Nummerierte Laternenanzünder, Wien 1779

In Wien waren um 1780 nicht nur die Polizisten nummeriert, sondern auch die Laternenanzünder; diente alles der Sicherheit und Ordnung, wie ich der Brünner Zeitung entnehme:

Eben aus Wien wird noch berichtet, daß nun auch diejenigen Leute, die zum Anzünden der Laternen in den Vorstädten bestellet sind, ordentlich gekleidet, mit einem Seitengewehre und Spieße versehen, wie auch mit einer Nummer auf dem Hute bezeichnet worden, und unter einem Wachmeister stehen. Ihre Montur ist ein brauner Rock mit gleichfarbiger Weste, und dunkelblauen Aufschlägen; die Nummer ist von Messing. Sie rufen auch in der Stadt die Stunden aus. Beydes hat Ordnung und Sicherheit zur Absicht, indem man seit einiger Zeit sehr viel von Diebstählen und andern Gewaltthätigkeiten hörte.

Brünner Zeitung Der Kaiserlichen Königlichen Privilegirten Mährischen Lehenbank, Nr.92, 18.11.1779, S. 735.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434213187/

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Der Ort des Brünner Lecturkabinetts

Das Avertissement des Brünner Lecturkabinetts gibt als Ort das Freyherrlich Waldorfischen Haus auf dem Getreidmarkt N.ro 436 aus; nun gab es in Brno tatsächlich einen Platz, der so hieß und die Online-Enzyklopädie Brna.cz gibt bei ihrem kurzem Eintrag zu Bianchis Kabinett auch den heutigen Namen dieses Platzes an: Obilní trh. Das Problem dabei: Dieser Platz wäre außerhalb der damaligen Stadtmauern gelegen und der Umgebungsplan von Brno von 1815 kennt ihn noch nicht.

Eine Lösung des Rätsels bringt ein weiterer Eintrag im Intelligenzblatt: Demnach standen mehrere Bücher [z]um Verkauf auf dem großen Platz in dem Freyherrl. Waldorfischen Haus, in dem Lecturkabinet des Herrn von Bianchy (WIZ); dies ist nun leicht, denn der große Platz (also: náměstí Svobody) ist nun tatsächlich der zentrale Platz Brünns und der Plan Brünns von 1794 verzeichnet auch das Haus:

Lecturkabinett_Bruenn

Sonst sei schon mal verraten, dass es Bianchi auch in Brünn gelang, nicht wenig Schulden - in der Höhe nämlich von mehr als 1200 Gulden - zu machen und dass sein Kabinett gerade mal 1 1/2 Jahre, von Anfang 1774 bis Mitte 1775 aktiv war.

Wochentlicher Intelligenz-zetl aus dem Fragamte der Kaiser-Königl. privilegirten Lehen-Bank zu Brünn in Mähren (WIZ), 13.1.1774, Nr.2, unpaginiert.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434212809/

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Zwei Ortswechsel des Brünner Fragamts

Bislang wusste ich, dass das Brünner Fragamt zunächst im Löscherhaus untergebracht war und 1777 ins Karchesische Haus in der Altfröhlichergasse Nr. 512 übersiedelte. Nachdem ich nun den Wochentlichen Intelligenz-zetl des Fragamts für 1775 durchgesehen habe, kann ich berichten, dass es in diesem Jahr gleich zweimal seinen Standort wechselte: Ab 24. April 1775 war es in der obern Brünnergasse, in des Edlen von Rosenzweig Hause, N.ro 230, zu ebener Erde zu suchen (WIZ, 20.4.1775, Nr.16, unpaginiert) und schon drei Monate später musste es melden:

Stete Veränderungen sind verdrüßlich; aber man muß es doch gleichwohl melden: Das K.K. privil. Zeitungsamt ist von 19 dieses {19.7.1775} an, in der neuen Fröhlichergasse, N. 446 im zweyten Stockwerk. (WIZ, 13.7.1775, Nr.28, unpaginiert)
Wobei 446 eventuell ein Druckfehler für richtig 448 sein könnte, denn im Oktober 1775 hieß es: das k.k. Frag- und Kundschaftsamt hier in Brünn, in der Neufröhlicher Gassen N.ro 448 (WIZ, 19.10.1775, Nr.42, unpaginiert)

Wochentlicher Intelligenz-zetl aus dem Fragamte der Kaiser-Königl. privilegirten Lehen-Bank zu Brünn in Mähren (WIZ).

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434212377/

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Avertissement des Brünner Lecturkabinets von Jacob Bianchi, 1773

Nachricht.
Man macht sich das Vergnügen, die Errichtung eines Lecturkabinets, dem lesenden Publicum bekannt zu machen.
Die Absicht der Errichtung dieses Kabinets bestehet, allen Arten von Lesern Gelegenheit zu verschaffen, nach ihrer eigenen Wahl aus einer Sammlung von unterhaltenden und lehrreichen Schriften ihrer Wißbegierde auf eine bequeme und wohlfeile Art ein Genüge zu leisten.
Der Umfang, den theils die auf so vielfache Art in Gang gebrachte Erfindsamkeit, theils das Bestreben, Erfindungen und Entdeckungen gemeinnützig bekannt zu machen, theils die wirkliche Mannigfaltigkeit der Verbindungen, die Theile der Wissenschaften mit einander verknüpfen, deren jeder seine eigene Bearbeitung fodert und findet, und tausend andere bekannte und unbekannte Ursachen den menschlichen Känntnissen gegeben haben, erfordern von einem Manne, der ihn nicht ganz, sondern nur nach einigen Theilen einigermassen übersehen will, eine so ausgebreitete Bibliotheck, daß nur wenige Privatpersonen sich damit versehen können.
Das Kabinet hat daher zur Beförderung dieser Absichten zum Behufe der oben genannten Leser bereits eine Sammlung.
1) Von den berühmtesten periodischen Schriften und Journalen der Ausländer und Deutschen, die gemeinnützigen praktischen Wissenschaften, Oeconomie, Agricultur, Naturgeschichte, Chymie, u.s.w. betreffend, zu machen angefangen; womit zugleich 2) Einen Vorrath von ausführlichen, in diese Wissenschaften einschlagenden Werken verbindet. Eben so hat es zum Behufe der Liebhaber der schönen Litteratur, nicht nur eine beträchtliche Anzahl der besten ausländischen und deutschen Werken des Genies und Witzes zu sammeln angefangen, wo die Liebhaber der Dichtkunst, des Theaters, der Geschichte, der Reisebeschreibungen, Romanen, u.s.w. Stoff zur Unterhaltung und Abwechslung finden; sondern man hat auch eine Anzahl der besten Französischen und Deutschen Journale und gelehrten Zeitungen bestellt, welche von den Pränumeranten mit Bequemlichkeit gelesen werden können, und welche die Liebhaber in den Stand setzen werden, den ganzen Zustand der neuesten Litteratur zu übersehen. Von allen diesen Büchern und Journalen wird ein Catalogus an die Pränumeranten abgegeben werden.
Die nähere Bedingnisse, unter welchen man diese Bücher und Journalen wird lesen können, werden dem Catalogo vorgesetzt werden.
Dieses Lecturkabinet wird allhier den 15 Januarii 1774 eröffnet werden.
Anmerkungen. Diejenigen, welche Journale, Zeitungen, Bücher oder Wörterbücher zu Hause zu lesen verlangen, bezahlen für das ganze Jahr 12 fl. Andere, die nur halbjährig, vierteljährig oder Monatweis pränumeriren, können ebenfalls Bücher nacher Hause bekommen; Journale, Zeitungen und Wörterbücher aber müssen sie in dem Lecturkabinet lesen. Man wird auch der geringern Classe der Lesern, Bücher täglich zu lesen geben, wofür sie, nach Verhältniß des Werkes 1 oder etliche Kr. für den Tag zu bezahlen haben.
Die Pränumeration wird von heute an in dem Lecturkabinet angenommen; man bittet auch sich beyzeiten zu melden, damit man seine Einrichtung wegen der Journals und Zeitungen desto besser machen kann.
Von politischen und gelehrten Zeitungen werden zum Lesen zu bekommen seyn:
Gazette de Leiden. - - de Cologne. Erlanger. Das Wiener Diarium. Die Brünner. Die Wienerische Realzeitung.
Auch verkauft man in selbem allerley Sorten gebundener Bücher um einen sehr billigen Preiß.
Ingleichen von allerhand mathematischen Instrumenten, Perspective und Augengläser.
Das Lecturkabinet ist in dem Freyherrlich Waldorfischen Haus auf dem Getreidmarkt N.ro 436.


Wochentlicher Intelligenz-zetl aus dem Fragamte der Kaiser-Königl. privilegirten Lehen-Bank zu Brünn in Mähren, 16.12.1773, Nr.50, unpaginiert.

-Diese Publikation - Vorgänger der "Brünner Zeitung" - wird zur Zeit an der MZK digitalisiert, einen Vorgeschmack gibt es hier: http://krameriusndktest.mzk.cz/search/i.jsp?pid=uuid:73ad3060-7699-11e2-86a5-005056827e52

Der im Avertissement genannte Catalogus erschien tatsächlich 1774:

Plan des K.K.privilegirten Lecturkabinets in Brünn. Plan d'un Cabinet de Lecture privilegié a Brün. Brünn: Swobodische Schriften, 1774.
Muzeum Brnenska, Benediktu v Rajhrade: R III a. 4098, c.43
-Dank des Brünner Museums verfüge ich über ein Digitalisat dieses etwas entlegenen Werks.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434212007/

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FWF-E-Book-Library: Ein exquisites Angebot im Verborgenen

Die vom österreichischen FWF geförderten Publikationen werden seit einigen Monaten Open Access in der FWF-E-Book-Library zur Verfügung gestellt; das Angebot ist zwar bislang recht klein (zur Zeit 183 Titel), dafür aber exquisit und birgt wirkliche Schätze. Der überwiegende Anteil der Bücher stammt von Böhlau (133 Titel) und behandelt österreichische Themen.

Aus meiner Sicht gibt es aber v.a. zwei Probleme:

*) Bei manchen (älteren) Büchern (zB beim unten genannten Werk von Stagl) wurde mit zuwenig Kontrast gescannt, das heisst, die PDFs können nur auf Tablets oder Bildschirmen gelesen werden, nicht aber mit herkömmlichen E-Bookreadern; auf meinem Sony PRS-T1 ist das Buch von Stagl wegen mangelnden Kontrasts schlicht unlesbar.

*) Die als PDF vorliegenden Werke sind extrem gut versteckt und mit einer durchschnittlichen Suche nicht auffindbar; es fehlen die Verweise auf die Digitalisate in Bibliothekskatalogen - selbst bei der ÖNB und der UB Wien! - und mit Google wird man nur schnell fündig, wenn man zu den Angaben zum Buch noch FWF als Suchbegriff eingibt. Von Sichtbarkeit kann also keine Rede sein, weswegen ich ein paar der im Volltext vorhandenen Bücher unten aufzähle.

Einen RSS-Feed, der bequem über die Neuzugänge benachrichtigen würde, konnte ich nicht entdecken; wie es überhaupt scheint, dass in der letzten Zeit nichts Neues dazu kam.

Csendes, Peter/Opll, Ferdinand (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Band 1: Von den Anfängen bis zur Ersten Türkenbelagerung. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2001
https://e-book.fwf.ac.at/o:230

Csendes, Peter/Opll, Ferdinand (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd.2. Hg von Karl Vocelka und Anita Traninger. Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2003.
https://e-book.fwf.ac.at/o:152

Csendes, Peter/Opll, Ferdinand (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd.3. Von 1790 bis zur Gegenwart. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2006.
https://e-book.fwf.ac.at/o:229

Stagl, Justin: Eine Geschichte der Neugier. Die Kunst des Reisens 1550-1800. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2002.
https://e-book.fwf.ac.at/o:171

Keintzel, Brigitta/Korotin, Ilse (Hg.): Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben - Werk - Wirken. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2002.
https://e-book.fwf.ac.at/o:170

Keller, Katrin: Hofdamen. Amtsträgerinnen im Wiener Hofstaat des 17. Jahrhunderts. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2005.
https://e-book.fwf.ac.at/o:121

Carl Junker: Zum Buchwesen in Österreich. Gesammelte Schriften (1896-1927). Hg von Murray Hall. Wien: Edition Praesens, 2001.
https://e-book.fwf.ac.at/o:11

Czech, Philip: Der Kaiser ist ein Lump und Spitzbube. Majestätsbeleidigung unter Kaiser Franz Joseph. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2010.
https://e-book.fwf.ac.at/o:108

Wolf, Maria A.: Eugenische Vernunft. Eingriffe in die reproduktive Kultur durch die Medizin 1900–2000. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2008.
https://e-book.fwf.ac.at/o:57

Hall, Murray G./Köstner, Christa: "... allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern...". Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2006.
https://e-book.fwf.ac.at/o:137

Hornung, Ela: Denunziation als soziale Praxis. Fälle aus der NS-Militärjustiz. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2010.
https://e-book.fwf.ac.at/o:85

Spring, Claudia Andrea: Zwischen Krieg und Euthanasie. Zwangssterilisationen in Wien 1940–1945. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2009.
https://e-book.fwf.ac.at/o:79

Mesner, Maria: Geburten/Kontrolle. Reproduktionspolitik im 20. Jahrhundert. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2010.
https://e-book.fwf.ac.at/o:78

Berger, Heinrich/Botz, Gerhard/Saurer, Edith (Hg.): Otto Leichter. Briefe ohne Antwort. Aufzeichnungen aus dem Pariser Exil für Käthe Leichter 1938-1939. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2003.
https://e-book.fwf.ac.at/o:255

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434209252/

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Eine Analyse der Sozialpartnerschaft

Schöne Analyse der Sozialpartnerschaft, erstellt von Hanns Eisler in einem Gespräch im November 1960:

Nun gibt's sogar 'Sozialpartnerschaft': Der Arbeiter ist der 'Sozialpartner' des Unternehmers – 'Gehen wir fischen', sagte der Angler zum Wurm.

Herrmann, Dieter B.: "Ich bin mit jedem Lob einverstanden". Hanns Eisler im Gespräch 1960-1962. Leipzig/Hildburghausen: Salier, 2009, S. 44.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434208510/

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