Auschwitz im Geschichtsunterricht – ein mediengeschichtlicher Ansatz

Mehr Mediengeschichte in den Geschichtsunterricht!

Der Vorschlag mag zunächst etwas befremdlich erscheinen. Auschwitz und Mediengeschichte – wie soll das zusammenpassen? Auf der Lernplattform segu Geschichte haben wir vor einigen Wochen ein Modul entwickelt, das sich mit den ganz wenigen Fotografien beschäftigt, die im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vor seiner Befreiung am 27. Januar 1945 entstanden sind. Das sind einerseits die 193 Fotos des sogenannten Auschwitz-Albums, andererseits die vier aus dem Lager geschmuggelten Aufnahmen des Häftlings Alberto Errera. Es handelt sich um einige der wenigen Fotos überhaupt, die Vorgänge der Vernichtung dokumentieren. Die unterschiedlichen Entstehungszusammenhänge der Fotos – einmal aus Perspektive der Opfer, einmal aus Perspektive der Täter – werden in dem Modul ausführlich erzählt. Die Aufgaben im Modul zielen darauf, sich die konkrete Situation, in der sie geschossen wurden, vorzustellen und zu erklären.



[...]

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/3712

Weiterlesen

Die politische Dimension des vegetarischen Aktivismus in den 1870er Jahren

Ob in Bezug auf die Ernährung das Private politisch ist, hängt heute stark davon ab, ob Vegetarier/innen und Veganer/innen ihren Ernährungsstil in Bezug zur globalen Ressourcenverteilung setzen oder thematisieren, dass auch in westlichen Gesellschaften die Hanf- oder Chiasamen-Snacks längst nicht für alle leistbar sind. Vegetarismus und soziale Fragen waren auch in den 1870er Jahren miteinander verbunden. Unabhängig von der Positionierung dazu, hatte das Engagement in Vereinen und der Öffentlichkeit jedoch eine politische Dimension. Sich aktiv für die Verbreitung des Vegetarismus einzusetzen, bedeutete für die Vegetarier/innen im 19. Jahrhundert nicht nur, mit den herrschenden Ernährungsgewohnheiten zu brechen, sondern auch, frisch erkämpfte bürgerliche Rechte auszuüben. Die Gründung der ersten Vegetarier/innen-Vereine fällt in die Zeit der zunehmenden politischen Partizipation breiterer Bevölkerungsgruppen und ist im Kontext der Etablierung der Presse- und Versammlungsfreiheit sowie dem Vereins- und Petitionsrecht zu betrachten.

Das Vereinsrecht
In der absolutistischen Habsburgermonarchie war das Vereinsrecht Teil der Polizeigesetzgebung und wurde strikt gehandhabt[1]. Nach dem Konzessionsprinzip bedurften Vereinsgründungen der Zustimmung der Behörden, diese war zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem wirtschaftlichen Vereinigungen und Wohltätigkeitsorganisationen vorbehalten, deren Tätigkeit sich mit den ökonomischen Interessen der Herrscher deckte.

[...]

Quelle: https://veggie.hypotheses.org/114

Weiterlesen

Vegetarische Weihnachten

Das Vegetarianer-Kochbuch von Baltzer, eine Garnitur poröser* Wäsche oder doch lieber einen Geschenkkorb aus dem Reformhaus mit Bananen und Trockenfrüchten? Die Vegetarier/innen vor hundert und mehr Jahren legten Wert darauf, Weihnachten im Einklang mit ihrer Überzeugung und ihrem Lebensstil zu feiern. Dabei spiegeln die vegetarischen Festivitäten – auch wenn weder Weihnachtsgänse noch Karpfen serviert wurden – die allgemeinen Feiertraditionen und ihren Wandel wider.

Fastenzeit und Weihnachtsessen
Der Advent war bis 1917 – zumindest offiziell – eine Fastenzeit, in der außer an Sonntagen kein Fleisch gegessen werden sollte. Das bedeutete nicht unbedingt, dass vegetarische Speisen auf den Tisch kamen, da die beliebtesten Fastengerichte Fische und andere Wassertiere sowie Schildkröten, Frösche und Schnecken in allen Variationen waren. Auch die kräftigen Biersuppen riefen bei den meist abstinenten Vegetariern des 19. Jahrhunderts wohl kaum große Begeisterung hervor.
Am 24. Dezember galten bis zum Abend die Fastenregeln, worin der in Österreich traditionelle Weihnachtskarpfen seinen Ursprung hat.

[...]

Quelle: https://veggie.hypotheses.org/102

Weiterlesen

Der Vegetarianer-Club 1876-1881

Nach Gustav Struves Tod im Jahr 1870 blieb es einige Jahre ruhig um die Wiener Vegetarier. Franz Kubiczek und Adolf Zedtwitz publizierten zum Thema, aber erst im November 1876 wurde „nach mehreren vergeblichen Bemühungen, einen Verein von Vegetarianern zu gründen” mit dem Vegetarianer-Club erneut eine Organisation ins Leben gerufen[1]. Im Jänner 1879 wurde der Club als Verein angemeldet[2].Der Club lud in diesen Jahren regelmäßig zu Vorträgen, am häufigsten sprach der (stellvertretende) Vorstand Franz Chimani.

Franz Chimani
Der Orthopäde Franz Chimani (ca. 1832-1891) engagierte sich stark für die Verbreitung der Schwedischen Heilgymnastik in Wien und Niederösterreich und für regelmäßiges Turnen bei Kindern. Die Schwedische Heilgymnastik wurde in den 1810er Jahren von Pehr H. Ling (1776-1839) entwickelt. In Deutschland und Österreich wurde sie in den 1850er Jahren bekannt, eine weite Verbreitung scheiterte aber daran, dass Anhänger der von Johann F.

[...]

Quelle: https://veggie.hypotheses.org/95

Weiterlesen

Gustav Struve und der Wiener Verein für Freunde der natürlichen Lebensweise

1869 übersiedelte Gustav Struve (1805-1870), einer der Mitbegründer der deutschen vegetarischen Bewegung, nach Wien. Hier initiierte er die Gründung des Vereins für Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer) und brachte den Wiener/innen in Vorträgen die vegetarische Ernährung näher.  Struve war bereits zu Beginn der 1930er Jahre von Jean Jacques Rousseaus Roman Emile zum Vegetarismus inspiriert worden und hatte seine neu gewonnene Überzeugung in dem Roman Mandaras Wanderungen (1833) verarbeitet[1]. Der liberale Jurist und Publizist beteiligte sich – ebenso wie seine gleichfalls vegetarisch lebende Frau Amalie (1824-1862) – in Deutschland an der Revolution von 1848. Nach deren Scheitern ging das Ehepaar Struve zuerst in die Schweiz und 1851 in die USA ins Exil. Struve nahm am amerikanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Nordstaaten und Sklavereigegner/innen teil.

Gustav und Amalie Struve
Gustav und Amalie Struve

Nach einer Amnestie 1862 kehrte er im Jahr darauf nach Deutschland zurück, wo er seine schriftstellerische und journalistische Arbeit wieder aufnahm. 1868 gründete Struve mit Gleichgesinnten die Vegetarische Gesellschaft Stuttgart, ein Jahr später veröffentlichte er mit Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen Weltanschauung ein umfangsreiches Werk zum Vegetarismus, in dem er die unterschiedlichen Gründe für eine fleischlose Ernährung ebenso darlegte wie Überlegungen zur Etablierung einer rein vegetarischen Gesellschaft[2].



[...]

Quelle: http://veggie.hypotheses.org/84

Weiterlesen

Die ersten Wiener Vegetarier

Bevor sich Vegetarier/innen gemeinsam in Vereinen für eine fleischlose Lebensweise einsetzten, waren es Einzelpersonen, die mit Zeitschriftenartikeln und Broschüren die vegetarische Idee verbreiteten. Für Wien sind Adolf Zedtwitz und Franz Kubiczek als vegetarische Vorkämpfer zu nennen. Beide entschieden sich Ende der 1860er Jahre, kein Fleisch mehr zu essen und waren von da an publizistisch aktiv.

Adolf Zedtwitz (1823-1895)

Adolf Zedtwitz wurde 1867 Vegetarier, davor war er krankheitsbedingt mit der Naturheilkunde in Kontakt gekommen – eine sehr üblicher vegetarischer Lebenslauf im 19. Jahrhundert. Zedtwitz litt Zeit seines Lebens an den Nebenwirkungen einer Behandlung mit Quecksilber[1]. Zu den Gründen der Quecksilber-Anwendung finden sich in zeitgenössischen biografischen Artikeln keine Angaben, im 18. und 19.

[...]

Quelle: https://veggie.hypotheses.org/44

Weiterlesen

Autotypie: Fotos in der Massenvervielfältigung und fotografisches Bildgedächtnis

Neulich wurde an dieser Stelle über frühe Fotografien von historischen Ereignissen (1848, Krimkrieg) berichtet. Obwohl solche Fotos bereits seit den 1840er Jahren bekannt und überliefert sind, ist das kollektive historische Bildgedächtnis zum 19. Jahrhundert vornehmlich kein fotografisches. Der Grund ist einfach: Fotos konnten bis ins späte 19. Jahrhundert zwar aufgenommen, aber noch nicht massenvervielfältigt werden. Das historische Bildgedächtnis zur Reichsgründung beispielsweise hält Anton von Werner mit seinen Proklamations-Gemälden besetzt. Oder die Pariser Kommune: Das Ereignis findet sich zwar in eindrucksvollen Fotos überliefert (s. Kategorie “Pariser Kommune” bei Wikimedia), visuell kommuniziert wurde der Aufstand in den Illustrierten aber nur in zeitgenössischen Stichen, die bis heute noch oft zur Illustration herangezogen werden. Dass in Illustrierten oder (später) Tageszeitungen zu aktuellen Ereignissen zahlreich Fotos abgedruckt und sich auch stärker mittels solcher Fotos an sie erinnert wurden, ist eine mediengeschichtliche Entwicklung erst des 20. Jahrhunderts.

[...]

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/3428

Weiterlesen

Erste “fotografierte Geschichte” | Barrikaden des Juniaufstandes 1848 in Paris

Die Revolution von 1848 ist vermutlich das erste historisch-politische Ereignis, von dem – sehr wenige – Fotos gemacht wurden. Anders als zur Revolution in Berlin, Mailand, Venedig, Wien oder Prag, von denen nur die zeitgenössisch typischen Stiche überliefert sind, kommen diese frühen Fotos aus Paris. Sie bringen einem das Ereignis (zumindest augenscheinlich) näher und markieren einen mediengeschichtlichen Quantensprung.

Bekannt sind die zwei Fotos der Barrikaden in der rue Saint-Maur (im 10. und 11 Arrodisement) vom 25. und 26. Juni 1848, die hier kurz vorgestellt werden sollen. Der Juniaufstand führte in Paris zur Niederschlagung der Revolution. Nach heutigen Schätzungen starben 6500 Menschen bei den Straßenkämpfen.

[...]

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/3323

Weiterlesen

Erste Kriegsfotografie – erste Fotomanipulation | Roger Fenton im Krimkrieg

Valley_Fenton

Dies ist nur ein kurzer Hinweis auf einen zufälligen Netzfund auf der Suche nach manipulierten Fotos bzw. Bildern, die lügen. Als erster Krieg, der auch fotografisch dokumentiert wurde, gilt der Krimkrieg. Es sind eindrucksvolle Fotos, die von Roger Fenton überliefert sind. Der britische Fotopionier war aufgrund der noch nicht weit entwickelten Fototechnik stark eingeschränkt bei der Auswahl seiner Motive – hatte aber immerhin sein eigenes, mobiles Fotolabor immer dabei.

Roger FentonRoger Fenton auf seinem “Fenton’s photographic van” 1855 auf der Krim, Public Domain via Wikipedia

 

Von besonderem Interesse ist sein Foto The Valley of the Shadow of Death von einem Kampfplatz nahe Sewastopol.

[...]

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/3308

Weiterlesen