7. Januar-TwInterview zu Bilanz und Zukunft von @HistNet

Am Freitag, den 31.1.2014, 16-17 Uhr, fand das siebente und damit letzte der angekündigten Januar-TwInterviews statt. Mein Gesprächspartner war Dr. Jan Hodel (@yaho007), Dozent an der Pädagogischen Hochschule in Basel und Mitbegründer der Geschichtsplattform HistNet. Im Gespräch ging es um die Entstehung, das Konzept, die Entwicklung, Bilanz und vor allem auch die Zukunft von @HistNet. PD Dr. Peter Haber als zweiter Kopf von @HistNet ist im vergangenen Jahr verstorben, das macht die Frage nach der Zukunft der Internetplattform leider besonders aktuell.

Ich danke Jan Hodel für das instruktive Gespräch und wünsche allen, die an dem Projekt der zukünftigen Neuaufstellung von @HistNet mitwirken, sehr herzlich ein gutes Gelingen! Nachzulesen ist das TwInterview mit Jan Hodel hier: http://storify.com/mdemanto/twinterview-mit-yaho007-zu-histnet

 

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/588

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Lesetipp: “Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv?”

Drüben bei Archivalia hat unser Redaktionsmitglied Klaus Graf gerade einen äußerst lesenswerten Beitrag publiziert zum Thema Archive und Bloggen, auf den hier als Lesetipp hingewiesen werden soll. Der Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade des Siwiarchivs, “Warum sollten Archive worüber wie bloggen?“. Die Blogparade, zu deren Teilnahme wir aufrufen, läuft noch bis Ende Februar.

Die Überschrift “Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv?” mag zwar zunächst provozieren, sie ist jedoch zum einen als clin d’œil zu verstehen, und zum anderen als Aufhänger für die dann folgenden, sehr ausgewogenen Überlegungen, die in erster Linie zum Bloggen motivieren und dabei mit konkreten Hinweisen nicht sparen.

So lautet die implizite Antwort auf die selbstgestellte Frage, dass ein nicht-bloggendes Archiv zwar nicht per se schlecht ist, es könnte aber eines besser machen: Es könnte bloggen! Ein Engagement in den sozialen Netzen wie Facebook oder Twitter zählt dabei bereits.

Unterstrichen und anhand von Beispielen belegt wird im Beitrag von Klaus Graf die große Bedeutung von frei zugänglichen Publikationen (Open Access), wie sie Blogs darstellen. Blogs sollten daher von Archiven – und das gilt auch für Forschungsinstitutionen und Bibliotheken – als Chance verstanden werden, sich, ihre Arbeit und ihre Bestände einem breiten Publikum zu präsentieren. Wichtig ist ihm dabei vor allem der Vernetzungsgedanke:

Archive sollten sich, wenn sie bloggen, auch als Teil der Wissenschaftsblogosphäre verstehen. Dies bedeutet: Sie informieren über eigene und externe Forschung in ihren Beständen, sie publizieren (kleinere) Beiträge mit neuen Erkenntnissen und eröffnen diese Möglichkeit auch Forschern außerhalb der eigenen Institution.”

Klaus Graf rät den Archiven, das Angebot von de.hypotheses.org zu nutzen und sich über die Plattform zu vernetzen, denn das tun bereits einige Archivblogs und Blogs zu Archiven wie:

________

Zum Beitrag: Klaus Graf: Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv? In: Archivalia, 29.1.2014, http://archiv.twoday.net/stories/640154245/.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1955

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Lesetipp: “Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv?”

Drüben bei Archivalia hat unser Redaktionsmitglied Klaus Graf gerade einen äußerst lesenswerten Beitrag publiziert zum Thema Archive und Bloggen, auf den hier als Lesetipp hingewiesen werden soll. Der Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade des Siwiarchivs, “Warum sollten Archive worüber wie bloggen?“. Die Blogparade, zu deren Teilnahme wir aufrufen, läuft noch bis Ende Februar.

Die Überschrift “Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv?” mag zwar zunächst provozieren, sie ist jedoch zum einen als clin d’œil zu verstehen, und zum anderen als Aufhänger für die dann folgenden, sehr ausgewogenen Überlegungen, die in erster Linie zum Bloggen motivieren und dabei mit konkreten Hinweisen nicht sparen.

So lautet die implizite Antwort auf die selbstgestellte Frage, dass ein nicht-bloggendes Archiv zwar nicht per se schlecht ist, es könnte aber eines besser machen: Es könnte bloggen! Ein Engagement in den sozialen Netzen wie Facebook oder Twitter zählt dabei bereits.

Unterstrichen und anhand von Beispielen belegt wird im Beitrag von Klaus Graf die große Bedeutung von frei zugänglichen Publikationen (Open Access), wie sie Blogs darstellen. Blogs sollten daher von Archiven – und das gilt auch für Forschungsinstitutionen und Bibliotheken – als Chance verstanden werden, sich, ihre Arbeit und ihre Bestände einem breiten Publikum zu präsentieren. Wichtig ist ihm dabei vor allem der Vernetzungsgedanke:

Archive sollten sich, wenn sie bloggen, auch als Teil der Wissenschaftsblogosphäre verstehen. Dies bedeutet: Sie informieren über eigene und externe Forschung in ihren Beständen, sie publizieren (kleinere) Beiträge mit neuen Erkenntnissen und eröffnen diese Möglichkeit auch Forschern außerhalb der eigenen Institution.”

Klaus Graf rät den Archiven, das Angebot von de.hypotheses.org zu nutzen und sich über die Plattform zu vernetzen, denn das tun bereits einige Archivblogs und Blogs zu Archiven wie:

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Zum Beitrag: Klaus Graf: Ist ein Archiv, das nicht bloggt, ein schlechtes Archiv? In: Archivalia, 29.1.2014, http://archiv.twoday.net/stories/640154245/.

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1955

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4. Januar-TwInterview mit Prof. Dr. Gudrun Gersmann

Am Freitag, 24.1.2014, fand das vierte der angekündigten Januar-TwInterviews statt. Meine Gesprächspartnerin war Prof. Dr. Gudrun Gersmann, Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Köln. Im Gespräch ging es neben allgemeinen Fragen der Digital Humanities vor allem um das in Köln konzipierte und knapp vor der Realisierung stehende Projekt der “Historicum-EStudies”. Ich danke Frau Gersmann und ihrem Kölner Team sehr herzlich für ihre Bereitschaft, sich für das TwInterview Zeit zu nehmen, sich überhaupt auf dieses kommunikative Wagnis einzulassen. Vor allem danke ich im Namen aller Interessierten für die Offenheit, Informativität und Freundlichkeit der Antworten.

Nachzulesen ist das TwInterview hier: http://storify.com/mdemanto/twinterview-mit-ggersmann

Allen, die sich durch Fragen, Retweets und Favs beteiligt haben, danke ich sehr.

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/550

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Fotoausstellung Fred Stein

Little Italy, New York 1943 © Estate of Fred Stein

Fred Stein, fotografiert von Lilo Stein, Paris 1935 © Estate of Fred Stein

Fred Stein, fotografiert von Lilo Stein, Paris 1935 © Estate of Fred Stein


„Dresden vertrieb mich; so wurde ich Fotograf“

Mit diesen knappen Worten beschrieb Fred Stein die radikalste Wende seines bisherigen Lebens und den damit verbundenen Aufbruch in eine unbekannte Zukunft. Wie für viele jüdische Bürger in Deutschland bedeutete auch für Fred Stein der 30. Januar 1933 eine persönliche Zäsur. Dem jungen Rechtsreferendar aus Dresden wurden zunächst die angestrebte Promotion und schließlich die berufliche Zukunft gänzlich verwehrt. 1909 als Sohn eines Rabbiners geboren und zudem ein überzeugter Sozialist, stellte Stein das Feindbild der neuen Machthaber schlechthin dar. Um den Diffamierungen und Übergriffen durch die Nationalsozialisten zu entgehen, fingierte er zusammen mit seiner Frau Lilo eine angebliche Hochzeitsreise nach Paris, und im Oktober 1933 verließen beide Deutschland.

Im Gepäck von Fred Stein befand sich eine Kleinbildkamera der Marke Leica, die noch eine bedeutende Rolle spielen sollte. Stein war klar, dass ihm seine juristische Ausbildung im Pariser Exil nicht von Nutzen sein würde, und bereits nach kurzer Zeit entdeckte er das anfängliche Hobby, die Fotografie, als neue Profession für sich. Es stellte sich schnell heraus, dass Fred Stein außerordentliches Talent besaß, und dementsprechend stieß seine Arbeit auch auf Resonanz. Schon bald konnte er sich ein eigenes, kleines Fotostudio in Paris einrichten und war ab 1935 an mehreren Fotoausstellungen beteiligt, teilweise mit namhaften Künstlern wie Man Ray und André Kertész.

Fred Steins Fotografie lebt von ihrer Authentizität und dem Minimalismus des Fotografen. Stein fotografierte ausschließlich in schwarz-weiß und benutzte lediglich zwei verschiedene Kameras. Weder aufwendige Inszenierungen noch nachträgliche Retuschen interessierten ihn. Das Erzeugen einer künstlichen Umgebung, so benutzte er nur äußerst selten ein Blitzlicht, lag ihm genauso fern wie eventuelle Arrangements. Steins Bildsprache ist einfach und klar. Im Fokus stand allein die Person oder die Szene. Dabei sollte das Motiv möglichst natürlich erscheinen und seine gesamte Aura entfalten.
„Du hast nur diesen einen Moment. Wie ein Jäger, der sein Ziel anvisiert, wartest du auf den Augenblick, der aussagekräftiger ist als alle anderen.“
Fred Steins besonderer Sinn für den richtigen Moment machen seine Fotografien so einzigartig.
Sein Gesamtwerk lässt sich in drei große Themenfelder gliedern: Über die gesamte Zeit seines fotografischen Schaffens hat er Porträts angefertigt, die von bemerkenswerter und klarer Schönheit sind. Die Vielfalt der über 1200 Porträts sucht ihresgleichen und liest sich wie das Who´s Who prominenter Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Albert Einstein, Salvatore Dali, Willy Brandt, Alfred Döblin, Walter Benjamin, Ludwig Marcuse, Bertold Brecht, Hannah Arendt, Konrad Adenauer, John F. Kennedy und Marlene Dietrich sind nur einige der Porträtierten.

Albert Einstein (1879-1955), Princeton 1946 © Estate of Fred Stein

Albert Einstein (1879-1955), Princeton 1946
© Estate of Fred Stein


Die zwei weiteren großen Themen der Fotografie Steins sind schicksalhaft mit den erzwungenen Ortwechseln verbunden und betreffen die Zeit des Exils in Paris während der 1930er-Jahre und, nachdem er und seine Familie erneut flüchten mussten, die 1940er-Jahre in New York. Neben klassischen Motiven der beiden Metropolen entstanden zahlreiche Milieustudien und Charakterbilder. Sie stehen in einem soziologischen Kontext von Armut und einfachem Leben in der Stadt und zeigen Straßenarbeiter, Verkäufer, Obdachlose und Familienszenen. Fred Steins Blick verbindet das Alltägliche mit einem Sinn für den außergewöhnlichen Moment.
Little Italy, New York 1943 © Estate of Fred Stein

Little Italy, New York 1943 © Estate of Fred Stein


1958 kam Fred Stein erstmals wieder nach Deutschland und versuchte, seine Arbeiten publik zu machen. Bis auf ein Buchprojekt, „Deutsche Portraits“, blieb dies allerdings erfolglos. Trotz der Bandbreite und Kraft seiner Arbeiten erhielt Fred Steins Werk zu seinen Lebzeiten nicht die gebührende Aufmerksamkeit und Anerkennung. Nach seinem Tod 1967 in New York geriet sein Name in Vergessenheit. Der Nachlass von Fred Stein befindet sich heute im Besitz seines Sohnes und umfasst unzählige Fotografien und Dokumente, die die Lebensgeschichte und Arbeit eines Fotografen dokumentieren, der als jüdischer Jurist und Sozialist gezwungen war, Deutschland zu verlassen und beruflich neu anzufangen.

Das Jüdische Museum Berlin zeigt nun erstmalig in Deutschland eine umfassende Retrospektive des Fotografen Fred Stein und möchte damit das vielschichtige und umfangreiche Werk einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die von den Kuratorinnen Theresia Ziehe und Jihan Radjai betreute Fotoausstellung, die insgesamt 133 Fotografien beinhaltet, ist noch bis zum 23. März 2014 in der Eric F. Ross Galerie des Jüdischen Museums zu sehen.
Jüdisches Museum Berlin/Ausstellung Fred Stein

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/01/24/fotoausstellung-fred-stein/

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3. Januar-TwInterview mit Prof. Dr. T. Mills Kelly

Am Freitag, 17.1., fand das dritte der angekündigten Januar-TwInterviews statt. Mein Gesprächspartner war Prof. Dr. T. Mills Kelly, Professor für Europäische Geschichte an der George Mason University (Fairfax, Virginia). Das Gespräch drehte sich vor allem um sein neues Buch “Teaching History in the Digital Age” (2013) und damit verbundene Probleme des Geschichtslernens an Schulen und Hochschulen heute. Ich danke T. Mills Kelly sehr herzlich für seine Bereitschaft, sich für den Fragesteller und die Mit-LeserInnen im Netz Zeit zu nehmen.

Nachzulesen ist das TwInterview hier: http://storify.com/mdemanto/twinterview-mit-prof-dr-t-mills-kelly

Ich danke @mareike2405, @yaho007, @ClaudineMoulin, @BigSamThompson für ihre Mitwirkung.

 

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/531

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2. Januar-TwInterview mit Prof. Dr. Claudine Moulin

Am Freitag, 17.1., fand das zweite der angekündigten Januar-TwInterviews statt. Meine Gesprächspartnerin war Prof. Dr. Claudine Moulin, Leiterin des Trier Center for Digital Humanities. Das Gespräch berührte ihre persönlichen Erfahrungen als Digital Humanist, aber vor allem auch die Arbeit des Trierer Zentrums.

Ich danke Claudine Moulin sehr herzlich für ihre Bereitschaft, sich Zeit zu nehmen und auf alle meine Fragen freundlich und offen zu antworten. Ich habe viel gelernt und viel Stoff zum Nachdenken bekommen. Die Zeit war allerdings zu kurz für die vielen Fragen, die andere und auch ich mit ihr sehr gern auch noch besprochen hätten.

Nachzulesen ist das TwInterview hier: http://storify.com/mdemanto/twinterview-mit-claudine-moulin

Ich danke @mareike2405, @CDHTrier und @csporled für Ihre Mitwirkung!

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/529

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Blogparade: Warum sollten Archive worüber wie bloggen?

 

Das siwiarchiv-Blog feiert gerade seinen zweiten Geburtstag. Am 16.1.2012 ging der erste Beitrag online. Die Redaktion von de.hypotheses gratuliert ganz herzlich und möchte hiermit die Community dazu anregen, sich an der Blogparade, die sich das siwiarchiv-Blog zum Geburstag gewünscht hat, teilzunehmen.

Eine Blogparade ist der Aufruf eines Bloggenden an andere Blogger, sich innerhalb eines bestimmten Zeitraumes mit einem vom Initiator der Blogparade gewählten Thema zu befassen. Das siwiarchiv möchte gerne wissen: Warum sollten Archive worüber wie bloggen?

Für das Geburtstagsgeschenk ist bis zum 28. Februar Zeit. Im Wunschzettelbeitrag des siwiarchiv-Blogs finden sich noch weitere Tipps von Tanja Praske, wie die Teilnahme an der Blogparade zu einem echten Erfolg werden kann. Und nun: in die Tasten hauen ;)!

 

 

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1909

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Fotografie als Forschung

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Presseabteilung, Frau Martina Egli

Die Ausstellung Cross Over. Fotografie der Wissenschaft – Wissenschaft der Fotografie im Fotomuseum Winterthur (7. September – 17. November 2013) richtet ihren Fokus auf die Gattung innerhalb der Fotografie, die allgemein mit „wissenschaftlicher Fotografie“ umschrieben und unter der die Anwendung des Mediums in den Wissenschaften verstanden wird. Bereits der Titel der Ausstellung macht deutlich, dass Fotografie und Wissenschaft zwei nicht voneinander zu trennende Bereiche sind. So muss das Abbildungsmedium per se als wissenschaftlich bezeichnet werden, da seine Entwicklung und stete Veränderung auf naturwissenschaftlichem Wissen und Experimentieren beruht. Darüber hinaus kommt es durch die Anwendung der Fotografie im wissenschaftlichen Forschungsprozess immer wieder zu „Cross Overs“: Das visuelle Aufzeichnungsmedium dient seit seinen Anfängen in verschiedensten Disziplinen sowohl der Sichtbarmachung von Unsichtbarem und Visualisierung von Forschungsergebnissen als auch der Erkenntnissteigerung. Die Ausstellung thematisiert damit – bedenkt man die Vielfalt an Wissenschaftsfeldern und Forschungsmethoden – einen Bereich, der sich facettenreich und heterogen zeigt, dessen Material jedoch nur schwer recherchier- und auffindbar ist, je länger der Entstehungszeitpunkt zurückliegt. So stellt Kelley Wilder im begleitenden Katalogtext fest: „Wer in einem Ausstellungssaal voller Wissenschaftsfotografien (viele davon die seltenen ,originalen‛ Silbergelatine-Abzüge) steht, dem fällt es schwer zu glauben, dass es davon zu wenige geben könnte. Dem ist aber tatsächlich so.“[1]

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Pressabteilung, Frau Martina Egli

Thomas Ruff, MA.R.S.05, 2010, C-Print, Diasec Face, 255 x 185 cm.

Wilder beschreibt einen Eindruck, der auch von Cross Over ausgeht: Denn trotz der Schwierigkeit, Material in diesem Bereich zu finden, präsentiert die Ausstellung eine Vielzahl und Vielfalt an wissenschaftlichen Fotografien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Anhand dieser wird die Rolle des Mediums als visuelle Forscherin der Wissenschaften aufgezeigt und dem Wechselspiel zwischen Fotografie und Wissenschaft nachgegangen.[2] Das historische Bildmaterial tritt dabei in einen Dialog mit zeitgenössischen Fotoarbeiten, die sich von der rein wissenschaftlichen Intention lösend einer kreativ, künstlerischen Fotografie zuordnen lassen. Teils reflektieren diese Arbeiten, wie die von Thomas Ruff oder Hannes Rickli, kritisch die Verwendung des Abbildungsmediums in den Wissenschaften, teils bedienen sich die Fotografen und Fotografinnen wie Hans Danuser oder Liz Deschenes dem der Fotografie zugrunde liegenden chemischen Prozess auf eine kreative Art und Weise.
Um der Vielfalt der Exponate hinsichtlich ihres Entstehungskontexts und äußeren Erscheinungsbilds habhaft zu werden, entschied man sich für ein kuratorisches Konzept, das die Ausstellung in fünf thematische Kapitel strukturiert: Einblick, Ausblick, Durchblick, Selbstblick, Reflektierender Blick. Paradigmatisch rückt hier der Blick ins Zentrum – sowohl der Blick durch die Kamera als auch der Blick auf die Fotografie und ihren Gegenstand.
Zu Beginn der Ausstellung werden Einblicke in eine dem menschlichen Auge unsichtbare Welt geboten. Wortwörtlich ermöglichen dies z.B. Strahlenfotografien von Irène Joliot-Curie sowie Röntgenaufnahmen. Darüber hinaus finden Mikrofotografien, die Einblicke in feinste Strukturen eröffnen, in diesem Raum ihren Platz. Räumlich daran anschließend, wird unter dem Thema Ausblick die entgegengesetzte Richtung – das Weltall – in den Blick genommen. Neben Aufnahmen der Himmelskörper und deren Bewegungen wird anhand der zeitgenössischen Arbeit MA.R.S.05 von Thomas Ruff deutlich, wie sehr sich die Bildgenerierung verändert hat. Digitale Marsaufnahmen der US-Raumfahrtbehörde werden von ihm bearbeitet und eingefärbt, um die der Fotografie (ehemals) zugeschriebene Authentizität zu entlarven. Ein Ausblick wird nicht nur in die unerreichbare Ferne geboten, sondern auch auf Fremdes und Unbekanntes. Anthropologische Aufnahmen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die auf Expeditionsreisen in „fremde Regionen“ entstanden, dienten zum Entstehungszeitpunkt dazu, den dort lebenden Menschen, ihrer Physiognomie, ihrem Leben und ihrer Kultur durch deren vermeintlich authentisches Abbild habhaft zu werden.

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Presseabteilung, Frau Martina Egli

Irène Joliot-Curie, Fotografie aus der Wilson Nebelkammer. Alphastrahlen von Polonium, 1937, Silbergelatine-Abzug, 12,4 x 16,6 cm.

Albert Londes Bewegungsstudien und Ernst Machs Hochgeschwindigkeitsaufnahmen aus den 1890er-Jahren zeigen, dass Fotografien in den Wissenschaften einen besseren Durchblick ermöglichen, indem sie als Serie Aufschluss über Veränderungen in der Zeit geben können. Die taxonomische Fähigkeit des Bildmediums kommt, wie die Aufnahmen von Alphonse Bertillon zeigen, auch bei Vergleichen in den Bereichen Medizin, Forensik oder Kriminalistik zum Einsatz. Den unter Selbstblick präsentierten Fotografien kann kein rein wissenschaftlicher Verwendungszweck zugeschrieben werden. Stattdessen dient/e das Medium der Selbstinszenierung und Repräsentation der forschenden Personen, deren Tätigkeit und Institutionen. An traditionelle Bildgattungen wie dem Gruppen- und Einzelporträt anschließend, übernimmt die Fotografie hier die Rolle des bildlichen Stellvertreters und löst/e das Medium der Malerei ab.

Der Bereich Reflektierender Blick nimmt innerhalb des räumlichen Ausstellungskonzepts eine zentrale Rolle ein. In die Mitte gesetzt, greift die von beiden Seiten bespielte Wand den zweiten Teil des Ausstellungstitels auf und vermittelt einen bildlichen Eindruck in die „Wissenschaft der Fotografie“. Neben frühen Farbfotografien und einer Bildtafel mit Fotopulver-Analysen[3] von Albert Londe finden hier vorwiegend zeitgenössische Arbeiten ihren Platz.

Stellenweise hätten Exponate der einen thematischen Gruppierung auch ebenso gut in eine andere integriert werden können. So z.B. die anthropologischen Kabinettkarten, die dem Kapitel Ausblick zugeordnet sind, ihren Platz aber auch im Einblick oder durch ihren taxonomischen Charakter im Durchblick gefunden hätten. Dies zeigt, wie vieldeutig das Material ist und wie schwer die Unterordnung in eine Kategorie fällt. Dennoch wird Cross Over seinem Objekt gerecht, das nicht per se als Ausstellungsstück entstand und folglich nicht alle Anforderungen erfüllt, die im heutigen institutionellen Kontext an dieses gestellt werden.

Viele der gezeigten Arbeiten kommen aus geografisch nahegelegenen Sammlungen und Archiven wie dem ETH-Bildarchiv, dem Medizinischen oder dem Pathologischen Institut der Universität Zürich, was verdeutlicht, dass wissenschaftliche Fotografien an fast allen Orten der Forschung entstehen und entstanden.

Zur Verfügung gestellt vom Fotomuseum Winterthur, Presseabteilung, Frau Martin Egli

Blick in den Ausstellungsraum zum Thema “Einblick”

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie zum wichtigen Hilfsmittel vieler unterschiedlicher Disziplinen, sodass auch in Winterthur Beispiele aus den verschiedensten Wissenschaften (Astronomie, Physik, Kriminalistik, Medizin, Anthropologie) vertreten sind.
In der Hängung, die mehrere Aufnahmen zu einzelnen Gruppen zusammenfasst und somit ein vergleichendes Sehen ermöglicht, spiegelt sich deutlich wider, dass wissenschaftliche Fotografien in seltenen Fällen als Einzelbilder funktionieren. Sie sind häufig Teil einer Gruppe oder Serie, in der sich schließlich ihre Bedeutung konstituiert. Erst im visuellen Vergleich werden z.B. in den bekannten Chronofotografien Erkenntnisse generiert oder Vermutungen bestätigt.

Das wissenschaftliche Foto fungiert als ein in den Arbeitsprozess integriertes Medium, das – als Mittel zum Zweck – der Erkenntnissteigerung oder Visualisierung dient/e. Es wird beschriftet, beschnitten, montiert, in Alben geklebt; die Arbeitsspuren bleiben auf dem Papierträger erhalten. Diese ursprüngliche Funktion auch in einem gänzlich anderen Kontext, nämlich dem Ausstellungsraum, spürbar werden zu lassen, ist eine Schwierigkeit, die die Deklarierung des wissenschaftlichen Fotos zum ausgestellten Foto häufig mit sich bringt. Der Ausstellung in Winterthur gelingt es, dem ursprünglichen Verwendungszweck der Aufnahmen gerecht zu werden, indem nicht lediglich das gerahmte Positiv gezeigt wird. Die Spuren des Arbeitsprozesses werden nicht durch überdeckende Passepartouts oder Rahmen kaschiert, sondern, wie etwa die Pfeile in Irène Joliot-Curies Fotografie der Alphastrahlen von Polonium, zur Schau gestellt.
Ihre eigentliche Rolle jenseits des Ausstellungsraums wird auch dadurch deutlich, dass wissenschaftliche Fotografien – insbesondere aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert – nicht den heute in Ausstellungen gängigen, großformatigen Bildern entsprechen, sondern in Form von kleinen, bräunlichen Abzügen erhalten sind. Sie aus diesem Grund jedoch nicht zu zeigen, würde an der Ausstellungsidee und ihrem Objekt vorbeigehen. So vermitteln viele der in Cross Over gezeigten Aufnahmen aus dem Bereich der Physik, der Mikroskopie oder der Bewegungslehre ihren eigentümlichen Charakter als schwer „lesbares“ und für den Außenstehenden verstehbares Material. Sie verlangen eine Rezeption aus der unmittelbaren Nähe und zusätzliche Informationen, um nachvollziehen zu können, was überhaupt rezipiert wird. Ob hierfür lediglich eine Bildunterschrift, wie es in der Ausstellung der Fall ist, genügt und ob man auf diese Weise den Bildern, die nicht allein aus sich heraus sprechen, gerecht wird, bleibt fraglich. An mancher Stelle wären daher einige zusätzliche Informationen wünschenswert gewesen, um der rein ästhetischen Rezeption eine zweite Lesart entgegenzusetzen. Dies wird schließlich im Katalog nur für die zeitgenössischen Positionen nachgeholt. Der optisch sehr ansprechende Katalog enthält Aufsätze von Michel Frizot, Christoph Hofmann und Kelley Wilder, die sich u.a. auch mit der Problematik des wissenschaftlichen Fotos als Ausstellungsobjekt beschäftigen.

Hervorzuheben bleibt, dass Cross Over neben den im Fotografiediskurs bereits bekannten Akteuren wie Anna Atkins, Alphonse Bertillon und Josef Maria Eder mehrheitlich unbekannte Namen und Exponate vorführt und auf diese Weise das große Feld, das es in diesem Bereich der angewandten Fotografie noch zu entdecken gilt, ein Stück weiter öffnet.

 

Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Fotomuseum Winterthur (7.9.2013-17.11.2013):

Christin Müller (Hrsg.), Cross Over. Fotografie der Wissenschaft + Wissenschaft der Fotografie. Photography of Science + Science of Photography (Katalog Ausstellung, Fotomuseum Winterthur, Winterthur 2013), Leipzig 2013: Spector Books, 25.50 €

 

 


[1] Kelley Wilder, Das fotografische Archiv der Wissenschaften. The Photographic Archive of Science, in: Christin Müller (Hrsg.), Cross Over. Fotografie der Wissenschaft + Wissenschaft der Fotografie. Photography of Science + Science of Photography (Katalog Ausstellung, Fotomuseum Winterthur, Winterthur 2013), Leipzig 2013, S. 100-326, hier S. 101.

[2] Vgl. Christin Müller, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Cross Over, S. 5-7.

[3] Magnesiumpulver vermischt mit anderen Nitraten wurde um die Jahrhundertwende angezündet und auf diese Weise zur Erzeugung von Blitzlicht verwendet.

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/01/17/fotografie-als-forschung/

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CfC: Workshop “Gewalt, Raum und Soziale Ordnung” am 16. Mai in Berlin

Call for Contributions
Stadt, Land, Fluß: Gewalt, Raum und Soziale Ordnung

25. Workshop des AK Gewaltordnungen am 16. Mai 2014 im Centre Marc Bloch, Berlin

In der Forschung zu Gewalt, Konflikten und sozialer Ordnung, die sich jenseits nationalstaatlicher »Container« auf lokale, substaatliche und transnationale Räume bezieht, existieren auf der einen Seite Arbeiten, die sich mit Konfliktdynamiken in ländlichen Räumen befassen; dies gilt beispielsweise für einen Großteil der empirischen Literatur zu Bürgerkriegen. Auf der anderen Seite stehen Forschungen, die sich explizit mit Gewalt in Städten beschäftigen, wobei auffällt, dass Letztere vor allem im Kontext sozialer Probleme oder Konflikte, von Kriminalität und Delinquenz diskutiert wird. In vielen Arbeiten wird implizit oder explizitit angenommen, Gewaltkonflikte würden sich abhängig von den Räumen, in denen sie ausgetragen werden, unterscheiden, dass also die physisch-materiellen Bedingungen und sozialen Strukturen in den Städten und auf dem Land verschieden und diese Unterschiede für unser Verständnis von Gewalt, Konflikt und sozialer Ordnung von Bedeutung sind. Diese Annahme möchten wir beim nächsten Workshop des AK Gewaltordnungen zur Diskussion stellen.

Neben konkreten empirischen Analysen städtischer und ländlicher »Gewalträume« steht die übergeordnete Frage nach der Relevanz räumlicher Bedingungen für Konflikt, Gewalt und soziale Ordnung, mithin also nach dem Verhältnis von Materie und Sozialem im Mittelpunkt des Workshops: Welche Bedeutung haben räumlich-materielle Gegebenheiten und konkrete Orte für Konflikt, Gewalt und Herrschaft? Worin besteht das spezifisch Städtische oder Ländliche an bestimmten Konfliktkonstellationen, -akteuren und -verläufen? Inwiefern ist der Dualismus von Stadt und Land in diesem Zusammenhang analytisch hilfreich? Welche Verbindungen bestehen zwischen Stadt und Land – beispielsweise durch temporäre, saisonale oder langfristige Migration, durch diskursive Bezüge auf konkrete oder imaginierte symbolisch aufgeladene Orte und Territorien (etwa in Diskursen um Indigenität und Autochthonie oder in Bezug auf Erinnerungsorte)? Und welche Bedeutung haben diese Verbindungen für die
Dynamik von (Gewalt)konflikten?

Vorschläge für Beiträge bitte bis zum 7.2.14 an Bettina Engels
(bettina.engels@fu-berlin.de) und Teresa Koloma Beck
(teresa.koloma.beck@cmb.hu-berlin.de)

Quelle: http://gewalt.hypotheses.org/221

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