Gerd Krumeich
Gerd Krumeich eröffnet am 5. November an der Dokuz Eylül Universität in Izmir und am 7. November im Istanbuler Sakıp Sabancı Museum die Reihe Thyssen Lectures. Unter dem Titel „Der Erste Weltkrieg: Vom Krieg der Großmächte zur Katastrophe Europas“ wird er in seinem Eröffnungsvortrag ausführen, wie sich Kriegsbild und Rüstung kurz vor Ausbruch des Krieges darstellten, und wie durch die Inanspruchnahme aller materiellen und moralischen Ressourcen, durch Massenproduktion und durch ungehemmte Propaganda, der Krieg sich allmählich zum totalen Krieg entwickelte – und wie auch nach Ende des Krieges Hass und Kriegsbereitschaft weiterschwelten. Der simultan übersetzte Vortrag wird eingeleitet durch die türkischen Historiker Prof. Dr. Kemal Arı in Izmir und Prof. Dr. Cemil Koçak in Istanbul.
Der ausgewiesende Weltkriegsforscher Krumeich arbeitet in erster Linie über die Entwicklungen an der Westfront, beschäftigt sich aber auch mit der Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs und der Erinnerungskultur, wobei er eng mit französischen Wissenschaftlern kooperiert. Damit steht er programmatisch für den Anspruch der Thyssen Lectures, ein wissenschaftliches Diskussionsforum für Sichtweisen jenseits der Nationalgeschichtsschreibung zu schaffen.
Der Erste Weltkrieg als eine der großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts führte zum Zusammenbruch des Osmanischen Reichs wie auch anderer multiethnischer Imperien und zum Zerfall der alten politischen und wirtschaftlichen Ordnung. Das Näherrücken des hundertjährig
en Kriegsjubiläums nehmen das Orient-Institut Istanbul und die Fritz Thyssen Stiftung in Kooperation mit führenden wissenschaftlichen Institutionen der Türkei zum Anlass, sich in einer international besetzten Vortragsreihe mit der Genese, dem Verlauf und den Folgen des „Großen Krieges“ zu beschäftigen. Die Vortragsreihe soll auch ein neues Licht auf die Entwicklung der auf den Trümmern des Krieges entstandenen Staaten wie der Türkischen Republik werfen. Im Rahmen der Thyssen Lectures werden zwischen 2013 und 2017 acht international renommierte Weltkriegsforscher an einer der führenden Istanbuler Universitäten und im Anschluss an einer Universität außerhalb Istanbuls vortragen. Dabei arbeitet das Orient-Institut Istanbul eng mit dem Tarih Vakfı, der Historischen Stiftung, zusammen.
Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1211