LuttaDada 5

Man mag es für möglich halten oder nicht, aber selbst ein LuttaDada muss Leib und Magen zusammenhalten. Ganz recht, das LuttaDada schmaust und speist und mampft – und zwar recht gerne, wie man anhand der leiblichen Fülle erkennen kann, die auf so vielen hundert Bildern aus der Werkstatt des CranachDada dokumentiert ist. Aber inzwischen fällt es dem LuttaDada nicht mehr leicht, zu entscheiden, was es essen soll. Es gibt nicht nur so viel, es gibt auch so viel Falsches, und zwar Falsches, das als solches nur schwer zu erkennen ist. Zum Beispiel Teigwaren. Welch köstliches Exempel menschlicher Ingeniösität! Und was kann man damit alles falsch machen.

Thomas Pforte von der Wittenberger Werbeagentur S. Pforte hatte beispielsweise die großartige Idee, das Antlitz des LuttaDada in Hartweizenteigwarenform zu bannen, um Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, dieses Produkt unter Zuhilfenahme kochenden Wassers der Bissfestigkeit zuzuführen und anschließend zu verspeisen.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/05/18/luttadada-5/

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LuttaDada 4: Das Spezial für junge Leser

Liebe Kinderinnen und Kinder, werte Heranwachsende! Das LuttaDada will sich heute insbesondere an Euch wenden. Schließlich schielt der große Reformationsjubiläumsdadaismus auch in Eure Richtung. Und auch wenn Ihr Noch-nicht-Erwachsenen in Sachen Dada als praktische Lebensform die wahren Experten seid, muss das LuttaDada trotzdem einige sachdienliche Hinweise loswerden. Denn dort draußen gibt es Zeitgenossen, die geneigt sind, Euch mit Erwachsenenkram genau diesen Dadaismus auszutreiben.

So muss das LuttaDada mit Ingrimm feststellen, dass kindlich-jugendlicher Dadaismus von manchen politisch vereinnahmt werden will. Die deutsch-nationale Facette des politischen Spektrums hat sich bisher im Reformationsjubiläum ja eher zurückhaltend ausgenommen. Nun aber, da es mit dem Frühjahr in die heiße Phase des Jubiläumstamtams geht und nicht nur die Blümelein, sondern auch die Lutheralia aus allen erdenklichen Ecken sprießen, nun entdecken auch die Rechten dieses Thema für sich.



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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/04/12/luttadada-4-das-spezial-fuer-junge-leser/

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LuttaDada 3

Das LuttaDada mag sich kein Urteil darüber erlauben, ob das Gebaren einer Obrigkeit korrekt ist oder nicht. Aber das LuttaDada weiß, dass eine Obrigkeit grundsätzlich hinzunehmen ist, ob nun von Gott oder vom Demos oder von wem auch immer eingesetzt. Daher will das LuttaDada mit kräftiger Stimme bestätigen, dass der neuen Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Wittenberg unbedingt Folge zu leisten ist, so wie sie zum 22. März Anno Domini 2017 in Kraft treten wird. Mögen die ordnungsgefährdenden Massen, die in diesem Jahr millionenfach über diese bedauernswerte Kommune herfallen werden, wenigstens die Kassen des Kämmerers ordentlich füllen. Einige reformationsjubiläumsrelevante Widrigkeiten wurden anlassbedingt nochmals verteuert. So müssen alle, die Brunnen, Denkmäler, oder Bäume erklettern, um das LuttaDada besser sehen zu können, ab sofort 30 Euro berappen; das Füttern von Tauben, um das LuttaDada friedlich und gnädig zu stimmen, kostet ebenfalls 30 Euro; das Zelten oder Übernachten in öffentlichen Grünanlagen, um dem LuttaDada stets nahe zu sein, wird mit 50 Euro Buße belegt; und der Verkauf von Waren aller Art, insbesondere von nicht genehmigten Reformationsdevotionalien, macht nochmals 30 Euro. Nur damit das klar ist.

Aber nicht nur die kleine, auch die mittelgroße Politik wendet sich dem LuttaDada zu.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/03/08/luttadada-3/

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LuttaDada 2

Das LuttaDada kann sich freuen. Endlich ist es soweit, endlich ist das Jahr 2017 angebrochen – sein Jahr! Das LuttaDada wird wachsen und gedeihen, denn mit jeder neuen Jubiläumsaktion, die sich die LuttaDadaisten ausdenken aus Anlass dieses 500jährigen Dingsbums, wird es an Bedeutung gewinnen. Die LuttaDadaisierung wird die ganze Welt erfassen! Jawohl, das LuttaDada ist inzwischen anmaßend genug, die Herrschaft über die Welt ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Was ein TrumpDada kann …

Die ersten Anzeichen dieser Weltherrschaft sind unübersehbar. Oder ist irgendjemand der Meinung, es sei ein Zufall ist, wenn eine Gedenkmünze mit dem LuttaDada geprägt werden? Nicht irgendwelche Gedenkmünzen, nein! Auf dieser sieht man das LuttaDada als Superman (oder besser Lutherman) über das Schloss Stolberg fliegen.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2017/01/11/luttadada-2/

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LuttaDada 1

Was ist das LuttaDada? Das LuttaDada kommt in vielerlei Gestalt daher. Es passt sich amöbig den Verhältnissen und Gegebenheiten und Erfordernissen an. Das LuttaDada ist immer und überall. Das LuttaDada ist immer da (und immer dada) und trotzdem nie zu greifen.

So schillert das LuttaDada in allerlei Farben. Auch im Münsterland! Denn das Martin – jawohl, man ist mit dem LuttaDada zuweilen schon so vertraut, dass man es beim Vornamen anspricht –, also dieses Martin ist im Münsterland nicht einfach nur ein Mensch. Nein, es ist Plastik, es ist 2,50 Meter groß, es wiegt 50 Kilogramm, und es erscheint in weißer Gestalt.

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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2016/12/16/luttadada-1/

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The Return of #DADA (Konferenz, Zürich, 7-9 Apr 16)

The Return of DADA / Die Wiederkehr von DADA / Le Retour de DADA

Internationale Tagung, Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, 8001 Zürich, CH,
(7.4., 14:00-18:30 / 8.4., 10:00-19:00 / 9.4., 10.00-12:30)

Konzeption und Organisation: Prof.

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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2016/03/03/the-return-of-dada-konferenz-zuerich-7-9-apr-16/

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Neo-Dada, Herostratos und systematische Vasenzerstörung

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Bestimmt haben Sie es mitbekommen, werte Leserinnen und Leser: in Miami ist eine Vase umgekippt. Mehr noch: ist heruntergeworfen worden. Ach, was sage ich: Vandalismus im Museum hat sich neulich ereignet. Oder?

Es handelt sich um eine ca. $1 Mio. Dollar teuere und 7.000 Jahre alte Vase, die in Pérez Art Museum in Rahmen der Ausstellung “According to what?” von Ai Weiwei ausgestellt war. Der berühmte Dissident hat diese paläo-historische Vase mit Coca-Cola-Logo versehen (mit allen herausschreiendenfolgenden Intentionen und Allusionen).

Ein Besucher des Museums, Maximo Caminero, auch seinerzeit ein Künstler, griff bei seiner Besichtigung in Februar nach dieser Vase. Als ein Wachmann nach dem Zurückstellen der Vase verlangte, warf Caminero das teuere Stück prompt auf den Boden. So:

Ai Weiwei seinerseits wurde ziemlich erböst über solche Übergriffe auf privates Eigentum anderer:

If he really had a point, he should choose another way, because this will bring him trouble to destroy property that does not belong to him. (Quelle: dailymail.co.uk)

Aber das Spannende an der Geschichte ist, dieser Vandalismus-Akt spielte sich direkt vor einem Foto-Triptychon von Ai Weiwei, auf welchem man den chinesischen Künstler eine uralte chinesische Vase auf den Boden werfen sieht.

Miami Artist Destroys Vase By Chinese Artist Ai Weiwei In Museum
PHOTO BY Joe Raedle/Getty Images News/Getty Images

Nun kamen laut Presseberichten zugleich zwei Statements seitens Caminero, dem nun eventuell einige Jahre im Gefängnis drohen:

  • er sah in der ausgestellten Vase sowie in diesem Triptychon einen Aufruf seitens Ai Weiwei zu einem performativen Akt des Protestes
  • er richtete aber seinen Protest gegen die Unterrepräsentanz der lokalen Miami-Künstler in diesem Museum im Gegensatz zu den internationalen Künstlern, wie Ai Weiwei

Bald schon wurde dieser Akt – zusammen mit dem Akt von Ai Weiwei – ziemlich schnell als Neo-Dadaismus bezeichnet, bzw. in Verbindung mit Dadaismus gebracht. Klar, der Vergleich scheint naheliegend zu sein: Ai Weiwei brach mit der (gloriösen / chinesischen) Vergangenheit in Form von dieser Vase, so wie die Dadaisten mit der europäischen Kultur brachen, die zwar den Anspruch hatte, Hochkultur zu sein, jedoch die Greueltaten des Ersten Weltkrieges keineswegs verhinderte.

Doch bereits hier hinkt der Vergleich. Der Akt des Bruches mit den Traditionen bei Ai Weiwei ist zwar (für Historiker oder Kunstmarktliebhaber) empörend: die Vase! er hat die teuere Vase zerbrochen! Doch im Gegensatz zu Dadaisten ist dieser Bruch mehr plakativ als wirkungsvoll. Denn das pars pro toto (zerbrochene Vase <=> chinesische Kultur) bleibt nur pars, im gegensatz zu toto der Dadaisten. Das Anmalen eines Bartes auf die Postkarte von Mona Lisa oder das Ausstellen eines Pissoirs im Museum scheint heutzutage harmlos und putzig zu sein – zu der damaligen Zeit war das ein radikaler Schnitt mit der Autorität Kunst, mit der Institution Museum, mit der Dimension Kunstmarkt. Die bereits konventionelle Kulturkritik eines Ai Weiwei kann man nur bedingt Neo-Dadaismus nennen (wenn man nur die klischeehafte Destroyance der Avantgarde als ein charalteristischer Charakterzug dafür auswählt – durchaus oberflächlich).

Doch nun zu Caminero – wogegen protestiert er? Gegen die antike Hochkultur? Gegen Coca Cola? Gegen die Autorität von Ai Weiwei? Gegen die eigene Unterrepräsentanz im lokalen Kontext? Und da sind wir schon näher an der Sache. Provinzialismus. Das Performative der Zerstörung als Anbiederung an die “Grössen” und “Mächtigen” der Kunstwelt. Der Wunsch, irgendwie in die Kulturgeschichte eingegliedert zu sein, egal mit welchen Mitteln. Herostratos lässt grüssen.

Doch nichtsdestotrotz, auch angesichts der mediokren Aktion eines Künstlers (hier können Sie sich selbst ein Bild über seine Werke machen), hat er eine wunderschöne Reaktion von Ai Weiwei hervorrufen, die den letzteren im Hinblick seines “Neo-Dada”-tums ebenfalls nicht besser darstellt. Statt die Zerstörung des Authoritären mit Caminero zusammen zu liturgieren und zu begrüssen, greift er auf die niederste Schublade eines Künstlers, und spricht über Übergriffe auf Eigentum anderer (hier: seiner Wenigkeit).

source: http://www.artesmagazine.com/2014/02/perez-art-museum-and-chinese-artist-ai-weiwei-a-smash-in-miami/ai_weiwei-photo_1-2/
source: artesmagazine

Wie war das bei Mephisto, der nicht mehr in Versen zu sprechen vermag:

Nun sind wir schon wieder an der Grenze unsres Witzes. (Faust 1, Trüber Tag, Feld)

Da ist Schluss mit lustig. Da ist der Spass zu Ende.

Schade, eigentlich. Die Dadaisten hatten mal auf der Kölner Dada-Ausstellung ihren Exponaten Äxte angehängt, damit die Zuschauer ihre Werke zerstören könnten. Das war mehr als Aufruf zu Vandalismus. Das war der Bruch mit der konventionellen Rezeption. Das war Dada.

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/33

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