Karl Bosl in Cham abmontiert
Wie die Süddeutsche Zeitung (sueddeutsche.de, 29.11.2011, 12:20) gestern berichtete und der Nachrichtendienst für Historiker verlinkte, hat der Stadtrat von Cham vergangene Woche beschlossen Karl Bosl (1908-1993) die Ehrungen durch seine Geburtsstadt abzuerkennen. Ummittelbar danach wurde das Straßenschild des nun ehemaligen Prof.-Karl-Bosl-Platzes abmontiert. Gleiches soll mit einer 50.000 Euro teueren Bronzebüste Bosls geschehen, die die Stadt 2003 aufgestellt hatte. Zuvor hatte der Stadtrat den Stadtarchivar Timo Bullemer beauftragt, Vorwürfe zu prüfen, Bosl habe seine Rolle als Widerstandskämpfer während der NS-Zeit erfunden.
Bosl – Erneuerer der Bayerischen Landesgeschichte im Sinne einer Struktur- und Sozialgeschichte in den 1950er und 60er Jahren - war seit 1930 Mitglied des Stahlhelm gewesen, im Mai 1933 in die NSDAP, in den NS-Lehrerbund und danach auch in die SA eingetreten. Der Historiker Matthias Berg verweist in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft darauf, dass Bosl zunächst keine aktive Rolle in den NS-Organisationen eingenommen habe, die Mitgliedschaft sogar nach Wohnungswechseln einschlafen ließ. Nach seiner Promotion 1938 allerdings erwies sich Bosl als linientreuer Nachwuchsforscher und übernahm ein Forschungsprojekt des SS-Ahnenerbes zur Lehensgeschichte. Dass dem jungen Bosl keine Dozentur zuerkannt wurde, lag viel eher daran, dass das Kriegsende nahte, als an einer vermeintlich Widerstandstätigkeit, wie Bosl nach 1945 vorgab. Um eine Einstufung als ‘Mitläufer’ zu verhindern, gab Bosl unter Eidesstatt an, er sei Mitglied des Ansbacher Widerstands gewesen. Zeugen oder Quellenbelege gibt es dafür keine. Im Gegenteil deuten die von Berg untersuchten Akten auf eine ‘mustergültige’ Wissenschaftlerkarriere und Vernetzung im NS-Wissenschaftsapparat hin, die vor allem über die Beziehung zu seinem Lehrer Karl-Alexander v. Müller ging.
Vgl. Matthias Berg, Lehrjahre eines Historikers. Karl Bosl im Nationalsozialismus, in: ZfG 59 (2011) 1, S. 45-63.
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Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2011/11/30/karl-bosl-in-cham-abmontiert/
aventinus specialia Nr. 19 [30.11.2011]: Eintrag von “aventinus bavarica” bei der “Bayerischen Landesbibliothek Online”
British Newspaper Archive
aventinus specialia Nr. 18 [29.11.2011]: Eintrag von aventinus beim Deutschen Bildungsserver des Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung
Die Bedeutung von NS-Nachkriegsprozessen
Interview mit Dr. Peter Klein, wissenschaftlicher Angestellter der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, Berlin.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10006
Die Bedeutung von NS-Nachkriegsprozessen
Interview mit Dr. Peter Klein, wissenschaftlicher Angestellter der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, Berlin.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10006
“Es wurde mehrseitig darüber Beschwerde geführt” – über Pfefferspray und Sicherheitsbeamte
Bilder von Sicherheitsbeamten mit Pfefferpray machen derzeit die Runde und ich musste daran denken, als ich einen Polizeidirektionserlass vom 14. Juni 1886 gelesen habe, der eine Reaktion auf ein Popularitätsproblem der k.k. Sicherheitswache darstellt:
Es wurde mehrseitig darüber Beschwerde geführt, daß die Sicherheitsorgane nicht immer jenes rücksichtsvolle und urbane Benehmen im mündlichen Verkehre mit dem Publikum beobachten, welches dieses unter allen Umständen zu beanspruchen berechtigt ist und in welcher Richtung schon oftmals die nachdrücklichsten hierämtlichen Ermahnungen an alle Sicherheitsorgane ohne Unterschied ihrer Rangstellung und dienstlichen Verwendung ergangen sind.
NS-Nachkriegsprozesse und lebensgeschichtliche Interviews in der Bildungsarbeit
Interview mit Dr. Daniel Baranowski, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Leiter des Videoarchivs im Ort der Information.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10003
NS-Nachkriegsprozesse und lebensgeschichtliche Interviews in der Bildungsarbeit
Interview mit Dr. Daniel Baranowski, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Leiter des Videoarchivs im Ort der Information.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10003