Gitarrengauck und Krawallperle

Über klampfende Antikommunisten sollte man am besten den Mantel des demütigen Schweigens legen, doch sind die medialen Aufdringlichkeiten des "Gitarrengauck" (Bov Bjerg) wenigsten zu einem gut: Sie erinnerten mich an eine der schönsten "Krawallperlen" (Klaus Graf) österreichischer Provenienz, geäußert von Alfred Hrdlicka im Neuen Deutschland am 24.11.1994; ein kleiner Auszug:

Du bist ein Arschkriecher - ein Trottel! Du tust genau das, was Du anderen andichtest, Du Dichterling! Wen immer Du auch denunzierst, der soll sich selbst zur Wehr setzen, nicht meine Sache. Deine Anbiederei an die Mächtigen, an die Herrschenden ist zum Kotzen! Das Schicksal Deiner und meiner Angehörigen wollen wir einmal weglassen. Wichtigtuerei mit etwas, was man nicht selbst erlitten hat, ist nicht am Platz. Du willst mit keinen Gesetzen leben, die Gysi beschließt?! - Ich wünsche Dir die Nürnberger Rassegesetze an den Hals, Du angepaßter Trottel!

Letzterer böser Fluch handelte Hrdlicka prompt den Vorwurf ein, ein "linker Nazi" (Henryk M. Broder) zu sein, was dann wiederum Rudolf Burger zu einer Verteidigung Hrdlickas (Der Standard 12.12.1994, S.23, wiederabgedruckt in konkret 2/1995, S.53) veranlasste, denn er stellte klar, dass es sich bei Hrdlickas letzem (von Broder im übrigen falsch zitierten) Satz nicht um einen Wunsch, sondern um eine Verwünschung handelt, um eine böse Ironie, um eine paradoxe Beschwörung des Schreckens, um ihn zu verhindern; um eine aberwitzige, sich überschlagende Warnung, um einen verzweifelten Appell an seinen Gegner, doch zur Besinnung zu kommen.

Nun, zur Besinnung ist der Gitarrengauck selbstredend nicht gekommen; schade nur, dass diese schönen, zwanzig Jahre alten Texte, die sicher zugleich auch Dokumente einer spezifisch männlichen Form von Polemik und Keilerei sind, online kaum greifbar sind.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022369414/

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Sozial.Geschichte Online: Kritische Geschichtswissenschaft

Heft 14/2014 von Sozial.Geschichte Online ist erschienen und enthält drei Beiträge, die in Zusammenhang mit dem letztes Jahr abgehaltenen Kongress History is Unwritten entstanden sind:

Mayer, David
Gute Gründe und doppelte Böden. Zur Geschichte 'linker' Geschichtsschreibung
http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DocumentServlet?id=36456

Oy, Gottfried/Schneider, Christoph
Destruktion und Intervention – von den Möglichkeiten der Geschichtspolitik
http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DocumentServlet?id=36458

Götze, Susanne
Der Metaphilosoph Henri Lefebvre. Linke Krise und Erneuerung in den 1960er Jahren
http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DocumentServlet?id=36459

Es handelt sich dabei um Vorabdrucke aus dem Sammelband "History is unwritten. Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft. Ein Lesebuch"; dieser erscheint im Frühjahr 2015 bei der edition assemblage und wird auch einen Beitrag von mir zu Josep Fontana und Luciano Canfora enthalten.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022369398/

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Enthüllungen zur „Schwarzen Zeitung“ (Wien 1787)

In der Zeitreisen-Beilage der Wiener Zeitung ist heute ein Beitrag von mir zur famosen Schwarzen Zeitung erschienen, einer Art Krawallzeitung des josephinischen Wiens; vgl. dazu: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/5789531/

Die Hintermänner dieses Blatts voller Selbstmörder- und Raubersgeschichten - von dem allerdings kein Exemplar erhalten ist - blieben bislang im Verborgenen; dank eines Zufallstreffers im Niederösterreichischen Landesarchiv kann ich nun ein Mosaiksteinchen zu ihrer Geschichte hinzufügen, voilà die exklusive Enthüllung: http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_zeitreisen/gemeine/699174_Rabenschwarze-Mordgeschichten.html
Eine längere Version des Beitrags mitsamt Belegen erscheint in der Ausgabe 2014-2 der Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022369098/

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Verklemmte Spaßpartei

Und ich dachte, der politische Dadaismus der Partei Die Partei ließe sich nicht toppen; dank dem Akin Magazin wurde ich aber nun eines Besseren belehrt, denn das ist wirklicher Punk-Rock: Die Schwarz-Gelbe Allianz ruft für den 12. November, den Tag der Republik-Gründung zu einem Protestzug gegen die aufoktroyierte Republik auf, abzuhalten in der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien; und wenn das kein Argument ist: Die ersten 20 Teilnehmer erwartet eine kostenlose Doppeladlerfahne im Format 90 x 150 cm, die sie anschließend mit Nachhause nehmen können!
Wow, ich bin beeindruckt, damit können noch soviele Rufe nach dem Wiederaufbau der Berliner Mauer und der Wiener Stadtbefestigung nicht mithalten; aber: Kein Licht, wo nicht auch Schatten ist: Die außenpolitischen Forderungen der Kaisertreuen sind etwas gar mau, man werfe einen Blick auf die von ihnen gezeichnete Karte: Was ist mit Bosnien? Siebenbürgen? Galizien? Belgie ... äh, österreichische Niederlande? Toskana? Venetien? Lombardei? Spanien? Südamerika respektive Las Indias? Überhaupt, das ganze Heilige Römische Reich? Ich meine, wenn schon Monarchie, dann in den Grenzen von 1520, arrondiert um ein paar spätere Zugänge!

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022223878/

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Herwig/Tantner: Zu den historischen Wurzeln der Kontrollgesellschaft als E-Book

Laut Verlag ist es nun auch über dessen Homepage als E-Book erhältlich, demnächst dann wohl auch für Kindle und in anderen Shops:

Herwig, Jana/Tantner, Anton: Zu den historischen Wurzeln der Kontrollgesellschaft. (=Wiener Vorlesungen im Rathaus; 177). Wien: Picus, 2014.
http://www.picus.at/4DCGI/moreinfo/s=A3ADED3D268C41FC9BD5A7912962EF0421FA2ACE/l=1/10342/x=0/w=1/c=27/sc=59/p=67110864

HerwigTantner_WurzelnKontrollgesellschaft_Picus_2014

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022221918/

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Neu zum Download in der FWF E-Book-Library

Steiner, Stephan: Rückkehr unerwünscht. Deportationen in der Habsburgermonarchie der Frühen Neuzeit und ihr europäischer Kontext. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2014.
https://e-book.fwf.ac.at/o:531

Zeitlhofer, Hermann: Besitzwechsel und sozialer Wandel. Lebensläufe und sozioökonomische Entwicklungen im südlichen Böhmerwald, 1640–1840. (=Sozial- und wirtschaftshistorische Studien; 36). Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2014.
https://e-book.fwf.ac.at/o:533

Nierhaus, Andreas: Kreuzenstein. Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2014.
https://e-book.fwf.ac.at/o:562

Holzer, Anton: Rasende Reporter. Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945. Darmstadt: Primus, 2014.
https://e-book.fwf.ac.at/o:564

Gugglberger, Martina: Reguliertes Abenteuer. Missionarinnen in Südafrika nach 1945. (=L'Homme Schriften; 22). Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2014.
https://e-book.fwf.ac.at/o:560

Feyertag, Karoline: Sarah Kofman. Eine Biographie. Wien: Turia+Kant, 2014.
https://e-book.fwf.ac.at/o:545

Kogler, Susanne: Adorno versus Lyotard. Moderne und postmoderne Ästhetik. (Musikphilosophie; 6). Freiburg: Karl Alber, 2014.
https://e-book.fwf.ac.at/o:543

(vgl. 1/2/3/4):

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022221453/

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Frühneuzeit-Info: Gemalte Zahlen

Im Weblog der Frühneuzeit-Info ist heute eine von mir speziell für KunsthistorikerInnen verfasste Miszelle erschienen, die sich mit Zahlen auf Gemälden und Grafiken beschäftigt. Diese Zahlen dienten entweder als Inventarnummern oder zur Herstellung von Bild-Text-Beziehungen. Ich freue mich auf Hinweise und Kommentare!

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Printversion der Miszelle: Tantner, Anton: Gemalte Zahlen – von Inventarnummern und Bildbeschreibungen. Eine anfragende Miszelle für KunsthistorikerInnen, in: Frühneuzeit-Info 25, 2014, S. 232–235.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022220999/

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Geheimdienst-Dokumente zu Eric Hobsbawm und Christopher Hill

Ach wie schön, es wird möglich sein, die Geschichte der britischen Geschichtswissenschaft auch aus Perspektive des englischen Geheimdienstes zu schreiben: Der heutige Guardian (vgl. auch hier) berichtet, wie intensiv Eric Hobsbawm und Christopher Hill über Jahrzehnte hinweg vom MI5 überwacht wurden, die entsprechenden Akten wurden nun von den National Archives freigegeben: http://www.nationalarchives.gov.uk/news/communists-suspected-communists-oct-14.htm
Pech also für jene HistorikerInnen, die sich nicht in der britischen KP betätigten!
[via FB/Kritische Geschichte]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022220484/

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