Mit Google eigene Ausstellungen kuratieren

Das Google Cultural Institute (mit Sitz in Paris) stellt einen neuen Dienst zur Verfügung. Mit Hilfe der Bilder, die im Rahmen des Google Art Projects von Museen zur Verfügung gestellt wurden, kann man folgendes machen:

  • Kunst-Projekte und Ausstellungen anschauen:
    (Unten auf der Seite auf „nächstes Projekt“ klicken, um zum nächsten zu gelangen.)
  • Bilder in den Rubriken “Sammlungen”, “Künstler”, “Kunstwerke” und “Benutzergalerien” ansehen.
    (Auf der Startseite im mittleren linken Bereich auf “Art Project” klicken und dann im oberen Frame die gewünschte Rubrik auswählen.)
  • Eigene Ausstellungen zusammenstellen. Das geht relativ einfach. Hat man ein interessantes Bild gefunden, klickt man auf das „+“-Symbol, das jedem Bild angeheftet ist, und alles weitere erklärt sich fast von selbst. Auch Ausschnitte von Bildern kann man so speichern und über die sozialen Medien wie FaceBook, Twitter und Google+ teilen.
  • Unter der Rubrik „Look Like an Expert“ etwas über Kunstgeschichte lernen.
  • Unter der Rubik “DIY” eigene Ausstellungen zusammenstellen und andere Nutzer zum Mitmachen anregen. Auf dieser Seite werden dazu einige kreativitätsanregende Ideen präsentiert. Siehe Abschnitte „Remix“ oder „Materials Matter“, etc.
  • Unter der Rubrik „Whats Next“ mehr über weitere Projekte erfahren. Hier gibt es zahlreiche Links z.B. zu Khan Academy’s Smarthistory, Artbabble, einer Seite mit Videos, und, und und…
  • In Bilder hineinzoomen. Einige Bilder stehen dafür im „Gigapixel“-Format zur Verfügung.
  • … und noch vieles mehr. Die Seite ist leider nicht gerade ein Ausbund an Übersichtlichkeit. Ein bisschen Suchen, Klicken und Ausprobieren lohnt aber unbedingt!

Viel Spaß dabei!

 

Original-Artikel: Google Cultural Institute auf dem ARTigo-Blog

Quelle: http://games.hypotheses.org/1401

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Ein Tweetup und was man mit ARTigo-Bildern noch so machen kann

Ich bin von den Kulturkonsorten zu einem Tweetup der Sonderklasse eingeladen worden: “Tweetup in einer Ausstellung, die es nicht gibt”. Also das macht mich doch neugierig! Und für mich ist eins klar: Ich nehme ein Bild, dass man mit ARTigo spielen kann, und zwar dieses:

Rote Dächer unter Bäumen, Christian Rohlfs

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es heißt “Rote Dächer unter Bäumen”, wurde 1913 von Christian Rohlfs gemalt und hängt in der Kunsthalle Karlsruhe.

Warum ich dieses Bild nehme? Hier die Gründe:

  1. Für die Tags der ARTigo-Spieler interessiere ich mich besonders. Ich beschäftige mich schließlich in meiner Diss damit.
  2. Für mich im Moment deshalb interessant, weil es besonders viele Farb-Tags hat.
  3. Ich bin gespannt, was die anderen Teilnehmer zu dem Bild twittern werden. Das könnte ich mit den Tags der Spieler vergleichen, zum Beispiel. Und vielleicht ergeben sich noch mehr Ideen.

Wenn Sie sich das Bild in ARTigo anschauen, werden die dazugehörigen Tags angezeigt (Tipp: klicken Sie auf “alle anzeigen”, dann werden es noch mehr).

Während des Tweetups soll ich 5 Minuten über dieses Bild twittern und die anderen Teilnehmer werden auf meine Tweets reagieren, so heißt es. Ich bin gebeten, mich vorzubereiten und ein paar Tweets vorab zu formulieren. Das könnte ich natürlich auch im stillen Kämmerlein tun, aber warum sollte ich nicht versuchen, das crowdzusourcen?

Deshalb meine Frage an Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Was könnte ich twittern? Welche Fragen könnte ich stellen, die die anderen beantworten sollen? Welche Gedankenanstöße könnte ich geben, um Reaktionen zu erhalten?

Über Ihre Vorschläge würde ich mich sehr freuen.

Weiterführende Links:
Marion Schwehr: Out Of The Blue – Die These
Kulturkonsorten: “Tweetup in einer Ausstellung, die es nicht gibt”
Sabine Scherz: Blau, blauer am blauesten. Welches ist das blaueste Bild?
Twitter: #outofblue

 

 

Quelle: http://games.hypotheses.org/1266

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Blau, blauer, am blauesten. Welches ist das blaueste Bild?

Heute gehe ich der Frage nach, ob ein besonders häufig mit “blau” getaggtes Bild blauer ist als eines, das über weniger Blau-Tags verfügt. Dazu habe ich zunächst blaue Bilder aus der ARTigo-Datenbank selektiert.

Beginnen möchte ich aber mit einem kleinen Rätsel: Welches Bild, glauben Sie, haben die ARTigo-Spieler am häufigsten mit dem Tag „blau“ versehen?

Dieses hier? Grossherzog Friedrich I. von Baden, gemalt von Hans Thoma aus dem Jahr 1909?

Grossherzog Friedrich I. von Baden, Hans Thoma

 

 

 

 

 

 

 


Oder vielleicht das? Christus am Ölberg von Albrecht Altdorfer, gemalt 1513?

Christus am Ölberg, Albrecht Altdorfer

Halten Sie eventuell den „Luzerner See am Nachmittag” von Lovis Corinth (1924) für das blaueste  Bild?

Luzerner See am Nachmittag, Lovis Corinth

 

 

 

 

 

 

Oder wie wäre es mit „Rote Dächer unter Bäumen“  von Christian Rohlfs aus dem Jahr 1913?

Rote Dächer unter Bäumen, Christian Rohlfs

 

 

 

 

 

 

Haben Sie einen Favoriten?

Bei der Datenanalyse sind verschiedene Dinge zu beachten: man kann nicht einfach alle  Blau-Tags zählen und das Bild, das über die meisten verfügt, gilt dann als blauestes Bild. Vielmehr muss bei der Berechnung die Häufigkeit, mit der ein Bild gespielt wurde, berücksichtigt werden.

Als ersten Schritt habe ich Bilder aus der Datenbank selektiert, die mehr als 20 Farbtags haben, im Fall von Blau mussten das mehr als 20 Blau-Tags sein. Dann habe ich nur Bilder in die Berechnungen eingeschlossen, die mindestens 20mal gespielt wurden. Diese Schritte sollten berücksichtigen, dass ein Bild, dass 20mal gespielt wurde und 15 Blau-Tags hat als „blauer“ gilt, als ein Bild das 20mal gespielt wurde, aber nur 10 Blau-Tags hat. Anschließend habe ich noch die Anzahl der Blau-Tags durch die Anzahl der Spielrunden geteilt, um mit dem Quotienten ein Verhältnis auszudrücken, das wiederum eine Rangfolge aufzeigt.

Jetzt zur Auflösung des kleinen Rätsels. Meine Analysen ergaben folgendes:

Rote Dächer unter Bäumen, Christian Rohlfs

Platz 1 mit 76% (34 Blau-Tags in 45 Spielrunden).
Ein abstraktes Bild und Objekte kann man hier nicht taggen. Deshalb hat es wohl besonders viele Farb-Tags.

 

 

Grossherzog Friedrich I. von Baden, Hans Thoma

Platz 2 mit 69% (40 Blau-Tags in 58 Spielrunden).
Die Blau-Tags dürften als Attribut zur Uniformjacke gehören.

 

 

Christus am Ölberg, Albrecht Altdorfer

Platz 3 mit 64% (38 Blau-Tags in 59 Spielrunden).
Für mich ein überraschendes Ergebnis. Das Bild ist augenscheinlich das blaueste. Allerdings enthält es Objekte, die die Spieler benennen können. Vielleicht sind sie zunächst damit beschäftigt, die in der Farbe versunkenen Objekte auszumachen und zu erkennen, weshalb dieser Prozess während des Taggens im Vordergrund steht.

Luzerner See am Nachmittag, Lovis Corinth

Platz 19 mit 40% (24 Blau-Tags in 60 Spielrunden).
Das Ergebnis passt aber vorhergehenden. Auch hier steht möglicherweise die Objekterkennung im Vordergrund, bevor die Farbe getaggt wird.

 

Wie bereits erwähnt, habe ich für die Anzahl der Blau-Tags und die Anzahl der Spielrunden einen Mindestwert von jeweils 20 eingesetzt. Mit diesem Wert habe ich ein wenig experimentiert. Setze ich ihn zu weit herab (z.B. auf 15), erhalte ich nicht nur eine riesige Ergebnismenge, es sinkt auch die Aussagekraft. Deshalb sollte dieser Wert so hoch wie möglich gewählt werden, eben um die Aussagekraft des Ergebnisses zu stärken.

Ich denke nicht, dass das hier dargestellte Resultat endgültig ist: im Gegenteil. Weil die ARTigo-Spieler kontinuierlich spielen, steigt die Anzahl von Tags in der Datenbank ständig. Dadurch erhalten auch diese Bilder mehr Schlagworte, was sich immer auf das Ergebnis auswirken dürfte.

Hieran schließt sich eine von Christof Schöch angeregte Farbraum-Analyse an. Als Tool fällt mir dazu die Histrogramm-Funktion von Photoshop ein. Kennt jemand ein anderes Programm oder eine andere Methode, diese Analyse zu machen?

Quelle: http://games.hypotheses.org/1194

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Schwarz auf Weiß: Die Farb-Tags der ARTigo-Bilder

farbtags_grafik_scherzSchaut man sich die Farb-Tags an, die die Spieler beim ARTigo Spielen eingegeben haben, kann man feststellen, dass Farben besonders häufig getaggt werden. Rot, blau, gelb, grün… welche Farbe wohl besonders häufig getaggt wird? Ich habe deshalb mal einen Blick auf die Farbtags geworfen.

Für die folgende Abbildung habe ich bereits bei den Abfragen auf die Datenbank einige Filter gesetzt. Es wurden nur Bilder berücksichtigt,

  • die mindestens 20mal gespielt wurden (d.h. gamerounds >20). Diesen Filter habe ich deshalb gewählt, um wenig gespielte Bilder auszusortieren und nicht zu berücksichtigen. Die Aussage von vielen gleichen Tags pro Bild ist eine andere, je mehr Spieler den gleichen Gedanken hatten, bzw. gleiche Begriffe getaggt haben.
  • die mindestens 20 gleiche Farbtags besitzen (20 x rot, 25 x blau etc.). Erklärung siehe vorigen Punkt.
  • deren Quotient aus der Anzahl der Farbtags geteilt durch die Anzahl der Gamerounds mindestens 60 % beträgt. Hiermit wollte ich erreichen, dass pro berücksichtigtes Bild eine Mindestmenge von Farbtags im Verhältnis zu den Nicht-Farbtags vorhanden ist. Je mehr Farbtags im Verhältnis zu den Nicht-Farbtags ermittelt wurden, desto augenfälliger war es für die Spieler, die Farben zu taggen.

Die Abbildung zeigt, in welchem Verhältnis welche Farbtags pro Bild getaggt wurden. Wenn Sie die Abbildung vergrößern und den Titel in die ARTigo-Suche eingeben, werden Sie die meisten Bilder finden.

Farbtags-ARTigo-Scherz_01

Wie Sie bereits sehen können, wurde sehr häufig Rot getaggt. Die folgende Auswertung zeigt, welche Farben unabhängig vom Bild am häufigsten getaggt wurden. Dabei fällt auf, dass Weiß wesentlich häufiger als Schwarz getaggt wurde. Für mich sind Schwarz und Weiß (oder „weiss“)  quasi ein Paar und ich hätte nicht gedacht, dass es bei der Häufigkeit zu einer so großen Differenz zwischen diesen beiden Farben kommt.

Der hohe Anteil von Rot-Tags könnte sich wahrnehmungspsychologisch dadurch erklären, dass Rot die Farbe des Vordergrunds ist. Rot holt im Bild Objekte nach vorne und betont sie. Blau ist die Farbe des Hintergrunds und es schiebt die Objekte nach hinten (z.B. das Blau der Ferne im Landschaftsbild).

Farbtags-ARTigo-Scherz_02

Ein wenig anders verhält sich die Farbverteilung in der folgenden Auswertung. Hier habe ich keine Filter gesetzt, sondern nur die Anzahl aller in der Datenbank vorhandenen Farbtags gezählt. Und das kam dabei heraus:

Farbtags-ARTigo-Scherz_03

Die Differenz zwischen Schwarz und Weiß blieb etwa gleich, verschwand aber zwischen den Farben Blau und Rot. Diese Differenz ist also nur bei den besonders häufig getaggten Bildern mit vielen Farbtags vorhanden, lässt sich aber über die gesamt Datenbank nicht nachweisen. Warum das so ist, kann ich nicht erklären. Hätten Sie eine Erklärung dafür?

Quelle: http://games.hypotheses.org/1170

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Social Tagging bei ARTigo: Welche Tags stehen in Zusammenhang mit “Klassizismus”, welche mit “Expressionismus”?

Scherz-Expressionismus-ImpressionismusIch bin gerade dabei, die ARTigo-Datenbank auf Epochen hin zu analysieren. In einem ersten Schritt möchte ich feststellen, welche von den Spielern eingegebenen Begriffe, also welche Tags, mit dem Begriff „Klassizismus“ und welche mit dem Begriff „Expressionismus“ korrelieren, d.h. welche Begriffe dazu im Zusammenhang stehen.

Folgende Vorgehensweise ist hierzu nötig:

  1. Erstellung von Abfragen auf die ARTigo-Datenbank, in welcher die Bilder mit allen Taggings (nicht nur die gematchten Tags, nein alles, also auch jeder Quatsch der eingegeben wurde) selektiert werden. Das mache ich mit Access. Für die Epoche des Klassizismus habe ich den Entstehungszeitpunkt der Bilder auf 1770 bis 1830 begrenzt, für die Epoche des Expressionismus auf 1900 bis 1920.
  2. Export der Daten in jeweils eine csv-Datei für Expressionismus (250.064 Datensätze) und eine csv-Datei für Klassizismus (527.440 Datensätze) .
  3. Für die weitere Verarbeitung der Daten in R mit dem TM-Package (Textmining) benötige ich mehrere Dateien. Die Aufgabe, die großen aus Access exportierten Dateien aufzuteilen, erledigt ein Script. Als Gruppierungsmerkmal habe ich das Entstehungsjahr der Bilder gesetzt. D.h. pro verschiedenen Zeitbereich wird eine Datei erzeugt. Somit wurden aus der Expressionismus-Datei 203 und aus der Klassizismus-Datei 616 kleinere Dateien erzeugt. Es entsteht deshalb pro Jahr nicht eine Datei, weil der Entstehungszeitpunkt von Bildern verschiedene Formate aufweist, z.B. 1770 oder 1770/1777 oder 1770/1775 etc..  Jeder verschiedene Zeitbereich ergibt eine neue Datei.
  4. Danach werden die Daten in R eingelesen. Zunächst die 203 Expressionismus-Dateien. Ich lasse eine Dokument-Term-Matrix erstellen und wende zunächst den Befehl removeSparseTerms an. Er schmeißt Begriffe, die nicht häufig vorkommen, raus (an dieser Stelle wird möglicher Quatsch entfernt, allerdings auch Fachbegriffe, die sich im Long Tail befinden). Beispiel:
    von 45.310 Begriffen bleiben nach Verwendung des Befehls removeSparseTerms(dtm, 0.99) noch 6.411 übrig.
    Würde ich einen anderen Wert eingeben, z.B. removeSparseTerms(dtm, 0.8) blieben noch 385 Begriffe übrig.
  5. Dann lasse ich mir anzeigen, mit welchen Begriffen das Tag „Expressionismus“ korreliert. Also welche anderen Begriffe kommen im Zusammenhang mit dem Begriff „Expressionismus“ vor? Je größer der Wert (z.B. 0.98 sh. Tabelle unten, desto eher kommen diese beiden Begriffe im Zusammenhang vor).
    Der Befehl hierzu lautet findAssocs(dtm, “expressionismus”, 0.8). Der Wert 0.8 gibt die Korrelation an (1 ist der höchste Wert, bei 0 gibt es keine Korrelation). Setzt man den Wert höher an, korrelieren weniger Begriffe miteinander und die Liste ist kürzer. Das Ergebnis für „Expressionismus“ sieht folgendermaßen aus:
    findAssocs(dtm,“expressionismus“, 8.0) ergibt eine Menge von 350 korrelierenden Begriffen (ich liste hier nur die ersten 30 Begriffe auf, die vollständige Liste sh. anhängendes PDF):

Bewegung 0,98
bunt      0,98
tier         0,97
farbe     0,96
farben  0,96
tiere      0,96
auge      0,95
kopf      0,95
mensch 0,95
orange 0,95
rot          0,95
striche  0,95
wild       0,95
aquarell 0,94
beine    0,94
blau       0,94
blauer   0,94
gelb       0,94
grün      0,94
hund     0,94
moderne 0,94
pferd    0,94
reiter    0,94
rosa       0,94
studie   0,94
violett   0,94
expressionistisch 0,93
farbig    0,93
franz     0,93

Dann wiederhole ich die Schritte 4 und 5 für die Epoche des Klassizismus. Das Ergebnis von findAssocs (dtm, „klassizismus“, 0.6) ergibt eine Menge von 170 korrelierenden Begriffen. Hierbei ist zu beachten, dass die Datenbasis zwar größer ist, aber wesentlich weniger Begriffe hoch korrelieren. Deshalb habe ich hier einen Wert von 0.6 eingegeben. Damit gebe ich an, dass auch Begriffe mit einer geringeren Korrelation ausgegeben werden. Trotzdem erhalte ich als Ergebnis eine geringere Menge höher korrelierender Begriffe als zuvor bei den Expressionismus-Daten.

Auch hier sind nur die ersten 30 Begriffe angegeben, die vollständige Liste ist als PDF angefügt:

antike   0,8
säule     0,8
tempel 0,79
sockel   0,77
architektur 0,76
schloss 0,76
antik      0,75
gebäude 0,75
grau       0,74
licht       0,74
säulen  0,74
schatten 0,74
weiß      0,74
bogen   0,73
fries       0,72
hell        0,72
klassik   0,72
mann    0,72
mauer  0,72
schwarz 0,72
wand    0,72
ansicht 0,71
eingang               0,71
haus      0,71
renaissance  0,71
rom       0,71
stein      0,71
tor          0,71
braun    0,7

Aufgrund der auffällig größeren Anzahl von höheren Korrelationen bei einer kleineren Anzahl von Daten scheint der Expressionismus für Spieler im Vergleich zum Klassizismus besser erkennbar, bzw. charakteristischer. Das würde ich zumindest so deuten. Was meinen Sie? Was fällt Ihnen auf?

Insgesamt ist der Ansatz, den ich hier vorstelle, diskussionsbedürftig. Über Hinweise und Anregungen freue ich mich.

Expressionismus.pdf

Klassizismus.pdf

 

 

Quelle: http://games.hypotheses.org/1146

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Bei ARTigo gibt’s Überraschendes zu entdecken

al-JazariWährend mein Rechner minutenlang mit Rechenoperationen beschäftig ist, habe ich gerade ein paar Bilder in ARTigo getaggt und dabei einen schönen Fund gemacht:

Beim Taggen der Abbildung links war mir klar, dass es sich um eine Art technische Zeichnung handeln musste und tatsächlich: Das Bild ist betitelt mit “Hydraulischer Apparat”, datiert auf 1205 und von al-Jazari.

Es handelt sich hier um ein sehr frühes Dokument, dass der Technischen Dokumentation zuzuordnen ist. Als erstes Buch in deutscher Sprache gilt übrigens das Feuerwerksbuch von 1420, das also gut 200 Jahre später erschien.

Noch frühere erhaltene Hinweise auf Planungen (so ca. 2000 v. Chr.) sind von der Konstruktion größerer Gebäude in Mesopotamien erhalten: Hier wurde der Grundriss eines Tempels in eine Statue eingekerbt. Oder Landkarten wurden in Tontafeln geritzt, die damit Auskunft über die Lage von Häusern und Feldern, dem Bewässerungssystem und weiteren Landschaftsmerkmalen, wie Bergen und Überschwemmungsgebieten Auskunft geben.

Spätere Dokumente sind Vitruvs Zehn Bücher der Architektur (um 25 v. Chr.), die von italienischen Architekten im 15. Jahrhundert verwendet wurden. Auch Leonardo da Vinci hat Maschinen konstruiert und gilt als Erfinder der Explosionszeichnung.

Solche Funde, wie der den ich in ARTigo gemacht habe, sind rar und deshalb habe ich mich besonders darüber gefreut. Also taggen Sie doch auch mal ein paar Bilder. Vielleicht entdecken Sie dabei was Schönes.

Siehe auch: Erst lesen – dann einschalten! Zur Geschichte der Gebrauchsanleitung, Hrsg. Joachim Kallinich und Clemens Schwendner, Berlin 1997
Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im Museum für Kommunikation Berlin.

Quelle: http://games.hypotheses.org/1109

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Stehen, Gehen, Sitzen. Ein Plädoyer für Stühle im Museum

Die vergangenen zwei Tage habe ich in einigen Frankfurter Museen verbracht und mir ist jetzt danach, grundsätzlich über die Gestaltung von Ausstellungen für Menschen nachzudenken. Ein Museumsbesuch ist anstrengend. Das langsame Umhergehen in den Sälen, das Stehenbleiben, Betrachten, Lesen, Zuhören – je nachdem – ist nicht ohne. Habe ich den Besuch einer Ausstellung hinter mir, bin ich einfach kaputt. Warum muss ich eigentlich die ganze Zeit gehen oder stehen? Warum denkt niemand der Ausstellungsmacher daran, dass die Besucher auch mal müde werden? Und wenn man müde wird, kann man die Kunst auch nicht mehr genießen. Ich hätte mehr davon, könnte ich mich immer mal wieder bequem hinsetzen und dann in Ruhe und mit Genuss die Kunstwerke anschauen. Mit müdem Rücken ist das schwierig.

Nehmen Sie doch einen Stuhl mit!

Jetzt sagen Sie nicht: „Aber Sie können doch einen Stuhl in die Ausstellung mit hineinnehmen. Diese schwarzen Klappstühle, die es im Eingangs-/Garderobenbereich gibt.“ Ja, könnte ich, aber warum sollte ich so ein Ding permanent mitschleppen? Wieviel Menschen sehen Sie bei einem Museumsbesuch, die so ein Ding mit sich herum tragen? Ich habe in diesen zwei Tagen niemanden gesehen.

Gehe ich in ein Museum, bin ich noch frisch und wissensdurstig. Wenn ich dann das Bedürfnis nach einem am Eingang angebotenen Stuhl verspüre, bin ich meist meilenweit davon entfernt, irgendwo am anderen Ende des Museums. Deswegen zurücklaufen? Und wieder dorthin finden, wo ich gerade bin? Warum werden die Stühle nicht an verschiedenen Orten angeboten, so dass ich häufiger die Möglichkeit habe, einen Stuhl zu benutzen und ihn wieder abzugeben, damit ich ihn nicht ständig mitschleppen muss? Das ist eine zu bewältigende Organisationsfrage, meine ich.

Oder wenn ich sitzen darf, warum muss es ein unbequemer zusammengezimmerter Holzwürfel sein? Natürlich ohne Rückenlehne. Im Städel stürzte ich mich auf eine runde gepolsterte Sitzbank. Ich lehnte mich zurück, betrachtete das große Bild eines Obstgartens, taggte es in Gedanken und dachte: “Mist. Es zieht.“ Die Bank enthielt die Belüftungs- und Klimatechnik für den Raum. Sicherlich eine wichtige Sache, aber warum muss das so laut sein, dass es mir in den Ohren braust? Für das Museum ist es praktisch, die Klimatisierung mit einem Sitzmöbel zu kaschieren. Aber ist es das im Sinne des Besuchers? Zumal es so laut ist? Ich war richtig irritiert. Dabei will ich doch nur sitzen und in Ruhe genießen! [1]

Auch auf dem Fußboden kann man sitzen – oder nicht?

Ein Gutes hatte es, dass es im Museum für Moderne Kunst mit Sitzgelegenheiten besonders schlecht bestellt war: In der obersten Etage angekommen, war dermaßen k.o, dass ich mir die Videoinstallation „The Krazyhouse“ von Rineke Dijkstra  so lange angeschaut habe, wie ich es sonst nie getan hätte und was sich wirklich gelohnt hat. Ich setzte mich auf den weichen Hochflorteppich und ließ mir Zeit beim Anschauen der Videos. Glücklicherweise bin ich gesundheitlich in der Lage, dann auch wieder aufzustehen. Aber wie sieht das bei älteren Menschen aus? Da kann nicht mehr jeder auf dem Boden sitzen. Warum denkt man nicht an sie? Ist das wirklich nur Gedankenlosigkeit oder würde ein Stuhl den Kunstgenuss stören? Was hat Vorrang? Auch das ließe sich, meine ich, organisieren.

Deshalb an alle Ausstellungsmacher: Das Gestalten von Ausstellungen ist eine anspruchsvolle Aufgabe und muss im Sinne des Betrachters geschehen. Denken Sie immer daran, dass die Menschen, für die Sie Ausstellungen planen, in ihrer Aufmerksamkeit begrenzt sind. Das ist ganz banale Normalität. Deshalb ein paar Vorschläge:

  • Stellen Sie bequeme Sitzgelegenheiten vor die Bilder.
  • Laden Sie zum Verweilen ein, nicht zum Vorübergehen.
  • Lenken Sie den Besucher nicht ab.
  • Überfordern Sie den Besucher nicht.

Vielleicht lässt sich durch die einfache Maßnahme der Ausstattung mit Sitzmöbeln die von Martin Tröndle [2] festgestellte Verweildauer von etwa 11 Sekunden, die der Betrachter durchschnittlich vor einem Bild verbringt, erhöhen.

Sorgen Sie dafür, dass Besucher im Museum mehr machen, als Kunst zu konsumieren. Das können sie schließlich auch im Internet. Schaffen Sie Raum und Zeit für Erfahrungen, die im Internet nie möglich sein werden: die Auseinandersetzung mit dem Original. Die ist in 11 Sekunden im Vorbeigehen nicht möglich.

[1] Übrigens hat das Städel so schöne Bilder, die ich gerne mit ARTigo taggen würde. Ein solchermaßen kennen gelerntes Bild dann in einer Ausstellung wiederzusehen, ist außerdem ein besonderes Erlebnis.

[2] siehe hierzu: Und die Herzen schlagen höher. Was geht in uns vor, wenn wir Kunst sehen? Eine neue Studie könnte die Museumswelt schwer erschüttern. Die ZEIT, 19.4.2012, Nr. 17

 

Quelle: http://games.hypotheses.org/947

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Wie Bilddatenbanken nach Schlagworten jagen

Die Verschlagwortung von Bilddatenbanken ist besonders effektiv, wenn möglichst viele Personen daran mitarbeiten. Wichtig ist, dass nicht nur Fachleute, sondern jeder mitmachen kann, das nennt sich dann Crowdsourcing und die Eingabe von Schlagworten nennt man taggen.

Auf den vier folgenden Websites kann man Bilder taggen. Durch die jeweils in unterschiedlichem Maß vorhandenen Zusatzinformationen zum jeweiligen Bild, erhält der Spieler in ebenfalls unterschiedlichem Maß Hinweisreize (Schlüsselreize), die zur Eingabe von Schlagworten animieren sollen. In welcher Art diese Hinweisreize gegeben werden, wird in den folgenden Abschnitten kurz dargestellt:

  • Bei Your Paintings werden Informationen zu Titel, Datierung, Technik, Maßen und Ort angezeigt. Um die Eingabe von Tags zu bewirken, werden sehr spezifische Schlüsselreize in Form folgender Fragen gestellt: What things or ideas can you see in this painting? Can you name any people in this painting? What places are shown in the painting? Does this painting relate to any event? Is there a clue in the title? What type of paining is it? What subjects do you see in this painting?
    Außerdem gibt ein Thesaurus bei der Eingabe der Tags Hilfestellung. Diese Site stellt dem Anwender die am meisten thematisch fokussierten Hinweisreize zur Verfügung.

Your Paintings

Bild 1: Screenshot Your Painings

  •  explorARTorium zeigt neben dem zu indizierenden Bild bereits vorhandene Tags an und der Spieler wird aufgefordert, neue (andere) Tags einzugeben. Außerdem kann sich der Tagger Zusatzinformationen wie Titel, Künstler, Region, Genre und Datierung anzeigen lassen.

explorARTorium

Bild 2: Screenshot explorARTorium

  • Das Brooklyn Museum zeigt unterhalb des Bildes eine kurze Beschreibung, die z.B. den Titel, Datierung und Maße nennt. Aus diesem Text kann der Spieler häufig einige Schlagworte entnehmen.

Brooklyn Museum

Bild 3: Screenshot Brooklyn Museum

  • Bei ARTigo erhält der Spieler während des Taggens keinerlei Information zum Bild. Die Zusatzinformationen, wie Titel, Künstler etc. werden erst nach einer Spielrunde von 5 Bildern dargeboten. Bei diesem Spiel vergibt der Spieler in sehr freier Art Schlagworte, denn seine Assoziationen werden nicht von Informationen wie dem Titel oder der Entstehungszeit des Bildes gebahnt.
    Die vorhandene Rechtschreibhilfe korrigiert eingegebene Begriffe, bietet aber nicht wie bei Your Paintings, Begriffe in Form eines Thesaurus an.

ARTigo

Bild 4: Screenshot ARTigo

Wie man bei den vier genannten Beispielen sehen kann, erfolgen die angezeigten Hinweisreize in unterschiedlicher Art und Menge. Werden bei ARTigo keine Schlüsselreize außer dem Bild angezeigt, so werden bei Your Paintings spezifische Fragen und ein umfangreicher Thesaurus eingesetzt. Es ist zu vermuten, dass die eingegebenen Schlagworte dies reflektieren. Daraus ergeben sich eine Menge Fragen:

  • Bei welcher Methode ist die Bandbreite der Schlagworte am größten?
  • Bei welcher Methode werden die meisten kunstgeschichtlichen Fachbegriffe eingegeben?
  • Wie wirken sich die angezeigten Zusatzdaten auf die Tags z.B. hinsichtlich Qualität und Quantität aus?
  • Welche Elemente machen die Methoden als Spiele attraktiv, bzw. auf welcher Site geben die Tagger während einer Session die meisten Schlagworte ein?
  • Wie wirkt sich die Anzeige bereits vorhandener Tags auf die Assoziationsfreude der Tagger aus?
  • Zu welchem Ergebnis führt ein umfangreicher Thesaurus beim Taggen?

Durch einen Vergleich der Tagging-Methoden wäre herauszufinden, welche Hinweisreize in welcher Kombination den Tagger animieren, qualitätsvolle Tags einzugeben und welche möglicherweise seine Assoziationen einschränken. Jede Darstellung von Zusatzinformation bedeutet schließlich einen entsprechenden Arbeitsaufwand. Deshalb wäre auch zu klären, wie viel Einsatz nötig ist, um ein Maximum an qualitativ hochwertigen Schlagworten zu erhalten. Es wäre schade, mit viel Aufwand das Gegenteil von dem zu erreichen, das man gerne hätte – qualitätshaltige Schlagworte.

Quelle: http://games.hypotheses.org/718

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Die Macht der Kategorien – und ihre Anwendung bei Computerspielen

Als ich neulich im Supermarkt einen Becher Rübensirup kaufen wollte, fand ich ihn nicht an der gewohnten Stelle. Bislang konnte man ihn bei den Marmeladen finden. Aber jetzt? „Ach“, dachte ich, „das haben sie wohl aussortiert“. Wo sollte ich suchen? Mir fiel keine sinnvolle Abteilung ein. Als ich schließlich eine Verkäuferin fragte, schickte sie mich zum Regal mit den Backzutaten. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, ihn hier zu suchen. Mir ist kein Backrezept bekannt, in das diese Zutat gehört. Für mich gehört Rübensirup auf die Frühstückssemmel.

An diesem einfachen Beispiel kann man sehen, dass die Zuordnung zu einer Kategorie zu Schwierigkeiten führt, wenn nämlich der, der die Sache einordnet, ein anderes Konzept verfolgt und im Kopf hat, als der, der die Sache sucht.

Doch wie ist das überhaupt mit den Kategorien? Das Kategorisieren ist ein sehr starker Neuromechanismus, dem wir unterliegen, denn Dinge in Kategorien einzuteilen macht das Denken und Erkennen leichter. Unser Gehirn vereinfacht die Dinge, denn das ist eine Strategie, um möglichst effizient funktionieren zu können. Wir kämen zu nichts mehr, müssten wir jede Sache und jedes Ding einzeln betrachten und darüber nachdenken. Dinge in Kategorien einzuteilen vereinfacht also unser Leben und das hat folgende Gründe:

  • Es gibt Neuronen, in denen speziell bei der Verarbeitung von Kategorien Aktivität gemessen wurde. In Versuchen mit Affen konnte dies nachgewiesen werden. Das bedeutet, dass das Gehirn wesentliche Merkmale der wahrgenommenen Inhalte herausfiltert und sie als allgemeine und wichtige Information präsentiert. Dadurch wird eine kategoriale Präsentation von Reizen möglich, die die für das Gehirn aufwendige Arbeit, ständig Einzelheiten betrachten zu müssen, minimiert.
  • Außerdem verarbeitet unser Gehirn verschiedene Reize in verschiedenen Arealen. Bestimmte Gruppen von Neuronen verarbeiten senkrechte Kanten, andere Gruppen waagerechte, wieder andere Bewegung, noch andere Farbe etc. Das bedeutet nichts anderes, als dass Gruppen von Zellen jeweils eine bestimmte Kategorie von Reizen verarbeitet. Kategorien von Reizen treffen auf Kategorien von Neuronen.

So, wie es in unserem Gehirn ausschaut und zugeht, so haben wir unsere Umwelt aufgebaut und organisiert:

  1. Unsere Welt besteht aus Kategorien: Wir leben in einem Land, darin in einer Stadt, darin in einer Straße, hier in einem Haus, in einer Wohnung, die verschiedene Kategorien von Zimmern besitzt usw.
  2. Kategorien können eingebettet sein in Überkategorien oder sich in weitere Unterkategorien aufteilen. Die Beziehungen, die zwischen dem Geflecht von Kategorien entstehen, geben Orientierung und stellen Information zur Verfügung wo sich eine Sache in Bezug auf andere Sachen befindet. Welche Wege zurückgelegt werden müssen, um diese Sache zu finden. Das ist oft eine Art der räumlichen Orientierung – die wir als mentale Leistung ständig erbringen. Wenn ich einen Teelöffel brauche, dann suche ich ihn im Haus, in der Küche und dort in einer Schublade und nicht in der Garage.
  3. Der Computer mit all seinen Anwendungen fordert vom Benutzer räumliche Orientierung im virtuellen Raum. Hier ist die gleiche Orientierungsleistung zu vollbringen, wie in realen 3D-Welt. Die hier verwaltete Information liegt hauptsächlich in Kategorien vor, denn irgendwie muss man seine Daten wieder finden. Ob diese hierarchisch organisiert oder mit Tags versehen werden, ist dabei egal. Zum Wiederfinden benötigen wir ein Schlagwort, d.h. eine Kategorie.

Kategorienbildung bei Computerspielen

Wir Menschen teilen Dinge gerne in Kategorien ein. Das ist mit einem Lustgefühl verbunden. Spiele wie „Diamond Dash“ appellieren an unseren Mechanismus der Kategorienbildung und sprechen dieses Lustgefühl bei vielen Menschen mit einfachsten Mitteln an.

Die vom Spieler erforderliche Aktivität ist lediglich, dass eine Gruppe von mindestens drei gleichfarbigen „Juwelen“ angeklickt werden soll. Danach kommen neue Juwelen hinzu, wodurch sich die Anordnung der Juwelen ändert. Ist der Spieler nicht schnell genug, blinkt eine Gruppe auf, womit ihm signalisiert wird, darauf zu klicken.


Screenshot aus dem Spiel „Diamond Dash“. Dieses Spiel wird monatlich von
ca. 20 Mio. Spielern gespielt.

Während der Runden, die ich gespielt habe, ging es ausschließlich um die Kategorie „Farbe“. Ob auf einem höheren Level eine weitere Kategorie hinzukommt (die Spielsteine tragen Symbole), weiß ich nicht. Was im Spiel als Level bezeichnet wird, würde ich eine Spielrunde nennen, denn eine Steigerung des Schwierigkeitsgrades konnte ich nicht feststellen. Im Gegenteil: war ich längere Zeit nicht schnell genug, gab es irgendwann eine ultraleinfache Runde, bei der mir die passenden Gruppierungen quasi direkt vor den Mauszeiger fielen. Das Spiel macht eher den Anschein, den Spieler bei der Stange halten zu wollen; aber nicht mittels eines Schwierigkeitsgrades oder einer anderen nachvollziehbaren Logik, sondern algorithmisch berechneter Motivation.

Für alle, die den verschiedenen Social Games nichts abgewinnen können, hier ein Tipp: Schauen Sie doch einmal auf die ARTigo-Plattform. Dort gibt es bereits 5 Spiele, bei denen Sie etwas lernen und der Wissenschaft helfen können. Das ist doppelt sinnvoll genutzte Zeit.

Quelle: http://games.hypotheses.org/693

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Schau mir in die Augen, Kleines – Sehen für Fortgeschrittene

Sehen ist nicht einfach nur „Gucken“. Unser Sehprozess ist sehr diffizil und ausgeklügelt, was wir – wenn wir unter keinen Einschränkungen leiden – nicht bemerken. In der allgemeinen Bevölkerung liegt beispielsweise der Anteil der Farbfehlsichtigkeit für Rot-Grün bei 8% (bei Kunsthistorikern ist er hoffentlich wesentlich niedriger). Wie ein Bild unter einer bestimmten Art der Fehlsichtigkeit aussehen kann, zeigt die Seite http://colorfilter.wickline.org/. Ich habe in ARTigo das Sonnenblumenbild von van Gogh gesucht und die Adresse in das Feld „Type a URL“ auf colorfilter.wickline.org kopiert. Folgendermaßen könnte jemand mit Rot-Grün-Blindheit 1 (Protanopie) das Bild sehen:


(Der graue Balken im unteren Bereich des Sonnenblumen-Bildes scheint ein Fehler auf der Seite zu sein, der sich nicht vermeiden ließ. Immerhin erhält man einen Eindruck.) Über das grün umrandete eingeblendete Kästchen kann man verschiedene Arten von Fehlsichtigkeiten simulieren.

Wir Menschen verfügen nicht nur über unsere Augen, den visuellen Kortex und die Sehrinde. Im hinteren Teil unseres Gehirns befinden sich dreißig weitere, für das Sehen zuständige Areale. Wir sehen also mit unserem Gehirn. Es scheint so, dass die verschiedenen Bereiche jeweils Spezialisierungen bieten. Wenn z.B. das Areal V4 beidseitig geschädigt ist, sieht man die Welt als Schwarzweißfilm. Man hat keine Probleme, Gesichter oder Bewegung zu erkennen, aber Farben kann man nicht mehr ausmachen.

Menschen, deren Mediotemporales Areal geschädigt ist, sehen keine Bewegung. Sie können Bücher lesen und Farben sehen, aber nicht beurteilen, wie schnell sich etwas bewegt. Da wird es zum Problem die Straße zu überqueren, wenn man nicht abschätzen kann, wie schnell sich Autos nähern. Oder beim Einschenken einer Tasse Kaffee kann man nicht feststellen, wie schnell sich die Tasse füllt. Man nimmt die Welt als stroboskopartig dargebotene Bilder wahr.

Die wichtige Fähigkeit, Gesichter zu erkennen, ist bei der Prosopagnosie eingeschränkt. Diese Krankheit tritt z.B. nach einem Schlaganfall auf, kann aber auch vererbt werden. Stellen Sie sich vor, alle Menschen würden gleich aussehen und Sie könnten niemanden auseinander halten. Sogar Ihr eigenes Spiegelbild wäre fremd. Sie müssten Menschen aufgrund ihrer Stimme und der ihnen eigenen Motorik unterscheiden lernen.

Diese Beispiele zeigen, wie differenziert unser Sehsystem ist und dass Störungen eines kleinen Bereichs große Auswirkungen haben können. Über das Wunder unseres Gehirns berichten z.B. Vilayanur Ramachandran und Oliver Sacks. Diese Neurowissenschaftler beschreiben in allgemeinverständlicher Art Fälle aus ihrer Praxis. Dabei geht es um Menschen, die sich aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit und einer kleinen Veränderung des Gehirns plötzlich in einer anderen Welt wiederfinden.

Da fällt mir ein: Auch bei den ARTigo-Spielern müsste es Farbfehlsichtigkeiten geben. Ob man diese aufgrund von Datenbankanalysen feststellen kann?

 

Quelle: http://games.hypotheses.org/513

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