Der Telegraph als Synonym für Fortschritt und Modernisierung?

De rebus sinicis notiert in Ein Telefon im Kaiserpalast, dass ein landesweites Telefonnetz erst in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts eingerichtet wurde und kurz vor dem Ende der Qing-Dynastie auch den Kaiserpalast erreichte. Schon lange vorher war der Telegraph in China eingeführt worden. [1] Der Telegraph, der als ein Element der Modernisierung gesehen wurde, war auch Thema im Zusammenhang mit der Reise, die Li Hongzhang 李鴻章 1896 durch mehrere europäische Staaten und die USA führte. Li hatte zwar nach der Niederlage Chinas im Chinesisch-Japanischen Krieg 1894/1895 vorübergehend seinen Einfluss bei Hof verloren (was seine Reise kaschieren sollte), galt aber im Westen als verlässlicher Ansprechpartner und als Befürworter der Modernisierung, worunter weniger eine Modernisierung des politischen Systems als die Öffnung Chinas für westliche Technologien geehen wurde. Dies zeigt sich im Reiseprogramm: Li Hongzhang traf nicht nur mit Staatsmännern und Herrschern zusammen, sondern besuchte auch zahlreiche Industriebetriebe und Infrastruktureinrichtungen: Fabriken, Werften, Rüstungsbetriebe und Telegraphenämter.

"Früchte von Li Hung-Tschang's Reise" (Kikeriki 23.7.1896)

Kikeriki 23.7.1896, S. 2. Quelle: ANNO

Eine kleine Karikatur im Kikeriki [2] vom 23.7.1896, S. 2 greift das Thema auf: “Früchte von Li-Hung-Tschang’s Reise” – “Li-Hung-Tschang: Ganz Europa ist mit einem Netz von Telegraphen überzogen. Gut, das wollen wir auch bald haben, und besser als die Barbaren.”

Das Bild zeigt einen durch Bart und Zopf als ‘chinesisch’ markierten Mann (durch die Überschrift als Li Hongzhang identifiziert), der in einem Pavillon mit Glaswänden sitzt. Von dem Pavillon führen in alle Himmelsrichtungen Reihen von (durch Zopf und Kleidung) als ‘chinesisch’ markierten Figuren weg. Jeweils zwei Personen stehen Nase, sie sind durch einen breiten Gürtel aneinandergebunden. Über die verknoteten Enden der Zöpfe sind die Paare jeweils mit den banchbarten Paaren verbunden. Der Zopf der Figur, die dem Pavillon jeweils am nächsten steht, hängt durch ein Loch im Fenster in den Pavillon. Die Figur in der Mitte ‘telegraphiert’, indem an einem der Zöpfe gezogen wird und so das Signal bis in die fernsten Ecken Chinas geleitet wird …

Die Karikatur erweckt den Eindruck, der Telegraph wäre in China in den 1890ern weitgehend unbekannt gewesen. Die Great Northern Telegraph Company (大北電報公司 Dabei Dianbao Gongsi), eine dänisch-chinesische Initiative,  hatte Anfang der 1870er Jahre die Telegraphie in China eingeführt. [3], die neue Technologie verbreitete sich rasch und wurde an das Sprachumfeld angepasst. Um die Schrifzeichen via Telegraph zu übernmitteln, entwickelte der däänische Astronom Hans Carl Frederik Christian Schjellerup den ersten Telegraphencode, der bald  von einer verbesserten Version von S. A. Viguier abgelöst wurde. [4] /und später kontinuierlich erweitert/verbessert wurde. Eine chinesische Telegraphenveraltung gab es seit 1882 – zunächst als guandu shangban-Unternehmen [ein Unternehmen, das von Kaufleuten geführt, aber von Beamten kontrolliert wurde], das 1908 vom Verkehrsministerium übernommen wurde …

[1] Zum Telegraphen in China (und zur Rolle Dänemarks) im 19. Jahrhundert: Erik Baark: Lightning Wires: The Telegraph and China’s Technological Modernization, 1860–1890. (Westport, CT: Greenwood Press 1997). Erik Baark: Catalogue of Chinese Manuscripts in Danish Archives (= Studies on Asian Topics No. 2, London/Malmö: Curzon Press 1980) verzeichnet eine Reihe von Korrespondenzen zwischen den chinesischen Behöreden und den Vertretern Dänemarks im Zusammenhang mit der Great Northern Telegraph Company.

[2] Der Kikeriki, der sich als “humoristisches Volksblatt” sah, erschien zwischen 1861 und 1933 war eine der einflussreichsten satirisch-humoristischen Zeitungen Wiens.

[3] Zur Great Northern Telegraph Compnay: Erik Baark: “Wires, codes, and people: The Great Northern Telegraph Company in China.” In: China and Denmark: Relations Since 1674, edited by Kjeld Erik Brødsgaard and Mads Kirkebæk (Nordic Institute of Asian Studies 2001) pp. 119–152. 

[4] S. A. Viguier((威基謁 Waijiye): Dianbao xinshu 電報新書 [New numbercode for the telegraph in Chinese made by S. A. Viguier in 1871 based on the first invented code made by the Dane H.C.F.C Schjellerup from 1871] (Published in Shanghai in theTongzhi shiyi year = 1872) [→ Digital version]. 

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/330

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DH Award 2012 Nominee: Totenbuch-Visualisierung

Bei den aktuellen DH Awards (jeder ist aufgerufen, mit abzustimmen!) sind betrüblicherweise nur 2,5 Kandidaten aus dem deutschprachigen Raum nominiert. Neben dem Blog von Anne Baillot, der immerhin in Berlin “spielt” sind das das Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE) und – für die Kategorie “Best DH visualization or infographic” – eine Visualisierung aus dem “Totenbuch-Projekt” der Universität Bonn, welches von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften gefördert und vom Cologne Center for eHumanities (CCeH) DH-seitig begleitet wird. Die Visualisierung ist ein recht komplexes “Ding” so dass es sich vielleicht lohnt, auch hier noch einmal ein paar erklärende Worte dazu zu verlieren.

Totenbuch-Gesamtvisualisierung

Worum geht es? Es geht um das altägyptische Totenbuch. Das altägyptische Totenbuch ist ein Textkorpus. Eine Sammlung von Sprüchen, die über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder zusammengestellt und aufgeschrieben wurden, um sie einem/r Verstorbenen mit ins Grab zu geben auf dass die Sprüche ihm oder ihr beim Übergang in das Reich der Toten helfen mögen. Das Totenbuch-Projekt dokumentiert die überlieferten Textzeugen (ca. 3000 Totenbücher mit ca. 30.000 einzelnen Spruchnachweisen) und leistet Grundlagenarbeit für die weitere Erforschung des Totenbuchs. Dazu gehört auch, dass man sich einen Gesamteindruck von den einzelnen Sprüchen und ihrer Überlieferung verschaffen möchte.

Häufig und selten überlieferte Sprüche

Die hier zu diskutierende Grafik zeigt zunächst die von der Forschung “kanonisierten” Sprüche in ihrer kanonisierten Reihenfolge. Dabei steht jeder blaue Punkt für einen Spruch. Die Größe des Punktes steht für die Häufigkeit der Überlieferung des Spruches. Man erkennt auf einen Blick, welche Sprüche und Spruchgruppen breit überliefert sind und welche nicht.

Innerhalb des digitalen Textzeugenarchivs als Web-Präsentation des Projekts wird ausgiebig Gebrauch von Visualisierungen gemacht, um die Strukturen und die quantitativen Eigenschaften der überlieferten Textzeugen zu veranschaulichen. Bei dieser Grafik steht eine speziellere Fragestellung im Hintergrund, die einen Schritt in die eher analytische Dimension der Visualisierung markiert. Die Frage lautet: Entspricht die durch die Forschung etablierte kanonische Ordnung der Sprüche (die hauptsächlich auf einem Leitzeugen beruht) der Wirklichkeit der Gesamtüberlieferung? Wie gut entspricht sie ihr? Und wie kanonisch ist die Abfolge der Sprüche auf den Textzeugen wirklich?

Dazu visualisiert die Grafik die Nachbarschaftsverhältnisse zwischen Sprüchen. Es wird ausgezählt, wer die Nachbarn eines Spruches auf einem Textzeugen sind. Auf den überlieferten Objekten häufig benachbarte Sprüche werden in der Grafik durch Linien verbunden. Je dicker die Linie, desto häufiger ist eine Nachbarschaft belegt. Gäbe es eine deterministische Reihenfolge im Textkorpus, dann gäbe es nur eine einzige Verbindungslinie durch alle Sprüche. Wäre die Reihenfolge ganz beliebig, dann gäbe es eine große Zahl unterschiedlichster Verbindungslinien zwischen den Sprüchen. Die Gesamtvisualisierung liefert hier ein recht deutliches Signal: wenn man bedenkt, dass die Überlieferung einen langen Zeitraum (2.300 Jahre), eine große geografische Spannweite (17 Breitengrade), unterschiedlichste materielle Objekte (von Papyrus über Mumienbinden bis zu Grabinschriften) und verschiedenste Überlieferungszustände umfasst, dann ist die Abfolge als durchaus wenig variant zu betrachten. Und sie steht zunächst nicht im Widerspruch zu der Abfolge, mit der die Forschung selbst arbeitet. Ein genauerer Blick kann aber weitere Fragen anstoßen, die diesen Gesamteindruck bestätigen oder relativieren.

Scheinausreißer

Schnell fallen dabei einige dicke Linien auf, die der These einer relativ festen Abfolge zu widersprechen scheinen. Dies ist aber manchmal darauf zurückzuführen, dass aus inhaltlichen Gründen im Projekt Sprüche zusammengelegt wurden, die einen ähnlichen Text bieten. Die stärkste Verbindung von Spruch 47 scheint z.B. nach oben ganz woanders hin zu gehen, tatsächlich zielt sie aber auf Spruch 10/48. Hätte man die beiden nicht zusammengelegt, dann wäre die Reihe durchaus intakt. Das gleiche gilt für die nach unten gehende Linie bei Spruch 50, die auf Spruch 11/49 zielt.

Was ist hier los?

Andere Fälle erklären sich nicht in der gleichen Weise von selbst. So ist die Reihung von 136 zu 137 möglicherweise fragwürdig. Denn ein unmittelbarer Nachbar von 136/136A bzw 136B ist nur in 14 Fällen Spruch 137. Dagegen folgt auf 136B allein 49 mal Spruch 149 und auf 136/136A allein 47 mal Spruch 138 oder 139. Allerdings bedeutet das immer noch nicht, dass eine andere Reihung zu einem “glatteren” System führen würde. Hier wäre vielleicht in einem nächsten Schritt eine differenziertere Untersuchung anzusetzen, die z.B. Zeitstufen oder andere Gruppierungsmerkmale in den Blick nehmen könnte, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Dies sind nur willkürliche Beispiel dafür, wie die Gesamtgrafik gelesen werden kann. Sie kann nichts weiter sein als ein ersten Schritt zu einem Verständnis der Gesamtstruktur und erste Einblicke in Details bieten. Dazu bedient sie sich mit der Berücksichtigung nur unmittelbarer Nachbarschaften eines sehr einfachen Modells, das methodisch durchaus fragwürdig ist und ggf. weiter zu verfeinern wäre.
Eines der hier leitenden Designziele ist das Konzept von “Overview & Detail”: man will zugleich einen Gesamteindruck herstellen UND bei näherer Betrachtung (am Bildschirm muss man wohl vom “reinzoomen” sprechen) immer feinere Details erkennbar machen. Das hat, wenn man es konsequent verfolgt, durchaus Nachteile und Kosten: Die Grafik ist recht groß. Zu groß für einen Monitor. Das aber ist Absicht. Es geht um eine Gesamtvisualisierung mit dem Potential für lokale Detailstudien.

Das Ding in meiner Küche

Das Ding im Besprechungsraum

Deshalb war das Ziel von Anfang an nicht eine Darstellung in den Grenzen eines Browserfensters. Tatsächlich sind die größeren Fassungen auch gar nicht vollständig in normalen Browserfenstern darstellbar, weil z.B. Firefox nur ein 7-faches Herauszoomen ermöglicht – und damit ist man immer noch nicht weit genug weg. Die Grafik ist trotzdem auf eine Breite von 210cm ausgelegt worden. Denn hier geht es nicht nur um die Digitalisierung einer materiellen Überlieferung, sondern auch um die Materialisierung digitaler Daten! Die Grafik funktioniert am Bildschirm als Werkzeug für Detailstudien. Hier offenbart auch jede Verbindungslinie beim onmouseover Start- und Endpunkt sowie die absoluten Fallzahlen. Für das Paradigma des Overview&Detail aber muss man seinen Schreibtischstuhl verlassen und die Maus loslassen. Ihre eigentliche heuristische Kraft entfaltet “die Tür”, wie wir den Ausdruck auf einer Forex-Platte nennen erst, wenn man sich vor sie stellt, sie abschreitet und vor- und zurücktritt. Erst diese körperliche Auseinandersetzung mit dem materiellen Objekt, sei es (derzeit, leihweise) in meiner Küche oder im Besprechungsraum des Instituts, entspricht der Informations- und Interaktionsintention der Visualisierung.

Die Menschen dahinter? Die Programmierung lag bei Ulrike Henny, ausgehend von und in einem Prozess der Konzeption und Diskussion mit anderen Kollegen vom CCeH. Wirklich “gemacht” haben aber vor allem die Daten, auf denen alles beruht, eine große Zahl ägyptologischer Fachwissenschaftler, zuletzt unter der Leitung von Marcus Müller, die alle Informationen in den letzten 20 Jahren zusammengetragen haben. Ohne diese Arbeit wüssten wir nichts und könnten nichts sehen.

Die Technik dahinter? Eine xQuery-Abfrage auf den Daten in einer XML-Datenbank (eXist) schreibt eine SVG …

Ausgangsdaten, lokales XML

xQuery schreibt …

… SVG (reduziert)

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1315

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Kathy Peiss zum Zoot Suit

2008 erschien von Luis Alvarez eine Veröffentlichung zu den Zoot Suiters, US-Jugendsubkulturen mit ausgeprägtem Stilbewußtsein, die sich in den 1940er Jahren rund um den Jazz bildeten. Berühmtheit erlangten die Straßenschlachten, die sie sich in Los Angeles 1943 mit Polizei und Marines lieferten. (vgl.). Nun wurde ich auf folgendes Buch aufmerksam, das auch die Resonanz der Zoot Suits in Europa thematisiert:

Peiss, Kathy: Zoot Suit: The Enigmatic Career of an Extreme Style. Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 2011. [Verlags-Info]

Before the fashion statements of hippies, punks, or hip-hop, there was the zoot suit, a striking urban look of the World War II era that captivated the imagination. Created by poor African American men and obscure tailors, the "drape shape" was embraced by Mexican American pachucos, working-class youth, entertainers, and swing dancers, yet condemned by the U.S. government as wasteful and unpatriotic in a time of war. The fashion became notorious when it appeared to trigger violence and disorder in Los Angeles in 1943—events forever known as the "zoot suit riot." In its wake, social scientists, psychiatrists, journalists, and politicians all tried to explain the riddle of the zoot suit, transforming it into a multifaceted symbol: to some, a sign of social deviance and psychological disturbance, to others, a gesture of resistance against racial prejudice and discrimination. As controversy swirled at home, young men in other places—French zazous, South African tsotsi, Trinidadian saga boys, and Russian stiliagi—made the American zoot suit their own.
In Zoot Suit, historian Kathy Peiss explores this extreme fashion and its mysterious career during World War II and after, as it spread from Harlem across the United States and around the world. She traces the unfolding history of this style and its importance to the youth who adopted it as their uniform, and at the same time considers the way public figures, experts, political activists, and historians have interpreted it. This outré style was a turning point in the way we understand the meaning of clothing as an expression of social conditions and power relations. Zoot Suit offers a new perspective on youth culture and the politics of style, tracing the seam between fashion and social action.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/235554066/

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Wagner als Kulturkritiker und Frankreich, von Jürgen Kühnel (Siegen)


Vortrag im Rahmen des Kolloquiums “Wagner et la France”, vom 13.-15. Februar 2013.

Kulturkritik im Sinne eines „Reflexionsmodus der Moderne“ (Georg Bollenbeck), der, kulturpessimistisch, deren Fortschritte problematisiert und zu dem die Klage über den Verfall der Werte und der Gesellschaft, über die Macht des Geldes und die Kommerzialisierung des Kulturbetriebes, über ‚Entfremdung’, ‚Verdinglichung’ und Fremdbestimmung des Menschen ebenso gehören wie die Kritik an der wachsenden Bedeutung von Technik und Naturwissenschaften, am militärischen Wettrüsten, am Imperialismus und an der Zerstörung von Umwelt und Natur – Kulturkritik in diesem Sinne spielt in Wagners theoretischem Werk, von den Essays aus der Zeit des ersten Parisaufenthaltes über die ästhetischen Schriften der Zürcher Zeit bis zu den Spätschriften der Bayreuther Jahre, eine zentrale Rolle, nicht nur bei der theoretischen Grundlegung der Ästhetik des ‚Gesamtkunstwerks’. Der Vortrag zeichnet die Entwicklung der kulturkritischen Komponente in Wagners Werk nach und untersucht die Bedeutung ‚Frankreichs’ für die einzelnen Phasen dieser Entwicklung. Dabei überlagern sich persönliche Erfahrungen mit der Metropole Paris und dem französischen Kulturbetrieb während der verschiedenen Parisaufenthalte Wagners und die kritische Auseinandersetzung mit französischen Vordenkern: Prou­dhon, Rousseau (vermittelt vor allem durch Schiller) und, in der Spätphase, Gobineau.

 

Kurzbiographie

Prof. Dr. phil. Jürgen Kühnel, geboren 1944 in Göppingen, Literatur- und Theaterwissenschaftler, Mediävist und Komparatist, lehrte von 1977 bis 2009 an der Universität Siegen Literatur-, Theater- und Filmwissenschaft. Er hat zahlreiche Publikationen zur Geschichte der deutschen und europäischen Literatur im Mittelalter, zur Geschichte der Mittelalterrezeption in Literatur und Musik des 19. und 2o. Jahrhunderts, zur Geschichte des europäischen Theaters und Musiktheaters – insbesondere zu Richard Wagner und zur Oper im Fernsehen –, zur vergleichenden Literatur- und Theatergeschichte, zum Film und zur Geschichte der deutschen Sprache vorgelegt. Er wirkte an der Organisation von mehr als 30 wissenschaftlichen Tagungen mit. 1979 gründete er die StudioBühne der Universität Siegen; dort hat er bis 2008 mehr als 30 Inszenierungen klassischer und zeitgenössischer Stücke erarbeitet.

__________________

Zurück zum Programm des Kolloquiums “Wagner et la France”:http://19jhdhip.hypotheses.org/141

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/468

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Wagner als Kulturkritiker und Frankreich, von Jürgen Kühnel (Siegen)


Vortrag im Rahmen des Kolloquiums “Wagner et la France”, vom 13.-15. Februar 2013.

Kulturkritik im Sinne eines „Reflexionsmodus der Moderne“ (Georg Bollenbeck), der, kulturpessimistisch, deren Fortschritte problematisiert und zu dem die Klage über den Verfall der Werte und der Gesellschaft, über die Macht des Geldes und die Kommerzialisierung des Kulturbetriebes, über ‚Entfremdung’, ‚Verdinglichung’ und Fremdbestimmung des Menschen ebenso gehören wie die Kritik an der wachsenden Bedeutung von Technik und Naturwissenschaften, am militärischen Wettrüsten, am Imperialismus und an der Zerstörung von Umwelt und Natur – Kulturkritik in diesem Sinne spielt in Wagners theoretischem Werk, von den Essays aus der Zeit des ersten Parisaufenthaltes über die ästhetischen Schriften der Zürcher Zeit bis zu den Spätschriften der Bayreuther Jahre, eine zentrale Rolle, nicht nur bei der theoretischen Grundlegung der Ästhetik des ‚Gesamtkunstwerks’. Der Vortrag zeichnet die Entwicklung der kulturkritischen Komponente in Wagners Werk nach und untersucht die Bedeutung ‚Frankreichs’ für die einzelnen Phasen dieser Entwicklung. Dabei überlagern sich persönliche Erfahrungen mit der Metropole Paris und dem französischen Kulturbetrieb während der verschiedenen Parisaufenthalte Wagners und die kritische Auseinandersetzung mit französischen Vordenkern: Prou­dhon, Rousseau (vermittelt vor allem durch Schiller) und, in der Spätphase, Gobineau.

 

Kurzbiographie

Prof. Dr. phil. Jürgen Kühnel, geboren 1944 in Göppingen, Literatur- und Theaterwissenschaftler, Mediävist und Komparatist, lehrte von 1977 bis 2009 an der Universität Siegen Literatur-, Theater- und Filmwissenschaft. Er hat zahlreiche Publikationen zur Geschichte der deutschen und europäischen Literatur im Mittelalter, zur Geschichte der Mittelalterrezeption in Literatur und Musik des 19. und 2o. Jahrhunderts, zur Geschichte des europäischen Theaters und Musiktheaters – insbesondere zu Richard Wagner und zur Oper im Fernsehen –, zur vergleichenden Literatur- und Theatergeschichte, zum Film und zur Geschichte der deutschen Sprache vorgelegt. Er wirkte an der Organisation von mehr als 30 wissenschaftlichen Tagungen mit. 1979 gründete er die StudioBühne der Universität Siegen; dort hat er bis 2008 mehr als 30 Inszenierungen klassischer und zeitgenössischer Stücke erarbeitet.

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Zurück zum Programm des Kolloquiums “Wagner et la France”:http://19jhdhip.hypotheses.org/141

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/468

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Ein Jahr Bloggerin – Rückschau, Dank, Ausblick und meine ganz persönliche Sicht aufs Bloggen

Heute vor einem Jahr erschien mein erster Post auf MinusEinsEbene. Ganz ehrlich: Ich hatte keine Ahnung worauf ich mich eingelassen habe, aber ich habe es nicht bereut.

MinusEinsEbene war als eine Art Begleitung meiner Dissertation gedacht und wurde vielmehr ein Experiment. Mal habe ich was zur Keramik-Warenarten geschrieben, mal erläutert wie ich eine Befundplan-Montage angefertigte. Ich habe aus meinem Urlaub gebloggt und mich über die Zukunft der Archäologie-Doktoranden beklagt. Nicht zuletzt berichtete ich von einer Demonstration für das Verursacherprinzip im Denkmalschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen und schrieb über eine in Deutschland kaum bekannte Herzreliquie der Heiligen Elisabeth in Cambrai.

Inzwischen gehört das Blog ganz selbstverständlich zum Alltag dazu. Ich überlege mir, was ich demnächst bloggen möchte und mache mir zwischendurch Notizen dazu. Abends mache ich dann, wenn nötig, noch Netzrecherchen oder bestelle entsprechende Literatur.  Mal eben so schreibt sich ein Blogpost leider nicht. In Beiträgen wie zu den Reliquien oder zum Elisabethkult im Deutschen Orden steckt richtig Arbeit. Aber diese Arbeit war gut investiert. In einem Blog kann man schon mal Gedanken vorformulieren und veröffentlichen, die man später weiter verfolgen kann. Vorberichte und Vorveröffentlichungen sind in der Archäologie und in den meisten anderen Geistes- und Kulturwissenschaften üblich, also warum nicht bloggen? Man kann auch mal Nebengleise näher recherchieren und dann im kleinen Rahmen veröffentlichen. Wichtige Gedanken kann man dann ja tiefgreifender in einem Zeitschriftenartikel behandeln, sofern man es für lohnend erachtet.

Besonders danken möchte ich Rainer Schreg von Archaeologik , der MinusEinsEbene in den ersten holprigen 4 Monaten immer wieder verlinkt und damit unterstützt hat. Besten Dank Rainer! Ebenso danken möchte ich dem engagierten Team von de.hypotheses.org, das mir die Möglichkeit gab, auf der Plattform zu bloggen. Besten Dank! Ich fühl mich wohl bei Euch!

Das Blog war eigentlich gedacht für Fachkollegen, Doktoranden und Studenten der Archäologie. Zu den tatsächlichen Lesern gehören aber auch interessierte Laien und Netzaffine, die halt mal reinschauen, weil der Beitrag grad irgendwo verlinkt wurde.

Neben den Beiträgen, die direkt oder indirekt mit meiner Dissertation zu tun haben, gab mir das Blog auch eine Plattform zu der kommunalpolitischen Debatte in Duisburg zum geplanten Wiederaufbau des Mercator-Hauses, hoffentlich konstruktiv und positiv, beizutragen.  Die Posts konnte ich dann zielgerichtet via Social-Media verbreiten. Ein Blog kann nämlich mal ganz schnell seine Zielgruppe ändern, zumindest in einem bestimmten Rahmen. Kein anderes Medium kann das! Ich finde das spannend.

Die nächsten Beiträge werden sich aber wieder um Archäologie und Geschichte rund um die Elisabethkirche in Marburg drehen. Vorbereitet habe ich schon mal was über die Anfänge der Fotogrammetrie in Marburg und über das Anfertigen eines archäologischen Katalogs.

Meine ganz persönliche Sicht auf das Bloggen möchte ich mit diesem Aufruf an alle Bloggerinnen und Blogger zum Ausdruck bringen:

 Liebe Bloggerinnen und Blogger, 

weitermachen!

Mit den besten Wünschen,

Maxi Maria Platz aus Duisburg

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/384

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Using Twitter in a large auditorium

 


Part of a discussion around neo-colonialism

This is the fourth post that I publish on a Twitter experiment I did last year at the Université libre de Bruxelles (here, here and here). Yesterday I was invited to speak at a symposium entitled “e-Learning@UniGR – Insights/Capabilities/Prospects” on this experience. It was for me the occasion to continue to work on the results provided by the poll I took with the education service of the ULB.

One of my biggest fear was my inability to control the tweets students would post and that would immediately appear on the twitter livestream on the big screen behind me.

Half of the tweets were directly related to the content of the lecture:

  • students asked questions and got responses from other students

  • twice they did reveal faults in my slides and provided links to wikipedia to prove that I was wrong :)

  • they referred to websites interesting for the topic of the class

  • sometimes they started discussions on topics related to the course but not touched on in my teaching; in the lecture of colonisation, a discussion on the question if NGOs were neocolonial institutions was initiated by a student without me referring to this problematic

A quart of the tweets were about organisational problems and a quart was not related at all to the lecture. They were however not very disturbing and provoked some funny moments. The fear of a slippery comments proved to be unfounded, at least in this class.

In the survey we distributed during the last lecture of this course (more here), we also asked the students to evaluate the experience. At the end of this post, you will find the detailed results. The strongest argument in favour of Twitter, for the students, was a better conviviality inside this large auditorium. Of the 300 students that attended the class on a regular basis, only 13 did intervene actively on Twitter. But for all – at least a large majority (85% of the respondents) – (strongly) agreed with the following proposal: “Cela introduit une ambiance conviviale”. This good atmosphere made lecturing for me very pleasant, even in such a large “classroom”1.

Chart a – Better understanding

Strongly agree

Agree

Disagree

Strongly Disagree

14%

52%

27%

7%

Chart b – Amelioration of the concentration

Strongly agree

Agree

Disagree

Strongly Disagree

8%

28%

34%

30%

Chart c – Better conviviality

Strongly agree

Agree

Disagree

Strongly Disagree

44%

41%

12%

3%

Chart d – Distracting

Strongly agree

Agree

Disagree

Strongly Disagree

13%

22%

37%

29%

Chart e – Not useful

Strongly agree

Agree

Disagree

Strongly Disagree

14%

24%

29%

33%

 

  1. For those who want/need more arguments for using Twitter in classroom, read Junco, R., G. Heibergert, and E. Loken. ‘The Effect of Twitter on College Student Engagement and Grades’. Journal of Computer Assisted Learning (2010): 1–14.

Quelle: http://majerus.hypotheses.org/626

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Filmpremiere heute: Schwedische Hacker am Werk – und vor Gericht

Heute hat ein Film Weltpremiere, der die Geschichte um den Prozess gegen die Macher hinter der umstrittenen schwedischen BitTorrent-Seite The Pirate Bay erzählt: The Pirate Bay – Away From Keyboard. Der Film wird – ganz im Sinne der Hackerethik (oder doch der Open-Access-Bewegung?) – nicht nur im Kino zu sehen sein, sondern auch im Internet frei zugänglich sein. Der Trailer fordert am Ende auf “download it in spring 2013″. Gedreht hat den Film der schwedische Filmemachers Simon Klose, der bisher vor allem Musikvideos und -Documentaries sowie kurz-Dokumentationen produziert hat. Dieses Debüt im Langformat ist absolut überzeugend geraten und rollt den kontroversen Gerichtsprozess gegen die Hacker-Truppe auf. Der Film hat heute am 8. Februar auf der Berlinale und eben auch im Internet Premiere. Der Trailer verweist schon auf ein zentrales Problem, nämlich, dass die Justiz und die Hacker-Aktivisten nicht dieselbe Sprache sprechen…

Es hat schon seine eigene Komik, wenn der Staatsanwalt vor Gericht mit dem Web-Slang (IRL = in real life) um sich wirft, der Richter aber erstmal nachfragen muss, was gemeint ist. Dass zudem die Pirate-Bay-Macher finden, dass das Internet durchaus sehr real sei, und man daher eher den Begriff AFK = Away From Keyboard verwende, zeigt einen Wahrnehmungsunterschied auf, der sich durch die verschiedenen Etappen des Prozesses zieht, die der Film dokumentiert. Die beiden Seiten sprechen ganz augenscheinlich nicht dieselbe Sprache, ein Unverständnis, das gerade die angeklagten Hacker immer wieder benennen.


Filmplakat zu TPB AFK
CC-BY Simon Klose

Klose versucht sich nicht an einer Verteidigung der Pirate-Bay-Hacker, er nimmt allenfalls subtil Stellung. Es gibt keinen Erzähler, der die Vorgänge aus dem Off kommentiert, einige kurze Zwischentitel ordnen das Geschehen kurz ein oder fungieren als Kapitelüberschriften. Die sich politisch und in Urheberrechtsfragen naiv gerierenden Nerds werfen den Institutionen und Akteuren der Strafverfolgung vor, vom wahren Charakter des WWW und seiner Offenheit keine Ahnung zu haben. Doch lassen sie sich auf eine Diskussion über die Sensibilität, die man beim Schutz geistigen Eigentums walten lassen müsste, nicht wirklich ein. Insofern gibt es nicht nur gegenseitiges Unverständnis, sondern zudem eine gewaltige Kommunikationslücke.

Ich habe den Film im vergangenen Dezember kennengelernt, als ich die Übersetzungsarbeiten für eine deutsche Fassung übernommen habe, eine sporadische Nebentätigkeit, die aber immer wieder zum Kontakt mit aktuellen gesellschaftlichen Prozessen und Diskussionen in Nordeuropa führt. Das tut als Historiker sowieso mal gut, dieser Film passte nun perfekt zu meinen jüngsten Forschungsinteressen, die sich zwar mit Geschichte, aber eben in der digitalen Welt, auseinandersetzen.

Mit dem Film wird ein wichtiges und problematisches Stück jüngster Internetgeschichte aufgerollt. Der Film stößt eigentlich mehr Fragen an als dass er welche beantwortet, für mich ein absolutes Qualitätsmerkmal. Absolut sehenswert und weiterzuempfehlen!

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1353

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Lexikon zur Computergeschichte: Graphics Interchange Format – GIF

Das Graphics Interchange Format wurde 1987 erstmals auf den Markt gebracht. Auch wenn es streng genommen nur 256 Farben gleichzeitig anzeigen kann (8 Bit Farbtiefe), entwicklete es sich in der Anfangszeit des Internet zu einem Standard, da die Peripherie ohnehin in der Regel nicht mehr als 8 Bit anzeigen konnte. Bis zu 24 Bit Farbtiefe […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/02/3851/

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mediaevum.net: Essays in Mediaeval Studies. Proceedings of the Illinois Medieval Association

http://www.illinoismedieval.org/ems/index.html Published by the West Virginia University Press and, beginning with Volume 18, vended in electronic form by Project MUSE through Johns Hopkins University Press, Essays in Medieval Studies (EMS) is the peer-reviewed proceedings volume of the Illinois Medieval Association. Essays in Medieval Studies is published annually by the Illinois Medieval Association and publishes only […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/02/3849/

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