„Wer hat Angst vor dem bösen Wolf?“ – Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck als Kapitän der napoleonischen Wolfsjagd

Lange Zeit galt der Wolf als Schädling und Gefahr für Mensch und Tier. Das bekannte Märchen von „Rotkäppchen und dem bösen Wolf“ ist nur ein Beleg für die tiefgreifende Angst die Isegrim dem Menschen in der Vergangenheit einflöste. Nach der systematischen Bejagung insbesondere im 19. Jahrhundert kehrt er mittlerweile langsam in die deutschen Wälder zurück und ist dabei oftmals ein geschätzter Gast – wenngleich auch heute noch altbekannte Probleme mit reißenden Wölfen wieder aufleben und eine Bejagung in einigen Regionen erneut diskutiert wird.

Die Jagd auf den Wolf hat eine ebenso lange Geschichte wie die Angst des Menschen vor ihm. Bereits im Mittelalter finden sich Erlässe, die die gezielte Bejagung von Wölfen regeln, wie etwa die diesbezüglichen Bestimmungen des bekannten Capitulare de villis vel curtis imperialibus Karls des Großen aus dem Jahr 812. Noch im Ancien Régime und in der napoleonischen Zeit hielt man an der Einrichtung der Wolfsjagd fest. So gelangte auch Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck in das napoleonische Ehrenamt eines Capitaine de la Louveterie (dt. Kapitän der Wolfsjagd) und beaufsichtigte als solcher die Louveterie in den Departements de la Roer, Mont-Tonnere, Sarre und Rhin-et-Moselle. Ein Beitrag der entstehenden Netzbiographie (vgl. Beitrag vom 16.07.2013) wird diese Tätigkeit beleuchten, wobei sich ein Seitenblick auf die sonstigen persönlichen Interessen Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dycks anbietet (vgl. etwa Beitrag vom 27.07.2013).

Martin Otto Braun

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/210

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Von Paris nach Berlin – der Publikumserfolg der „rue du Caire“

Von Jan Maier

Fast 32 Millionen Menschen besuchten vom 6. Mai bis zum 31. Oktober 1889 die Weltausstellung in Paris. Auf der 96 Hektar großen Ausstellungsfläche befanden sich unter anderem ein sogenanntes „village nègre“ und die „rue du Caire“. Sieben Jahre später waren auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung gleichzeitig eine „Kolonialausstellung“ sowie die „Sonderausstellung Kairo“ zu sehen. 7,4 Millionen Besucher strömten auf die mit 1,1 Millionen Quadratmetern bis dato größte Ausstellungsfläche Europas im Treptower Park, davon allein zwei Millionen auf die 60 000 Quadratmeter der Kolonialausstellung. Diese Sonderattraktionen in beiden Städten sind Zeugnisse Zurschaustellung kolonisierter Bevölkerungen, die einem bestimmten Muster folgten, das bei allen europäischen Kolonialausstellungen zu finden ist. Alice von Plato spricht bei der „rue du Caire“ von einem internationalen „Prototyp“, der die Grundlage für viele  weitere Ausstellungen wurde1.

Die Pariser „rue du Caire“ von 1889

Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts begann eine Faszination für Ägypten bei den Weltausstellungen. Zeigte man 1867 noch eigene Exponate mit dem Wunsch sich als „unabhängige Nation mit eigenen, unverwechselbaren Traditionen“2 darzustellen, überwog in der „rue du Caire“ in Paris von 1889 der koloniale Gedanke. Neben den fast 400 „Einheimischen“, einer bunten Mischung aus Händlern, Gauklern und verschleierten Frauen, waren auch Kamele und Affen zu sehen. In den vermeintlichen exotischen Cafés der engen Straße sollten die Besucher „orientalische Luft schnuppern“ und Souvenirs kaufen. Man sollte sich wie auf einem Basar fühlen. Die Berliner „Sonderausstellung Kairo“ war fast identisch mit ihrem von Baumeister Gabriel Wohlgemuth und Schausteller Willy Möller aufgegriffenen Pariser Vorbild. Nur mit dem Nachbau der Cheops-Pyramide ging man noch einen Schritt weiter und übertraf das französische Original. Dabei hatten die beiden Bauherren die Idee, nicht aber die Nachbauten aus Paris übernommen3.

Die hier gezeigten Beispiele sind nach dem selben Schema aufgebaut: Zunächst sollte eine exotische Atmosphäre geschaffen werden, in der sich die Besucher zugleich fremd- und wohlfühlten. Gleichzeitig sollte man menschlichen „Exponaten“ zusehen, wie sie ihren anscheinend normalen Tagesabläufen folgten, lebten sie doch in ihrer „natürlichen“ Umgebung. Durch diese stark reduzierte Darstellung der vermeintlich typischen Lebensweise wurde das Entstehen von Stereotypen gegenüber den kolonialisierten Kulturen gefördert. In beiden Fällen handelte es sich um eine bewusste Inszenierung zur Rechtfertigung des imperialen Ausgreifens auf die Welt.

Ähnlich war es auch im Pariser „village nègre“. Dort „lebten“ zirka 400 Menschen in Nachbauten von Hütten, die der Architektur der jeweiligen Stämme aus den französischen Kolonien nachempfunden waren. Umgekehrt zeigten die 1896 errichteten „Eingeborenendörfer“ in Berlin 103 Menschen aus den Kolonien des Deutschen Reichs (z.B. aus Kamerun und Togo). Daneben waren in beiden Ausstellungen kulturtypische Gegenstände und Häuser zu sehen. Das gemeinsame Prinzip bestand in der Nachahmung der Struktur eines afrikanischen Dorfes. In Paris spielte ferner die Idee des théâtre colonial eine Rolle, d.h. man wollte bei den Franzosen der Metropole einen Zuspruch zu den Kolonien auslösen, „zu einem Konsens über das empire gelangen“4. Ziel war also, „die Öffentlichkeit des Mutterlandes [Frankreich, J. Maier] zu verführen, indem man sie mit ‚ihren‘ weit entfernten Besitztümern vertraut machte“5. Neben der Kolonialpropaganda erfüllten die Sonderattraktionen in Berlin auch den Wunsch, der Gewerbe-Ausstellung einen internationalen Charakter zu verleihen.

Unterstützt wurde dies durch die mediale Präsenz der beiden Ausstellungen in der zeitgenössischen Presse. Trotz des Publikumserfolgs finden sich auch zeitgenössische kritische Stimmen zur Berliner Ausstellung. So zweifelte der Politiker Friedrich Naumann am Erfolg der Inszenierung von „Kairo“ und der „Kolonialausstellung“ und wirft ihr eine zu große Nähe zum Theater vor. Alfred Kerr, Theaterkritiker, äußerte ähnliche Bedenken zu „Kairo“, lobte diese in einem Brief vom 3. Mai 1896 jedoch als „sehr geistvolle[n] und […] anregende[n] Mumpitz.“6 Für die Kolonialausstellung dagegen konnte er sich überhaupt nicht begeistern.

Mit dem Ende der Gewerbe-Ausstellung  am 15. Oktober 1896 verschwanden die dort gezeigten Beispiele aber nicht aus Berlin. 1899 ging aus der Kolonialausstellung das Deutsche Kolonialmuseum hervor (bis 1915) und eine Replik der „Straße von Kairo“ befand sich 1904-1934 im Luna-Park, wo ebenfalls Senegalesen (1904) und Somali (1910) ausgestellt wurden.

Literatur

Volker Barth, Menschen versus Welt, Die Pariser Weltausstellung von 1867, Darmstadt 12007.

Pascal Blanchard, Sandrine Lemaire (Hg.), Culture coloniale 1871-1931, La France conquise par son Empire, Paris, 12003.

Alice von Plato, Präsentierte Geschichte, Ausstellungskultur und Massenpublikum im Frankreich des 19. Jahrhunderts, Frankfurt/New York 12001.

Ines Roman, Exotische Welten – Die Inszenierung Ägyptens in der Sonderausstellung „Kairo“ der Berliner Gewerbe-Ausstellung von 1896: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/1114/1/Magisterarbeit_Ines_Roman.pdf (26.07.2013).

Günther Rühle (Hg.), Alfred Kerr, Wo liegt Berlin?, Briefe aus der Reichshauptstadt, Berlin 51998.

Abbildung

La rue du Caire. Avenue de Suffren: Champs-de-Mars von Brown University, Public Domain

  1. Alice von Plato, Präsentierte Geschichte, Ausstellungskultur und Massenpublikum im Frankreich des 19. Jahrhunderts, Frankfurt/New York 12001, S. 219, 224.
  2. Volker Barth, Menschen versus Welt, Die Pariser Weltausstellung von 1867, Darmstadt 12007, S. 246.
  3. Ines Roman, Exotische Welten – Die Inszenierung Ägyptens in der Sonderausstellung „Kairo“ der Berliner Gewerbe-Ausstellung von 1896, S. 47, 52.
  4. „[…] à établir un consensus sur l’empire“ (Pascal Blanchard, Sandrine Lemaire (Hg.), Culture coloniale 1871-1931, La France conquise par son Empire, Paris, 12003, S. 47.), übersetztes Zitat [J. Maier]
  5. „séduire le public métropolitain en le familiarisant avec ‚ses‘ possessions lointaines“ (Blanchard/Lemaire, 46), übersetztes Zitat [J. Maier]
  6. Günther Rühle (Hg.), Alfred Kerr, Wo liegt Berlin?, Briefe aus der Reichshauptstadt, Berlin 51998, S. 152.

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/1275

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“Gewaltwettbewerbe”. Beitrag im Leviathan-Sonderband 28

In dem Beitrag “Gewaltwettbewerbe. ‘Gewalt’ in Globalen Konkurrenzen um Aufmerksamkeit und Legitimität” gehen Teresa Koloma Beck und Tobias Werron der Frage nach, welche Rolle globale Konkurrenzen um Aufmerksamkeit und Legitimität in der Produktion und Reproduktion von (Gewalt-)Konflikten spielen. Erschienen ist er im Leviathan-Sonderband 28, Ordnung und Wandel in der Weltpolitik: Konturen einer Soziologie der Internationalen Beziehungen, herausgegeben von Stephan Stetter.

Aufbauend auf kommunikationstheoretisch-konstruktivistischen Modellen globaler Konkurrenzen einerseits1 und Gewalt andererseits2 entwickeln die Autoren die These, dass mit Gewalt ausgetragene Konflikte in besonderem Maße geeignet sind, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zu erregen und in der Folge die Legitimität der Akteure zu verändern. Dabei gehen die möglichen Effekte jedoch in unterschiedliche Richtungen: Gewalt kann als Aufmerksamkeitserreger dienen, was beispielsweise im Interesse von Akteuren liegen mag, denen daran gelegen ist, Dritte – seien es  Bündnispartner oder “Zeugen” – in den Konflikt hineinzuziehen und so die eigene Position zu verbessern. Doch birgt Gewalt immer auch das Risiko, die Legitimität der sie ausübenden Akteure zu unterminieren und dadurch der Aufmerksamkeit den angestrebten strategischen Wert zu entziehen. Diesen Zusammenhang zwischen (Gewalt-)Konflikten und globalen Konkurrenzen um Aufmerksamkeit und Legitimität fassen die Autoren im Begriff des “Gewaltwettbewerbs” zusammen. Der zweite Teil des Beitrages entwickelt eine Typologie charakteristischer Fälle solcher Gewaltwettbewerbe.

1 Werron, Tobias. 2012. “Worum konkurrieren Nationalstaaten? Zu Begriff und Geschichte der Konkurrenz um ‘weiche’ globale Güter”. Zeitschrift für Soziologie 41, 338-55. Heintz, Bettina, and Tobias Werron. 2011. “Wie ist Globalisierung möglich? Zur Entstehung globaler Vergleichshorizonte am Beispiel von Wissenschaft und Sport”. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 63:3, 359-94.

2 Koloma Beck, Teresa. 2011. “The eye of the beholder. Violence as a social process”. International Journal of Conflict and Violence 5:2, 346-56.

Quelle: http://gewalt.hypotheses.org/146

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Die Romantik des Obstbaums

Die Vorbereitung auf das Seminar zur Lebensreform geht weiter. Am Wochenende dann auch mal ganz praktisch: Ein Ausflug zur Obstbaukolonie Eden in Oranienburg stand auf dem Programm. Da ich gerade von Berlin aus arbeite, bot sich das ja an.

Eden ist eine Siedlungskolonie, die im Jahr 1893 in Berlin (übrigens in Moabit – mein Stadtteil!) gegründet wurde, als vegetarische Obstbaukolonie. Hier verbanden sich Lebensreform, Ernährungsreform und Bodenreform zu einem einzigartigen Projekt. Das Logo der Kolonie, das man dort an jeder Ecke findet, symbolisiert mit seinen drei Bäumen diese drei Reformstränge.

Logo von Eden

Das “Logo” von Eden mit den drei Bäumen – Lebensreform, Ernährungsreform, Bodenreform Foto: A. Schlimm, CC-BY-SA

Eden war nicht die einzige Siedlungskolonie, das bei weitem nicht. Aber doch die erfolgreichste. Die Genossenschaft besteht noch (bzw. wieder – nach der Wende neu gegründet), und ein bisschen „Reform“ ist auch noch zu spüren, wenn man den selbstgebackenen Vollkorn-Obstkuchen im Vereinscafé genießt, danach einen Spaziergang durch die Kolonie macht, vorbei an KiTa und Reformschule, und dabei ein Storch über dem Kopf (also sehr weit über dem Kopf) kreist.
Eden war auch lange Zeit wirtschaftlich ziemlich erfolgreich – wer öfter im Reformhaus einkauft, kennt vielleicht die Marke „Eden“, die um die Jahrhundertwende hier entwickelt wurde, nach dem Zweiten Weltkrieg dann ihren Sitz im Taunus hatte und schließlich 1991 in die Schweiz verkauft wurde. Vor allem Obstprodukte und vegetarische Fleischalternativen wurden hier hergestellt und vermarktet.
Auch bei Bilz (Ihr erinnert Euch?) spielte das Obst eine wichtige Rolle. Er forderte viel mehr Möglichkeiten für Obstanbau, weil das (angeblich) so wenig Arbeit bei extrem hohen Erträgen mache und natürlich außerdem gesund sei; außerdem sollte man viele Südfrüchte, zum Beispiel auch Datteln, essen.
Überhaupt spielte Obst in der Lebensreform und in der Ernährungsreform eine große Rolle. Woran mag das wohl liegen? Möglicherweise hat es etwas mit der Vorstellung zu tun, naturbelassene Nahrung – nicht erhitzt, nicht stark bearbeitet – sei die beste, natürlichste Ernährungsform. Ich glaube aber auch, dass der Obstbaum als Symbol für die nährende Natur eine Rolle spielte. Die bildlichen Darstellungen zeigen das, wie etwa hier im Terrakotta-Relief am Genossenschaftshaus. Auch sprachlich wird die Verknüpfung natürlich deutlich gemacht – Eden hieß ja nicht umsonst Eden, sondern war der Versuch, ein Paradies (wieder)herzustellen, das Leben (und Nahrung) zu spenden versprach.

Mensch und Obstbaum, Terrakotta

Teil des Terrakotta-Mosaiks am Genossenschaftshaus in Eden, ursprünglich vom Edener Bildhauer Wilhelm Groß, in den 1990er Jahren erweitert vom Keramiker Christian Richter; Foto: A. Schlimm, CC-BY-SA

Ich frage mich nun: Lassen sich Verbindungen aufspüren zwischen dieser reformorientierten Wertschätzung für Obst und den Versuchen, in Bernried am Starnberger See die Obstkultivierung voranzutreiben, um die Ernährungslage der ortsansässigen Bevölkerung zu verbessern? Dort wurde 1912, also noch mitten in der Zeit der Reformbewegungen, ein Obst- und Gartenbauverein gegründet. Mit diesem Verein sollte ich mich noch einmal eingehender beschäftigen. Direkte Verbindungen werden es wohl kaum sein, aber es wäre doch interessant, den verschlungenen Wegen nachzugehen, die eine solche Obst-Wertschätzung von lebensreformerischen Bestrebungen bis in die dörflichen Obstgärten durchmacht – oder eben auch nicht. Vielleicht waren ja diese dörflichen Vereinsbestrebungen aus ganz anderen Quellen gespeist. Aber vielleicht habe ich hier eine „Kontaktzone“ gefunden – zwischen der lebensreformerischen, medial präsenten Obstromantik und dem Bernrieder Vereinsleben. Ganz unwahrscheinlich ist das nicht.

 

Eden ist einen Besuch wert: Entweder mit der Bahn bis Oranienburg, von dort aus nach Westen, erst über die Havel, dann über den Oranienburger Kanal – dann ist man schon mittendrin; den gleichen Weg kann man auch mit dem Rad machen. Oder man fährt mit dem Auto, über die B96 bis zur B273, dann ist man praktisch da. Sonntags von 14 bis 17 Uhr ist im Presshaus (Struveweg 505) nicht nur das Café geöffnet, sondern auch eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Siedlung; außerdem kann man Apfelsaft an einem einmaligen Automaten ziehen – in 5-Liter-Säcken. Bei gutem Wetter kann man sehr schön durch die Siedlung stromern, auch wenn wahrlich nicht mehr alle Häuser das Flair der Jahrhundertwende versprühen. Mehr Informationen unter http://www.eden-eg.de/
Baumgartner, Judith: Die Obstbaukolonie Eden, in: Buchholz, Kai u.a. (Hg.): Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst, Bd. 1, Darmstadt 2001, S. 511-515.

Quelle: http://uegg.hypotheses.org/102

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Unser neuer Call4Papers zum Thema “Krisen und Umbrüche: Wie wandeln sich Gesellschaften?” (bis 01.12.13)

Was haben die Wiedervereinigung Deutschlands, die Genozide auf dem Balkan Anfang der 1990er Jahre, die Atomkatastrophe von Fukushima, der Arabische Frühling und  die globale Finanzkrise gemeinsam? Sorgen die Ereignisse der letzten 20 Jahre für eine deutliche Veränderung unseres Alltags? Wie … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5342

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CfA: Studienkurs “Horae Bambergenses. Latein in Europa von der Spätantike bis zur Renaissance”. Bamberg 03/2014


Horae Bambergenses

Latein in Europa von der Spätantike bis zur Renaissance

Kompakter Studienkurs in Bamberg (10 ECTS) – 17. März bis 22. März 2014

Das lateinische Erbe prägte Europas Kulturwelt noch Jahrhunderte nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches. Latein ist die Sprache der Kirche (Heiligenviten, Liturgie), der Naturwissenschaften und Medizin sowie der Literatur (Dichtung, Prosa), und es ist das einzige internationale Idiom bis in die Frühe Neuzeit hinein. Die Horae Bambergenses führen in die lateinische Sprache bis zur Zeit des Humanismus ein. Der Kurs vermittelt fundierte Kenntnisse der nachklassischen Latinität und stellt die wichtigsten Hilfsmittel für alle Fachrichtungen der mediävistischen und frühneuzeitlichen Studien in Seminaren und Übungen vor. Dabei werden auch kulturhistorische Zusammenhänge nicht zu kurz kommen. Ziel ist eine umfassende Einführung in das Mittellatein bis zum 15. Jahrhundert und in den jeweiligen kulturellen Kontext. Der Kompaktkurs richtet sich sowohl an Studierende der Universitäten Bamberg und Erlangen (Bachelor und Master), wo er in die Studiengänge MA Interdisziplinäre Mittelalterstudien / Medieval Studies (Bamberg) und BA/MA Mittellatein und Neulatein sowie MA Mittelalter- und Renaissancestudien (Erlangen) integriert ist, als auch an Auswärtige, welche das international einzigartige Angebot in der historischen Stadt Bamberg nutzen möchten. Der Kurs wird vom Lehrstuhl für Lateinischen Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Friedrich-Alexander-Universität (Prof. Dr. Michele C. Ferrari) und vom Zentrum für Mittelalterstudien der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Verantwortliche: Prof. Dr. Andrea Schindler) organisiert und mit einem Diplom (max. 10 ECTS) abgeschlossen.

Teilnahmegebühr: 80 € (für regulär eingeschriebene Studierende der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und der FAU Erlangen-Nürnberg entfällt die Teilnahmegebühr)

Bewerbungen mit vollständigem Lebenslauf senden Sie bitte an:

Prof. Dr. Michele C. Ferrari

Friedrich-Alexander-Universität

Mittellatein und Neulatein

Kochstr. 4/3

91054 Erlangen

E-Mail: michele.c.ferrari@as.phil.uni-erlangen.de

Die Bewerbungsfrist endet am 31. Januar 2014

Für die Informationen danken wir Dr. Stefan Weber, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

 

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/1914

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China-News: Am Vorabend des Opiumkriegs (1839)

China hatte seit den ersten Versuchen europäischer Händler, in China Geschäfte zu machen, alles unternommen, den Handel einzuschränken und zu limitieren. Im 18. Jahrhundert etablierte sich das “Kanton-System”, benannt nach Guangzhou 廣州, dem einzigen Hafen, wo der Handel möglich war. Die ausländischen Händler lebten dort in einem abgeschlossenen Gebiet in ihren Faktoreien, der Handel lief über die Cohong [公行 gonghang] und wurde vom Hoppo [關部 guanbu] überwacht. Die chinesische Seite kontrollierte den Handel und legte (häufig willkürlich) die Handelsbegingungen fest. Bis in die 1820er war die Handelsbilanz eindeutig zu Gunsten Chinas ausgefallen. Die Europäer wollten immer größere Mengen an Tee und Seide kaufen, doch die Waren, die sie in China anboten, stießen auf wenig Interesse. Die Devisenabflüsse nach Ostasien führten in Europa zu einer Silberverknappung.

Österreichischer Beobachter (5.10.1839) | Quelle: ANNO

Österreichischer Beobachter (5.10.1839) | Quelle: ANNO

Ab den 1820ern verstärkte die East India Company systematisch den Opiumexport aus Bengalen nach China, die Opiummengen verfünffachte sich zwischen 1821 und 1837. Damit kippte die Handelsbilanz, große Mengen Silbers floßen aus China ab. Der Daoguang 道光-Kaiser ( 1782-1850, reg. 1820-1850) bemühte sich intensiv, den Opiumahndel einzudämmen – doch ohne Erfolg. Im Gegenteil, der Opiumhandel wuchs beständig an.

1838 wurde Lin Zexu 林則徐 (1785-1850) als Sonderkommissar nach Guangzhou geschickt, um dem Opiumhandel ein Ende zu setzen. Er ließ chinesischen Konsumenten und Zwischenhändler verhaften und Opium und Opiumpfeifen beschlagnahmen. Gegen die East India Company hatte er keinen Erfolg, die Händler forcierten noch die illegale Opiumeinfuhr.

Im März 1839 eskalierte die Situation. Auf der Basis eines kaiserlichen Edikts, das Ausländern den Handel mit Opium in China verbot, ließ Lin 350 in den Opiumhandel involvierte Ausländer in den Faktoreien quasi internieren, um den britischen Superintendenten zur Herausgabe von rund 1400 Tonnen Opium zu zwingen. Nach der Übergabe des Opiums, das im Juni 1839 vernichtet wurde, mussten die Kaufleute Guangzhou verlassen.

Nachrichten über diese Vorgänge brauchten etwa vier Monate nach Europa – und so fand sich im Österreichischen Beobachter[1] vom 5.10.1839 ein Bericht über die Beschlagnahme des Opiums, der auf ‘Nachrichten aus England’, ‘Briefen aus Macao [Aomen 澳門]‘ und englischen Zeitungen basierte und dis Situation bis Ende Mai 1839 darstellt.

Zunächst wird kurz umrissen, dass die englischen Kaufleute, die bis zur Ablieferung des Opiums quasi als Geiseln festgehalten worden waren, Guangzhou verlassen hätten.

Der brittische Handel mit China ist durch diese Ereignisse vorläufig wenigstens gänzlich vernichtet, und es steht zu fürchten, daß die Amerikaner diese Gelegenheit benutzen werden, alle Handelsvortheile an sich zu ziehen, wenngleich sie sich genöthigt sehen sollten, vielen Erniedrigungen sich zu unterwerfen.[2]

Der kurze Seitenhieb auf amerikanische Kaufleute, die – anders als die britischen Kaufleute – als Privatleute ohne direkte Verbindung zur US-Regierung auftraten und so auf dem chinesischen Markt Fuß fassen konnten, ist wenig mehr als eine Fußnote. Es folgt eine  Darstellung der Entwicklung des Opiumhandels – und der ‘Petition’ der britischen Kaufleute in Guangzhou bzw. Macau an Lord Palmerston vom Mai 1839.

Nachrichten über die Zuspitzung der Lage in China waren im August 1839 nach London gelangt, wo sich die Lobby der Opium-Kaufleute auf eine militärische Intervention drängte, untersützt von Vertretern der Industrie, die den Markt China öffnen wollte. Anfang Oktober beschloss das britische Kabinett unter Premier Lord Melbourne diese Intervention.

  1. Der Österreichische Beobachter war eine quasi-offizielle Tageszeitung, die erste Nummer erschien am 2.3.1810, zunächst 3 Nummer pro Woche, ab März 1811 täglich. Digitalisat (1811-1847) → ANNO.
  2. Österreichsicher Beobachter Nr. 278 (5.10.1839) 1380.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/867

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Hinter den Kulissen (Straßburg): der Bestand „Landvogtei Hagenau“

im Findbuch aus dem 19. Jahrhundert

im Findbuch aus dem 19. Jahrhundert

Die personelle und finanzielle Situation erlaubt es dem Departementalarchiv Bas-Rhin in Straßburg nicht, die links und rechts des Rheins in den Archiven aufbewahrten Handschriften zusammenzufassen, wie es bereits andernorts Kollegen getan haben (siehe z. B. www.hadis.hessen.de/hadis-elink/HSTAD/B%202/Findbuch.pdf). Durch die Mitwirkung am Projekt „Archivum Rhenanum“ besteht jedoch die Möglichkeit, einen besonders alten grenzüberschreitenden Bestand der Vergessenheit zu „entreißen“. Ein Beispiel ist etwa die Landvogtei Hagenau, die bis ins 17. Jahrhundert die Verwaltung der kaiserlichen Herrschaftsrechte umfasste.

Vorher...

Vorher…

Bei den in Straßburg aufbewahrten Archivalien der Landvogtei Hagenau, handelt es sich um den ältesten im Departementalarchiv vorhandenen Zivilbestand (Ziffern C 1-102, 100 Bündeln und einige andere Pergamente, die insgesamt 4,8 Meter im Archivmagazin einnehmen). Der Landvogtei kommt eine besondere Bedeutung in grenzüberschreitender Hinsicht zu, weil sie sich vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert auf die Beziehungen zwischen dem Reich und dem Zehnstädtebund – d.h. den Reichsstädten Landau (Deutschland), Weißenburg, Seltz, Hagenau, Straßburg, Rosheim, Oberrenheim, Schlettstadt (Unterelsass), Kaysersberg, Turckheim, Colmar, Mülhausen (Oberelsass) – sowie mit benachbarten Dörfern, Herrschaften (Habsburg, Zweibrücken, Hanau-Lichtenberg), Städten (Straßburg, Offenburg) und Kirchenbehörden (Bischöfen von Straßburg und Speyer, Kapiteln, Klöstern) bezieht. Die Unterlagen, die Landau, Speyer, Offenburg und Ortenau betreffen (C 35 und C 62) wurden 1888 dem bayerischen Staat übergeben und im 20. Jahrhundert nur zum Teil zurückgeholt. Der Bestand ist somit leider unvollständig und oft so stark beschädigt, sodass eine Einsichtnahme im Lesesaal nicht möglich ist.

der Bestand im Arbeitsraum

der Bestand im Arbeitsraum.

Die finanzielle Förderung durch die Europäische Union erlaubt es nun erstmals, den Archivalienbestand zur Landvogtei Hagenau aufzubereiten und auch für den deutschen Sprachraum zu erschließen und via Internet zugänglich zu machen.

Die Dokumentation wird von einem Archivar übernommen, der die Originale mit den Aufzeichnungen im Findbuch aus dem 19. Jahrhundert vergleicht. Die Akten werden – wenn nötig – restauriert, Digitalisierungs- und ggf. Restaurierungsprotokoll werden  angefertigt. Diese Arbeit erfordert zwischen 1 und 3 Stunden pro Faszikel.

 Zu den konservatorischen Maßnahmen zählen die Trockenreinigung der Pergament- oder Blattoberfläche und die Verpackung in alterungsbeständige Materialien. Die Restaurierung wird erst dann eingesetzt, wenn eine Akte nicht mehr gebrauchsfähig ist, d.h. wenn bei der Digitalisierung Schäden oder Materialverlust drohen. Der aktive Schimmel wird abgetötet, Papier wird ggf. mit Papierfasern stabilisiert. 

... und danach.

… und danach.

Diese vorgenannten Maßnahmen werden von einem externen Dienstleister, der Firma Quillet, durchgeführt, die auch für die Digitalisierung verantwortlich sein wird.

Fünf von hundert Aktenbündel wurden bis jetzt probeweise restauriert und digitalisiert (970 Blätter, 1.200 Bilder). Da die Ergebnisse positiv waren, wurden weitere 83 Faszikel vorbereitet und abgeholt (ungefähr 16.300 Blätter, bis zu 20.700 Bilder), sodass nur einige wenige Faszikel des Bestands „Landvogtei Hagenau“ aufgrund ihres Erhaltungszustandes, des geringen wissenschaftlichen Interesses oder fehlender finanzieller Mittel nicht berücksichtigt werden konnten. Bis Ende 2013 soll das Vorhaben abgeschlossen sein.

Eine digitalisierte Urkunde (Arch. dép. Bas-Rhin, C 87 (1)).

Eine digitalisierte Urkunde (Arch. dép. Bas Rhin, C 87 /1).

Eine Sorge bleibt: Wie können wir einen einfachen und zweisprachigen Zugang zu den Digitalisaten im Internetportal des Departementalarchivs mit möglichst wenig Arbeitsaufwand realisieren? Zwar erhält das Archiv im Herbst 2013 eine neue Webseite, jedoch handelt sich zunächst nur um eine neue graphische Darstellung, angereichert mit allgemeinen Auskünften. Eine Software, die es dem Archiv erlauben wird, Findbücher und neue digitalisierte Bestände im Internet zu präsentieren – und auch xml-Exporte für das Portal „Archivum Rhenanum“ ermöglicht – wird erst im Frühjahr 2014 zum Einsatz bekommen.

Bei den vorgenannten Ausführungen zu den vom Departementalarchiv Bas-Rhin (Straßburg) durchgeführten Maßnahmen im Rahmen des Interreg-Projekts „Archivum Rhenanum“ handelt es sich um eine Übersetzung und Zusammenfassung. Den ganze Artikel finden Sie in französischer Sprache hier : http://archives-fr.hypotheses.org/402. Auf der Facebookseite https://www.facebook.com/ArchivumRhenanum können Sie eine Auswahl an Fotos mit französischen Bildunterschriften anschauen.

Zum Herunterladen:

Quelle: http://archives.hypotheses.org/421

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Thinking without Vitruvius? Diagrams as Design Tools for Garden Architecture in the Northern Renaissance

As it is generally understood the design process of gardens and garden architectures in the Northern Renaissance relies on ground plans, elevations, profiles and perspectives. But considering the complexity of gardens and their architectures I am interested just how these … Continue reading

Quelle: http://archidrawing.hypotheses.org/249

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Thinking without Vitruvius? Diagrams as Design Tools for Garden Architecture in the Northern Renaissance

As it is generally understood the design process of gardens and garden architectures in the Northern Renaissance relies on ground plans, elevations, profiles and perspectives. But considering the complexity of gardens and their architectures I am interested just how these … Weiterlesen

Quelle: http://archidrawing.hypotheses.org/249

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