Passierschein A38 oder der Weg zu einem Open Access-Tagungsband

Seit unserer Tagung „Bürger Künste Wissenschaft“ im September 2015 ist schon fast ein Jahr vergangen. In den Vorträgen und Barcamp-Sessions zu Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaften wurde viel diskutiert. Und weil vor allem der fächerübergreifende Ansatz auf viel Gegenliebe stieß, wollten wir diesen, … Weiterlesen

Quelle: https://kristinoswald.hypotheses.org/1786

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guter, schlechter, blinder, leidenschaftlicher Ehrgeiz

Augustus - der Erhabene

Augustus – der Erhabene

In einem geistes- oder kulturwissenschaftlichen Studium wird schon früh deutlich, dass Ehrgeiz, ebenso wie Fachwissen, eine Grundvoraussetzung ist, um voran zu kommen. Auch bei Schwankungen der eigenen Motivation muss der Ehrgeiz gepflegt werden, denn die Konkurrenz und der Druck sind groß, die Stellen rar, Leidenschaft und innerer Antrieb notwendig. Obwohl also Ehrgeiz als Thema, zumindest hab ich es lange so wahrgenommen, immer unterschwellig da ist, setzt man sich nur selten intensiver damit auseinander. Deswegen war es sehr spannend und aufschlussreich für mich – und ist es hoffentlich auch für euch – in meinem ersten selbstkonzipierten KM Magazin Ehrgeiz von verschiedensten Seiten zu beleuchten. Durch die Recherche, die Gespräche mit den Autoren und natürlich die Texte selbst konnte ich viel über die verschiedensten Aspekten lernen: über Psychologie und das persönliche Ego, über Passionen, berufliche Strukturen, Lebenswege und auch die Gesellschaft selbst.

Passion, Motivation, Ambition, Streben

In der Mehrheit der europäischen Sprachen bedeutet Ehrgeiz Ambition oder Motivation. Die Ehrgeizigen wollen etwas bewegen oder werden von etwas bewegt, sie sind geprägt von Idealismus und Begeisterung. Der etymologische Ursprung von Geiz meint Streben oder Passion – also nicht, mit Ehre zu geizen, sondern, danach zu streben. Die wirklich schöne Einleitung ins Thema beschäftigt sich denn auch mit der Evolution von Ehrgeiz als Teil des menschlichen Daseins. Das Interesse an Laufbahnen in der “brotlosen” Kunst lässt sich ohne diesen Ansporn kaum erklären. Ehrgeiz ist hier der Antrieb zur Selbstverwirklichung einer Leidenschaft und manchmal auch die Suche nach Antworten. In der Vielfalt der Themen, mit denen man sich als Geisteswissenschaftler beschäftigt – Philosophie, Geschichte, Politik, Gesellschaft, Kunst – ergeben sich immer wieder neue Ansätze, die Welt zu verstehen und Löungswege für aktuelle Probleme und Veränderungen zu finden.

Aber es gehört auch dazu, dass man für finanzielle Mittel und die Zustimmung der Geldgeber und Öffentlichkeit kämpfen muss. Ehrgeiz hat dann auch negative Facetten. In der Umgangssprache wird er oft mit der Übermäßigkeit von Wirtschaftsmagnaten oder Politikerboni in Verbindung gebracht. Doch auch in Wissenschaft und Kultur steht Ehre immer öfter für indivuelle Anerkennung oder die Durchsetzung der eigenen Meinung. Etwas veraltet klingend, sollte sie aber vielleicht wieder öfter in ihrem ursprünglichen Sinne in den Mittelpunkt gestellt werden: das Ansehen und die Achtung aufgrund von moralischen Werten, die in einer Gesellschaft oder einem Berufsstand gelten. Die Bemühung, offen zu sein und sich weiterzuentwickeln, zu Erkenntnissen nicht nur für das eigene Ansehen, sondern auch für die Gesellschaft zu kommen und nicht zuletzt Transparenz nach innen und nach außen sind solche erstrebenswerten Werte des modernen Wissenschaftbetriebes sein.

Caesar und Augustus

Caesar

Caesar

Ehrgeiz ist janusköpfig. Er steht – wie in der römischen Antike Caesar und Augustus – für den Unterschied zwischen dem Antrieb, besser zu sein als die anderen, und jenem, ehrwürdig sein zu wollen. Caesar ging über Leichen, um seine Ziele zu erreichen, und missachtete dabei vor allem den gesellschaftlich als richtig anerkannten Weg und die Werte, auf die man in Rom nun mal besonderen Wert legte. Auf sein Ziel zustürzend, verlor er die Steine dabei aus dem Blick und fiel. Augustus ging das geschickter an. Für ihn war, zumindest nach außen, das Ziel nicht der indivuelle Status, sondern das Wohl des Staates und damit die Ehre. Volk und Senat von Rom konnten sich damit denn auch eher anfreunden. Das ist zwar ein bisschen vereinfacht dargestellt – die Umstände waren nicht ganz unschuldig an den Karrieren der beiden – trotzdem hat die ehrgeizige Geschichte dieser beiden ihre Gültigkeit nicht verloren. Im Laufe einer Karriere schwankt man zwischen beiden Arten von Ehrgeiz,  die Anforderungen sind von Beginn an hoch. Wer nur nach Idealen und nicht ein wenig nach Macht und Einfluss strebt, bleibt auf der Strecke. Wissenschaftler sind stets auch gegenseitige Konkurrenz.

Manchmal scheint es, als sind gerade in den Geisteswissenschaften oft auch Stillstand und das Festhalten am Gegebenen an der Tagesordnung. Obwohl Leidenschaft hier einen großen Stellenwert hat, sucht man unter stetigem Druck gern nach dem idealen, sicheren Karriereweg und verliert dabei ein bisschen das eigene Ziel und die eigenen Vorstellunen aus den Augen. Auch diesem blinden Ehrgeiz ist ein Beitrag im Heft gewidmet, der einer spannenden Diskussion mit der Autorin folgte. Für das Ansehen wissenschaftlicher Arbeit und die Qualität der Ergebnisse ist es aber gerade der passionierte Ehrgeiz für die Sache, der gepflegt werden muss. Nur er kann den ehrwürdigen, fairen Wettkampf um Ideen, Ideale und Werte anregen, bei dem im das Streben nach Anerkennung über sich herauswächst.

Nicht zuletzt kann Ehrgeiz auch Spaß machen und ist ein zentraler Teil des Abenteuerdranges. Deswegen ist es umso spannender, dass Tanja Neumann auch etwas über Gamification geschrieben hat. Ich hoffe ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen wie ich und freue mich über Feedback, denn ohne bringt keine Form von Ehrgeiz etwas :)

Das Magazin könnt ihr euch hier kostenlos und vollständig als PDF herunterladen.

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1268

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Die Auswirkungen des Leistungsschutzrecht auf Wissenschaft und Kultur

Die Kampagne der Digitalen Gesellschaft gegen das Leistungsschutzrecht

Seit dem 01.08.2013 gilt in Deutschland das Leistungsschutzrecht (LSR) für Verlage und all jene, die regelmäßig eigene journalistische Texte im Internet für wirtschaftliche Zwecke nutzen. Zu denjenigen, die das neue Gesetz schützen soll, gehören nach dieser Definition auch die Pressestellen von Kultureinrichtungen und Forschungsinstitutionen, Blogs, die Teil beruflicher Tätigkeit sind, oder Autoren kultur- und wissenschaftsjournalistischer Beiträge. Sie haben nun das Recht, Informationsdienste abzumahnen, wenn diese kurze Textauszüge, sogenannte Snippets, ohne Einwilligung der Verfasser, Journalisten und Verlage für ihre News-Sammlungen verwenden. Wie die zahlreichen Reaktionen auf das Inkraftreten des LSR zeigen, ist dies gerade aus Marketing-Sicht jedoch nicht unbedingt anzuraten.Die Begründung des Leistungsschutzrechtes ist zum einen, dass auch kurze Textauszüge unter das Urheberrecht fallen. Zum anderen verdienen die Informations-Aggregatoren ihr Geld damit, die Texte anderer zu sammeln, sortieren und gebündelt anzubieten, ohne den Urhebern einen finanziellen Anteil daran zu gewähren. Zu diesen Anbietern gehören Google News, Rivva und auch fachliche Dienstleister wie Google Scholar, der Nachrichtendienst für Historiker oder die Presseschau von Archäologie Online. Um rechtlichen Konsequenzen vorzubeugen, haben die drei letztgenannten ihre in der Fachwelt geschätzten Dienste eingestellt. Google hingegen hat die Initiative ergriffen und wird in den News nur noch diejenigen Presseerzeugnisse zitieren, die sich dazu durch eine Meldung bei Google bereit zeigen. Die Problematik des Leistungsschutzrechtes wird hier sehr deutlich:

  • Es ist uneindeutig bezüglich der Länge der Textauszüge. Während Twitter- oder Facebookeinträge (scheinbar) ausgenommen sind, fallen Beitrags-Teaser, aber auch Überschriften oder Wortgruppen in den Schutzbereich.

  • Auch News-Sammler bieten eine Dienstleistung an, da sie die Vielzahl täglich neuer Nachrichten zusammenbringen, aber auch aufarbeiten, thematisch sortieren und damit dem Nutzer eines solchen Services, gerade auch im fachlich zum Teil sehr breit gefächerten eingegrenzten Wissenschafts- oder Kulturbereich, viel Zeit und Mühe ersparen.

Dieser Service bringt nicht nur den Anbietern, sondern auch den Autoren der hierfür genutzten Textauszüge Marketing-Vorteile. Denn während z.B. gerade die Pressemeldungen kleinerer Kultur- oder Forschungseinrichtungen häufig über den lokalen oder regionalen Rahmen nicht hinausgelangen, bieten fachliche und thematische Informationssammlungen ihnen die Möglichkeit, ihre Informationen neben den direkten auch den indirekten Zielgruppen mit geringem Aufwand zugänglich zu machen. Gleiches gilt für die nach wie vor steigende Anzahl an Fachblogs. Auch die Snippets, die Google Scholar bei der Suche nach online publizierten Fachbeiträgen anzeigt, könnten unter das LSR fallen. Problematisch ist ohnehin die Einordnung solcher Open-Access-Artikel, die, wenn sie in regelmäßigen Online-Fachzeitschriften erscheinen, ebenfalls unter den Begriff Presseerzeugnis fallen könnten. Auch die Zitation journalistischer Texte in wissenschaftlichen Publikationen ist im Kontext des Leistungsschutzrechtes noch nicht einzuordnen.

Um sich von der Nutzung des Leistungsschutzrechtes für die eigenen Presseerzeugnisse zu distanzieren, gibt es im Moment noch keine einheitliche Lösung. Trotzdem scheint es notwendig, sich aktiv zu äußern, da nicht nur der NfH und Archäologie Online die Konsequenzen umsetzen, sondern über Google News hinaus auch filtr.de und Rivva angekündigt haben, die Beiträge von Verlagen und Autoren, die keinen eindeutigen Standpunkt zum LSR geäußert haben, nicht mehr einzubeziehen. Um dies zu tun, gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Als Statement:

  • mit einer spezifischen, gut sichtbaren Äußerung auf der eigenen Website, die jedoch nicht automatisch ausgelesen werden kann und eine weitere Einbeziehung keinesfals garantiert, sondern vielmehr ein Statement darstellt,

  • mit einem Website-Banner der „Initiative gegen ein Leistungsschutzrecht“ (IGEL), das man auf http://leistungsschutzrecht.info herunterladen kann.

Als Maßnahme mit (wahrscheinlicher) Wirksamkeit:

  • mit einer Meldung bei Google News selbst,
  • mit dem Hashtag #lsrfrei und einer Eintragung auf der zugehörigen Internetseite http://mediainfo.de/index/lsr-frei,

  • sowie mit dem Begriff „snippet“ als Metatag, also unsichtbare Hintergrundinformation, auf der eigenen Website, der von den Suchrobotern der Anbieter gefunden werden kann. Dieser Metatag hat sich, im Gegensatz zu seinem Pendant „nosnippet“ jedoch noch nicht durchgesetzt, hier sind weitere Ideen abzuwarten.

Zu denjenigen, die sich bereits gegen eine Nutzung des LSR zugunsten der Fremdvermarktung ihrer Inhalte entschieden haben, gehören der Spiegel und die FAZ, Gruner+Jahr, t3n, und der Axel Springer Verlag, Creative Commons (CC), Wikimedia Deutschland und die Heinrich Böll Stiftung sowie zahlreiche Blogs. Sollte dieser Blog nach der uneindeutigen Formulierung im Gesetz auch unter das LSR fallen, distanziere auch ich mich davon, vom Leistungsschutzrecht Gebrauch zu machen, da ich gern weiterhin auffindbar und zitierbar bleiben und mit Lesern und Interessierten in Kontakt kommen möchte. Zudem wäre ich auch bereit, für die Dienste von Archäologie Online und dem Nachrichtendienst für Historiker zu zahlen, wenn sie auf diese Weise weiter arbeiten und ggf. anfallende Kosten für die Nutzung von Snippets tragen könnten.

Ausführliche Informationen zum LSR gibt es unter anderem von Thomas Schwenke, Anwalt für Social Media Recht und gewerblichen Rechtsschutz, hier oder von iRights hier. Auf die möglicherweise viel weiterreichenden Folgen des Leistungsschutzrechtes für die Wissenschaft verwies zudem Anatol Stefanowitsch.

Dieser Beitrag ist die leicht abgewandelte Form eines auf kulturmanagement.net am 01.08.2013 erschienen Artikels.

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1041

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re:publica 2013 – In / Side / Out und Open Open Open

re:publica

“Bei Wikipedia kann man keine Schweinehälften bestellen” – bei diesem Zitat aus dem Munde von Pavel Richter, einem der Vorsitzenden von Wikimedia Deutschland, könnte man durchaus vermuten, dass Internet sei noch immer nur ein Tummelplatz für Technikbegeisterte. 5ooo Internet-Faszinierte, zahlreiche Vertreter der klassischen Medien und auch einige der Politik, über 28o Sessions, Vorträge und Workshops, unzählige Tweets – die Zahlen machen klar, dass die re:publica längst für ein breitgefächertes Publikum das Highlight des Frühjahrs ist. Mit dem Motto “In / Side / Out of Science und Culture” im Gepäck, besuchte ich drei Tage Veranstaltungen zu Themen aus Kultur, Wissenschaft, Verlagen und E-Learning. Das Fazit vorweg: die digitale Revolution greift zunehmend auch auf diese Bereiche über, die Handlungsmöglichkeiten sind aber noch längst nicht ausgeschöpft. Und: neben Open Data oder Open Access treten nun auch Schlagwörter wie Open Expertise, Open Science, Open Culture oder Open Learning zunehmend in den Vordergrund.

Tag I – Von Ängsten und Möglichkeiten

Mein erster Tag auf der re:publica war bereits prall gefüllt mit lauter interessanten Projekten rund um die Sammlung, die Anwendbarkeit und den offenen Umgang mit Daten in Kultur und Wissenschaft. Ihrer Sammlung sind derzeit unzählige Projekte gewidmet, die Bücher (wie die Deutsche Digitale Bibliothek), museale Sammlungen (wie Open GLAM und Europeana) oder analoges Geschichtswissen (wie DigIt) digitalisieren. Und sie alle haben große Ziele.

Das WDR-Crowdsourcing Geschichts-Projekt DIGIT will kein Geld, sondern Wissen sourcen in Form von Zeitzeugen der Neuzeit wie Bildern und Videos. Der Erfolg seit Beginn der Kampagne im Dezember 2o12 ist groß, über 5ooo Fotos und 7oo Videos konnten gesammelt werden, um “analoge Erinnerung in die digitale Zukunft zu retten”. Eine solche Idee könnte für jeden Historiker ein faszinierendes und vielfältiges Archiv zugänglich machen. Gerade im Netz hat sie aber noch hohe Hürden zu überwinden, wie die hier angewandte rechtliche Basis zeigt. Da sich der WDR zu CC-Lizenzen für das zusammengetragene Material nicht durchringen konnte, wurde dieses unter nicht-exklusive Nutzungsrechte gestellt. Damit ist es zwar für den WDR weiterverwendbar, aber für Historiker, Interessierte, Blogger oder gar bloggende Historiker eben nicht.

Davon etwas ernüchtert, war ich umso begeisterter von dem Projekt OPEN GLAM (Galleries, Libraries, Archives, Museums) der Open Knowledge Foundation, das sich mehr Aufmerksamkeit und mehr Möglichkeiten der Nutzung des kulturellen Erbes zur Mission gemacht hat. Dabei soll vor allem die Öffentlichkeit eine große Rolle spielen, da sie als Finanzier einen Anspruch auf das von ihr finanzierte Wissen hat. Sehr gut fand ich neben dem prinzipiellen Anspruch der Open Knowledge Foundation ihre Zusammenarbeit mit Europeana, einem ähnlichen Projekt der EU, dass die Gemeinschaft Europas durch dessen gemeinsame Kultur und Geschichte betonen möchte. Hier werden Sammlungen unter Europeana als gemeinsamem Deckmantel digitalisiert, der die Verbindungspunkte der Länder verdeutlichen soll. Dies ist besonders wichtig, weil auch eine Vielzahl von Datenbanken für verschiedene Sammlungen nicht die gewünschten Ergebnisse bringen kann, wenn alle getrennt arbeiten und sich als unabhängig voneinander verstehen. Open GLAM und Europeana haben zusammen bereits mehr als 4o Millionen Daten gesammelt und mit CC-Lizensen online gestellt. Auch der nächste Schritt, ihre Anwendbarkeit, wurde in Form von Tools wie textus, timeliner oder crowdcrafting bereits in die Wege geleitet.

Bei einer Session, die im Namen der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) das Ende des Buches verkündete, stand jedoch wieder die Sammlung im Mittelpunkt, diesmal sogenannter gemeinfreier Bücher, die sich in den deutschen Bibliotheken und im Netz finden lassen. Auch wenn keineswegs das Ende des gedruckten Buches ausgerufen werden sollte, da die heutigen Bücher durch ihre Inhalte und Formen die Geschichtsquellen der Zukunft sind, geht es auch bei der DDB noch nicht primär um die Anwendbarkeit der Daten. Dies bedeutet nicht, dass es für nicht löblich wäre, für 12o Millionen Euro alle gemeinfreien Bücher in deutschen Bibliotheken zu digitalisieren, anstatt von demselben Geld einen Eurofighter zu kaufen. Aber gerade in Bezug auf die Anwendbarkeit von Open Data, die der eigentliche Kern der Forschung sein sollte, ist Open GLAM derzeit europaweit ein Vorbild für Projekte, die weiterhin im Status der reinen Digitalisierung verbleiben.

Vortrag_SaschaLobo

Das Ende des ersten Tages markierte für viele re:publica-Besucher der Vortrag von Sascha Lobo. Auch er sprach von Ängsten und Möglichkeiten, von der Netzgemeinde als Hobbylobby und Wut und Pathos als den Rezepten für ein freies, offenes und sicheres Netz. Die Drosselkom wurde nach diesem Vortrag nicht umsonst der meist-getwitterte Begriff der re:publica. Während Sascha Lobo die Netzpolitik als das schlimmste aller Orchideenfächer betitelte, war der Abschluss des Tages für mich vor allem der Blick über die unzähligen Reihen dieses buntgemischten und keineswegs nerdigen Publikums, das diesem Blogger lauschte, während die CDU noch immer glaubt, die Netzgemeinde sei eine eigenartige und etwas weltfremde Parallelgesellschaft.

Tag II – der Tag des Phönix

Während Open Data und Open Culture meinen ersten re:publica-Tag bestimmten, war der zweite geprägt von Open Expertise, Wissenschaftsjournalismus, Büchern und dem Ruf nach Open Open Open.

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Leider ist das Social des Social Web auch im Journalismus noch nicht überall endgültig angekommen, wie die ersten beiden Sessions meines zweiten re:publica-Tages zeigten. So bleibt es weiterhin schwierig, die Menschen zu Teilnahme am journalistischen Diskurs zu bewegen, obwohl das öffentliche Interesse an wissenschaftlicher Aufklärung weiter ungebrochen ist. Hierfür spielen zwei Gründe eine Rolle. Zum einen bieten die großen Medien auch auf ihren Online-Plattformen nur suboptimale Diskussionsmöglichkeiten. Meist findet man eine Aneinanderreihung zahlreicher Kommentare mit nur wenig Bezug zueinander, kaum argumentative Sortierungen oder gar die Option zu direkten Bezugnahme auf einen bestimmten Absatz. Zum zweiten halten auch diejenigen Privatpersonen, die z.B. aufgrund von Hobbys wirkliche Ahnung haben, mit ihrem Wissen noch sehr oft hinterm Baum. Beides könnte dazu dienen, die Teilnahme an Open Expertise zu fördern und Lesern wie Journalisten neue Ideen und Betrachtungsweisen zu eröffnen. Auf der Suche nach der Wiedergeburt der Zeitung eröffnen sich so neue Wege, sich mit den Bedürfnissen und Fragen der Menschen direkter zu befassen. DER JOURNALISMUS IST TOD. ES LEBE DER JOURNALISMUS!

Ähnliches galt an Tag II für das Buch. Wie der Musikindustrie und dem Printjournalismus, reicht nun auch den geisteswissenschaftlichen und belletristischen Verlagen das Wasser der Gewohnheit bis an den Hals. Ein Damm der Innovationen muss gebaut und der Frage nachgegangen werden, was eigentlich noch Buch ist, auch wenn es noch scheint, als bleibe das gedruckte Buch weiterhin ein heiliger Gral, ein mythisches Ding mit geheimnisvoller Anziehungskraft. Denn definiert sich ein Buch über die Form, so sind weder Hör- noch E-Bücher Bücher. Definiert es sich über den Inhalt, ist alles Geschriebene Buch. Aber nur das gedruckte Buch riecht nach Buch, fühlt sich an wie Buch und ist dekorativ, wie nur Bücher es sein können. Trotzdem steigt die Beliebtheit von E-Books und Readern mit ihren Ideen von Offenheit, Teilbarkeit und wiederum Socialbarkeit. Wie die Platte in der MP3, wird also auch das Buch wiedergeboren. DAS BUCH IST TOD. ES LEBE DAS BUCH!

Die Digital Humanities versuchten am zweiten re:publica-Tag erneut, den Phönix aus der Asche zu erwecken. Was für die Humanities das Buch, ist für die Digital Humanities die Datenbank. Auch die EU machte Open Access in ihrer Agenda 2o2o zur Bedingung für öffentlich finanzierte Projekte. Doch leider scheint es, als wären die DH zwar ihrer Aufgabe entsprechend sehr stark digital geworden, hätten dabei aber viel ihres Humanities-Daseins verloren. Die TOOLIFICATION steht im Mittelpunkt, während die Forschung und wiederum der Aspekt des Social noch fehlen, den die reine Zugänglichmachung von Erkenntnissen in Form von Daten nicht abdecken kann. Kommunikation wird noch nicht groß geschrieben und das obwohl die Erwartungen der Öffentlichkeit an die Forschung und der Forschung an die Forschung sich teilweise sehr stark unterscheide. Die Kernfrage ist: was kann man vermitteln, was will man vermitteln und wer trägt die Kosten? Von der Beantwortung ist Open Science jedoch nicht weit entfernt und so ist der Phönix gerade erst zu Asche geworden.

Tag III – Lernen Lernen Lernen

Mein dritter re:publica-Tag stand unter dem Motto RE:LEARNING. Dabei wurde schnell deutlich, dass die digitale Revolution auch hier weder für die Kinder- noch für die Erwachsenenbildung ihr schöpferisches Potential bisher voll ausgenutzt hat. Dies liegt anscheinend daran, dass die herkömmlichen Herangehensweisen noch immer sehr stark sind und nur schwer zugunsten neuer Optionen aufgegeben werden wollen. Die Hoffnung war ein aktives, selbstbestimmtes, individuelles, kreatives Lernen durch Tools, die sich an die Bedürfnisse der Schüler, gleich welchen Alters, anpassen lassen. Tatsächliche bieten sie dafür bisher aber nur wenig Optionen. Dies gilt für digitale Schulbücher ebenso, wie für MOOCs. Die meisten Materialien lassen sich zwar downloaden, aber nicht verändern, die Hierarchie zwischen Lernenden und Lehrenden wird noch nicht überwunden und auch die Lernziele sind noch zu unflexibel. Inwieweit dies alles erstrebenswert ist, mag diskutabel sein, trotzdem ändert sich zurzeit primär das Lehren anstatt das Lernen.

Gerade Gamification ist hier ein interessanter Ansatz, der sich auch auf die Vermittlung von Geschichte und Kultur sehr gut übertragen lässt. Eine der Sessions widmete sich dem EDUCACHING, das in einem Berliner Projekt das beliebte Geocaching mit der Suche nach historischen Orten und Geschehnissen innerhalb der Stadt verbindet. Eine virtuelle Schnipseljagd mit Rätseln und Abenteuern, ein Tripventure, digitale Inhalte an realen Orten. Eine Form des Lernens also, die nicht nur in Berlin funktionieren kann und Kompetenz anstatt nur Qualifikation vermittelt.

Während zurzeit vor allem die Schulen noch mit der Angst vor Kontrollverlust durch das Internet zu kämpfen haben und ein wenig die Hoffnung zu schüren scheinen, es gäbe eine Rückkehr zu der Zeit vor dem Netz, übertragen die Universitäten zwar Kurse ins Netz, nutzen aber auch nur selten hierfür wirklich innovative Methoden. Online-Vorlesungen, gepaart mit Tests und Abschlussklausuren, wie sie udacity oder coursera mit Universitätspartnern wie Berkeley, Harvard und dem MIT bieten, sind dieselbe Form des Lehrens in einem anderen Medium und versprechen nur bedingt eine Verbesserung der Lern-Situation. Auch hier herrscht noch ein gewisses Maß an Unflexibilität. Zwar sind die Themen vielfältig und auch zukunftsträchtig, die wirkliche Nutzbarkeit für jeden ist durch technische, sprachliche und zeitliche Voraussetzungen jedoch weiterhin eingeschränkt. Zudem stehen die Materialien nicht frei zur Verfügung, sondern gehören den jeweiligen Universitäten. Es verwundert demnach nicht, dass die Mehrheit der Teilnehmer nach wie vor Akademiker sind.

re:publica_1913Die Ideen des re:learning mögen demnach noch nicht ideal umgesetzt sein, digitale Schulmaterialien, virtuelle Diskussionsräume und eine verstärkte Ausrichtung auf den Social-Aspekt des Web 2.o zeigen aber das Licht am Ende des Tunnels. Insgesamt versprachen trotz noch offener Möglichkeiten und einem gewissen Festhalten an der Gewohnheit alle von mir besuchten Sessions, egal ob Open Culture und Open Science, Open Book oder Social Learning, denn auch neue Optionen, mit den Problemen der Welt umzugehen und mit innovativen Methoden durch die Zugänglichkeit von Wissen Lösungen zu schaffen. Denn nicht jeder hat, wie ich wortwörtlich am Ende der re:publica 2013 noch lernen durfte “the right mindset to study .. let’s say ancient history”..

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/828

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Social Reading – neue Möglichkeiten für wissenschaftliche Diskurse

Die Veränderungen des Web 2.0 als Social Web wirken sich in Aspekten wie Networking, Wissensmanagement und Projektkoordination zunehmend auch über den sozialen Bereich hinaus auf die Arbeit in der Wissenschaft aus. So kann u.a. der wissenschaftliche Diskurs mit Studenten oder … Weiterlesen

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/767

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Semantic Web – das Wissen der Welt vernetzten

Informationen zu sammeln ist evolutionär, ja beinahe als eine jener Eigenschaften des Menschen anzusehen, die ihn einzigartig machen. Je mehr Informationen über seine Umwelt der Mensch hatte, desto größer waren seine Chancen, in einer noch nicht kontrollierbaren Welt zu überleben. … Weiterlesen

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/733

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Ein Jahr „Netz und Werk“ – Geschichtswissenschaft zwischen E-Journal und Blogosphäre

  Telse Först und Anton F. Guhl Vor einem Jahr, zum Februar 2012, ging „Netz und Werk“ als einer der Gründungsblogs des deutschsprachigen Hypotheses-Netzwerkes online. Inzwischen sind zwölf Artikel gepostet. In der Spitze haben über 900 verschiedene Besucher bis zu 14.000 … Weiterlesen    

Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/1686

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Vernetzte Orchideen

Vernetzung, Beziehungen und Kommunikation sind für die Vertreter der Orchideenfächer nicht erst seit Kurzem von Bedeutung. Schon immer bestimmten Sympathie und Zwistigkeiten, Interessen und Charaktere, Kontakte und Kommunikation den wissenschaftlichen Lebenslauf, zumindest zwischen den Zeilen. In Zeiten, in denen die … Weiterlesen

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/319

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“Was heißt und zu welchem Ende…?” Net-Working und das wissenschaftliche Werk – Überlegungen zu Möglichkeiten und Grenzen eines universalhistorischen Blogs

Anton F. Guhl Es ist eine grundsätzliche Frage: Ist Wissenschaft, die ihre Ergebnisse nach geduldigem Studium in umfassenden Analysen durch das sorgfältige Prüfen von Thesen und Antithesen gewinnt, kompatibel mit dem schnelllebigen, hybriden und oft unverbindlichen Medium des Weblogs? Publish … Weiterlesen

Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/1114

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Theater in Antwerpen im 17. und 18. Jahrhundert

Amsterdam University Press is proud to announce the launch of the Journal of Dutch Literature, available online in Open Access along with two other AUP journals. […] Journal of Dutch Literature is the first English-language journal dedicated to the study of Dutch and Flemish literature from the Middle Ages to present day. (openaccess.nl). Aus der […]

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