Ein Gastbeitrag von Mark Hengerer Der Hof war Treffpunkt von Personen mit unterschiedlichen Merkmalen, die über Differenzierung bzw. Rang entschieden: Lebensalter, sex bzw. gender, Gestalt/Herkunft im weitesten Sinne/Konfession/biographisch zugerechnete Ereignisse (z.B. militärische Erfolge) usw….
Hofkultur im Untergrund: Eine Exkursion zu den Überresten der Neuveste des 15. und 16. Jahrhunderts unter der Münchener Residenz
von Jan Lutteroth und Christa Syrer
Im letzten Herbst feierte dieser Blog sein einjähriges Bestehen – der richtige Zeitpunkt für uns, um auf ein Jahr ‚Hofkultur‘ zurückzublicken, Erfahrungen auszutauschen und vor allem in die Zukunft zu denken. Im November 2016 haben wir unseren Blog um ein Reallife-Netzwerk erweitert. Mit diesem informellen Verbund wollen wir WissenschaftlerInnen in München näher zusammenbringen und einen Rahmen zum regelmäßigen Austausch bieten. Gleichzeitig können wir auf diesem Weg auch neue AutorInnen für unseren Blog gewinnen.
Das große Interesse am Gründungstreffen des ‚Netzwerks Hofkultur‘ hat uns sehr gefreut und auch bestätigt: München hält mit seinen zahlreichen Institutionen – Forschungseinrichtungen, Universitäten, Museen, dem Landesamt für Denkmalpflege, der Bayerischen Schlösserverwaltung usw. – ein großes Potenzial zur interdisziplinären Zusammenarbeit bereit. Diese Fülle an Möglichkeiten macht es bisweilen aber schwierig, den Überblick über laufende Projekte zu behalten und immer auf dem neuesten Stand zu sein.
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Reisebilder anno 1536: Das Reisealbum des Pfalzgrafen Ottheinrich vor dem Hintergrund des Mäzenatentums und antiker Vorbilder
Von Priscilla Pfannmüller
Wenn wir heute auf Reisen gehen, dann dokumentieren wir diese mit einer Flut an Bildern, die wir gerne über Instagram, Facebook und Co. mit unseren Freunden und Followern teilen. Mit welcher Intention machen wir das? Um unsere Reise für die Öffentlichkeit zu dokumentieren, getreu dem Motto: Ich war da? Um uns selbst darzustellen? Oder entstehen diese Aufnahmen vielleicht aus einem wissenschaftlichen Interesse heraus?
Diese Fragen kann man nicht nur an heutige „Bilderzyklen“ von Reisen stellen, sondern auch auf wesentlich ältere Reisealben, etwa auf das sog. Reisealbum des Pfalzgrafen Ottheinrich von der Pfalz (1502-1559), übertragen.
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Auf der Spur der verschwundenen Badehäuser: Indikatoren fürstlicher Wohnkultur. Beispiele aus dem Süden im frühen 16. Jahrhundert.
Ein verschwundenes Badehaus bei der Burg Wasserburg am Inn
Im Zuge der Recherchen und Archivarbeit im Rahmen meiner zum Sommersemester 2016 abgegebenen Masterarbeit[1] zu den Bauprojekten auf der Burg Wasserburg am Inn unter Herzog Wilhelm IV. von Bayern († 1550, reg. ab 1511) fanden sich, sozusagen als Beifang, interessante Hinweise auf ein heute verschwundenes Badehaus, von welchem bis dato keine Nachricht bestand. Es handelte sich um ein zweigeschossiges Bauwerk als Teil der Maßnahmen am Schloss, welche nicht nur den Ausbau des Hauptgebäudes, sondern die Aufwertung des gesamten angrenzenden Geländes umfassten, entsprechend der ursprünglichen Kernburg auf dem höchstgelegenen, östlichen Abschnitt des Rückens der Halbinsel.
Auf der Spur der verschwundenen Badehäuser: Indikatoren fürstlicher Wohnkultur. Beispiele aus dem Süden im frühen 16. Jahrhundert.
Ein verschwundenes Badehaus bei der Burg Wasserburg am Inn
Im Zuge der Recherchen und Archivarbeit im Rahmen meiner zum Sommersemester 2016 abgegebenen Masterarbeit[1] zu den Bauprojekten auf der Burg Wasserburg am Inn unter Herzog Wilhelm IV. von Bayern († 1550, reg. ab 1511) fanden sich, sozusagen als Beifang, interessante Hinweise auf ein heute verschwundenes Badehaus, von welchem bis dato keine Nachricht bestand. Es handelte sich um ein zweigeschossiges Bauwerk als Teil der Maßnahmen am Schloss, welche nicht nur den Ausbau des Hauptgebäudes, sondern die Aufwertung des gesamten angrenzenden Geländes umfassten, entsprechend der ursprünglichen Kernburg auf dem höchstgelegenen, östlichen Abschnitt des Rückens der Halbinsel.
Wie viel ist eine Prinzessin wert? Eheverträge und Witwenversorgung im Herzogtum Bayern-Landshut im 15. Jahrhundert
Wer etwas über Witwen in Mittelalter und früher Neuzeit in Erfahrung bringen will (so wie ich), muss bei der Recherche weit vor der eigentlichen Witwenschaft der Frauen beginnen – nämlich bei der Eheschließung. Besonders Fürstenhochzeiten, wie die berühmte Landshuter Hochzeit zwischen Georg dem Reichen und der polnischen Prinzessin Hedwig Jagiellonica im Jahr 1475, begannen zunächst sehr unromantisch. Sobald die Eltern sich über die Details des politischen Bündnisses „Ehe“ einig waren, wurde eine „Eheverabredung“ aufgesetzt. Wichtigster Bestandteil dieser Verträge waren die finanziellen Rahmenbedingungen. Aus den Eheverträgen erfahren wir auch, welche Schlösser und Herrschaften den Fürstinnen bei Eintritt in die Ehe als Wittum bzw. Witwensitz verschrieben wurden.[i]
Die Eheverträge folgten in der Regel einem standardisierten Schema. Zuerst wurden die beteiligten Parteien aufgeführt, danach folgte die Höhe des Heiratsguts (Mitgift), das von den Brauteltern zu zahlen war.
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Höfische Architektur in Japan in der vormodernen Zeit. Ein Besuch in Kyoto. Teil 1: der Ginkaku-ji aus der Zeit um 1482
Von Stephan Hoppe
Welche Parallelen gibt es eigentlich zwischen der höfischen Architektur in Europa und der in Japan? Auch wenn sich diese Architekturen im Konkreten fast völlig unabhängig voneinander entwickelt haben, so bietet die höfische Perspektive ein verbindendes Rahmenwerk, um die bauliche Überlieferung miteinander in Bezug zu setzten. Es kann Verglichen werden; die komparatistische Perspektive verspricht neue Einsichten und ein besseres Verständnis auch scheinbar vertrauter Phänomene.
Ein kurzer Besuch in Kyoto im Mai 2016 soll zum Anlass genommen werden, persönliche Beobachtungen und Gedanken zu teilen.
Auch in Japan gab es in der mittelalterlichen und frühmodernen Zeit eine ausgeprägt höfische Architektur. Dies ist nicht überraschend, da ab dem achten Jahrhundert in Japan immer wieder Modelle der chinesischen Kultur und besonders auch ihrer Architekturideen programmatisch übernommen wurden. Die erste wichtige Phase war dabei die Etablierung einer kaiserlichen Hauptstadt nach chinesischem Vorbild auf streng rasterartigem und funktional hierarchisiertem Grundriss.
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Schloss Lichtenburg bei Prettin. Vom Antoniterkloster zum Witwensitz
Shortly after the Reformation, the Saxon Elector integrated the medieval Antonine monastery “Lichtenberg” near Prettin (Saxony-Anhalt) into his residential system. Lichtenburg Castle became one of the favourite dowager’s seats in early-modern Saxony. In the early 17th century, the dowager Electress Hedwig of Denmark (1581-1641) and her court mainly lived in Lichtenburg. Several Renaissance and early Baroque wall paintings and wooden ceilings have survived in situ until today.
Im Jahr 1608 betraute der sächsische Kurfürst Christian II. (1583-1611) seine Mutter, Sophia von Brandenburg (1568-1622), mit einer heiklen Mission. Sie sollte für Christians Gattin, Hedwig von Dänemark (1581-1641), einen geeigneten Witwensitz finden. Sechs Jahre zuvor war das Amt Sangerhausen im Ehevertrag als Wittum festgelegt worden, doch nun hatten dänische Gesandte dieses in schlechtem Zustand vorgefunden. Hedwigs Bruder Christian IV.
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Auch Frauen bauen. Rezension zu „Fürstliche Witwen in der Frühen Neuzeit. Zur Kunst- und Kulturgeschichte eines Standes, hg. v. Ulrike Ilg, Petersberg 2015“
Fürstinnen wie die sagenhafte Brünhild, Katharina de Medici, Katharina die Große oder Elisabeth I. haben als vermeintlich besonders starke „Ausnahmefrauen“ seit jeher die (männliche) Fantasie beflügelt. So lässt beispielsweise der Schweizer Maler Johann Heinrich Füssli (1741-1825) König Gunther von Brünhild in bester Bondagemanier über dem ehelichen Bett aufhängen. Ein Best of an bösen Witwen/Schwiegermüttern, amazonenhaften Kriegerinnen und kühlen Herrscherinnen kann man derzeit auch in Game of Thrones erleben. Als „Forschungsobjekt“ hat die Frau bei Hofe erst in den letzten 20 Jahren mehr Aufmerksamkeit erfahren. Es ist wenig verwunderlich, dass die entscheidenden Impulse zur Erforschung geschlechtsspezifischer Handlungsräume hierbei von Historikerinnen ausgingen.[1] Ihre Untersuchungen zeigen einmal mehr, wie sehr unser Blick auf die Fürstinnen von den realitätsfernen Klischees des 19. Jahrhunderts geprägt war und häufig noch ist.
Eine besondere Rolle unter den Fürstinnen kommt den Witwen zu.
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Die Wiederentdeckung der Renaissance-Apotheke auf Schloss Colditz
Rediscovering the Renaissance pharmacy of Colditz Castle
Abstract
In 1603, the dowager Electress Sophie of Brandenburg left the Saxon court at Dresden to move to her Witwensitz Colditz Castle. At Colditz, she had large parts of the former palace of Frederick the Wise (1517-1525) rebuilt. Sophie gave top priority to the construction of a new pharmacy. The records of the court’s financial administration describe this new pharmacy building in detail. Thus, we could show that the so-called “Beamtenhaus” (housing the Fluchtmuseum) is in fact Sophie’s pharmacy of 1603. The staircase of the new building connected the female living quarters with the newly established pleasure garden.
Als Kurfürst Christian I. von Sachsen 1591 verstarb, war seine Gattin Sophie von Brandenburg gerade 23 Jahre alt. Zusammen mit Friedrich-Wilhelm von Sachsen-Weimar übernahm sie die Regierung für ihren noch minderjährigen Sohn Christian II.
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