, vor allem die Lebensumstände der einfachen Söldner.

Es geht bei der Schlachtfeldarchäologie aber nicht nur um das Leben, sondern auch das Sterben der Soldaten. Anhand der Toten und ihrer Verletzungen lassen sich Vorgänge im Kampf rekonstruieren, die ein deutlicheres und eindringlicheres Bild des Schlachtgeschehens vermitteln, als es gemeinhin aus zeitgenössischen Berichten und Kupferstichen gewonnen werden kann. Spätestens hier wird deutlich, daß es sich um Arbeiten handelt, die ein „normaler“ Historiker nicht bewältigen kann – viele andere Fachdisziplinen, wie es in der Archäologie üblich ist, tragen dazu bei, die Funde zum Sprechen zu bringen. Wer es in die Ausstellung nicht schafft (sie kommt nach München noch nach Dresden in das Militärhistorische Museum der Bundeswehr), kann sich aber auch einen Eindruck in dem Katalog verschaffen, der mir außerordentlich gut gefallen hat.

Wittstock ist beileibe nicht der erste und einzige Ort, an dem Kämpfe aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs archäologisch untersucht wurden. Vor zehn Jahren wurden im Umkreis des Projekts „Der Winterkönig“ auch Ergebnisse von Ausgrabungen in und bei Heidelberg gezeigt, das 1622 von Tilly belagert und eingenommen worden war. Gegraben wird derzeit auf dem Schlachtfeld von Lützen; auch hier werden demnächst entsprechende Funde präsentiert werden können. (Aufschlußreich sind auch die Interviews mit Mitgliedern der Lützener Projektgruppe zum Arbeitsgebiet derSchlachtfeldarchäologie allgemein.)

Es ist nur zu begrüßen, daß die Schlachtfeldarchäologie einen gewissen Aufwind erfährt. Über derartige Projekte lassen sich tatsächlich neue Erkenntnisse gewinnen und bislang gewonnene Befunde bestätigen oder korrigieren, die bislang nur archivalisch faßbar waren. Vor allem aber handelt es sich um eine Disziplin, der anders als manchen Reenactment-Veranstaltungen sicher nichts Folkloristisches anhaftet. Gleichwohl bieten sich hier Möglichkeiten, Geschichte an eine interessierte Öffentlichkeit zu vermitteln – gegenständlich, anschaulich, vielleicht auch ein bißchen gruselig, aber in jedem Fall wissenschaftlich.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/120

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