Der von dem derzeitigen Gastwissenschaftler Thomas Ballhausen organisierte Workshop zum Thema „Materialität des Untergangs“ ermöglichte den Mitgliedern des GRK 1678 eine Auseinandersetzung mit Fragen des Verfalls, des Obsoleten und des Ruinösen oder auch des Ruinierten. Die Diskussionsgrundlage lieferten dabei filmische Beispiele und Textauszüge aus den Romanen „Im Land der letzten Dinge“ von Paul Auster und „Wittgensteins Mätresse“ von David Markson.
Screenshot aus dem Film »The Heart of the World« von Guy Maddin von 2000
Der Workshop begann mit einer Erörterung des Begriffs ‚Verfall‘, dem zunächst eine gewisse Unvermeidlichkeit zugesprochen wurde. Hinterfragt wurde hierbei, inwiefern Verfall als ein Prozess der Veränderung bzw. eines Formverlustes verstanden werden kann oder aber als Programm mit einer Einschreibung verbunden ist.
Den Auftakt der filmischen Beispiele bildete „Fatimas Dance du ventre“, der erstmalig 1893 auf der Chicagoer Weltausstellung gezeigt wurde. Als eines der frühesten Beispiele des optischen Mediums Film thematisierte dieses Beispiel zum einen die Bedeutung des Exotischen und Fernen, zeigte aber zum anderen durch die Wahl des Bewegungsmotivs Anklänge an die um 1900 herrschende Bewegung der Okkultisten und Spiritisten, was die Diskussion zu der von 1895 – 1905 herrschenden Gattung des ‚Cinema of Attraction‘ lenkte. Diese Bedeutung des Sinnlichen im Film wurde bei der Betrachtung der „Zensurfassung“ des Films, in der ein Raster über Brüste und Genitalbereich der bekleideten Tanzenden gelegt wurden, wieder aufgegriffen, wobei festgestellt wurde, dass gerade durch die Zensur die Narration des Sinnlichen eine stärkerer Betonung erfährt und die binären Kategorien von Gefühl und Verstand einander gegenüberstellt werden.
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Quelle: http://grk1678.hypotheses.org/913