Unerkannte Lyrik Clemens Brentanos im “Hürnen Siegfried” des Guido Görres (1843)


Wie die Falken in den Höhen spähend
Fluges Kreise drehend,
Auf den Augen, in den Seen
Beute schauen
Sieht der Weise
Drehend an dem Zauberringe
Durch die grauen
Zeiten Kreiße
Spähend
Ferne Dinge.

Mit diesem Gedicht des romantischen Dichters Clemens Brentanos (GND) endet der von mir in Joseph Görres über den Denkmalschutz und die Zerstörung der Wormser Johanniskirche am Dom (1808) herangezogene Aufsatz von Hartwig Schultz: »Rosengarten überm Rhein«. Zwei unbekannte Gedichte Clemens Brentanos. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1995, S. 22–34. Eine Brentano-Bibliographie von 20091 weist zu dem Gedicht außer der vermeintlichen Editio princeps keine weitere Literatur nach. Als ich wissen wollte, ob es im Netz etwas dazu gibt, stieß ich via Google auf des Guido Görres Schrift “Der hürnen Siegfried und der Kampf mit dem Drachen” (Schaffhausen 1843)2. In ihr befindet sich nicht nur das Falken-Gedicht, sondern auch – leicht geändert – das zweite von Schultz abgedruckte und 1825/28 datierte Gedicht “Überm Rosengarten”, das an das zur aventiurehaften Dietrichepik zählende mittelalterliche Versepos “Rosengarten zu Worms” anknüpft3. In der Weimarer Arnim-Ausgabe von 2014 plädierte Renate Moering für eine frühere Entstehung unter dem Eindruck des Worms-Besuchs 18064.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/53861

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Erste “fotografierte Geschichte” | Barrikaden des Juniaufstandes 1848 in Paris

Die Revolution von 1848 ist vermutlich das erste historisch-politische Ereignis, von dem – sehr wenige – Fotos gemacht wurden. Anders als zur Revolution in Berlin, Mailand, Venedig, Wien oder Prag, von denen nur die zeitgenössisch typischen Stiche überliefert sind, kommen diese frühen Fotos aus Paris. Sie bringen einem das Ereignis (zumindest augenscheinlich) näher und markieren einen mediengeschichtlichen Quantensprung.

Bekannt sind die zwei Fotos der Barrikaden in der rue Saint-Maur (im 10. und 11 Arrodisement) vom 25. und 26. Juni 1848, die hier kurz vorgestellt werden sollen. Der Juniaufstand führte in Paris zur Niederschlagung der Revolution. Nach heutigen Schätzungen starben 6500 Menschen bei den Straßenkämpfen.

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Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/3323

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Die Suche im Comic III: Lost in the Andes von Carl Barks

Im Jahr 1934, nach Fertigstellung der Erzählung Les cigares du pharaon und vor Beginn der Arbeit an der im vorangegangenen Beitrag behandelten Erzählung Le lotus bleu, widmete sich Hergé mit Les aventures de Popol et Virginie au Far West1 dem von Walt Disney begründeten funny animal-Genre. Hergé sah dies als Abwechslung vom Realismusgehalt der Tintin-Erzählungen: „Un peu d’invraisemblance pour me changer de la ‚crédibilité‘ aux lois de laquelle j’étais soumis par Tintin“.2

Doch die Geschichten von Carl Barks (1901–2000), dem Großmeister dieses Genres, entbehren keinesfalls der besagten Glaubwürdigkeit, so phantastisch ihre Inhalte in vielen Fällen auch sein mögen3 – dies zeigt auch die Erzählung Walt Disney’s Donald Duck: Lost in the Andes.4

Zum einen versteht es Barks, stets Elemente des Alltäglichen einzubringen.5Zum anderen ist sein Stil in der Gestaltung der Zeichnung dem von Hergé gar nicht so unähnlich: Auch Barks kombiniert realistische Settings mit stark abstrahierten Figuren,6 die durch ihre fast schon anthropomorphe Tiergestalt eine mindestens genauso intensive Einfühlung und Identifikation zulassen, wie Hergés Protagonist. Die Enten der Familie Duck müssen als Menschen verstanden werden:7„They happened to be humans who looked like ducks”, erklärte Barks selbst.8
Diesen ‚menschlichen Enten‘ widmete Barks 25 Jahre: Im Zeitraum von 1942 bis 1967 verfasste und zeichnete er für Disney bzw.

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Quelle: http://comics.hypotheses.org/303

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Grabmal und Portrait des Grafen Ladislaus von Haag (um 1505 – 1566) – Zeugnisse adeliger Selbstdarstellung und Memoria ‚at its best’ (TEIL 2)

Nachdem im ersten Teil dieses Beitrags Einblicke in die Lebensumstände des Grafen Ladislaus von Frauenberg zu Haag gegeben wurden und dessen Grabdenkmal als Beispiel zeitgenössischer Memorialkultur vorgestellt wurde, soll nun im zweiten Teil en Detail auf das Portrait des Grafen eingegangen werden:

Nicht nur im Tode, sondern auch im Leben hat sich von Ladislaus eine Darstellung erhalten, die besondere Aufmerksamkeit verdient: das ganzfigurige Portrait des Grafen, angefertigt vom Münchner Hofmaler Hans Mielich, zählt zu den herausragenden Beispielen der Portraitkunst des 16. Jahrhunderts in Deutschland, durch die erschwerte Zugänglichkeit jedoch kaum bekannt.  (Mielich fertigte u.a. auch Portraits des erwähnten Pankratz von Freyberg und dessen Ehefrau an. Da er der Reformation offensichtlich gewogen war, mag er sich beim Portrait Graf Ladislaus besonders bemüht haben.)

Ladislaus von Fraunberg, Graf zu Haag gefertigt 1557 von Hans Mielich (1516-1573) Sammlung des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz-Wien, Inv. Nr. GE 1065 Bild und Infos aus: Kemperdick, Stephan (Hg.): Das frühe Porträt. Aus den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein und dem Kunstmuseum Basel, München 2006, S. 104 f.
Ladislaus von Fraunberg, Graf zu Haag (1505-1566)
gefertigt 1557 von Hans Mielich (1516-1573)
Sammlung des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz-Wien, Inv. Nr.

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Quelle: http://hofkultur.hypotheses.org/313

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Was sagt die aktuelle „Flüchtlingsproblematik“ über die gesellschaftlichen Zustände und Tendenzen in der EU aus? Und was hat das mit den Sozialwissenschaften zu tun?

Ein Beitrag von Philipp Günther zur Blogreihe #2: Flüchtlinge, Migration, Asyl – Die seit Monaten andauernde Debatte über sich stetig erweiternde und verändernde Migrationsströme über die sogenannte Balkan-Route sind omnipräsent im aktuellen politisch-medialen Diskurs in Deutschland. Auch in anderen Ländern der EU ist das Thema der Migration nach…

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/9166

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Das Alltagsphänomen Selfie oder die Auflösung „klassischer“ Dichotomien (Doppelrezension Teil 2)

Louis Janmot, Selbstporträt, 1832, © Lyon MBA – Foto Alain Basset

Louis Janmot, Selbstporträt, 1832, © Lyon MBA – Foto Alain Basset

Die Popularität des Selfies ist nach wie vor ungebrochen. Auch die (medien-)kulturwissenschaftliche Forschung widmet sich verstärkt der Praxis der mobilen Selbst-Fotografie. Mit den beiden Katalogen zu den Ausstellungen „Ego Update“ in Düsseldorf (19.09.15 – 17.01.16) und „Ich bin hier! Von Rembrandt zum Selfie“ in Karlsruhe (31.10.

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Quelle: https://grk1678.hypotheses.org/794

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Das Geschlecht ruht nicht im Körper, sondern in der Seele

Das Geschlecht ruht nicht im Körper, sondern in der Seele. Magnus Hirschfelds Positionen zum Hermaphroditismus und ihre gutachterliche Umsetzung[1] Dr. Rainer Herrn, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité / Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft…

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/1915

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Über die Herausforderung der Geschichtswissenschaft durch die Genetik: Zwölf Thesen zur „Genetic History“

Die Herausforderung der Genetic History ist da, gleich ob Historiker(Innen) sie annehmen oder nicht. Genetiker haben längst eine eigene Wissensproduktion zur Vergangenheit etabliert, die auch ein starkes Interesse in der Öffentlichkeit findet. Historiker können nur verlieren, wenn sie diese Herausforderung…

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/7629

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Das Bildungs- und Teilhabepaket als Einbildungspaket

Worum geht es beim Bildungs- und Teilhabepaket? Wie diverse Studien vorweisen, hat das Aufwachsen in Armut gravierende Folgen: Arme Kinder haben geringe Chancen auf  einen guten Bildungsabschluss. Arme Kinder sind von der sozio-kulturellen Teilhabe…

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/8488

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Erste Kriegsfotografie – erste Fotomanipulation | Roger Fenton im Krimkrieg

Valley_Fenton

Dies ist nur ein kurzer Hinweis auf einen zufälligen Netzfund auf der Suche nach manipulierten Fotos bzw. Bildern, die lügen. Als erster Krieg, der auch fotografisch dokumentiert wurde, gilt der Krimkrieg. Es sind eindrucksvolle Fotos, die von Roger Fenton überliefert sind. Der britische Fotopionier war aufgrund der noch nicht weit entwickelten Fototechnik stark eingeschränkt bei der Auswahl seiner Motive – hatte aber immerhin sein eigenes, mobiles Fotolabor immer dabei.

Roger FentonRoger Fenton auf seinem “Fenton’s photographic van” 1855 auf der Krim, Public Domain via Wikipedia

 

Von besonderem Interesse ist sein Foto The Valley of the Shadow of Death von einem Kampfplatz nahe Sewastopol.

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Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/3308

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