Gerahmte Gewalt

Gerahmte Gewalt

Empirisch fundierte Studien zur Produktion, Funktion und Wirkung von privaten Fotoalben im „Dritten Reich“ sind selten.1 Forschungsdefizite bestehen selbst für Alben von Deutschen, die in der osteuropäischen Kernregion des Holocaust eingesetzt waren und ihre Kriegseindrücke nach Hause brachten. Dieser Befund erstaunt umso mehr, als Alben weitaus besser als lose Fotos Geschichten erzählen, deren Inhalte und Lesarten trotz der fixen, scheinbar unveränderlichen Sequentialität der Bilder hochgradig flexibel sind und sich für Erinnerungsdiskurse im Kontext kollektiver Identitätsstiftung besonders eignen.

 

Abb. 1: Seite aus dem Album „Der Feldzug in Polen“ von Wehrmacht-Leutnant W., August 1939; Quelle: Bundesarchiv Abt. Militärarchiv Freiburg (MSG 2/19124) mit freundlicher Genehmigung. Vergrößern



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Quelle: https://visual-history.de/2021/07/21/gerahmte-gewalt/

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Podiumsdiskussion: Vernichtungskrieg an der Heimatfront – Neue Fotografien sowjetischer Gefangener aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain

Podiumsdiskussion: Vernichtungskrieg an der Heimatfront – Neue Fotografien sowjetischer Gefangener aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain

1939 besaßen bereits zehn Prozent der Deutschen Fotoapparate. Seit Kriegsbeginn nutzten Soldaten an der Front diese für private Aufnahmen. Sie wurden durch gezielte Werbung dazu ermuntert. Fotos, aufgenommen von Wachsoldaten an der sogenannten Heimatfront – dem Kriegsgefangenenlager Zeithain –, tauchten Anfang dieses Jahres 2021 im Archiv des Leipziger VVN-BdA e.V. (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) auf. Daniela Schmohl, Vorstandsmitglied des VVN-BdA, übergibt die Fotos am 23. April 2021 im Anschluss an die Gedenkfeier anlässlich der Lagerbefreiung vor 76 Jahren offiziell der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain.

Der Sonderpferch, ein provisorisches Gefängnis zur Verhängung von Disziplinarstrafen im Kriegsgefangenenlager Zeithain.

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Quelle: https://visual-history.de/2021/04/22/podiumsdiskussion-neue-fotografien-sowjetischer-gefangener-zeithain/

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„Wir sind Stalins Helden“ – Ein Foto aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain

„Wir sind Stalins Helden“ – Ein Foto aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain

Rotarmisten im Kriegsgefangenenlager Zeithain, vermutlich am 14. Dezember 1941. Fotograf unbekannt. Quelle: Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain / Sammlung VVN-BdA Leipzig ©

Ein kleines Bild: zehn Männer, die vor einer Wand eng beieinanderstehen: Erschöpfung, Misstrauen und Ausweglosigkeit spiegeln sich in ihren Gesichtern. Es ist kalt, Dezember 1941, sie haben angezogen, was sie finden konnten: Die zerlumpte, stark verschmutzte Kleidung, darunter Teile von sowjetischen Uniformen, ist zusammen mit den Essensbehältern ihr wertvollster Besitz. Der Mann vorne rechts mit dem Kopfverband wirkt durch seine Haltung selbstbewusst, steckt die Hand in die Uniformjacke, deutet ein Lächeln an.

Die gefangenen Rotarmisten wissen, dass sie für die Kamera ihrer deutschen Bewacher vorgeführt werden. Sie können nicht zurückweichen, sie drängen sich zusammen vor einer der sogenannten Russenbaracken des Kriegsgefangenenlagers.

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Quelle: https://visual-history.de/2021/04/19/wir-sind-stalins-helden-foto-kriegsgefangenenlager-zeithain/

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Die Fotografie der Landser

Die Fotografie der Landser

„Wir wissen wenig über die Fotografie der Landser“, merkte Bernd Hüppauf noch im Jahr 2015 in seiner Abhandlung über Fotografie im Krieg an.[1] Um diesen Missstand weiter aufzulösen, wird im Folgenden ein Bereich der privaten Fotografien des Zweiten Weltkriegs betrachtet, der neben dem Gestalten von Fotoalben[2] und dem Handel mit Bildern ebenfalls eine große Rolle innerhalb der Landserfotografie spielte: das Verfassen von illustrierten Tagebüchern bzw. von Fotoheften.

Die fortgeschrittene Technik dieser Zeit erlaubte es den Soldaten, im Gegensatz zur Generation des Ersten Weltkriegs, über die entwickelten Bilder in viel kürzerer Zeit, in praktikablerer Form und in höherer Anzahl zu verfügen. Soldaten, die ihre Erlebnisse schriftlich in Tagebüchern festhielten, konnten diese somit kurze Zeit später durch die passenden Fotografien zusätzlich illustrieren oder stellten unabhängig von Tagebüchern kleine Fotohefte im Stil klassischer Alben zusammen.

Im Gegensatz zu den herkömmlichen Fotoalben, die in monate- meistens aber jahrelangem Abstand zusammengestellt wurden, handelt es sich bei diesen Tage- und Fotobüchern[3] um Narrative, die das Zeitfenster zwischen Erlebtem und Dokumentiertem weitestgehend minimieren. Sie entstammen dem Weltbild, der Wahrnehmung und der Deutung des sich vor Ort bzw. im Referenzrahmen des Kriegs[4] befindenden Soldaten, für den sich der Verlauf desselben noch völlig offen gestaltete.

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Quelle: https://visual-history.de/2020/11/30/die-fotografie-der-landser/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=die-fotografie-der-landser

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“Juden unter sich”

“Juden unter sich”

One of the most influential anti-Semitic propaganda actions produced in the Third Reich in the years 1939-1941 was based on images and reports from various ghettos in occupied Poland. Large portion of the raw material required for the anti-Semitic propaganda was collected and delivered by the Propagandakompanien (PK) of the Wehrmacht.[1] In order to analyze and understand the significance of this contribution, it is necessary to look not only at the propaganda materials, but also at the historical contexts in which they were produced. This includes organizational aspects, local conditions, general propaganda strategies and the given general and local war situation.

This article will examine the contribution of the Wehrmacht to the anti-Semitic propaganda of the “Third Reich” during three periods: The invasion of Poland, the establishment of a new order in the occupied Polish territories and the months preceding “Operation Barbarossa” in 1941. It will focus on the way PK materials were used mainly in the visual media in order to support the propaganda strategies and their subsequent goals set by the Nazi leadership.

 

General remarks regarding the propaganda organization of the “Third Reich”



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Quelle: https://visual-history.de/2020/04/24/propaganda-companies-and-the-jewish-ghettos-in-occupied-poland/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=propaganda-companies-and-the-jewish-ghettos-in-occupied-poland

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“Juden unter sich”

“Juden unter sich”

One of the most influential anti-Semitic propaganda actions produced in the Third Reich in the years 1939-1941 was based on images and reports from various ghettos in occupied Poland. Large portion of the raw material required for the anti-Semitic propaganda was collected and delivered by the Propagandakompanien (PK) of the Wehrmacht.[1] In order to analyze and understand the significance of this contribution, it is necessary to look not only at the propaganda materials, but also at the historical contexts in which they were produced. This includes organizational aspects, local conditions, general propaganda strategies and the given general and local war situation.

This article will examine the contribution of the Wehrmacht to the anti-Semitic propaganda of the “Third Reich” during three periods: The invasion of Poland, the establishment of a new order in the occupied Polish territories and the months preceding “Operation Barbarossa” in 1941. It will focus on the way PK materials were used mainly in the visual media in order to support the propaganda strategies and their subsequent goals set by the Nazi leadership.

 

General remarks regarding the propaganda organization of the “Third Reich”



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Quelle: https://www.visual-history.de/2020/04/20/propaganda-companies-and-the-jewish-ghettos-in-occupied-poland/

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Disziplinierte Bilder

Disziplinierte Bilder

In der Kriegsbildberichterstattung ging NS-Deutschland – so die gängige Meinung in den Geschichtswissenschaften – gänzliche neue Wege, indem Bilder nicht nur zensiert, was bereits im Ersten Weltkrieg üblich gewesen war, sondern durch einen eigenen Propagandaapparat umfassend diszipliniert worden seien. Durch ein eigenes Ministerium, das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, einerseits und militärisch organisierte Propagandatruppen andererseits, deren bekannteste die Propagandakompanien (PK) waren, sei bereits auf der Ebene der Bildproduktion und -distribution interveniert worden.[1]

Nimmt man allerdings die visuelle Kriegspropaganda des faschistischen Italien zu dieser Zeit vergleichend in den Blick, gerät die These der Einzigartigkeit und internationalen Vorreiterfunktion der deutschen Kriegsbildberichterstattung im Allgemeinen und der PKs im Speziellen ins Wanken. Für Italien bildete nicht erst der Kriegseintritt im Juni 1940 – an der Seite NS-Deutschlands – den Anlass für die Organisierung einer Kriegsbildpropaganda, sondern bereits fünf Jahre vorher der Angriffskrieg gegen das Kaiserreich Abessinien am Horn von Afrika.[2]

Der Umstand, dass Italien bereits drei Jahre vor NS-Deutschland eine effiziente, zentral organisierte Kriegsbildberichterstattung aufgebaut hatte, macht einen Vergleich attraktiv und wirft überdies die Frage auf, ob es zwischen den beiden ab 1936 befreundeten Diktaturen zu einem Knowhow-Transfer im Bereich der Bildpropaganda gekommen ist. Im Rahmen dieses Beitrags sollen daher Unterschiede und Ähnlichkeiten in der Entstehung, Organisation und Funktion systematisch untersucht werden. So soll nicht nur ein Beitrag zur Erforschung der deutschen Kriegsbildberichterstattung, spezifisch der Propagandakompanien (PK) geleistet werden, sondern deren Erforschung auch entprovinzialisiert werden. An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass es bereits eine beachtliche Tradition in der vergleichenden Erforschung der Transfer- und Beziehungsgeschichte(n) zwischen den beiden faschistischen Diktaturen gibt.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2020/04/06/disziplinierte-bilder-kriegsbildberichterstattung-deutschland-und-italien-im-vergleich/

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„Gekaufte Erinnerungen?“

„Gekaufte Erinnerungen?“

Wir leben in einem Zeitalter, in dem das Visuelle über andere Kommunikationsformen dominiert.[1] Daher ist es kaum überraschend, dass auch in der Geschichtsforschung die visuellen Quellen wie Fotografien derzeit Hochkonjunktur haben. Der Blick der militärgeschichtlichen Forschung wiederum ist heute auf die Perspektive und Erfahrung von Einzelpersonen fokussiert. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die persönlichen Fotografien und Fotoalben der Kriegsteilnehmer mittlerweile häufiger als Quelle für Forschungen sowie als Material für verschiedene Ausstellungen herangezogen werden.[2]

Da Kameras zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wegen des relativ hohen Preises noch keine leicht zugänglichen Alltagsgegenstände waren, erkannten geschäftstüchtige Soldaten in den Reihen der finnischen Armee und innerhalb der Wehrmacht schnell die Möglichkeit, durch den Verkauf von Fotos ihren Sold aufzubessern. In diesem Artikel wird der in der bisherigen Forschung nur wenig beachtete Komplex des Bildhandels unter den Soldaten während des deutschen Russlandfeldzugs (1941-1945) sowie während des finnisch-sowjetischen Fortsetzungskriegs[3] (1941-1944) aus einer vergleichenden Perspektive betrachtet.

Der Artikel ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird das Verhalten der finnischen und deutschen Kriegsleitung gegenüber den knipsenden Soldaten dargestellt, um besser nachvollziehen zu können, unter welchen Rahmenbedingungen die Soldaten ihre Fotos gemacht, entwickelt und verkauft haben.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2020/03/23/gekaufte-erinnerungen-kriegsfotos-finnland-deutschland/

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Von „wertvoller Blockadebrecherarbeit“ zum Wunsch, „mit Gewehr und Kamera dienen zu dürfen“

Von „wertvoller Blockadebrecherarbeit“ zum Wunsch, „mit Gewehr und Kamera dienen zu dürfen“

In einer Notiz von Joseph Goebbels findet sich der Hinweis auf eine Sentenz des Reichspresseleiters Max Amann, dass die Zeitschrift „Signal“ „wertvolle Blockadebrecherarbeit gegen den frühen beherrschenden antideutschen Zeitschrifteneinfluß in Europa geleistet“ habe – und das bereits im April 1940.[1] Der Einfluss dieser Zeitschrift auf die offizielle Kriegspropaganda vieler Staaten kann kaum überschätzt werden. Denn im Vergleich selbst zu großen Magazinen wie „Life“, „Picture Post“ oder auch „USSR im Bau“ war „Signal“ einfach ein grafisch wie vom Bildmaterial her gut gemachtes Blatt, gerade in jenem vorsprachlichen Jargon der Designer, die zu jener Zeit für das Machen von Zeitschriften verantwortlich waren.[2] Noch in den 1980er Jahren bekannte der Bildjournalist Robert Lebeck, in „Signal“ mehr gute Bilder gesehen zu haben als in „Life“ oder „Paris Match“ zur selben Zeit.[3]

Zum Zeitpunkt des Amann’schen Zitats erschienen aber auch schon im besetzten Paris die ersten Hefte, Privatdrucke und Bildbände von Amateurfotografien deutscher Offiziere, die nachgerade zu einer Flut von Veröffentlichungen und einem noch größeren Reservoir von überlieferten Fotografien führten, das bis in heutige Auktionen hinein schwappt.[4] Das waren selbstverständlich nicht die Bilder, die der Skisport-Lehrer und Fotograf Stefan Kruckenhauser 1942 meinte, als er in einem Text der Fachzeitschrift „Das Atelier des Photographen“ seine Randbemerkungen eines Leicamannes herausgab, die im Übrigen nahezu ausschließlich technische Hinweise für Landschaftsbilder enthielten: Er habe nur „[…] einen Wunsch: sobald auch ich im grauen Rock stecke […], mit Gewehr und Leica dienen zu dürfen […].“[5]

Diese Zitate markieren den publizistischen Kontext der Fotografie, der sich vor allem in einer Organisationsgeschichte der NS-Fotografie abbilden lässt, wobei zudem die Fotografie im Zweiten Weltkrieg auch nur ein Teil des Ganzen ist. Bei einer solchen Konzentration des historischen Blicks wird mehrheitlich das jeweils Zeitgenössische angesehen, während die heutige Rezeption sich bereits auf eine breite Überlieferung stützen kann, die sich schon in einer dritten Generation des Betrachtens wiederfindet.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2020/02/22/von-wertvoller-blockadebrecherarbeit-zum-wunsch-mit-gewehr-und-kamera-dienen-zu-duerfen/

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