Digital Public History. Bringing the Public Back in
Lexikon zur Computergeschichte: Extended Density – ED
Rule of Law and Governance
Von Matthias Kötter, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Themenschwerpunkt auf der Konferenz “Versprechungen des Rechts“, 9.-11.September 2015.
„Rule of Law“ verweist auf die institutionellen und die normativen Voraussetzungen, unter denen das Recht eine seiner zentralen Versprechungen erfüllen kann: die Herstellung von Ordnung und die Konfliktbewältigung mit den Mitteln und am Maßstab des Rechts. Während das für den demokratischen Verfassungsstaat weithin anerkannt ist, entstehen mit Blick auf Governance jenseits des Staates ‒ in transnationalen oder in Räumen begrenzter Staatlichkeit ‒ schwierige Fragen. Ohne den Staat als zentraler Rechtsetzungs- und Rechtsdurchsetzungsinstanz fehlt es meist an einem einheitlichen Verständnis vom Recht, an der Durchsetzbarkeit von Regeln und Entscheidungen und an einem Konsens über normative Grundfragen.
Im Themenschwerpunkt „Rule of Law and Governance“ haben Anke Draude (Freie Universität Berlin) und Matthias Kötter (WZB Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) vier Sessions organisiert, die von folgende leitende Fragen ausgehen:
[...]
West:Berlin – Eine Insel auf der Suche nach Festland

„Das ist die eine Seite: die verdorbene und verderbte Stadt, Schaufenster des Freien undsoweiter; alternde Hure, ausgehalten und ausgehöhlt von ihren Freiern in Blankenese, Bonn und Washington, D.C.; Kalte Krieger, Rentnerberg, Klein-Istanbul; Spiel, Spaß, Spannung unter Bürgermeister Grieneisen; […] mauergegürtet; unterkapitalisiert und wütend fleißig. Freak-City im doppelten Sinne des Wortes.
Die andere Seite der Stadt wird fast immer, auch von Seiten der Linken, verschwiegen oder runtergespielt: Ihre Schönheit, ihre Urbanität, ihr Rhythmus, ihr Tempo, ihre Ausstrahlungskraft, ihre Faszination, ihr Überangebot an Möglichkeiten sozialer, politischer und, vor allem, kultureller Art.“
Peter-Paul Zahl
(Eisbrecher, mitten in den Straßen, Volldampf voraus, in: Instandbesetzer Bilderbuch, Berlin 1981, o.S.)
Werbekampagne des Verkehrsamtes Berlin,
Anzeige in Merian, 23 (1970), Nr.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2015/08/17/westberlin-eine-insel-auf-der-suche-nach-festland/
West:Berlin – Eine Insel auf der Suche nach Festland

„Das ist die eine Seite: die verdorbene und verderbte Stadt, Schaufenster des Freien undsoweiter; alternde Hure, ausgehalten und ausgehöhlt von ihren Freiern in Blankenese, Bonn und Washington, D.C.; Kalte Krieger, Rentnerberg, Klein-Istanbul; Spiel, Spaß, Spannung unter Bürgermeister Grieneisen; […] mauergegürtet; unterkapitalisiert und wütend fleißig. Freak-City im doppelten Sinne des Wortes.
Die andere Seite der Stadt wird fast immer, auch von Seiten der Linken, verschwiegen oder runtergespielt: Ihre Schönheit, ihre Urbanität, ihr Rhythmus, ihr Tempo, ihre Ausstrahlungskraft, ihre Faszination, ihr Überangebot an Möglichkeiten sozialer, politischer und, vor allem, kultureller Art.“
Peter-Paul Zahl
(Eisbrecher, mitten in den Straßen, Volldampf voraus, in: Instandbesetzer Bilderbuch, Berlin 1981, o.S.)
Werbekampagne des Verkehrsamtes Berlin,
Anzeige in Merian, 23 (1970), Nr.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2015/08/17/westberlin-eine-insel-auf-der-suche-nach-festland/
37. Wider die Perfektion oder Das Vollkommene im Gewesenen
Zeitstillstand
Zuweilen lohnt es sich, etwas genauer auf die Wahl der eigenen Worte zu achten. Auch wenn sich allenthalben kritische Stimmen vernehmen lassen, die vor den Auswirkungen einer allzu großen Fortschrittsgläubigkeit warnen, offenbart mitunter selbst die Wortwahl solcher kritisch gestimmter Menschen, wie sehr sie schon vom Virus der Ökonomisierung und Selbstoptimierung infiziert sind. Ein Indiz dafür ist die Verwendung von Worten, die sich im Umfeld des Ausdrucks ‚Perfektion‘ tummeln. Wie selbstverständlich ist dieses Gerede geworden. Da soll die Karriere, die Beziehung und sowieso die ganze Einstellung perfekt sein, da preist die Werbung das perfekte Makeup, das perfekte Auto oder die perfekte Matratze an, und auch in den eigenen vier Wänden muss das perfekte Essen auf den Tisch, die perfekte Inneinrichtung her oder das perfekte Dinner gelingen.
All das lässt sich leichthin als oberflächliches Wortgeklingel identifizieren. Im jeweiligen Fall auf den Zahn gefühlt, würde sich wohl recht schnell herausstellen, dass dieses Perfektionsgerede von keiner Seite, weder vom alltäglichen Sprachgebrauch noch von der Werbewirtschaft, wirklich wörtlich gemeint ist. Von der Vollkommenheit wissen wir uns doch einigermaßen weit entfernt.
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Vorstellung der DARIAH-DE-Fellows 2015: Dennis Mischke
Das DARIAH-DE Fellowship-Programm fördert NachwuchswissenschaftlerInnen, die in ihren Forschungsvorhaben innovative digitale Ansätze und Methoden einsetzen und so einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Digital Humanities leisten. Im DHd-Blog stellen die DARIAH-Fellows ihre Projekte vor.
Dennis Mischke
Dennis Mischke studierte Anglistik/Amerikanistik, Medienwissenschaft und Kognitionswissenschaft in Potsdam und promovierte an der Ruhr–Universität Bochum mit einer Arbeit zur Kosmopolitik des Vertrauens im Werk von Herman Melville. Er war Gastwissenschaftler an der University of Technology Sydney sowie an der University of Minnesota. Seit 2013 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Amerikanistik und neuere Englische Literatur an der Universität Stuttgart. In seinem aktuellen Forschungsprojekt untersucht er Bewegungsmuster von Menschen und Ideen im frühen kolonialen Amerika.
Worum geht es in dem Projekt?
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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=5553
Bestandserhaltung in der Praxis: Ahnentafeln, Teil I
Ahnentafeln – auch Ahnenproben oder Aufschwörungstafeln genannt – gehören zu den Archivalien, die man wohl am ehesten mit Adelsarchiven in Verbindung bringt. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit wurden solche Abstammungsnachweise in der Regel anlassbezogen angefertigt. Konkret ging es oft um die Aufnahme in genuin adlige Korporationen (Ritterschaften und –orden, Domkapitel, Damenstifte), für die der jeweilige Proband bzw. die Probandin eine standesgemäße Herkunft belegen musste. Bis heute stellen Ahnentafeln aufgrund ihrer Farbigkeit und des oft beachtlichen Formats eine eindrucksvolle Quellengattung dar, die auch gerne in der archivischen Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt wird. Idealerweise sollten sie – analog zu Karten, Plänen oder Plakaten – planliegend und staubgeschützt in einem Kartenschrank gelagert werden. Die Realität sieht allerdings mitunter anders aus. Anhand zweier beschädigter Ahnentafeln aus dem Archiv Abbenburg, die bisher gerollt und unverpackt in einem Regal aufbewahrt wurden, soll in diesem und einem folgenden Blogbeitrag praxisnah gezeigt werden, wie bei der Restaurierung und Konservierung beider Stücke vorgegangen wurde. Unsere Restaurierungswerkstatt hat den Prozess dabei mit der Kamera dokumentiert, angefangen bei den Schadensbildern, über die einzelnen Maßnahmen bis hin zum fertigen Ergebnis.
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Kameradschaft
Freunde im Krieg
Christian Senf
„Bin hier noch auf dem Bahnhof. Hermann Hilgemann ist heute auf Wache. Nicht wahr wie man sich manchmal treffen kann.“[1]
Bereits dieses Zitat aus einem Feldpostbrief August Jaspers an seine Frau vom 25. Oktober 1914 verdeutlicht, welche Bedeutung ein Wiedertreffen mit früheren Bekannten für Jasper haben konnte. Denn offenbar unterschied dieser, wie zu zeigen sein wird, unter seinen Kameraden über die gesamte Kriegsdauer hinweg in zwei Kategorien: Solche, die in seinen Feldpostsendungen „anonym“ blieben, und jene, die durch ihn namentlich erwähnt wurden – meist ältere Bekannte aus seiner Heimat. Im Falle einer namentlichen Erwähnung kann davon ausgegangen werden, dass auch Bernhardine Jasper mit diesen Personen zumindest vertraut gewesen ist. Immer wieder kommen in seinen Briefen der Tod oder eine Vermisstenmeldung eines Bekannten zur Sprache.
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