Die ‚Kleine Welt‘ als großes Hindernis?

Abb. 1: Im Verlauf der militärischen Auseinandersetzungen kam es im Dezember 1583 zur Sprengung der Godesburg. Quelle: Wikimedia.

Für ein Aufeinandertreffen von ‘Kleinen’ und ‘Großen’ Welten ist der Kölner Krieg (1583-1588) in vieler Hinsicht ein geeigneter Untersuchungsgegenstand, betraf dieser Konflikt doch neben der lokalen Ebene im Rheinland oder in Westfalen auch die Reichs- und sogar auch die internationale Ebene. Im Rahmen des von der TRA 5 „Present Pasts“ geförderten Projekts „‚Kleine‘ und ‚Große‘ Welten im Rheinland der Vormoderne“ sollen unter anderem die Einflussmöglichkeiten der ‚Kleinen‘ auf die ‚Großen Welten‘ durch bottom-up-Prozesse betrachtet werden. Ein Beispiel für eine solche Initiative stellt das Vorgehen des erzstiftischen Landtags im Januar 1583 gegen Kurfürst Gebhard Truchsess von Waldburg dar.

Die Episode auf dem erzstiftischen Landtag 1583 steht in direktem Zusammenhang mit dem Reformationsversuch Gebhard Truchsess‘ und stellt eine der ersten Erprobungen der Bestimmungen der 1550 erneuerten Rheinischen Erblandesvereinigung im Konfliktfall dar. Diesen Konflikt um die konfessionelle Ausrichtung des Kurfürstentums konnte wohl keiner der Domkapitulare vorhersehen, die im Jahre 1577 die Stimme für den treuen Katholiken Gebhard abgegeben hatten.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2023/12/landstaende-kleine-welt-hindernis-schulte/

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Die kurkölnischen Statthalter während der Regierungszeit Clemens Augusts von Bayern

Rosalba Giovanna Carriera, Clemens August, Erzbischof von Köln, 1727, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Inventar-Nr. P 21

Schon in der Antike entstanden Großreiche, deren Ausdehnung den jeweiligen Herrscher daran hinderte, überall und jederzeit seine Regierungsgewalt selbstständig ausüben zu können, d.h. er war oft dauerhaft abwesend. Um den hieraus resultierenden Problemen zu begegnen, waren die Durchführung von Regentenreisen oder die Delegation von Herrschaftsrechten an Stellvertreter in den einzelnen Provinzen, die im Namen und als Alter Ego des Souveräns die Regierung führten, gängige Lösungen. Die Einsetzung solcher Statthalter ist z.B. im persischen Achämenidenreich anhand der seit Großkönig Dareios I. (549-486 v.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2019/07/kurkoeln-statthalter/

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Die Flugschriftensammlung der bayerischen Landstände

Flugschriften und Flugblätter stellen gerade für den Dreißigjährigen Krieg einen Quellenfundus von besonderer Bedeutung dar, eben weil die mediale Aufbereitung vieler Ereignisse neue Dimensionen erreichte: Es gibt kaum etwas, worauf die zeitgenössische Publizistik nicht reagierte, angefangen vom Pfalzgrafen in Böhmen bis hin zu den Friedensschlüssen in Westfalen. Für die Forschung ist dies nichts Neues, und großartige Verzeichnisprojekte wie das VD17 zeigen, wie reichhaltig die Überlieferung in diesen Jahren fließt. Auf einen besonderen Flugschriftenbestand hat jetzt Gabriele Greindl aufmerksam gemacht: die Sammlung der Druckpublizistik in der Bibliothek der bayerischen Landstände. In ihrem ausführlichen Beitrag geht sie auf die Geschichte der landständischen Bibliothek und speziell des Flugschriftenbestandes ein, dessen Aufbau und Struktur sie beschreibt und dessen inhaltliche Schwerpunkte sie skizziert. (Gabriele Greindl, Flugschriften aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in der Bibliothek der bayerischen Landstände. Eine neue Quelle zur Geschichte der Ständeversammlung, in: Festgabe für Andreas Kraus zum 90. Geburtstag, S. 283-338.)

Nicht nur die bayerischen Herzöge und Kurfürsten haben eine prachtvolle Bibliothek aufgebaut; auch die bayerischen Stände sammelten in großem Stil Druckwerke. Ihre Bibliothek, die neben rund 6.000 Bänden auch zahlreiche Periodika, Handschriften und ungebundene Werke umfaßte, wurde nach der Mediatisierung wie die Buchbestände der säkularisierten Klöster Anfang des 19. Jahrhunderts der Bibliothek des bayerischen Landesherrn einverleibt. Dies betraf auch die Flugschriften, die sich in der landständischen Bibliothek befanden. Während ein Teil dieser publizistischen Werke offenbar verloren gegangen ist, sind viele Titel noch heute in den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek nachgewiesen. Greindl hat in ihrem Aufsatz einen Abgleich der BSB-Exemplare mit den im VD17 verzeichneten Titeln vorgenommen. Fast alle Flugschriften sind, wie sich zeigt, auch andernorts nachgewiesen; nur einige wenige sind offenbar allein in der landständischen Sammlung überliefert.

Auch wenn nur wenige Flugschriften exklusiv der landständischen Provenienz entstammen, darf dies nicht zum Schluß verleiten, daß diese Sammlung wenig spektakulär ist. Vielmehr ist sie überaus bedeutsam, allein weil sie – wie G. Greindl ausführt – das Informationsbedürfnis der Landstände veranschaulicht, die ein ausgesprochen reges Interesse eben auch an den aktuellen Ereignissen außerhalb der Landesgrenzen besaßen. Und dies nicht nur, weil ihr Landesherr in diesen Händeln stark engagiert war, sondern offenbar auch, weil die Stände sehr aufmerksam verfolgten, wie in anderen Territorien und auf Reichsebene Konflikte moderiert und bestimmte Argumentationsmuster angewandt wurden. Letztlich verknüpft Greindl zwei Forschungsthemen, die bislang viel zu selten zusammengeführt wurden: zum einen die Beschäftigung mit den Ereignissen des Dreißigjährigen Kriegs, zum anderen die Erforschung landständischer Phänomene. In beiden thematischen Segmenten bleibt noch viel zu tun, wobei sich manchmal auch Überschneidungen ergeben. Auf das Potential hingewiesen zu haben, das die Beschäftigung mit den Beständen der landständischen Bibliothek sowohl für die Erforschung des Dreißigjährigen Kriegs wie auch für die politische Kultur der bayerischen Landstände bietet, ist das große Verdienst dieses Beitrags.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/66

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