Datenschutz und Geschichtswissenschaften

An der infoclio-Tagung 'Datenschutz und Geschichtswissenschaften' wurde v.a. von Sacha Zala auf das Problem aufmerksam gemacht, dass zwar immer mehr Daten veröffentlicht werden, aber gleichzeitig der Zugriff darauf massiv eingeschränkt wird. Selbst Daten, welche offiziell der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen (bspw. Bundesratsentscheide nach 30 Jahren), können im Archiv, aber nicht im Internet eingesehen werden. Dort sind sie noch immer geschützt.

Die aufgeworfenen Probleme zu Persönlichkeitschutz, Datenschutz und Forschungsfreiheit betreffen die Forschenden vor allem in der Heuristik. Wie sollen Datenbestände durchforstet werden? Wie kann man sicher sein, dass nicht doch ein Bestand aus irgendeinem (relevanten oder irrelevanten) Grund nicht digitalisiert zur Verfügung steht? Vielleicht digitalisiert wurde, aber hinter einer 'Zensurwand' steckt? Wie lange kann auf einen relevanten Bestand zugegriffen werden?

Der Fall vor dem EuGH bzgl. Google und das Recht auf Vergessen hat aufgezeigt, dass das Persönlichkeitsrecht als sehr hoch gewichtet wird. Der Aufschrei, dass damit 'Zensur' geübt wird und die Meinungs- und Pressefreiheit eingeschränkt wird, ist zu relativieren. Unerheblich davon, wie das Urteil umgesetzt wird oder werden kann, es muss jeder Person selbst überlassen sein, wie gläsern er sein will.

Hierzu scheint es sinnvoll zwischen einer 'ungerichteten' und einer 'gerichteten' Suche zu differenzieren:

  • Bei einer ungerichteten Suche werden mittels digitalen Suchmaschinen grosse/riesige Datenbestände über einen grossen Zeitraum durchsucht (Big Data). Beziehungen zwischen Daten können sehr einfach geknüpft werden. Persönlichkeitsprofile mit detaillierten Auskünften über den ganzen Lebenszeitraum sind erstellbar.
  • Bei einer gerichteten Suche wird bei bestimmten Institutionen in deren spezifischen (digitalen) Datenbanken, Archiven, Bibliotheken etc. gesucht. Die Suche benötigt ein Vorwissen, eine entsprechende Ausbildung und einen intellektuel hohen Beitrag. Auch hier sind Beziehungen zwischen Daten und ein Persönlichkeitsprofil erstellbar, aber mit einem viel grösseren Aufwand.

Es sei die These aufgestellt, dass bei Entscheiden für das Recht auf Vergessen vor allem gegen die Einfachheit der Erstellung von Persönlichkeitsprofilen votiert wurde. Das Fehlen des intellektuel hohen Beitrages (und damit der Reflexion über die vorhandenen Daten und die erstellten Verknüpfungen) ist meines Erachtens der Grund, warum 'Big Data Search' eingedämmt werden sollte, unerheblich der technischen Machbarkeit. Die bestehenden Daten sollen weiterhin zur Verfügung gestellt, aber dürfen nicht datenbestandsübergreifend durchsucht werden können - zumindest während einer klar definierten Sperrfrist. Es wäre damit zu hoffen, dass die veröffentlichten Datenbestände weiter zunehmen, damit für Forschende auch mehr Informationen zur Verfügung stehen, aber die Restriktionen wieder abnehmen werden.

Quelle: http://hsc.hypotheses.org/311

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Herausforderungen für den Forschungsplatz

In den letzten zwei Wochen durfte ich an zwei Tagungen teilnehmen. Zuerst an der infoclio-Veranstaltung ‘Geschichtswissenschaften und Verlage im digitalen Zeitalter’ und danach an der Veranstaltung der SAGW zum Thema ‘Neue Herausforderungen für den Forschungsplatz Schweiz’. Zur letzten eine Kritik in der NZZ.

An der ersten Veranstaltung wurde der Blickwinkel auf die Geschichtswissenschaft fokussiert, an der zweiten, etwas weiter, auf die Geisteswissenschaften. Was ist beiden Veranstaltungen gemeinsam? Es wurde viel über Digital Humanities (DH) gesprochen und niemand weiss so richtig wie es weitergehen soll, obwohl schon viele Projekte unter dem Label der DH durchgeführt werden.

An der zweiten erläuterte Corinne Pernet die Schwierigkeiten aus Sicht einer Nutzerin: Hat man sich mühsam in eine Universitätssystemlandschaft eingearbeitet, die aus zig verschiedenen Soft- und Hardwareisfrastruktur besteht, wird diese Arbeit bei einem Wechsel an eine andere Universität obsolet. Dort werden andere Tools verwendet, weil kein erhältliches System die bei ihr ‘einmaligen’ Bedingungen erfüllen kann – das Rad wird immer wieder kostspielig neu erfunden. Urs Hafner (NZZ) bringt es dabei auf den Punkt: “Der schweizerische Föderalismus [..] steht einer Lösung der drängenden Probleme im Weg, …” Da stelle ich meine Forderung, die ich schon im letzten Jahrtausend als Student formuliert habe (weil ich mich über inkompatible Software und nicht vorhandene Datenaustauschmöglichkeiten ärgerte), wieder zur Diskussion: “Die Universitäten der Schweiz gehören unter die Hand des Bundes!”

Aufschrei bei allen Involvierten weil die Macht bröckelt. Aber (nicht nur) aus Sicht der DH wäre es sinnvoll, denn Forschungsplatformen und -Infrastrukturen könnten (zumindest) national genutzt werden. Es würde bedeuten, dass das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet wird, um die Aktivitäten bündeln zu können. Der SNF könnte die Forschenden einfacher unterstützen (laut Aussagen an der Veranstaltung des SNF zur 60-Jahr-Feier). Einheitliche Standards vereinfachen die Prozesse und die Administration.

Auch in der Wirtschaft (als Beispiel Verlage am ersten Event) herrscht Ratlosigkeit. Die Umsätze brechen weg und nun muss mit allen Mitteln gerettet werden, was mit (Rechts-)Staatshilfe möglich ist. Doch weder eine Verschärfung des Copyrights noch Subventionen werden schliesslich helfen – wenn die Nachfrage nicht mehr vorhanden ist, wird der Wirtschaftszweig eingehen. Innovative Lösungen sind gefragt!

Hier können aber auch die Forschenden (und Studenten) mitreden, wenn sie formulieren würden, was sie wirklich benötigen und wünschen. Zusammen mit den Verlagen könnte ein Konzept entwickelt werden, das beiden Seiten dient. In den DH muss ‘Forschungsinfrastruktur’ ein zentrales Thema sein und interdisziplinär weiterentwickelt werden.

Digital Humanities, was man darunter auch verstehen mag, bieten Chancen! Zu beachten ist, dass die digitale Welt global denkt und kleine Brötchen schnell aufgegessen werden…

Events ‘Digital Humanities’
At the SAGW-event in Berne, Prof. Corinne Pernet talked about her problems with IT-infrastucture: each university in Switzerland uses a different tool for e-learning, administration etc. The swiss federalis prevents solutions for the most burning issues (Urs Hafner, NZZ). In my opinion, our universities must be controled by the government. National research infrastructures and platforms as well as national standards could simplify processes and administration. The digital world thinks global!

Quelle: http://hsc.hypotheses.org/267

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Save the Date: First Swiss Digital Humanities Summer School

The first Digital Humanities Summer School in Switzerland will take place next year in Bern! Hosted by the University of Bern and organized by a network of Swiss university and research institutions, the first Digital Humanities Summer School Switzerland will feature well-known international scholars of Digital Humanities for four days of intensive training. More news [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6482

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Enrico Natale neuer Geschäftsleiter von infoclio.ch

Enrico Natale, bisher interimistischer Leiter von infoclio.ch, wird neu Geschäftsleiter der Geschichtsplattform! Wir von hist.net gratulieren Enrico für diese Anerkennung seines bisherigen Engagements durch die zuständigen Gremien und freuen uns auf die weitere anregende Zusammenarbeit mit ihm und seinem Team!

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/5185

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Workshop «Geschichtswissenschaften und Web 2.0» in Basel

Für Kurzentschlossene sei nochmals auf den Workshop am Freitag in Basel zum Thema Geschichtswissenschaften und Web 2.0 verwiesen. Der Eintritt ist frei. Teil I: Theorie Geschichtswissenschaften und Web 2.0 (Moderation PD Dr. Peter Haber) 09.45 Begrüssung 10.00 Einführungsreferat von PD Dr. Peter Haber (Universität Basel) 10.30 Hauptreferat von Prof. Dr. Manfred Thaller (Universität zu Köln) [...]

Quelle: http://weblog.histnet.ch/archives/4767

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Programmänderung beim Workshop vom 12. November zum Thema Web 2.0

Krankheitsbedingt muss am Workshop «Geschichtswissenschaften und Web 2.0» vom 12. November in Basel der Vortrag von PD Dr. Stefan Münker ausfallen. Das Programm für den Vormittag sieht nun so aus: 09.45 Begrüssung 10.00 Einführungsreferat von PD Dr. Peter Haber (Universität Basel) 10.30 Hauptreferat von Prof. Dr. Manfred Thaller (Universität zu Köln) 11.15 Pause 11.30 Kommentar [...]

Quelle: http://weblog.histnet.ch/archives/4753

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Die Grenzen der Reflexion beim Schreiben von Blog-Posts über Tagungen

Die Grenze bei Basel. Nass. Unfreundlich. Nebulös. Interpretationsoffen. Die 2. Schweizer Geschichtstage sind mittlerweile ihrerseits Geschichte, in der Internet-Zeitrechnung (die auch für historisch orientierte Blogs gilt, selbst wenn sie von Schweizern – manchmal auch von Schweizerinnen- geschrieben werden) sogar Prähistorie: nach «gefühlter» Zeit liegen die 2. sogar schon weiter zurück, als es bis zu den 3. [...]

Quelle: http://weblog.histnet.ch/archives/3583

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