“Europeana 1914-1918″

Im Hinblick auf die Gedenkfeiern anlässlich des Beginns des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren hat die digitale europäische Bibliothek “Europeana” 2010 zusammen mit der Deutschen Nationalbibliothek und der Universität Oxford ein großes Digitalisierungsprojekt von Dokumenten zum Ersten Weltkrieg initiiert.

Das Departementalarchiv Bas-Rhin und das Departementalarchiv Haut-Rhin (sowie die BNU in Straßburg) nahmen zwischen dem 9. und 16. November 2013 an der “Grande Collecte” teil, einer Sammelaktion französischer Archive und Bibliotheken zu diesem EU-Projekt.

In Straßburg und Colmar haben dabei fast 200 Personen zahlreiche Fotografien, Briefe, Postkarten, Erinnerungsstücke aus Privatbeständen oder andere Gegenstände aus dem Ersten Weltkrieg mitgebracht und vorgestellt. Dadurch wird das Online-Archiv um Tausende digitaler Bilder bereichert … was zur Zeit viel Arbeit von den beiden Departementalarchiven Bas-Rhin und Haut-Rhin erfordert! Die Stücke werden nach der Digitalisierung den Eigentümern zurückgegeben und im Internet der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Solche Aktionstage sind im Elsass besonders aus grenzüberschreitender Sicht von großem Wert, da während des Ersten Weltkriegs das Elsass ein Teil des Deutschen Reichs war und viele Elsässer bei der kaiserlichen Armee kämpften.

Nachfolgend finden Sie die ersten Ergebnisse dieser Aktion aus Straßburg:

“Cinq photographies de Georges Lautemann (1895-1969), sous-officier au M.W. Batl. III (armée allemande)” – http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/9312
“Deux photographies de Jean-Pierre Brisbois, mort au combat le 12 octobre 1918 (armée allemande)” – http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/10146
“Cartes envoyées par Wilhelm Keller (1873-1920) à son épouse Salomé Eberhardt (1874-1955)” –
http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/10231
“Premier album de Nicolas Hiessler (1884-1952), infirmier en Flandre et en Artois (armée allemande)” –
http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/10130
“Second album de Nicolas Hiessler (1884-1952), infirmier en Flandre et en Artois (armée allemande)” – http://www.europeana1914-1918.eu/fr/contributions/10135

Quelle: http://archives.hypotheses.org/610

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Frankophile Schlotbarone? Rheinischer Adel als Unternehmer

Wer suchet, der findet. Gemäß dem Werbeslogan einer bekannten Pils-Brauerei findet der archivstreunende Adelsforscher – nicht immer, aber immer öfter – Materialien und Überlieferungen, die nicht in sein und schon gar nicht in das allgemein verbreitete Bild vom Adel, seinen Betätigungsfeldern und Wertehorizonten passen wollen. Immer öfter? Ja, durchaus, je weiter man nämlich dem adligen “Aufbruch in die Moderne” chronologisch folgt. Zu diesen auffälligen Trouvaillen zählen rege Korrespondenzen zwischen Adligen auf der einen und Rentmeistern, Verwaltern und Werksdirektoren, Agenten, Händlern und Lieferanten, “Aufsehern” und Prospektoren, Handelskammern und Bergämtern auf der anderen Seite. Lohnkosten und Absatzmärkte, Transportwege und Zollschranken, die Qualität von Grubenhölzern, plötzliche Wassereinbrüche und Bergstürze, ja selbst die Funktionsweise von Dampfmaschinen und Schleusenanlagen werden hier von und mit “Hochwohlgeboren” en détail erörtert. Ergänzt u.a. um einschlägige Rechnungsbücher, Rechenschaftsberichte und Prozessakten, Knappschaftslisten, Denkschriften zum Bergrecht und etliche Gruben-, Stollen-, und Werkskartierungen vermitteln sie den Eindruck großer Geschäftigkeit, reger Investitionstätigkeit, betriebswirtschaftlicher Ambition und unternehmerischer Initiative – kurz der Teilhabe des Adels am in der Region bereits vor 1800 einsetzenden Industrialisierungsprozess.

Dass sich Adel bereits weit vor den tiefgreifenden Wandlungsprozessen der Sattelzeit (1750-1850) als Unternehmer betätigte, hat Fritz Redlich seinerzeit (Der Unternehmer, 1964) sehr scharfsinnig darzulegen vermocht. Doch haben die Entwicklungen zwischen Agrarischer, Französischer und Industrieller Revolution mit Blick auf ein adliges Unternehmertum nochmals eigenen Charakter, nicht zuletzt was Marktorientierung und Kapitalinvestition anlangt. Für den rheinischen Adel ergab sich aufgrund der enormen Herausforderungen und Belastungen der “Franzosenzeit”, aber auch zahlreicher neuer Chancen, die beispielsweise das Nationalgütergeschäft, das (späterhin zäh verteidigte) französische Handels- und Bergrecht, die napoleonische Schutzzollpolitik uvm. mit sich brachten, nochmals eine besondere Ausgangssituation. Sie mündete in neuen unternehmerischen Aktivitäten, z.B. im Braunkohletagebau und Steinkohlebergbau, in der Papierherstellung, im Brauereiwesen, im holzverarbeitenden Gewerbe, in der Textil- und Eisenwarenindustrie, und verhalf altbestehenden adligen Regie-Unternehmungen zu neuer Dynamik. Daneben blieben etliche Standesgenossen – so viel lässt sich bereits festhalten – lediglich “stille Teilhaber”, Aktionäre und Profiteure, ohne selbst unternehmerisch aktiv zu werden.

Trotz einiger erster Untersuchungen und wissenschaftlicher Konferenzen (so die Tagung “Adel als Unternehmer im europäischen Vergleich”, 1.-2. Oktober 2009 auf Schloss Ehreshoven bei Overath, gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung), die vor allem eine perspektivische Bestandsaufnahme der vorhandenen Überlieferungen initiierten, klaffen zwischen “Beisselgrube” und “Spee’schen Papiermühlen”, zwischen “Grube Franziska” und “Salm-Alfterschen Sauerbrunn” (http://rhad.hypotheses.org/98) noch weit ausgedehnte Forschungslücken. Sie allmählich zu schließen, bedarf noch etlicher Probe- und Folgebohrungen in den Adelsarchiven, weiterer Transmissionsriemen und Verbindungsstollen in die Wirtschafts-, Industrie-, und Unternehmensgeschichte, jeder Menge Druck im Kessel und einer bisweilen redlich-nonchalanten Bereitschaft zum “unternehmerischen Risiko”. Glück auf!

Florian Schönfuß

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/406

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“Die Behauptung, dem Islam fehle die Aufklärung ist auch ein uraltes Klischee”

Der Koran, das heilige Buch der Muslime, ist für viele ein Buch der Gewalt und der Frauenunterdrückung. Ganz anders sieht die renommierte Arabistin Prof. Angelika Neuwirth den Koran als revolutionär und ästhetisch, von dem jeder lernen kann.

A Gude
Qur’an (Foto: A Gude unter CC BY-SA 2.0)

Anna Alvi und Alia Hübsch von MiGAZIN haben am 21. November 2013 mit der Wissenschaftlerin über Säkularisierungsbewegungen in der islamischen Geschichte, das Menschen- und Frauenbild im Islam und die Verzauberung durch Sprache im Koran gesprochen.

Artikel in MiGAZIN

Quelle: http://trafo.hypotheses.org/277

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»Ordnungen der Gewalt heute«: Bericht vom 24. Workshop des AK »Gewaltordnungen«

Am Freitag, 22. November 2013, fand unter dem Titel »Taking stock: Ordnungen der Gewalt heute« der 24. Workshop des interdisziplinären Arbeitskreises »Gewaltordnungen« in der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) in Berlin statt. Zwölf Jahre nach Gründung des Arbeitskreises durch Julia Eckert (Sozialanthropologie, Universität Bern) und Klaus Schlichte (Politikwissenschaft, Universität Bremen) stand die Frage nach der gegenwärtigen Bedeutung des Konzepts »Gewaltordnungen« im Zentrum. Dieser wurde in einer Reihe empirischer und theoretischer Beiträge nachgegangen.

Den Auftakt bildete ein Vortrag von Lars Ostermeier (Kriminologie, TU Berlin) und Robert Pelzer (Kriminologie, Universität Hamburg) über Polizeieinsätze am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg. Grundlage der Überlegungen war eine Studie über den Einsatz im Jahr 2009, die die beiden Vortragenden im Auftrag des Berliner Senats durchgeführt hatten. Anhand von Akten und Interviews rekonstruierten sie die Akteursstruktur und typische Interaktionen und stellte diese in den Kontext früher und folgender Einsätze. Sie arbeiteten heraus, dass sich die Dynamik dieses Ereignisses nicht allein aus der Opposition von Polizeikräften und DemonstrantInnen erklärt; vielmehr seien inzwischen “Dritte” zu einem konstitutiven Bestandteil der sozialen Dynamik der Maidemonstrationen geworden. Entscheidend hierfür war die Einrichtung des gleichzeitig stattfindenden Maifestes, die darauf zielte, den Raum für gewaltsame Interaktionen einzuschränken, indem man mit einer Volksfestatmosphäre Familien, Touristen und Schaulustige anzieht. Ostermeier und Pelzer machen außerdem deutlich, wie wichtig nicht nur polizeiliche Strategien (Einkesselung und Containment vs. “beweissichere Festnahme”) sondern auch die personelle Zusammensetzung der Einsatzkräfte (Bundespolizei vs. Berliner Polizei) für die Dynamik der Ereignisse sind. Die Im Zentrum der Problematisierung von Ostermeier und Pelzer stand das Spannungsfeld von Legalität und Legitimität, von dem dieses polizeiliche Handlungsfeld gekennzeichnet ist: Denn das operative Ziel dieser Einsätze oszilliert zwischen der Durchsetzung des verfassungsrechtlich verbrieften Demonstrationsrechts einerseits und der Verteidigung staatlicher Ordnung oszilliert andererseits. Hinzu kommt, dass in den Interaktionen zwischen Polizisten und Demonstranten die Eigenlogik von Gewaltdynamiken dominiert und zumindest situativ der Rechtsrahmen fürbpolizeiliches Handeln in den Hintergrund tritt.

LITERATUR:
Ostermeier, Lars. & Pelzer, Rorbert. (2011). Die Kontrolle von Polizeigewalt und das Problem der Legitimität des polizeilichen Gewalteinsatzes am Beispiel des 1. Mai 2009 in Berlin Kreuzberg. In: Kriminologisches Journal  43, H. 3. 186-205

Im nachfolgenden Vortrag stellte Daniel Bultmann (Soziologie, Humboldt-Universität zu Berlin)  seine jüngst abgeschlossene Promotion zu Machttechniken in bewaffneten Gruppen in Kambodscha vor. Am Anfang der Arbeit stand die Frage, wie sich die große Variabilität in den Techniken zur Erzeugung von Disziplin und Gehorsam erklären lassen. Der Vortrag zeigte, wie das Bourdieu’sche Konzept des Habitus für eine Rekonstruktion von Gewaltordnungen nutzbar gemacht werden kann. Grundlage der Arbeit ist eine einjährige Feldforschung im Land, während der Bultmann 86 Interviews führte, die er anschließend habitushermeneutisch analysierte. Anhand dieses Materials identifizierte er verschiedene Habitus innerhalb verschiedener militärischer Ränge, die – so das zentrale Argument des Vortrags – entscheidend für die Herausbildung verschiedener Machttechniken waren. Ein Beispiel hierfür ist der intellektuelle Anführer, der nach abgeschlossener universitärer Ausbildung aufgrund der politischen Umstände in die bewaffnete Gruppe kam, selbst nur im Ausnahmefall zur Waffe greift und gegenüber seinen Untergebenen paternalistische Überlegenheit kultiviert. Ein anderes ist der “strongman”, dem seine Fähigkeiten als Kämpfer zum sozialen und militärischen Aufstieg verholfen hat. Bedeutsam sind diese Unterschiede nicht nur während des Krieges, sondern auch danach. Denn der Habitus und das damit verbundenen Kapital entscheiden über die Chancen in der Nachkriegsgesellschaft.

Silke Oldenburg (Ethnologie, Universität Bayreuth) berichtete über noch laufende medienethnologische Forschungen in Ruanda. Ausgangspunkt für die Forschung ist die Beobachtung, dass die Medienlandschaft in der postgenozidären ruandischen Gesellschaft von großen Spannungen geprägt ist: Das Land versteht sich als eine aufstrebende afrikanische Informations- und Kommunikationstechnologie-Gesellschaft (“ITC-Society”) und will sich als “Singapur Afrikas” profilieren. Gleichzeitig jedoch unterliegt die Arbeit von Medien strengster staatlicher Kontrolle und insbesondere politischer Journalismus ist nur unter großen persönlichen Risiken möglich (entsprechend liegt das Land im Ranking der Organisation Reporter ohne Grenzen auf Rang 161 von 179 Staaten). Motiviert sind diese Einschränkungen journalistischen Arbeitens nicht zuletzt durch die Erfahrung des Genozids von 1994, bei dem die mediale Mobilisierung von Tätern eine zentrale Rolle spielte. Im Zentrum von Oldenburgs Interesse steht diese Spannung zwischen liberaler medialer Öffnung nach Außen und repressiver Pressepolitik im Inneren sowie das Zusammenspiel von Politiken, Techniken und Selbsttechniken, die dem Funktionieren dieses Systems zugrunde liegen.

Anschließend stellte Michael Riekenberg (Geschichte, Universität Leipzig) die gewalttheoretischen Überlegungen des in der deutschen Gewaltforschung bisher kaum rezipierten französischen Autors Georges Bataille (1897-1962) vor. Letzteren beschäftigte zum einen die Frage, wie angesichts der Sprachlosigkeit, die Gewalt erzeugt, ein Schreiben über die Gewalt überhaupt möglich ist. Zum anderen widmete er sich aber auch explizit dem Verhältnis von Gewalt und Ordnung. In Batailles Denken verbindet sich Gewalt notwendiger Weise mit einem Überschreiten von Ordnung, denn sie stellt ein Moment der Ekstase dar. Bataille, der stark von den anthropologischen Arbeiten seiner Zeit beeinflußt war, überträgt Elemente der Gabentheorie Marcel Mauss’ auf gewaltsame Interaktionen und konzipiert letztere als Formen der Reziprozität, in denen sich der Mensch “verschwendet”. Hintergrund dieser Konzeption sind Batailles anthropologische Überlegungen, in deren Zentrum der Mensch als sterbliches und deshalb letztlich fundamental einsames Wesen steht. Diese Einsamkeit, so Bataille, könne nur situativ, in Momenten der Ekstase überwunden werden. Gewalt stellt – neben Sexualität – einen solch ekstatischen Moment dar. Im Gegensatz zu den vor allem im politischen Denken dominanten Ansätzen konzipiert Bataille Gewalt also nicht als ein Mittel, das bestimmten Zwecken dient – beispielsweise der Herstellung, Aufrechterhaltung oder Veränderung einer sozialen Ordnung – , sondern als ein charakteristisches Moment menschlicher Existenz.

LITERATUR:
Riekenberg, Michael (Hg.). 2012. Zur Gewaltsoziologie von Georges Bataille, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag.

Im Zentrum der Abschlussdiskussion standen Herausforderungen und Perspektiven sozialwissenschaftlicher Forschung zu Gewaltordnungen. Ausgangspunkt hierfür waren zwei Texte: zum einen der inzwischen Kanonische Aufsatz “Soziologie der Gewalt” von Trutz von Trotha (1997); zum anderen Auszüge aus dem im nächsten Frühjahr erscheinenden Band Gewalttheorien zur Einführung von Teresa Koloma Beck und Klaus Schlichte. Letztere eröffneten die Diskussion mit einer Vorstellung des Konzepts des Buches. Im Zentrum der anschließenden Diskussion stand zum einen die Frage nach der Bedeutung einer anthropologischen Fundierung von Gewalttheorie und empirischer Gewaltforschung. Ausgangspunkt hierfür war die Kontroverse um die insbesondere für die jüngere Gewaltsoziologie einflußreichen Überlegungen des Soziologen Heinrich Popitz, der “Verletzungsoffenheit” und “Verletzungsmächtigkeit” des Menschen als anthropologische Grundlangen von Gewalt konzipiert hatte. In diesem Kontext wurde in der Diskussion darüber hinaus die Frage nach der Bedeutung des Körpers in der Gewalttheorie wie auch in empirischen Forschungen zu Gewalt aufgeworfen und diskutiert, inwiefern Erkenntnisse aus sozialwissenschaftlichen Teilgebieten, die sich schon länger mit dem Körper beschäftigen (insbesondere feministische Sozialtheorien, disability, queer oder racism studies) für die Gewaltforschung nutzbar gemacht werden könnten. Schließlich ging es auch um die Frage, in welcher Weise die politischen und ethischen Positionen der Forschenden selbst in der Forschung zu Gewaltphänomenen vorkommen (sollten).

LITERATUR:
Koloma Beck, Teresa, and Klaus Schlichte. 2014. Gewalttheorien zur Einführung. Hamburg: Junius. (erscheint im April)
Popitz, Heinrich. 1992. Phänomene der Macht. Autorität. Herrschaft, Gewalt, Technik. Tübingen: Mohr.
Trotha, Trutz von. 1997. “Soziologie der Gewalt.” In Soziologie der Gewalt, hrg. v. Trutz von Trotha. Opladen: Westdeutscher Verlag (= Sonderheft 37 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie). 9-56.

Quelle: http://gewalt.hypotheses.org/202

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24. Juli 1944, St. Petersburg. Ein Brief von Philipp Weinheimer

Edition eines undatierten Briefes von Philipp Weinheimer (1921-2006), der Ende des 2. Weltkrieges an der Front in St. Petersburg stationiert war. Im Brief blickte er auf den 24. Juli 1944 zurück, als ein russischer Angriff ihn schwer am Arm verwundete. … Continue reading

Quelle: http://ockenheim.hypotheses.org/204

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„Kein Platz an der Sonne“ – neue Perspektiven auf die deutsche Kolonialgeschichte

Während im 20. Jahrhundert eine Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte weitestgehend ausblieb, findet in den vergangenen Jahren nun – angestoßen unter anderem von der Initiative des Bündnis 90/Die Grünen zur Umbenennung des Kreuzberger Gröbenufers (benannt nach Otto von der Gröben, der im Auftrag des Großen Kurfürsten Stützpunkte und Sklaven in Westafrika sichergestellt hatte) in May-Ayim-Ufer, in Erinnerung an die 1996 verstorbene afrodeutsche Schriftstellerin in den vergangenen Jahren – eine verstärkte Auseinandersetzung mit dieser Facette des wilhelminischen Zeitalters statt.

In der Rezension „Afrikaner kamen bei Grzimek nicht vor“, die am 21. November 2013 in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht wurde, präsentiert der Globalhistoriker Sebastian Conrad den von Jürgen Zimmerer herausgegebenen Sammelband “Kein Platz an der Sonne”: Erinnerungsorte der deutschen Kolonialgeschichte, der in einunddreißig Beiträgen Personen, Orte und Ereignisse vorstellt, „an denen die jeweilige Konjunktur kolonialer Themen in Deutschland gut nachvollzogen werden kann“.

Quelle: http://trafo.hypotheses.org/266

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Die Regierungspolitik des Königreiches Bayern gegenüber der Provisorischen Zentralgewalt von 1848/49: Forschungsprojekt Sabine Thielitz

 

Sabine Thielitz studierte seit dem Wintersemester 2005/06 an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt Deutsch, Geschichte und Sozialkunde für das Gymnasiallehramt. Im Winter 2011/12 legte sie in diesen Fächern das 1. Staatsexamen ab. Seit 2010 war sie am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte als studentische Hilfskraft und Tutorin tätig. Nach dem Abschluss ihres Studiums arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei dem DFG-Projekt „Edition der Akten der Provisorischen Zentralgewalt von 1848/49“. In diesem Rahmen beschäftigt sie sich mit der Regierungspolitik Bayerns gegenüber der Provisorischen Zentralgewalt. Darüber hinaus ist sie seit 2012 als Lehrbeauftragte für Neuere und Neueste Geschichte an der KU tätig.

Als die Provisorische Zentralgewalt im Juni 1848 per Gesetz durch das Frankfurter Parlament dazu berufen wurde, in dem staatsrechtlichen Interim der Revolutionszeit die Regierungsgeschäfte zu übernehmen und für den Vollzug der von der Nationalversammlung erlassenen Gesetze zu sorgen, stellte der für die Regierungstätigkeit notwendige Umgang mit den fürstlichen Partikulargewalten eine grundlegende Voraussetzung dar. Dieser Aspekt soll im Rahmen des Forschungsprojektes im Hinblick auf das Königreich Bayern genauer untersucht werden.

König Maximilian II. von BayernKönig Maximilian II. von Bayern. Photographie von Franz Hanfstaengl, ca. 1860

Ein Blick auf die vielfältige Forschungsliteratur zur Revolution 1848/49 verdeutlicht die Forschungsrelevanz des Themas. Bei der regional- und lokalgeschichtlichen Aufarbeitung der Revolutionsjahre zeigt sich ein starkes Süd-Nord- und West-Ost-Gefälle. Der Revolution in Baden und Württemberg wurde vergleichsweise verstärkte Aufmerksamkeit zuteil, während die Untersuchungen über andere Staaten und Regionen des Deutschen Bundes überschaubar sind1. Hinsichtlich der bayerischen Regierungspolitik liefern für diese Zeit wenige ältere Forschungen einen ersten Einblick2. Das Verhältnis der Münchner Regierung zu der Provisorischen Zentralgewalt wurde dabei nur peripher behandelt. Demnach liegt für diesen Themenkomplex bisher keine modernen wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Untersuchung vor. Das Forschungsprojekt versucht diese Forschungslücke zu schließen.

Mit der Politik des Königreiches Bayern wird das Vorgehen eines Bundesstaates untersucht, welcher sich besonders durch seine ablehnende Haltung in der Reichsverfassungsfrage auszeichnete und sich damit letztlich den revolutionären gesamtdeutschen Gewalten dezidiert und offen entgegenstellte. Es wird versucht, auf reziproker Basis, die Entwicklung der politischen Strategie der bayerischen Regierung gegenüber den revolutionären Institutionen von dem Ausbruch der Februarrevolution des Jahres 1848 in Frankreich bis zu dem Scheitern der Nationalversammlung und der Provisorischen Zentralgewalt im Jahre 1849 zu erhellen: In welchen Bereichen und unter welchen Umständen kooperierte Bayern mit den Frankfurter Institutionen und welchen Aspekten der Politik der Reichsregierung begegnete die bayerische Regierung mit Kritik und Ablehnung? Welche Motive und Ziele verfolgte die bayerische Staatsführung dabei mit ihrer jeweiligen Haltung und mit welchen Mitteln versuchte sie diese Ziele gegenüber der Provisorischen Zentralgewalt und der Paulskirchenversammlung durchzusetzen? Schließlich bleibt die Frage nach dem Erfolg der bayerischen Bemühungen und deren Folgen für das Scheitern der Revolution.

Neben der Erforschung des Verhältnisses der königlich-bayerischen Regierung zu den revolutionären Institutionen sollen auch die diplomatischen Beziehungen zu den anderen Bundesstaaten, vor allem zu den Königreichen Hannover, Sachsen und Württemberg sowie zu den Vormächten Österreich und Preußen, berücksichtigt werden. Dabei stehen besonders die Versuche Bayerns, in dieser revolutionären politischen Situation etwaige Bündnisse und Koalitionen im Sinne der eigenen Politik zu schließen, im Zentrum des Forschungsprozesses.

Das Forschungsvorhaben eröffnet neue Erkenntnisse im Hinblick auf die politischen Wechselbeziehungen der revolutionären gesamtdeutschen Institutionen in Frankfurt mit dem bayerischen Königreich. Den Einzelregierungen kam bei der etwaigen Umsetzung der auf der Gesamtreichsebene durch die Nationalversammlung beschlossenen und durch die Provisorische Zentralgewalt angeordneten Maßnahmen generell eine zentrale Funktion zu. Zudem war die Zentralgewalt in Frankfurt auf die Berichte aus den Einzelstaaten angewiesen, um die politische, wirtschaftliche und soziale Lage vor Ort beurteilen zu können. Daher stellten die bundesstaatlichen Exekutiven eine Schaltstelle zwischen National- und Regionalpolitik dar. Die Untersuchung der politischen Strategie der bayerischen Regierung gegenüber den Frankfurter gesamtdeutschen Institutionen und der Wahl der politischen Mittel zur Durchsetzung der einzelstaatlichen Interessen kann demnach wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der Effektivität der Tätigkeit der Gesamtreichsregierung liefern. Auf diese Weise dient eine solche Untersuchung auch der differenzierteren Herausstellung möglicher Gründe für das Scheitern der Revolution von 1848/49. Zudem ist mit weiteren Einsichten in die Bündnispolitik des Königreiches Bayern sowohl zu den deutschen Vormächten Preußen und Österreich als auch zu den übrigen Mittelstaaten zu rechnen.

Im ersten Jahr des Forschungsvorhabens stand zunächst die Erfassung der für die bayerische Regierungspolitik relevanten Quellensammlungen und der Darstellungsliteratur im Vordergrund. Zudem erfolgte die Recherche der privaten und offiziellen Aufzeichnungen der maßgeblichen politischen Akteure. Dabei standen besonders die bayerischen Bevollmächtigten bei der Provisorischen Zentralgewalt sowie die bayerischen Außenminister und Monarchen dieser Zeit im Fokus des Interesses. Derzeit nimmt die Recherche und Aufarbeitung der in München lagernden Gesandtenberichte und Ministerialakten der königlich-bayerischen Regierung breiten Raum ein.

 

  1. An diesem von Rüdiger Hachtmann Ende der 1990er Jahre festgestellten Befund hat sich bis heute kaum etwas geändert: HACHTMANN, Rüdiger: 150 Jahre Revolution von 1848: Festschriften und Forschungserträge, in: Archiv für Sozialgeschichte 39 (1999) 447–493; 40 (2000) 337–401, hier Bd. 39, 465.
  2. DOEBERL, Michael: Bayern und Deutschland, Bd. 1: Bayern und die Deutsche Frage in der Epoche des Frankfurter Parlaments, München – Berlin 1922; DEUERLEIN, Ernst: Bayern in der Paulskirche. Reden und Tätigkeiten der bayerischen Abgeordneten in der ersten Deutschen Nationalversammlung 1848/49, Altötting 1948.

 

 

Quelle: http://achtundvierzig.hypotheses.org/340

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Ein Lernkonzept und seine Früchte

Heute mal ein wenig Off-Topic: Mit den Kindern der Aktiven Schule Petershausen habe ich für den Malwettbewerb der Deutschen Kinderhilfe gearbeitet. Das Thema lautete: “Für alle Kinder wünsche ich mir…”. Die Schülerinnen und Schüler waren mit Begeisterung dabei und ich konnte mehrere Bilder hinschicken. Dies hier war mein persönlicher Favorit:

Malwettbewerb

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Bild entstand in Gemeinschaftsarbeit zweier Schülerinnen, Yannika (9 Jahre) und Lili (10) Jahre. Ihre Idee war folgende: Im Frühling trägt der Baum Blüten, im Sommer wachsen darauf verschiedene Früchte, die man essen kann. Im Herbst bestehen die Blätter aus Geldscheinen, für die man etwas kaufen kann und im Winter wächst darauf warme Kleidung.

Ich selbst war von dieser Bildidee ganz begeistert. Leider ist die Abstimmung auf der Facebook-Seite der Deutschen Kinderhilfe schon vorbei.  Aber trotzdem wollte ich es mit diesem Artikel herausheben, denn ich habe mich aus mehreren Gründen über das Bild gefreut:

  • Die beiden Kinder haben absolut selbständig gearbeitet. Zu Beginn der Stunde fragten sie mich nach dem Thema, fragten, ob sie in einen anderen Raum gehen könnten und verschwanden mit Papier und Stiften. Am Ende der Stunde überreichen sie mir ihr Blatt.
  • Sie haben zusammen gezeichnet. Partnerarbeit ist in dieser Schule üblich. Dass die Kinder dies aber von sich aus auch in einer zeichnerischen Arbeit praktizieren ist nicht selbstverständlich. Vielleicht trug auch die Übung des dialogischen Zeichnens, die wir vor einiger Zeit im Malunterricht gemacht haben, dazu bei.
  • Die selbständige Entwicklung dieser schönen Bildidee hängt ebenfalls mit der Gemeinschaftsarbeit zusammen. “Vier Gehirnhälften wissen mehr als zwei”, pflegte ein Lehrer von mir zu sagen.
  • Die Kinder berücksichtigten die malerischen Hinweise, die ich ihnen gebe, wenn ich sage, dass sie kein Weiß stehen lassen sollen. Sogar auf dieser kleinen Din-A-4 Seite (das Format war vorgegeben) haben sie das beherzigt.

Das Verhalten und das Arbeitsergebnis der beiden Schülerinnen sprechen für das Lernkonzept dieser Schule. So macht Schule Spaß – den Schülern und den Lehrern!

 

 

Quelle: http://games.hypotheses.org/1370

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Massive Open Online Courses

Bisher habe ich oft auf aktuelle Berichterstattung reagiert; heute möchte ich eher auf Kommentare eingehen, die ich zum Artikel “Der Online-Angriff auf den Unterricht” von Frank Kelleter (FAZ) gefunden habe. Kelleter selbst kritisiert vor allem die universitären Aktivitäten, die sich in Zielvereinbarungen, Optimierungskonzepten, Entwicklungsplänen verstecken, den akademischen Servicemarkt, der sich um diese Prozesseherum gebildet hat, und die Absurdität, dass gerade engagierte Hochschulangehörige sich bis zur Grenze der gesundheitlichen Zumutbarkeit in solchen absurden Prozessen aufreiben müssen. Insbesondere den letzten Punkt kann ich nachvollziehen, auch wenn ich lange nicht alles für absurd halte.

Er warnt dann aber auch vor MOOCs, den Massive Open Online Courses, die seit einiger Zeit durch die Online-Zeitschriften geistern. Meinem Eindruck nach – und vielleicht täusche ich mich – sind MOOCs eher ein Medienphänomen als eine real relevante Erscheinung. Mir ist nicht bekannt, dass bisher auch nur ein einziger Studiengang in Deutschland in erheblicher Weise durch MOOCs ausgestaltet ist.

Genau an diesem Punkt setzen aber die Kritiker des Artikels ein. So klagt ein Leser: “Die Universität war schon immer eine elitärere Institution, was in Deutschland noch immer sinnlos künstlich aufrecht erhalten wird mit Numerus Clausus und der Bafög-Schulden-Keule. Das widerspricht allein schon der Herkunft des Wortes ‘Universität’.” Universität meint aber nicht “für alle” im Sinne von universal oder Ähnliches, sondern nur die Gemienschaft von Lehrenden und Lernenden (ein Aspekt, den zu betonen heute sicher viel wichtiger wäre als viele andere, nur zum Teil “Bologna” geschuldete Fragen). Es ist eben nicht möglich, durch MOOCs Lehrende für Forschung freizustellen; das verbieten nicht nur die Deputatsverordnungen der Länder, sondern auch der gesunde Hochschulverstand, der in der Verbindung von Forschung und Lehre auch den Kern von Hochschule als besonderem Ort von Wissensgenerierung und -vermittlung sieht. Diese Wissensvermittlung steht allen frei, die die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen; wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann in Deutschland fast allerorten kostenfrei studieren, etwas, was die MOOC’s bisher nur versprechen, aber wohl kaum halten werden (wenn man das ökonomische Interesse hinter diesen Projekten berücksichtigt).

Dass die Universitäten sich dabei nicht hinter die eigenen Mauern zurückziehen, ist wohl selbstverständlich. Die Mainzer Historiker/innen, für die ich arbeite, haben sich in den letzten Jahren an vielfältigen Formaten der Universität beteiligt, in denen universitäre Wissenschaft in die Öffentlichkeit der Stadt Mainz und des Landes getragen wird.

Ein anderer Leser raunt: “Sicher, die Beamten-Uni muß sich bedroht fühlen. Unis, deren Studenten zu 1/3 nie einen Abschluß machen, deren Professoren maximal 12 Stunden wöchentlich im Hörsaal stehen, deren Lehrpläne keinen Bezug zur Arbeitsrealität haben. Unis, die vornehmlich die eigene Eitelkeit polieren und in Deutschland inzwischen über 16.000 (!) unterschiedliche Studiengänge anbieten – und jedes Jahr kommen fast 500 neue zum Wohle der Professoren dazu.” Auch hier überrascht die Wahrnehmung der Universität. Dass 1/3 der Studierenden eines Faches den Abschluss nicht machen, ist nicht weit von der Wirklichkeit entfernt, aber erstens kein Problem der Präsenzlehre und zweitens nicht wirklich schlimm; manches muss man eben ausprobieren, um herauszufinden, ob es auch der eigene Weg ist. Professoren, die im oben angesprochenen Sinne Forschung und Lehre verbinden sollen und möchten, sollten tatsächlich nicht 12 Stunden im Hörsaal stehen; wer auch nur eine ungefähre Vorstellung von den Zeiten für Vor- und Nachbereitung seriöser universitärer Lehre hat, wird wissen, dass die Woche dann allein mit Lehre schon fast ausgefüllt wäre. Und dass die Universität nicht 100% passgenau auf Berufe hin ausbildet – das ist ja gerade der Witz universitärer Bildung. Erst das erlaubt es, aus dem universitären Studium heraus in die unterschiedlichsten Berufsfelder mit Entscheidungsbefugnis, Leitungsfunktion oder Führungsaufgaben zu wechseln. Alles andere ist Berufsausbildung – genauso ehrenwert, aber eben anders.

Und ein letzter Gedanke: Ein Leser fordert, die Debatte “eine Nummer kleiner” zu führen, um dann doch e-Vorlesungen zu fordern: “Wenn Universitäten ihre ganz alltäglichen Vorlesungen einfach zum Nachhören ins Netz stellen, stellen sie mit geringstem zusätzlichen Aufwand eine ohnehin getätigte öffentlichen Bildungsleistung einem breiteren Publikum zur Verfügung. Hilfreich für die Studenten, wenn sie mal was verpasst haben. Eine Möglichkeit für Schüler, sich ein Bild zu machen, was in einem Studium auf sie zukommt. Und eine Gelegenheit für alle anderen, sich einfach aus Interesse akademisch in dem Fach weiterzubilden, das sie interessiert. Alles kein großes Ding. Aber nützlich, interessant und höchst demokratisch.” Das klingt pragmatisch, sympathisch, nicht überambitioniert. Wer aber ene konkrete Universität in den Blick nimmt, an der Woche für Woche eine drei- oder vierstellige Zahl von Vorlesungen gehalten wird, wird vielleicht eine Ahnung vom Kostenaufwand haben, den das bedeuten würde: an Material, aber auch an Personal. Die Kosten wären immens und müssten an anderer Stelle eingespart werden. Es würde mich interessieren, wo da noch gespart werden könnte; die Grundausstattung der Universitäten in ganz Deutschland ist in den letzten Jahren schon massiv heruntergefahren worden. Demokratisierung gerne, auch Öffentlichkeit und Transparenz – aber nicht für jede Vorlesung, die ihre Bedeutung zunächst einmal innerhalb eines Studiengangs und damit innerhalb eines bestimmten Programms entfaltet, das nur als Ganzes jenen Kompetenzerwerb und die Ausprägung einer soliden Fachlichkeit ermöglicht, die das eigentliche Ziel auch der Vorlesung sind.

Auf die Diskussion hierüber freue ich mich schon …

Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/152

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Archive und Twitter – einige selbstreflektive Gedanken

Ich muss bekennen: Meine eigene Aktivität auf Twitter ist noch recht jung. Lange habe ich geglaubt, 140 Zeichen dürften nicht annähernd ausreichen, um irgendeine Kommunikation zu führen, die auch nur ansatzweise fachlichen Standards genügen kann. Mit Facebook und einer Teil-Aktivität hier auf Archive 2.0 sah ich mich gut in den Sozialen Medien vertreten. Das war natürlich ein großer Irrtum. Eigentlich hätte ich es bereits bei der Offene-Archive-Tagung in Speyer ahnen müssen, der sich auch die Existenz dieses Blogs hier verdankt. Aber gut, damals war ich wohl irgendwie ein wenig schwer von Begriff. Jedenfalls war der Deutsche Archivtag 2013 für mich dann der Anlass, dieses Medium einmal näher auszuprobieren, insbesondere weil es mittlerweile mindestens eine gute Anleitung zum Twittern in der Wissenschaft im Netz gibt und gerade das Tagungstwittern nach spannendem Neuland klang. Und siehe da: Es hat nicht nur Spaß gemacht, sondern hat auch zum Entdecken einer völlig neuen Informationsebene und zum Kennenlernen vieler interessanter Leute geführt, deren Gedanken und Hinweise ich nicht mehr missen möchte. Und wir reden hier jetzt – um allen Kritikern zu begegnen – nicht vom morgendlichen Frühstück oder der abendlichen Partygestaltung, sondern von archivischen und geschichtswissenschaftlichen Fachinformationen. (Wie wenig „Spaß“ damit zwangsläufig verbunden sein muss, hat die ungemein intensive Nacherzählung der Pogromnacht unter @9nov38 gerade erst gezeigt.)

Tagungstwittern also, das war der Anfang. In Saarbrücken beim Deutschen Archivtag war so etwas noch nicht wirklich angekommen, auch wenn es doch eine kleine Gruppe von Kolleginnen und Kollegen gab, die munter die Vorträge dokumentierten und kommentierten. (Ungeachtet der seltsamen Blicke in der Zuhörerschaft ob des vermeintlichen Herumspielens mit dem Handy.)

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Auch wurde jüngst von der Bundeskonferenz der Kommunalarchive getwittert, ebenfalls sehr löblich, auch wenn ich mir hier doch mehr als die wenigen versprengten Tweets gewünscht hätte. (Ja, da draußen lesen tatsächlich Leute mit, also gebt uns Informationen!)

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Vor diesem Hintergrund bleiben einem auf Twitter auch andere Tagungen nicht verborgen, die man nicht direkt im Blick hat, vielleicht weil es um historische Fragen geht, die einen allenfalls mittelbar interessieren, vielleicht weil es auch um Nachbarwissenschaften geht, die man nur mit halben Augen (wenn überhaupt) verfolgt. Schon bei kleinen Gruppen von Leuten, denen man auf Twitter folgt, kommt man aber recht schnell in Berührung mit solchen Themen, vielleicht weil die Leute, denen man folgt, selbst vor Ort sind, vielleicht weil sie entsprechende Vorträge kommentieren. Dabei bin ich auch in der kurzen Zeit, die ich auf Twitter dabei bin, auf zwei (nicht-archivische) Tagungen gestoßen, bei denen ich mich unweigerlich folgendes fragen musste:

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Vielleicht war das etwas hart formuliert, aber wenn man das dortige Aufeinanderprallen von Archivaren und Nicht-Archivaren schmerzhaft direkt verfolgen konnte, dann möglicherweise doch verständlich. Das erste waren die EDV-Tage in Theuern, die mir bis dato überhaupt nicht bekannt waren, aber mein Interesse auf sich gezogen hatten, weil dort – neben zahlreichen Vortragenden aus Bibliotheken und Museen – ein Archivarskollege über den Einsatz von sozialen Medien vortragen sollte: „Allheilmittel Web 2.0 und Social Media?“ lautete der fragende Titel, der mich gerade auch vor dem Hintergrund des eigenen archivischen Facebook-Auftritts sehr reizte. Nach mehreren Vorträgen über die Bedeutung und Rolle von sozialen Medien für Kultureinrichtungen folgte hiermit dann allerdings ein rigoroses Gegenprogramm – man hätte es am Untertitel schon ablesen können („Kritische Nachfragen zum Einsatz in Gedächtnisinstitutionen“):

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Da blieb nur ungläubiges Staunen über kuriose Vorschläge…

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… oder Sarkasmus…

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… oder der nicht unberechtigte Vorschlag, es doch gleich zu lassen:

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Ein bedauerlicher Einzelfall? Scheinbar nicht, wie dann jüngst bei einer Tagung zum Gedenkbuch zu Münchner NS-Euthanasie-Opfern erahnbar wurde. Auch hier stieß archivischer Konservativismus manchem Teilnehmer bitter auf:

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Bei solchen Reaktionen bleiben manche Fragen: Haben Archive eigentlich derartig andere Rahmenbedingungen als Bibliotheken, Museen oder andere Kultureinrichtungen, dass sie sich solchermaßen zurückhaltend im Bereich der sozialen Medien zeigen müssen? Ist diese Abstinenz überhaupt von Interesse, weil der Adressatenkreis vielleicht nur aus ein paar vernetzten Hipstern und Nerds besteht, die breite Nutzerklientel aber überhaupt nicht erreicht? Und: Wissen wir Archivarinnen und Archivare eigentlich, wie wir uns nach außen präsentieren (und altbekannte Klischeebilder wiederbeleben)?

Für mich (und wahrscheinlich für die allermeisten, die dieses Blog hier lesen) sind diese Fragen rein rhetorischer Natur. Klar kennen wir Archivarinnen und Archivare Schutzfristen und müssen sie beachten, klar müssen wir ressourcenschonend arbeiten und nicht jedem neuen Hype hinterherlaufen und klar muss uns unser Standing in der Öffentlichkeit interessieren. Aber das Bild, das wir offenbar – zumindest mancherorts – abgeben, scheint nicht besonders schmeichelhaft. Vielleicht wäre das früher gar nicht sonderlich aufgefallen, aber dieser neue riesige Informationsraum, den soziale Medien schaffen, sorgt für eine neue Offenheit und einen neuen Informationsfluss. Gut so. Wenn die potentiellen Nutzer und auch Partner(-institutionen) von Archiven uns derartig hart angehen, dann sollte uns das zu denken geben. Facebook und Twitter sind auch wunderbare Evaluationstools, die uns verraten, was man von uns hält und wie man sich uns wünscht. Man muss vielleicht nicht alles erfüllen, was an uns herangetragen wird, aber letztlich müssen die Nutzer der zentrale Maßstab für unsere Arbeit sein. Hören wir auf Sie!

Ach ja, dafür muss man natürlich in den sozialen Medien vertreten sein. Also: mehr Archive rein in Facebook, auf Twitter, wohin auch immer. Unsere Nutzer haben uns dort etwas zu sagen!

 

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/993

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