„Daumen hoch für Anne Frank“ – wie die sozialen Medien den Umgang mit dem Holocaust verändern

Soziale Medien und Popkultur machen auch vor dem Holocaust und seinen Opfern nicht halt. Durch die dadurch beschleunigte Kommerzialisierung des Gedenkens müssen „berühmte“ Holocaustopfer wie Anne Frank heute für Vieles „herhalten“: 

ReferentIn: 
Kirsten Frieden
Datum: 
21 Januar, 2015 - 17:00

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Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/12165

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31. Jahresrückblicke

Märchenhafte ZeitenRückspiegel

Ein alter Mann erzählt ein Märchen (oder ist es vielleicht nur eine raunende Stimme, die von einem undefinierbaren Ort spricht und gerade deshalb so Ehrfurcht gebietend erscheint, weil sie nicht genau zu lokalisieren ist?), erzählt also ein Märchen von zwei Gruppen von Menschen, die friedlich, wenn auch mehr nebeneinander als miteinander lebten. Sie bewältigten ihren Alltag, überwanden Probleme, meisterten Schwierigkeiten und schlugen sich durchs Leben. Was Gruppen von Menschen eben so tun. Eines schönen Tages stellten sie jedoch fest, dass es bei allen Gemeinsamkeiten des Lebens und Überlebens einen gewichtigen Unterschied zwischen ihnen gab. Während die eine Gruppe nämlich den Eindruck hatte, dass sich in ihrem Leben alles beständig wiederhole, dass die Jahreszeiten wiederkehrten, dass Menschen geboren wurden und starben, um wiedergeboren zu werden und wieder zu sterben, und dass Feste immer zur gleichen Zeit gefeiert wurden, war die andere Gruppe davon überzeugt, dass alles immer anders wurde, dass sich die Dinge nie gleich blieben, dass der nächste Morgen immer ein neuer, nie da gewesener war, dass sie es mit immer neuen Jahreszeiten, Festen und Menschen zu tun hatten.

So entstand das Märchen von den Gesellschaften mit einem zirkulären und einem linearen Zeitmodell. Und wie bei allen Märchen, so mag es auch hier durchaus einen wahren Kern geben, aber eigentlich ist doch recht offensichtlich, dass dieses Märchen – wie alle Märchen – die Dinge wesentlich einfacher darstellt als sie sind. Sonst könnte das Märchen ja nicht so kurz und so einprägsam sein, sonst müsste es viel ausführlicher und komplizierter sein – und wäre dann wohl gar kein Märchen mehr.

Seltsamerweise erzählen sich aber gerade diejenigen Gruppen von Menschen, die sich selbst gerne als ‚modern‘ bezeichnen (was auch immer das sein mag), immer wieder solche Märchen, die darauf hinauslaufen, was sie doch von denjenigen Menschengruppen unterscheidet, die sie gern als ‚traditionell‘ oder ‚vormodern‘ bezeichnen. Traditionalität lässt sich auch übersetzen als ein Zustand des Noch-nicht. Die anderen sind eben noch nicht so weit wie wir, haben noch nicht den Entwicklungsstand erreicht, sind noch nicht zu den entscheidenden Erkenntnissen gelangt.

Die Zeit der Anderen

Ich weiß, sämtliche Formen des Eurozentrismus und der westlichen Selbstzuschreibung einer entwicklungsmäßigen Vormachtstellung sind schon längst entlarvt worden. Aber ich habe noch nicht den Eindruck, dass diese Einsicht schon durchgehend zu der Konsequenz geführt hätte, auf eine solche Haltung auch tatsächlich zu verzichten. Vor allem nicht in Bereichen, in denen man zunächst nicht unbedingt bemerkt, wie sehr man immer noch einem hierarchischen Entwicklungsmodell folgt, bei dem man auf einmal selbst – hups! – gänzlich unerwartet an der Spitze steht. Zeitmodelle sind ein Beispiel für solche unreflektiert mitgetragenen Unterscheidungsformen, die meistenteils auch nicht ohne eine Qualifizierung des Besseren und des Schlechteren auskommen. [1]

So genannten traditionalen Gesellschaften wird dann eben schnell unterstellt, sie würden ihre Zeitvorstellungen entsprechend ihrem ‚naturnahen‘ Leben ausrichten, während hochindustrialisierte oder spätkapitalistische oder wie auch immer zu bezeichnende Gesellschaften mit einem linearen Zeitmodell operierten, das an einer offenen Zukunft ausgerichtet sei. Womit wir wieder bei unserem Märchenonkel wären.

Wie sehr man mit einer solchen Vorstellung daneben liegen kann, lässt sich alljährlich im Dezember beobachten. Dann biegt sich nämlich die angeblich so linear ausgerichtete Zeitschiene der Modernen flugs in sich selbst zurück, um einen wunderschön geformten und vor allem flutlichtartig beleuchteten Zirkel zu bilden. Das Ganze hört dann auf den Namen ‚Jahresrückblick‘.

Der Sinn des Ganzen

Man muss ja zuweilen den Eindruck haben, dass die Monate Januar bis November nur existieren, um im abschließenden Jahresrückblicksmonat angemessen historisiert zu werden. Dann werden sie alle wieder hinter den Kulissen hervorgezogen: die Sporthelden und die Katastrophenopfer, die Erfolgreichen und die Hinterbliebenen, die Entscheidungsträger und die skurrilen Nebenfiguren. Das Publikum darf sich derweil gegenseitig der Erkenntnis versichern, wie schnell auch dieses gewesene Jahr vorüberzog und was in ihm nicht alles geschah. Also alles wie immer.

Und genau darauf scheint es ja anzukommen. Um eine wirkliche Historisierung, die diesen Namen verdienen würde, kann es kaum gehen. Denn erstens halten sich – Wunder über Wunder! – umfangreichere Transformationen nicht an die verhältnismäßig künstlichen Grenzen des menschlichen Kalenders, sondern sind auch mal so frei, sich mehr Zeit zu nehmen, als unsere mediale Aufmerksamkeitsspanne erübrigen kann. Und zweitens benötigen wir zuweilen einen gewissen zeitlichen Abstand, um Veränderungen in ihrer Bedeutung für uns beschreiben zu können – um diese Beschreibung dann mit einem noch größeren zeitlichen Abstand unter Umständen wieder zu variieren.

Der Jahresrückblick tut daher so, als würde er zu einer Historisierung beitragen, kann das aber aufgrund seiner kalendarischen Fixierung überhaupt nicht. Ein ganz simpler Beleg, dass und warum der Jahresrückblick an seinem eigenen Anspruch scheitern muss: Er kann immer nur elf Monate des Jahres berücksichtigen. Unabhängig davon, ob er als Unterhaltungsshow, Zeitungssonderbeilage oder Familienbrief daherkommt, für ihn darf im zwölften Monat nichts mehr passieren, sonst hätte man ja gar keine Zeit mehr, um jahresrückzublicken.

Was macht der Jahresrückblick aber dann, wenn er gar nicht Geschichte schreibt? Er dient unter anderem einer nostalgischen Grundstimmung, die dem Verlust des verflossenen Jahres ein wenig nachzutrauern vermag. Er dient aber noch stärker der Sinngebung des Sinnlosen [2], indem er dort eine Einheit zu stiften versucht, wo sich zunächst einmal nicht sehr viel anderes findet, als ein an bestimmten Strukturen und natürlichen Erscheinungen orientiertes System, um Zeit zu messen, zu zählen und zu benennen. Zum Jahresende ist nichts anderes geschehen, als dass die Erde eine weitere Rundreise um die Sonne erfolgreich absolviert hat. Herzlichen Glückwunsch dazu! Daraus aber gleich die Schlussfolgerung zu ziehen, dieser planetarischen Bewegung müsse das Sinnganze und der Sinninhalt eines Jahres entsprechen, ist nur mal wieder ein weiterer Beleg für die Unfähigkeit des Menschen, die eigene Anthropozentrik zu überwinden. Irgendwie scheint sich alles immer um uns zu drehen (und nicht um die Sonne). Und damit wären wir doch wieder ganz in der Nähe der vermeintlich traditionalistischen und naturverhafteten Menschengruppen, die angeblich einem zirkulären Geschichtsbild anhängen. Das sind nämlich wir selbst (wenn auch nicht ausschließlich; genauso wie ‚die Anderen‘ nicht ausschließlich das sind, was wir ihnen unterstellen).

Annalistische Revisionen

Der Sinn eines vergangenen Jahres, wie er in vielen Rückblicken präsentiert wird, kann dabei nicht irgendeiner sein. Man wird leider verhältnismäßig wenige Beispiele dieser Gattung finden, bei denen die Rückblickenden feststellen, dass das vergangene Jahr leider völlig sinnlos gewesen sei. Lackmustest für solche annalistischen Revisionen kann daher die Frage sein, wie viele Gescheiterte, Verlierer oder Verurteilte dort üblicherweise Erwähnung finden. Meistens treten sie eher selten in Erscheinung, schließlich könnten sie die angestrengte und anstrengende Sinnsuche mit irritierenden Störsignalen befeuern.

Die Funktion von Jahresrückblicken besteht aber offensichtlich darin, genau die richtige Balance zwischen Nostalgie und Aufbruchswillen, zwischen Trennungsschmerz und Sinnhaftigkeit zu erzeugen, um auch das nächste Jahr beschwingt angehen zu können. Mit Karnevalsweisheiten wie „Et hätt noch emmer joot jejange“ kann man dann auch die neuralgische Schwelle ins neue Jahr überwinden. Ist überlebenstechnisch sicherlich auch ein ganz hilfreicher Kniff, sich nicht beständig an Niederlagen und Nackenschläge zu erinnern. Schließlich muss man einen Grund haben, um im nächsten Jahr weiterzumachen. Und mit einer solchen Einstellung lässt sich sogar der nächste Jahresrückblick irgendwie ertragen.

Aber man darf die sich selbst verstärkende Rückkopplungsschleife nicht übersehen, in die wir uns mit dieser Jahresfixierung hineinbegeben. Selbst wenn ‚das Jahr‘ als zeitliche Einheit an sich keinen Sinn transportiert, verhalten wir uns doch alle bewusst oder unbewusst so, als besäße es einen inhärenten Sinn – und flugs bekommt es auch einen. Es ist wie mit des Kaisers neuen Kleidern. Wenn alle davon überzeugt sind, dass man auf ein Jahr als ein Sinnganzes zurückblicken kann, dann ist das Jahr so unverfroren und bekommt tatsächlich einen. Schließlich mache auch ich hier nichts anderes, als jahresrückblickend auf Jahresrückblicke zurück zu blicken.

 

[1] Johannes Fabian: Time and the other. How anthropology makes its object, New York 1983.

[2] Theodor Lessing, Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen, München 1983


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Quelle: https://achimlandwehr.wordpress.com/2014/12/15/31-jahresruckblicke/

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Arbeitest du noch oder fühlst du schon? Zur Vereinbarkeit von Arbeit und Leben bei „neuen Vätern“ und Karrierefrauen in der Ratgeberliteratur (Teil 1) – von Katrin Kreismayr und Katrin Anna Walch

Der Wunsch nach einer gelungenen Vereinbarkeit von Arbeit und Leben zeichnet den Großteil der arbeitenden Bevölkerung aus. Daher existiert eine Fülle an allgemeinen Work-Life-Balance-Ratgebern, zu welchen in den letzten Jahren auch Bücher hinzu traten, die sich speziell an „neue Väter“ … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7643

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Eine komponierte Sichtweise

Magdeburg 1998-2000

Passend zum 25. Jubiläum des Mauerfalls präsentiert die LOOCK Galerie vom 18. Oktober bis zum 31. Januar 2015 eine Ausstellung mit Bildern des Fotografen Ulrich Wüst. Die Sammlung mit dem Titel „Übergänge“ beschäftigt sich zwar nicht direkt mit den Ereignissen vom 9. November 1989, aber eben auch mit den Jahren danach.

Berlin 1995-1997

Berlin 1995-1997, Pressefoto zur ausschließlichen Verwendung für die die Besprechung der Ausstellung „Übergänge” in der Loock Galerie (© Ulrich Wüst, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung)

Es werden drei verschiedene Werkgruppen des Künstlers gezeigt. Eine davon bildet die Veränderungen in Berlin-Mitte (Berlin 1995 – 1997) nach dem Abbau der innerdeutschen Grenze ab. Anhand der zweiten Gruppe Morgenstraße (Magdeburg 1998 – 2000) wird die Geschichte Magdeburgs, Wüsts Geburtsstadt, erzählt. Der Verfall der einstigen Industriestadt steht im Mittelpunkt dieser Arbeiten. Als dritte Sammlung kann man die Bildergruppe Fremdes Pflaster (Köln 2004 – 2005) sehen, welche einerseits das traditionelle Stadtbild zeigt, jedoch auch auf die Entwicklung dieser eingeht.

Die kleine Galerie besteht aus zwei aneinander-grenzenden Räumen, beide sind weiß gestrichen und lassen die Lokalität eher unscheinbar wirken. Wendet man sich jedoch den Bildern zu, bemerkt man, welche starke Aussagekraft diese in Schwarz-Weiß entwickelten Fotografien haben.

Magdeburg 1998-2000

Magdeburg 1998-2000, Pressefoto zur ausschließlichen Verwendung für die die Besprechung der Ausstellung „Übergänge” in der Loock Galerie (© Ulrich Wüst, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung)

Die erste Wand zeigt Bilder aus Magdeburg. Darunter eine Straße mit einem Haus, welches einen Sexshop mit dazugehörigem Kino beheimatet. Die Fassade des Gebäudes ist aus Beton und bröckelig. Dieser Vordergrund ist durch eine Mauer zum Hintergrund der Fotografie abgegrenzt. Hinter dieser Mauer steht eine Häusergruppe, die aus Neubauten in älterem Stil zu bestehen scheint. Obwohl die Bildkomposition stimmig ist, passen die gezeigten Gebäude nicht zueinander. Es scheint, als sei die Stadt in der Entwicklung zur Moderne hängen geblieben. Die in der Vergangenheit berühmte Industriestadt Magdeburg muss der kommerziellen Dienstleistung in Gestalt der immer beliebter werdenden Pornoindustrie weichen, schafft dabei aber den „Absprung“ zu der modernen Infrastruktur nicht.

Geht man weiter in den nächsten Raum, kann man auf den Fotografien die Straßen von Berlin erkennen. Die Aufnahmen zeigen verfallene Häuser mit eingeschlagenen Fenstern und abgebröckelter Fassade. Oft haben diese Gebäude nur eine Front, oder die Fenster auf der anderen Seite wurden zugemauert. Sie wirken wie Kulissen aus einem Film, als gäbe es keinen Raum hinter den Fenstern. Die Spuren des Postsozialismus oder besser gesagt dessen Reste sind deutlich zu erkennen. Heute erscheint es in Berlin-Mitte kaum noch vorstellbar, dass Straßen oder gar Häuser von der Mauer geteilt wurden, doch damals war das Realität und trennte Familien und Freunde voneinander, die zuvor in demselben Gebäude gewohnt hatten.

Köln 2004-2005

Köln 2004-2005, Pressefoto zur ausschließlichen Verwendung für die die Besprechung der Ausstellung „Übergänge” in der Loock Galerie (© Ulrich Wüst, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung)

Dreht man sich zur Seite, landet man thematisch in der nordrhein-westfälischen Stadt Köln. Die Darstellungen sind von einem Paradoxon geprägt. Auf der einen Seite wird das Stadtbild von traditionellen gotischen und antiken Bauwerken dominiert, auf der anderen Seite geht es um die Entwicklung zur modernen Industriestadt. Dies zeigt sich zum Beispiel an einem Foto, das im Hintergrund den Dom in seiner vollen Pracht der gotischen Bauweise zeigt. Der Betrachter schaut von einer Treppe, die ans Ufer des Rheins führt, auf die Szenerie. Links im Bild auf einer Brücke ist von hinten eine Reiterstatue zu erkennen, die in Richtung Dom „schaut“. Den Gegensatz zu diesem edel anmutenden Ausblick bildet der Vordergrund des Fotos. Der Kölner Hauptbahnhof verdeckt mit seiner großen kuppelförmigen Halle und den vielen Oberleitungen den freien Blick auf das früh-neuzeitliche Bauwerk. Die Brücke, auf dem die Statue steht, scheint durch die Eisenbahnbauten verlängert worden zu sein. Dieser Fakt ist ein aussagekräftiges Sinnbild, wie aus dem Alten das Neue, das Moderne entsteht und im neuen Stadtbild integriert wird.

Ulrich Wüst hat mit seinen Werken eine Zeitspanne dokumentiert, die wichtige Etappen der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland umrahmt. Dabei hat er sich nicht auf Schnappschüsse verlassen, sondern seine Aufnahmen streng komponiert. Alles passt zusammen und ist so gewollt. Er fotografiert nicht nur die Eindrücke, sondern verfolgt immer einen Zweck, möchte dem Betrachter eine Botschaft hinterlassen. Das ist Wüst in der Ausstellung definitiv gelungen.

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/12/15/eine-komponierte-sichtweise/

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DH-Videoclip Adventskalender – Tür 14

Der Beitrag zum dritten Advent schlägt sanfte Töne an –  The Virtual Chopin, ein Projekt an der University of Cambridge zeigt ein Beispiel für Digital Humanities aus der Musikwissenschaft.

Fryderyk Chopin is one of the most enduring composers of all time, universally celebrated for the originality and expressive power of his music. But Chopin is as frustrating as he is fascinating, because he rarely left behind just one version of his works. More often, there are three, four or more versions — any number of which might be an authoritative representation of how he wanted the piece to sound. Listeners, performers and researchers alike may find this liberating as well as bewildering because there are so many options from which to choose.

John Rink, Professor of Musical Performance Studies at the University of Cambridge, is director of a project that is transforming the way in which we understand Chopin’s work by bringing this compositional cornucopia together in one place. Launched in 2005 with funding from the Andrew W. Mellon Foundation, the Online Chopin Variorum Edition will eventually provide digital images of all the available primary sources of Chopin’s music — including sketches, complete manuscripts, first editions and later impressions. Thousands of pages from these documents are already available, and the entire site is free of charge. Users anywhere in the world can explore, compare and combine elements from the composer’s music, comment on it as they go, and ultimately construct their own version of the Chopin work to an extent that has never before been possible.

In this film John Rink explains why Chopin’s music retains such a hold on us. Referring to the composer’s boundless genius, he describes the sources and provides examples of interesting and revelatory changes of mind on Chopin’s part. His demonstrations on a Pleyel “pianino” from 1846 are accompanied by images of manuscripts and editions alike, along with action shots of the OCVE website.

(Quelle: http://youtu.be/GJDnc_nZT-A)

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4470

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Archivwissenschaft an der Unversität Bayreuth oder: Was machen Jugendämter mit Kaugummiautomaten?

„Nun ist euer Universitätsarchiv gerade einmal ein halbes Jahr alt und ihr habt es bereits geschafft, die Archivwissenschaft an der Universität Bayreuth in die Lehre zu bringen! Wie habt ihr das gemacht?“ Die Bewunderung, die in dieser Frage mitklingt, die mir seit dem Wintersemester 2013/14 von Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland hin und wieder gestellt wurde, konnte ich stets auf die Kulturwissenschaftliche Fakultät unser Universität Bayreuth und hier besonders auf die Facheinheit Geschichte hinlenken. Von hier ging es aus, das Fach in der Studienordnung des BA-Studiengangs „Europäische Geschichte“ (und neuerdings auch des interdisziplinären Studiengangs „Kultur und Gesellschaft“) unter der Kursbezeichnung „Historische Dokumentation und Archivierung“ als einsemestriges Pflichtmodul mit zwei Wochenstunden zu verankern.[1] Das wirklich Besondere daran ist, dass die Studierenden hier in die Arbeit des Archivars eingeführt werden, während ihre Befähigung, mit Archiven selbst als Nutzer umzugehen, nicht der zentrale Gegenstand dieses Studiengangmoduls sein soll. Wenn das Fach in Bayreuth nun auch älter ist als das Universitätsarchiv und keineswegs mit dessen Zutun eingerichtet worden ist, ist seine in den letzten beiden Jahren gestiegene überregionale Beachtung vor allem auf die Öffentlichkeitsarbeit des Archivs in den Social Media zurückzuführen.[2] Indem dort in unregelmäßigen Abständen auf einzelne Sitzungen und deren Themen hingewiesen wurde, zeigte das Archiv jedem an seinen Nachrichten Interessierten, dass sich der Unterricht am aktuellen Stand der internationalen archivwissenschaftlichen Fachdiskussion ausrichtet und Traditionen nicht ohne kritische Auseinandersetzung und Infragestellung weitergibt.

Um der Praxisbezogenheit, die die Studienordnung von der Übung fordert, gleichermaßen wie dem Ziel der Befähigung der Studierenden zur Reflexion archivischer Methoden gerecht zu werden, besteht die Lehrveranstaltung  insgesamt aus zwei Teilen. Während im Mittelpunkt des praktischen Teils die Archivalienerschließung mit Fachsoftware steht, wechselt der Schwerpunkt des theoretischen Teils von Semester zu Semester.


Slide aus der Lehrveranstaltung, Thema "Bewertung der Archivwürdigkeit"

So lag im Wintersemester 2013/14 die Betonung auf der Makrogenese von Verwaltungsschriftgut und Archivbeständen, also auf den Grundlagen von Schriftgutorganisation und auf der Bestimmung der sog. „Archivwürdigkeit“ von Akten und anderem Verwaltungsschriftgut. Im laufenden Semester liegt der Fokus auf dem Archivrecht und der Erschließungstheorie.


Slide aus der Lehrveranstaltung, Thema "Erschließungsstandards"

Für ein weiteres Semester käme beispielsweise ein intensivierter Blick auf das „Archiv 2.0“, auf die Rolle von Social Media und Web 2.0-Technologie für das archivarische Kerngeschäft in Frage.[3] Wie man sieht, wäre auch ein mehrmaliges Belegen des Kurses keineswegs nur Wiederholung.

Nicht zuletzt profitieren die Studierenden von der Einbindung des Universitätsarchivs in die archivwissenschaftliche Forschung. Das Archiv der Universität Bayreuth ist ein gefragter Ansprech- und Gesprächspartner vor allem in Fragen der Erschließungslehre. Es wirkte beratend am Fachkonzept für die Zugänglichmachung des rwandischen Gacaca-Archivs mit und beteiligt sich protagonistisch bei der Umsetzung internationaler Erschließungsstandards, unter anderem in engem Kontakt mit dem deutschen Team des „Archives Portal Europe Network of Excellence“ (APEx).

Mit der praxisorientierten Archivwissenschaft im Rahmen des Geschichtsstudiums bietet die Universität Bayreuth Studieninteressierten und den Studierenden eine echte Perle. Die  viel zitierte „Schwellenangst“ des Historikers vor dem Archiv wird hier beim Umgang mit originalen Archivalien in geradezu spielerischer Weise überwunden, archivarische Arbeitsweisen und deren Gründe lernen die Studierenden zu verstehen und in ihr eigenes Nutzerverhalten zu transferieren. Gerade das sind zwei wichtige Voraussetzungen für die angehenden Historikerinnen und Historiker, Forschung durch die Einbeziehung der Quellen fundiert zu betreiben und fundierte Forschungsergebnisse erzielen zu können.

Ach ja, da waren noch die Kaugummiautomaten! Was machen denn nun Jugendämter mit Kaugummiautomaten? Nichts! Hat das überhaupt etwas mit Archiv und Archivwissenschaft zu tun? Ja, durchaus! Jenes „nichts“ war die völlig richtige Antwort des Kurses auf jene Frage, die sich illustrierend im Zusammenhang mit der Untersuchung von Ursächlichkeiten für die Entstehung von Behördenakten stellte. Weitergehende Ausführungen würden diesen Beitrag aber in jeder Hinsicht sprengen. Wer dennoch mehr dazu erfahren will, der kann am nächsten Kurs im Wintersemester 2015/16 teilnehmen oder das Thema auf dem APEx-Blog vertiefen.[4]

Quelle: http://unibloggt.hypotheses.org/212

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RIDE – Review Journal for Digital Editions – issue 2 erschienen

Die zweite Ausgabe des vom Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE) herausgegebenen Rezensionsjournals Review Journal for Digital Editions (RIDE) ist erschienen.

Diese Ausgabe von RIDE enthält 5 ausführliche Rezensionen (4 englisch, 1 deutsch), die öffentlich zugängliche digitale Editionen kritisch betrachten.

Enthalten sind:

  • 16th Century Chronicle to 21st Century Edition: A Review of The Diary of Henry Machyn, by Misha Broughton
  • Der Zürcher Sommer 1968: Die digitale Edition, by Friederike Wein
  • The Digital Edition of the Becerro Galicano de San Millán de la Cogolla, by Francisco Javier Álvarez Carbajal
  • The Fleischmann Diaries, by Merisa A. Martinez
  • The Shelley-Godwin Archive: The edition of Mary Shelley’s Frankenstein Notebooks, by Frederike Neuber

Alle Rezensionen stehen frei unter http://ride.i-d-e.de zur Verfügung. Alle Rezensionen sind auch als TEI Dokumente verfügbar. Übersichtliche Factsheets zur jeweils besprochenen digitalen Edition ergänzen die Rezensionen.

Mehr zu RIDE, unseren Zielen und unserer Vorgehensweise finden Sie im Editorial: http://ride.i-d-e.de/about/editorial/

Wir freuen uns außerdem über Beiträge für die nächsten Ausgaben. Alle Informationen finden Sie hier: http://ride.i-d-e.de/reviewers/

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4483

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