Vorträge zur Ausstellung “Baustelle Gotik” in Freiburg

Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Chorweihe der Weihe des Hochchors des Freiburger Münsters findet derzeit in Freiburg die Ausstellung Baustelle Gotik statt. Das gemeinsame Projekt von Augustinermuseum, Münsterbauhütte und dem Museum für Stadtgeschichte will “Mittelalterliches Bauen in allen Facetten – von der Planung über die Organisation bis hin zur technischen Realisierung und Finanzierung” erfahrbar machen. Dazu werden Exponate aus den Städtischen Sammlungen, der Münsterbauhütte und auswärtige Leihgaben im Augustinermuseum ausgestellt, im Museum für Stadtgeschichte wird die Rezeption des Münsters vom 16. Jahrhundert bis heute thematisiert und am Chor des Münsters sind Tafeln angebracht, die Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen am Bauwerk vorstellen.Blick_in_die_Ausstellung_1

Neben zahlreichen thematischen Führungen wird die Ausstellung auch durch eine kleine Vortragsreihe begleitet (Flyer des Begleitprogramms), die vom Freundeskreis Augustinermuseum organisiert wird.

In deren Rahmen finden die folgenden vier Vorträge statt. Die Kosten betragen jeweils 10 € und schließen den Ausstellungsbesuch mit ein.

Do 13.2., 18.30-20.30 Uhr
Die mittelalterlichen Planzeichnungen des Freiburger Münsterturms
Prof. Dr. Hans W. Hubert, Kunstgeschichtliches Institut der Universität Freiburg

Do 13.3., 18.30-20.30 Uhr
Internationale Vernetzung und Technologietransfer. Die mittelalterlichen Bauhütten
und ihre Technik
Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Dombaumeisterin a.D., Köln

Do 24.4., 18.30-20.30 Uhr
Das Freiburger Münster als Universitätskirche
Prof. Dr. Dieter Speck, Universitätsarchiv und Uniseum Freiburg

Do 22.5., 18.30-20.30 Uhr
Hans Niesenberger von Graz. Baumeister am Freiburger Münsterchor
Dr. Anne-Christine Brehm, Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut
für Technologie.

Spannend wird sicher gleich der erste Vortrag, der auch auf die Frage eingehen dürfte, wer als Baumeister des Freiburger Münsterturms zu gelten hat. Der Karlsruher Architekturhistoriker Johann Josef Böker hat wahrscheinlich zu machen versucht, dass Erwin von Steinbach, Ende des 13. Jahrhunderts Werkmeister am Straßburger Münster, auch den Freiburger Turm entworfen hat (vgl. Artikel in der Badischen Zeitung). Bereits auf einer Tagung zum Freiburger Münster im Jahr 2010 wurde diese These heftig diskutiert und kritisiert.

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Weitere Vorträge zum Freiburger Münsterturm gab es dieses Jahr in der Freiburger Samstagsuni. Zahlreiche dieser Vorträge sind mittlerweile als Podcast verfügbar, darunter der Vortrag vom Schweizer Kunsthistoriker Peter Kurmann über Langhaus und Turm des Freiburger Münsters und von Peter Kalchthaler über das Werden der Ausstellung Baustelle Gotik.

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Update: Das Augustinermuseum hat uns freundlicherweise zwei Bilder der Ausstellung zur Verfügung gestellt

Quelle: http://oberrhein.hypotheses.org/278

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Die Institutsstreichungen in Leipzig: Zufall oder Folge einer wirtschaftsorientierten Hochschulpolitik?

In diesen Wochen ist der Protest über die Schließung von Klassischer Archäologie und Theaterwissenschaften an der Universität Leipzig laut. Am 20.1.2014 machte das Rektorat über eine Pressemeldung die Streichungen öffentlich. Natürlich werden die Kürzungen nachdrücklich bedauert, aber die schulterzuckende Alternativlosigkeit ist zwischen den Zeilen heraus zu lesen.

Neben diesen Sparmaßnahmen werden in der physikalischen Chemie noch 4 Stellen und insgesamt 12  Azubistellen gestrichen.

Natürlich müssen die öffentlichen Haushalte sparen und aus Sicht vieler Bundesländer sollen sich die Universitäten daran beteiligen. Dieser Zwang hat in den letzten 15 Jahren dafür gesorgt, dass der sogenannte akademische Mittelbau fast verschwunden ist und stattdessen befristet Beschäftigte mit Halbjahres- oder allerhöchstens Zweijahresverträgen Lehre, Forschung und zum Teil auch Verwaltung bestreiten.

Nach Schätzungen der GEW wird etwa ein Drittel der Lehre von Lehrbeauftragten übernommen. Lehre, die mit einer Aufwandsentschädigung von 1000 bis 1050 € im Semester! vergütet wird. Lehre zum Spottpreis.

Nun sind die Universitäten an einem Punkt, an dem ihnen keine Wahl bleibt, als ganze „Muskelgruppen“ zu amputieren. Ist das so? Oder haben die Verantwortlichen in Wissenschaftsministerien, Rektorenkonferenz, Wissenschaftsrat usw. nicht den Umbau des Wissenschaftsbetriebes so gesteuert, dass es auf solche Streichungen hinausläuft?

Schlagworte der Wissenschaftspolitik der letzten 15 Jahre waren „Leistungsfähigkeit“, „Wettbewerb“, „Zukunftsfähigkeit“, „Professionalisierung der Management- und Leitungsfunktionen“, sogar von „hoher volkswirtschaftlichen Rendite“ ist die Rede. [1] Das Problem ist, dass es Fächer gibt, die keine „volkswirtschaftliche Rendite“ versprechen.

Ebenfalls ein Schwerpunkt der letzten 15 Jahre Hochschulpolitik war die Fokussierung auf Drittmittelfinanzierung. Natürlich beteiligen sich Bund und Länder an der Mittelvergabe über Forschungsfördertöpfe usw., aber eine der größten Drittmittelgeber ist die deutsche Wirtschaft. So hat Frau von Schorlemer eine Pressemitteilung herausgegeben, in der sie bekannt gibt, dass der Freistaat Sachsen vom Institut der Deutschen Wirtschaft für seine Ingenieurs-Ausbildung gelobt wird. Und so wundert auch nicht, dass die TU-Dresden von den Sparmaßnahmen der Landesregierung ausgenommen wird.

Nun könnte man sagen, dass in Mitteldeutschland drei Institute für klassische Archäologie zu viel seien, schließlich werden dort Akademiker ausgebildet, die zu lange volkswirtschaftlich Unnötiges studieren und auf dem Arbeitsmarkt schwer vermittelbar sind. Also wäre es doch besser, wenn es weniger von solchen Lehrstühlen gäbe.

Die aktuellen Institutsstreichungen von klassischer Archäologie und Theaterwissenschaft sind nur konsequent, wenn man die Schwerpunktsetzung der  Hochschulpolitik der letzten 15 Jahre betrachtet.

Vom Humboldtschen Bildungsideal hat sich die deutsche Hochschulpolitik längst verabschiedet. Es wird allerdings gern auf Festakten zitiert, auf denen die Partner aus großen Unternehmen in der ersten Reihe sitzen. Das heißt, nicht dass sie dort nicht sitzen dürften, sondern nur, dass die Freiheit der Wissenschaft auch die Freiheit von Wirtschaftlichkeit und ökonomischen Interessen sein muss.

[1] Einen sehr guten Artikel dazu hat Felix Grigat verfasst, der auf academics.de erschienen ist.

Dazu siehe auch die “Perspektiven des deutschen Wissenschaftssystems” herausgegeben vom deutschen Wissenschaftsrat 2013.

Zur Petition des Deutschen Archäologen-Verbandes e.V.

Blindes Sparen nach dem Zufallsprinzip: Streichung der Klassischen Archäologie in Leipzig auf archaeologik

Kommentar zu den Zielvereinbarungen zwischen dem Rektorat und dem sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst auf dem extra ins Leben gerufenen Protestblog ausgegraben

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/929

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Strategien der Herrschaftssicherung. Karl der Große und seine »Untertanen«

von Matthias Becher

Karl der Große entwickelte im Laufe seiner Regierungszeit immer weiter reichende Vorstellungen über sein Verhältnis zu seinen »Untertanen«. Zu Anfang setzte er eher auf die Loyalität der ihm ohnehin verbundenen Adelskreise und erreichte mit ihrer Hilfe seine ersten kriegerischen Erfolge. Mit zunehmender Zeit aber strebte er eine eindeutige Definition dieser Beziehung an. Als Reaktion auf den Aufstand des thüringischen Grafen Hardard forderte er 789 erstmals einen allgemeinen Treueid ein. Karls Kaiserkrönung führte zu einer neuen Vereidigung, und zwar auf das nomen Cesaris. Inspiriert von seiner neuen Stellung intensivierte er den Treuegedanken und verband ihn mit der angestrebten Reform seines Reiches. Er erwies sich damit als ein Herrscher, der nicht einfach nur mit seiner Stellung und seinem Titel zufrieden war, sondern auch sehr klare Vorstellung von der Regierung seines Reiches und der Stellung seiner Untertanen besaß.

Quelle: http://charlemagne.hypotheses.org/119

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Begleitlektüre zur Videovorlesung “Soziologische Theorien der Gegenwart und Zeitdiagnosen” (Prof. Dr. Hubert Knoblauch)

Die Vorlesungsreihe „Soziologische Theorien der Gegenwart und Zeitdiagnosen” aus dem SoSe 2009, die an der TU Berlin aufgenommen wurde, stellen wir euch mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Hubert Knoblauch (TU Berlin) als Podcast in unserem YouTube-Channel zu Verfügung. Die … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5923

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#HistOrte | Historische Orte virtuell erkunden | Street View im Geschichtunterricht

Das neue Projekt Historische Orte virtuell erkunden auf segu Projektor (Schüler_innen-Plattform von segu Geschichte) für offenen Geschichtsunterricht leitet die Erkundung historischer Orte mittels Street View an: Welche Bedeutung hatte der Ort in der Vergangenheit? Und hat sich seine (Be-)Deutung im Laufe der Geschichte gewandelt? Bisher stehen vier Beispielmodule zur Verfügung:

Zeppelinfeld Nürnberg (Reichsparteitagsgelände) | Auschwitz-Birkenau

Berliner Schlossplatz | Berliner Mauer (Gedenkstätte Bernauer Str.)

Das Projekt verfolgt zwei Ziele: Erstens können Schüler_innen mittels der auf der Plattform segu Projektor zur Verfügung gestellten Module historische Orte virtuell erkunden, indem sie die Aufgaben in den Modulen bearbeiten.Zweitens können sie sich selbst virtuell auf Spurensuche begeben und interessante historische Orte ausfindig machen und ein eigenes Modul erstellen.

projektHistOrte

Die Spurensuche mittels Street View ist geschichtsdidaktisch in mehrfacher Hinsicht von Interesse. Sie kann erstens Lebens- und Gegenwartsbezüge deutlich machen, bedeutet zweitens eine Hinwendung zu geschichtskulturellen Aspekten sowie zur Regional- und Lokalgeschichte. Der forschend-entdeckende Zugriff auf Vergangenheit und Geschichte kann historische Fragekompetenz ausbilden und leitet auch in besonderer Weise dazu an, die Perspektivität z.B. historischer Bildquellen zu rekonstruieren. Zuletzt kann der Fokus auf einen bestimmten Ort, dessen sich wandelnde (Be-)Deutung im historischen Längsschnitt analysiert wird, Historizitätsbewusstsein ausbilden.

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2455

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Karin Leonhardt: Die Erschließung der bayerischen Alpen mit Bergbahnen (1890-1945). Workshop Weimar / Infrastruktur- und Kommunalgeschichte

Abstract.

Thema und Fragestellung
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre werden in Bayern erstmalig in größerem Umfange Gebirgsbahnen gebaut. Der Blick in die Quellen zeigt eine Flut von Vorhaben, die geplant, umgesetzt, gescheitert oder Jahrzehnte später realisiert worden sind. Die Idee einer Zugspitzbahn wird ab 1890 verfolgt, die Wendelsteinbahn wird 1912 realisiert, andere Vorhaben können durch den Kriegsausbruch nicht mehr umgesetzt werden. Auf die wirtschaftliche Konsolidierung 1924 folgt eine regelrechte Welle entsprechender Bautätigkeit: Kreuzeckbahn 1926, Predigtstuhlbahn 1927, Wankbahn 1929, Zugspitzbahn 1928/1930 und Nebelhornbahn 1930. Eine zweite Welle wird in der Aufbauzeit der 1950er Jahre folgen: Wallbergbahn 1951, Brauneckbahn 1956 und Kampenwandbahn 1957. Die Massierung an Bergbahnprojekten tangiert die bayerische Identität: Eine heftige Debatte um die Erscheinungen der Moderne entzündet sich an den für das bayerische Selbst- und Außenbild zentral gewordenen Bergen. Der Konsens des neunzehnten Jahrhunderts, einerseits Industrialisierung und Ökonomie als vorrangig zu akzeptieren, andererseits individuelle Erholung in der Reservatzone Natur als bürgerliche Bewältigungsstrategie zu finden, steht zur Auflösung an. Auffällig ist die „hohe“ Ansiedlung dieses Themas im öffentlichen Diskurs: die engagierte Stellungnahme verschiedener Ministerien, die Erkundungsreise des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held in die Schweiz, die Verstimmung zwischen Bayern und Tirol beim Wettlauf um die technische Eroberung der Zugspitze, die engagierte Stellungnahme von Interessensverbänden (Alpenverein, Bergwacht, Natur- und Heimatschutzbewegung, Landesfremdenverkehrsverein) oder Lobbyarbeit seitens der Unternehmerschaft (Architektenverband, Baugewerbe). Das Reichsgericht muss entscheiden, ob es sich bei Bergbahnen um Luxus oder allgemeines Interesse handele. Lebhaft begleitet wird die Auseinandersetzung sowohl in der Tages- wie in der Fachpresse mit ganzseitigen Artikeln von Entscheidungsträgern wie Staatssekretären, Gutachtern und Firmenrepräsentanten. Das für die Zeit offensichtlich so virulente Thema wird dramaturgisch umgesetzt: Ödon von Horváth erlebt sein Durchbruch mit dem kritischen Volksstück „Die Bergbahn“ (1928).

Die Arbeit soll die äußeren Vorgänge und Entscheidungswege gebauter, geplanter und verworfener Bergbahnprojekte rekonstruieren und stellt somit einen Beitrag zur infrastrukturellen Erschließung Bayerns dar. Die Analyse der zeitgenössischen Diskurse lässt darüber hinaus Einsichten in die bisher wenig bearbeitete Ära Held etwa im Bereich der Umwelt-, Tourismus- und Wirtschaftsgeschichte erwarten und Neues zur Politik Dr. Helds beisteuern, der sich mit Nachdruck nicht nur verkehrspolitisch für den Main-Donau-Kanal engagierte, sondern auch den bayerischen Bergbahnbau dezidiert vertrat.

Quellenlage
Die staatliche Überlieferung zu den bayerischen Bergbahnen kann als sehr gut bezeichnet werden. Als zuständige Behörde für die Eisenbahnverwaltung – und damit für die Bergbahnen – dokumentierte das Wirtschaftsministerium alle Belange detailliert. Die Überlieferung im Ministerium des Äußeren ist intensiv, da der König / Ministerpräsident die Konzessionen für Planung, Bau und Betrieb erteilte, die Bahntrassen an Tiroler und Vorarlberger Berge grenzten und internationale Konkurrenz, Kooperation und Erfahrung im Bergbahnbau zu verhandeln waren. Daneben lässt sich auch für das Innenministerium eine umfangreiche und dichte Überlieferung feststellen. Aussagekräftig sind zudem die Akten der unteren, lokal zuständigen staatlichen Behörden, die in den Staatsarchiven verwahrt werden. Ferner zeigt bereits eine erste Sichtung für einige Interessensverbände (Deutscher und Österreichischer Alpenverein) und Firmen (Bleichert AG, Bayerische Zugspitzbahn AG, Wendelsteinbahn) einen hinreichenden Aktenbestand. Einen zusätzlichen reichen Fundus bietet die zeitgenössische Fach- und Zeitschriftenpresse.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1668

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Handschriften aus dem Besitz von Anton Binterim (1779-1855) insbesondere zur Geschichte des Franziskanerordens in der ULB Düsseldorf

Nicht weniger wichtig für die Ordensgeschichte als die von mir hier vor kurzem erwähnten frühneuzeitlichen Klosterhandschriften im Besitz des Düsseldorfer Heine-Instituts sind die Handschriften des kostbaren Depositums Binterim in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. “Die katholische Pfarrgemeinde St. Martin in Düsseldorf-Bilk hat der ULB die Binterimbibliothek als Depositum überlassen. Der Theologe und Kirchenhistoriker Anton Joseph Binterim, geboren 1779 in Düsseldorf, gestorben 1855 in Bilk, war von 1805 bis zu seinem Tode dort Pfarrer und trug eine wertvolle Privatbibliothek zusammen. Die Sammlung umfasst etwa 4.100 Werke […]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/6641

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Wilma’s Tutorials: Twitter Basics

Wilma’s Tutorials sind die Produkte des Projekts “Let’s Learn – Screencasts zu Studien-, Lern- und Arbeitstechniken von Studierenden für Studierende”. Twitter In diesem Video wird erklärt, was Twitter ist und wie man es nutzen kann. Die folgenden Fragen werden im Tutorial beantwortet: Worum geht es bei Twitter? Wie kann man sich bei Twitter anmelden? Wie findet man andere Nutzer oder Themen? Wie kann ich mich mit anderen Nutzern vernetzen? Wie tweete ich andere Nutzer an? Wozu kann ich Hashtags nutzen? Wie kann ich Medien […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/5327

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Beatrix Dietel: Sachsens Landesuniversität zwischen Selbstverwaltung und Staat. Eine Untersuchung zur sächsischen Hochschulpolitik in der Weimarer Republik. Workshop Weimar / Institutionengeschichte

Abstract.

Die Erkenntnis, daß die deutschen Monarchien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts der Wissenschaftsförderung einen hohen Stellenwert beigemessen haben, zählt mittlerweile zum bildungsgeschichtlichen Allgemeingut. Die Frage, wie die Regierungen der Weimarer Republik unter den weitaus schwierigeren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der 1920er und frühen 1930er Jahre mit diesem Erbe umgegangen sind, ist hingegen bisher nur unzureichend untersucht.
Die vorliegende Studie geht dieser Frage am Beispiel der sächsischen Landesuniversität nach. Hochschulpolitik, verstanden als Interaktion zwischen der staatlichen Hochschulverwaltung und der universitären Selbstverwaltung, wird dabei an ausgewählten Kernthemen exemplarisch untersucht und ihre Ergebnisse diskutiert. Neben der Entwicklung der universitären Selbstverwaltung, den beamtenpolitischen Weichenstellungen in Gestalt der Besoldungs- und Ruhestandsbedingungen der Professoren sowie den Professorenberufungen bildet die Hochschulfinanzierung den Untersuchungsgegenstand. Vorangestellt ist diesen inhaltlich akzentuierenden Überlegungen ein Aufriß der hochschulpolitischen Verwaltungsstrukturen.
Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Hochschulpolitik waren im Sachsen der 1920er und 1930er Jahre ähnlich ungünstig wie in anderen deutschen Staaten auch: Politische Instabilität und mangelnde Kontinuität in der Regierungsführung zählten auch im neugeschaffenen Freistaat zu den Strukturmerkmalen der jungen Republik. Von den wirtschaftlichen Krisen der Weimarer Jahre, insbesondere der Weltwirtschaftskrise, war der hochindustrialisierte Kleinstaat aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur sogar stärker als andere deutsche Staaten betroffen. Nicht nur gemessen an dieser ungünstigen Ausgangslage ist die Bilanz der sächsischen Hochschulpolitik in der Weimarer Republik eine positive: So blieb die (Teil-)Autonomie der akademischen Selbstverwaltungsorgane – entgegen aller Befürchungen – weitgehend unangetastet. Im Zuge der beamtenrechtlichen Reformen der Weimarer Jahre erreichten die sächsischen Professoren ausgesprochen günstige Besoldungs- und Ruhestandsbedingungen. Mit der Einführung der Emeritierung als Standard des akademischen Ruhestands hat sich die Rechtssituation im Vergleich zur Monarchie sogar verbessert.
Wie die Analyse der Berufungen zeigt, gelang es der sächsischen Hochschulverwaltung auch nach 1918, zugkräftige Professoren für die Ordinariate der sächsischen Landesuniversität zu gewinnen. In immerhin drei Vierteln der Fälle bildete Leipzig die Endstation der akademischen Karriere. Abwerbungen von Leipziger Ordinarien gelangen nur selten, wenn dann führte der Weg zumeist an die große Schwester Berlin, in einigen Fällen auch nach München.
Der Freistaat förderte den personellen und infrastrukturellen Ausbau der Landesuniversität – wie auch der übrigen sächsischen Hochschulen – durch großzügige Investitionen. Mit durchschnittlich fünf Prozent des Gesamthaushalts lag der Anteil der Hochschulausgaben auf dem für 1914 errechneten Vorkriegsniveau. In der Phase der wirtschaftlichen Konsolidierung Mitte der 1920er Jahre sind die Hochschulausgaben sogar stärker als der Staatshaushalt gewachsen. Zu einem Einbruch in der Wissenschaftsfinanzierung kam es erst infolge der Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 1930er Jahre.
Daß trotz mangelnder politischer Kontinuität auf der Regierungsebene eine leidlich kontinuierliche Linie in der Hochschulpolitik gelang, verdankt sich in erster Linie dem Wirken der sächsischen Hochschulreferenten. Gegenüber wechselnden Regierungen und Kultusministern bildete das Hochschulreferat im sächsischen Kultusministerium nicht nur das Element leidlicher Kontinuität, es entwickelte sich vielmehr zur eigentlichen Schaltzentrale der Hochschulpolitik in den 1920er und frühen 1930er Jahren. Paradoxerweise war daher eine „einheitliche Linie“ in der Hochschulpolitik – jenseits parteipolitischer Programmatik – nicht trotz sondern wegen mangelnder politischer Kontinuität auf der Regierungsebene möglich.
Die im Rahmen der Studie gewonnenen Einblicke in die sächsische Hochschulpolitik der Weimarer Republik verdanken sich nicht zuletzt einer überaus günstigen Quellenlage: So hat etwa die Überlieferung des sächsischen Kultusministeriums nahezu ohne „Kriegsverluste“ überdauert. Schlüsselquelle zur Untersuchung der Hochschulfinanzierung sind die jährlich vorliegenden Rechenschaftsberichte zum sächsischen Staatshaushaltsplan. Sie ermöglichten nicht nur eine detaillierte Analyse der Hochschulausgaben des sächsischen Staates, sondern auch den Vergleich der Ausgaben für die einzelnen sächsischen Hochschuleinrichtungen. Jenseits der für die Universitätsgeschichte unlängst kritisierten „Finanzgeschichte ohne Zahlen“ kann somit eine fundierte statistische Analyse vorgelegt werden. Den methodischen Problemen, die sich aus dem zweimaligen Währungswechsel sowie den Verzerrungen durch die Inflation ergeben ist dabei durch Korrelation der aus den Rechenschaftsberichten gewonnenen Rohdaten mit dem Lebenshaltungsindex der jeweiligen Jahre begegnet worden.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1662

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