Als Administrator des neu eingerichteten Hypotheses-Blogs zeichnet der als Blogger bekannte Anton Tantner verantwortlich. Publiziert werden sollen “insbesondere Projektpräsentationen, Besprechungen von Büchern, Ausstellungen und digitalen Ressourcen”, wobei der Verdacht nahe liegt, dass weitgehend Inhalte der gedruckten Zeitschrift, die immer noch einen gewissen Newsletter-Charme ausstrahlt, weiterverwertet werden sollen. Der erste Beitrag stammt aus der Printausgabe: Karl Vocelka versucht einen kurzen Rückblick auf 25 Jahre Institutsgeschichte. Rezensionen sind kostenfrei in Recensio.net nachzulesen. Für mich unverständlich ist, wieso man das Jubiläum nicht genutzt hat, die vergangenen Jahrgänge der Zeitschrift zu retrodigitalisieren, kostenlos ins Netz zu stellen und künftig auf Open Access zu setzen. Die angekündigten Blog-Inhalte lassen auf “magere” H-SOZ-U-KULT-artige Inhalte schließen, die zwar autorenseitig überaus beliebt sind, wie Gemeinschaftsblogs wie Ordensgeschichte und leider auch die Startseite von de.hypotheses.org zeigen, aber das Potential digitaler Wissenschaftskommunikation nicht ansatzweise ausschöpfen. Für Abstracts und Projektpräsentationen braucht es keine Blogs. Ob es Tantner gelingt, auch spannendere Inhalte einzuwerben?
Papiere der Émilie Du Châtelet werden versteigert
Émilie Du Châtelet (1706-1749), die Geliebte Voltaires und bekannt vor allem als Übersetzerin Newtons, war eine der bedeutendsten Wissenschaftlerinnen des 18. Jahrhunderts. Dass nun ein Teil ihres Nachlasses im bislang verloren geglaubten Schlossarchiv Cirey aufgetaucht ist, darf man durchaus als Sensation bezeichnen. Der Fonds de dotation Voltaire wirbt um Spenden, um französischen Institutionen den Erwerb der am 29. Oktober 2012 bei Christie’s einzeln angebotenen wichtigen Manuskripte zu ermöglichen. Mehr in Archivalia.
Viele Wege führen zum Frieden von Aachen (1748)
Neulich erreichte mich ein Hilferuf: Es wurde ein Text des Aachener Friedens von 1748 benötigt und zwar – für die akademische Lehre – ein Abdruck, erreichbar als E-Text oder Digitalisat im Internet. Die Suche war ergebnislos geblieben. Nachdem ich zunächst vergeblich nach Drucknachweisen oder Vergleichbarem im IEG-Portal Europäische Friedensverträge der Vormoderne, wo ein Handschriftenfaksimile des Vertrags einsehbar ist, gefahndet und ergebnislos eine ältere Studie durchstöbert hatte, versuchte ich herauszufinden, nach welchem Druck Fachliteratur den Aachener Frieden zitiert und kam so nach einigem Stöbern in Google Books auf Bd. 2 von Wencks Codex iuris gentium recentissimi (1788 bei Google Books). Ich muss gestehen, dass ich den Drucknachweis bei Wenck in der englischsprachigen Wikipedia nicht wahrgenommen hatte.
Hat man einmal einen Volltext gefunden, kann man mit Textauszügen bzw. passenden Suchworten aus dem Text weitere finden.
Aber es gibt natürlich weitere erfolgreiche Suchstrategien (Otto kennt sicher mehr). Am raschesten hätte ich Wenck gefunden, wenn ich mich sofort – aus der Erwägung heraus, dass Frankreich beteiligt und der Vertragstext auf Französisch war – an das Portal Gallica gewandt hätte, wo ziemlich am Anfang der langen Trefferliste zu paix aix 1748 das Werk von Wenck erscheint (das Inhaltsverzeichnis ist erfasst). (Aus Gallica stammt auch die Illustration zu diesem Beitrag.)
Eine spanisch-französische Version kann man in der spanischsprachigen Wikipedia verlinkt finden.
Im Artikel zum Aachener Frieden in der Enzyklopädie von Ersch-Gruber (1818) ist neben Wenck auch Rousset actes et mémoires XX, 179 angegeben. Hier kann man ohne großen Erfolg mit den Trefferlisten von Google Books verzweifeln – auf Anhieb gelang es mir jedenfalls nicht den benötigten Band 20 zu entdecken. Aber da ich bei einem Band die Quellenangabe UB Gent sah, begab ich mich – nach einer fruchtlosen Zwischenstation bei der Europeana – zum Genter OPAC, was eine ausnehmend weise Entscheidung war. Dort sind diverse Digitalisate, auch von HathiTrust und dem Internet Archive, verzeichnet. Während das Internet Archive nur etwas für Pedanten ist, die Band für Band einzeln aufschlagen mögen, um Bd. 20 zu finden (wenn er denn vorhanden ist), führte der Eintrag der HathiTrust-Serie im Genter OPAC sofort zum Ziel. In HathiTrust war Bd. 20, 1752, S. 179 problemlos aufzurufen. Wenig später stieß ich im Genter OPAC auch auf die Genter Serie der von Google erstellten Rousset-Digitalisate und auch dort ist Bd. 20 erfreulicherweise vorhanden, während die Google-Präsentation des Genter Exemplars von Bd. 20 sich erst über eine Suche mit Textstücken zu erkennen gab.
Eine wohl nicht vollständige Liste von Abdrucken (mit stark abgekürzten Titeln, an deren Auflösung wohl schon manche Studierende scheitern würden) gab am Anfang des 19. Jahrhunderts Georg Friedrich Martens.
Bei der Suche mit Textteilen empfiehlt es sich, verschiedenste Zeichenfolgen auszuprobieren, um OCR-Fehlern und dem Seitenwechsel mitten im gesuchten Zitat zu entgehen. Beispiele:
britannique “baron montagu” jean sandwich
“baron montague” jean sandwich (diese Suche ist auch ohne Kenntnis des genauen Vertragswortlauts anwendbar, wenn man die Namen der Gesandten kennt, man muss die Vertragstexte aber aus der Trefferliste herausfiltern)
monzone “marquis doria” (hierfür gilt das Gleiche, Vertragstexte sind noch seltener in der Trefferliste)
“longue * sanglante guerre qui” elevee (das hier im Weblog falsch dargestellte Sternchen nach longue steht für et, das auch als & gedruckt werden konnte)
toutes “cessions desdites villes” (diese Suche erbringt z.B. auch bei HathiTrust Treffer, die aber nur mit US-Proxy einsehbar sind)
Nun hat man eine ganze Reihe von Abdrucken gefunden, aber nach welchem sollen die Studierenden zitieren? In die engere Wahl kommen Wenck (möglicherweise wurde nach ihm der Text bisher am häufigsten zitiert), eine Edition österreichischer Staatsverträge von 1907 (nach dem Wiener Archivexemplar des “Accession” Österreichs) und ein Abdruck in einem Werk zu Savoyer Staatsverträgen (1836) nach einem Archivexemplar. Mein Favorit ist jedoch ein zeitgenössischer offizieller englischer Druck von 1749, der zugleich eine englische Übersetzung bietet. Auf eine vollständige deutsche Übersetzung bin ich nicht gestoßen (eine niederländische erschien noch 1748).
Eine kritische Edition existiert nicht, und abgesehen von Wenck gibt es auch keinen “kanonischen” Drucknachweis. Während ein Forscher, der sich intensiv mit dem Frieden von Aachen oder dessen Umfeld befasst, das Faksimile im Friedensverträge-Portal oder eine andere Archivversion zitieren dürfte, darf der Gelegenheitsnutzer, wie ich meine, getrost auf eine Einarbeitung in das Problem, welcher Druck am besten für Zitierzwecke geeignet ist, verzichten. Studierenden, die sich ja mit dem Französischen womöglich etwas schwertun, kann daher guten Gewissens die zweisprachige französisch-englische Ausgabe von 1749 empfohlen werden.
Theater in Antwerpen im 17. und 18. Jahrhundert
Amsterdam University Press is proud to announce the launch of the Journal of Dutch Literature, available online in Open Access along with two other AUP journals. […] Journal of Dutch Literature is the first English-language journal dedicated to the study of Dutch and Flemish literature from the Middle Ages to present day. (openaccess.nl). Aus der […]
Arme und Bedürftige im 18. Jahrhundert
Frank Präger, Stadtarchivar von Neumarkt/OPf., hat eine umfangreiche Datenbank mit Auszügen aus diversen oberpfälzischen Quellen zu Armen, Bettler und Vaganten ins Netz gestellt. Beispiel: Käferstein, Johann 05.08.1756 Langenzenn LANENNJN59JM Der sprachlose Mann aus Brandenburg erhält vom Spital Langenzenn 4 Kreuzer Almosen StAL Bd. 650 AL Nr. 618.
Scriptores rerum Germanicarum – frühneuzeitliche Vorläufer der MGH
Nach der Kompilation von Asher 1843 hat Wikisource Digitalisate zu den von ihm aufgeführten frühneuzeitlichen Quellensammlungen, die den Titel Scriptores rerum Germanicarum trugen, zusammengestellt. Klammert man die MGH und die nicht existente Sammlung von Reineck aus, bleiben 20 Sammlungen, von denen sieben mehr als eine Auflage erlebten. Fast alle neueren Sammlungen stehen online wenigstens in […]
Übersetzungsleistungen von Diplomatie und Medien im vormodernen Friedensprozess
Eine Zwischenbilanz ihrer Arbeit zogen die Forscherinnen und Forscher des BMBF-geförderten Augsburg-Mainz-Stuttgart-Verbundprojekts “Übersetzungsleistungen von Diplomatie und Medien im vormodernen Friedensprozess” jüngst am Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg, meldet der idw.
Early Modern Thought Online als Nachweisinstrument zu Digitalisaten
“Die Datenbank “Early Modern Thought Online” (EMTO) eröffnet den Zugang zu ca. 13.500 digitalen Quellentexten aus der Philosophie der frühen Neuzeit und verwandten Disziplinen wie der Wissenschafts- oder Kirchengeschichte, die von Bibliotheken in Europa und Übersee zur Verfügung gestellt werden. Zur Zeit bietet EMTO vor allem Links zu externen Ressourcen.” Leider erfährt man nicht, was […]
84 seltene lateinische Dissertationen aus der Frühen Neuzeit in Japan online
Die Kanagawa Universität (Yokohama) hat sie als PDFs ins Netz gestellt. Beispiel aus dem Jahr 1673: De indictione romana Von Römischer Zinßzahl (Universität Jena).
Digitaler Portraitindex der druckgraphischen Bildnisse der Frühen Neuzeit
“Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Digitaler Portraitindex druckgraphischer Bildnisse der Frühen Neuzeit” ist ein gemeinsames Projekt des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg und acht weiteren Kooperationspartnern […]. Ziel des Vorhabens ist die sammlungsübergreifende virtuelle Publikation und systematische Erschließung von über 200.000 druckgraphischen Portraits aus sieben bedeutenden öffentlichen Sammlungen und […]