Koloniale Gefängnisse in Britisch-Indien

Mein Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit dem Gefängnissystem, das im 19. Jahrhundert in Britisch-Indien entstand. Dabei soll es vor allem darum gehen, wie Wissen über Haft- und Straftechniken in lokalen Kontexten sich entwickelte, sich global verbreitete und welche Veränderung dieses Wissen durch die globale Zirkulation erfuhr.

Momentan bin ich dabei, die einschlägige Literatur zur Entstehung des modernen Gefängnisses und seiner Entwicklung zu sichten. Dabei wird schnell klar, dass in Europa das Zellengefängnis und die Haft sich als zentrale Merkmale des Strafsystems etablieren. Für Michel Foucault war diese „Geburt des Gefängnisses“ ein Teil in der sich entwickelnden Disziplinarmacht des modernen Staates. Im neuzeitlichen Gefängnis, das um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstand, ging es nicht mehr um Wegsperren und Bestrafen, sondern Disziplinierung und Erziehung des Gefangenen.1

Inwieweit sich dieses “moderne Disziplinarsystem” in europäisch beherrschten Kolonien etablierte, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Eine Gruppe nimmt eine unvollständige Umsetzung des foucaultschen Idealtyps in den Kolonien an, während andere eine bewusste Nichtanwendung der disziplinarischen Prinzipien durch die Kolonialmacht sehen. In beiden Fällen entstand jedoch ein ausgeprochen repressives und durch Gewalt geprägtes Haftsystem, das aber gleichzeitig Häftlingen, ihren Angehörigen, Wärtern, Anstaltsleitern und Dritten Räume für eigenständiges Handeln bot.

Bisher bin ich der Auffassung, dass eine Bewertung kolonialer Gefängnisse als mehr oder weniger “modern” im Vergleich zu Europa nicht sinnvoll ist. Vielversprechender erscheint mir, das Gefängnis im Zusammenhang mit der Entwicklung von Herrschaftsstrukturen im kolonialen Staat zu untersuchen. Warum baute der Staat überhaupt teure Gefängnisse? Welche Überlegungen leiteten ihn dabei? Inwieweit wurde vorhandenes Wissen über Haft und Strafen umgesetzt, was wurde weshalb anders gemacht und was veränderte sich durch neue praktische Erfahrungen im Strafvollzug? Und schließlich, gab es einen Austausch von solchem “Strafvollzugswissen”, etwa zwischen verschiedenen Kolonialmächten, oder auch zwischen “westlichen” und “nicht-westlichen” Wissensträgern? Ein wichtiges Anliegen ist mir, binäre Kategorien von “Kolonisierern” vs. “Kolonisierten” oder “Staat vs. Häftlinge” zu hinterfragen.

Diese groben Fragen und Interessen leiten derzeit meine Literaturrecherche. Über zentrale Themen der Arbeit, wie “colonial knowledge”, Wissenschaft und Wissenstransfers, subalterne agency, das Spannungsverhältnis zwischen Diskursen über das Gefängnis sowie koloniale Gesellschaften und deren praktischen Folgen, werde ich in Zukunft hoffentlich detaillierter bloggen.

  1. Ich werde im Verlauf meiner Arbeit sicher noch ausführlicher über die manche Aspekte meiner Arbeit bloggen. Hier will ich zunächst nur ein paar meiner Anfangsideen skizzieren, weshalb ich auf Literaturangaben verzichte.

Quelle: http://rajprisons.hypotheses.org/54

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Codices im Netz – Die Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften und ihre Konsequenzen

 

Ende November 2013 fand in Wolfenbüttel eine kleine, vom Mittelalter-Komitee der Herzog August Bibliothek organisierte Tagung zum Thema “Konsequenzen der Digitalisierung” statt. Zur Einstimmung in die Tagungsthematik hatten die drei Organisatoren (Stephan Müller/Wien, Felix Heinzer/Freiburg und ich) kurze Statements vorbereitet, die aus der jeweils eigenen Perspektive inhaltliche und methodische Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung von mittelalterlichen Bibliotheksbeständen und Konsequenzen für deren Erforschung reflektieren. Meine Eingangsüberlegungen können hier in leicht überarbeiteter Form nachgelesen werden. Auf der Tagung hielten ferner Erik Kwakkel (Leiden), Björn Ommer (Heidelberg), Manuel Braun (Stuttgart), Sonja Glauch und Florian Kragl (Erlangen) Vorträge zu laufenden Digital-Humanities-Projekten im Bereich der Analyse, Paläographie, Edition und Auswertung mittelalterlicher Handschriften. Die Ergebnisse der Tagung sollen in einem gemeinsamen Konzeptpapier zusammengefasst und als Blogbeitrag auf de.hypotheses publiziert werden.

Noch ein Turn

Von all den intellektuellen und technischen turns, die die Geistes- und Sozialwissenschaften im letzten Jahrhundert durchgeführt haben, ist der digitale zweifellos von einer anderen Natur und einer breiteren Wirkung, auch wenn nicht jeder in der akademischen Welt von uneingeschränkter Euphorie erfüllt ist. Die Entwicklung von Digitalität (digitality), im Sinne der Konzeptualisierung durch Nicholas Negroponte als ‘the condition of being digital’, ist nicht nur von allgemeiner gesellschaftlicher Relevanz, vielmehr birgt sie auch bedeutende Konsequenzen für die akademische Welt und die Art und Weise, wie wir forschen. Hierbei stellt sich, insbesondere auch bei dem Thema der Wolfenbütteler Veranstaltung die grundlegende Frage: Digitalität verändert zweifellos unseren akademischen Alltag, aber wie sind diese Veränderungen methodologisch, und wenn man es so formulieren will, epistemologisch zu begleiten?

Vor allem die Sicherung, Dokumentierung und Bereitstellung des kulturellen Erbes in seiner materiellen Vielfältigkeit und Heterogenität stellen uns vor neue Herausforderungen. Hier sind grundlegende methodische Konzepte nicht nur für die so genannten Digital Humanities, sondern für alle geisteswissenschaftlichen, insbesondere auch die historisch arbeitenden Disziplinen insgesamt zu entwickeln. Die Frage ist also eindeutig nicht mehr die Frage nach dem ob der Digitalität und der digitalen Wissensbestände, sondern die nach dem wie. Der Bogen an Möglichkeiten spannt sich von mittlerweile anerkannten Parametern wie der Entwicklung und Anwendung von internationalen Standards, der prinzipiellen Verfügbarkeit des digitalisierten Materials über den Open Access Gedanken und der langfristigen Sicherung dieses Materials über die systematische Dokumentation der digitalen Erschließungstools bis hin zur Herausbildung und Akzeptanz neuer Publikations-, Evaluations- und Anerkennungskulturen im Rahmen digital-gestützter, geisteswissenschaftlicher Forschungsprozesse.

Kulturelle Artefakte und Forschungsobjekte im Wandel

Insbesondere wird nicht nur das Verhältnis zwischen Objekt bzw. Artefakt und wissenschaftlichem Beobachter neu ausgerichtet, sondern auch die prinzipielle Daseinsform dieser beiden Akteure im wissenschaftlichen Prozess, der unter Umständen entkörpert, entzeitlicht und enträumlicht werden kann. Es geht auch darum, das Verhältnis auszuloten zwischen dem historischen (analogen) Objekt und dessen digitalen Repräsentanten bzw. Abstraktionen, oder wie es unsere Oxforder Kollegin Ségolène Tarte formuliert, deren digitalen Avataren, die durchaus ihre eigene Existenzformen haben und auch eigene Gefahren im wissenschaftlichen Umgang mit ihnen bergen. Ferner gibt es auch die so genannten “digital born objects”, die so intendiert, gezielt produziert und ausschließlich digital existieren, wie etwa die nur virtuell vorhandene 3D-Rekonstruktion einer Handschriftenseite aus einem heute völlig verkohlten Fragment oder die Rekonstruktion eines Artefakts, das nie existierte, dessen Planung jedoch aus schriftlichen Quellen bekannt ist. Und schließlich gibt es Formen der Hybridität, der unterschiedliche Existenzformen vereinen.

In diesem Spannungsfeld der Objektvielfalt sind Forschungsprojekte im Rahmen der digitalen Erschließung und Analyse von Handschriftenbeständen angesiedelt, welche entsprechende Erkenntnismöglichkeiten eben nur durch die Existenz der Digitalisate ermöglichen. Dies betrifft sowohl das Digitalisat im Sinne der Einzelüberlieferung (etwa die Analyse einer Handschrift bzw. kleinerer Quellengruppen) als auch der Möglichkeit der Analyse und Auswertung von sehr großem Datenmaterial, das nur mit computergestützten Methoden zu bewältigen ist (hierzu hat Björn Ommer einen spannenden Vortrag zur Computer Vision gehalten). Die Herausforderung im Bereich der Digitalisierung ist es aber auch, wie bereits vielfach und auch auf der Wolfenbütteler Veranstaltung unterstrichen wurde, nicht nur Antworten auf die Fragen von heute (die wir ja kennen und formulieren können) zu finden, sondern auch zukünftige Fragen, die wir unter Umständen heute noch gar nicht fassen können, zu ermöglichen. Dies erfordert eine teilweise unübliche, noch zu erlernende methodologische Offenheit, und eine über die Perspektiven der Einzelfächer hinausgehende grundlegende Bereitschaft zur Interdisziplinarität.

Im Hinblick auf historische Bibliotheksbestände ist die Ausgangslage eine auf den ersten Blick Erfreuliche: Früh hat sich das “digitale” Augenmerk auf diese einmaligen Kulturbestände gerichtet, so dass inzwischen solide Erfahrungswerte vorhanden sind, und vielfach auch entsprechende Digitalisierungsstandards entwickelt werden konnten. Die Anzahl der Digitalisierungsprojekte oder der virtuellen Rekonstruktionsprojekte zu mittelalterlichen Bibliotheken ist etwa bereits für den europäischen Raum kaum zu überschauen, ganz zu schweigen von Vorhaben zu nicht-europäischen Schriftkulturen. Teilweise entstehen – auch durch besondere Umstände bedingt und abhängig von der jeweiligen Fragstellung oder Schwerpunktsetzung – so genannte Insellösungen, die nicht immer mit gängigen Digitalisierungs- und Kodierungsstandards kompatibel sind, und die somit auch eine Vergleichbarkeit und eine Interoperabilität der unterschiedlichen Digitalisierungsprojekte bereits auf nationaler Ebene erschweren. Hier wird eine der wichtigen Herausforderungen der nächsten Zeit sein, Brücken zu schlagen und Austauschmöglichkeiten der Formate zu ermöglichen, um übergreifende Untersuchungsszenarien zu ermöglichen.

Verlässt man die reine Digitalisierungsebene der Bestände in Richtung wissenschaftliche Erschließung, so können einerseits ausgehend von bereits vorhandenen, digitalisierten und entsprechend annotierten Beständen weiterführende Forschungsprojekte angeschlossen werden. Aus dem Trierer DFG-Projekt „Virtuelles Scriptorium St. Matthias“, das die heute dislozierte, mittelalterlich Bibliothek von St. Matthias in Trier virtuell rekonstruiert, ist zum Beispiel das größere, vom BMBF geförderte Kooperationsprojekt „eCodicology“ entstanden, in dem u. a. Philologen, Buchwissenschaftler und Informatiker aus Darmstadt, Karlsruhe und Trier Algorithmen zum automatischen Tagging mittelalterlicher Handschriften entwickeln, die Makro- und Mikro-Strukturelemente einer Handschriftenseite im Hinblick auf Layout und Aufmachung automatisch erkennen und diese Informationen in die Metadaten zu jedem Image einpflegen. Das geht so weit gut, weil wir uns quasi ins gemachte Bett legen, sprich eigene, homogene Daten zu 500 mittelalterlichen Handschriften zu forschungsfragengetriebenen Analysen verwenden können.

Hybridität der Angebote in den digitalen Wissensräumen und Hürden im Forschungsalltag

Anders sieht es bezüglich der Quellengrundlage bei Vorhaben bzw. forschungsgetriebenen Einzelfragen aus, die man gerne als “traditionelle” Vorgehensweise bezeichnet (aber nicht ganz zutreffend, da diese doch eine zeitlose Daseinsform geisteswissenschaftlicher Forschung darstellt), und die auch nicht mit einem vorhandenen, homogenen digitalen Korpus etwa einer Bibliothek bzw. einem bereits fertigen Digitalisierungsprojekts zu einem bestimmten Thema zu bewältigen ist (bzw. es zur Zeit noch nicht ist). Ich möchte hier von einem eigenen Beispiel ausgehen: Im Rahmen einer Untersuchung zur Kulturgeschichte der Annotation habe ich an einer kleineren interdisziplinären Fallstudie, bei der der Ausgangsgedanke war, die Textgeschichte (und auch Texterfindung) des berühmten Architekturtraktates des antiken Autors Vitruvius durch die Überlieferung annotierter Exemplare vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit zu erforschen. Eine erste Stichprobe ergab, (u.a. auch dank der Existenz einer Online-Vitruv-Datenbank, die zumindest einen Teil der Zeitstrecke abdeckte), dass offenbar genügend Digitalisate entsprechender zentraler Handschriften, Inkunabeln und frühen Drucke für diese Fallstudie zugänglich sein müssten. Soweit die Theorie, die Praxis sah jedoch etwas anders aus: Viele Digitalisate, auch aus bekannten Bibliotheken bzw. auf der Europeana-Plattform, waren qualitativ so heterogen, dass zum Teil im schwarz-weißen Avatar der Buchrand selber und auch die eigentlich im Ausgangsobjekt vorhandenen Marginalien nicht mehr erkennbar waren. Ferner gab es regelmäßig Fehlverknüpfungen bzw. ungenaue Zuweisungen der Digitalisate einerseits innerhalb der Bibliothekskataloge selber und andererseits (wenn auch in geringerer Anzahl) in die vorhandene Vitruvdatenbank. Was hier unter Umständen für eine wissenschafts- oder architekturhistorische Fragestellung zu verschmerzen gewesen wäre (aber wahrscheinlich auch dort nicht), war aus philologischer Sicht methodisch deprimierend. Das Resultat war, dass ich die im Netz gewonnenen Daten zwar genauestens im Sinne einer Quellenkritik und auf dem Hintergrund eines Gesamtkorpus geprüft habe, aber dann entschieden habe, das digitale Angebot eher als Zusatzmöglichkeit zu nutzen und sonst gezielt wiederum das Original in der Bibliothek aufzusuchen. Trotz des vermeintlich überlieferungsgeschichtlich gut dokumentierten Vitruv, hat also das zur Zeit vorhandene, recht üppige digitale Angebot nicht gereicht, um (bereits jetzt) eine digital indizierte Einzelstudie durchzuführen, unter anderem eben wegen der unterschiedlichen Qualität der Digitalisate und deren Erschließung. In diesem Zusammenhang kommen die Historizität und Heterogenität der Bestandsdigitalisierung selber zum Vorschein, die im Laufe der letzten fünfzehn Jahre entsprechende Variabilitäten erzeugt hat. Insgesamt wäre es bestimmt interessant für Vitruv-Forschergemeinschaft, auf eine auch eine unkomplizierte, kollaborative Forschungsplattform zurückzugreifen, in der eigene zusätzliche Digitalisate und Erkenntnisse hätten eingepflegt werden können, und so langsam aus dem vorhandenen digitalen Angebot zu schöpfen bzw. diesen gezielt zu ergänzen.

Als Zwischenfazit bleibt im Bereich der einzelnen forschungsfragengetriebenen Analysen (die man auch als bottom-up-Prozesse verstehen kann) der Befund eines qualitativ hybriden Angebots im Bereich der Digitalisierung und der digitalen Erschließung mittelalterlicher Quellen, bei dem wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehr genau darauf achten müssen, womit wir es zu tun haben (bzw. in anderen Worten: Prüfe, bevor du dich bindest). Dies sollte jedoch kein Grund sein, digitale Quellen nicht zu nutzen, sondern auch als Ermutigung verstanden werden, sich für eine Verbesserung des Angebots und dessen transparente Dokumentation zu engagieren, und sich auch konsequent für eine entsprechende heuristische Quellenkritik (“critique des sources”) einzusetzen, wie wir es ja sonst auch bei der “traditionellen” Quellenarbeit mit historischem Material tun.

Brainstorming für eine übergreifende Dokumentation einer bestands- und forschungsorientierte Digitalisierung

Die Frage ist ferner, wie man internationale Standards, offene Schnittstellen und Best Practice-Verfahren für die Digitalisierung und Erschließung dieser Bestände nicht nur entwickeln kann (denn die gibt es ja vielfach schon), sondern auch so propagieren kann, dass Insellösungen eher vermieden bzw. mit ihren Besonderheiten anknüpffähig werden, sowie Anforderungen der disziplinenindizierten Grundlagenforschung (wie etwa mit dem Vitruvbeispiel) aufgefangen werden können.

In dieser Hinsicht wäre der Gedanke eines internationalen Digital Documentation Platform of Manuscript Collections  überlegenswert (hier könnte dann Erik Kwakkel zum Beispiel nach allen digitalisierten, westeuropäischen Handschriften des 12. Jahrhunderts sammlungsübergreifend suchen, wie er es sich in seinem Wolfenbütteler Vortrag gewünscht hat). Sinnvoll wären in diesem Sinne auch grenzüberschreitende Zusammenschlüsse versierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die als interdisziplinär aufgestelltes Gremium auch methodologisch-infrastrukturell operieren und das Verhältnis von Digitalisat und analoger Vorlage sowie das Verhältnis zwischen digitalisiertem historischem Objekt und Wissenschaftlern theoretisch ausloten (im Sinne kollaborativer Zusammenarbeit, ohne top-down-Vorgehen). Dabei wären Synergien mit anderen Initiativen zu digitalen Forschungsinfrastrukturen (etwa Nedimah, Dariah u. a.) und Census-Vorhaben zur mittelalterlichen Überlieferung auszuloten und anzustreben.

Auch die Erarbeitung eines Kriterienkatalogs oder “Qualitätssigels” zur wissenschaftlichen Bewertung der digital zur Verfügung stehenden Handschriften bzw. Sammlungen sollte überlegt werden, anhand dessen die Benutzerin auf der jeweiligen Homepage übersichtlich und transparent über das Datenmaterial und dessen Aufbereitung informiert wird, und ihr auch die Möglichkeit eines direkten Feedbacks gegeben wird (etwas was ich mir schon lange für das VD16 und VD17 zum Beispiel wünsche). Notwendig sind ferner die Entwicklung und Auslotung von konkreten Benutzerszenarien und Benutzerstudien, mit deren Hilfe dokumentiert werden kann, welche Anforderungen an Digitalisate sowohl disziplinenorientiert als auch in übergreifender Sicht gestellt werden können und müssen.

Und schließlich sollten Studierende und der wissenschaftliche Nachwuchs frühzeitig für die Gesamtproblematik der Digitalisierung, dem Umgang mit dieser sowie ihrer Konsequenzen sensibilisiert und entsprechend ausgebildet werden – dies nicht nur in den neuen Studiengängen der Digital Humanities, sondern allgemein in den Einzeldisziplinen im Sinne einer traditionellen Heuristik und Quellenkunde im Umgang mit digitalisiertem Kulturgut.

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Für die Diskussion über und Anregungen zu meinem Eingangsstatement danke ich den Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmern sowie Vera Hildenbrandt (Trier Center for Digital Humanities), Falko Klaes (Universität Trier, Ältere Deutsche Philologie) und Georg Schelbert (Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Kunstgeschichte).

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Literatur (Auswahl)

Claudine Moulin, Multiples vies paratextuelles: Vitruve, De Architectura, 2013 (abrufbar unter: http://annotatio.hypotheses.org/222)

Nicholas Negroponte, Being Digital, New York 1996

Ségolène Tarte, Interpreting Ancient Documents: Of Avatars, Uncertainty and Knowldege Creation, ESF exploratory workshop on Digital Palaeography, Würzburg, Germany, http://tinyurl.com/esfDPwkshp, Talk given on 22d July 2011(http://oxford.academia.edu/SegoleneTarte/Talks/49627/Interpreting_Ancient_Documents_Of_Avatars_Uncertainty_and_Knowldege_Creation)

Virtuelles Skirptorium St. Matthias: http://www.stmatthias.uni-trier.de/ (DFG-Projekt

ECodicology:  Algorithmen zum automatischen Tagging mittelalterlicher Handschriften: http://www.digitalhumanities.tu-darmstadt.de/index.php?id=ecodicology (BMBF-Projekt)

 

 

Quelle: http://annotatio.hypotheses.org/353

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Zwei Rezensionen zu „Flurnamenforschung im Unterricht“

Im sich zum Ende neigenden Jahr 2013 hat sich – abgesehen vom Umzug zu hypotheses.org – auf dieser Seite nur wenig getan. Dies liegt in der Hauptsache daran, dass ich neben meinem Hauptberuf als Redakteur bei MediaCulture-Online die meiste Zeit in andere Projekte investiert habe, zum Beispiel die Internetseite Sagenballaden.de. Den Jahresabschluss möchte ich nun zum Anlass nehmen, mich zumindest für zwei im vergangenen Jahr erschienene Rezensionen zu meinem Buch Flurnamenforschung im Unterricht zu bedanken.

Rezension von Tobias Vogelfänger
Beiträge zur Namenforschung. Band 48. Heft 1. 2013. S. 112-115.

Deren erste stammt von Tobias Vogelfänger (Universität Bonn) und erschien in Heft 1/2013 der Beiträge zur Namenforschung. Vogelfänger hält den fachwissenschaftlichen Teil des Buchs zwar als „Nachschlagekapitel für Lehrkräfte im Unterrichsalltag“ für etwas überdimensioniert, bezeichnet es jedoch des fachlichen Anspruchs und der Vollständigkeit wegen als „äußerst empfehlenswert für viele, die sich außerhalb wissenschaftlicher Einrichtungen mit Flurnamenforschung beschäftigen“.

Als „besonders gelungen“ bezeichnet er den Teil über das „Weiterleben der Flurnamen in anderen Bereichen“, das hier auf der Internetseite als Flurnamen im Alltag etwas verändert wiedergegeben ist. Hier werde eine „entgegengesetzte Perspektive“ zu der „fast schon zu den Selbstverständlichkeiten von Flurnamenpublikationen“ gewordenen Klage über den „Untergang von Flurnamen“ entfaltet.

Im didaktischen Teil hebt Vogelfänger besonders das Flurnamenlexikon positiv hervor, das er ein „Paradebeispiel für didaktische Reduktion“ nennt, und fügt hinzu: „Es wäre sehr erfreulich und würde die Flurnamenforschung an den Schulen fördern, wenn auch in anderen deutschsprachigen Gebieten solche didaktisch reduzierten Flurnamenwörterbücher entstünden.“

Zusammenfassend nennt er das Buch eine „überzeugende Verbindung von Flurnamenforschung und Unterricht“, die geschilderten Unterrichtsvorhaben seien „trotz kleinerer kritischer Anmerkungen“ beide „ausführlich fachwissenschaftlich und fachdidaktisch hergeleitet“ und könnten so „sicher eine Anregung sein, Flurnamen in der Grundschule zum Gegenstand des Unterrichts zu machen“.

Rezension von Gerhard Fritz
Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte. 72. Jahrgang. 2013. S. 556-557.

Die zweite Rezension stammt aus der Feder von Gerhard Fritz und erschien im Jahrgangsband 2013 der Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte. Er bezeichnet die Flurnamenforschung als „in den letzten Jahrzehnten nicht eben ein Modethema der landeskundlichen Forschung“, weshalb der fachwissenschaftliche Teil des Buchs „den grundsätzlichen Charakter einer höchst nützlichen Einführung in die Flurnamenforschung“ habe, wie man ihn „andernorts nirgends findet“. Leider muss Gerhard Fritz wohl im Großen und Ganzen Recht gegeben werden, wenn er schreibt, man dürfe annehmen, „dass heutzutage Flurnamen kaum einmal irgendwo im Unterricht behandelt werden“. Wer dies dennoch tun möchte, findet laut Fritz in dem Buch „eine ideale Ausgangsbasis“.

Beiden Rezensenten spreche ich hiermit meinen herzlichen Dank aus.

Die – unveröffentlichten – Arbeiten von Ulf Wielandt für das Gymnasium und die Internetseite zum Flurnamenprojekt im österreichischen Neustift haben mir jedoch gezeigt, dass es durchaus Lehrkräfte gibt, die mit ihren Schülerinnen und Schülern Flurnamen zum Unterrichtsgegenstand machen.

Quelle: http://schlehen.hypotheses.org/958

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Soziologischer Monatsrückblick November 2013

Der Einsendeschluss für unsere nächste Ausgabe zum Thema „Krisen und Umbrüche. Wie wandeln sich Gesellschaften?” ist abgelaufen – habt’ für die vielseitigen und interessanten Einreichungen vielen Dank! Im Dezember werden wir nun im Redaktionsteam eure anonymisierten Beiträge diskutieren und darüber abstimmen, welche Artikel wir … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5830

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Geschichtspodcast, Folge 2: Historische Ereignisse im kulturellen Spiegel

Von Stefan Sasse

In Folge 2 des Geschichtspodcasts (Folge 1 hier) reden der amerikanische Historiker Steven Attewel und ich über die Wahrnehmung von historischen Ereignissen durch die kulturelle Linse. Wir nehmen den amerikanischen Bürgerkrieg und den Zweiten Weltkrieg als Beispiele, die sowohl in den USA als auch in Deutschland eine gewisse Bekanntheit genießen und vergleichen, wie beide Völker diese Ereignisse betrachten. Die Differenzen darin sind bemerkenswert.

Download!

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/12/geschichtspodcast-folge-2-historische.html

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5. I-Science Tag der FH Potsdam: Save the Date

Die Fachhochschule Potsdam lädt zusammen mit dem Einstein-Zirkel Digital
Humanities am 19. März 2014 zum 5. I-Science Tag der FHP ein, der unter dem Motto Digital Humanities meets Information Science stehen wird. Geplant sind Diskussionen und Vorträge rund um Entwicklung der Digital Humanities und deren Schnittstellen zu den Informationswissenschaften.

Die Webseite mit Hinweisen zur Registrierung wird ab Januar online zur Verfügung stehen.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2715

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nachgefragt | Welche Auflagen haben eigentlich Schulbücher?


Druckerei um 1520, Public Domain, via Wikimedia Commons
 

In letzter Zeit wird – angesichts des digitalen Wandels – häufig  über die Zukunft des Schulbuchs diskutiert. Die Schulbuchverlage haben ein ausgemachtes Interesse daran, den lukrativen Absatzmarkt für das gedruckte Buch stabil zu halten; ihre „digitalen Strategien“ sind deshalb äußerst zurückhaltend.

Wie groß aber ist dieser Absatzmarkt? Auf der Suche nach Auflagenzahlen von Schulbüchern wird man kaum fündig. Deshalb einmal beispielhaft nachgerechnet. Es gibt in Deutschland 2,4 Mio. Schüler/innen an den Gymnasien, also ca. 1,5 Mio. in der Sekundarstufe I. Im Fach Geschichte werden pro Schuljahr ca. 1 Mio. Schüler/innen unterrichtet, denn das Fach steht nur (je nach Bundesland) in etwa zwei Dritteln der fünf Jahrgangsstufen auf dem Lehrplan. Einmal angenommen, eine bestimmte Geschichts-Schulbuch-Reihe für die Sekundarstufe I hätte einen Marktanteil von 25 Prozent. Würde es für jede Jahrgangsstufe einen eigenen Band geben und würde dieser zu Schuljahresbeginn jeweils neu angeschafft, könnten theoretisch jedes Jahr also rund 250.000 Bände aus dieser Geschichts-Schulbuch-Reihe verkauft werden. Weil aber jedes Buch – im Schnitt möglicherweis drei Mal pro Schüler/in – wiederverwendet wird, ergibt sich also immer noch eine Auflage von gut 80.000 jährlich. Ist die Rechnung realistisch? Dann könnte man getrost von “Bestsellern” sprechen.

Nachtrag: @eisenmed hat zurecht darauf hingewiesen, dass für verschiedene Bundesländer unterschiedliche Ausgaben erstellt werden müssen. Dafür werden die Schulbücher jeweils an Lehrpläne angepasst; es gibt aber auch oft Verwendungen derselben Inhalte für verschiedene Länderausgaben.

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2289

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Fotografie, Bildpolitik und Bildsteuerung im Staatssozialismus

Die jungen Bewohner des Kinderheims in Fót/Ungarn 1972 mit ihren neuen “Pajtás“ (Kumpel) Kameras. Die Geräte waren ein Geschenk der Forte-Fabrik, des Nachfolgers der ungarischen Kodak-Fabrik in Vác. Die Produktionsstätte, die den mittelosteuropäischen Markt mit Kodak Produkten versorgen sollte, wurde bereits 1912 gegründet. Wegen des Ersten Weltkriegs konnte sie jedoch ihre Arbeit erst 1922 aufnehmen. Nach der Verstaatlichung 1948 trug die Fabrik den Namen “Forte“ und stellte v.a. Fotopapier und Filme für den Export sowie den ungarischen Markt her. Auf dem Bild sind rechts im Hintergrund der Gründungsdirektor des Kinderheims, Dr. Lajos Barna, und ein Vertreter der Forte-Fabrik zu sehen.

Beitrag verschoben nach:

Zensur ist ein zentrales Instrument diktatorischer Herrschaft. – Die Kernaussage dieses ersten Satzes würden die Wenigsten in Abrede stellen. Eine rasch formulierte Anschlussfrage nach der Art der Steuerung – im Falle des Dissertationsprojekts eben der Bildsteuerung – lenkt jedoch das Augenmerk auf die grundsätzliche Problematik des Themas: das Fehlen einer klar identifizierbaren Zensurbehörde.

Die jungen Bewohner des Kinderheims in Fót/Ungarn 1972 mit ihren neuen „Pajtás“ (Kumpel) Kameras. Die Geräte waren ein Geschenk der Forte-Fabrik, des Nachfolgers der ungarischen Kodak-Fabrik in Vác. Die Produktionsstätte, die den mittelosteuropäischen Markt mit Kodak Produkten versorgen sollte, wurde bereits 1912 gegründet. Wegen des Ersten Weltkriegs konnte sie jedoch ihre Arbeit erst 1922 aufnehmen.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/12/06/fotografie-bildpolitik-und-bildsteuerung-im-staatssozialismus-das-beispiel-ungarn/

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100 Jahre Hausnummern in Gersthofen

Breaking News: Vor 100 Jahren wurden in Gersthofen nahe bei Augsburg Hausnummern eingeführt; die Worte des damaligen Bürgermeister Vinzenz Langhans ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig:

Jeder Hauseigentümer hat zu dulden, dass die zur Bezeichnung der Straßen erforderlichen Tafeln zu öffentlichen Zwecken an seinem Hause angebracht werden. Die Besudelung und Verunstaltung der Hausnummern und Straßenbenennungstafeln ist verboten.

Quelle: Augsburger Allgemeine, 6.12.2013

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/565877948/

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