Weltliteratur 2.0 – ist die Quantität der Qualität ihr Tod?

Da ich mich in meiner Dissertation mit dem vermeintlich globalen Phänomen Chick lit beschäftige, spielt der „Weltliteratur“-Begriff eine nicht ganz unwichtige Rolle. Google wirft mir hauptsächlich Ergebnisse wie Die wichtigsten 100 Bücher der Weltliteratur, Bibliothek der 100 Bücher, Weltliteratur: Was muss ich gelesen haben?, Klassiker der Weltliteratur oder Große Romane der Weltliteratur aus. Zeitgenössische Unterhaltungsliteratur von/über/für Frauen findet sich darin nicht wieder. Dagegen wirkt der Wikipedia-Eintrag geradezu differenziert. Immerhin wird darin auf die zwei grundsätzlichen Bedeutungsnuancen des Terminus eingegangen: die qualitative Definition, bei der Weltliteratur als „Kanon“ der Literatur betrachtet wird und die quantitative Definition, die Weltliteratur als Menge aller oder zumindest jener Texte, die eine übernationale/-regionale Verbreitung erlangt haben, versteht. Auch wenn in der Komparatistik letztere Definiton als die zeitgemäßere gilt (und dies nicht erst seit gestern), scheint sich im buchhändlerischen und journalistischen Gebrauch, wie die Google-Suche gezeigt hat, erstere Definition zu halten: Weltliteratur wird nach wie vor als Label für sogenannte „Klassiker“ verwendet. Dabei waren die Ambitionen bereits früh andere…

Die Epoche der Weltliteratur

„Weltliteratur“ stellt eine Art Gründungsmythos der Komparatistik dar, der weit hinter deren Institutionalisierung als Disziplin zurückreicht. Die Entstehung des Diskurses kann im frühen 19.

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Quelle: http://chicklit.hypotheses.org/222

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Reformhoffnung oder politischer Büttel? Papst Hadrian VI. (1522-23) aus Pariser Perspektive

Über Papst Hadrian VI. (1459-1523) gehen die nationalen und konfessionellen Meinungen in Europa seit Jahrhundert weit auseinander. Mal galt der gebürtige Niederländer als Vorbote der katholischen Reform, mal als verhasster Austeritätsprediger aus Nordeuropa. Manche sahen in ihm einen ungeeigneten, schwächlichen Staatsmann, andere heben seine ansatzweisen Bemühungen um Ausgleich zwischen den rivalisierenden politischen Blöcken Habsburg und Frankreich hervor. Eine zeitgenössische Pariser Quelle schärft dabei den Blick auf die spezifisch französische Wahrnehmung des letzten nicht-italienischen Papstes vor Johannes Paul II. Meist wurde besonders die unterschiedliche Wahrnehmung im Alten Reich und Rom betont. Während altgläubige deutsche Flugschriftenautoren kurzfristig große Hoffnungen in den neuen Mann auf dem Stuhl Petri setzten, lästerten die Römer bald über den angeblich kunstfeindlichen Biertrinker aus dem Norden. Anfängliche Sympathie schlug in Ablehnung und Feindseligkeit um. Dieser Papst passte nicht in das Mikrosystem des römischen Klientelismus, zumal vor der Konklavereform von 1621/22. Im Reich hingegen beeindruckte Hadrian mit einer auf dem Reichstag von Nürnberg 1523 durch Nuntius Chieregati abgegebenen Erklärung, die Missstände in der Kirchenhierarchie anerkannte und in drastischen Worten Abhilfe versprach. Bei meinen Recherchen habe ich einen zeitgenössischen französischen Blick auf Hadrian VI. gefunden, der insofern überrascht, als dass er die Reformfrage völlig außen vor lässt, auch auf die [...]

Quelle: http://catholiccultures.hypotheses.org/1741

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Musik und religiöse Gewalt. Ägypten heute und Europa im 16. Jahrhundert

Immer wieder beschäftigt mich die Frage, warum und wie religiöse Differenz überspringt in religiöse Gewalt. Besonders spannend finde ich die Katalysatoren, also die Auslöser, Scharniere und Verstärker des Übergangs. Zu diesen gehören in besonderer Weise Gesang und Musik. Entsprechende Hinweise finden sich im Ägypten des Augusts 2013 und in der europäischen Religionsgeschichte des 16. Jahrhunderts. Gibt es eine anthropologische Konstante von Musik als Gewaltauslöserin? Vor einigen Tagen hat Serge Michel, der Korrespondent der französischen Tageszeitung Le Monde in Ägypten, über die Gründe der Gewaltwelle und der Zusammenstöße zwischen koptischen und anglikanischen Christen und Muslimen berichtet. Der genaue Ort des Geschehens war Bani Ahmad, 270 Kilometer südlich von Kairo gelegen, am Samstag, 3. August. Ein Monat war seit der Absetzung von Präsident Mursi durch die Armee vergangen. Seither droht ein Bürgerkeig zwischen islamistischen Mursi-Anhängern und eher laizistisch orientierten Anhängern der Armee und den “Liberalen”. Der Konflikt zwischen Kopten und Muslimen ist in Ägypten seit jeher Teil der inneren Spannungen des Landes. Doch diese finden nun, vermengt mit dem politischen Bürgerkrieg, einen neuen Kontext und neue Artikulationsformen. Am 3. August sprang die Differenz über in Gewalt. Das Treibmittel dafür war laut Serge Michels Reportage ein Lied. In der ersten Version der Ereignisse [...]

Quelle: http://catholiccultures.hypotheses.org/1531

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