Nicolai zum Wiener Fragamt, 1781

1781 bereiste der von mir durchaus geschätzte Aufklärer Nicolai Wien und verfasste darauf einen lesenswerten Reisebericht, der auf Grund seiner kritischen Haltung im Biotop der Wiener Schriftsteller und Gelehrten für Aufregung und wütendes Gekläffe sorgte. An dieser Stelle soll aber nicht diese ohnehin schon gut aufgearbeitete Debatte interessieren, sondern der Umstand, dass Nicolai auch das in Wien befindliche Fragamt auffiel; da ich die darüber in seinem Reisebericht aufgenommene Passage nicht in meiner Veröffentlichung zu dieser Einrichtung verwendet habe (vgl.), sei sie hier wiedergegeben:

Das K. K. Frag- und Kundschaftsamt haben auch die E. v. Ghelenschen Erben. Es kommt wöchentlich zweymal eine posttägliche Anzeige aus dem K.K. Frag- und Kundschaftsamte in 4to heraus. In derselben findet man Ediktalcitationen, oder wie man in Wien sagt Convocationen, Anzeigen von Sachen die verlangt werden, die verloren worden u.s.w. In diesem Amte ist noch eine andere für Wien sehr nützliche Anstalt. Es wird daselbst ein Protokoll von zu verlassenden (zu vermiethenden) Quartieren gehalten, sie mögen viertel- halb- oder ganzjährig oder auch nur monatweise zu vermiethen seyn. Wer eine zu vermiethende Wohnung einschreiben läßt, zahlt 14. Kr. Wenn er aber anmeldet, daß die Wohnung vermiethet sey, und sie also ausstreichen lässet, bekommt er 7 Kr. zurück. Wer ein Quartier sucht, und ein Protokoll anschlagen lässet, bezahlet dafür 7 Kr. Dieß ist sowohl für Einheimische, als besonders für Fremde, welche in der weitläuftigen Stadt nicht nach einer Wohnung herumlaufen wollen, sehr bequem.

- Diese Stelle bei Nicolai bestätigt demnach, dass das Wiener Fragamt zumindest in den 1780er Jahren eine gewisse Rolle für die Wohnungsvermittlung spielte.

Nicolai, Friedrich: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz, im Jahre 1781. Berlin/Stettin 1784, 3. Band, S. 270f.




#FragamtWien

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/75257819/

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World in the Balance – Zur Geschichte des Maßsystems

Soll zwar laut HSOZUKULT keine neuen Erkenntnisse bringen, dafür aber ganz gut lesbar sein: Eine Publikation zur Geschichte des metrischen Systems.

Crease, Robert: World in the Balance. The Historic Quest for a Universal System of Measurement. New York: Norton, 2011. [Verlags-Info; Homepage des Autors]; auch als E-Book (Epub, Kindle) erhältlich.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/75243272/

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European Social Science History Conference, Glasgow 2012

In der Woche nach Ostern, vom 11.-14.4.2012 findet in Glasgow die European Social Science History Conference statt, mit einem geradezu gargantueskem Programm. Ich habe mich bei den OrganisatorInnen schon danach erkundigt, ob es ein offizielles Twitter-Hashtag gibt, aber noch keine Antwort bekommen. Mein Paper stelle ich in folgendem Panel vor:

WOR06: Mastering Space: Shifting Patterns of Territorialization in the Habsburg Monarchy and the Ottoman Empire since the 18th century
Time: April 12, 2012, 8:30-10:30
Main Building: Melville

Network: World History
Organiser: Steffi Marung
Chair: Uwe Müller
Discussant: Frank Hadler

Vorträge:
Steffi Marung: Mastering Space, Shifting Patterns of Territorialization. Introduction into Conceptual Considerations.
Andreas Helmedach: Towards a Modern Transport System: Roads, Rivers and Railways as Promoters of Integration and Differentiation in the Habsburg Monarchy since the 18th Century
Anton Tantner: Counting the People: Street Numbers and Population Statistics in the Habsburg Monarchy in the 18th Century
Isa Blumi: Inserted Ambitions: The Impact of Imperial Borderland Politics on the 19th Century Balkans

Mein Abstract (dort auch der Link zu meinem schon hochgeladenen Paper):
This paper investigates the development of a key administrative technique to get hold of the territory: the set-up of street numbers and the implementation of population statistics in the 18th century Habsburg Monarchy. The focus will be put on the difficulties the administrative personel was confronted with when implementing this registration process and the rationales behind the resistance to it.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/75241864/

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Beiträge auf Phaidra

Soda, und gleich noch mehr der Selbstverwaltung: Wie angekündigt habe ich nun die wichtigsten meiner bislang nur auf meiner Homepage veröffentlichten Texte auch auf Phaidra, das Institutional Repository der Universität Wien hochgeladen; zu finden sind dort ab sofort:

Tantner, Anton: Die Frag- und Kundschaftsämter in Prag und Brünn. Informationsvermittlung im frühneuzeitlichen Böhmen und Mähren, in: Folia Historica Bohemica, 26.2011/2, S. 479-506.
http://phaidra.univie.ac.at/o:105529

Tantner, Anton: Das Wiener Frag- und Kundschaftsamt. Informationsvermittlung im Wien der Frühen Neuzeit, in: Wiener Geschichtsblätter, 66.2011/4, S. 313-342.
http://phaidra.univie.ac.at/o:105527

Tantner, Anton: Das Pressburger Frag- und Kundschaftsamt des Anton Martin, 1781-1783, in: Hungarian Studies, 25.2011/1, S. 127-142.
http://phaidra.univie.ac.at/o:105526

Tantner, Anton: Adressbüros in der Habsburgermonarchie und in deutschen Territorien - Eine Vorgeschichte der Suchmaschine?, in: Brendecke, Arndt/Friedrich, Markus/Friedrich, Susanne (Hg.): Information in der Frühen Neuzeit. Status, Bestände, Strategien. (=Pluralisierung & Autorität; 16). Münster: LIT, 2008, S. 215-236.
http://phaidra.univie.ac.at/o:105524

Tantner, Anton: Wahrheitsproduktion durch "Auskampelung". Zum Kampf gegen den Wichtelzopf, in: Scheutz, Martin/Vales, Vlasta (Hg.): Wien und seine WienerInnen. Ein historischer Streifzug durch Wien über die Jahrhunderte. Festschrift für Karl Vocelka zum 60. Geburtstag. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2008, S. 221-233.
http://phaidra.univie.ac.at/o:105523

Aspalter, Christian/Tantner, Anton: Ironieverlust und verleugnete Rezeption: Kontroversen um Romantik in Wiener Zeitschriften, in: Aspalter, Christian/Müller-Funk, Wolfgang/Saurer, Edith/Schmidt-Dengler, Wendelin/Tantner, Anton (Hg.): Paradoxien der Romantik. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft in Wien im frühen 19. Jahrhundert. Wien: Wiener Universitätsverlag, 2006, S. 47-120.
http://phaidra.univie.ac.at/o:105522

Tantner, Anton: Jazz Youth Subcultures in Nazi Europe, in: ISHA Journal. Publication Series of the International Students of History Association. 2/1994. [=Abels, Bodien/Rhijn, Carine van (Hg.): History of Daily Life. Papers of the fifth Isha Conference Utrecht, The Netherlands, April 4-8, 1994. Atalanta: Houten, 1994.] S. 22-28.
http://phaidra.univie.ac.at/o:105530

Schon auf Phaidra zugänglich waren:

Tantner, Anton: Suchen und finden vor Google. Eine Skizze, in: Mitteilungen der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen & Bibliothekare, 64.2011/1, S. 42-69.
http://phaidra.univie.ac.at/o:103096

Tantner, Anton: "Schlurfs". Annäherungen an einen subkulturellen Stil Wiener Arbeiterjugendlicher. Universität Wien: Diplomarbeit am Institut für Zeitgeschichte, 1993, Neuveröffentlichung als Book on Demand: Morrisville: Lulu, 2007.
http://phaidra.univie.ac.at/o:63953

Meine Dissertation ist auf dem Hochschulschriftenserver der Uni Wien zugänglich (der ja vielleicht mal mit Phaidra zusammengeführt wird):

Tantner, Anton: Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen - Hausnummerierung und Seelenkonskription in der Habsburgermonarchie. Universität Wien: Dissertation am Institut für Geschichte, 2004.
http://othes.univie.ac.at/28/

Kleiner Nachteil von Phaidra im Vergleich zum Hochladen der Texte auf der eigenen Homepage: Es sind (noch?) keine Statistiken zugänglich, das heißt man erfährt nicht, wie oft und von wo auf die Dokumente zugegriffen wird.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/75240576/

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Lehrveranstaltungen Digitale Medien in den Geschichtswissenschaften – Studierende…

Meine an der Uni Wien abgehaltene Lehrveranstaltung Digitale Medien in den Geschichtswissenschaften ist schon im vollen Gang, die um die 50 TeilnehmerInnen sind auch schon fleißig dabei, in ihren Weblogs zu posten, verzeichnet unter http://tantner.twoday.net

Dieses Semester wird diese Lehrveranstaltung auch von meiner Kollegin Elisabeth Gruber abgehalten, auch hier gibt es ein Lehrveranstaltungsweblog - http://digitalemedien2012.wordpress.com/ - auf dem (allerdings in Form von Word-Dokumenten) die Studierenden Essays zur Geschichtsblogosphäre veröffentlicht haben. Manche haben sich das Adresscomptoir näher angeschaut und ein paar der dort vorgefundenen Anregungen greife ich doch gerne auf: Da einigen Studierenden das Design zu umständlich war und insbesondere die Amazon-Anzeigen auf Unverständnis gestoßen sind, habe ich die meisten davon mal rausgeschmissen - seit September 2006 konnte ich damit übrigens gewaltige 70 Euro lukrieren! -; weiters habe ich eine Art Impressum verfertigt, auf dass auch studentische Newbies wissen, was es mit dem Adresscomptoir auf sich hat.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/75240565/

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Über dieses Weblog

Adresscomptoir war eine im 18. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung für eine Art von Schreibestube, wo man sich wegen gewisser Sachen angeben oder auch erkundigen kann (Krünitz, Oekonomische Encyklopädie, 1773, Bd. 1, S. 397), für Adressbüros, die der Informationsvermittlung dienten. Die erste Einrichtung dieser Art wurde 1630 von Théophraste Renaudot in Paris gegründet: Sein Bureau d'adresse war gleichzeitig Verkaufsagentur, Immobilien- und Arbeitsvermittlung, diente darüber hinaus als Pfandhaus, als Stätte der medizinischen Betreuung für Arme sowie als Veranstaltungsort für gelehrte Vorträge.
Bei dem hier von twoday seit 2005 gehosteten Adresscomptoir handelt es sich um das Weblog von Anton Tantner, Historiker an der Universität Wien. Es ist ein Versuch, geschichtswissenschaftliche Inhalte auch mittels Internet zu verbreiten; ich veröffentliche hier Beiträge zu meinen durchaus heterogenen Interessens- und Forschungsgebieten, wozu die Geschichte der Hausnummerierung, frühneuzeitliche Adressbüros und jugendliche Jazzsubkulturen ebenso zählen wie historische Medienwissenschaft, Werwölfe und Splatter-Barock. Nicht zuletzt poste ich hier von Zeit zu Zeit Fotos von historischen Hausnummern und den einen oder anderen Hinweis auf Medienbeiträge zu belletristischen oder politischen Inhalten.

Einen Erfahrungsbericht über meine Internetaktivitäten habe ich in der Online-Zeitschrift Medienimpulse veröffentlicht:
Tantner, Anton: Selbstmanagement in der Kontrollgesellschaft: Weblogs und persönliche Homepages, in: Medienimpulse. Beiträge zur Medienpädagogik, 2/2011, http://www.medienimpulse.at/articles/view/307

Disclaimer: Statt eines eigenen Disclaimers verweise ich auf den vom geschätzten Bov Bjerg.

Anton Tantner, Institut für Geschichte, Universität Wien, Dr. Karl Luegerring 1, 1010 Wien
http://tantner.net
http://www.univie.ac.at/Geschichte/anton.tantner/

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/75240548/

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