Medienkritik: Kann man lechts und rinks velwechsern? Ein Gastbeitrag von Uwe Krüger

Es waren spannende Fragen für Medienkritiker, die das Institut für Protest- und Bewegungsforschung auf seiner Jahrestagung am 24. November in Berlin stellte: Wie verändert die „Lügenpresse“-Debatte, die vor allem von rechtskonservativen bis rechtsextremen Akteuren in teils völkischen und rassistischen Alternativmedien und auf sozialen Netzwerkplattformen geführt wird, die progressive Medienkritik? Seit Jahrzehnten haben sich linke Akteure an den Eigentumsverhältnissen und Selektionskriterien etablierter Medien abgearbeitet, eigene Medienprojekte gestartet und Gegenöffentlichkeit hergestellt. Müssen sie nun, da eine machtvolle Gegenöffentlichkeit von rechts entstanden ist, die von links-grün versiffter, gesteuerter, gleichgeschalteter Systempresse spricht und in ihren Kritikmustern zuweilen linker Medienkritik ähnelt, ihr Verhältnis zu den Mainstream-Medien neu justieren? Wo erwies sich die eigene Kritik als zutreffend, wo als problematisch? Wie geht radikale Medienkritik, die nicht an Verschwörungsideologien anschlussfähig ist? Und kann man „lechts und rinks (…) velwechsern“ (Ernst Jandl)?

„Nein“, sagt ganz entschieden Wolfgang Lieb, der Mitgründer und ehemalige Mitherausgeber des erfolgreichen Polit-Blogs Nachdenkseiten.de.

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Quelle: https://medienblog.hypotheses.org/745

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Weltweit vor Ort: Geschichtspolitik gegen wissenschaftliche Interessen. Die Kontroversen um die Gründung des Deutschen Historischen Instituts Washington vor 30 Jahren

Der Gründung des Deutschen Historischen Instituts (DHI) Washington 1987 gingen politische Kontroversen um die korrekte Interpretation deutscher Vergangenheit voraus, die in der heutigen Atmosphäre wissenschaftlicher Gelehrsamkeit kaum mehr erkennbar sind.

Die Interessen, die verschiedene Akteure antrieben und die Erwartungen, die sie mit der Gründung eines historischen Instituts auch in Washington verbanden, hätten verschiedener kaum sein können: Fachhistoriker feierten die Gründung eines Forschungsinstituts, das den transatlantischen Austausch fördern würde, als Meilenstein für die Geschichtswissenschaft und – so Fritz Stern – als „denkwürdiges menschliches Ereignis“. Die Regierung Kohl hoffte hingegen, geschichtspolitisch wirken zu können und „eine erkennbare Präsenz deutschen Geschichtsverständnisses in Washington zu erreichen.“ Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) wollte dem „Anliegen des Bundeskanzlers“ entsprechen, „dem von amerikanischen Juden betriebenen Holocaust-Museum“ eine bundesdeutsche Interpretation der Vergangenheit entgegenzusetzen.[1] Recherche in Akten und Nachlässen auf beiden Seiten des Atlantiks erlaubt die Rekonstruktion der Gründungsgeschichte des Instituts als punktuelle Überlagerung und Widerstreit politischer und wissenschaftlicher Interessen.

Eine Initiative für die Gründung eines DHI in den USA ging von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus, die nach 1933 in die USA emigriert waren. Von ihrer Expertise profitierten nicht nur amerikanische Universitäten und Kriegsanstrengungen während des Zweiten Weltkrieges, sondern nun auch die Historikerzunft selbst: Nach dem Krieg waren es vielfach Emigranten, die eine wichtige Brücke für den wissenschaftlichen Austausch über den Atlantik bauten. Informelle Kontakte, wie sie etwa Felix Gilbert unterhielt, der sich anhaltend für die Arbeit junger deutscher Kolleginnen und Kollegen interessierte, ermöglichten einer neuen Wissenschaftlergeneration, im Rahmen von Forschungsaustausch und Studienaufenthalten neue Impulse für die eigene Arbeit aufzunehmen. Mit dem zunehmenden Erfolg von deutschen Historikern, die wie Wolfgang J.

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Quelle: http://gab.hypotheses.org/4067

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Isoliert und Übergewichtig; Asozial und Gefährlich. Der Umgang mit Nerd-Stereotypen in Watch Dogs 2

Im Sommersemester 2017 habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Andreas Obenaus zum nun dritten Mal an der Universität Wien einen Kurs zu Mythen im Digitalen Spiel gehalten.  Drei der abgegebenen Abschlussarbeiten haben mir dabei so gut gefallen, dass ich den StudentInnen angeboten habe, eine überarbeitete Version als Gastbeitrag auf meinem Blog zu publizieren. Es ist mir eine große Freude als ersten Beitrag einen Essay von Daniel Malzer und Kevin Mallinger zur Instrumentalisierung der Nerd/Geek Figur im Spiel zu präsentieren.  (Eugen Pfister)

von Kevin Mallinger* und Daniel Malzer**

 

Setting und Story

Hast du nichts zu verbergen hast du nichts zu befürchten – dieser paradigmatische Stehsatz im Bezug zur modernen Überwachungsgesellschaft ist das zentrale Thema des von Ubisoft Montreal entwickelten Computerspiels Watch Dogs 2[i]. Abgesehen von zahlreichen positiven Kritiken der Fachpresse[ii] fand vor allem die Handlung und das Setting des Videospiels Anklang, auch in Videospiel-unaffinen Zeitschriften.[iii]

Das Action-Adventure versetzt den Spielenden in eine dystopische nahe Zukunft, die gar nicht so entfernt scheint. In regelrechter Orwell‘scher Manier hat sich die Entwicklung zu absoluter Überwachung manifestiert.

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Quelle: http://spielkult.hypotheses.org/1522

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Komplexitätsforschung VII: Der Fluch der Freiheit – Die Komplexität des Einfachen

Dirk Rustemeyer In der „Phänomenologie des Geistes“ bestimmt Hegel den „Geist“ als etwas, das in der Zeit erscheint, bis er die Zeit tilgt (Hegel, G.W.F.: Phänomenologie des Geiste [1807]. Werke Bd. 3. Frankfurt/M. 1980, S. 584). Wirklichkeit entpuppt sich als Werden zu dem, was „an sich“ schon war, bis es „für sich“ wird.

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Quelle: https://kure.hypotheses.org/361

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Berlinale: Weniger Macht den Funktionären

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin in den Schlagzeilen – obwohl es noch rund zweieinhalb Monate dauert, bis die Hauptstadt im Februar wieder Treffpunkt der internationalen Film-Community wird, Festivaldirektor Dieter Kosslick auf dem Roten Teppich vor dem Berlinale-Palast am Potsdamer Platz posiert, die Öffentlichkeit das Rennen um die Goldenen Bären verfolgt und der European Film Market seine Tore für Branchenvertreter öffnet. Dass Tom Tykwer auf der 68. Berlinale den Vorsitz der Internationalen Jury übernimmt, war den Medien Anfang des Monats nur eine Randnotiz wert. Der Paukenschlag jetzt dürfte aber auch weit über das Jahr 2018 hinausreichen.

Was ist geschehen? In einem offenen Brief fordern 79 deutsche Regisseurinnen und Regisseure einen „Neuanfang“ des deutschen A-Festivals, damit die Berlinale ihre Position als eines der weltweit führenden Filmfestivals behaupten könne. Zu den Unterzeichnern zählen Fatih Akin, der immer noch letzte deutsche Gewinner des Goldenen Bären (2004, Gegen die Wand), die Berlinale-Lieblinge Andreas Dresen und Christian Petzold, etablierte Filmschaffende (Doris Dörrie, Dominik Graf, Simon Verhoeven) genauso wie Newcomer (Anne Zohra Berrached, Tom Lass) und schließlich über jeden Zweifel erhabene Branchengrößen wie Edgar Reitz, Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta. Dass beinahe die gesamte Spitze der deutschen Filmregie geschlossen gegen ihr Flaggschiff meutert und den Kurs der Berlinale so offen kritisiert, kommt in der Tat einer „Revolution“ (Spiegel Online) gleich. Und auch der Zeitpunkt ist alles andere als zufällig: Die Dämmerung von Kosslicks Intendanz hat längst begonnen, der Vertrag des Berlinale-Chefs wird über 2019 hinaus nicht verlängert, die Suche nach einem geeigneten Nachfolger läuft auf Hochtouren.

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Quelle: https://medienblog.hypotheses.org/732

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Ostschwäbische Stiftsdamen im Konvent von Hohenburg im Elsass im 12. Jahrhundert

Vor Jahren fielen mir bei Betrachtung eines Faksimiles aus dem im 12. Jahrhundert entstandenen berühmten Hortus deliciarum1 der Äbtissin Herrad von Hohenburg (Herrad von Landsberg2) heimatlich vertraute Namen auf, die Herkunftsorte bildlich dargestellter Chorfrauen des Hohenburger Konvents: Flochberg, Bilriet, Neuffen usw. Es wäre an der Zeit, dass diese sehr frühen Ortsnamensbelege auch von der württembergischen Forschung zur Kenntnis genommen würden. Sie fehlen in den Reichardt’schen Ortsnamenbüchern, der neuesten einschlägigen Zusammenstellung. In Bayerisch-Schwaben hatte, wie ich gerade erst sah, Wilhelm Kraft 1960 „Bildnisse schwäbischer Frauen aus der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas (1175)“ vorgestellt.3 Nach Helmut Lausser erschien der Erstdruck in: „Unterhaltungsblatt des Fränkischen Kuriers, Jg. 1935, Nr. 111, 11“4

Als Textgrundlage kann eine gute Reproduktion der kolorierten Nachzeichnung in dem Buch von Engelhardt 1818 in „Gallica“ herangezogen werden:

http://gallica.

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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/68803

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Tschau, Dschameika!

Ich weiß nicht, woran es lag, aber die Jamaika-Sondierungsgespräche haben bei mir persönlich kaum das Interesse hervorgerufen, dass sie in den Medien erfahren haben. Oftmals, wenn ich die Überschriften der typischen Online-Magazine überflog, die viele Menschen täglich überfliegen, war ich sogar verblüfft, wenn mir klar wurde, dass es um die Sondierungsgespräche ging, und nicht um Jamaika als Land. Ob mein Desinteresse nun charakteristisch für die Politikverdrossenheit vieler Menschen in Deutschland ist, oder eher auf das typische Desinteresse von Elfenbeinturmbewohnern an irdischen Angelegenheiten zurückzuführen ist, kann ich selbst nicht richtig beantworten. Was mein Interesse als Linguist jedoch erregte, war ein Artikel von Jan Fleischhauer, in dem dieser sich dieser darüber mockierte, dass das Wort „Jamaika“ von den meisten Verhandlungspartnern „hybrid“ ausgesprochen werde:

Bis heute können sich nicht einmal die Beteiligten entscheiden, ob sie den Namen ihrer Koalition nun deutsch aussprechen, also mit einem J wie in Julia und dann einem ai wie in ei – oder englisch, das heißt mit weichem Dsch und mäj in der Mitte. Die meisten haben sich für einen Mittelweg entschieden: englisch beginnend, auf deutsch endend. Jens Spahn hat recht: Gegen den Zwang zum Kosmopolitismus ist kein Kraut gewachsen. (Fleischhauer, SPON, 02.11.2017, [URL])



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Quelle: https://wub.hypotheses.org/160

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„N. O. Body – Aus eines Mannes Mädchenjahren“ – von einer Medizinhistorikerin neu gelesen IV: Jüdischer Kontext

Jüdischer Kontext – die Rolle des Mohel

Titelblatt der Ausgabe von 1907. Dies ist der zweite von vier Beiträgen von Marion Hulverscheidt zu „N.O. Body“: Teil I: Hinführung und Fragestellung Teil II: Geburt und Hebamme Teil III: Arztkontakte Teil IV: Jüdischer Kontext Teil V: Diskussion und Resümee

In seiner pseudoanymisierten Autobiographie hat Karl M. Baer seine jüdische Herkunft verschleiert. Martha Baer wurde als Kind einer jüdischen Familie geboren. Vielleicht hat der Vater von Martha Baer nicht, wie in der Autobiographie von N. O.

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Quelle: http://intersex.hypotheses.org/5012

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Karrieren eines Beraters – biografische Skizze zum Wirtschaftsprüfer Dr. Wilhelm Voss (1896-1974) – Teil 2

Obgleich angesehener Funktionär des deutschen Revisions- und Treuhandwesens der späten 1920er Jahre, einer der ersten öffentlich bestellten Wirtschaftsprüfer 1931 und langjähriges Vorstandsmitglied des Reichswerke „Hermann Göring“-Konzerns (1938-1945) sowie in den frühen 1950er Jahren Rüstungsberater der ägyptischen Regierung, ist über Voss heute kaum etwas bekannt. Hiermit lege ich eine erste chronologisch-biografische Skizze zu Voss vor.

Gesamtinhalt (Teil 1 und 2)

1.      Herkunft, Kriegsdienst, Studium und erste Berufstätigkeit

2.      Voss als Funktionär im Revisions- und Treuhandwesen

3.      Voss als Berater und Manager



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Quelle: http://abgehoert.hypotheses.org/680

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Operation Kulturreflexion

Dirk Baecker   I Drei Fakultäten gibt es an der Universität Witten/Herdecke. Die erste realisiert den Gründungsgedanken einer universitären Nachwuchsausbildung für die medizinische Praxis im Allgemeinen und das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke im Besonderen, die zweite gehorcht einem Hochschulgesetz, das den Status einer Universität damals nur für eine Einrichtung kannte, die mindestens zwei Fakultäten aufweist (heute erspart sich das HG Definitionen, indem es die Hochschulen in §1 (2) schlicht namentlich listet, für die es gilt). Es lag nahe, der Fakultät für Gesundheit und ihrem Interesse an […]

Quelle: http://kure.hypotheses.org/356

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