Job: 3 x 0,5 Lehrkräfte für Digital Humanities (Univ. Tübingen)

From: Matthias Lang <Matthias.Lang@phil.uni-goettingen.de> Date: 15.04.2013 Subject: Job: 3 x 0,5 Lehrkräfte für Digital Humanities (Univ. Tübingen) ------------------------------------------------------------------------ Universität Tübingen, Tübingen Bewerbungsschluss: 03.05.2013 An der Universität Tübingen sind zum nächstmöglichen Zeitpunkt drei Projekt-Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter/innen (TV-L E 13) im Umfang von jeweils 50% einer Vollzeitstelle zu besetzen. Zwei Stellen sind projektbedingt auf drei Jahre, […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/04/4144/

Weiterlesen

Gekrümmte Räume, Cluster und Wolken: Wie das Social Web neue, originelle Formen der Geschichtsschreibung verhindert

Die US-amerikanische Kulturhistorikerin Lynn Hunt hat vor wenigen Jahren einen kleinen, äußerst lesenswerten Essay über das Schreiben von Geschichte verfasst. In How Writing Leads to Thinking (And not the other way around argumentiert sie: „Writing is not the transcription of thoughts already consciously present in my mind. Writing is a magical and mysterious process that makes it possible to think differently.” Ich denke oft an diesen Essay, wenn mir mal wieder auffällt, dass die Argumente, das Narrativ oder die Struktur eines Gedankens, die so schlüssig in meinem Kopf existieren und selbst in gesprochener Form noch einigermaßen Sinn ergeben, sich ganz und gar nicht zu einem konzisen Text fügen lassen möchten. Hier erfahre ich schmerzhaft, dass Schreiben ein eigenständiger und äußerst widerspenstiger Prozess ist – eine eigene Form des Denkens, die sich vom Sprechen oder auch vom Lesen unterscheidet.

Lynn Hunts Anmerkungen lassen sich meines Erachtens auf die Digital Humanities übertragen. Fast alle Historiker sind mittlerweile professionelle Nutzer digitaler Technologien wie des Internets. Täglich benutzen sie das Internet; es ist ein zentraler Bestandteil ihres Arbeitsprozesses geworden. Sie können es jedoch – in den meisten Fällen zumindest – nicht schreiben. Hier fehlt Wissen über einen entscheidenden Bestandteil dieser zentralen Technik. Dies anzuerkennen bietet möglicherweise einen Ansatz, die Probleme der Geschichtswissenschaft mit den Digital Humanities zu begreifen.

Diese Überlegung möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: Auf einem Workshop der Bryn Mawr University wurde Mitte März 2013 die Webpage Traces of Mind Control  gelauncht, deren Ursprünge in das Sommersemester 2011 zurückreichen. In diesem Semester hatte der Lehrstuhl für Nordamerikanische Geschichte der Universität Erfurt Sharon Ullman von Bryn Mawr als Gastprofessorin im Rahmen eines von der DFG geförderten Mercator-Projektes eingeladen. Ein Bestandteil des Projekts war die Erarbeitung einer Internetseite, die sich mit Spuren der Gedankenkontrolle, Disziplinierung oder Gehirnwäsche im Amerika des Kalten Kriegs beschäftigen sollte. Als einer von drei Doktoranden war ich als Research Assistant an dem Projekt beteiligt. Die Ausgestaltung des Projekts war offen. Zunächst war der Plan, eine digitale Datenbank zu erstellen, in der die Traces gesammelt werden sollten. Diese Idee wurde jedoch bald zugunsten eines digitalen Museums aufgegeben. Hier wollten wir die Bandbreite der digitalen Möglichkeiten nutzen, um etwas nie Dagewesenes zu erschaffen. Wir wollten gekrümmte, drei- oder waren es doch vierdimensionale Räume schaffen, in denen alles mit allem verbunden ist. Wolken und Cluster sollten die Komplexität der historischen Prozesse erfassen, wozu kein traditioneller Text in der Lage ist. Wir hatten nur eine Kleinigkeit vergessen: Wir wussten zwar, wie man das Internet liest, aber nicht, wie man das Internet „schreibt“. To make a long story short: Die Fertigstellung hat sich erheblich verzögert. Letztendlich wurde die technische Umsetzung nicht in Erfurt vollzogen, sondern auf der anderen Seite des Großen Teichs. Die Umsetzung blieb jedoch hinter unseren diffusen Erwartungen und Vorstellungen zurück – was völlig logisch ist und abzusehen war. Der abschließende Workshop im März 2013 in Bryn Mawr drehte sich dann auch nicht so sehr um den Inhalt unseres Projekts, sondern um dessen Form. (Wer sich für den Inhalt interessiert, ist noch einmal herzlich eingeladen, die Webpage zu besuchen – es ist dann doch noch ganz gut geworden.) Unter dem Titel Exploring the Challenges of International Digital Humanities Initiatives  wurden verschiedene Projekte im Feld der Digital Humanities vorgestellt. Wenig überraschend wurde deutlich, dass bloggen und twittern in den USA einen höheren Verbreitungsgrad haben als beispielsweise in Deutschland. (Wer sich überzeugen möchte, dass twittern in dieser Hinsicht vielleicht am wenigsten einhält, was es verspricht, dem empfehle ich das Storify des Workshops.) Hinzu kommt möglicherweise ein größeres Problembewusstsein für die Macht der Verlage, die mittels fragwürdiger Peer-Review-Verfahren die Wissenschaft gängeln können und so althergebrachte Machtstrukturen und Hierarchien perpetuieren. Das Internet und gerade das Bloggen ermöglichen es, erst etwas zu veröffentlichen und dann interessierten Lesern die Möglichkeit des Peer Reviews zu geben, was intuitiv mehr Sinn ergibt als die gängige Praxis, die genau andersherum verfährt.

Dies ist die aktuelle Frontier der Digital Humanities, die wissenschaftspolitisch große Auswirkungen hat. Allerdings geht es hier nicht so sehr um das Schreiben von Geschichte, sondern um die digitale Verbreitung wissenschaftlicher Texte, die zumeist in Textform vorliegen und die sich strukturell von herkömmlichen Texten zumeist (nur) durch Hyperlinks, die Kommentarfunktion und stellenweise eingebettete Videos unterscheiden. Das Emplotment und somit das Narrativ verharrt jedoch im Hayden White’schen Sinne auf dem Stand der Antike. Die Pointe ist hier: Möglicherweise hat das Social Web an dieser Stelle zu einer Rückwärtsbewegung geführt. Diese Idee kam mir während der Keynote des Workshops, die von Michael O´Malley, einem technikaffinen Historiker der George Mason University, gehalten wurde. O´Malley stellte zwei seiner Webprojekte vor. Ein aktuelles und eines, das bereits im Jahr 1996 begonnen hatte und 2004 abgeschlossen wurde. Das aktuelle Projekt ist Global Perspectives on Digital Humanities. Ein Versuch, historische Arbeiten demokratischer und offener, ohne Verlage und vorgelagerte, fadenscheinige Peer-Review-Verfahren zu organisieren. Ein wissenschaftspolitisch zweifelsfrei unterstützenswertes Unterfangen. Aus der Perspektive der Geschichtsschreibung jedoch noch interessanter ist das ältere Project The Lost Museum. Dies war ein früher Versuch, das Internet als eigenständige Form des Denkens ernst zu nehmen. Es ist eine Mischung aus Adventure Game und digitaler Ausstellung, die mittlerweile etwas angestaubt wirkt, aber nach wie vor ein faszinierendes Beispiel ist, wie Geschichte mit den Mitteln des Internet geschrieben werden kann. The Lost Museum hat zahlreiche Preise gewonnen und wurde vom National Endowment for the Humanities gefördert. Mittlerweile – dies ist zumindest mein Eindruck und ich würde mich über Hinweise auf andere Beispiele freuen – sind solche Projekte die Ausnahme.

Bloggen und Twittern ermöglichen neue Wege der Wissenszirkulation, sie verändern das Publikum, ermöglichen gleichermaßen etablierten Wissenschaftlern, dem Nachwuchs und auch Außenseitern sowohl komplexe Ideen als auch Schnellschüsse zu veröffentlichen und der Peer Review auszusetzen. Hinter diesen Möglichkeiten zurück bleibt jedoch der kreative Aspekt – das Geschichte-Schreiben mit dem Internet tritt in den Hintergrund. Die Arbeiten liegen zumeist in „klassischer“ Textform vor. Wenn es jedoch einen Schritt weiter gehen soll, wenn die Inhalte sich verändern sollen, dann muss das Internet-Schreiben als eigener magischer und mysteriöser (um Hunt wieder ins Spiel zu bringen) Prozess verstanden werden. Ein bisschen wünsche ich mir, dass sich die Frontier der Digital Humanities wieder etwas von den Social Medias entfernt und stärker den kreativen Darstellungsformen widmet, auf die man sich mangels sozialer Austauschmöglichkeiten im Prae-Web-2.0 konzentrierte. Wo bleiben die gekrümmten Räume, die Wolken und Cluster, die neue Formen der Narrativität schaffen?

Quelle: http://fyg.hypotheses.org/56

Weiterlesen

Aufruf zur Blogparade: „Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?“ #dhiha5

Text: http://dhdhi.hypotheses.org/1598; Lizenz: CC BY 3.0 By: Mareike König Am 10. und 11. Juni 2013 findet das 5. Kolloquium der Reihe „Digital Humanities am DHIP“ statt, gemeinsam organisiert vom Deutschen Historischen Institut Paris mit “L.I.S.A. – das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung” und unter Mitarbeit des Centre pour l’édition électronique ouvert (Cléo). Auf der diesjährigen […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/04/4106/

Weiterlesen

Aufruf zur Blogparade: „Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?“ #dhiha5

IMG_6056Am 10. und 11. Juni 2013 findet das 5. Kolloquium der Reihe „Digital Humanities am DHIP“ statt, gemeinsam organisiert vom Deutschen Historischen Institut Paris mit “L.I.S.A. – das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung” und unter Mitarbeit des Centre pour l’édition électronique ouvert (Cléo). Auf der diesjährigen international besetzten Tagung geht es um die Auswirkungen der derzeitigen digitalen Veränderungen auf die Forschungsbedingungen und insbesondere um die Frage, welche Konsequenzen sich daraus für den Nachwuchs in den Geisteswissenschaften ergeben. Im Mittelpunkt stehen die Themen Ausbildung und Karriere, Anerkennung wissenschaftlicher Leistungen, Qualitätssicherung und Evaluierung sowie neuer digitale Formen der Wissenschaft. Die Tagung wird mit einer Keynote von Christian Jacob eröffnet. Anschließend gibt es vier Panels:

Panel I:  Wie verändert sich derzeit unsere Forschungs- und Wissenschaftskultur?
(mit Edward Vanhoutte, Dominique Bouiller und Arianna Ciula)

Panel II:  Universitäre Ausbildung: Welche neuen Kompetenzen sind erforderlich?
(mit Malte Rehbein und Jean-Michel Salaün)

Panel III: Evaluierung und Qualitätssicherung in den Digital Humanities
(mit Milena Žic-Fuchs und Denise Pumain)

Panel IV: Karriere, Finanzierung und akademische Anerkennung der Leistungen in den Digital Humanities
(mit Claudine Moulin und Pascal Arnaud)

Mit diesem Aufruf zur Blogparade soll der gesamten wissenschaftlichen Community die Möglichkeit gegeben werden, sich kollektiv und öffentlich an der Vorbereitung des Kolloquiums zu beteiligen.

Eingereicht werden können einzeln oder kollektiv erstellte Beiträge zu den oben genannten Themen, die in Blogs, auf Pads oder Wikis veröffentlicht wurden, sowie relevante Texte oder Quellensammlungen bei Zotero, Diigo, Tumblr oder Storify usw., audio-visuelle Beiträge, Zeichnungen, Podcasts, Interviews etc. – jedes Format, dass zu einer öffentlichen Diskussion beitragen kann, ist willkommen!

Teilnahmebedingung ist, dass es sich um einen öffentlichen Beitrag handelt, der mit dem Hashtag #dhiha5 versehen ist. Damit ein Beitrag berücksichtigt werden kann, bitten wir Sie, ihn unter diesen Artikel als Kommentar zu posten. Wer selbst kein eigenes Blog hat, kann seine Beiträge per Mail zur Veröffentlichung in unserem Blog einsenden (Kontaktdaten siehe unten). Ein öffentlich zugängliches Twitterarchiv für den hashtag #dhiha5 ist eingerichtet.

Alle Beiträge werden von einer Gruppe deutscher und französischer Nachwuchswissenschaftler/innen zusammengefasst und zu Beginn der einzelnen Panels des Kolloquiums vorgestellt. Die Vortragenden werden gebeten, auf die Beiträge zu reagieren. Die eingereichten Beiträge bilden die Basis eines Manifestes für den Nachwuchs in den Digital Humanities, das am Ende des Kolloquiums gemeinsam redigiert und anschließend veröffentlicht wird.

An die Tastaturen – wir freuen uns auf Ihre Beiträge!!

Mareike König (mkoenig [at] dhi-paris.fr)

Pierre Mounier (pierre.mounier [at] ehess.fr)

Georgios Chatzoudis (chatzoudis [at] gerda-henkel-stiftung.de)

_______________________________

Abbildung: Typewriter by toastytreat87, Creative Commons CC BY-NC-ND 2.0

Siehe auch: Wissenschaftlicher Nachwuchs in den Digital Humanities – Ankündigung einer Tagung 2013, in: Digital Humanities am DHIP, 1.6.2012, http://dhdhi.hypotheses.org/916.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1598

Weiterlesen

Professur (W1) für Digital Humanities an der Universität Köln zu besetzen

An der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln ist zum 01.10.2013 eine Professur (W1) für Digital Humanities zu besetzen. Die Stelle ist für das Cologne Center for eHumanities (CCeH) zuständig. Ihr Aufgabengebiet umfasst den Einsatz der Informationstechnologien in den Geisteswissenschaften, von den Philologien bis hin zu den objektbezogenen Fächern wie der Kunstgeschichte oder Archäologie. Zu […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/04/4088/

Weiterlesen

Semantic Web – das Wissen der Welt vernetzten

Informationen zu sammeln ist evolutionär, ja beinahe als eine jener Eigenschaften des Menschen anzusehen, die ihn einzigartig machen. Je mehr Informationen über seine Umwelt der Mensch hatte, desto größer waren seine Chancen, in einer noch nicht kontrollierbaren Welt zu überleben. … Weiterlesen

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/733

Weiterlesen

Was Sie schon immer über “research technologists” wissen wollten und nie zu fragen wagten

Vom 11. bis 12. März fand am Corpus Christi College in Oxford ein Workshop zum Thema “Recognising Research Technologists in Research: an Action Plan” statt. Der Workshop wurde von JISC (UK) gemeinsam mit SURF (NL) und dem CSC (FIN) organisiert und fand im Rahmen des e-Infrastructure Policy Forums statt. Zwei kurze Tage lang diskutierten Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen und europäischen Ländern darüber, was “research technologists” definiert, welche Rolle sie im Forschungsprozess insbesondere im Kontext der Digitalisierung haben, und wie man ihren Status und ihre Karrierepfade, ihre Ausbildung und ihre Anerkennung verbessern könnte. Einige Ergebnisse des Workshops sollen hier in Form von Frage & Antwort berichtet werden.

1. Was sind “research technologists” überhaupt?

Torsten Reimer, "Old Tunnel, New Light"

Licht am Ende des Tunnels? (Keller der Bodleian Library, Oxford) – Torsten Reimer, “Old Tunnel, New Light”. Mit freundlicher Genehmigung, all rights reserved, Quelle: http://www.flickr.com/photos/torstenreimer/8554250760/sizes/h/in/photostream/.

Der Begriff “research technologist” (je nach Kontext auch “scientific programmer” oder “data technologist” genannt) bezeichnet kurz gesagt eine Personengruppe, die technisch-informatische Kompetenzen und Lösungen in den wissenschaftlichen Forschungsprozess einbringt. Dabei kann man sie in einem Kontinuum verorten, das zwischen zwei Polen aufgespannt ist: auf der einen Seite die rein auf ihre disziplinäre Forschung fokussierten Wissenschaftler (von denen heute allerdings zumindest eine gewisse technische Expertise erwartet wird); auf der anderen Seite die reinen technischen oder informatischen Dienstleister, die generische Standard-Lösungen für bestimmte Probleme (wie Datenspeicherung, Datenmanagement, Retrieval-Lösungen, etc.) anbieten können. Zwischen diesen beiden Polen sind einereits, näher am wissenschaftlichen Pol, die “digital humanists” oder “e-scientists” angesiedelt, die zwar primär ihren eigenen Forschungszielen verpflichtet sind, diese Ziele aber unter Einsatz individuell angepasster technologischer Lösungen zu erreichen suchen; andererseits, und näher am technologischen Pol angesiedelt, gibt es eben die research technologists, die einen primär technisch-informatischen Hintergrund mit einem tieferen Verständnis für Forschungsfragen verbinden und die forschungsgetriebene, individuell angepasste technologische Lösungen entwickeln und umsetzen.

2. Warum sind “research technologists” wichtig?

Im Kontext der zunehmenden Digitalisierung des kulturellen Erbes in den Geisteswissenschaften, der evidenzbasierten Sozialwissenschaften und der datengetriebenen Naturwissenschaften ist innovative Forschung ohne spezifische technisch-informatische Kompetenzen, die über generische Standard-Lösungen hinaus gehen, kaum noch denkbar. Die Europäische Kommission und das eIPF haben jedenfalls formuliert, dass ohne eine gut aufgestellte community von research technologists wettbewerbsfähige Forschung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunehmend schwieriger sein wird. Die Spezialisierung und Arbeitsteilung in der Wissenschaft macht es zunehmend unmöglich, dass ein/e einzelne/r Wissenschaftler/in alle im engeren Sinne forschungsgetriebenen und alle technologischen Aspekte seiner/ihrer Forschung selbst beherrschen, anpassen und neu entwickeln kann. Zugleich sind “research technologists” mit meist informatischem Hintergrund in der Industrie und dem Service-Sektor gefragte Arbeitskräfte, sodass es für die Wissenschaft oft schwierig ist, geeignete Mitarbeiter/innen zu finden und zu halten. Viele Projekte in den digitalen Geisteswissenschaften sind davon betroffen.

3. Warum ist der Status von research technologists derzeit problematisch?

Zur Zeit haben “research technologists” keinen klar definierten Status; den meisten Wissenschaftlern ist der Begriff selbst unbekannt. Da sie nicht selbst disziplinär verankerte Forschungsprojekte leiten oder eine solche Leitungsposition anstreben, steht ihnen anders als “normalen” Wissenschaftlern keine akademische Karriere offen. Da sie andererseits nicht zum festen Personal von Rechenzentren gehören, die überwiegend nicht für so forschungsnahe und projektgetriebene Forschungsprojekte zuständig sind, haben sie auch hier keine konkreten Aufstiegschancen. Weil sie überwiegend projektbasiert eingestellt werden, sind sie zumindestens in den Geistes- und Sozialwissenschaften häufig befristet und unsicher beschäftigt. Und weil sie zu oft als Dienstleister gesehen werden, und nicht als vollwertig am Forschungsprozess beteiligte, sind sie häufig nicht Ko-Autoren wissenschaftlicher Artikel über ihr Forschungsprojekt und bekommen demnach nicht einmal symbolisches akademisches Kapital für ihre Arbeit.

4. Was können verschiedene Akteure unternehmen?

Es wurden verschiedenste Lösungsansätze diskutiert, vier davon scheinen mit aber besonders wichtig. Erstens sollte der genuine, forschungsorientierte Beitrag, den “research technologists” zum Forschungsprozess beitragen dadurch gewürdigt werden, dass sie mit Bezug auf ihre Gehaltsstufe als Wissenschaftler eingestuft werden oder zumindest besser gestellt werden, als dies derzeit oft der Fall ist. Zweitens und kurzfristig sollten sie aus dem gleichen Grund am Verfassen und Publizieren von wissenschaftlichen Artikeln beteiligt werden, was möglicherweise die Inhalte ebenso beeinflussen würde wie die geeigneten Publikationsorte. Drittens und mittelfristig sollten veränderte Publikationsgewohnheiten es “research technologists” erlauben, durch die Publikation von Tools und Code ebenfalls “academic credit” zu erwerben. Viertens (und das scheint mir der Bereich zu sein, wo am deutlichsten eine win-win-Situation hergestellt werden könnte), sollten an den Universitäten idealerweise auf Fakultätsebene “Research Technology Centers” oder “Digitale Forschungszentren” eingerichtet werden, die “research technologists” dauerhaft eingerichtete Stellen anbieten können. Das würde den RTs eine dauerhafte Perspektive eröffnen und es Projekten zugleich erlauben, zeitweise und flexibel Expertise ins Projekt zu holen, ohne dass die RTs nach Abschluss des Projekts auf der Straße stehen, und ohne dass der Universität wertvolle Expertise verloren geht.

Klar wird auf jeden Fall, dass die Entwicklung in der Forschungspraxis nicht haltmacht, während die kulturellen und institutionellen Gegebenheiten nur langsam reagieren. Hier sind in der Tat individuelle Forscher/innen ebenso gefragt wie Entscheider/innen auf institutioneller Ebene! Auch Input aus der Community ist hier gerne gefragt: Welche (vielleicht abweichende) Erfahrungen haben Sie in Ihren Projekten mit “research technologists” gemacht? Sind Sie vielleicht selbst eine/r? Was sehen Sie als dringlichste Probleme?

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1487

Weiterlesen

[Guest post] Wikipedia & Local History: a case study by Conny Reichling


On February 7, 2013 an UGR Symposium on eLearning took place at the University of Luxembourg at Campus Walferdange. Bob Reuter invited Agnès Prüm (about Moodle), Benoît Majerus (about Twitter) and me to talk about our eLearning experiences in the classroom.

During the summer semester 2011 Sonja Kmec and I animated a seminar using Wikipedia as a tool to work on local history. I presented our experiences at the eLearning colloquium as a case study on “Using Wikipedia as a tool in local history”.

One of the objectives of the seminar was to confront the toolbox (methods of historical analysis and ways of dissemination) of a historian with the possibilities given by the Web 2.0. Compared to the tools a historian would traditionally use, the Web 2.0 blurs the line between author and reader. Everyone can become an author on the Web 2.0 if he or she wishes. Knowledge is travelling faster and is somewhat democratized, providing there is no censorship and there is Internet access. Students were thus encouraged not simply to consume historical texts, but to participate themselves in the production of knowledge. Another purpose of using Wikipedia as a tool for feedback on existing literature and generation of new knowledge was to consolidate the presence of local history on the Internet.

We chose Wikipedia for its dynamic features (as opposed to a blog or a journal) and for its democratic quality control (see TED talk by Jimmy Wales). Students were asked to create or edit a Wikipedia encyclopedia entry about Luxembourgian local history and benefit from the comments added and alterations made to their article in order to complete or correct their final work, which consisted in a traditional scientific essay.

In the course of this experiment with new transmedial methods, Wikipedia became the link between grey literature of difficult access and the Web 2.0 providing information on as good as every subject. Although, the general malaise regarding the use of Wikipedia in an academic environment is still very present in comments made by our students in the anonymous evaluation of your course, such as “I wouldn’t want my work published somewhere else than wiki – meaning a serious webpage” or “Je trouve que le travail sur wikipédia [n’] est absolument pas nécessaire, surtout parce que les profs nous ont interdit d’utiliser ce site”.

Because historiography on Luxembourg – like most local history – is mostly done by laymen and therefore the output consists mainly of so-called grey literature, Sonja and I chose to involve local historians in this project from the start and invited them to attend the seminar by distributing flyers. We recruited 32 participants (13 auditeurs libres and 19 ‘regular’ history students). Although these numbers appeared to be nicely balanced, the students felt somehow threatened by the (mostly) elderly people attending and actively contributing to the seminar. This is very clear from the anonymous evaluation at the end of the term, as the following quotes show: “Zu viele auditeurs libres!!” and “Je pense que le mixe entre étudiants jeunes et séniors était difficile dans ce cours, en particulier à cause du travail sur les ordinateurs.” While some students were obviously more computer literate that most auditeurs libres, this was not the case for all students. While the attending local historians had no qualms about asking for IT advice during class, students did not ask questions during the seminar, but preferred to send emails as to the proper use of Wikipedia afterwards. This may be linked to peer pressure, as their need for help would discriminate them from their own age group or it may be related to their refusal to give up and wish to experiment some more after class.

The participants were to study a geographical site in Luxemburg of their choice and write a few small encyclopedic entries, a bibliography and a scientific paper as well as to discuss their research methods in an oral presentation during the seminar. In order to motivate the students a little bit more, we offered the possibility to publish the best papers – with the author’s name – on a homepage dedicated to this seminar. 5 out of 32 papers met the criteria for publishing, but only two accepted to be published online.

One side product of the seminar consists in the confrontation blurring between historical facts such as learned by the students and the memories (Erinnerung und Gedächtnis) recounted by the older people attending the class. This lead to a more critical understanding of Oral History and written sources, the authority of which were increasingly questioned. Thus we’ve added a session about Oral History and its methods and pitfalls.

Despite the fact that students evidently use Wikipedia very commonly as a source for their work at the university, they are very reluctant when it comes to actually working with Wikipedia. We also noticed that the administrators of Wikipedia are very active and very fast in moderation contributions. The students were free to work on Wikipedia in French, German, English and Luxemburgish, knowing that the Luxembourgian Wikipedians knew about this project and the moderators weren’t quite as severe as on the French Wikipedia for instance where articles not meeting the Wikipedia guidelines would be removed without any warning. On the Luxembourgish Wikipedia, the moderators monitored the entries made by the students and would intervene via comment when things had to be modified.

Most of their critics regarding the students’ Wikipedia contributions concerned the lack of respect of the encyclopedic writing style. Most of the students did indeed copy-paste their scientific papers into the Wikipedia entry without using the proper posting guidelines. This resulted sometimes in heavy editing by more seasoned Wikipedians.

None of the participants was a Wikipedia contributor before the seminar; most remain reluctant towards the active use of Wikipedia. Only a few auditeurs libres and students are still active Wikipedians one year after the seminar took place.

Another idea worth keeping in mind for the years to come is to work closer with the researchers from educational sciences (Bob Reuter) and pick up on their offer to see the seminar scientifically through combining the teaching process with the learning process more thoroughly.

Conny Reichling (on twitter @connyreichling)

 

Quelle: http://majerus.hypotheses.org/645

Weiterlesen

Schöne neue Welt?

Michael Kaiser meint in seinem Statement zur Tagung “Kathedralen des Wissens – Bibliotheken im Internetzeitalter”:

Auch das war Bibliothek: Sie war nicht mehr restriktiv und gängelnd, im Gegenteil. Sie war ubiquitär und barrierefrei – auf einmal ergaben sich ganz neue Arbeitsmöglichkeiten und neue Recherchemöglichkeiten. Wer ähnliche Erfahrungen gemacht hat, kann den Wechsel von der traditionellen Bibliothek zur neuen Bibliothek im Internetzeitalter kaum als Verlusterfahrung begreifen. Vielmehr erlebte man durchweg Verbesserungen und es ergaben sich neue Chancen.
[Die neue Bibliothek: Die Perspektive eines wissenschaftlichen Nutzers]

Die neuen Chancen sind unbestritten – vor allem die im Text angesprochene Möglichkeit, jederzeit auf Rara zuzugreifen, diese bei Bedarf einfach auszudrucken und dann damit/darauf/darin zu arbeiten, ohne K(r)ampf mit Schaumstoffkeilen, Bleischnüren, ohne das Gefühl, allein durch das Berühren des Bandes des Bestand zu gefährden, ohne Diskussionen über den (Un-)Sinn weißer Handschuhe.

Die neuen Chancen wären noch größer und verlockender, wäre die Bibliothek tatsächlich ubiquitär und barrierefrei. In der Praxis türmen fehlende und/oder unzulängliche Recherchemöglichkeiten, die mit den Anforderungen und Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts nicht Schritt halten, neue Barrieren auf, sodass die Suche nach Digitalisaten den wissenschafltichen Nutzer vielfach in Vor-OPAC-Zeiten zurückwirft.

Aus der Sicht des Nutzers scheinen Katalogsysteme nicht für Bücher, die vor 1850 produziert wurden, gemacht zu sein – und auch nicht dafür anpassbar zu sein. Die diversen Richtlinien wie RAK-WB und Datenformate wie MAB2, MARC21, UNIMARC, MAB1/MAB2, Pica+/Pica3, ZDB-ZETA, etc. werden immer ausgefeilter. Die Möglichkeiten, Objekte in Bibliothekskatalogen zu beschreiben, immer ausgefeilter. Aber zwischen dem regelkonformen und systemkonformen Erfassen eines Buches für einen Katalog/eine Datenbank und dem Zugriff durch die wissenschaftliche Nutzerin liegen Welten:

  • Bibliographische Daten in Originalschrift werden nicht/nur teilweise angezeigt
  • Umschriften für nicht-lateinische Schriften werden willkürlich gewählt bzw. frei kombiniert – oder wie ist es zu verstehen, wenn bei der Transkription chinesischer Titel in Hanyu Pinyin 漢語拼音 Wörter nicht zusammengeschrieben werden, sondern allenfalls Silben mit Bindestrich verbunden werden? Die Daten sind de facto unbrauchbar.
  • OPAC und digitale Bibliothek sind nicht verknüpft (bzw. dauert der Abgleich häufig zumindest 4-6 Wochen) – sodass die Digitalisierungs-RSS-Feeds Objekte anzeigen, die dann entweder noch nicht verfügbar oder aber über normale Wege (= Katalog) nicht auffindbar sind
  • Kataloge, die nach 2 Minuten Inaktivätet ‘aus Sicherheitsgründen’ Sitzungen abbrechen – da sind die neuerdings 10 Minuten schon ein Riesenschritt:

    @monikalehner Ab heute längeres Time-Out im OPAC: Session-Unterbrechung erst nach 10 Min. 120s-Time-Out gilt für lange dauernde Suchanfragen

    — Staatsbibliothek (@bsb_muenchen) 5. Februar 2013

  • Metadaten sind kaum vorhanden / so rudimentär, dass Ausgaben nicht mehr erkannt und Adligate nicht (mehr) gefunden werden können.
  • Möglichkeiten, offensichtliche (Schreib/Lese)Fehler anzuzeigen gibt es (von wenigen Ausnahmen abgesehen) nicht -  der Katalog irrt nie, prinzipill ist die Nutzerin das Problem.

Die Klagen ließen sich lange fortsetzen … und vermutlich könnten BibliothekarInnen ebensolange Listen mit Klagen schreiben. Die Lösung kann nicht sein, durch immer neue Regelwerke und immer neue Umbauten der User-Interfaces Mauern zu halten und zu verstärken und ‘Stellungen zu verteidigen’.

Die ‘Kathedralen des Wissens’ – in meinem Fall so unterschiedliche Orte und Räume wie der Augustiner-Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek, die UB Leiden mit dem offenen Magazin, die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, die Bibliothek der School of Oriental and African Studies und viele andere – waren und sind Orte, die Texte verfügbar hielten und – manchmal mit Hindernissen – zugänglich machten. Die Art der Eröffnung des Zugangs (= Katalog i.w.S.) hat sich zwar äußerlich verändert, sich aber nur wenig den modernen Nutzeranforderungen angepasst. Für Einsteiger gaukelt die ‘einfache Suche’ einen leichten Zugang vor, für den fortgeschrittenen Benutzer, der mit einer Fülle unterschiedlicher Datenbanken, Bibliographien und Kataloge arbeitet, sind die ‘eigerlegenden Wollmilchsäue’ eher Frust denn Erleichterung.

Die geänderten technischen Möglichkeiten bringen es mit sich, dass viele Texte, deren Beschaffung vor wenigen Jahren noch eine große Herausforderung (und mit nicht unerheblichen Kosten) verbunden war, sind heute in Sekunden auf dem Desktop, auf der Festplatte gespeichert und/oder ausgedruckt sind.  Doch das ist nur der erste Schritt – die Möglichkeiten, die sich durch die leichtere Verfügbarkeit und den unmittelbaren Zugriff eröffnen (u.a. Vergleich unterschiedlicher Ausgaben, Zoom-in bei Abbildungen und Kartenmaterial) sind noch wenig ausgereizt.

 

 

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/369

Weiterlesen