“IV Kloster Lorch, Hort geheimnisumwitterter Handschriften Alte Klosterbibliotheken eigneten sich vorzüglich, wenn es galt alte Manuskripte zu fingieren (und zwar schon lange vor Umberto Ecos “Name der Rose”). So wurden in der Chronik der Truchsessen von Waldburg zwei erfundene frühmittelalterliche Adelslisten auf eine alte Chronik in St. Emmeram zu Regensburg und ein altes Messbuch im Kloster Murrhardt zurückgeführt. Bei der Aufarbeitung der Staufer-Überlieferungen des Klosters Lorch bei Schwäbisch Gmünd konnte ich feststellen, dass historische Traditionsbildung und der Bewertungsprozess der Kulturgutbewahrung eng korreliert waren. Und [...]
Bahnbrechende Schriften von Aloys Schulte (1857-1941) zur Ständegeschichte der mittelalterlichen Klöster und Stifte online
Kurz vor Ostern hat die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, die für eingeschriebene Benutzer kostenlos urheberrechtlich nicht mehr geschützte Literatur digitalisiert, allen ordensgeschichtlich Interessierten ein großes Ostergeschenk gemacht: Aloys Schultes bahnbrechendes Werk “Der Adel und die deutsche Kirche im Mittelalter” von 1910 samt dem Nachtrag von 1922 kann nun bequem online konsultiert werden. Ich habe daraufhin im Artikel zu Schulte in Wikisource weitere Digitalisate zu Schultes ständegeschichtlichen Studien nachgewiesen. Viel zu wenig gewürdigt wird, wie ich finde, die großartige Service-leistung von Wikisource, dem Schwesterprojekt der Wikipedia, [...]
Frühneuzeitliche Schweizer Handschriften werden online gestellt
“Auf der Plattform www.e-manuscripta.ch können ab sofort Handschriften und Archivalien aus mehreren Jahrhunderten online eingesehen werden. Dokumente von Erasmus von Rotterdam, Richard Wagner und Albert Einstein sind dort ebenso zu entdecken wie der Nachlass des Geologen Arnold Escher von der Linth, Gelehrtenkorrespondenz um den Basler Arzt Felix Platter oder das Archiv der Allgemeinen Musik-Gesellschaft Zürich. e-manuscripta.ch ist ein Kooperationsprojekt der Universitätsbibliothek Basel mit der ETH-Bibliothek und der Zentralbibliothek Zürich und schliesst eine Lücke im digitalen Angebot dieser Institutionen. Die Präsentationsplattform ergänzt die Recherchemöglichkeiten in den einzelnen Bibliotheken und erleichtert eine institutionsübergreifende Suche und ein virtuelles Zusammenführen verstreuter Bestände. [...] Ziel des Angebots ist es, für Forschende und die breite Bevölkerung handschriftliches Material der Neuzeit leicht zugänglich zu machen.” (UB Basel ). e-manuscripta.ch, das an die Seite des für mittelalterliche Handschriften aus der Schweiz bestimmten e-codices.ch und der digitalisierten alten Drucke von e-rara.ch tritt, ist auch deshalb zu begrüßen, weil frühneuzeitliche Handschriften bei der Digitalisierung meist stiefmütterlich behandelt werden. Ein Schwerpunkt des neuen Angebots sind Briefsammlungen, aber es finden sich auch vier Bände aus der berühmten Nachrichtensammlung Wickiana.
Das Bild in der Kopfzeile: Ausschnitt aus der Nibelungenliedhandschrift C mit dem Wappen des Joseph von Laßberg
Im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstand die ehemals in der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen aufbewahrte berühmte Handschrift C des Nibelungenlieds. 1815 hatte Joseph von Laßberg (1770-1855) die 1755 n der Bibliothek der Reichsgrafen von Hohenems entdeckte Handschrift in Wien erworben. Mit den anderen Handschriften Laßbergs und seiner Bibliothek gelangte der Codex, den der Sammler wie andere herausragende Stücke mit seinem gemalten Wappen versehen hatte, in die Hofbibliothek Donaueschingen. Im Eigentum der Fürstenberger verblieb das Stück auch, als 1993 der gesamte Donaueschinger Handschriftenbestand an das Land Baden-Württemberg verkauft wurde. Erst seit dem Jahre 2001 befindet sich der Codex als Eigentum der Landesbank Baden-Württemberg und der Bundesrepublik Deutschland in der Badischen Landesbibliothek. Er ist komplett online einsehbar. Unser Ausschnitt stammt aus Blatt 1r.
Mit dem Hinweis auf die Bibliothek Laßbergs erinnern wir an einen der größten Kulturgutfrevel in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Obwohl ein hochrangiges schützenswertes Kulturgut, wurde die Bibliothek zerstückelt und als Geschichtsquelle zerstört. Sie bestand ja nicht nur aus Handschriften, sondern auch aus Druckschriften. Schon 1994 wurden wichtige Teile in alle Winde zerstreut, als der Donaueschinger Inkunabelbestand bei Sotheby’s versteigert wurde. Seit damals engagiere ich mich für den Schutz von Kulturgütern, deren Lobby kaum ausgeprägt ist, für Geschichtsquellen, um deren Erhalt sich die Denkmalämter kaum kümmern. Seit 1999 wurde der kostbare Druckschriftenbestand der Donaueschinger Hofbibliothek (bis auf einen kleinen regionalhistorischen Rest) auf Versteigerungen auseinandergerissen. Bibliotheken wie die Badische Landesbibliothek oder die Thurgauische Kantonsbibliothek konnten nur kleine Teile der fast geschlossen erhaltenen Bibliothek Laßbergs für die Öffentlichkeit sichern. Seit damals nutze ich das Internet, um auf solche Kulturgut-Skandale aufmerksam zu machen und sie zu dokumentieren.
Monasticon Carmelitanum, ein wichtiges neues Nachschlagewerk
Monasticon Carmelitanum. Die Klöster des Karmeliterordens (O. Carm.) in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Edeltraud Klueting, Stephan Panzer und Andreas H. Scholten (= Monastica Carmelitana 2). Münster: Aschendorf 2012. 1032 S., 68 Euro. (Ein Rezensionsexemplar lag vor.) Nach siebenjähriger Bearbeitungszeit erschien am Jahresende 2012 dieser stattliche Band, der die Forschung über die historischen und jetzigen Niederlassungen des Karmelitenordens im Bereich der Bundesrepublik Deutschland auf eine neue Grundlage stellt. In der Einleitung wird von Klueting und Panzer nicht die Ordensgeschichte skizziert, [...]
Vermitteln Blogs das Gefühl rastloser Masturbation? Eine Antwort auf Valentin Groebner
Virtuelle Rekonstruktion historischer Klosterbibliotheken mit Digitalisaten
Aufruf zur Mitarbeit: Das Frühneuzeit-Blog der RWTH Aachen ist ein Gemeinschaftsblog, in dem alle an der Frühen Neuzeit Interessierten mitschreiben können
Schon das AGFNZ-Blog war ein Gemeinschaftsblog:
“Es ist als Gemeinschaftsweblog konzipiert und für AutorInnen offen, die dieses Format im thematischen Rahmen der Frühen Neuzeit nutzen wollen.” (Erster Eintrag vom 23. September 2010)
Das Frühneuzeit-Blog der RWTH Aachen führt das AGFNZ-Weblog weiter, dessen Beiträge importiert wurden (siehe “Abschied vom AGFNZ-Blog” vom 12. September 2011).
Getragen seit Ende 2011 vom Lehr- und Forschungsgebiet Frühe Neuzeit an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, Professur Christine Roll, ist es offen für alle Beiträge, die zu dem Profil passen, das im ersten Eintrag vom 23. September 2010 skizziert wurde: “Digitales wird einen besonders hohen Stellenwert in diesem Blog haben. Wir wollen keine Buchbesprechungen und kommerzielle Werbung, weisen aber gern auf (seriöse) kostenlose Online-Publikationen hin. Wir wollen nicht das Rad neu erfinden: Was H-SOZ-U-KULT besser leistet, etwa das Ankündigen von Veranstaltungen und die Mitteilung der Tagungsberichte, wollen wir nicht kopieren. Was dort fehlt, beispielsweise Hinweise zu neuen Ausstellungen oder zu einem Frühneuzeit-Video auf Youtube, ist schon eher für uns relevant.”
Anders als das von der Regensburger Frühneuzeit-Historikerin Maria Rottler im Herbst 2012 gegründete Gemeinschaftsblog Ordensgeschichte, über dessen beispiellosen Erfolg wir uns sehr freuen, registrieren wir keine AutorInnen “auf Vorrat”. Wer einen Beitrag für uns hat, sendet diesen bitte an fnzblog at histinst.rwth-aachen.de und erhält dann eine Zusage (und einen Account für weitere Beiträge) oder eine Absage mit Begründung/Bitte um Überarbeitung.
Wir freuen uns auf Beiträge!
Aufruf zur Mitarbeit: Das Frühneuzeit-Blog der RWTH Aachen ist ein Gemeinschaftsblog, in dem alle an der Frühen Neuzeit Interessierten mitschreiben können
Papiere der Émilie Du Châtelet werden versteigert
Émilie Du Châtelet (1706-1749), die Geliebte Voltaires und bekannt vor allem als Übersetzerin Newtons, war eine der bedeutendsten Wissenschaftlerinnen des 18. Jahrhunderts. Dass nun ein Teil ihres Nachlasses im bislang verloren geglaubten Schlossarchiv Cirey aufgetaucht ist, darf man durchaus als Sensation bezeichnen. Der Fonds de dotation Voltaire wirbt um Spenden, um französischen Institutionen den Erwerb der am 29. Oktober 2012 bei Christie’s einzeln angebotenen wichtigen Manuskripte zu ermöglichen. Mehr in Archivalia.