Alpinismus am Limit

Alpinismus war bislang nur selten Thema im Adresscomptoir, doch ich möchte meine persönlichen Leistungen auf diesem Gebiet nun keineswegs verschweigen - ich habe ohnehin damit lange zugewartet, ist es doch nun schon zwei Wochen her, dass ich mit dem Meisterberg den höchsten Berg seiner Region erklimmen konnte!

Marchfeld_Meisterberg_02

Gut, mit seinen 172 (oder sind es nur 171?) Metern ist der Meisterberg nicht die höchste Erhebung des Marchfelds - die soll nämlich die Mülldeponie Rautenweg mit derzeit 187 Metern sein, die nächsten von der MA 48 angebotenen Besichtigungstermine habe ich mir schon notiert -, aber er ist eben die höchste *natürliche* Erhebung des niederösterreichischen Teil des Sandlands an der March.
Zwischen Breitensee und dem Bahnhof Marchegg gelegen, ist diese - darauf wies Friedrich Heller in seiner 1993 gehaltenen "Rede auf das Marchfeld" hin - genauso hoch wie der höchste Berg Dänemarks, was ja auch mal geschafft sein will. Der Meisterberg liegt auf der Schloßhofer Platte, die sich immerhin 20 Meter aus dem Umland heraus erhebt und kann als geradezu geschichtsträchtig bezeichnet werden, erblickte doch von hier aus im Juli 1260 das böhmische Heer des Otakar Přemysl erstmals die jenseits der March gelegene ungarische Armee, die dann bei der Schlacht von Groißenbrunn (aka Kressenbrunn) besiegt wurde.

Ein Gipfelkreuz konnte ich nicht ausfindig machen, ich konnte auch nicht in Erfahrung bringen, ob dieser Mangel einer Unterlassung des Alpenvereins geschuldet ist oder aber ob die ortsansässige Bevölkerung damit die entsprechende Empfehlung von Reinhold Messner ("man sollte die Berge nicht zu religiösen Zwecken möblieren") befolgt. Immerhin aber konnte ich einen Höhenmesspunkt erspähen - und ein seltsames gelbes Objekt, das ich noch nicht wirklich identifizieren konnte: Futterstelle oder Tränke für Tiere? Vorbote des kommenden Frackings? Abhörstation eines Geheimdienstes? Landemarke für Außerirdische?

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022689271/

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Rezension: John Dos Passos – Mr. Wilson’s War

 

John Dos Passos - Mr. Wilson's War

Woodrow Wilson ist im öffentlichen Gedächtnis meistens als "Idealist" bezeichnet. Seine 14 Punkte gelten oft als nette Idee, die aber den Realitäten der Machtpolitik nicht entsprach, weswegen er in Versailles ausmanövriert wurde. Dieses Narrativ ist mittlerweile von der historischen Forschung gründlich revidiert worden, findet sich aber leider immer noch in zahlreichen Schulbüchern und populären Darstellungen. Umso relevanter ist es, sich mit dieser Epoche amerikanischer Außenpolitik, in der die immer noch junge Republik erstmals entscheidend in den Gang des Weltgeschehens eingriff, zu beschäftigen. Den Beginn dieser Entwicklung in der Präsidentschaft McKinleys und dem Spanisch-Amerikanischen Krieg zu suchen ist kein überäßig revolutionärer Zug; im erst kürzlich hier besprochenen "Gangsters of Capitalism" von Jonathan M. Katz wurde ein ähnlicher Ansatz gewählt. Wäre doch John Dos Passos' Geschichte des gleichen Zeitraums auch nur annähernd so überzeugend geraten.

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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2022/04/rezension-john-dos-passos-mr-wilsons-war.html

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