aventinus specialia Nr. 47 [12.01.2012]: Redaktion von »aventinus. Studentische Publikations­plattform Geschichte« zählt nunmehr 25 Mitglieder

Yves V. Grossmann (Mainz) übernimmt als Redakteur bei der Geschäftsstelle abteilungsübergreifende Aufgaben. Als Autor zahlreicher studentischer Publikationen und Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung ist Herr Grossmann hierfür besonders geeignet. http://www.aventinus-online.de/service/kontakt/  

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/01/3783/

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AG Digitale Geschichtswissenschaft gegründet

Die Weiterentwicklung und Transformation der Fachwissenschaften in einer digitalen Umwelt bedürfen der gezielten Förderung durch die und der Verankerung in den Fachverbänden. Die Geschichtswissenschaften sind hier auf einem sehr guten Weg. Nach einigen vorbereitenden Treffen und Aktivitäten interessierter Wissenschaftler ist am Dienstag, den 25.9.2012 von der Mitgliederversammlung des  Verbandes der Historikerinnen und Historiker Deutschlands (VHD) einmütig die Gründung einer “Arbeitsgemeinschaft Digitale Geschichtswissenschaft” beschlossen worden. Diese traf sich im Rahmen des 49. Deutschen Historikertages am Freitag, den 28.9. zu ihrer konstituierenden Sitzung.

Im Vergleich zu anderen Institutionalisierungbestrebungen im Bereich der digitalen Wissenschaften verlief hier alles reibungslos und unkompliziert: Der Name der AG war vom Verband gesetzt und brauchte deshalb nicht diskutiert zu werden. Die Mitgliedschaft ist dadurch geklärt, dass jedes VHD-Mitglied an der AG teilnehmen kann. Der Verband stellt zudem den Rahmen einer Grundordnung für Arbeitsgruppen im VHD zur Verfügung, so dass auch diese nur noch ausgefeilt werden musste. Wie im Jahr 2012 angebracht, wurde diese Aufgabe noch in der konstituierenden Sitzung in einem kollaborativen Abstimmungs- und Schreibprozess erledigt. Dabei wurden einige Formalia geklärt und der inhaltliche Zweck der AG soweit umrissen, wie es für eine Geschäftsordnung sinnvoll ist, die die konkrete Ausgestaltung der zukünftigen Arbeit überlassen muss. Dem Verband zur Zustimmung wird dazu vorgelegt werden: “Der Zweck der AG besteht in der Intensivierung der fachlichen Kommunikation, dem Austausch über technische und inhaltliche Standards, über Möglichkeiten der Nachwuchsentwicklung in und für diesen Bereich, der Veranstaltung gemeinsamer Tagungen sowie der Diskussion und Vertretung spezieller Interessen der an diesem Bereich interessierten Historikerinnen und Historiker innerhalb der Wissenschaft, insbesondere gegenüber Politik, Drittmittelgebern, Archiven, Museen und Bibliotheken, Verlagen und Medien sowie der allgemeinen Öffentlichkeit”.

Die Arbeit der AG wird durch ein Komitee organisiert, für das zunächst sechs Mitglieder gewählt wurden, die neben den Fachwissenschaften im engeren Sinne auch das engere Umfeld der Bibliotheken, Archive und Museen repräsentieren sollen. Zur Sprecherin bzw. stellvertretenden Sprecherin wurden mit Prof. Simone Lässig und Prof. Charlotte Schubert einmütig die Kolleginnen gewählt, die nicht nur die konstituierende Sitzung geleitet, sondern auch im Vorfeld der Gründung besonders aktiv gewesen sind. Man darf gespannt sein, welche segensreichen Aktivitäten die Arbeitsgemeinschaft in Zukunft entfalten wird.

Simone Lässig und Charlotte Schubert moderieren einen kollaborativen Schreibprozess und werden anschließend zur Sprecherin bzw stellvertretenden Sprecherin der AG Digitale Geschichtswissenschaft gewählt.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=922

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Ressource Bürgerrecht – eine Ausstellung in Mainz

Letzte Woche ein paar Tage in Mainz gewesen, 49. Deutscher Historikertag. Das Hotel liegt netterweise an der Augustusstraße, von der eine Traianstraße abzweigt. Die Römer sind hier, auf dem Boden des antiken Mogontiacum, vielfach präsent. Die Festrede zur Eröffnung hält der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, vom Ministerpräsidenten zuvor in einem fahrig-bräsigem „Trinkt-Wein-und-seid-nett-zueinander"-Winzerfesteröffungsstandardgrußwort...(read more)

Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/antike/archive/2012/10/02/ressource-buergerrecht-eine-ausstellung-in-mainz.aspx

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Ressource Bürgerrecht – eine Ausstellung in Mainz

Letzte Woche ein paar Tage in Mainz gewesen, 49. Deutscher Historikertag. Das Hotel liegt netterweise an der Augustusstraße, von der eine Traianstraße abzweigt. Die Römer sind hier, auf dem Boden des antiken Mogontiacum, vielfach präsent. Die Festrede zur Eröffnung hält der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, vom Ministerpräsidenten zuvor in einem fahrig-bräsigem „Trinkt-Wein-und-seid-nett-zueinander”-Winzerfesteröffungsstandardgrußwort als „Herr Faßkuhle” angesprochen (intellektuelle Arroganz ist bei solchen Anlässen fehl am Platz, und Herr Beck ist gesundheitlich schwer angeschlagen – aber hat ein MP nicht einen Redenschreiber, der für derartige Anlässe ein paar halbwegs vernünftige Seiten schreiben kann?). Voßkuhle nimmt sich des Historikertagsmottos „Ressoucen-Konflikte” an und entwirft in brillanten Distinktionen ein Tableau künftiger Forschungen. Einleuchtend unterscheidet er zwischen Ressourcen, deren Menge (und damit auch Knappheit) in hohem Maße von unbeeinflußbaren Gegebenheiten bestimmt ist, z.B. Bodenschätze oder Wasser, und solchen, deren Volumen und Verfügbarkeit gewillkürtes Ergebnis von Vereinbarung und Satzung ist. Zu ihnen gehört das Bürgerrecht.

Die Ausführungen des Verfassungsjuristen kommen mir in den Sinn, als ich am Freitag eine kleine Sonderausstellung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum zu Mainz besuche: „Bürgerrecht und Krise. Die Constitutio Antoniniana und ihre innenpolitischen Folgen”. Ihren äußeren Anlaß bietet die ‘runde Zahl’, die aber zu keinem Jubiläum geführt hat. Dabei ist die Sache durchaus aufschlußreich. Es handelt sich um einen Erlaß des Kaisers Caracalla – der gängige Name leitet sich von einem keltischen Kleidungsstück ab, ähnlich wie bei Caligula, ‘Stiefelchen’; mit vollem Namen hieß der seit 211 regierende Sohn des Septimius Severus und der Iulia Domna Marcus Aurelius Severus Antoninus Augustus. Mit Portraitköpfen und Münzen führt die Schau in die aufregenden dynastischen Verhältnisse ein, zumal die blutig eskalierende Rivalität zwischen Caracalla und seinem jüngeren Bruder Geta. Obwohl die Schau der Innenpolitik gewidmet ist, wird der Besucher beim Rundgang (im Wortsinne) auch über das unter den Severern zur wichtigsten Gruppe aufsteigende Militär und die Außenpolitik zwischen 195 und 238 orientiert. Denn ohne diesen Kontext ist die Ausweitung des römischen Bürgerrechts auf alle freien Reichsbewohner durch die Constitutio Antoniniana nicht zu verstehen.

Über Jahrhunderte hatte die Römer ihr Bürgerrecht vergleichsweise großzügig, aber doch gezielt an ‘Fremde’ vergeben; insofern bildete es immer eine knappe, begehrte Ressource (außer vielleicht im Nachgang des Bundesgenossenkrieges 91-89 v.Chr., als es den unterworfenen Italikern je nach Sicht und Interesse auch den endgültigen Verlust ihrer Eigenständigkeit anzeigen konnte). In der Kaiserzeit stellte es das Hauptinstrument der politischen Integration zumal im Westen des Reiches dar. Angehörige lokaler Eliten erhielten es, wenn sie Ämter in den nunmehr römisch verfaßten Städten ihrer Heimat bekleidet hatten, Angehörige von Hilfstruppeneinheiten in der Armee bei ihrer Entlassung nach zwanzig oder mehr Jahren Dienst (in Mainz sind einige der immer wieder eindrucksvollen sog. Militärdiplome aus Bronze zu sehen, die diesen Akt dokumentierten). Das römische Bürgerrecht bedeutete schon in der Republik – anders als in demokratischen griechischen Bürgerstaaten – weniger die Chance zur politischen Teilhabe, sondern in erster Linie ein rechtliches Privileg (u.a. vor Inhabern römischer Gerichtsgewalt; man denke an Paulus’ civis Romanus sum) und das Bewußtsein, zu dem Verband zu gehören, der die zivilisierte Welt beherrschte.

War Caracalla also zu Beginn seiner Regierung ein politischer Philanthrop, der alle Freien an den Segnungen des römischen Bürgerrechts teilhaben lassen wollte? Sicher nicht. Man kann einen Vergleich bemühen: Wenn die Deutsche Bahn – die mir am nämlichen Freitag eine aufregende Heimreise beschert hat, verursacht durch eine lange Verspätung, diese wiederum ausgelöst durch einen dieser asozialen Selbstmörder, die Tausenden von Fahrgästen den Start ins Wochenende ruinieren – wenn also die Bahn künftig nur noch Wagen der Ersten Klasse verkehren ließe, wäre es kein Privileg mehr, Erste Klasse zu fahren. Sicher, es wäre für alle bequemer. Aber ich habe bei der besagten Fahrt – übrigens erstmals selbst in der Ersten Klasse – gemerkt, daß die Passagiere in diesen Wagen nicht nur mehr Platz haben als in der Zweiten Klasse, sondern vor allem mehr Ruhe und Komfort, weil es lange nicht so voll ist wie im Rest des Zuges, beim normalzahlenden Fußvolk. Dieser Vorteil wäre dahin – es sei denn, die Bahn vollzöge die Egalisierung nach oben und behielte auch die Preise für die Erste Klasse bei. Und das war wohl mutatis mutandis der Clou bei der Constitutio Antoniniana: Wenn es auf einen Schlag viel mehr römische Bürger gab, gab es auch mehr Steuerzahler. Denn bestimmte Steuern, in erster Linie die Erbschafts- und Freilassungssteuer, mußten nur von römischen Bürgern bezahlt werden. Der Gedanke funktionierte selbstverständlich nur, wenn den Neubürgern die Steuern und Abgaben, die sie zuvor als Nicht-Bürger, sog. Peregrine, zahlen mußten, nicht erlassen wurden, und genau das scheint sich aus der dokumentarischen Hauptquelle, einem fragmentarisch erhaltenen Papyrus in Gießen (P.Giss. 40 I), zu ergeben (bei allen Problemen der Lesung und Interpretation des Bruchstückes im Ganzen wie im Detail). Die Egalisierung nach oben war also lediglich symbolischer Natur – und als solche kam sie auch durchaus an; so ist in Mainz ein Papyrus zu sehen, auf dem ein Neubürger diesen seinen Status ausdrücklich betont. Der Dank dafür galt dem Kaiser, dessen Gentilname Aurelius nun mit einem Schlag zum häufigsten römischen Namen überhaupt wurde. Denn die Neubürger übernahmen diesen von ihrem Patron, dem sie den neuen Personenrechtsstatus verdankten, so wie einst der Häduer Gaius Iulius Vercondaridubnus, der vierzig Jahre nach der Unterwerfung Galliens durch Caesar zum ersten Priester des von Augustus begründeten Kultes für Roma und Augustus in Lyon ernannt wurde. Eine erwünschte Nebenfolge für den Kaiser also.

Ein anderes Motiv, das die Forschung ausgemacht hat, war ebenfalls ganz und gar situativer Natur: Dem Kaiser mangelte es an Legionären. Für 213/14 stand ein weitgehender Personalwechsel in den Rückgrateinheiten des römischen Heeres an, und in den Legionen konnten nach wie vor nur römische Bürger dienen. Wenn diese nunmehr vermehrt aus den Provinzen rekrutiert werden sollten, genügte es nicht, dies in den Städten mit römischem Bürgerrecht zu tun; es lag also nahe, auch hier, wie bei den Steuern, die Basis zu verbreitern.

Eine unerwünschte Nebenfolge benennt der bilanzierende Beitrag im vorzüglichen Begleitbuch zur Ausstellung (S. 86): „Zu den negativen Auswirkungen zählen der völlige Währungsverfall im letzten Viertel des 3. Jahrhunderts und die damit zusammenhängende hohe Inflation. Nach dem allgemeinen Bürgerrechtserlass war es nämlich nicht mehr möglich, die Hilfstruppensoldaten am Ende ihrer Dienstzeit hauptsächlich mit dem »kostenneutralen« Bürgerrecht zu belohnen. Als römischen Bürgern standen ihnen vielmehr dieselben Privilegien wie den Legionssoldaten zu, also Steuererleichterungen und Geldabfindungen. Damit fielen die Auxiliarveteranen finanziell stärker ins Gewicht als in den Jahrhunderten zuvor. Mit der Constitutio Antoniniana war also die Möglichkeit der kostenlosen Privilegienvergabe für den Kaiser endgültig ausgereizt; allen folgenden Herrschern blieb kaum etwas anderes übrig, als sich die Loyalität der Truppen mit immer höheren Geldsummen zu erkaufen. Hinzu kamen die Solderhöhungen unter Septimius Severus und Caracalla auf das 2 ½ bis 3-fache dessen, was den Legionen seit Domitian ausgezahlt worden war, die finanziellen Aufwendungen, um die an den Grenzen stehenden Feinde Roms ruhig zu stellen, und die immer rascher zu zahlenden Donative bei der Inthronisierung eines neuen Kaisers (…).” Aktualisierungen erspare ich mir an dieser Stelle.

Bild zu: Ressource Bürgerrecht – eine Ausstellung in Mainz

Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, Kurfürstliches Schloß, noch bis zum 1. Jan. 2013. Eintritt frei. Das reich illustrierte Begleitbuch (103 S.) kostet in der Ausstellung 15,- Euro, die Buchhandelsausgabe (Verlag Schnell & Steiner) 20,- Euro.

von Uwe Walter erschienen in Antike und Abendland ein Blog von FAZ.NET.

Quelle: http://blogs.faz.net/antike/2012/10/02/ressource-buergerrecht-eine-ausstellung-in-mainz-392/

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Informationsinfrastrukturen im Wandel …

Der diesjährige Historikertag wartete mit der erfreulichen Neuerung auf, eine eigene HauptkategorieeHumanities” zu führen, in der jeden Tag mindestens eine Session verortet war. Am Freitag, den 28.9.2012 gab es eine fast vierstündige Sektion unter dem Titel “Informationsinfrastrukturen im Wandel: Zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Informationsverarbeitung in historischer Lehre und Forschung“. Nach einer Reihe von “Impulsreferaten” wurde zunächst mit den Referenten diskutiert, bevor es eine allgemeine Podiumsdiskussion mit anderen Podianten als Vertretern verschiedener Teilbereiche der geschichtswissenschaftlichen Ökosystems (Historiker, Doktoranden, Bibliothekare, Portalbetreiber, Verleger) gab.

Leider hatten alle Teile wenig bis gar nichts mit dem zu tun, was ich selbst unter Informationsinfrastrukturen (geschweige denn in Gegenwart und Zukunft) verstehen würde. Das Thema wurde also eher “implizit” bearbeitet, wenn über die Arbeit des Historikers und die digitalen Wandlungen dieser Arbeit diskutiert wurde. Wenn ich eigens nach Mainz gereist war, um als jemand, der in einem Infrastrukturprojekt beschäftigt ist, etwas über die Sicht der historisch arbeitenden Fachkollegen auf Infrastrukturen zu erfahren, so blieb der Erkenntnisgewinn zu dieser Frage eher gering. Dafür scheinen mir zwei andere Details berichtenswert, die ich hier rein willkürlich herausgreifen möchte und die nicht für die Gesamtheit der Veranstaltung und der Beteiligten stehen.

Zum Einen wurde von Christoph Cornelißen beiläufig darauf hingewiesen, dass die (nicht zuletzt von Peter Haber) viel diskutierten Beschreibungsmuster der Wissenschaftler in der digitalen Welt als “digital immigrants” und als “digital natives” natürlich zu ergänzen sind um die größte, möglichwerweise nicht nur gefühlt 90% umfassende Gruppe der “digital ignorants” – die man bei einer systematischen Betrachtung der gegenwärtigen Wissenschaftstransformation ebenfalls unter die Lupe nehmen müsste. Zum anderen wurde mal wieder (und: ja, ich mache das auch öfters) die Monstranz des “Wir müssen die wissenschaftliche Qualität sichern und die wissenschaftlichen Qualitätsstandards bewahren” aus dem Tabernakel geholt. Dabei ist es immer das gleiche: Die Monstranz wird gezeigt, es wird aber nicht weiter darauf eingegangen, worin die postulierten Qualitäten eigentlich bestehen und wie sie zu sichern, geschweige denn zu prüfen wären. Dass “wissenschaftliche Qualität” in der freien Wildbahn praktisch nur als vage Selbstzuschreibung und als Verteidigungsbegriff gegen alles Andere und Neue vorkommt, ließ sich auch hier wieder eindrücklich beobachten. Pauschal wurde da z.B. von einem auf dem digitalen Feld zu beobachtenden “Wildwuchs” der Angebote gesprochen, die die traditionellen Qualitätsstandards unterlaufen würden und denen gegenüber “Qualitätserfordernisse” definiert werden müssten (was sicher nicht schaden kann). Immerhin mündete der sporadische Verweis auf die Digital Humanities nicht in ein allgemeines DH-bashing, nachdem Charlotte Schubert auf das hohe Maß der Selbstreflexion in den DH verwiesen hatte.

Eine sonderbare Note bekam die Rede über die Qualitätsicherung im historischen Feld allerdings auch dadurch, dass als Grundlage der vorgetragenen Gedanken eine “Diskussion an der Hotelbar am gestrigen Abend” referenziert wurde und dass bemängelt wurde, dass man heute kaum noch einen Vortrag halten könne, ohne dass im Publikum online recherchiert würde, ob der Vortragende auch wirklich keinen Unsinn erzählt (und ich dachte, DAS sei ein Zeichen von Qualitätssicherung). Die reklamierte Qualität der vortragenden Wissenschaftler erscheint so als eine, die sich gerade nicht überprüfen lassen will. Dazu passend wurden dann auch “Freiräume” für den Geisteswissenschaftler reklamiert, die “von elektronischer Beobachtung frei” sein sollten. Die Apologie der digitalen Ignoranz gipfelte im Ausruf, dass man auch heute noch “hervorragende Geschichtswerke ohne das Internet schreiben” könne. Das ist sicher richtig, wenn die historische Erkenntnis rein und vollständig aus den persönlich konsultierten Quellen, aus der Beschäftigung mit der älteren Literatur oder unmittelbar von Gott kommt. Sollte sie allerdings auch auf einem wissenschaftlichen Diskurs gründen, der im Hier und Jetzt stattfindet und der sich nun einmal auch der gegenwärtigen Technologien und Medien bedient, dann wird man die Prozesse der Erkenntnisgewinnung und ihre Qualitätsabschätzung doch etwas differenzierter betrachten müssen. Selbst angelegte Scheuklappen scheinen dann eine eher schlechte Basis für “hervorragende” Wissenschaft zu sein. Und wieso aus Ignoranz Qualität entstehen soll, werde ich vielleicht auch erst später begreifen …

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=915

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Ausschreibung: Methodenworkshop Metadaten (DARIAH und IEG Mainz)

Veranstalter: DARIAH-DE (http://de.dariah.eu) & Leibniz-Institut für Europäische Geschichte | IEG (http://www.ieg-mainz.de/)
Ort: Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Alte Universitätsstraße 19, 55116 Mainz
Beginn: 24. September 2012, 13.00 Uhr
Ende: 25. September 2012, 16.00 Uhr

Der Umgang mit Quellen und (Sekundär)-Literatur ist von zentraler Bedeutung für den Forschungs- und Erkenntnisprozess von Historikern und aller historisch arbeitenden Geisteswissenschaftler. In der Erfassung und Erschließung des Quellenmaterials (z.B. Fotografien, Drucke, Manuskripte, Artefakte oder auch Oral-History-Interviews) liegen wesentliche Voraussetzungen, um dieses Material in Bezug auf eine bestimmte Fragestellung problembezogen analysieren zu können. Diese Erschließung mittels beschreibender “Meta”-Daten ist ein zentraler und komplexer Schritt im geisteswissenschaftlichen Forschungsprozess. Zwar liefern Bibliotheken für moderne Forschungsliteratur und für historische Drucke oftmals standardisierte und qualifizierte Beschreibungen. Möchte der Forscher oder die Forscherin aber ein breiteres Spektrum an – ggf. bisher unveröffentlichten – Quellen und Forschungsprimärdaten untersuchen, so können sie oftmals nicht auf bereits vorliegende Metadaten zurückgreifen. Zugleich eröffnen die digitale Erfassung, Speicherung und Nutzung von (neuen oder vorhandenen) Metadaten neue Herausforderungen und Möglichkeiten für die historisch arbeitenden Geisteswissenschaften.

Vor diesem Hintergrund und den daraus resultierenden vielfältigen Möglichkeiten der Digital Humanities laden das Verbundprojekt DARIAH-DE (Aufbau von Forschungsinfrastrukturen für die e-Humanities) gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz zu einem “Methodenworkshop Metadaten” ein, der Grundlagen zum Umgang mit Metadaten und deren Verwendung in historisch arbeitenden Geisteswissenschaften vermitteln und bereits vorhandene Lösungsansätze und -szenarien mit den Teilnehmern diskutieren will. Der Methodenworkshop bildet den Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen, die DARIAH-DE in Kooperation mit Partnerinstitutionen in den kommenden Jahren mit unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen disziplinären Schwerpunkten durchführen wird.

Der Methodenworkshop Metadaten richtet sich an Historiker und andere historisch arbeitende Geistes- und Kulturwissenschaftler und möchte sowohl Nachwuchswissenschaftler (Doktoranden und Post-Doktoranden) als auch erfahrene Wissenschaftler ansprechen, die sich in ihrem Forschungsalltag mit der Erfassung und Analyse von Metadaten, und mit Konzepten der Interoperabilität und Nachnutzung von Forschungsdaten auseinandersetzen bzw. diese Fragen bei zukünftigen Forschungsprojekten stärker als bisher berücksichtigen möchten.

Am Nachmittag des ersten Workshop-Tages wird als einführender Teil in mehreren Vorträgen der Themenkomplex „Metadaten“ aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen und technischen Blickwinkeln beleuchtet. So wird hierbei u.a. die Vergabe von Metadaten im Kontext von Forschungsprozessen thematisiert sowie problematisiert, ob disziplinäre bzw. interdisziplinäre Metadatenstandards für spezifische geschichtswissenschaftliche Forschungsfragen und Erkenntnisinteressen anwendbar sind bzw. welche Bedeutung eine standardisierte Erfassung für den Forschungsprozess hat. Darüber hinaus werden der Spannungsbogen geisteswissenschaftliche Forschung und IT sowie das Thema Metadaten unter der Perspektive einer interoperablen und interdisziplinären Nachnutzung diskutiert.

In einem öffentlichen Abendvortrag wird Prof. Dr. Wolfgang Schmale (Universität Wien) zum Thema „Geisteswissenschaften im ‚Digital Turn‘?“ sprechen. Am zweiten Tag werden eine Reihe von anwendungsorientierten Sitzungen die Grundlagen der Anwendung von Metadatenstandards, die Erfassung und Verwaltung von Metadaten, sowie die forschungsorientierte Nutzung von Metadaten vermitteln.

Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, werden die Teilnehmer gebeten, ihre eigenen Notebooks mitzubringen, so dass kollaborativ anhand von Beispieldaten einige Tools und Anwendungsszenarien getestet werden können. Es besteht ferner die Möglichkeit, dass die Teilnehmer vor Beginn des Workshops Daten (Metadaten, Schemata oder Collection Descriptions) aus ihren eigenen Forschungsprojekten zur Verfügung stellen, um mithilfe dieser Daten exemplarische Erfassungsprobleme thematisieren und Anwendungsoptionen diskutieren zu können.

Der Methodenworkshop Metadaten findet unmittelbar vor Beginn des 49. Deutschen Historikertags in Mainz statt, so dass alle Teilnehmer die Möglichkeit haben, unmittelbar nach Tagungsende an den Veranstaltungen des Historikertages teilzunehmen.

Auf der Webseite des Workshops finden Sie das ausführliche Programm des Workshops sowie weiterführende Informationen und ggf. Aktualisierungen. Für die Teilnahme wird ein Unkostenbeitrag von 20 Euro erhoben, der bei Tagungsbeginn zu entrichten ist. Anmeldungen sind ab sofort bis zum 31. August 2012 möglich. Senden Sie hierzu eine E-Mail mit Ihren Kontaktinformationen an: schmunk@ieg-mainz.de

Bei inhaltlichen oder organisatorischen Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Christof Schöch – Uni Würzburg – christof.schoech@uni-wuerzburg.de und/oder
Dr. des. Stefan Schmunk – IEG Mainz – schmunk@ieg-mainz.de

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=700

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aventinus recensio Nr. 29 [17.01.2011]: Franz Dumont und Ferdinand Scherf (Hrsg.): Mainz. Menschen – Bauten – Ereignisse. Eine Stadtgeschichte. Verlag Phillipp von Zabern. Mainz 2010 [=Skriptum Jg. 1 (2011) Nr. 1, S. 90-95].

http://www.aventinus-online.de/recensio/varia/art/Rezension_Franz/html/ca/1fe6e0d7b002acc70abfe065c226914a/?tx_mediadb_pi1[maxItems]=10 Das Bistum Mainz feierte im letzten Jahr das tausendjährige Baujubiläum seiner Kathedrale. Neben dieser medial entsprechend begleiteten Feierlichkeit rückte auch die Kür zur „Stadt der Wissenschaft“ des Jahres 2011 Mainz und seine Geschichte ins Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2012/01/2336/

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