Migration als Normalfall: Dirk Hoerder über Wanderungen seit dem 19. Jahrhundert


Barmen um 1870 vom Ehrenberg aus gesehen, Gemälde von August von Wille
Die Industrialisierung trieb Menschen in die Städte: Barmen um 1870, Gemälde von August von Wille. Quelle: Wikipedia

Wenn heute mancherorts das Abendland und die europäische Geschichte bemüht werden, um die Ablehnung von Flüchtlingen zu begründen, so sei das eine „Verweigerung der eigenen Vergangenheit“, stellte Dirk Hoerder vor Kurzem in einem Beitrag für die Zeitschrift „Merkur“ fest. Der Historiker hat unter anderem die 2010 in der Beckschen Reihe erschienene „Geschichte der deutschen Migration: Vom Mittelalter bis heute“ verfasst, ein Standardwerk zur Migration. Der Dreißigjährige Krieg, die Feldzüge Napoleons, die Weltkriege – es gab in Europa in den letzten Jahrhunderten viele kriegerische Auseinandersetzungen, die Millionen von Menschen zwangen, ihre Umgebung zu verlassen. Ganz abgesehen von der Industrialisierung, die weitere Millionen vom Land in die Städte trieb. Hoerder sagt:

„Die bittere Notwendigkeit abzuwandern oder zu fliehen erschiene durchaus nicht als neu und ungewöhnlich, wäre die historische Erinnerung in Europa umfassend.“

Dieser Erinnerung auf die Sprünge helfen kann Hoerder auch am Mittwochabend: Der Historiker will bei seinem Vortrag Massenmigration und Kriegsflüchtlinge vom 19. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre in den Blick nehmen.

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Quelle: http://migration.hypotheses.org/145

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Grenzpassagen


Literarische Auseinandereinandersetzungen mit Flucht und Exil waren das Thema des Vortrags von Doerte Bischoff

Kriegsflugblatt mit einem Beitrag von Thomas Mann, 1943 © Foto H.-P.Haack, Privatbesitz, via Wikimedia CC BY 3.0
Kriegsflugblatt mit einem Beitrag von Thomas Mann, 1943 © Foto H.-P.Haack, Privatbesitz, via Wikimedia CC BY 3.0

Albert Einstein sieht müde aus. Neben ihm steht Erika Mann, dahinter ihr Vater Thomas Mann, mit ernstem Blick. Fritz Lang, Alfred Döblin, Arnold Schönberg, Kurt Weill – all diese deutschen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, auch sich selbst und seine Frau, hat der Maler Arthur Kaufmann auf dem in dunklen Farben gehaltenen Bild „Die geistige Emigration“ versammelt (Auf der Website „Künste im Exil“ kann man es ansehen.). Im Hintergrund fährt ein Dampfer über das Meer Richtung Freiheitsstatue. Was die abgebildeten Künstler und Wissenschaftler eint, ist ihre Fluchtgeschichte.

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Quelle: https://migration.hypotheses.org/101

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Gray’s Anatomy und andere historische Bildquellen (Linksammlung)

Historiker_innen sind traditionell darauf trainiert, mit Textquellen zu arbeiten; es ist unwahrscheinlich, dass sich das so schnell ändern wir, aber wissenschaftliche Blogs haben immerhin die Chance, zu einer stärkeren Berücksichtigung von Bildquellen beizutragen, lassen sich hier…

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/1272

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„Liken“ wir uns alle selbst? Ein Rückblick auf die Tagung „ Offene Archive 2.2“ in Siegen vom 3.-4. Dezember 2015

#archive20   Nach den Tagungen  “Offene Archive? Archive 2.0 im deutschen Sprachraum (und im europäischen Kontext)” 2012 in Speyer  und der Tagung “Offene Archive 2.1” 2014 in Stuttgart fand die dritte Konferenz zum Thema „Web 2.0 und Archive“ unter dem … Weiterlesen

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/2997

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Von Rheda nach Lembeck – auf den Spuren der westfälischen Adelsgeschichte

von Diana Ascher und Kathrin Baas

 

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Bei der Arbeit…

Im Rahmen unseres Referendariats beim Landesarchiv NRW bot sich für uns die Möglichkeit, ein Archiv aus dem kommunalen Bereich kennenzulernen. Für uns war schnell klar, dass wir diese Zeit beim LWL-Archivamt verbringen wollten. Die Kombination aus kommunaler Archivpflege, der Betreuung der westfälischen Adelsarchive sowie der hohe Stellenwert der Restaurierung und Bestandserhaltung waren für uns sehr reizvoll.

Wir bekamen verschiedene Verzeichnungsprojekte zugeteilt, um die wir uns in den nächsten vier Wochen kümmern sollten. Zusammen mit den Archivaren des Hauses unternahmen wir außerdem Dienstfahrten zu den privaten Adelsarchiven und kommunalen Archiven, vor allem in Ostwestfalen und im Westmünsterland.



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Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/2706

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Alles kann, nichts muss: Warum Kommunalarchive die Möglichkeiten der Welt des Web 2.0 kennen und nutzen sollten.


Im Nutzen der vielfältigen Möglichkeiten des Web 2.0 zeigen sich Kommunalarchive in Deutschland aus unterschiedlichen Gründen immer noch sehr zurückhaltend. Vielleicht ist an dieser Stelle ein Perspektivwechsel notwendig, der die Welt des Web 2.0 als eine neue und aktuelle Form der archivischen Öffentlichkeit begreift.

Alles kann, nichts muss: Warum Kommunalarchive die Möglichkeiten der Welt des Web 2.0 kennen und nutzen sollten

Antje Diener-Staeckling

Nachdem sich das Internet im Bereich der deutschen Archive nun doch weitestgehend durchgesetzt hat,1 erzeugt die Welt des Web 2.0 gerade bei kleineren Kommunalarchiven doch noch oft Unbehagen. Es stellen sich immer wieder die gleichen Fragen: „Braucht man das überhaupt? Gehört das wirklich zu den archivischen Kernaufgaben?“
Hier sind klare Parallelen zum übergeordneten Arbeitsfeld der archivischen Öffentlichkeitsarbeit zu erkennen.

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Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/2510

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Bestandserhaltung in der Praxis: Ahnentafeln, Teil I

Ahnentafeln – auch Ahnenproben oder Aufschwörungstafeln genannt – gehören zu den Archivalien, die man wohl am ehesten mit Adelsarchiven in Verbindung bringt. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit wurden solche Abstammungsnachweise in der Regel anlassbezogen angefertigt. Konkret ging es oft um die Aufnahme in genuin adlige Korporationen (Ritterschaften und –orden, Domkapitel, Damenstifte), für die der jeweilige Proband bzw. die Probandin eine standesgemäße Herkunft belegen musste. Bis heute stellen Ahnentafeln aufgrund ihrer Farbigkeit und des oft beachtlichen Formats eine eindrucksvolle Quellengattung dar, die auch gerne in der archivischen Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt wird. Idealerweise sollten sie – analog zu Karten, Plänen oder Plakaten – planliegend und staubgeschützt in einem Kartenschrank gelagert werden. Die Realität sieht allerdings mitunter anders aus. Anhand zweier beschädigter Ahnentafeln aus dem Archiv Abbenburg, die bisher gerollt und unverpackt in einem Regal aufbewahrt wurden, soll in diesem und einem folgenden Blogbeitrag praxisnah gezeigt werden, wie bei der Restaurierung und Konservierung beider Stücke vorgegangen wurde. Unsere Restaurierungswerkstatt hat den Prozess dabei mit der Kamera dokumentiert, angefangen bei den Schadensbildern, über die einzelnen Maßnahmen bis hin zum fertigen Ergebnis.



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Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/2531

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„Ziele, Zahlen, Zeitersparnis. Wieviel Management brauchen Archive?“ – Ein erweiterter Rückblick auf das 20. Archivwissenschaftliche Kolloquium in Marburg

Nachdem in den beiden vergangenen Jahren die Digitalisierung von archivalischen Quellen sowie der Umgang mit Archivportalen im Netz auf der Agenda standen, widmete sich das diesjährige archivwissenschaftliche Kolloquium in Marburg (10./11. Juni 2015) einem Thema, das zuletzt ebenfalls verstärkt in den Fokus der Fachdiskussion gerückt ist – dem sogenannten Archivmanagement. Mit den titelgebenden Schlagworten „Ziele, Zahlen, Zeitersparnis“ wurden drei wichtige Aspekte herausgegriffen, die allgemein mit Archivmanagement verbunden werden. Doch was versteht man eigentlich genau darunter?

Eine wirklich verbindliche Definition des Begriffes scheint es innerhalb der Archivwissenschaft noch nicht zu geben. Gleichwohl haben sich in den letzten Jahren einige Archivare bemüht, die Sache auf den Punkt zu bringen. Für Marcus Stumpf ist Archivmanagement (in einem eher umfassenderen Sinn), wenn „Arbeitsprozesse im Archiv organisiert und geplant werden“1; in der praktischen Umsetzung plädiert er hingegen für den Begriff „Archiventwicklungsplanung“. Konkreter wird Mario Glauert mit seiner terminologischen Annäherung.

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Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/2387

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Alles Kunst oder?-Das stARTcamp im LWL-Landeshaus am 28. März 2015 #scms15

Zum 2. Mal schon trafen sich rund 100 Kulturschaffende am 28. März zu einen stARTcamp im LWL-Landeshaus. Ziel war es bereits wie im Jahr 2014, sich im Bereich Social Media auf den neuesten Stand zu bringen und Ideen und Projekte kennenzulernen, wie man diese Instrumente im Kulturbetrieb nutzt.
Das stARTcamp ist eine von Mitgliedern des Vereins stArtconference organisierte Tagung. Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Welt der Social Media für Kunst- und Kulturschaffende zu öffnen und organisiert inzwischen auch europaweit stARTcamp-Tagungen.

Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Tagung kann man zu dieser Veranstaltung sagen, eine Konferenz im eigentlichen Sinne ist es nicht. Das stARTcamp wurde zum zweiten Mal als Barcamp veranstaltet. Einige sagen „Unkonferenz“ dazu (durchaus positiv gemeint). Andere sprechen vom Tagungssystem der Zukunft. Man trifft sich zu einem bestimmten Oberthema („Social Media im Kulturbetrieb“) und legt gemeinsam direkt zu Beginn die einzelnen Sessions, d.h. das Programm fest. Das kann alles sein, vom Workshop bis hin zur spontanen offenen Diskussionsrunde. Das Organisationsteam koordiniert dann zeitliche Abfolge und Raumaufteilung.


Als Archiv fühlte ich mich als ein Teil der Zielgruppe, erwartete aber – zu Recht, wie sich zeigen sollte – in der Minderheit zu sein. Von der Beschreibung der Veranstaltung erwartete ich mehr Teilnehmer aus Museen – schließlich findet sich das Wort ART schon im Titel. Museen haben schon seit längerem die Möglichkeiten des Web 2.0 für sich entdeckt. Außerdem eine neue Tagungsform, ich war gespannt.

Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Bei derAnmeldung erhielten die Teilnehmer den obligatorischen Wlan-Zugang Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

 

 

 

Bei der gemeinsamen  Einrichtung der WLAN-Zugänge gleich zu Beginn stellte sich heraus, so viele Kollegen aus den Museen waren hier gar nicht. Während der Vorstellungsrunde (Vorstellung mit drei Hashtags) stellte ich fest, dass unter den Teilnehmern sehr viele Mitarbeiter von Konzerthallen und Opernhäusern waren. Scheinbar hat man auch hier vor Kurzem eine breite Initiative im Bereich der Social Media gestartet. Letztendlich ist dies auch immer die Frage der selbst gesetzten Zielgruppe. Ansonsten war das Publikum erfrischend unterschiedlich: Vom absoluten Neuling („Entschuldigung, was ist bitte ein Hashtag?“) bis hin zu jungen Kulturvolontären, die gelangweilt erklärten, dass „Facebook absolut old fashioned“ sei, war alles dabei. Es boten sich insgesamt gute Möglichkeiten der virtuellen und realen Netzwerkbildung.

Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Tagungsort LWL-Plenarsaal Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Nachdem die Themen der Sessions festgelegt per Handzeichen abgestimmt waren, ging es nach einer kleinen Pause los und das in einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Das Programm erfasste einerseits Grundlagen, wie z.B. „Wie richte ich einen Blog?“ ein und „Wie melde ich mich auf Twitter an?“, anderseits wurden auch Themen wie „Welche Hilfsmittel helfen mir, meine Social media-Werkzeuge zu strukturieren und für meine Zwecke auszuwerten?“ und „Welche virtuelle Begleitung lässt sich einem Benutzer oder Besucher bieten?“ bis hin zu „Rechtliche Fragen bei Museumsselfies“ behandelt.

 

Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Die Sessions werden per Hand abgestimmt. Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Bei meinen Sessions lerne ich am Vormittag, dass man auch mit dem Smartphone durchaus gute und beeindruckende Fotos machen kann. Es ist meist eine Frage der Perspektive und kleinerer Hilfsmittel. Dies ist nicht unwichtig für die Social Media Kanäle, weil man ohne Aufwand so Bildern einstellen kann, die inzwischen obligatorisch für einen Beitrag dort sind. Danach folgt eine Einführung in „Smart events und smart Places“ durch den Kommunikations- und Web 2.0-Berater Frank Tentler. Dort erfahre ich so einiges über das grundsätzliche Verhältnis von Social Media und Kulturinstitution. Wir produzieren täglich ohne Ende Content und Content ist wichtig und wertvoll. Ein wichtiger Aspekt, denn man hört auch in Kulturinstitutionen gerne mal den Satz „Was ich mache, interessiert doch sowieso niemanden.“ Man kann also sagen: Doch! Egal, ob Museum, Konzerthalle oder Museum, es interessiert die Leute. Hier wurden erste Grundlagen eines konkreten Marktingnutzens der Social Media-Aktivitäten vermittelt. Eine gute Einführung, wenn auch im öffentlichen Dienst nur begrenzt umsetzbar. Schön, dass wir bei der vom LWL-Archivamt mitorganisierten Tagung „Offene Archive 2.0“ im Dezember in Siegen dieses Thema noch vertiefen werden.
Nach der Mittagspause kam es bei der Keynote von Dr. Christian Gries, der das nächste stARTcamp in München mitorganisiert, zu kontroversen Diskussionen im Gesamtplenum. Sein Thema „Wie das Netz die Kunst befreit“ regte Überlegungen zum Thema „Banalisiert Web 2.0 nicht die Kunst?“. An eine wichtige Frage, die auch auf die Archive übertragbar erscheint. Auch hier fragen wir uns oft, ob wie mit den Instrumenten des Social Media nicht die Quellen im Allgemeinen und unseren Kulturauftrag im Speziellen banalisiert. Noch immer haben wir vor allem einen hohen wissenschaftlichen Anspruch, genau wie Museen einen hohen künstlerischen Anspruch haben können. Diese Grundsatzdebatte zeigte aber, dass die Fragestellung inzwischen in beiden Bereichen überholt erscheint. Banalisiert wird weder das eine noch das andere. Im Archiv wie im Museum bieten die Kanäle der Social Media vielmehr einen Weg den Nutzer und Besucher mehr an die Hand zu nehmen und ihm einen Weg zu ebnen auch komplexere Inhalte zu erarbeiten und zu verstehen. Social Media ist daher nicht im Zuge einer Banalität zu sehen, vielmehr als eine Form der Neuausrichtung eines Servicegedankens, der alle Kultureinrichtungen betrifft.

Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Unverzichtbar für alle: das Smartphone.Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Anschließend lernte ich bei Frank Tentler mit Michelle van der Veen, welche Möglichkeiten es gibt, seine Social Media-Tools zu verwalten und effektiv auszuwerten. Im Zuge einer ausbaufähigen Socialmedia-Strategie im LWL-Archivamt ein wichtiger Aspekt.
In der abschließenden Session habe ich mich dann zu einer virtuellen Benutzerreise aufgemacht – passenderweise durch ein Museum. Angereichert durch Beispiele aus Konzerthäusern lernte ich, was Benutzer heute erwarten und erwarten können, und das nicht nur während des Aufenthalts in der Kulturinstitution sondern davor, währenddessen und danach.
Das zweite stARTcamp in Münster war eine wichtige Veranstaltung, die durchaus als ein Erfolg verbucht werden kann. Vielen Dank noch einmal an die Organisation! Insgesamt habe ich viel gelernt und Inspirationen bekommen. Manchmal waren die Diskussionen in den einzelnen Sessions allerdings zu gering. Hier würde ich mir wünschen, dass auch unter den Teilnehmern in Zukunft mehr diskutiert wird. Die Paralleldiskussionen auf Twitter kannte ich aus anderen Veranstaltungen bereits. Diese sollten aber vor Ort nicht die einzigen sein. Insgesamt war das stARTcamp in Münster eine gelungene Sache und es bleibt zu hoffe, dass es im nächsten Jahr ein neues stARTcamp im LWL-Landeshaus geben wird.

Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

Das Organisationsteam. Foto: Steffi Koch (http://neongold.org/)

 

Antje Diener-Staeckling

 

 

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/2074

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19. Tagung des Arbeitskreises „Archivierung von Unterlagen aus digitalen Systemen“ (Wien, 10./11. März 2015)

Als fachliches Diskussionsforum und informelle Kontaktbörse für alle Fragen der digitalen Langzeitarchivierung hat sich der Arbeitskreis „Archivierung von Unterlagen aus digitalen Systemen“ seit fast zwei Jahrzehnten bewährt. Die diesjährige Tagung, zu der das Österreichische Staatsarchiv eingeladen hatte, fand am 10. und 11. März 2015 in Wien statt.

Die dabei gehaltenen Vorträge zeigten einerseits aktuelle Entwicklungen und Fortschritte auf, thematisierten andererseits aber ebenfalls noch offene Fragen und Probleme. Eindrucksvoll waren vor allen Dingen die Präsentationen einzelner Staats- und Landesarchive zu ihren jeweiligen fachlichen und technischen Lösungen in den  Bereichen Ingest (Übernahme), Preservation Planning (digitale Bestandserhaltung) und Access (Nutzung). Obwohl somit die ‚Big Player‘ über weite Strecken das Tagungsgeschehen dominierten, hielt die Veranstaltung auch interessante Aspekte für kleine und mittelgroße Archive bereit, die mit der digitalen Langzeitarchivierung oft erst am Anfang stehen. Herausgegriffen seien an dieser Stelle drei Vorträge, die für die Kommunalarchive in Westfalen durchaus Relevanz beanspruchen können.

Dr. Christian Keitel (Landesarchiv B-W) beim Vortrag (Foto: Österreichisches Staatsarchiv)

Dr. Christian Keitel (Landesarchiv B-W) beim Vortrag (Foto: Österreichisches Staatsarchiv)

In einem der ersten Tagungsbeiträge referierten Christian Keitel (Landesarchiv Baden-Württemberg), Miriam Eberlein (Stadtarchiv Heilbronn) und Manfred Waßner (Kreisarchiv Esslingen) über den Ausbau der vom Landesarchiv entwickelten Archivierungslösung DIMAG zu einem digitalen Langzeitarchiv für die baden-württembergischen Städte und Gemeinden. Auch diesen soll nun eine Nutzung der mandantenfähigen und browserbasierten Software ermöglicht werden. Der Betrieb des digitalen Magazins erfolge dabei über die regionalen Rechenzentren, mit denen einheitliche Hostinggebühren vereinbart werden. Auch für die Kosten, die von kommunaler Seite gegenüber dem Landesarchiv anfallen, existieren bereits erste Kostenmodelle. Als ‚Pilotarchive‘ fungieren in diesem Zusammenhang das Stadtarchiv Heilbronn sowie das Kreisarchiv Esslingen, das in Sachen digitaler Langzeitarchivierung künftig die Funktion einer Verbundzentrale für die kreisangehörigen Kommunalarchive übernehmen soll. Über die Lizenz des Kreisarchivs wird DIMAG somit auch kleinen Archiven zur Verfügung stehen. Diese werden allerdings nur einen Lesezugriff auf ‚ihre‘ digitalen Aufzeichnungen erhalten; alle anderen nötigen Prozesse wie den First-Level-Support, den Ingest, die Magazinführung inkl. Metadatenverwaltung sowie die Überwachung von Migrationszyklen übernimmt das Kreisarchiv. Eine solche Lösung hat zunächst einmal viel für sich, da vor allem die  „Einmann-/Einfrau-Archive“ so weit wie möglich von technischem Ballast und der damit verbundenen fachlichen wie personellen Überforderung befreit werden. Fürs erste ungeklärt bleibt, ob sich die anvisierten Finanzierungspläne als tragfähig erweisen (eine erste Evaluation ist 2018 beabsichtigt) und ebenso, in welcher Form sich die Kommunalarchive künftig am Echtbetrieb des digitalen Langzeitarchivs beteiligen. Man darf also gespannt sein, welche Resultate der jetzt anlaufende Produktivbetrieb bringen wird. Das LWL-Archivamt wird die Entwicklungen in Baden-Württemberg aufmerksam verfolgen, da wir den  Kommunalarchiven in Westfalen-Lippe eine ähnliche Unterstützungsleistung unter dem Dach des „Digitalen Archivs NRW“ anbieten möchten.

Am zweiten Tag problematisierte Claire Röthlisberger-Jourdan (KOST = Koordinationsstelle für die dauerhafte Archivierung elektronischer Unterlagen, Bern) anhand eines Preservation-Prozesses für eine TIFF-Datei die Verwendung geeigneter Dateiformate für eine sicheren Erhalt digitaler Informationen. Den meisten Kommunalarchiven dürfte wenig bekannt sein, dass die KOST auf ihrer Internetseite einen ständig aktualisierten Katalog archivischer Dateiformate (KaD) bereitstellt, der ca. 30 verschiedene Formate vorstellt und deren Eignung für die digitale Archivierung anhand eines Kriterienkatalogs beschreibt (vgl. http://kost-ceco.ch/wiki/whelp/KaD/index.php). Relevante Informationen dazu finden sich auch in den online verfügbaren Handreichungen des Archivamtes. Eine zumindest rudimentäre Kenntnis über aktuell empfohlene ‚haltbare‘ Dateiformate ist auch für Kommunalarchive wertvoll, die noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen sind. Wenn bereits jetzt im Archiv selber oder einzelnen Verwaltungszweigen darauf hingewirkt werden kann, nur noch in bestimmten Dateiformaten abzuspeichern (z.B. PDF/A für Word-Dokumente) erleichtert dies auch die spätere Überführung der Daten in ein produktives Langzeitarchiv.

Blick ins Plenum (Foto: Österreichisches Staatsarchiv)

Blick ins Plenum (Foto: Österreichisches Staatsarchiv)

In der abschließenden Sektion der Wiener Fachkonferenz standen mit Webseiten und E-Mail-Konten zwei besonders problembehaftete Kategorien digitaler Unterlagen im Mittelpunkt. Während es für die aus unterschiedlichen Informationsobjekten zusammengesetzten Webseiten bereits erste Lösungsansätze zu deren Archivierung gibt, steht die Diskussion zur Archivierung von E-Mails noch relativ am Anfang. Der Beitrag von Corinna Knobloch (Landesarchiv Baden-Württemberg) diente folglich in erster Linie dazu, um grundsätzliche Fragen zu diesem Themenkomplex zu konkretisieren. Abgesehen von der Entscheidung über die Archivwürdigkeit einzelner E-Mail-Konten, wäre in einem zweiten Schritt erst einmal zu klären, was davon mit welchem Kontext übernommen werden bzw. wie das entsprechende Informationsobjekt im Langzeitarchiv zusammengesetzt sein sollte. Theoretisch würde sich hier die Möglichkeit eröffnen, neben einzelnen E-Mails auch einzelne Ordner oder sogar den kompletten Account als ein Informationsobjekt zu übernehmen. Ein weiteres potenzielles Problem stellen die unterschiedlichen Dateiformate der E-Mail-Anhänge dar, denen hinsichtlich der digitalen Bestandserhaltung Rechnung getragen werden muss.

Ob kommunale Archivierungsverbünde, langzeitarchivfähige Dateiformate oder E-Mail-Archivierung – die Tagung in Wien hat erneut deutlich gemacht, wie sinnvoll der kollegiale Austausch auf theoretischer wie praktischer Ebene ist. Allerdings fehlt es gerade bei  kleineren und mittleren Archive oft noch an entsprechenden Praxiserfahrungen, an denen man sich zum Vergleich orientieren könnte. Vielleicht gibt es auf der nächsten Tagung des Arbeitskreises Anfang März 2016 in Potsdam auch neue Erkenntnisse aus kommunalen Archiven oder IT-Abteilungen zu berichten. Das Programm und alle Powerpoint-Präsentationen der diesjährigen Tagung sind für alle Interessierten bereits jetzt der Homepage des Staatsarchivs St. Gallen abrufbar: http://www.staatsarchiv.sg.ch/home/auds/19.html.

Darüber hinaus ist eine zeitnahe Publikation der Tagungsbeiträge fest eingeplant.

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/2007

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