Wo starb die Heilige Elisabeth?

Die Frage nach dem Ort des Sterbens dieser mittelalterlichen Heiligen beschäftigte Historiker wie Archäologen gleichermaßen. Ein historisches Rätsel, dessen Auflösung verblüffend banal erscheint. Oder ist es doch nicht so einfach?

Zunächst einmal wird hier der Sterbeort vom Grab selbst unterschieden. Wie heute auch, war es im 13. Jahrhundert eher unüblich, an dem Ort bestattet zu werden, an dem man seinen letzten Atemzug machte. Bei Heiligen ist es allerdings so, dass auch der Leichnam heilig ist und ebenso die Gegenstände, die die Heilige zu Lebzeiten berührt hat. Das macht den Sterbeort zu einem Gedenkort, der  auch heilig geworden ist.

Wir wissen also, dass Elisabeth von Thüringen 1231 in Marburg, mutmaßlich irgendwo auf dem Gelände ihres Hospitals, vielleicht auch in ihrem Hospital selbst, verstarb. Die Heiligsprechung folgte kurz darauf, das Gelände wurde dem Deutschen Orden übergeben und der baute die heutige gotische Elisabethkirche über ihrem Grab. Der wesentliche Pilgerort zur Heiligen Elisabeth ist also das Grabmausoleum in der Elisabethkirche zu Marburg. So weit, so gut.

Wenn wir uns jetzt einmal die frühen, für glaubwürdig erachteten Quellen zum Leben und Sterben der Elisabeth durchschauen, so werden wir eine Beschreibung des Sterbeortes nicht finden. Es scheint gerade so zu sein, dass es für Konrad von Marburg, die Zusammensteller der Zeugenaussagen zur Heiligsprechung oder Caesarius von Heisterbach vollkommen irrelevant erschien, wo Elisabeth starb. Wichtig ist für die mittelalterlichen Autoren, wie sie starb.[1]

Die gotische Elisabethkirche wird also ab 1235 gebaut und die Gebäude der Deutschordenskommende auf dem ehemaligen Hospitalgelände  errichtet. Der Ort des Sterbens scheint keine Rolle zu spielen bis Mitte der Achtziger Jahre des 13. Jahrhunderts, als Ablassbriefe für den Besuch einer Kapelle herausgegeben werden, die an dem Ort errichtet wurde, an dem Elisabeth starb. Überliefert sind drei Briefe aus den Jahren 1286, 1287 und 1291.[2] Auch in dem fragmentarisch überlieferten Nekrolog des Deutschen Ordens wird von einer Prozession zum Sterbeort der Elisabeth berichtet.[3]

Es erscheint auffällig, dass die Prozessionen und die Stiftungen erst in den 1280er Jahren beginnen und vorher über den Sterbeort geschwiegen wird. Nun sind Überlieferungslücken in der gesamten Mittelalterforschung völlig normal, aber das sei nur angemerkt.

Ausschnitt aus dem sogenannten “Schönbornplan” von ca. 1735/37 in: J. Hotz, Pläne und Bauten des Deutschen Ordens in Hessen. Funde aus dem Graf von Schönbornschen Archiv in Wiesendtheid, in: P. Dr. Klemens Wieser O.T. (Hrsg.) Acht Jahrhunderte Deutscher Orden in Einzeldarstellungen (Bad Godesberg 1967) 465-474

Die Kapelle selbst stammt mit ziemlicher Sicherheit aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und wenn sie über dem Sterbeort errichtet worden war, müsste dort ein abgebrochenes Vorgängergebäude gestanden haben. Als 1970 die ersten Ausgrabungen nördlich der Kirche begannen, ging der damalige Grabungsleiter Ubbo Mozer dieser Überlieferung nach und untersuchte die Fundamente der 1786 abgerissenen Kapelle. In den Aufzeichnungen Mozers steht, dass er die Reste eines Vorgängerbaues fand. Als 2009 der alte Grabungsschnitt an dieser Stelle noch einmal geöffnet wurde, konnte das Ergebnis nicht bestätigt werden. Das ausgegrabene Fundament der Kapelle ist einphasig.

Fotos von der Ausgrabung nördlich der Elisabethkirche 2009 (Fotos: LfDM 2009 S. Gütter)

Wir sehen, archäologisch können wir die Frage nach dem Sterbeort nicht beantworten. Aber vielleicht hat jemand anders eine Idee, wie man das Rätsel um den Sterbeort auflösen kann. Ingeborg Leister bemerkt 1977 zu recht, dass es eher ungewöhnlich erscheint, eine Sterbeortkapelle zu besitzen, wenn man kurz zuvor ein aufwendiges Grabmausoleum in der großen Hallenkirche nebenan gebaut hat. Diese kleine Kapelle war auch sicher nicht für Pilger bestimmt. Der Zweck der Kapelle ist unklar, aber aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um ein ordensinternes Infirmarium, ein Krankenhaus für die Brüder, das laut mittelalterlicher Vorstellung immer eine Kapelle benötigte.

Der Bau dieses Gebäudes und der anschließenden Kapelle kosteten Geld und diese Gelder gilt es heute wie damals zu akquirieren. Und damals gab es dafür unter anderem das Mittel des Ablassbriefes.[4] Dem Besucher wird Ablass von den Sünden gegeben, wenn er den Sterbeort der Elisabeth  besucht und spendet. Eine alljährliche Prozession macht diese historische Überlieferung glaubwürdig. Augenzeugen von Elisabeths Tod, die dem Geschehen widersprechen könnten, lebten in den 1280er Jahren  nicht mehr. Diese These Ingeborg Leisters könnte des Rätsels Lösung sein.

[1] “Forma de statu mortis Lantgraviae de Thuringia” in: A. Huyskens, Quellstudien zur Geschichte der Hl Elisabeth. Landgräfin von Thüringen (Marburg 1908) S. 148-150/

Summa Vitae in: E. Könsgen (Hrsg.), Caesarius von Heisterbach. Das Leben der heiligen Elisabeth und andere Zeugnisse, Veröff. Hist. Kommission Hessen 67,2 = Kleine Texte mit Übersetzungen 2 (Marburg 2007) S. 127-135/

Libellus in: A. Huyskens, Der sog. Libellus de dictis quatuor ancillarum s. Elisabeth confectus (Kempten u. München 1911)/

Caesarius von Heisterbach „Sancte Elyzabeth Lantgravie“ in:  E. Könsgen (Hrsg.), Caesarius von Heisterbach. Das Leben der heiligen Elisabeth und andere Zeugnisse, Veröff. Hist. Kommission Hessen 67,2 = Kleine Texte mit Übersetzungen 2 (Marburg 2007) S. 7-91

[2] Wyss, Urkundenbuch I, Nr. 460, Nr. 474, Nr. 525

A. Wyss, Hessisches Urkundenbuch. Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei Hessen. Erster Band. 1207-1299 (Leipzig 1879)

[3] Wyss, Urkundenbuch III, 1292, S. 266

A. Wyss, Hessisches Urkundenbuch. Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei Hessen. Dritter Band. 1360 bis 1399 (Leipzig 1899)

[4] I. Leister, Zur Baugeschichte des Deutschen Hauses, in: C. Schott (Hrsg.), Hundert Jahre Geographie in Marburg. Festschrift aus Anlaß der 100-jährigen Wiederkehr der Einrichtung des Lehrstuhles Geographie in Marburg, des Einzugs des Fachbereichs in das “Deutsche Haus” und des 450-jährigen Gründungsjubiläums der Philipps-Universität (Marburg 1977) 106

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/492

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Fundstücke

Von Stefan Sasse

- The Atlantic hat 50 Bilder aus der Welt vor 50 Jahren. Gemeint sind weniger Alltagsaufnahmen als vielmehr ikonische Bilder politischer Ereignisse, aber schon das ist sehr interessant. Oh, und "die Welt" meint natürlich die USA.
- Die kuriose Geschichte des Freistaats Flaschenhals 1919-1923. Eine ähnliche Geschichte gab es 1945 mit der Freien Republik Schwarzenberg, by the way.
- Cracked hat die Hintergrundgeschichten zu 21 berühmten historischen Fotos. Teilweise wirklich krasses Zeug dabei. 
- Die Welt hat eine detaillierte Rekonstruktion von Stalins Tod. Interessant, wie der Kerl letztlich an seiner eigenen Paranoia zugrundegeht.

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/04/fundstucke_29.html

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Bildung für nachhaltige Ungleichheit? Broschüre von glokal e.V. erschienen

In Kitas, Schulen, in Weltläden, in der pädagogischen Begleitung von Freiwilligendiensten und der Erwachsenenbildung: Entwicklungspolitische Bildungsarbeit hat sich in den letzten Jahren vielen Zielgruppen erschlossen und soll zukünftig weiter institutionalisiert werden. Orientiert am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung, soll entwicklungspolitische Bildungsarbeit Bewusstsein für globale Zusammenhänge schaffen und die Übernahme von Verantwortung fördern. Doch wie wirkt sie in die Gesellschaft? Welche Effekte erzielt sie bei den Zielgruppen?

Aus einer Fülle an Bildungsmaterialien hat glokal e.V. über 100 Methodenhefte aus den Jahren 2007-2012 ausgewählt und anhand postkolonialer Fragestellungen analysiert. Die daraus resultierende Dokumentation “Bildung für nachhaltige Ungleichheit?” bietet neben einem theoretischen Einstieg in postkoloniale Perspektiven eine ausführliche, praxisnahe Analyse von aktuellen Beispielen aus der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Sie endet mit dem Fazit, dass entwicklungspolitische Bildungsarbeit mit ihrer aktuellen Praxis sowohl in Bezug auf die deutsche Migrationsgesellschaft als auch im globalen Kontext zur Stabilisierung von Ungleichheitsverhältnissen beiträgt. Dies geschieht durch den Bezug auf eurozentrische Geschichtsschreibung, die Nichtinfragestellung Konzepte von Entwicklung und Kultur sowie durch die Erzeugung von Ausschlüssen und Diskriminierungen in Lernmaterialien und Lerngruppen. Die Dokumentation wird abgerundet durch eine Praxishilfe für die eigene postkoloniale Analyse von Bildungsmaterialien.

Broschüre “Bildung für nachhaltige Ungleichheit? Eine postkoloniale Analyse von Materialien der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in Deutschland”. Es gibt einen kostenfreien Download und nähere
Informationen zu glokal e.V. hier: http://www.glokal.org/


Einsortiert unter:Erfahrungen, Kolonialismus, Linke Debatte, Literatur, Meinung, Methodik, Vermittlung

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/04/29/bildung-fur-nachhaltige-ungleichheit-broschure-von-glokal-e-v-erschienen/

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Woche der soziologischen Nachwuchsforschung – Vielfältiges Programm vom 2. bis 4. Mai am Institut für Soziologie der Universität Wien

Vom 2. bis 4. Mai findet an der Fakultät für Sozialwissenschaften bereits zum fünften Mal die Woche der soziologischen Nachwuchsforschung statt. Mit dieser Initiative werden wissenschaftliche Forschungen, die im Rahmen von akademischen Abschlussarbeiten entstanden sind, sichtbar gemacht und zur Diskussion … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/4795

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Woche der soziologischen Nachwuchsforschung – Vielfältiges Programm vom 2. bis 4. Mai am Institut für Soziologie der Universität Wien

Vom 2. bis 4. Mai findet an der Fakultät für Sozialwissenschaften bereits zum fünften Mal die Woche der soziologischen Nachwuchsforschung statt. Mit dieser Initiative werden wissenschaftliche Forschungen, die im Rahmen von akademischen Abschlussarbeiten entstanden sind, sichtbar gemacht und zur Diskussion … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/4795

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Besuch eines Wikipedianers

Ein Beitrag von Rebecca Araya

Für diese Sitzung war der Vortrag vom Wikipedianer Marcus Cyron vorgesehen. Da ich

mich mit der Struktur und Arbeitsweise der sogenannten Wikipedia-Community schlecht

auskenne, kamen mir vor zwei Wochen sowohl der Name Marcus Cyron als auch der Begriff “Wikipedian in Residence” völlig unbekannt vor. Den Gebrauch, den ich von Wikipedia seit der Schulzeit mache, hat sich immer auf das strenggenommene Enzyklopädische beschränkt – namlich auf das “Nachschlagen” von unbekannten Begriffen. Bis dahin hatte ich mir keine so großen Gedanken darüber gemacht, was sich hinter dieser Online-Enzyklopädie eigentlich verbirgt. Erst im Rahmen dieses Seminares bin ich allmählich darauf aufmerksam gemacht worden, wie komplex und spezialisiert sie aufgebaut ist und welchen Stellenwert sie in der Wissensgemeinschaft besitzt. Der besagte Vortrag, den Herr Cyron gehalten hat, hat wesentlich dazu beigetragen.

Weil ich, wie schon gesagt, vor der betreffenden Sitzung mit dem Namen Cyron nichts anfangen konnte, machte ich mir zur Aufgabe, den Namen des Wikipedianers bei Google-

Suche einzugeben und etwas über ihn und seine Tätigkeit als „Wikipedian in Residence

zu erfahren. Bei dieser Suche stieß ich auf einen Artikel vom Tagesspiegel geschrieben

von Astrid Herbold, der genau das Thema behandelte, das mich interessierte. Die Überschrift lautete: “Wikipedia forscht mit.” In ihrem Artikel beschrieb Frau Herbold ein

wichtiges Projekt des deutschen Wikipedia-Vereins, in dem Marcus Cyron in der Rolle des

„Wikipedian in Residence“ als eine Art Vermittler zwischen Wikipedia und der Forschergemeinde figurierte. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) sollte Herr Cyron, auf Initiative des wissenschaftlichen Direktors für Informationstechnologie am DAI, Reinhard Foertsch, anhand von Workshops die Funktionsweise des Online-Lexikons den Archäologen und Mitarbeitern am Institut näher bringen. In ihrer Beschreibung dieses für Deutschland erstmaligen Projektes bezog sich Frau Herbold ferner auf die sogenannte GLAM-Bewegung, unter welcher Initiative das erwähnte Residence- Programm geführt werden sollte. GLAM, Abkürzung für Galleries, Libraries, Archives und Museums, wurde von der Wikipedia-Community mit dem Ziel ins Leben gerufen, mit den Forschern in den unterschiedlichen Themenbereichen, welche vom Lexikon abgedeckt werden, in Kontakt zu treten und womöglich Zugang zu vorhandenen Primärquellen zu erlangen.

Als ich darüber las, dass es bei den Wikipedia-Autoren ein Bestreben vorhanden ist, in Zusammenarbeit mit der Forschung zu treten, musste ich an die anfänglichen Ängste um die angezweifelte wissenschaftliche Zuverlässigkeit Wikipedias denken. Bereits in meinen letzten Schuljahren habe ich eine Art Indoktrinierung von sämtlichen Lehrern erlebt, welche in Wikipedia eine unzuverlässige sogar kontraproduktive Informationsquelle zu erkennen meinten. Diese Idee hat mich seitdem im Verlauf meines akademischen Vorhabens immer begleitet und ist sogar im Rahmen meines Studiums an Kraft gewachsen. Nach dem Motto „lieber nach den anerkannten Standard-Referenzwerken zu greifen als Wikipedia als Referenzquelle angeben zu müssen“ gestaltete ich alle meine Hausarbeiten und Recherchearbeiten – was mir öfters der guten Verständlichkeit und Übersichtlichkeit der Wikipedia-Artikel wegen Leid tat.

Somit ist es leicht nachzuvollziehen, wie gerne ich über solche Initiativen wie GLAM und

ihre Residence-Programme erfuhr.

Frau Herbolds Artikel erschien im August des vorigen Jahres, als das Projekt mit dem DAI noch nicht abgeschlossen war, weshalb ich aus dem Artikel nicht erfahren konnte, wie  erfolgreich das Program gewesen war. Schon hatte ich meine erste Frage an Herrn Cyron.

Mich interessierte besonders, wie Wikipedia und ihre Bemühungen zur  Wissensvermittlung bei den unterschiedlichen Forschern ankommt – ob sie sich wie meine ehemaligen Schullehrer verhalten und das Online-Lexikon vom akademischen Bereich wegweisen oder ob sie es als ein künftiges Instrument bei der Forschungstätigkeit betrachten können.

Der Vortrag von Herrn Cyron beantwortete diese und andere Fragen, die ich zur Funktionsweise „hinter den Kulissen“ Wikipedias – wie er es selbst nannte – hatte. Angefangen mit der Finanzierung Wikipedias über ihre Verwaltungsstruktur, die Zusammensetzung und Herkunft der mitwirkenden Kräfte bis hin zu Fragen der Themenbereiche, Forschungsprojekte und Qualitätssicherung, gab uns Herr Cyron eine ausführliche Übersicht vom Gefüge, das hinter der weltberühmten Online-Enzyklopädie steckt.

Was meine erste Frage betrifft, so erfuhr ich, dass ein nennenswerter Anteil der Wikipedia-Autoren Akademiker sind und dass nach dem Projekt mit dem DAI einige Forscher im Zusammenhang mit einem archäologischen Befund in der Türkei anhand von einem Wikipedia-Artikel zu der Ausgrabung weiterhin Kontakt mit der Wikipedia-Community pflegten.

Im Rahmen unseres literaturwissenschaftlichen Interesses bezog er sich auf die Schwierigkeiten, welche wir als Artikelschreiber in diesem Themenbereich zu bewältigen hätten – hauptsächlich handelt es sich hierbei, so Herr Cyron, um das Einhalten der „No Original Research Policy“ (deutsch: keine Theoriefindung), denn zu leicht kann der Autor zu einer wertenden Stellung bezogen auf Werke von Autoren neigen und eigene Interpretationen oder Thesen liefern – was dem Zweck einer Enzyklopädie zuwiderläuft.

Nichtsdestotrotz machte er uns Mut, uns in der Wikipedia-Community wissenschaftlich zu

engagieren und erteilte uns ausreichendes Material, um uns den Einstieg in das Schreiben

von Wikipedia-Artikeln zu erleichtern.

Ich werde mich nun auf die Suche nach einem literaturwissenschaftlichen Thema, worüber

ich meinen Artikel schreiben könnte, begeben und bin Herrn Cyron für die hilfreichen und

interessanten Hinweise sehr dankbar.

Quelle: http://wppluslw.hypotheses.org/39

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Launch von Austrian Books Online

Lange erwartet, nun ist's soweit: Die Österreichische Nationalbibliothek hat heute die ersten in Kooperation mit Google Books digitalisierten Bücher freigeschaltet, 100.000 sind es in der ersten Tranche; wer also nun zB an Stelle des bereits eingescannten BSB-Exemplars das ÖNB-Pendant der Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus von Gerard van Swieten konsultieren möchte, hat nun Gelegenheit dazu; bislang nicht digital zugänglich war z.B. Johann Pezzls Roman "Gabriel oder die Stiefmutter Natur", Leipzig: Liebeskind, 1810, der als dessen radikalstes Erzählwerk gilt.

Sonst wird es wohl auch eine Aufgabe der interessierten Community sein mitzuhelfen, Portale und Übersichten der eingescannten Bücher zu erstellen.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/351211040/

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Folgen der Causa Stralsund: Museumsverband Mecklenburg-Vorpommern fordert besseren Schutz für Kulturgüter

Als Reaktion auf die Verkäufe aus dem Stadtarchiv Stralsund (siehe unsere Beiträge) hat sich der Museumsverband Mecklenburg-Vorpommern für einen besseren gesetzlichen Schutz der Kulturgüter der öffentlichen Hand ausgesprochen, meldet der NDR: “Auf einer Tagung in Wismar nahm der Landesmuseumsverband den Verkauf zum Anlass, um seine 190 Mitglieder zu einem besseren Schutz ihrer Objekte aufzufordern. Der Verbandsvorsitzende Steffen Stuth wies darauf hin, dass Kulturgüter in öffentlichen Sammlungen in Mecklenburg-Vorpommern gesetzlich nicht ausreichend geschützt seien. So sei nicht geregelt, unter welchen Umständen Museen Kulturgüter überhaupt abgeben dürfen.”

Der jetzt in Speyer tätige Bibliothekar Armin Schlechter, der sich dort rührig um die dortige Gymnasialbibliothek bemüht und schon 2002 Bemerkenswertes über den Ensemblewert von Büchersammlungen schrieb, hat im “Bibliotheksdienst” (2013, S. 97-101, erst in einem Jahr frei zugänglich) einen Beitrag “Zum Verkauf der Stralsunder Gymnasialbibliothek” vorgelegt. Er schreibt: “Auf der Ebene der Bestandserhaltung ist deutlich zu erkennen, dass die Bestände des Stralsunder Stadtarchivs, im konkreten Fall der Gymnasialbibliothek seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in keiner Weise adäquat aufbewahrt worden sind. Entlarvend ist auch folgender in der Beschreibung der nun verkauften Sammlung im ‚Handbuch‘ verborgener Satz aus dem Jahr 1995: ‚Eine Aufnahme in den alphabetischen Katalog der Archivbibliothek steht noch aus‘. Offensichtlich gab es nach der Übernahme der Sammlung keinerlei Initiativen, diese auch zu erschließen. Aufgrund dieses Versäumnisses ist sie zu einer nicht benutzbaren und damit toten Bibliothek herabgesunken, ein weiterer Schritt hin zu ihrem Untergang. Anstatt diese Missstände zu beheben, was natürlich erhebliche Mittel gebunden hätte, wurde das Problem im wahrsten Sinne des Wortes zu entsorgen gesucht, ein in Zeiten moderner Kommunikation allerdings reichlich naives Unterfangen. Bei diesem Schritt spielte weiter das Unvermögen eine Rolle, in der Gymnasialbibliothek mehr zu sehen als ein Konglomerat von alten Büchern, nämlich ein gewachsenes Ensemble mit einem intrinsischen Wert, das in genau diesem Aggregatzustand eine unwiederbringliche Quelle für die Stralsunder Regionalgeschichte ist, wie dies ansatzweise schon 1995 im ‚Handbuch der Historischen Buchbestände in Deutschland‘ niedergelegt worden war. Der Stadt Stralsund muss zugestanden werden, dass sie auf die eindeutigen Äußerungen der Fachwelt reagiert, unabhängige Gutachter eingeschaltet und den Verkauf rückabgewickelt hat, so dass ‚nur‘ eine Verlustquote von 10 % zu beklagen ist. Schlagartig bekannt wurden durch diese Angelegenheit die unhaltbaren Aufbewahrungsbedingungen im Stadtarchiv Stralsund und die bereits eingetretenen massiven Schäden an den Beständen, was zu ganz erheblichen Folgekosten führen wird. An der Stadt Stralsund bleibt allerdings der Vorwurf hängen, dass mit der Gymnasialbibliothek nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch durch die Entscheidung vom Juni 2012, die eine Kumulation auch älterer Versäumnisse darstellt, völlig unprofessionell umgegangen worden ist. Auch wurde nicht versucht, vor einem Verkauf Kontakt zu einschlägigen, mit Altbeständen befassten bibliothekarischen Gremien aufzunehmen. Aus bibliothekarischer Sicht muss immer wieder die Forderung nach der Erhaltung aller Buchensembles, die in dieser Form einen spezifischen Quellenwert haben, erhoben werden”. Dem kann man nur zustimmen.

Nur die Antiquare haben anscheinend nichts aus dem Schlamassel gelernt. Die Erwiderung von Christian Hesse, Vorsitzender des Verbands Deutscher Antiquare e.V., auf einen FAZ-Artikel von Regina Mönch, nimmt den Antiquar Peter Hassold, der die Stralsunder Bücher angekauft hatte, in Schutz: “Die in unserem Verband organisierten Antiquare, allesamt renommierte Fachleute, zu denen auch Peter Hassold und die von Frau Mönch ungenannt desavouierten Auktionatoren zählen, handeln nach den weitreichenden Regeln des »Code of Ethics« der ILAB (International League of Antiquarian Booksellers).” Offenkundig sind diese Regeln alles andere als weitreichend, sondern völlig unzulänglich, da sie es ermöglichen, eine herausragende Geschichtsquelle zu zerstören.

Was hatte Frau Mönch in ihrem leider nicht online verfügbaren Artikel (FAZ vom 03.04.2013, S. N5) geschrieben? Es wird deutlich, wie sehr “dieser leichtfertige Kulturfrevel” die FAZ-Redakteurin abgestoßen hat (zu einem früheren Artikel von Frau Mönch siehe Archivalia). Zutreffend ist ihre Kritik am ehemaligen Archivleiter: “Der Vorgänger jener handelsfreudigen Archivchefin in Stralsund – beide begannen ihre Archivkarriere als Leiter der Abteilung Sozialismus – verteidigte den Verkauf in Interviews noch lange, er sei für die Stadt wirklich kein „kultureller Verlust“, auch habe sich ja niemand dafür interessiert. Er faselte etwas von „Dubletten“, für Fachleute eine Lüge oder Ausdruck eklatanter Unwissenheit.”

Über das dubiose Vorgehen des Antiquars liest man bei Mönch: “ Inzwischen haben auch einige Stralsunder Bürger Bücher zurück ersteigert und der Historischen Bibliothek übergeben – ein mäzenatischer Brauch, der das Wachsen der Sammlungen über Jahrhunderte möglich machte und fast der vollständigen Vergessenheit anheimgefallen war. Leider hatte der seltsame Antiquar, der diesen Schatz zu Dumpingpreisen erwarb, die kostbarsten Bücher längst weiterverkauft, an große Auktionshäuser, die sie ohne eindeutige Angaben zur zweifelhaften Provenienz gewinnbringend versteigerten. Einige Käufer bestanden auf einer Rücknahme, als sie die Herkunft erkannten, bei anderen, vor allem Auktionshäusern, obsiegte der Geschäftssinn und eine laxe Moral über eigentlich klare Spielregeln. Einige Bücher, wie viele und welche, ist immer noch unklar, hatte der Antiquar jedoch „aufgrund des sehr schlechten Zustandes“ selbst vernichtet. War die Fachwelt an sich schon geschockt, machte diese Mitteilung nur noch sprachlos.” Was ist daran falsch? 95.000 Euro für einen hochwertigen Buchbestand scheint mir sehr wohl ein Dumpingpreis zu sein, wenn man bedenkt, was ich zu den Ergebnissen der Reiss-Auktion in Archivalia vom 20. November 2012 schrieb.  Die Presse hat von meinen Ergebnissen keine Notiz genommen, da etwa gleichzeitig die Stadt Stralsund öffentlich den Rückwärtsgang einlegte. Allein der Kepler-Druck aus der Gymnasialbibliothek erbrachte 44.000 Euro.  Eine sehr rohe Schätzung ergab als hypothetischen Erlös bei der Reiss-Auktion gut 140.000 Euro.  Und es ist eine Tatsache, dass die Auktionshäuser Reiss sowie Zisska und Schauer, die skrupellos kostbare Drucke aus dem Stadtarchiv Stralsund in alle Welt verstreuten, die Provenienz Stadtarchiv Stralsund fast immer verschwiegen haben. Ein ehrenwertes Gewerbe?


 

Quelle: http://kulturgut.hypotheses.org/187

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Standard-Kritik am ÖStA

Klaus Taschwer beschreibt anhand des Amsterdamer Stadtarchivs auf DerStandard.at, wie benutzerInnenfreundlich manche Archive sein können und verwendet als negative Kontrastfolie das (heute hier in positiverem Zusammenhang schon erwähnte) Österreichische Staatsarchiv, wobei er in einem Kommentar von Kollegen Jerome Segal bestätigt wird.
Ich bin ja froh, dass mich die von Taschwer genannten Mängel nur selten in meiner Arbeit im ÖStA behindern und ich dort meistens gut zurecht komme, was aber auch mit den von mir konsultierten Beständen zusammenhängt und ich dadurch, dass ich in Wien ansässig bin, nicht darauf angewiesen bin, die Akten zu fotografieren. Dies ist nämlich tatsächlich eine mittlere Katastrophe: Während in zivilisierten Archiven Fotografieren zumeist erlaubt und oft auch noch unterstützt wird, ist dies im Österreichischen Staatsarchiv verboten, die zuletzt via Facebook dafür vorgeschobene, vollkommen absurde Begründung lautete: Weil sich andere BenützerInnen dadurch gestört fühlen würden... Mit demselben Argument ließe sich der Gebrauch von Laptops verbieten, weil das Getippe nervt.(*) Es ist jedenfalls zu hoffen, dass in absehbarer Zukunft auch im ÖStA die Vernunft bezüglich der Verwendung von Kameras Einzug hält, vielleicht liefert Taschwers Artikel dazu einen Anlass.

(*) Das faszinierendste Erlebnis bezüglich des Ruhebedürfnis eines Archivbenutzers hatte ich bislang übrigens im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: Als ich die Vorhaltung eines Vertreters dieser Spezies, ihn würde das Quietschen meiner Schuhe beim Durchschreiten des BenützerInnensaals stören, mit einem Lachen quittierte, betonte dieser: "Das ist nicht lustig!"

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/351210924/

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