Lexikon zur Computergeschichte: Windows Bitmap – BMP
Ö1-Diagonal zu Österreich und die Aufklärung
"Mehr Licht!" Österreich und die Aufklärung. Präsentation: Peter Lachnit
Die Aufklärung ist in Österreich immer mehr von oben herab gewährt als von unten erkämpft worden. Josef II., der die Klöster aufgelöst und die Todesstrafe abgeschafft hat, war um einiges radikaler als das Land, dessen Kaiser er war. Erzherzog Johann ist auch eher wegen seiner Liebesaffäre zur Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl in Erinnerung geblieben als dadurch, dass ihn die Frankfurter Nationalversammlung während der Revolution von 1848 zum Staatsoberhaupt wählte. Im Österreich der katholischen Gegenreformation wurde die Aufklärung eher als verdächtiges Werk norddeutscher Protestanten betrachtet; der Kopf des 1795 als "Jakobiner", also als Anhänger der Französischen Revolution hingerichteten Franz Hebenstreit wurde bis vor drei Jahren im Wiener Kriminalmuseum zur Schau gestellt. Revolutionen und Volkserhebungen sind hierzulande schnell entweder niederkartätscht oder in staatstreue Bahnen gelenkt worden.
Welche Auswirkungen hat das alles auf das Verhältnis der Österreicher/innen zur Obrigkeit, auf ihre Bereitschaft zu Religionskritik und Zivilcourage? Wären etwa die "Charlie Hebdo"-Karikaturen hierzulande möglich gewesen?
Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022409005/
Rezensions-Digest Februar 2015-Nachtrag: Historische Zeitschrift
Die Links zur Historischen Zeitschrift sind nicht Open Access, sondern nur über Institutionen mit einem Abonnement aufrufbar.
Hillard von Thiessen: Rezension von: Guido Braun / Arno Strohmeyer (Hrsg.): Frieden und Friedenssicherung in der Frühen Neuzeit. Das Heilige Römische Reich und Europa. Festschrift für Maximilian Lanzinner zum 65. Geburtstag. (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte, 36.) Münster 2013, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 201-202.
Gerhard Fritz: Rezension von: Faramerz Dabhoiwala: Lust und Freiheit. Die Geschichte der ersten sexuellen Revolution. Aus dem Engl. v. Esther u. Hainer Kober. Stuttgart 2014, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 211-212.
Arno Herzig: Rezension von: Irene A. Diekmann (Hrsg.): Das Emanzipationsedikt von 1812 in Preußen. Der lange Weg der Juden zu „Einländern“ und „preußischen Staatsbürgern“. (Europäisch-jüdische Studien, Beiträge, Bd. 15.) Berlin/Boston 2013, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 218-220.
Rainer Walz: Rezension von: Johannes Dillinger: Kinder im Hexenprozess. Magie und Kindheit in der Frühen Neuzeit. Stuttgart 2013, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 202-204.
Werner Troßbach: Rezension von: S. A. Eddie: Freedom’s Price. Serfdom, Subjection, and Reform in Prussia, 1648–1848. Oxford 2013, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 209-211.
Dieter Langewiesche: Rezension von: Alan Forrest / Étienne François / Hagemann (Eds.): War Memories. The Revolutionary and Napoleonic Wars in Modern European Culture. (War, Culture and Society, 1750–1850.) Basingstoke 2013, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 217-218.
Stefan Rohdewald: Rezension von: David Frick: Kith, Kin, and Neighbors. Communities and Confessions in Seventeenth-Century Wilno. Ithaca/London 2013, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 212-215.
Axel Gotthard: Rezension von: Franz Fuchs / Stefan Petersen / Wagner (Hrsg.): Lorenz Fries und sein Werk. Bilanz und Einordnung. (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg, Bd. 19.) Würzburg 2014, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 204-205
Harm Klueting: Rezension von: Martin Hille: Providentia Dei, Reich und Kirche. Weltbild und Stimmungsprofil altgläubiger Chronisten 1517–1618. (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 81.) Göttingen 2010, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 205-207.
Andreas Pečar: Rezension von: Irene Kubiska-Scharl / Michael Pölzl: Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 1711–1765. Eine Darstellung anhand der Hofkalender und Hofparteienprotokolle. (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, Bd. 58.) Innsbruck 2013, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 215-217.
Hermann Wellenreuther: Rezension von: Dominik Nagl: No Part of the Mother Country, but Distinct Dominions. Rechtstransfer, Staatsbildung und Governance in England, Massachusetts und South Carolina, 1630–1769. (Studien zu Geschichte, Politik und Gesellschaft Nordamerikas, Bd. 33.) Münster 2013, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 207-209.
Margrit Schulte Beerbühl: Rezension von: Peer Vries: Ursprünge des modernen Wirtschaftswachstums. England, China und die Welt in der Frühen Neuzeit. Aus dem Engl. v. Felix Kurz. (Schriftenreihe der FRIAS School of History, Bd. 8.) Göttingen 2013, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 198-201.
Maximilian Schuh: Rezension von: Martin Wallraff (Hrsg.): Gelehrte zwischen Humanismus und Reformation. Kontexte der Universitätsgründung in Basel 1460. (Litterae et Theologia, Bd. 2.) Berlin/Boston 2011, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 195-196.
Cornel Zwierlein: Rezension von: Donald Weinstein: Savonarola. The Rise und Fall of a Renaissance Prophet. New Haven/London 2011, in: Historische Zeitschrift, 300.1 (2015): 196-198.
Die Manier des Johan van Valckenburgh
Da ich gerade die Rostocker Festungsgeschichte bearbeite und der einzige, handfeste Ansatz zur Neubefestigung von Johan van Valckenburgh stammte, versuchte ich dort zu analysieren, wie der Ingenieur an die Konstruktion einer Festung heranging. Hier eine kurze Zusammenfassung… Um sein Werk … Weiterlesen →
Aktualität der Faschismustheorie. Symposium zu Ehren von Prof. Dr. Reinhard Kühnl (1936 – 2014)
Am 10. Juli 2015 in Marburg
Am 8. Mai 2015 jährt sich zum siebzigsten Mal die Befreiung vom deutschen Faschismus. Dieses Jubiläum nimmt der BdWi zum Anlass, um gemeinsam mit verschiedenen KooperationspartnerInnen eine Fachtagung zum Stand der Forschung über aktuelle Entwicklungen des Rechtsextremismus in Europa durchzuführen. Diese Veranstaltung widmen wir der Erinnerung an den 2014 verstorbenen BdWi-Mitbegründer Reinhard Kühnl und der Würdigung seiner Verdienste um die politische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Faschismus.
Neben einer Bestandsaufnahme des aktuellen Stands der Faschismusforschung wollen wir konkrete Phänomene aufgreifen, etwa zum Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen in Ungarn und Frankreich sowie der »Alternative für Deutschland«.
Analysieren wollen wir auch die NSU-Berichterstattung und neuere Erscheinungen wie die Identitäre Bewegung und die wachsende Bedeutung von sozialen Netzwerken.
Vorläufiger Planungsstand zum Ablauf:
Eröffnung und Laudatio:
* Reiner Rilling (langjähriger Geschäftsführer des BdWi und Weggenosse von Reinhard Kühnl, angefragt)
Keynote:
* Prof. Dr. Axel Schildt, Uni Hamburg: »Über den heuristischen Wert und die Risiken der Verwendung faschismustheoretischer Ansätze für die Geschichtswissenschaft«
weitere Referent_innen:
* Prof. Dr. Karin Priester, Uni Münster: »Das Phänomen des Berlusconismus«
* Magdalena Marsovszky, Budapest/München: »Kultur des Faschismus« in Ungarn
(angefragt)
* Prof. Dr. Fabian Virchow, FH Düsseldorf: zur NSU-Berichterstattung
* Julian Bruns / Kathrin Glösel / Natascha Strobl, Wien, Autorenteam des Buchs »Die Identitären« (angefragt)
* Alexander Häusler, FH Düsseldorf: AfD, innerer Zusammenhang zwischen Neoliberalismus und Faschismus (angefragt)
Der Zeit- und Themenplan wird noch aktualisiert, bitte auf Ankündigungen achten auf der Webseite http://www.bdwi.de/bdwi/termine/event_27525.html
VeranstalterInnen: BdWi, DGB-Region Mittelhessen, Hochschule Fulda – FB Sozial- und Kulturwissenschaften, Philipps-Universität Marburg – Institut für Politikwissenschaft und Forschungsgruppe Europäische Integration, AStA Uni Marburg (angefragt), Rosa-Luxemburg-Stiftung Hessen (angefragt), u. a. (Stand 20. März)
Einsortiert unter:Arbeiterbewegung, Biographie, Faschismus, Geschichte, Geschichtspolitik, Historiker, Veranstaltung, Vermittlung

Über das Verständnis des Begriffs Resilienz in der Psychologie
Meyen (2015) beschreibt die Entwicklung des Resilienzbegriffs in Anlehnung an Endreß und Maurer (2015) folgendermaßen: „[g]eschlüpft Anfang der 1970er Jahre bei den Ökologen, wenig später aufgenommen, gehegt und gepflegt bei den Entwicklungspsychologen und dann still und heimlich aufgebrochen zu den Sozialwissenschaftlern“. In der Psychologie versteht man unter Resilienz „die Widerstandsfähigkeit eines Individuums, sich trotz ungünstiger Lebensumstände und kritischer Lebensereignisse erfolgreich zu entwickeln“ (Warner, 2014).
Klassischerweise sah man Resilienz als immunisierende angeborene Eigenschaft an, also als ein Persönlichkeitsmerkmal, welches man lediglich wecken und trainieren müsse, so besäße man eine Art universelle Unverletzlichkeit (Anthony & Cohler, 1987). In den 1980er Jahren entwickelte sich dann allerdings eine realistischere Auffassung von Resilienz als eine zumeist zeitlich begrenzte, von verschiedenen Schutzfaktoren gespeiste psychische Widerstandsfähigkeit (Fingerle, 2007). Mittlerweile ist nun der Begriff der „protektiven Faktoren“ üblich, der jedoch uneinheitlich und in Abwechslung mit den Begriffen Schutzfaktoren oder Ressourcen verwendet wird. Die Merkmalen der Personen bzw. Gruppen, der Umgebung sowie deren Interaktion werden nun gleichermaßen berücksichtigt.
Insgesamt geht es bei der Resilienz um die Bedingungen und Ressourcen, die der psychischen Widerstandskraft des Menschen zuträglich sind um die gesunde Entwicklung zu schützen, und sie steht damit im Gegensatz zur (Klinischen) Psychologie, die sich mit Ursachen und Korrelaten von psychischen Krankheiten und normativen Abweichungen befasst. Im Kern geht es stärker um das `Was hält gesund?´ statt das `Was macht krank?´ – Salutogenese und positive Psychologie anstelle von Pathogenese.
Diesen Ansatz verfolgte auch die Forschergruppe um Emmy Werner bei der Arbeit an der vielzitierten Studie auf der hawaiianischen Insel Kauai (Werner, 1999), bei welcher knapp 700 Kinder über 40 Jahre hinweg begleitet wurden. Dabei konnten die Forscher zeigen, dass die Kombination aus problematischen biologischen Faktoren, wie Schwangerschaftskomplikationen oder Komplikationen bei der Geburt, und umweltbedingte Faktoren, wie ungünstigen Familienbedingungen, in vielen, aber nicht allen Fällen, ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern nehmen. Diejenigen Kinder von Kauai, die trotz der enormen Risiken ihr Leben positiv gestalten konnten besaßen wohl das, was Resilienz ausmacht.
Die protektiven Faktoren, die bei ungünstigen Umgebungsbedingungen resiliente Entwicklungen begünstigen, können in Anlehnung an den ökosystemischen Ansatz von Bronfenbrenner (1992) verschiedenen Ebenen zugeordnet werden. Hieraus leitet sich die Annahme ab, dass an der Entwicklung von Resilienz adaptive Systeme auf vier Ebenen beteiligt sind: erstens personale Kompetenzen des Kindes, wie Stressverarbeitung, Selbstregulation, Motivation und Lernen, zweitens das Familiensystem mit Bindung, Interaktion und Erziehung, drittens Ressourcen des sozialen Netzwerks (Schule, Gleichaltrige) und viertens gesellschaftlich-kulturelle Faktoren, wie Normen und Werte.
Im Fokus der Resilienzforschung steht die Identifikation der protektiven Faktoren, die als (Moderator-) Merkmale die Wirkung der Risikofaktoren auf den Outcome lindern oder neutralisieren sollen. Einige der resilienzfördernden Faktoren aus den verschiedenen Systemen konnten so bereits bestätigt werden (z.B. mindestens durchschnittliche Intelligenz und akademische Fähigkeiten (Rechtschreibung, Mathematik), hohe Sozialkompetenz, familiärer Zusammenhalt, Verfügbarkeit sozialer Unterstützung oder ein hoher gesellschaftlicher Stellenwert von Kindergesundheit und Bildung).
In der gegenwärtigen Forschung hat die Rolle von Resilienz bei der Bewältigung von Belastungen im Berufs- und Alltagsleben an Bedeutung gewonnen. In diesem Bezug steht auch unsere Fragestellung im Projekt „Medienkompetenz als Resilienzfaktor“ des Bayerischen Forschungsverbunds Fit for Change: Ist Medienkompetenz ein Resilienzfaktor? Wie steht er mit anderen Schutz- und Risikofaktoren in (kausalem) Zusammenhang? Und wie können wir Medienkompetenz trainieren?
Im Zeitalter des rasanten technologischen Wandels kann Medienkompetenz einen Schutzfaktor darstellen um sich an die neuen Bedingungen anzupassen und um die zum Teil negativen Medienwirkungen zu kompensieren. Vorherige Studien zur Entwicklung der Medienkompetenz bei Vorschulkindern attestieren ihr einen stärkeren Einfluss auf schulische Vorläuferfertigkeiten in Mathematik und im Schriftspracherwerb als Intelligenz (vgl. Nieding et al., in press).
Im Projekt wird mittels des Würzburger Medienkompetenztests WüMek Medienkompetenz auf fünf Dimensionen online erhoben. Eine erste Querschnittstudie, die zwischen August und November 2014 stattfand, zeigte bereits einen starken Zusammenhang zwischen Medienkompetenz und Resilienzfaktoren wie Intelligenz, akademische Fähigkeiten, Empathie und potenziellen Risikofaktoren wie Computerspielabhängigkeit.
Im Rahmen der nun folgenden Längsschnittuntersuchung über einen Zeitraum von zwei Jahren erfassen wir mittels WüMek die Entwicklung der Medienkompetenz bei 200 13- und 19-Jährigen zu zwei Messzeitpunkten. Dabei lässt sich zusätzlich der kausale Einfluss von Medienkompetenz auf die kognitiven und sozial-emotionalen Fähigkeiten ermitteln um weitere Belege für die Rolle von Medienkompetenz als Schutz- und Resilienzfaktor zu liefern.
Literatur
Anthony, E. J., & Cohler, B. J. (Eds.). (1987). The invulnerable child. Guilford Press.
Bronfenbrenner, U. (1992). Ecological systems theory. Jessica Kingsley Publishers.
Davidson, R. J. (2000). Affective style, psychopathology, and resilience: brain mechanisms and plasticity. American Psychologist, 55(11), 1196.
Endreß, M. & Maurer, A. (2015). Resilienz im Sozialen. Wiesbaden: VS-Verlag.
Fingerle, M. (2007). Der „riskante “Begriff der Resilienz–Überlegungen zur Resilienzförderung im Sinne der Organisation von Passungsverhältnissen. Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz, 2, 299-310.
Meyen, M. (2015). Resilienz als diskursive Formation. Was das neue Zauberwort für die Wissenschaft bedeuten könnte. In: Resilienz (online). URL: http://resilienz.hypotheses.org/365 (abgerufen am 02.03.2015).
Nieding, G., Ohler, P., Rey, G.D., Möckel, T., Diergarten, A.K. & Schneider, W. (in press). The development of media sign literacy – a longitudinal study with 4-year-old children.
Warner, L. (2014). Resilienz. In M. A. Wirtz (Hrsg.), Dorsch – Lexikon der Psychologie (17. Aufl., S. 1326). Bern: Verlag Hans Huber.
Werner, E. E. (1999). Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz. Was Kinder stärkt: Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. München, Basel, 25-36.
Workshop-Reihe zur Einführung in die DH
gemeldet von Nanette Rißler-Pipka
Am Institut für Spanien-, Portugal- und Lateinamerikastudien der Universität Augsburg startet zum nächsten Sommersemester eine Workshop-Reihe zur Einführung in die Digital Humanities. Zielgruppe sind Studierende, aber auch interessierte KollegInnen, die evtl. auch eigene Anwendungsbeispiele in die Workshops mitbringen.
Programm:
- 22. Mai Martina Semlak (Graz): Digitales Edieren
- 12. Juni Jörg Lehmann (Berlin): Metadatenanalyse und Topic Modeling
- 26. Juni Thomas Kollatz (Duisburg-Essen): Arbeiten mit dem DARIAH-Geo-Browser
- 10. Juli Nanette Rißler-Pipka (Siegen): Quantitative Textanalyse
Vorlesung jeweils 11.45 – 13.15 Uhr
Gebäude D, HS 2107
Workshop jeweils 14.00 – 17.15 Uhr
Gebäude D, Seminarraum 1005
Wegen des begrenzten Platzangebots ist eine verbindliche Anmeldung zum Workshop notwendig: maria.fuso@phil.uni-augsburg.de Telefon 0821/598-565
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4876
Über das Verständnis des Begriffs Resilienz in der Psychologie
von Gerhild Nieding
Meyen (2015) beschreibt die Entwicklung des Resilienzbegriffs in Anlehnung an Endreß und Maurer (2015) folgendermaßen: „[g]eschlüpft Anfang der 1970er Jahre bei den Ökologen, wenig später aufgenommen, gehegt und gepflegt bei den Entwicklungspsychologen und dann still und heimlich aufgebrochen zu den Sozialwissenschaftlern“. In der Psychologie versteht man unter Resilienz „die Widerstandsfähigkeit eines Individuums, sich trotz ungünstiger Lebensumstände und kritischer Lebensereignisse erfolgreich zu entwickeln“ (Warner, 2014).
Klassischerweise sah man Resilienz als immunisierende angeborene Eigenschaft an, also als ein Persönlichkeitsmerkmal, welches man lediglich wecken und trainieren müsse, so besäße man eine Art universelle Unverletzlichkeit (Anthony & Cohler, 1987). In den 1980er Jahren entwickelte sich dann allerdings eine realistischere Auffassung von Resilienz als eine zumeist zeitlich begrenzte, von verschiedenen Schutzfaktoren gespeiste psychische Widerstandsfähigkeit (Fingerle, 2007). Mittlerweile ist nun der Begriff der „protektiven Faktoren“ üblich, der jedoch uneinheitlich und in Abwechslung mit den Begriffen Schutzfaktoren oder Ressourcen verwendet wird. Die Merkmalen der Personen bzw. Gruppen, der Umgebung sowie deren Interaktion werden nun gleichermaßen berücksichtigt.
Insgesamt geht es bei der Resilienz um die Bedingungen und Ressourcen, die der psychischen Widerstandskraft des Menschen zuträglich sind um die gesunde Entwicklung zu schützen, und sie steht damit im Gegensatz zur (Klinischen) Psychologie, die sich mit Ursachen und Korrelaten von psychischen Krankheiten und normativen Abweichungen befasst. Im Kern geht es stärker um das `Was hält gesund?´ statt das `Was macht krank?´ – Salutogenese und positive Psychologie anstelle von Pathogenese.
Diesen Ansatz verfolgte auch die Forschergruppe um Emmy Werner bei der Arbeit an der vielzitierten Studie auf der hawaiianischen Insel Kauai (Werner, 1999), bei welcher knapp 700 Kinder über 40 Jahre hinweg begleitet wurden. Dabei konnten die Forscher zeigen, dass die Kombination aus problematischen biologischen Faktoren, wie Schwangerschaftskomplikationen oder Komplikationen bei der Geburt, und umweltbedingte Faktoren, wie ungünstigen Familienbedingungen, in vielen, aber nicht allen Fällen, ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern nehmen. Diejenigen Kinder von Kauai, die trotz der enormen Risiken ihr Leben positiv gestalten konnten besaßen wohl das, was Resilienz ausmacht.
Die protektiven Faktoren, die bei ungünstigen Umgebungsbedingungen resiliente Entwicklungen begünstigen, können in Anlehnung an den ökosystemischen Ansatz von Bronfenbrenner (1992) verschiedenen Ebenen zugeordnet werden. Hieraus leitet sich die Annahme ab, dass an der Entwicklung von Resilienz adaptive Systeme auf vier Ebenen beteiligt sind: erstens personale Kompetenzen des Kindes, wie Stressverarbeitung, Selbstregulation, Motivation und Lernen, zweitens das Familiensystem mit Bindung, Interaktion und Erziehung, drittens Ressourcen des sozialen Netzwerks (Schule, Gleichaltrige) und viertens gesellschaftlich-kulturelle Faktoren, wie Normen und Werte.
Im Fokus der Resilienzforschung steht die Identifikation der protektiven Faktoren, die als (Moderator-) Merkmale die Wirkung der Risikofaktoren auf den Outcome lindern oder neutralisieren sollen. Einige der resilienzfördernden Faktoren aus den verschiedenen Systemen konnten so bereits bestätigt werden (z.B. mindestens durchschnittliche Intelligenz und akademische Fähigkeiten (Rechtschreibung, Mathematik), hohe Sozialkompetenz, familiärer Zusammenhalt, Verfügbarkeit sozialer Unterstützung oder ein hoher gesellschaftlicher Stellenwert von Kindergesundheit und Bildung).
In der gegenwärtigen Forschung hat die Rolle von Resilienz bei der Bewältigung von Belastungen im Berufs- und Alltagsleben an Bedeutung gewonnen. In diesem Bezug steht auch unsere Fragestellung im Projekt „Medienkompetenz als Resilienzfaktor“ des Bayerischen Forschungsverbunds Fit for Change: Ist Medienkompetenz ein Resilienzfaktor? Wie steht er mit anderen Schutz- und Risikofaktoren in (kausalem) Zusammenhang? Und wie können wir Medienkompetenz trainieren?
Im Zeitalter des rasanten technologischen Wandels kann Medienkompetenz einen Schutzfaktor darstellen um sich an die neuen Bedingungen anzupassen und um die zum Teil negativen Medienwirkungen zu kompensieren. Vorherige Studien zur Entwicklung der Medienkompetenz bei Vorschulkindern attestieren ihr einen stärkeren Einfluss auf schulische Vorläuferfertigkeiten in Mathematik und im Schriftspracherwerb als Intelligenz (vgl. Nieding et al., in press).
Im Projekt wird mittels des Würzburger Medienkompetenztests WüMek Medienkompetenz auf fünf Dimensionen online erhoben. Eine erste Querschnittstudie, die zwischen August und November 2014 stattfand, zeigte bereits einen starken Zusammenhang zwischen Medienkompetenz und Resilienzfaktoren wie Intelligenz, akademische Fähigkeiten, Empathie und potenziellen Risikofaktoren wie Computerspielabhängigkeit.
Im Rahmen der nun folgenden Längsschnittuntersuchung über einen Zeitraum von zwei Jahren erfassen wir mittels WüMek die Entwicklung der Medienkompetenz bei 200 13- und 19-Jährigen zu zwei Messzeitpunkten. Dabei lässt sich zusätzlich der kausale Einfluss von Medienkompetenz auf die kognitiven und sozial-emotionalen Fähigkeiten ermitteln um weitere Belege für die Rolle von Medienkompetenz als Schutz- und Resilienzfaktor zu liefern.
Literatur
Anthony, E. J., & Cohler, B. J. (Eds.). (1987). The invulnerable child. Guilford Press.
Bronfenbrenner, U. (1992). Ecological systems theory. Jessica Kingsley Publishers.
Davidson, R. J. (2000). Affective style, psychopathology, and resilience: brain mechanisms and plasticity. American Psychologist, 55(11), 1196.
Endreß, M., Maurer, A. (2015). Resilienz im Sozialen. Wiesbaden: VS-Verlag.
Fingerle, M. (2007). Der „riskante “Begriff der Resilienz–Überlegungen zur Resilienzförderung im Sinne der Organisation von Passungsverhältnissen. Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz, 2, 299-310.
Meyen, M. (2015). Resilienz als diskursive Formation. Was das neue Zauberwort für die Wissenschaft bedeuten könnte. In: Resilienz (online). URL: http://resilienz.hypotheses.org/365 (abgerufen am 02.03.2015).
Nieding, G., Ohler, P., Rey, G.D., Möckel, T., Diergarten, A.K. & Schneider, W. (in press). The development of media sign literacy – a longitudinal study with 4-year-old children.
Warner, L. (2014). Resilienz. In M. A. Wirtz (Hrsg.), Dorsch – Lexikon der Psychologie (17. Aufl., S. 1326). Bern: Verlag Hans Huber.
Werner, E. E. (1999). Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz. Was Kinder stärkt: Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. München, Basel, 25-36.
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte – Stellenausschreibung Software-EntwicklerIn
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG) in Berlin sucht zum frühestmöglichen Zeitpunkt für die Dauer von drei Jahren eine/n Software-Entwickler/in (TVöD (Bund) E13, Stellenumfang 50%) für die Mitarbeit am Forschungsprogramm zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft.
Den vollständigen Ausschreibungstext sowie Kontaktinformationen erhalten Sie auf http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/en/news/jobs.html#0082.
Beste Grüße,
Klaus Thoden
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4873