Ein fehlender deutsch-französischer kommunikationswissenschaftlicher Diskurs?

Warum nicht nur ein konkretes Thema in den Mittelpunkt des Blogs rücken, sondern auch das Fach an sich? Das ist doch viel zu groß! Ein viel zu weites Feld! Und es wurde doch schon so vieles gesagt! Allerdings fehlt etwas, genau genommen: ein Diskurs oder ein kommunikationswissenschaftlicher Austausch zwischen zwei Ländern. Obwohl Deutschland und Frankreich Nachbarländer sind und eine Menge Austausch- und Kooperationsvereinbarungen existieren, wird oft immer die gleiche Handvoll deutscher Autoren in französischen Arbeiten und dieselben französischen Autoren in deutschen Forschungen zitiert. Als ich das erste Mal in einer französischen Vorlesung saß, kannte ich keinen einzigen der genannten Autoren. Ich musste mir eingestehen, dass ich die französischsprachigen Fachzeitschriften nicht einsortieren konnte und welche Themen in der französischsprachigen Forschung gerade aktuell waren, hätte ich nicht sagen können. Seit diesem Zeitpunkt beschäftigt und begleitet mich die Auseinandersetzung mit zwei unterschiedlichen Forschungstraditionen, die doch eigentlich (zumindest geographisch) direkt nebeneinander liegen.



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Quelle: http://kowisic.hypotheses.org/33

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Blogparade #refhum: Flüchtlinge und Migration in den Geisteswissenschaften

refhum“Migration hat bislang historisch unter allen Umständen Grenzen überwunden und wird es auch weiterhin tun.” Einen besseren Einstieg in eine Blogparade zu Flüchtlingen, Migration und Interkultur in den Geisteswissenschaften kann man sich nicht wünschen. Gesagt hat diesen Satz Dr. Manuela Bojadžijev vom Institut für Europäische Ethnologie der HU Berlin in einem der wenigen öffentlichen Beiträge von Seiten der historischen Sozial- und Geisteswissenschaften zum Thema. Sätze wie dieser können populistische, hetzerische und menschenunwürdige Meinungen nicht ändern und fehlgeleitete Diskussionen nicht verhindern. Aber sie können ihnen vielleicht eine Facette hinzufügen, die auf wissenschaftlichen Daten, Untersuchungen oder Vergleichen beruht und der medialen Darstellung mehr Trennschärfe gibt. Dazu möchte ich in meiner ersten Blogparade #refhum aufrufen – und auch dazu, den Austausch zum Thema unter den Wissenschaftsbloggern der verschiedenen Disziplinen anzuregen.

Was ist eine Blogparade?



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Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1683

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9. Niemand will mächtig sein (2/3)

Sagen Sie, kennen Sie den fahrigen Adligen aus dem Ersten, der sich über Bürger und Politikerinnen lustig macht? Seinem Amüsement pflichten viele seiner Zuhörer bei und stimmen ihm durch begeisterte Akklamation eigentlich im jedem Punkt zu. Denken Sie nicht, dass dies ein Beispiel dafür ist, dass Macht eben nicht immer Durchsetzung gegen den Willen anderer ist, sondern ebenso die geschickte, beispielsweise rhetorisch geschliffene Überzeugung zur Zustimmung?

Die Pointe des letzten Eintrags war eigentlich Folgende: Man kann Macht dekonstruieren (Applaus von den hinteren Sitzreihen, von hinten links, von Derrida). Sie ist kein Ziel an sich, sondern nur Mittel. Mittel ohne Ziel ist zwecklos. Also muss man sich zunächst über die Ziele im Klaren sein, wobei herauskommen kann, dass viele davon eigentlich keinerlei Machtposition bedürfen, die mit einer herausgehobenen Stellung einhergeht. Will man beispielsweise das Ziel verfolgen, ein glückliches Leben zuführen, sollte man sich tunlichst von herausgehobenen Stellungen fernhalten. Warum, werden wir gleich sehen.

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Quelle: http://philophiso.hypotheses.org/595

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Einwanderung und Überlieferungszusammenhang

Historiker müssen sicher nicht zu allem etwas beitragen. Sie sollten es, jedenfalls als Historiker, vor allem dann nicht tun, wenn ihre eigene Arbeit nichts mit dem Thema zu tun hat, zu dem sie sich äußern. Sie sollten dann auch vorsichtig mit dem Einsatz ihres Vokabulars sein, das nach außen Expertentum suggeriert, auch wenn ein solches gar nicht vorliegt. Sie sollten dann auch markieren, dass sie sich als Privatleute äußern, nicht als Experte. Anders vor etwa drei Wochen Jörg Baberowski: Unter dem Titel “Europa ist gar keine Wertegemeinschaft” wendet er sich vehement gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung.

Nun gilt es nicht, dem, was Baberowski dort vorträgt, als weiterer vermeintlicher Experte etwas entgegenzustellen. Es reicht vielleicht festzustellen, dass auch Baberowski nicht wirklich souverän beispielsweise mit den verschiedenen Aufenthaltstiteln umgeht, die einen legalen Aufenthalt in Deutschland ermöglichen, und stattdessen pauschalierend und mehrfach von “illegalen Einwanderern” spricht; er weiß, was ein solches Sprechen auslöst. Und dass er den von anderen schon gewohnten Minderheitsduktus dann in einem Folge-Interview auch noch einnimmt (“es gibt eine Atmosphäre, in der jene, die das wollen, anderen vorschreiben können, wie sie zu reden haben” – http://www.faz.

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Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/343

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Buchschuhe für die Handschriften

Ein Schmuckstück nicht nur des Archivs sondern auch des ganzen Schottenstifts ist das Handschriftenarchiv, jener Raum, in dem unter anderem die Handschriftensammlung aufgestellt ist. Besondere Bewunderung ruft immer wieder die Ästhetik der Bücherwände hervor. Unsere Handschriften und Inkunabeln verfügen weitestgehend noch über ihre mittelalterlichen Einbände und sind unverpackt aufgestellt. Dies bringt aber auch Probleme mit sich, denn die meisten Einbände der aus Platzgründen dicht gedrängten Bücher sind mit Metallbeschlägen versehen, weshalb es beim Ausheben in der Vergangenheit immer wieder zu kleineren Beschädigungen an benachbarten Büchern und dem Holz der Regalböden kam.

Als sowohl die konservatorischen wie auch die ästhetischen Bedürfnisse bedienende Maßnahme wurde nun die Aufstellung der Bücher in Buchschuhen vorgenommen. Im Gegensatz zu Schubern (oder gar Schachteln), die eine markante optische Veränderung mit sich gebracht hätten, sind Buchschuhe nicht nur vorne sondern auch oben offen und zudem aus einem dünneren säurefreien Archivkarton gefertigt. Dadurch können die Einbanddeckel der Bücher nicht mehr aneinander reiben, bei geschickter Bemessung sind die Buchschuhe zugleich aber kaum sichtbar.    

HsA_Buchschuhe_2
Ein Regalbrett, zwei Blickwinkel: Von vorne sind die Buchschuhe sichtbar, von der Seite nicht.

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Quelle: https://schotten.hypotheses.org/1002

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Buchschuhe für die Handschriften

Ein Schmuckstück nicht nur des Archivs sondern auch des ganzen Schottenstifts ist das Handschriftenarchiv, jener Raum, in dem unter anderem die Handschriftensammlung aufgestellt ist. Besondere Bewunderung ruft immer wieder die Ästhetik der Bücherwände hervor. Unsere Handschriften und Inkunabeln verfügen weitestgehend noch über ihre mittelalterlichen Einbände und sind unverpackt aufgestellt. Dies bringt aber auch Probleme mit sich, denn die meisten Einbände der aus Platzgründen dicht gedrängten Bücher sind mit Metallbeschlägen versehen, weshalb es beim Ausheben in der Vergangenheit immer wieder zu kleineren Beschädigungen an benachbarten Büchern und dem Holz der Regalböden kam.

Als sowohl die konservatorischen wie auch die ästhetischen Bedürfnisse bedienende Maßnahme wurde nun die Aufstellung der Bücher in Buchschuhen vorgenommen. Im Gegensatz zu Schubern (oder gar Schachteln), die eine markante optische Veränderung mit sich gebracht hätten, sind Buchschuhe nicht nur vorne sondern auch oben offen und zudem aus einem dünneren säurefreien Archivkarton gefertigt. Dadurch können die Einbanddeckel der Bücher nicht mehr aneinander reiben, bei geschickter Bemessung sind die Buchschuhe zugleich aber kaum sichtbar.    

HsA_Buchschuhe_2
Ein Regalbrett, zwei Blickwinkel: Von vorne sind die Buchschuhe sichtbar, von der Seite nicht.

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Quelle: https://schotten.hypotheses.org/1002

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Digitalia fundamentalis II – Relevanz und Methode

diskkonturHatte ich mich im ersten Teil vor allem damit beschäftigt, wie digitale Informationen überhaupt dauerhaft und verwertbar gespeichert und weitergegeben werden können, hier nun einige grundlegende Gedanken zur Relevanz genuin digitaler Quellen für die Geschichtswissenschaft und zu damit einhergehenden methodischen Aspekten. [1]

Relevanz und Authentizität

In Hinblick auf die schier unüberschaubare Menge an digitalen Daten, die sekündlich produziert wird und deren Ausmaß in Zukunft höchstwahrscheinlich noch gewaltig zunehmen wird, stellt sich als zentrale Frage die nach einer möglichen Auswahl der langfristig zu speichernden Informationen. Dies unterscheidet sich grundsätzlich zunächst nicht von der herkömmlichen Archivpraxis, bei der sich bereits ausgeklügelte Verfahren zur Bewertung der Relevanz von Archivalien herausgebildet haben. Trotzdem stellt man aber auch dabei immer wieder fest, dass die zur Beantwortung spezifischer Fragestellungen nötigen Dokumente schon lange der Kassation zum Opfer gefallen sind und keinerlei Abschriften oder Kopien mehr existieren. In der klassischen Archivstruktur ist eine Vorauswahl der aufzubewahrenden Materialien meist Kapazitätsgründen geschuldet, ein Problem, dass sich in Hinblick auf digitale Daten – wenn man die rapide technische Entwicklung von Speicherkapazität betrachtet – so vermutlich nicht mehr stellen wird. Dabei fallen jedoch andere Faktoren ins Gewicht: Wie lassen sich bei einer Unzahl sich vielleicht sogar widersprechender Daten die relevanten Informationen extrahieren, wenn wirklich alles gespeichert wird und mehr oder minder gleichberechtigt nebeneinander steht? Wäre in diesem Zusammenhang eine wissenschaftliche Vorbewertung sinnvoll und nach welchen Kriterien und durch wen könnte dies geschehen?



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Quelle: https://digitalia.hypotheses.org/27

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Flüchtlinge in Lemgo und Brake – ein historischer Rückblick (4)

Bildung und Aufgaben der Ortsflüchtlingsausschüsse, 1946 (StaL H 1 Brake - 193)

Bildung und Aufgaben der Ortsflüchtlingsausschüsse, 1946 (StaL H 1 Brake – 193)

Im Juli 1946 erging eine Anweisung des Kreisflüchtlingsamtes in Brake an die Stadt- und Dorfgemeinden im Kreis Lemgo. Die Flüchtlingsausschüsse in der bisherigen Zusammensetzung sollten aufgelöst und neugebildet werden. Bei der Neubildung sollten die Ausschussmitglieder nun zur Hälfte aus der ortsansässigen Bevölkerung und zur Hälfte aus gewählten Vertretern der Flüchtlinge bestehen.  Auch in der Gemeinde Brake bildete sich daraufhin ein Flüchtlingsausschuss, der eine beratende Funktion für die politischen Gremien und die Verwaltung ausübte. Davor hatte es bereits Beschwerden einzelner Flüchtlingsvertreter gegen ihre Behandlung vor Ort gegeben.

Nach dem Landesflüchtlingsgesetz Nordrhein-Westfalens vom 2. Juni 1948 sollten durch die bei den politischen Gemeinden bestehenden Flüchtlingsbeiräte (als Nachfolger der Flüchtlingsausschüsse) Schlichtungsausschüsse gebildet werden. Diese Ausschüsse hatten die Aufgabe, Streitigkeiten zwischen Flüchtlingen und Einheimischen, die sich aus der Unterbringung ergaben, gütlich beizulegen.

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Quelle: https://liparchiv.hypotheses.org/348

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Systematik eines Urlaubs.


Was der Krieg Heinrich Echtermeyer lehrte.

Lukas Boch/Michael Boch

 

Bereits der erste überlieferte Feldpostbrief, den der Landwirt Heinrich Echtermeyer an seinen Bruder Bernhard schreibt, enthält die Bitte, ein Urlaubsgesuch beim örtlichen Amtmann einzureichen.[1] Diesen Wunsch formuliert er über seine gesamte Briefkorrespondenz hinweg immer wieder. In seinen überlieferten 58 Feldpostbriefen und Postkarten an seinen Bruder kommt das Wort „Urlaub“ in jedem dritten,[2] der Begriff „Gesuch“ in jeden fünften[3] Schreiben vor. Die enorme Wichtigkeit des Themas Urlaub lässt sich folglich schon an der schieren Quantität der Erwähnungen in seiner Korrespondenz erkennen. Dabei hat es den Anschein, als entwickele Echtermeyer regelrechte Gesuchsstrategien. Die Entwicklung dieses Systems manifestiert sich in den immer komplexer werdenden Anweisungen an seinen Bruder und wohl auch seine Frau, von denen wir über die Briefe an Bernhard Kenntnis erlangen. Offenbar ist für Echtermeyer ein Kompetenzzuwachs in einen Bereich nachzuweisen, den der Landwirt zuvor nicht berührte.

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Quelle: https://feldpost.hypotheses.org/875

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In einem Jahr zum „mechanischen Kind“. Zeichnen als Wissensform und Weltaneignung

Nun mag es nicht ungewöhnlich sein, dass innerhalb der Familie Joseph Furttenbachs d.Ä. (Ulmer Ratsherr, Architekt, Ingenieur und Architekturtheoretiker) das Zeichnen einen besonderen Stellenwert einnahm. Dennoch: Furttenbachs selbstverfasster Lebenslauff gibt uns einen für das 17. Jahrhundert kaum vergleichbaren Einblick in das Zeichnen als Wissensform und die hiermit verbundenen Künste der Mechanik. Im Folgenden will ich nur kurz einige Aspekte des Zeichnens und des Zeichenunterrichts bei Joseph Furttenbach d.Ä. skizzieren[1], die für aktuelle Fragen einer Wissensgeschichte der Architektur[2] oder der Entstehung des Architekturmuseums[3] von Relevanz … In einem Jahr zum „mechanischen Kind“. Zeichnen als Wissensform und Weltaneignung weiterlesen



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Quelle: http://archidrawing.hypotheses.org/393

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