Seit Montag kann man RetroNews, das neue Portal der digitalen Archive der französischen Presse ausprobieren. Es ermöglicht im Moment eine Recherche in 50 Pressetiteln aus drei Jahrhunderten – die Zeitspanne reicht von 1631, dem Entstehungsjahr der Gazette von Théophraste Renaudot, … Weiterlesen →
Was sind und zu welchem Ende studiert man Geisteswissenschaften?
Ein polnischer Kollege berichtete mir vor kurzem von einem seiner Studenten, dessen Prüfung sich aufgrund eines neuen Arbeitsplatzes verzögerte, den dieser zur Finanzierung seines Studiums angetreten hatte. Inzwischen hat er sein Studium der Geschichte erfolgreich abgeschlossen. Wie sich herausstellte, arbeitet…
#autoChirp – Kooperative Digital Humanities im Kleinen
Nicht ohne gewissen Stolz kann ich verkünden, dass seit ein paar Stunden das Programm #autoChirp als Web-Applikation unter http://autochirp.spinfo.uni-koeln.de zur Verfügung steht. Dieses Programm bietet die Möglichkeit, Tabellen mit Tweet-Texten (und ggfs. Bildern und Geolocations) hochzuladen, die automatisch auf spezifizierte Daten/Uhrzeiten gescheduled werden. #autoChirp ist damit ein Tool, das für Twitter-Projekte nach dem Vorbild von #digitalPast eingesetzt werden kann. Tatsächlich plant Jan Kirschbaum (@talonaut), Historiker an der Uni Düsseldorf, das von ihm geleitete Projekt #NRWHistory mit Hilfe von @auto_Chirp zu bestreiten.
Idee
Alles begann mit einem Interview, das Daniel Meßner (@dmeszner) drüben im EDIT-Blog mit Moritz Hoffmann (@moritz_hoffmann) führte.
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Anti-Resilienz
Nassim Nicholas Taleb: Antifragilität. Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen. München: Random House 2014.
Ein Buch, das in die Zeit passt. Nassim Nicholas Taleb singt ein Loblied auf Ungewissheit und Zufälligkeit. „Ich möchte in einer Welt, die ich nicht verstehen kann, glücklich leben können“ (S. 25). Wer das auch will, sollte seinen Taleb lesen. Glück entsteht hier allein schon durch Sprache und Argumentationsstil.
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Ein Hoch auf das Reich?
Die Deutschen galten in der Frühen Neuzeit als besonders trinkfreudig. Unpolitisch waren sie dabei aber keineswegs – genau dies zeigt ein bemerkenswertes Exponat, das ich letztens im British Museum in London gesehen habe. Dort befindet sich ein „Humpen“ (so tatsächlich der Begriff auf dem erläuternden Kärtchen im Museum), der den Kaiser, den kaiserlichen Doppeladler sowie die Kurfürsten zeigt. Kaiser und Kurfürsten werden auf dem Pferd reitend mit Insignien ihrer Würde abgebildet. Das Trinkgefäß transportiert also auch eine politische Aussage.
Doch zunächst zum Exponat selbst. Die Glaswand zeigt im oberen Bereich den Kaiser („Römischer Keiser“, so auf dem Exponat) sowie drei Kurfürsten; in der unteren Hälfte sind drei weitere Kurfürsten zu sehen, dazu noch der Doppeladler. Der König von Böhmen als siebter Kurfürst fehlt; diese Kur ruhte ja in dieser Zeit.
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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/876
Männer in engen Höschen – Storytelling durch Männlichkeiten bei World Wrestling Entertainment
Ein amerikanisches Großereignis nähert sich uns erneut. Nein, es ist nicht der Super Bowl, auch wenn es zu diesem Anlass ebenso etliche Männlichkeiten zu analysieren gebe. Morgen findet das bedeutendste Großevent von einer Firma statt, die sich nur allzu gut mit „knallharten Kerlen“ auskennt und damit Woche für Woche das Publikum unterhält: Es handelt sich um Wrestlemania. Ring frei für Männer in knappen Höschen. Eigentlich klingt das nicht sehr „männlich“, die meisten Menschenempfinden nicht zuletzt durch das Tragen der knappen Höschen, besonders im europäischen … Männer in engen Höschen – Storytelling durch Männlichkeiten bei World Wrestling Entertainment weiterlesen
Resilienz und jüdische Geschichte im späten Mittelalter
1000 Worte Forschung von Lukas Clemens und Christoph Cluse (Trier)
Im Rahmen einer DFG-Forschergruppe zum Thema »Resilienz: Gesellschaftliche Umbruchphasen im Dialog zwischen Mediävistik und Soziologie« werden wir am Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden ab Sommer 2016 ein neues Projekt bearbeiten, dass sich mit den Reaktionen aschkenasischer Juden auf Verfolgung, Entrechtung und Vertreibung seit der Mitte des 14. Jahrhunderts befasst.
Das Projekt untersucht Handlungsoptionen und Resilienzstrategien der jüdischen Minderheit in Aschkenas, d. h. im römisch-deutschen Reich und den daran angrenzenden Siedlungsgebieten deutschsprachiger Juden (Oberitalien, Ostmitteleuropa), angesichts vielfältiger und tiefgreifender Disruptionserfahrungen vom 14. bis frühen 16. Jahrhundert. Damals erwies sich die kollektive Praxis jüdischen Lebens in Familien, Haushalten und Gemeinden immer wieder akut in ihrem Bestand bedroht. Das Projekt fragt nach strukturellen Voraussetzungen, Akteurskonstellationen und konkreten Handlungen, die dazu geeignet waren, mittel- und langfristig akzeptable Rahmenbedingungen für den Fortbestand der jüdischen Religion als Lebensform in der christlichen Umgebung zu sichern.
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Plädoyer für eine unterhaltsame Bibelwissenschaft │ Interview mit Dr. Werner Kleine
In seinem Blog DEI VERBUM, den er zusammen mit dem Alttestamentler Till Magnus Steiner betreibt, liest Dr. Werner Kleine die „Bibel im Kontext unserer Zeit“. Der Initiator der Katholischen Citykirche…
Eine verpasste Chance der Geschichtswissenschaft? Eine historische Perspektive des Jahres 2049 auf damals.
von Daniel Giere*
Wir schreiben das Jahr 2049: Laut der aktuellen 51. JIM-Studie werden „analoge“ Bücher nur noch von rund 6 % der 12- bis 19-Jährigen täglich oder mehrmals pro Woche gelesen. Das digitale Spiel konnte indessen seinen Siegeszug fortsetzen und wird inzwischen von 99 % der Jugendlichen täglich über mehrere Stunden hinweg konsumiert [1]. Vergleicht man dieses Ergebnis mit den fast historisch anmutenden Werten der JIM-Studie des Jahres 2013, welche erstmalig die freizeitliche Mediennutzungsintensität analoger Bücher geringer als die digitaler Spiele ausmachte [2], stellt sich der Historiker doch die begründete Frage: „Wie konnten nur digitale Spiele innerhalb so kurzer Zeit zum weltweiten Leitmedium emporsteigen?“
Eigentlich ist das kaum verwunderlich, vermochte das digitale Spiel doch schon 1993 die visuelle Wahrnehmung des Menschen – annähernd – dreidimensional zu simulieren. Die VR-Systeme der 2010er Jahre ließen Immersion und Engagement in immer realistischeren Rezeptionssituationen zu. Wurden in den Jahren 2012 bis 2014 die Fantastereien einer universitären Ausbildung von Pro-Gamern der Webserie Video Game High School noch herabwürdigend belächelt, stellt 2049 die Ausbildung von „Pro-Gamern“ einen wichtigen und die Entwicklung digitaler Spiele sogar einen fächerübergreifend integralen Bestandteil des Studienangebots dar. Die Entwicklerinnen und Entwickler digitaler Spiele besannen sich alsbald darauf eine stärkere Subjektorientierung zu etablieren.
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Roths Rheingauer Ostereier
„Auf Ostern bekamen die Kinder von den Lehrern in der Schule gefärbte und gemalte Eier“, heißt es in dem Aufsatz: Zur Geschichte der Volksgebräuche im Rheingau während des 17. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Kulturgeschichte Neue (4.) Folge Bd. 2 (1895), S. 182-191.1 Er stammt aus der Feder des Nassauer Privatgelehrten Ferdinand Wilhelm Emil Roth und stützt sich auf den lateinischen Bericht des Rüdesheimer Pfarrers Konrad Noll, der 1601 auf Geheiß des Mainzer Vikariats einen Bericht über den religiösen Zustand des Rheingaus einreichte. Elmar Lorey ist in seinem Online-Beitrag „Von Nikoläusen, Ostereiern und historischen Schinken“ der Sache nachgegangen. Roth gibt keinen Fundort der Quelle an, und Lorey suchte vergeblich nach ihr: „Das Original des historischen Dokumentes war leider in keinem der einschlägigen Staats- oder Diözesanarchive mehr aufzutreiben und muss vermutlich als verschollen gelten.“ Herrn Lorey bin ich sehr dankbar, dass er mir am 3.
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