Neue Perspektiven einer Kulturgeschichte der Heraldik: Der Blog Heraldica Nova erweitert sein Angebot

Die Jesus Christus zugeschriebenen Wappen in der Hyghalmen Wappenrolle aus dem 15. Jahrhundert. Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jesus_Coat_of_Arms_1.jpg

Die Jesus Christus zugeschriebenen Wappen in der Hyghalmen Wappenrolle, heute im College of Arms, aus dem 15. Jahrhundert. Quelle: Wikimedia Commons 

Von der Geschichtswissenschaft ist die Heraldik lange kaum beachtet worden. Zu sehr, so empfanden Historikerinnen und Historiker, beschränkte sich die Disziplin auf das Systematisieren und Kategorisieren der Quellen, zu wenig bediente die klassische Heraldik die neuen, kulturwissenschaftlichen Interessen der historischen Forschung an den Interpretationen und Konstruktionen vormoderner Gesellschaften. Dabei waren heraldische Zeichen in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft allgegenwärtig und können deshalb gerade dort vollkommen neue Perspektiven eröffnen, wo die Geschichtswissenschaft historische Diskurse, symbolische und visuelle Kommunikation und Repräsentation zum Ansatz hat und Themen wie Identität und Mentalität, Verwandt- und Gefolgschaft, das Imaginäre oder Gender in den Mittelpunkt stellt.[1]

Chancen und Potenziale einer neuen Heraldik

Die Potenziale heraldischer Quellen für die kulturwissenschaftliche Forschung sind Kern des von der VolkswagenStiftung geförderten Projektes “Die Performanz der Wappen” an der Universität Münster. Dort werden in einem interdisziplinären Vorgehen historische, kunsthistorische und philologische Ansätze zusammengeführt,  um der Transmedialität heraldischer Zeichen gerecht zu werden. Physische Abbildungen, Artefakte und Architektur werden dabei ebenso zur Quelle wie die schriftliche Überlieferung zu Wappen. Zum einen soll erforscht werden, wie und inwiefern heraldische Zeichen ein solch omnipräsentes und potentes Mittel visueller Kommunikation der vormodernen Gesellschaft werden konnten. Zum anderen soll herausgestellt werden, wie dieses Kommunikationsmedium im gesellschaftlichen Alltag funktionierte und wie es von den Zeitgenossen – quer durch alle Schichten – verstanden und genutzt wurde. Eine transmediale und interdisziplinäre neue Heraldik soll damit ein omnipräsentes Phänomen mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Kultur und Mentalität erschließen und einen geschichtswissenschaftlichen Beitrag zum fächerübergreifenden Forschungsdiskurs zur visuellen Kultur leisten.

Aktuelle Forschung im Netz

Der Blog Heraldica Nova wurde im Jahr 2013 von Torsten Hiltmann als Präsentations- und Kommunikationsplattform dieser “neuen Heraldik” gegründet. Im Mittelpunkt stand seitdem vor allem der Auf- und Ausbau des Blogs zu einem internationalen Online-Netzwerk für Forscherinnen und Forscher, die sich mit Geschichte und Heraldik befassen und auf dem Blog ihre Forschungsideen und -ergebnisse in eigenen Posts zur Diskussion stellen. Indem aktuelle Arbeiten und laufende Projekte an einem zentralen Ort im Internet zusammengeführt werden, sollen die einzelnen Forschungsvorhaben sichtbar gemacht und miteinander in Kontakt gebracht werden, die sich allmählich zu einer neuen Forschungsrichtung formieren. Mit kompakten und exemplarischen Einzelbeiträgen möchte der Blog dabei zugleich auch mit der breiteren, außeruniversitären Öffentlichkeit über diese neuen Perspektiven auf heraldische Quellen in Dialog treten und Einblick in aktuelle Tendenzen der akademischen Forschung geben.

Seit der Veröffentlichung im vergangenen Jahr blickt der Blog bereits auf eine erfolgreiche Entwicklung zurück: Mehr als 100 Beiträgen gewähren Einsicht in die laufende kulturwissenschaftlich-heraldische Forschung, die von rund 3.000 Besuchern pro Monat gelesen und kommentiert werden. Diese erfolgreiche Entwicklung hat jetzt man zum Anlass genommen, Heraldica Nova weiterzuentwickeln.

Stand anfangs noch die mittelalterliche Heraldik allein im Mittelpunkt, so hat sich gezeigt, dass das Phänomen  der Wappen in seiner gesamtgesellschaftlichen Bedeutung keineswegs auf das Mittelalter beschränkt ist.[2] Künstliche Epochengrenzen verstellen den Blick dafür, dass sich die  mittelalterliche Heraldik bis weit in das 16. und 17. Jahrhundert kontinuierlich weiterentwickelt hat. Aus diesem Grund lädt der Blog nun auch explizit Forscherinnen und Forscher zur Veröffentlichung ein, die sich mit Heraldik in der Frühen Neuzeit beschäftigen. Auch epochenübergreifende Fragestellungen und Diskussionen sollen so angestoßen werden.

Wegweiser: Forschung, Diskurse, Hilfsmittel

Gerade der Einstieg in die Heraldik – wie der Umgang mit den Hilfswissenschaften überhaupt – hält oft erhebliche Hürden für Interessierte bereit. Hier will der Blog durch Materialien und Ressourcen helfen, die bei den ersten Schritten und grundlegenden Fragestellungen der Heraldik begleiten und in die Erforschung heraldischer Zeichen einführen sollen. So gibt es nun erste Übersichten zu den wichtigsten Zeitschriften und Bibliografien sowie Datenbanken und Werkzeugen, die bei der hilfswissenschaftlichen Bestimmung von Wappen und dem Umgang mit heraldischen Begrifflichkeiten helfen können. Eine stetig wachsende Sammlung digitalisierter Wappenbücher bietet einen direkten Einstieg in eine wichtige Quellengattung der heraldischen Forschung. Den Fortgeschrittenen dienen Überblicke und Rezensionen als Wegweiser im laufenden Forschungsdiskurs.

Vernetzung als Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit

Der Blog Heraldica Nova versteht sich als Plattform, die sowohl Forscherinnen und Forschern als auch Interessierten außerhalb der Wissenschaft einen zentralen Informations- und Kommunikationsort zur heraldisch interessierten Kulturgeschichte bietet. Wer seine eigene Forschung auf dem Blog veröffentlichen und zur Diskussion stellen möchte, dem steht eine redaktionelle Betreuung im Rahmen des Trägerprojektes "Die Performanz der Wappen" an der Universität Münster zur Verfügung. Schließlich sind Leserinnen und Leser ausdrücklich dazu eingeladen, die Beiträge zu kommentieren und zu diskutieren. Im freien Austausch der Leserinnen und Leser mit den Verfasserinnen und Verfassern entwickeln sich so oft fruchtbare Gespräche und wertvolle Impulse für die eigene Forschung, besonders dann, wenn die mitlesende Expertencommunity unmittelbar angesprochen wird und mittels der Kommentarfunktion sofort antworten kann.[3]

Das Medium des Blogs bietet auf diese Weise nicht nur die Möglichkeit zur Vernetzung innerhalb der Fachwelt, er bietet auch die Möglichkeit, die eigene Forschung in der breiteren Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Hierfür ist der Blog nahtlos mit anderen Online-Medien vernetzt. Über RSS-Feed und Newsletter können Interessierte ebenso “am Ball bleiben” wie  über Twitter, Facebook und Google+.

Adresse des Heraldica Nova-Blogs: http://heraldica.hypotheses.org/

[1] Für eine Einschätzung der bestehenden Historiografie sowie den Potenzialen heraldischer Zeichen für die Forschung, vgl. Torsten Hiltmann, “Heraldry and History – why is there so much and at the same time so little heraldry in historical research?”, in: Heraldica Nova (blog on hypotheses.org), 23. Juli 2013, URL: http://heraldica.hypotheses.org/364 (abgerufen am 19.11.2014).

[2] Vgl. Torsten Hiltmann, Legends in doubt – the end of medieval heraldry in the 17th century: On the continuity of medieval imaginary in early modern thought, Vortrag gehalten im Rahmen der Konferenz "Kontinuitäten | Umbrüche | Zäsuren: Die Konstruktion von Epochen in Mittelalter und früher Neuzeit in interdisziplinärer Sichtung", Krems an der Donau, 14.- 17. Mai 2014.

[3] Vgl. die vielfältigen Reaktionen von Heraldikern und Historikern zu Jörg Schlarb, “Wer kennt mittelalterliche Wappensagen?”, in: Heraldica Nova (blog on hypotheses.org), 11. September  2014, URL: http://heraldica.hypotheses.org/1436 (abgerufen am 19.11.2014).

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/4930

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Meetup: Podcasting Hands-On #3

Mittlerweile hat es bereits drei Meetup-Treffen der Podcaster Selbsthilfegruppe in der c-base gegeben und da wir das Gefühl haben, dass sich das Format bewährt, starte ich an der Stelle mal mit der Dokumentation. Wer sich jetzt fragt: “Moment mal! Es gibt doch schon eine Podcasting-Meetup-Gruppe in Berlin. Braucht es da wirklich noch ein Treffen?” Ja! Denn denn die Selbsthilfegruppe soll ein Hands-On-Treffen sein, bei dem eine (kleinere) Gruppe von Interessierten an ihren Podcasts bastelt, sich gegenseitig Hilfestellung leistet, Tipps und Tricks austauscht und neuen/zukünftigen PodcasterInnen den Einstieg erleichtert. Es gibt deshalb für die Treffen kein Programm und keine Vorträge.

Die Meetups starten mit einer Vorstellungsrunde, bei der alle erzählen, was sie für Skills einbringen können und woran sie gerne schrauben oder diskutieren würden – und dann setzen wir uns kleinen Gruppen zusammen. Beim 3.

[...]

Quelle: https://codinghistory.com/meetup-podcasting-hands-on3/

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Meetup: Podcasting Hands-On #3

Mittlerweile hat es bereits drei Meetup-Treffen der Podcaster Selbsthilfegruppe in der c-base gegeben und da wir das Gefühl haben, dass sich das Format bewährt, starte ich an der Stelle mal mit der Dokumentation. Wer sich jetzt fragt: “Moment mal! Es gibt doch schon eine Podcasting-Meetup-Gruppe in Berlin. Braucht es da wirklich noch ein Treffen?” Ja! Denn denn die Selbsthilfegruppe soll ein Hands-On-Treffen sein, bei dem eine (kleinere) Gruppe von Interessierten an ihren Podcasts bastelt, sich gegenseitig Hilfestellung leistet, Tipps und Tricks austauscht und neuen/zukünftigen PodcasterInnen den Einstieg erleichtert. Es gibt deshalb für die Treffen kein Programm und keine Vorträge.

Die Meetups starten mit einer Vorstellungsrunde, bei der alle erzählen, was sie für Skills einbringen können und woran sie gerne schrauben oder diskutieren würden – und dann setzen wir uns kleinen Gruppen zusammen. Beim 3.

[...]

Quelle: http://codinghistory.com/meetup-podcasting-hands-on3/

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Alltagslebenstauglichkeit von Philosophen (2/2)

Ja, Sie lachen! Aber das sollten Sie gerade nicht! Sie sind ja sicher ebenfalls davon betroffen. Als Sozialwissenschaftler oder (besonders) als Historiker sind Sie nämlich ebenso untauglich für ein gutes Alltagsleben wie wir Philosophen! Als Geisteswissenschaftler allgemein sind Sie nämlich verkopft und haben den Sinn für die Lebenswirklichkeit verloren. Ja! Ihre Vorbilder sind entweder in Löcher gefallen, als sie in den Himmel starrten (Thales, ca. 580 v. Chr.), sprangen in einen Vulkan (Empedokles, 435 v. Chr.) oder wurden nach einem kurzen Auftritt vor dem Gericht zum Tode verurteilt (Sokrates, 399 v. Chr.). Alles Hinweise also darauf, dass Sie kein Händchen für die Lebenswirklichkeit haben. Genau, und deshalb ziehen Sie sich meist in Unis zurück und runzeln so häufig es geht die Stirn. Mit voller oder leerer Kaffekanne, aber ohne Ahnung von dem, was in der Wirklichkeit abgeht.

Und woran liegt das? Liegt es vielleicht daran, dass Ihnen der Sinn für das Praktische fehlt? Sind Sie vielleicht faul? Möchten Sie sich vielleicht die Hände nicht dreckig machen? Versuchen Sie, die Welt zu zwingen, sich nach Ihren Theorien zu verhalten, ohne Erfolg dabei zu haben?

So einfach ist das nicht. Nein, nein. Denn erstens gehörte Thales als erster Philosoph oder Vorsokratiker einer Strömung an, die Prinzipien des Seins und kosmologische Erkenntnisse suchten (die Geschichte mit den Ölpressen mag erfunden sein). Ebenso verhielt es sich bei Empedokles. Sokrates hingegen war dem nach zu urteilen, was Platon schreibt, ein sozial äußerst kompetenter Mensch. Er verkehrte ungezwungen in höchsten Kreisen, trug zwar keine Schuhe (obwohl sein bester Freund Schuhmacher war) und wusste nicht, wie der Prozess der Abstimmung im Rat funktionierte, aber er verstand es mithilfe seiner Seelenkenntnis, seine Gesprächspartner zu locken, zu ärgern, aufzuregen, und am wichtigsten: den Weg zur Erkenntnis zu bereiten. Die Dialoge zeigen unglaubliche Menschenkenntnis, Feingefühl und taktische Klugheit im Gespräch. Er verwendete sein Geschick nicht für den eigenen Vorteil, sondern für den der anderen, wendete sie um und zeigt Ihnen das Wahre und das Gute. Welche bessere Handlung gibt es als diese?

„Ja, aber die wichtigen Dinge, die die Welt am Laufen halten, konnte er nicht und wollte sie nicht können!“

Stimmt nicht: Die Dialoge haben sich nicht selbst geschrieben, die Schärfung der Theorien nicht selbst geschärft, die allen Menschen zugänglichen Forschungsergebnisse nicht selbst ergeben. Und wer mehrere Bücher konzipieren, schreiben, redigieren und veröffentlichen kann, hätte sicher auch reich und berühmt werden können, wenn er oder wenn sie diesen Weg eingeschlagen hätten. Dagegen haben Sie sich dazu entschieden, die Welt zu entdecken, ohne an einen weiteren persönlichen Nutzen zu denken als an diesen selbst.

Mehr Selbstvertrauen also bitte.

Genau. Danke.

Quelle: http://philophiso.hypotheses.org/410

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Siegelbefestigung: Vom Verschlussmittel zur angehängten Präsentation

Siegel dienten in Ihrem Ursprung dem Verschluss von Briefen, Fässern, Truhen und sollten deren Unversehrtheit bekräftigen. 1

Bereits hier war der Aspekt der Rechtsverbindlichkeit wichtig. Das mit dem Siegel verschlossende Material wurde auf diese Weise als authentisch und inhaltlich unversehrt gekennzeichnet.

Wie so ein Verschluss ausgesehen hat, bzw. ausgesehen haben könnte, zeigt ein sogenanntes Briefsigné aus dem frühen 19. Jahrhundert, was auch dazu diente, den im gefalteten Umschlag befindlichen Brief unter Verschluss zu halten:

LWL-Archivamt

Abb. 1: Siegel als Verschlussmittel (Nordkirchen, NME, Nr. 61)

Abb. 2, Foto: A. Diener

Abb. 2

Ansonsten werden Wachssiegel seit der Karolingerzeit unter die geschriebne Urkunde gesetzt und das ist meist wörtlich zu nehmen: Im Text als Beglaubigungsmittel angekündigt, werden sie in einer Vertiefung im Papier mit einer Verstärkung angebracht. Es wurde ein kreuzförmiger Schnitt im Beschreibstoff angebracht, die Schnittstellen wurden umgebogen und durch das so entstehende Loch die Siegelmasse ( meist Wachs)  von beiden Seiten der Urkunde durchgedrückt. Der Stempel oder Petschaft wurde mit dem Siegelbild dann auf die Vorderseite gedrückt. Deswegen spricht man auch von einem aufgedrückten oder durchgedrückten Siegel. (Vgl. Abb. 3). Der Platz ( meist unten rechts) auf dem ein Siegel angebracht wurde, wird locus sigili oder Siegelstelle genannt.(( Vgl. Kümper, Materialwissenschaft Mediävistik, S. 123.))

 

Aufgedrücktes Siegelhinten, Foto: A. Diener

Abb. 3

Das aufgedrückte Siegel war nicht so robust wie als Beglaubigungsmittel gefordert, deswegen setzte sich zum Ende des 12. Jahrhunderts immer mehr das anhängende Siegel oder Hängesiegel durch.2

Das anhängnde Siegel wurde mit einer Siegelschnur oder einer "Pressel", d.h. mit einem Pergamentstreifen am unteren Rand der Urkunde befestigt, indem man die Schnur etc. durch einen Einschnitt im Beschreibstoff zog. Dazu musste der untere Rand der Urkunde umgebogen werden, um die Anhängung zu verstärken. Diese Umbiegung wird Plica genannt.3

Bei unserem Beispiel, das auch das Headerbild unseres Blogs bildet können wir diesen Wechsel vom aufgedrückten zum angehängtem Siegel live miterleben. Bischof Herrman siegelt noch in den 1170er Jahren mit aufgedrücktem Siegel4.

Foto: A.Diener

Abb. 4

Bei seinen Urkunden aus den 1190er Jahren sind dann die Siegel mit leicht verändertem Bild angehängt. (Vgl. Abb. 5). So ist an diesem anschaulichen Beispiel der Siegel Bischof Herrmans von Münster aus dem 12. Jahrhundert gut der Wechsel vom aufgedrückten Siegel zum angehängten Siegel zu beobachten.

SiegelHerrmann1188, Foto A. Diener

Abb. 5

 

Literatur:

  • Toni Diederich: Siegelkunde: Beiträge zu ihrer Vertiefung und Weiterführung. Köln 2012.
  • Wilhelm Ewald: Siegelkunde (= Handbuch der mittelalterlichen und neueren Geschichte. 4). München-Berlin 1914 (Nachdruck München 1978).
  • Herman Maué, Siegel zum Verschließen von Briefen, in. Signori (Hrsg.), Das Siegek, S. 181-188.
  • Hiram Kümper, Materialwissenschaft Mediävistik, Paderborn 2014
  1. Vgl. Maué, Siegel zum Verschließen, S. 181.
  2. Kümper spricht bereits von der Mitte des 12. Jahrhundert. Allerdings belegt das folgende Beispiel, dass dies kein allgemeingültiiges Faktum ist., vgl. Kümper, Materialwissenschaft Mediävistik, S. 124.
  3. Vgl. Kümper, Materialwissenschaft Mediävistik, S. 124.
  4. Vgl. Abb. 4

Quelle: http://siegelblog.hypotheses.org/45

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Das institutionelle Blog als kaleidoskopischer Zugang zur lebendigen Universität – Betrachtungen aus archivarischer Sicht


0. Einleitung

Da steht sie unerwartet und plötzlich in uns: die Frage, ob ein ansprechend formulierter journalistischer Beitrag über eine Karaoke-Party in ein Universitätsblog gehört. „Tja nun“, sagen wir hinhaltend, drücken Kerben in den sich unruhig in unseren Händen windenden Bleistift und schnappen nach einer Atempause verstohlen nach Luft. „Ja nun, das war doch eine Party von Studenten“, entfährt es uns ganz altakademisch latinophil und genderindifferent! Wir erinnern uns an das Hochschulgesetz, das vorsieht, dass eine Universität von jungen Leuten bevölkert ist, die dort studieren. „Ja, studieren! Nicht Party feiern!“, raunt uns unser innerer Advocatus Diaboli zu. „Schluss jetzt!“, raunen wir zurück! Ist ein Universitätsblog allein auf Output aus der universitären Forschung und auf Beiträge aus der Lehre beschränkt? Gehört zur Universität nicht mehr und zu einem lebendigen Abbild erst recht? Wir wollen daher unseren Standpunkt zu dem, was wir uns unter einem Universitätsblog zu verstehen erlauben, ein wenig erläutern. Dabei handelt es sich einzig und allein um die persönliche subjektive Ansicht des Verfassers, der – biographiebedingt – einige Betrachtungen aus einer archivarischen Perspektive einflechten wird.

Gliederung:

  1. Erwartungshaltung gegenüber institutionellen Blogs
  2. Mandatsgemäßer Output oder Gleichberechtigung der Funktionen?
  3. Funktionen einer Universität
  4. Zusammenfassung: der Blog - ein repräsentatives Kaleidoskop

1. Erwartungen an institutionelle Blogs

Längst sind Blogs nicht mehr die Domäne von Einzelpersonen für ihre eigenen Beiträge, wenngleich solche Ein-Autoren-Blogs in der Gesamtzahl der Blogs, die das Internet bietet, weitaus die größte Zahl ausmachen dürften und auch künftig ausmachen werden.[1] Institutionelle Blogs sind neben den themenbezogenen Mehrautorenblogs zu einer dritten Komponente in der Welt der „seriösen Blogosphäre“ geworden. Wer sich beispielsweise die Liste der Blogs ansieht, die vom im Blog-Aggregator „Planet History“ abgegriffen werden, also von einem Aggregator für Blogs, die sich mit Geschichte befassen, bemerkt, dass diese Blogs eher themenbezogen als institutionsbezogen betitelt sind. Dort, wo sie nach Institutionen benannt sind, sind es Einrichtungen der Geschichtsvermittlung (z.B. Archive), die ihre Schätze und Ergebnisse präsentieren.

Spezielle Blogs von Universitäten findet man in großer Zahl. Sie sind nicht die klassischen institutionellen Blogs, etwa wie die von Archiven oder Museen. Sie sind inhaltlich nicht wie jene auf ein institutionelles Mandat ausgerichtet, das von eng abgrenzbaren Inhalten erfüllt ist. Das universitäre Mandat ist zwar durch die Hochschulgesetze klar definiert. Die sich daraus ergebenden Inhalte sind aber so weit gefächert, dass die Schere zwischen der Beziehung eines Blogs zur Institution und zu den aus ihr heraus entstehenden Sachthemen scheinbar zur schier unübersehbaren Kluft wird. Diese vermeintliche Kluft kann leicht zu Unklarheiten darüber führen, worüber denn in einem Universitätsblog geschrieben werden soll, darf, kann. Diese Frage wurde in der Praxis ebenso vielmals wie vielfach beantwortet. Die Technische Universität München (TUM) betreibt ein Blog namens „Forschung und Lehre an der Technischen Universität München“. Konzept und Umsetzung oblagen unter anderem dem Hochschulreferat Studium und Lehre, dem Medienzentrum und dem Konvent der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Dieses Blog soll als zentrale Informations- und Kommunikationsplattform zu Themen rund um Studium und Lehre dienen und damit eine erkannte Lücke füllen. Veröffentlichen dürfen Lehrende und Studierende. Thematisch „sind keine engen Grenzen gesetzt: alle Fragen rund um Studium und Lehre können hier diskutiert werden – von der Vorstellung innovativer Lehrkonzepte und Praxisprojekte über Vorschläge zur Verbesserung der Studien- und Lehrqualität bis hin zu aktuellen hochschulpolitischen Themen.“[2]Bye Bye Uni-Blog“ lautet die Überschrift des letzten Beitrags des Blogs der Universität Potsdam, das zu stark eventbezogen ausgerichtet war, um gegenüber einem erfolgten Relaunch der um neue redaktionelle Möglichkeiten erweiterten Universitätswebsite einen akzeptablen Mehrwert zu behalten.[3] Der „Campus Passau Blog“ dient zwar keineswegs nur, aber ausdrücklich als Sprachrohr für Studierende zur Universität: „Die Universität möchte vor allem den Studierenden mit dem Blog ein Forum geben, direkt mit der Uni in Kontakt zu treten und den offenen, konstruktiven Dialog miteinander aufzunehmen.“[4]

Eine eigene Gattung sind universitäre Blogportale, die die unterschiedlichen Blogs, die in einer Universität betrieben werden, sortieren und überschaubar zugänglich machen. Dies können echte Portale sein oder als Portale getarnte Blogs, die mit einem ausgeprägten Rubrikensystem arbeiten. Ein interessantes Beispiel ist das CEDIS-Portal für die Blogs an der Freien Universität Berlin. Hier wird jedem Mitarbeiter und Studierenden der FU die Möglichkeit zum Betrieb eines eigenen Blogs gegeben. Die Nutzerkompetenz und die daraus resultierenden Blogergebnisse erscheinen aber – trotz des guten Supportangebots von CEDIS – mehr als dürftig. Als gelungen darf wohl das Portal der Blogs von Mitarbeitern der University Oxford (http://www.ox.ac.uk/blogs.html) gelten, das auf Blogs von Einzelpersonen und auf kollaborative Blogs wie z.B. das der Voltaire Foundation führt. Beachtenswert ist die Gliederung des Oxforder Portals. Sie richtet sich nach den tatsächlich verlinkten Blogs und gibt kein starres Korsett vor. Das heißt, dass die einzelnen Blogbetreiber selbst bestimmen, was Inhalt eines universitären Blogs ist und somit sein darf. Über möglicherweise existierende Aufnahmevoraussetzungen für das Portal ist keine Information auf der Portalseite hinterlegt.

All diesen Beispielen ist gemein, dass der Bezug zu den Kernaufgaben Forschung und Lehre und die Beziehungen der Studierenden zur Institution Universität die roten Fäden sind, die den Beiträgern zur inhaltlichen Orientierung mehr oder weniger verbindlich vorgegeben werden. Weiterhin fällt auf, dass Veranstaltungen und insbesondere Veranstaltungsankündigungen große Akzeptanz eingeräumt wird; letzteren, obwohl sie eigentlich eher nicht in die Idee des Weblogs als nach Antwort suchendem „Logbuch“ für Reflexion und Betrachtung, als facettenreichem und keineswegs chronologisch gemeintem „Tagebuch“ passen.

Es drängt sich der Eindruck auf, als gebe es eine nebulöse Grauzone universitären Lebens, um deren Existenz man zwar weiß, bei der aber große Unsicherheit besteht, inwieweit sie in einen „seriösen“ Universitätsblog gehöre. Plakativ sei dafür nochmals die anfangs zitierte Karaoke-Party genannt.

2. Mandatsgebundener Output oder Gleichberechtigung der Funktionen?

Quelle: http://unibloggt.hypotheses.org/228

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Science Fiction und Allgemeinplätze der Erinnerungskultur. Genre-atypische Anspielungen auf den Holocaust in Christopher Nolans Interstellar

Heftige Staubstürme fegen über die Erde. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind zu einem trostlosen Agrarstaat geworden, heimgesucht von einer Plage, die nur noch den spärlichen Anbau von Mais zulässt. Um die von Nahrungsengpässen gequälte Bevölkerung zu ernähren, hat der Staat auf Planwirtschaft umgestellt, und in der Schule wird nur noch das Nötigste unterrichtet. Pionier-Errungenschaften, auf die das alte Amerika so stolz war, werden als Propaganda verleugnet. So zum Beispiel die Mondlandung des Apolloprogramms.

Der verwitwete Farmer Cooper (Matthew McConaughey), einst einer der besten Piloten des Landes, wird durch anormale Erscheinungen im Zimmer seiner Tochter auf die Existenz eines geheimen NASA-Stützpunkts aufmerksam. Im Verborgenen werden hier Missionen zu unbekannten Planeten koordiniert, die den Menschen Zuflucht bieten sollen, wenn in absehbarer Zeit die Erde endgültig unbewohnbar sein wird.

Cooper bekommt die Aufgabe, drei Planeten zu untersuchen. Nach einigen irrwitzigen Drehungen und Wendungen – Vorsicht, Spoiler! – gelangt Cooper in eine fünfdimensionale Sphäre, in der Zeit eine physikalische Eigenschaft ist. Vergangenheit und Zukunft sind variabel, so kann er seiner Tochter Zeichen geben, um mit dem im All erlangten Wissen Raumschiffkolonien zu bauen, die es den Menschen erlauben, die Erde zu verlassen und eine amerikanische Kleinstadtidylle in der Umlaufbahn des Saturn zu reproduzieren.

Christopher Nolans jüngster Film über Zeit und Raum, Liebe und Vergänglichkeit ist ein eindrückliches Kinoerlebnis. Der verdrehte Plot wird durch eine überwältigende Visualisierung unterstützt und ist gespickt mit Film- und Literaturzitaten, beispielsweise zu Kubricks 2001: Odyssee im Weltall oder John Steinbecks Früchte des Zorns.

Sind diese Referenzen in einem dystopischen Science-Fiction-Film erwartbar, so bedient sich Interstellar jedoch einiger Tropen, die sich regelmäßig nur in Repräsentationen des Holocaust wiederfinden. Diese genre-atypischen Anspielungen sind vermutlich nicht bewusst mit dem Holocaust im Hinterkopf in den Film aufgenommen worden, sie zeigen jedoch die wirkungsvoller Referenz, die der Holocaust für die Ästhetik und Narration amerikanischer populärer Filme darstellt.

Zwei Anspielungen fallen hier ins Auge: Zu Beginn des Films werden Ausschnitte von videographierten Zeitzeugeninterviews eingespielt. Diese Oral-History-Interviews ähneln den ikonischen Interviews mit Holocaust-Überlebenden, die systematisch seit den späten 1970er Jahren aufgezeichnet werden und vor allem durch Steven Spielbergs Shoah Foundation einem breiten Publikum bekannt gemacht wurden. Diese Interviews, in denen Zeitzeugen als in Würde gealterte Menschen gezeigt werden, die aus der sicheren Retrospektive ihre schreckliche Vergangenheit bezeugen, sind aus unzähligen Dokumentarfilmen bekannt. Sie werden in Museen und im Schulunterricht eingesetzt und zunehmend über das Internet verbreitet.

Erst zum Ende von Interstellar wird den Zuschauern klar, dass es sich auch in diesem Film tatsächlich um Zeitzeugen-Interviews von Überlebenden handelt, die in einem musealen Kontext gezeigt werden. Auf der Raumschiff-Kolonie wurde Coopers alte Farm als Museum nachgebaut, auf der das Leben vor dem Exodus dargestellt wird. Verschiede Installationen von Zeitzeugen-Interviews markieren diesen Ort erst als historisierendes Konzeptmuseum, wie es beispielsweise das U.S. Holocaust Memorial Museum oder unzählige andere Gedenkstätten und Holocaust-Museen sind. Ähnlich wie in den Holocaust-Interviews reflektieren die Überlebenden der Erde aus einer neuen und besseren Welt den Untergang der alten. Anne Rothe bezeichnete das (videographierte) Zeugnis als „Währung der Überlebenden“.[1] Indem Interstellar die Ikonographie der Holocaust-Zeugnisse kopiert, wird das Leiden der Erdlinge in die Währung des Holocaust umgetauscht.

Es gibt noch eine zweite Anspielung. Zum Ende des Films landet Cooper auf der Exilkolonie. Er hat sich allerdings zu lange in der Nähe des Schwarzen Lochs Gargantua aufgehalten, was zu einer gravitationsbedingten Zeitdilatation (Wikipedia) führte – mit der Auswirkung, dass die Menschen auf der Erde schneller alterten als Cooper und seine Kollegen im All.[2] So kommt es zu der kuriosen Situation, dass er als nur unwesentlich gealterter Mann an das Sterbebett seiner 90-jährigen Tochter gerufen wird. Im Krankenzimmer haben sich seine zahlreiche Nachfahren versammelt, unter denen er einer der Jüngeren ist. Abgesehen von dieser beliebten Konstellation eines Science-Fiction-Films steckt in der Zusammenkunft der Überlebenden mit ihren Nachfahren ein Motiv, das regelmäßig in Holocaust-Repräsentationen aufgegriffen wird. So beispielsweise in Schindlers Liste, wo auf die zahlreichen Nachkommen der von Oskar Schindler geretteten Juden verwiesen wird, oder in Interviews der Shoah Foundation, in denen die Zeitzeugen mit ihren (nachgeborenen) Angehörigen zu einem finalen symbolträchtigen Gruppenbild vereint sind. Insbesondere die Kinder und Enkelkinder der Zeitzeugen können so das positive Vermächtnis des Überlebens visualisieren und der Erzählung ein versöhnliches Ende geben. Das Überleben bekommt über das Zeugnisablegen für die Opfer und den Schrecken hinaus einen Sinn, denn es hinterlässt neues Leben, gründet gewissermaßen eine neue Lineage, die den dauerhaften Sieg des Überlebens über den Völkermord symbolisiert. Das Gruppenbild wurde zu einem Markenzeichen der Shoah Foundation, das in annähernd der Hälfte aller Interviews zu finden ist. Eine ganz ähnliche Funktion erfüllt die Familienzusammenführung in Interstellar. Obwohl die Familie auseinandergerissen wurde, hinterlässt sie eine Abstammungslinie und triumphiert so über den Untergang der alten Heimat.

Motive, die sich zur Darstellung des Holocaust etabliert haben, markieren in diesem fantastischen Untergangsfilm das Überleben. Dies verdeutlicht einmal mehr, wie der Holocaust und seine Überlebenden zu einer Chiffre der Popkultur geworden sind, die ihre Schwere und Wirkung aus dem Wissen um das reale historische Ereignis zieht. Die Überlebenden des Holocaust wie auch der Erde in Interstellar verstärken durch ihre Existenz, vor allem jedoch durch ihre Zeugnisse, den Triumph des Guten über das Böse und negieren so die reale wie auch die fiktive Dystopie.

[1] Anne Rothe, Popular Trauma Culture. Selling the Pain of Others in Mass Media, New Brunswick u.a.: Rutgers 2011, S. 29.

[2] Für eine Diskussion weiterer (logischer) Löcher des Films siehe 21 Things In Interstellar That Don't Make Sense oder ein Interview mit dem Regisseur.

Quelle: http://fyg.hypotheses.org/234

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DH-Videoclip Adventskalender – Tür 18

Heute stellt der DH-Videoclip Adventskalender das Projekt TEI Archive, Publishing, and Access Service, kurz TAPAS vor. Das Projekt ist an der Northeastern University angesiedelt und vereint im Projektteam so prominente Namen wie Julia Flanders und Syd Bauman.

A 3 minute video introduction to the TAPAS Project, a service that will provide a basic hosting infrastructure for those encoding their texts using the TEI standard. (Quelle: YouTube http://youtu.be/tJRwZK1Q-3E)

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4503

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“Mandatory attendance, farewell!”

 

Recently, the ASTA (German Students’ Union) of the University of Duisburg-Essen ran a front-page headline, reading “Mandatory attendance, farewell!” (“Adieu, Anwesenheitspflicht”).


English

 

Recently, the ASTA (Allgemeiner Studierendenausschuss, German Students’ Union) of the University of Duisburg-Essen ran a front-page headline, reading “Mandatory attendance, farewell!” (“Anwesenheitspflicht, adieu!”).[1] If one believes ASTA representatives, their victory bears comparison with the enforcement of the Rights of Man and of the Citizen during the French Revolution. Or at least it appears so. The last bastion of reaction, mandatory attendance at college classes, has eventually been torn down!

 

Astonishment and uncertainty

This seems only logical, in that the German Students’ Union has always favored emancipatory progress on the one hand and the abolition of patronisation of students on the other. Student representatives – not only in Essen – see themselves standing on the right side of history; they seem to be Hegel’s Weltgeist while studying. In other countries, where students are used to paying high tuition fees, this recent development in Germany is probably hard to understand.
Just like during the aftermath of every great revolution in history, it is not only joy, however, that many students feel: Considering their newly-won freedom, they also express astonishment and uncertainty. On Facebook, a worried student asks: “How about seminars? I would like to know if I have to attend class regularly. Or is it enough to put my name on the attendance list?” It is only understandable that lecturers and tutors have no idea how to reply to such questions… they just do not want to put an end to students’ hope that the name on the attendance list will do all the studying for them.

A milestone in the education landscape

Mandatory attendance – yes or no? When I was studying in the 1980s, this question was already a matter of debate. However, the fact that a federal state government overturns a law concerning mandatory attendance[2] is unprecedented. According to §64, paragraph 2a of the Hochschulzukunftsgesetz (Law on the Future of Universities), mandatory student attendance must not be required for examination admission and graduation, unless the class in question is an excursion, a language class, an internship, or another course of that kind.
On a scale of relevance ranging from 0 to 10, German Minister of Science Svenja Schulze rated the new law at 11: “This law is a milestone in the education landscape. It brings freedom and responsibility into balance.”[3] The abolition of mandatory attendance is also part of the new law, which the Ministry has recently championed thus: “The Hochschulzukunftsgesetz enables all gifted students to study successfully and thus will provide North Rhine-Westphalia with qualified staff in the future.”[4] There is nothing left to be added.

Increased students’ autonomy

University history teachers and lecturers object that dealing with the broad heterogeneity among students at Duisburg-Essen University is only possible by means of active class discussion. Given the historic nature of the caesura ushered in by the new law, the objection of allegedly narrow-minded worriers seems to go unheard. An ASTA representative from the University of Münster counter-argued: “There are students who have family obligations, for example, and they just cannot attend class regularly.” In general, all students should be given the opportunity of self-study. That again would increase students’ autonomy.[5] Is that so?

Meaningless teaching?

It cannot be denied that some classes are a waste of time due to poor teaching methods. I have been wondering, however, what notion of university instruction the Ministry has. It seems to be limited to the idea that course contents can be learned by means of self-study instead of attending classes. Apparently, the Ministry has never acquired any didactic insight, nor heard of Wolfgang Klafki’s didactic analysis, which is based on two crucial questions: What is the syllabus? What does a lesson “contain”? In other words, it is the teacher who creates opportunities for learners to fruitfully engage (Begegnung) with certain contents (Sache).[6]

The teacher: merely more than a book?

The Ministry’s perspective on teaching is different though: In its opinion, there is only a book to be read aloud by the teacher to the students gathered; thus, the book itself can replace the teacher or lecturer. What kind of appreciation is this for those university teachers for whom teaching is of central importance? However, it is not only about teaching. Under Wilhelm von Humboldt, the modern research university was born, and thus the idea of scientific research processes in which teachers (Magister) and learners (Scholaren) develop ideas together. This kind of discursive concept of research and teaching, of teaching through research has been the refuge of teaching methods, even if it has become difficult in overcrowded classes.[6] But this very discourse is now being terminated – well, universities in North Rhine-Westphalia, good luck to you…

 

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Literature

  • Epping, Volker: Präsenz als Leistungskriterium. Zur Anwesenheitspflicht von Studierenden in Lehrveranstaltungen. In: Forschung & Lehre 19/6 (2012), pp. 458-460. http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/Archiv/2012/ful_06-2012.pdf (last accessed 1.12.2014).
  • Epping, Volker: „Ist Dasein förderlich?“ Zur Anwesenheitspflicht in Lehrveranstaltungen an Hochschulen. In: Wissenschaftsrecht 45/2 (2012), pp. 112–126.
  • Meyer-Blanck, Michael: Bildende Präsenz. Warum auf die Anwesenheitspflicht im akademischen Seminar nicht verzichtet werden kann. In: Ladenthin, Volker / Krämer Hildegard (Eds.): Beruf: Hochschullehrer. Ansprüche, Erfahrungen, Perspektiven, Paderborn 2013, pp. 55–61.

External links

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[1] Fron, Philipp: “Adieu, Anwesenheitspflicht”. In: Aktuell, Studentische Zeitung für Duisburg, Essen und das Ruhrgebiet, 16.10.2014. http://akduell.de/2014/10/adieu-anwesenheitspflicht/ [last accessed 1.12.2014]
[2] Gesetz- und Verordnungsblatt (GV. NRW.). Ausgabe 2014 Nr. 27 vom 29.9.2014, pages 543 to 606. https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_vbl_detail_text?anw_nr=6&vd_id=14567&menu=1&sg=0&keyword=hochschulzukunftsgesetz [last accessed 24.10.2014]
[3] Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen: Hochschulzukunftsgesetz. http://www.wissenschaft.nrw.de/hochschule/hochschulrecht/hochschulzukunftsgesetz/ [last accessed 24.10.2014].
[4] ibid.
[5] Lang, Christian: Anwesenheitspflicht für Studenten in NRW fällt weg. In: Neue Osnabrücker Zeitung (Online-Ausgabe), 15.10.2014. http://www.noz.de/deutschland-welt/nordrhein-westfalen/artikel/514378/anwesenheitspflicht-fur-studenten-in-nrw-fallt-weg [last accessed 24.10.2014].
[6] Ulrich Mayer/Peter Gautschi/Markus Bernhardt: Thembestimmung im Geschichtsunterricht der Sekundarstufen. In: Michele Barricelli, Martin Lücke (Eds.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts, Bd. 1, Schwalbach/Ts. 2012, pp. 378-404.
[7] Matthias Hennies: Wilhelm von Humboldt und sein Weg nach Bologna. In: Deutschlandfunk (Online), 23.9.2010. http://www.deutschlandfunk.de/wilhlem-von-humboldt-und-sein-weg-nach-bologna.1148.de.html?dram:article_id=180628 [last accessed 24.10.2014].

 

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Image Credits
Attendance Sheets, foto © by Jan Hodel 2014.

Recommended Citation
Bernhardt, Markus: “Mandatory attendance, farewell!” In: Public History Weekly 2 (2014) 44, DOI:  dx.doi.org/10.1515/phw-2014-3075.

Copyright (c) 2014 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: julia.schreiner (at) degruyter.com.

 

 

Deutsch

 

“Adieu, Anwesenheitspflicht” – Mit dieser Überschrift[1] feierte der ASTA der Universität Duisburg-Essen einen Sieg, der, glaubt man den Bekundungen der StudentenvertreterInnen, in seiner historischen Bedeutung mindestens der Durchsetzung der Menschen- und Bürgerrechte während der Französischen Revolution gleichkommt. Die letzte Bastion der Reaktion, die Anwesenheitspflicht in Lehrveranstaltungen, ist geschliffen!

 

Ungläubiges Staunen und Unsicherheit

Das ist insofern schlüssig, als sich die gewählten Studierendenvertretungen – nicht nur in Essen – seit jeher auf der Seite des emanzipatorischen Fortschritts der Menschheit im Allgemeinen und der Beseitigung von Unterdrückung und obrigkeitlicher Gängelung der Studierenden im Speziellen sahen und sehen, und damit auf der richtigen Seite der Geschichte – gewissermaßen der Weltgeist beim Studium.
Bei vielen Studierenden zeigt sich jedoch neben der Freude auch ungläubiges Staunen und Unsicherheit beim Umgang mit der neu gewonnenen Freiheit, wie das in Tagen nach großen Revolutionen üblich ist. “Ich würde gern wissen, wie das bei der Anwesenheitspflicht in Übungen ist?”, fragte eine dieser Verunsicherten auf Facebook. “Muss man jetzt immer hin oder reicht der Name auf dem Zettel?” Man weiß nicht so recht, was man antworten soll, will man doch die zarte Hoffnung, in Zukunft würde schon der Name lernen und studieren, nicht gleich wieder enttäuschen.

“Meilenstein bei der Gestaltung der Hochschullandschaft”

Anwesenheitspflicht “ja” oder “nein”: Diese Diskussion gab es schon zu meiner Studienzeit in den 80ern. Neu ist allerdings, dass eine Landesregierung im Rahmen eines Hochschulgesetzes[2] die Anwesenheitspflicht kippt. § 64 Absatz 2a des Hochschulzukunftsgesetzes (HZG) des Landes Nordrhein-Westfalen lautet: “Eine verpflichtende Teilnahme der Studierenden an Lehrveranstaltungen darf als Teilnahmevoraussetzung für Prüfungsleistungen nicht geregelt werden, es sei denn, bei der Lehrveranstaltung handelt es sich um eine Exkursion, einen Sprachkurs, ein Praktikum, eine praktische Übung oder eine vergleichbare Lehrveranstaltung.” Wissenschaftsministerin Svenja Schulze ordnete dieses Gesetz auf der nach oben offenen Relevanzskala auf Stufe 11 von 10 ein: “Das Gesetz ist ein Meilenstein bei der Gestaltung der Hochschullandschaft in NRW. Es bringt an den Hochschulen Freiheit und Verantwortung ins Gleichgewicht.”[3] Zu diesen bahnbrechenden Neuerungen gehört auch die Abschaffung der Anwesenheitspflicht, wofür das Ministerium folgendermaßen wirbt: “Das Hochschulzukunftsgesetz ermöglicht allen Talenten ein erfolgreiches Studieren – und sichert dem Wirtschaftsstandort NRW dadurch die Fachkräfte der Zukunft.”[4] Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

“Selbstständigkeit der Studierenden gestärkt”

Der Einwand des Faches Geschichte, dass es die große Heterogenität der Studierendenschaft an der Universität Duisburg-Essen dringend erfordere, diese gerade durch die aktive Einbindung und Arbeit in den Lehrveranstaltungen zu fördern, verhallte angesichts des historischen Zäsurcharakters des Hochschulzukunftsgesetzes als Gejammer kleinkarierter BedenkenträgerInnen. Ein Gegenargument – gewissermaßen als Exegese des ministeriellen Textes – lieferte ein Vertreter des ASTA der Universität Münster: “Es gibt ja zum Beispiel Studenten, die familiäre Verpflichtungen haben. Die können einfach nicht immer anwesend sein.” Aber auch für andere Studierende solle es die Möglichkeit geben, sich den Lehrstoff autodidaktisch beizubringen. Dadurch werde “die Selbstständigkeit der Studenten gestärkt”.[5] Wirklich?

Lehre ohne Sinn?

Nun will ich gar nicht abstreiten, dass es Lehrveranstaltungen gibt, die zu besuchen ziemliche Zeitverschwendung ist, weil sie didaktisch verheerend gemacht sind. Ich frage mich jedoch, welche ministerielle Auffassung von Hochschullehre hinter diesem Gesetzestext steckt. Die didaktische Vorstellung der Kultusbürokratie erschöpft sich offensichtlich in der Ansicht, dass irgendwelcher “Lehrstoff” statt in einer Lehrveranstaltung auch “autodidaktisch” erlernt werden kann. Von solch fundamentalen didaktischen Einsichten, dass ein “Stoff” erst dann zum “Thema” wird, wenn er “unter einer pädagogischen Zielvorstellung, einer als pädagogisch relevant erachteten Fragestellung für die Behandlung im Unterricht ausgewählt wird” (Wolfgang Klafki), scheint das Ministerium noch nie etwas gehört zu haben.[6] Mit anderen Worten: erst die oder der Lehrende schafft doch durch sein Wirken Lernumgebungen, in denen eine “Begegnung” von “Sache” und Studierenden gelingen kann.

Lehrperson: Nicht mehr zu bieten als ein Buch?

Die Perspektive des Ministeriums ist eine andere: Die Lehrperson hat offensichtlich nicht mehr zu vermitteln als ein Buch – und kann damit auch durch ein solches unmittelbar ersetzt werden. Was für eine Art der Wertschätzung gegenüber HochschullehrerInnen ist das, denen die Lehre ein wichtiges Anliegen ist? Aber es geht nicht nur um die Lehre. Einstmals entstand mit Wilhelm von Humboldt die Idee der modernen Forschungsuniversität, in der Lehrende und Lernende gemeinsam den wissenschaftlichen Forschungsprozess bestreiten, um dem noch nicht ganz Gefundenem und dem nie ganz zu Findenden nachzugehen. Dieses – diskursive – Konzept von Forschung und Lehre, von Lehre durch Forschung bildet immer noch den Fluchtpunkt hochschuldidaktischen Handelns, selbst wenn es angesichts überfüllter Seminare schwer fällt.[6] Aber dieser Diskurs wird jetzt aufgekündigt – na dann, viel Erfolg, nordrhein-westfälische Universität.

 

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Literatur

  • Epping, Volker: Präsenz als Leistungskriterium. Zur Anwesenheitspflicht von Studierenden in Lehrveranstaltungen. In: Forschung & Lehre 19/6 (2012), S. 458-460. http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/Archiv/2012/ful_06-2012.pdf (abgerufen am 1.12.2014).
  • Epping, Volker: “Ist Dasein förderlich?” Zur Anwesenheitspflicht in Lehrveranstaltungen an Hochschulen. In: Wissenschaftsrecht 45/2 (2012), S. 112–126.
  • Meyer-Blanck, Michael: Bildende Präsenz. Warum auf die Anwesenheitspflicht im akademischen Seminar nicht verzichtet werden kann. In: Ladenthin, Volker / Krämer Hildegard (Hg.): Beruf: Hochschullehrer. Ansprüche, Erfahrungen, Perspektiven, Paderborn 2013, S. 55–61.

Externe Links

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[1] Fron, Philipp: “Adieu, Anwesenheitspflicht”. in: Aktuell, Studentische Zeitung für Duisburg, Essen und das Ruhrgebiet, 16.10.2014. http://akduell.de/2014/10/adieu-anwesenheitspflicht/ [abgerufen am 1.12.2014]
[2] Gesetz- und Verordnungsblatt (GV. NRW.). Ausgabe 2014 Nr. 27 vom 29.9.2014 Seite 543 bis 606. https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_vbl_detail_text?anw_nr=6&vd_id=14567&menu=1&sg=0&keyword=hochschulzukunftsgesetz [abgerufen am 24.10.2014]
[3] Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen: Hochschulzukunftsgesetz. http://www.wissenschaft.nrw.de/hochschule/hochschulrecht/hochschulzukunftsgesetz/ [abgerufen am 24.10.2014].
[4] ebd.
[5] Lang, Christian: Anwesenheitspflicht für Studenten in NRW fällt weg. In: Neue Osnabrücker Zeitung (Online-Ausgabe), 15.10.2014. http://www.noz.de/deutschland-welt/nordrhein-westfalen/artikel/514378/anwesenheitspflicht-fur-studenten-in-nrw-fallt-weg [abgerufen am 24.10.2014].
[6] Ulrich Mayer/Peter Gautschi/Markus Bernhardt: Thembestimmung im Geschichtsunterricht der Sekundarstufen. In: Michele Barricelli, Martin Lücke (Hrsg.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts, Bd. 1, Schwalbach/Ts. 2012, S. 378-404.
[7] Matthias Hennies: Wilhelm von Humboldt und sein Weg nach Bologna. In: Deutschlandfunk (Online), 23.9.2010. http://www.deutschlandfunk.de/wilhlem-von-humboldt-und-sein-weg-nach-bologna.1148.de.html?dram:article_id=180628 [abgerufen am 24.10.2014].

 

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Abbildungsnachweis
Anwesenheitslisten, Foto: @ Jan Hodel 2014.

Empfohlene Zitierweise
Bernhardt, Markus: “Adieu, Anwesenheitspflicht” In: Public History Weekly 2 (2014) 44, DOI:  dx.doi.org/10.1515/phw-2014-3075.

Copyright (c) 2014 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: julia.schreiner (at) degruyter.com.

 


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Libre comme l’air

Les choses auraient sans doute été plus simples si je n'avais pas été fatiguée au point de ne plus être capable de rentrer un mot de passe correctement. C'est à 9:53 exactement que j'ai réussi à me logger et pu commencer à annoncer, expliquer, et lancer l'interview de deux heures sur les réseaux historiques que je donnais depuis le compte de l'AG Digitale Geschichtswissenschaft prévue de 10 à 12h ce 17 décembre 2014.

Deux heures de gazouillis à l'air frais -Un air frais bien rempli, les deux heures ont été denses. Mes expériences de lecture de twitterinterviews ne m’avaient pas vraiment préparée à l'exercice en position d’intervieweur. J'avais pourtant l’impression d’avoir bien anticipé mon affaire : j’avais défini à l'avance une série de thèmes en fonction des compétences et expériences des personnes que j'interviewais (l'une sur la dimension théorique, l'autre davantage sur les aspects pratiques), et j'avais communiqué ce fil directeur quelques jours à l'avance à mes interlocuteurs. J'avais peiné à trouver un hashtag et finalement opté pour #hnSTR (historische Netzwerke/historical networks suivi du code ville de là où j’enseigne, puisque l’interview avait lieu dans le cadre d’un cours).

Mais il s’est avéré plus difficile que je ne le pensais de trouver un bon rythme d’interview (le storify sera bientôt consultable). J’ai attaqué beaucoup trop sur les chapeaux de roues et ai du coup lancé plusieurs questions en parallèle, n’attendant pas assez longtemps les réponses (souvent en 2 ou 3 parties) de la personne que j’interviewais. Pour tout dire, je lui suis bien reconnaissante, car après avoir entrelacé les fils de la discussion 2 ou 3 fois, j’ai compris qu’il fallait que j’attende plus longtemps entre les questions. C’est ce qui m’a permis de sortir de mon schéma d’interview et de réagir à partir de ses réponses pour approfondir sur un aspect ou l’autre : or c’est précisément ce temps d’approfondissement qui a donné de la profondeur à cette partie de l’interview, une sorte de souffle.

Les choses se sont un peu accélérées ensuite une première fois au moment du passage de relais, la deuxième personne interviewée ayant rebondi sur plusieurs aspects de la première interview. Ensuite, d’autres interlocuteurs se sont immiscés dans la discussion, ce qui a à nouveau densifié le flux d’informations. Pour le coup, je n’avais plus le temps de formuler mes demandes de précision à partir des réponses fournies à mes questions de départ, Mareike König les formulait plus vite que moi (pratiquement à l’identique de ce que j’étais en train d’écrire). Tandis que la discussion commençait à foisonner et à partir vers des questions fondamentales (métadonnées, structures des données, rapport entre question de recherche, sources et outils), je passais de mon côté de l’écran la plupart de mon temps à commencer un tweet pour l’effacer, et finalement ne rien envoyer. C’est à ce moment-là que je suis revenue vers mon fil d’interview, qui m’a permis de restructurer la fin de la discussion.

Il faut donc un savant mélange de directivité et de participativité pour réussir sa twitterinterview, telle serait ma conclusion.

Dans l’ensemble, c’est un exercice assez intéressant pour cet aspect rythmique, le souffle que cela requiert : penser le lecteur, penser la personne interviewée, penser l’archivage de la discussion et trouver un rythme adapté à tous ces aspects. Lorsque Sebastian Giessmann écrivait qu’il faut penser en réseau pour penser les réseaux, il y a un peu de cela dans l’exercice de la twitterinterview, il faut penser le réseau pour penser l’interview.

En ce qui concerne la densité des idées et analyses échangées, on peut aller étonnamment en profondeur. Peut-être cela tient-il au fait que, dans l’utilisation scientifique de twitter, nous sommes habitués à mettre des concepts génériques en relation les uns avec les autres, donc à travailler avec de gros concepts et une syntaxe minimale. Une question de recherche peut bien, après tout, être articulée en 140 caractères. Et être relayée par une autre, puis une autre, jusqu'à former une argumentation. Twitter comme pratique d’écriture scientifique, nous y revoilà.

 

Quelle: http://140.hypotheses.org/100

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