„Wir haben schon mal angefangen ..“ – Als Freies Radio noch illegal war

aufkleberEin Beitrag von Jan Bönkost (Bremen)

Im Juni 1980 wird die “Republik Freies Wendland” auf dem Bohrplatz 1004 mit einem der bisher größten Polizeieinsätze der BRD geräumt. Die aus dem gesamten Bundesgebiet angereiste Presse muß dafür das Gelände verlassen. Als erster wird ein NDR-Reporter unter Gewaltandrohung vom Platz entfernt, weil er live im Radio von der Räumung berichten wollte. „Anweisung von oben“ heißt es von der Polizei: „Wenn der Bademeister das Bad schließt, dann kommt auch kein anderer mehr rein“.

Doch der Ausschluß der Öffentlichkeit wird von Radio Freies Wendland durchbrochen. Den ganzen Tag über berichtet der illegale Sender live vom Dorfplatz der Atomkraftgegner*innen: „Das wichtigste ist ja, daß das ganz, ganz viel Leute mitkriegen, direkt, wie das hier abläuft, was für eine Stimmung unter uns ist und daß von uns keinerlei Gewalt ausgeht.“ Der gesamte Landkreis hängt am Radio. Erst kurz bevor die Räumung abgeschlossen ist, vergraben die Radiomacher*innen ihr Mikrofon, um nicht entdeckt zu werden.

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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2016/03/03/wir-haben-schon-mal-angefangen-als-freies-radio-noch-illegal-war/

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Tresantis (Hg.): Die Anti-Atom-Bewegung. Geschichte und Perspektiven; 2015

Anti_Atom_Cover__Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten in NRW ist es eine Meldung wert: Im Dreiländereck, kurz hinter Aachen, knapp 100 Kilometer süd-westlich von Düsseldorf, steht auf belgischer Seite in Tihange ein vor sich hin rottendes Atomkraftwerk – in trotz Sicherheitsbedenken bald wieder voller Nutzung. Die Büchse der Pandora direkt vor der Haustür. Die Städteregion Aachen hat jüngst beschlossen, gegen jeden weiteren Betrieb des AKW zu klagen. Zeit, sich über Geschichte und Perspektiven einer autonomen Anti-AKW-Bewegung Gedanken zu machen. Das Herausgeber*innen-Kollektiv Tresantis bringt hierzu Anregendes zusammen.

Der Weg der Klage war es nie. Ein großer Teil der Anti-AKW-Bewegung beruhte vielmehr auf Selbstorganisation und auf direkter Aktion an den Zufahrtswegen bis hin zu gelegentlicher Militanz an den Bauzäunen. Mit dem Ende 2015 erschienenen Buch „Die Anti-AKW-Bewegung“ hat das Schreib- und Herausgeber*innen-Kollektiv Tresantis jetzt einen druckfrischen, wichtigen Beitrag zur Geschichte und Praxis jenes Teils des anti-atomaren Protestes vorgelegt, der nicht Bestandteil der Eventindustrie der großen Campaigning-Strukturen aus Umwelt- und Naturschutzorganisationen oder Kapitalismus- und Lobby-kritischen Organisationen wie BUND, campact oder attac ist(1). Damit ist eine empfindliche Lücke zur Bewegungsgeschichte gefüllt, die hilft zu begreifen, was es heißt, gegen Atomkraft und gegen eine auf Nukleartechnik fußende Energiepolitik eingetreten und standhaft geblieben zu sein.

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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2016/02/28/tresantis-hg-die-anti-atom-bewegung-geschichte-und-perspektiven-2015/

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“Konformistische Rebellion” – neues Heft von “Freie Assoziation” erschienen

PSY FA-2-15 150411 COV.inddSoeben ist die zweite Ausgabe der Zeitschrift Freie Assoziation unter der neuen HerausgeberInnenschaft der Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie (GfpS) erschienen.

Das Heft 2/2015 beschäftigt sich unter dem Titel Konformistische Rebellion mit allerlei reaktionären Bewegungen, von den Montagsmahnwachen über Pegida und FPÖ bis zum Islamischen Staat (Inhaltsverzeichnis und Leseprobe als PDF-Datei).

Zu den Hauptbeiträgen des Heftes: Der österreichische Rechtsextremismusexperte Heribert Schiedel untersucht in seinem Beitrag ›Abendland in Christenhand!‹ Autoritäre und rassistische Mobilisierungen in der Post-Demokratie am Beispiel von PEGIDA und der FPÖ, wie sich soziale Ängste in rassistischen Hass verwandeln, die Legitimitätskrise der repräsentativen Demokratie in der Forderung nach einer “identitären Demokratie” mündet und welche unterschiedlichen Rollen dabei dem antimuslimischen Rassismus und dem Antisemitismus zukommen.
Der psychoanalytische Sozialpsychologe Tom Uhlig analysiert in seinem Text Wahnmachen. Eine Adoleszenzkrise des völkischen Protests das verschwörungstheoretische Denken, wie es sich auf den „Montagsmahnwachen für den Frieden“ manifestierte. In der wahnhaften Konstruktion einer “sinistren Fremdgruppe”, der alles Böse zugeschrieben wird, zeige sich eine regressive Kapitalismuskritik, der es darum gehe, das (völkische) Kollektive projektiv zu reinigen.



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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2015/12/16/konformistische-rebellion-neues-heft-von-freie-assoziation-erschienen/

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#mustread: Aktivist_innen erzählen vom Älterwerden und Weiterkämpfen

IMG_0311In „dabei geblieben“ erzählen „Aktivist_innen vom Älterwerden und Weiterkämpfen“. Mit den von Rehzi Malzahn geführten 26 Interviews und Selbstzeugnissen politischer Menschen können wir Entdeckungsreisen zu den Untiefen und auf die Berggipfel autobiographischer Rückblicke machen, und uns selbst fragen: Werde ich dabeibleiben? Und wenn ja … warum? Warum vielleicht nicht? Oder: jetzt erst recht!?

Das Mantra von der Klage über die Autonomen als Jugendbewegung und über ihre Resistenz gegenüber Neuerungen, über ihren moralischen Rigorismus und ihre unpolitische, subkulturelle Nischenstrategie ist schon mindestens 30 Jahre alt. Bereits 1986 schreiben die sprachmächtigen Mitglieder der autonomen l.u.p.

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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2015/11/29/mustread-aktivist_innen-erzaehlen-vom-aelterwerden-und-weiterkaempfen/

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Expertise “Lesbische Existenz 1945-1969. Aspekte der Erforschung gesellschaftlicher Ausgrenzung und Diskriminierung lesbischer Frauen…”

cover_lesbische_existenzEndlich ist die Expertise “Lesbische Existenz 1945-1969. Aspekte der Erforschung gesellschaftlicher Ausgrenzung und Diskriminierung lesbischer Frauen mit Schwerpunkt auf Lebenssituationen, Diskriminierungs- und Emanzipationserfahrungen in der frühen Bundesrepublik” als Printprodukt erschienen.

Sie wurde von Christiane Leidinger im Auftrag der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung bei der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen erarbeitet und im  Dezember 2014 abgeschlossen.

Leidinger bietet darin einen Forschungsüberblick zu Cis-Lesben, gibt Hinweise zu (potentiellen) Quellen sowie Datenbanken und macht Vorschläge für mögliche Forschungsprojekte, u.a. zu kollektiver Organisierungsgeschichte, zu Subkultur, zu Lesben und “Fürsorge”, zu Psychiatrie, zu Straf-/verwaltungsrechtlichem Vorgehen, zur juristischen und medialen Konstruktion sowie Studien zu und mit folgenden sozialen Gruppen: Lesben of color, lesbische Arbeitsmigrantinnen, working class/poverty Lesben und Lesben mit Behinderungen.

Die 124 Seiten umfassende Publikation kann über die Senatsverwaltung kostenlos bestellt werden (e-mail: broschuerenstelle@senaif.

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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2015/11/13/expertise-lesbische-existenz-1945-1969-aspekte-der-erforschung-gesellschaftlicher-ausgrenzung-und-diskriminierung-lesbischer-frauen/

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[cfp] Before ’68: The Left, activism & social movements in the long 1960s

The events of 1968, particularly those in France, have achieved a mythical status in both the memory and the historiography of the 1960s. For some, 1968 marked the end-point of a realignment of the European ‘New Left’. For others 1968 represented a student generation in revolt, and many of the first accounts which sought to explain the history and meaning of ’68 were written by that generation.
More recently historians have tried to demythologise ’68, looking both at less ‘glamourous’ locales and at the deeper histories of anti-colonial struggles and worker activism prior to the events of that year. The aim of this conference is to explore the diverse histories of social activism and left politics in Britain and elsewhere, and how they prepared the ground for and fed into ‘1968’. Themes might include, but are not limited to:

• Anti-nuclear & peace movements
• Civil Rights struggles
• The Black Power movement
• Anti-colonial politics
• The activities of the Labour movement and the ‘traditional’ Left
• The grassroots activism of the ‘New Left’
• Far Left challenges: Trotskyism & Maoism
• Campaigns around housing and the built environment
• Campaigns around race and discrimination in the workplace and housing
• Solidarity movements with struggles abroad (e.g. South Africa, Vietnam)
• Campaigns for Homosexual Equality
• Second Wave Feminism

We are seeking papers of 5000 to 10000 words on any aspects of left activism and social movements in the period preceding 1968 to be presented at the conference.

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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2015/05/20/cfp-before-68-the-left-activism-social-movements-in-the-long-1960s/

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Lesebuch zu kritischer Geschichtspolitik ist nun lieferbar

V1Das AutorInnenkollektiv Loukanikos ist sehr erfreut, nach langer Vorbereitungszeit nun endlich auf das Erscheinen ihres zweiten gemeinsamen Buchs hinweisen zu können:
“History is unwritten. Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft. Ein Lesebuch”
Der Sammelband ist lieferbar und in den ersten Buchhandlungen angekommenn. Er geht auf die gleichnamige Konferenz vom Dezember 2013 zurück und enthält Beiträge von 25 Autor*innen und politischen Initiativen. Die Beiträge diskutieren in vier inhaltlichen Kapiteln (“Retrospektiven”, “Ausgraben und Erinnern”, “Angreifen und Stören” und “Im Zweifel für den Zweifel?”) auf 400 Seiten zahlreiche Fragen und Themen linker Geschichte und des Umgangs mit ihr.
Das Buch ist im Verlag edition assemblage erschienen und kostet 19,80 Euro. Auf der Verlagsseite findet sich auch das Inhaltsverzeichnis und eine Lesevorschau.

Die Autor*innen sind: AutorInnenkollektiv Loukanikos, Bernd Hüttner, tippel orchestra, Wolfgang Uellenberg, David Mayer, Cornelia Siebeck, Florian Grams, Dominik Nagl, Susanne Götze, Anton Tantner, gruppe audioscript (Dresden), Bündnis Rosa&Karl, Saskia Helbling und Katharina Rhein (Initiative Ehemaliges Polizeigefängnis Klapperfeld/Faites votre jeu!), Chris Rotmund (Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark), Katharina Morawek und Lisa Bolyos, Ralf Hoffrogge, Renate Hürtgen, Bini Adamczak, Dörte Lerp und Susann Lewerenz (Initiative „Kolonialismus im Kasten?“), Antifaschistische Initiative Moabit, Claudia Krieg, Max Lill, Christiane Leidinger und Ingeborg Boxhammer, Friedemann Affolderbach und Uwe Hirschfeld, Gottfried Oy und Christoph Schneider.

Im Dezember 2014 wurden bereits die Beiträge von David Mayer, Gottfried Oy & Christoph Schneider und Susanne Götze in sozial.geschichte online vorveröffentlicht worden, sie finden sich hier:
http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DocumentServlet?id=36450.

In der “konkret” (Aprilausgabe) ist “History is unwritten” übrigens bereits besprochen worden (Link) und es lohnt sich für Euch vielleicht auch, die Augen nach der “analyse und kritik” (“ak”) vom April Ausschau zu halten. rezensionen, alle aktuellen Infos, Lesungen, Buchvorstellungen und Links zum Buch und drumherum werden sukzessive auf dem Blog des AK https://historyisunwritten.wordpress.com/ veröffentlicht.

Kontaktieren (zum Beispiel wegen Buchvorstellungen :-)) könnt ihr den AK Loukanikos über die Email-Adresse unwrittenhistory(ädd)riseup(punkt)net.


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2015/04/26/lesebuch-zu-kritischer-geschichtspolitik-ist-nun-lieferbar/

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Die Forschung zu Protest, Bewegung und Widerstand vernetzen

Tagung am 11. und 12. September 2015 im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

Organisiert vom Verein für Protest- und Bewegungsforschung in Kooperation mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin.

Proteste und andere widerständige Praxen sind weit verbreitet, die Forschung ist es nicht. Wer sich in der deutschsprachigen Sozialwissenschaft mit kollektiven Selbstorganisierungsprozessen in gesellschaftlichen Konflikten beschäftigt, arbeitet allzu häufig vereinzelt. Wir wollen das ändern, indem wir dauerhafte Arbeitszusammenhänge schaffen, in denen sich Kolleginnen und Kollegen mit ähnlichen Interessen austauschen und gemeinsame Aktivitäten entwickeln können.

Um solche Knotenpunkte in der deutschsprachigen Forschungslandschaft zu schaffen, organisieren wir die Tagung „Bridging and Bonding. Die Forschung zu Protest, Bewegung und Widerstand vernetzen“ am 11. und 12.
September 2015 am WZB. Die Tagung soll ein Auftakt zur Gründung von thematischen Arbeitskreisen sein und zugleich die Gelegenheit bieten, sich über die thematischen Interessen hinweg zu vernetzen und auszutauschen.

Alles weitere unter: http://protestinstitut.eu/veranstaltungen/vernetzungstagung-bridging-and-bonding/


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2015/04/01/die-forschung-zu-protest-bewegung-und-widerstand-vernetzen/

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Interview mit den Assoziation-A-Verlegern Rainer Wendling und Theo Bruns

Der Verlag Assoziation A gehört zu den wohl interessantesten linken Verlagen im deutschsprachigen Raum. Assoziation A sitzt in Berlin und Hamburg und gibt neben Romanen und Krimis vor allem Sachbücher zu Themen wie Antifaschismus, Widerstand, Exil, Migration, Geschichte der Linken, Theorie und Praxis sozialer Bewegungen heraus. Ein Interview mit den Verlegern Rainer Wendling (Berlin) und Theo Bruns (Hamburg) in der Zeitschruift Graswurzelrevolution.

Graswurzelrevolution (GWR): Euer Verlag sieht sich in der Tradition der antiautoritären und undogmatischen Protestbewegungen und wurzelt sozusagen in der 68er-Bewegung. Wie fing alles an?

Theo Bruns: Der Verlag Assoziation A entstand im Jahr 2001 aus dem Zusammenschluss der Verlage Libertäre Assoziation A, Hamburg, und dem Verlag Schwarze Risse, Berlin.
Zwischen beiden Verlagen gab es bereits vorher eine langjährige Kooperation, aber sie hatten natürlich auch ihre eigene Geschichte und ein unterschiedliches Profil. Was den Hamburger Zweig angeht, so hat er eine lange Tradition, die bis in die frühen 1970er Jahre im Anschluss an die Jugend- und Studentenrevolte von 1968 zurückreicht.
In der Zerfallsphase des SDS entstanden aus seiner antiautoritären Strömung u.a. bundesweit selbstorganisierte und -verwaltete Buchhandelsprojekte und Verlage, die sich im Verband des linken Buchhandels (VLB) zusammenschlossen. In Hamburg wurden in dieser Zeit der Verlag Association mit „c“ – etwa zeitgleich die Edition Nautilus –, der Manifest-Buchladen und der Spartacus Buchvertrieb gegründet. Der Verlag Association war damals politisch in einem Spektrum zwischen Anarchismus, Rätekommunismus und Operaismus angesiedelt, publizierte aber auch eine Reihe zur politischen Ökologie und einige literarische Titel, u.a. von Upton Sinclair und Erich Fried.
Seine wohl bekannteste Publikation war „Friedlich in die Katastrophe“ von Holger Strohm, ein Buch, das zu einer Art „Bibel“ der Anti-AKW-Bewegung avancierte. Aufgrund einer abenteuerlichen Geschichte, die einen eigenen Beitrag wert wäre, ging der Verlag 1979 in Konkurs.
Weiterlesen auf http://www.linksnet.de


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2015/03/15/interview-mit-den-assoziation-a-verlegern-rainer-wendling-und-theo-bruns/

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Kolonialismus im Deutschen Historischen Museum – ein kritischer Audioguide

[UPDATE] Bericht in der taz, Berlin-Teil am 4.3. 2013: Eine Gruppe junger Wissenschaftlerinnen wirft dem Deutschen Historischen Museum vor, die koloniale Vergangenheit auszublenden – und bietet dafür einen alternativen Audioguide an

Was wissen wir über die deutsche Kolonialvergangenheit? Was hat Kolonialismus mit deutscher Geschichte zu tun? Welche Auswirkungen hatte und hat er noch heute auf die deutsche Gesellschaft? Über die gewaltvolle Geschichte des deutschen Kolonialismus wird in der deutschen Gesellschaft kaum diskutiert. Auch im Deutschen Historischen Museum in Berlin bleibt sie bestenfalls eine Randnotiz. In einer Glasvitrine abseits der historischen Erzählung über das Kaiserreich sollen sich Betrachterinnen und Betrachter mittels eines Sammelsuriums kolonialer Artefakte ein Bild von der kolonialen Vergangenheit machen. Auf diese Weise wird die Kolonialgeschichte von allen anderen Entwicklungen abgetrennt, die in der Ausstellung dargestellt werden – als gäbe es zwischen Kolonialismus und Populärkultur, Reichstagsdebatten oder Wissenschaften keinen Zusammenhang.

Der von der Initiative „Kolonialismus im Kasten?“ unabhängig vom DHM konzipierte und produzierte Audioguide, der ab sofort im Internet zum Herunterladen zur Verfügung steht, setzt sich kritisch mit dieser Art von Darstellung „nationaler“ Geschichte auseinander. In 30 Hörstücken verknüpft er den deutschen Kolonialismus mit den in der Dauerausstellung präsentierten Themen und Objekten – von der Reichsgründung über Arbeitskämpfe bis hin zur Populärkultur und Geschlechterpolitik. Dabei erzählt er Geschichten von kolonialer Gewalt, Rassismus und wirtschaftlicher Ausbeutung, aber auch von Selbstbehauptung und erbittertem Widerstand.

In Kooperation mit der Werkstatt der Kulturen lädt die Initiative „Kolonialismus im Kasten?“ zur Präsentation des Audioguides und zum feierlichen Launch ihrer Website ein.

Mit Hörbeispielen und Bildern werden die fünf Historikerinnen der nationalen Kolonialvergessenheit und -verklärung eine audiovisuelle Kritik entgegensetzen. Im Anschluss kann bei Sekt und Musik weiter diskutiert werden. Mit Manuela Bauche, Dörte Lerp, Susann Lewerenz, Marie Muschalek und Kristin Weber von „Kolonialismus im Kasten?“ Sprecher und Sprecherinnen (Audioguide): Salome Dastmalchi, Patrick Khatami und Lara-Sophie Milagro

Samstag, 2. März 2013 um 18 Uhr im Foyer der Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32, 12049 Berlin-Neukölln. Eintritt fre.

Der Audioguide ist kostenlos von der Webseite www.kolonialismusimkasten.de herunterzuladen bzw. zu streamen und lässt sich auf MP3-Player und Smartphone abspielen.| kolonialismusimkasten@gmail.com


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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/02/20/kolonialismus-im-deutschen-historischen-museum-ein-kritischer-audioguide/

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