IFK-Vortrag von Stefan Laube über den Markt als Kreatur

Kommende Woche am IFK: Ein Vortrag von Stefan Laube zum Thema "Nervöse", "verrückte", "gefährliche" Märkte. Finanzhandel und die Klassifikation des Markts als Kreatur.

Zeit: Mo, 22.4.2013 , 18:00 Uhr
Ort: IFK, Reichsratsstraße 17, 1010 Wien

Das heute verbreitete Verständnis von Märkten ist von zwei grundlegenden Ideen geprägt. Einerseits bezeichnet der Markt einen Ort, der Käufer und Verkäufer zusammenbringt, um mit Gütern zu handeln, seien es Bazare in nichtwestlichen Kulturen, seien es (vorelektronische) Börsenplätze in finanzkapitalistischen Gesellschaften. Zum anderen gelten Märkte als ein Mechanismus, der die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage regelt, eine Vorstellung, die zentral für das wirtschaftswissenschaftliche Verständnis von Märkten ist. Ausgehend von der ethnografischen Beobachtung des hochtechnologisierten Finanzhandels thematisiert Stefan Laube in seinem Vortrag eine andere Variante der symbolischen Bestimmung eines Markts: seine Verlebendigung als eine Kreatur, die unabhängig von den Marktteilnehmern und auf ganz bestimmte Art und Weise agiert. So verwenden Finanzhändler Konzepte wie Stimmung oder Lebendigkeit, wenn sie sich über das Ausmaß an Preisfluktuationen unterhalten; sie sprechen von verrückten, gefährlichen oder toten Märkten, von Märkten, die vernünftig sind oder nervös. Stefan Laubes Analyse bietet eine Deutung von Finanzmärkten aus der Perspektive einer Soziologie der Praktiken.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342798667/

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Neues Weblog von Achim Landwehr

Sehr schön, Achim Landwehr ist unter die Blogger gegangen, unter dem Titel Geschichte wird gemacht veröffentlichte er bislang drei Kurz-Essays Über die Alltäglichkeit des Historischen, und zwar zur musealisierten Mütze des deutschen Ministers Niebel, zur Nummerierung der Päpste in ihrem Verhältnis zu kirchlichen Zeitkonzeptionen und schließlich ein von Nietzsche ausgehendes Plädoyer für "geschichtstheoretische Selbstverunsicherung".

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342798122/

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Vortrag Jüdische Adressen? Hausnummerierung, Judenkonskriptionen und Adressbüros…

Donnerstag, 18.4.2013, 17 Uhr halte ich beim Jour Fixe "Geschichte der Juden in der Neuzeit" des Projektclusters Jüdisches Heiliges Römisches Reich (JHRR) einen Vortrag zum Thema Jüdische Adressen? Hausnummerierung, Judenkonskriptionen und Adressbüros als Mittel zur Verwaltung der Juden und Jüdinnen in der Frühen Neuzeit.

Ort: Juridicum der Universität Wien, Schottenbastei 10-16, 4.OG, SEM42

Abstract:

Meine bisherigen, im Rahmen einer Dissertation sowie einer Habilitationsschrift geleisteten Forschungen zur Geschichte der Volkszählung, Hausnummerierung und zu den Adressbüros in der Frühen Neuzeit weisen immer wieder Berührungspunkte zur jüdischen Geschichte auf, die ich bei dem Vortrag zur Diskussion stellen möchte: Am Anfang werde ich die so genannten „Judenkonskriptionen“ behandeln; dabei handelte es sich um schriftliche Erfassungen von Juden und Jüdinnen, die spätestens seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Böhmen, später dann auch in Wien durchgeführt wurden. Sie hatten zunächst noch vorwiegend fiskalische Zwecke und sollten die Datengrundlage für die Besteuerung der Juden und Jüdinnen liefern. In den folgenden Jahrzehnten wandelte sich allerdings der mit den Erfassungen verbundene Zweck: Die Konskriptionen sollten nunmehr die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung vorbereiten, ganz gleich ob in Wien, oder in Prag.
Besonders betonenswert ist, dass im Zuge dieser „Judenkonskriptionen“ Techniken ausformuliert und zum Teil auch eingesetzt wurden, deren Anwendung seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf die Gesamtheit der Bevölkerung ausgedehnt wurde. Dazu zählen u. a. die Hausnummerierung und die Benennung, das heißt die Vergabe eines eindeutigen und auch nicht mehr änderbaren Namens. Weiters ist bemerkenswert, dass bei der 1770-1772 im Zuge der „Seelenkonskription“ erfolgten Einführung der Hausnummerierung in den böhmischen und österreichischen Ländern der Habsburgermonarchie die Behörden zwischen so genannten „christlichen“ und „jüdischen“ Häusern unterschieden: Für letztere – d.h für Häuser, die im Besitz von Juden waren –, wurden nicht wie sonst üblich „teutsche“ (also arabische), sondern „Römische“, lateinische Zahlenzeichen verwendet, womit die scharfe Trennlinie, die zwischen den christlichen und jüdischen „Seelen“ gezogen war, noch einmal unterstrichen wurde. Auch nach der Abschaffung der Judenkennzeichen 1781 blieb dieses Unterscheidungsmerkmal anhand der Hausnummern vorhanden, bis ins 19. Jahrhundert hinein.
Die ab dem 17. Jahrhundert in den großen Metropolen erfolgte Gründung so genannter Adressbüros wiederum war wiederholt von antijüdischer Rhetorik begleitet. Bei diesen Adressbüros handelte es sich um Informationsvermittlungseinrichtungen, die dem Austausch von Waren, Immobilien, Kapital und Arbeit gewidmet waren und deren Gründer zuweilen argumentierten, dass ihre Errichtung dem „Jüdischen Wucher“ Einhalt gebieten würde; oft wurde in einem Atemzug zugleich gegen die so genannten „Zubringerinnen“ und „tändler weiber“ gewettert, das heißt gegen Frauen, die DienstbotInnenvermittlung bzw. Pfandleihe betrieben. Im Fall eines der von Leibniz projektierten Adressbüros plante der Universalgelehrte, dieses auch zur Aufsicht über die Juden zu verwenden. Trotz dieser antijüdischen Stoßrichtung der Adressbüros kam es zumindest einmal vor, dass Juden zum Inhaber eines Privilegs eines Adressbüros wurden: Das 1755 im mährischen Brünn gegründete „Fragamt“ wurde 1764 vom jüdischen Unternehmer Hönig übernommen, von 1781 bis 1792 wurde es von seinen zum Christentum konvertierten Söhnen geleitet.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342796145/

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Über die Identifizierbarkeit von Polizisten

Schöne (Nicht-)Identifizierungsgeschichte in der taz: Am 1. Mai 2011 verprügelten in Berlin uniformierte Polizisten Kollegen in Zivil; einer der Zivilpolizisten verklagte darauf die Uniformträger, doch, welch Überraschung, diese wurden freigesprochen, weil sie gemäß Einschätzung des Gerichts nicht eindeutig zu identifizieren waren:

[Die Zivilpolizisten] sagen als Zeugen aus, dass die Uniformierten auffällig groß und stämmig waren. Dass sie zu einer Einheit mit einem weißen E als Kennung gehörten. Dass einer aus der Einheit noch eine alte grüne Uniform trug. Dass die Einheit den verletzten G. achtlos am Boden liegen ließ. Die Zivilpolizisten erzählen, wie sie sich in der Nacht auf die Suche nach der betreffenden Einheit machten, nachdem sie G. und einen weiteren verletzten Kollegen versorgt hatten. Dass sie die Truppe an den „Recken“ und der alten grünen Uniform wiedererkannten.

Der Vorfall liegt zwei Jahre zurück, aber die Zivilpolizisten sind immer noch spürbar empört. Allein, für eine Verurteilung reicht es nicht. Richterin Andrea Wilms sagt, sie habe keinen Zweifel daran, dass die richtige Einheit identifiziert wurde. „Aber wer geschlagen hat – der zweite, dritte, oder vierte Beamte der Reihe –, das ist unklar geblieben.“


[@tazgezwitscher via Retweet von @analysekritik]

Vgl. auch die von hier aus zugänglichen Beiträge im Adresscomptoir zur Nummerierung von PolizistInnen

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342796139/

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Tagung "Kulturtechnik und frühe Zivilisation", Depot, Wien 12.4.2013

Spannende kleine Tagung, die Wolfgang Pircher in Kooperation mit dem IWK konzipiert hat:

Kulturtechnik und frühe Zivilisation

Zeit: Fr 12.4.2013, 14:00
Ort: Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
http://www.univie.ac.at/iwk/kulturtechnik_ss2013.html

Der Begriff „Kulturtechnik“ stand im späten 19. Jahrhundert für den ingenieurmäßigen Eingriff in die Landwirtschaft. Seit einiger Zeit aber wird in den Kulturwissenschaften von »elementaren Kulturtechniken« gesprochen, worunter Schreiben, Rechnen, Messen, Kalendererstellen, Kalkulieren und dergleichen gezählt werden. Die Praxis von Kulturtechniken in diesem zweifachen Sinn begleitet nun seit einigen tausend Jahren die Entwicklung der menschlichen Zivilisation.

14.00: Die Auswilderung der Signifikanten. Zur kulturtechnischen Kehre der Medienwissenschaft. Bernhard Siegert, Bauhaus-Universität Weimar

15.30: Es begann mit der Verwaltung: die Rolle von Repräsentation, Objektivierung und Objektmanipulation bei der Ausformung der Schrift. Gebhard J. Selz, Universität Wien

17.00: Der Charakter des Geldes. Bemerkungen zur Diskussion über seinen Ursprung. Wolfgang Pircher, Philosoph, Wien

Moderation: Peter Berz, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342795706/

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Tagung „Kulturtechnik und frühe Zivilisation“, Depot, Wien 12.4.2013

Spannende kleine Tagung, die Wolfgang Pircher in Kooperation mit dem IWK konzipiert hat:

Kulturtechnik und frühe Zivilisation

Zeit: Fr 12.4.2013, 14:00
Ort: Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
http://www.univie.ac.at/iwk/kulturtechnik_ss2013.html

Der Begriff „Kulturtechnik“ stand im späten 19. Jahrhundert für den ingenieurmäßigen Eingriff in die Landwirtschaft. Seit einiger Zeit aber wird in den Kulturwissenschaften von »elementaren Kulturtechniken« gesprochen, worunter Schreiben, Rechnen, Messen, Kalendererstellen, Kalkulieren und dergleichen gezählt werden. Die Praxis von Kulturtechniken in diesem zweifachen Sinn begleitet nun seit einigen tausend Jahren die Entwicklung der menschlichen Zivilisation.

14.00: Die Auswilderung der Signifikanten. Zur kulturtechnischen Kehre der Medienwissenschaft. Bernhard Siegert, Bauhaus-Universität Weimar

15.30: Es begann mit der Verwaltung: die Rolle von Repräsentation, Objektivierung und Objektmanipulation bei der Ausformung der Schrift. Gebhard J. Selz, Universität Wien

17.00: Der Charakter des Geldes. Bemerkungen zur Diskussion über seinen Ursprung. Wolfgang Pircher, Philosoph, Wien

Moderation: Peter Berz, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342795706/

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Lesung von Klaus Ratschiller, Buchhandlung Tiempo Nuevo, 23.4.2013

Zum Welttag des Buchs liest Klaus Ratschiller aus seinem bei der Edition Atelier erschienen Roman "An deiner Stelle".

Zeit: Dienstag, 23. April 2013, 19 uhr
Ort: Buchhandlung Tiempo Nuevo, Taborstrasse 17A, 1020 Wien

der 50-jährige jakob kläger hat sein leben lang geschrieben, aber deswegen gleich schriftsteller sein zu wollen oder werden zu müssen, ist nie seine sache gewesen. seine junge nachbarin agnes sternfeld lockt ihn aus seinem gehäuse, das vor allem aus seiner zusammengestohlenen privatbibliothek besteht. als sie mit ihrem freund den sommer verbringt, spricht jakob für sie einen bericht auf band: er erzählt von menschen, die, obwohl oder gerade weil ihnen die mittel dafür fehlten, mit großer beharrlichkeit nach einem ausdruck für das suchten, worum es ihnen im leben ging. wie daran freundschaften und lieben zerbrachen, auch seine eigenen. wie und warum er und einige seiner freunde jahrelang ihre unabhängigkeit bewahren wollten, indem sie diplomarbeiten für andere verfassten. aber er erzählt auch mit großer zuneigung vom leben derer, die ihr studium nicht ohne hilfe von ghostwritern abschließen konnten. er erzählt das alles unter dem eindruck großer historischer wie privater ereignisse und katastrophen, denen die menschen, die er liebte, nicht gewachsen waren … nachdem agnes den bericht angehört hat, der ihr nahe geht, obgleich er ihr wie eine nachricht aus einer untergehenden welt erscheint, wendet sie sich wieder ihrem leben zu. jakob dagegen kann nicht länger so weitermachen …

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342795144/

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